Die Familie Hardelot - Irène Némirovsky - E-Book

Die Familie Hardelot E-Book

Irène Némirovsky

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Beschreibung

Der große Familienroman aus der französischen Provinz

Satt, selbstzufrieden und in der wohligen Gewissheit, dass sich nie etwas ändern wird: Die Fabrikantenfamilie Hardelot aus der französischen Provinz wiegt sich vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in trügerischem Glück. Doch innerhalb einer Generation wird ihre bürgerliche Welt für immer hinweggefegt. Irène Némirovskys Roman, der unmittelbar vor »Suite française« entstand, ist illusionsloser Abgesang auf ein Bürgertum, das feige vor der Wirklichkeit die Augen verschließt.

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Seitenzahl: 284

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Irène Némirovsky

Die Familie Hardelot

Roman

Aus dem Französischen

von Eva Moldenhauer

Knaus

1

Sie waren beisammen, sie waren glücklich. Die wachsame Familie schob sich zwischen sie und trennte sie mit unerbittlicher Sanftmut, aber der junge Mann und das junge Mädchen wußten, daß sie einander nahe waren; alles übrige verblaßte. Es war ein Herbstabend am Ufer des Ärmelkanals, zu Beginn dieses Jahrhunderts. Pierre und Agnès, die Eltern der beiden sowie Pierres Verlobte warteten auf das letzte Feuerwerk der Saison. Auf dem feinen Sand der Dünen bildeten die Bewohner von Wimereux-Plage dunkle, kaum von den Sternen erhellte Gruppen. Rings um sie wehte die feuchte Seeluft. Tiefer Friede lag über ihnen, über dem Meer und über der Welt.

Die Familien verkehrten nicht miteinander; sie gehörten dem kleinen und mittleren Bürgertum an. Eine jede wahrte bescheiden, standhaft und würdevoll ihren Platz und ihre Distanz. Eine jede umgab sich mit einem Wall aus Schaufeln und Klappstühlen. Eine jede respektierte gewissenhaft die Parzelle des nächsten und verteidigte höflich, aber unnachsichtig die ihre: gleich dem gut gehärteten Schwert, das sich biegt, aber nicht bricht. Die Mütter murmelten: »Faß das nicht an, es gehört dir nicht. Verzeihen Sie, Madame, dieser Platz gehört meinem Sohn, und der hier ist meiner. Paß auf deine Spielsachen auf, sonst wird man sie dir wegnehmen.«

Der Tag war schwer von Gewittern gewesen, die sich unablässig zusammenzubrauen schienen, aber nicht losbrachen. Agnès dachte, wie herrlich es wäre, die nackten Füße ins Wasser zu tauchen. Aber man ging nur in der Mittagssonne und inmitten einer großen Menschenmenge ins Meer, was in gewisser Weise die Sittsamkeit eines Mädchens schützte. Sie hörte Pierres Seufzer: Er klagte über die Hitze. Er trug eine dunkle Jacke und einen steifen Kragen; sie erkannte ihn an diesem Weiß, das schwach im Dunkel schimmerte. Er lag in der Mulde der Düne und wedelte ungeduldig mit den Armen. Seine Mutter sagte: »Aber Pierrot, halt dich doch ruhig«, wie damals, als er zwölf Jahre alt gewesen war. Und obwohl er jetzt vierundzwanzig war, besaß diese zärtliche und autoritäre Stimme soviel Macht über ihn, daß er ihr noch immer gehorchte. Simone, Pierres Verlobte, saß zwischen Agnès und ihm; er wandte sich ab, um den hellen Streifen ihres Gürtels und ihre schweren, milchweißen Arme nicht zu sehen. Diese Simone schien aus Milch, Butter und Sahne zu bestehen, dachte er. Es war seltsam: Oft hatte er mit Vergnügen ihr frisches, fettes Fleisch betrachtet, ihre weiche, füllige Taille, ihr rotes Haar. Doch seit einiger Zeit lag sie ihm im Magen wie ein zu mehliges, zu süßes Gericht. Dabei waren sie verlobt. In der nächsten Woche sollte das große offizielle Verlobungsessen die beiden Familien vereinen. Agnès und er hatten keine Hoffnung. So wenig Hoffnung, daß sie einander nicht einmal ihre Liebe gestanden hatten. Es war sinnlos. Pierre Hardelot war der Sohn der Papierfabrik Hardelot von Saint-Elme. Die Eltern von Agnès waren Bierbrauer. Nur ein Fremder, jemand von außen, konnte eine Verbindung zwischen ihnen für möglich halten. Die Leute von Saint-Elme aber täuschten sich nicht; sie erkannten mit unfehlbarem Scharfsinn und Feingefühl den Gegensatz dieser gesellschaftlichen Stellungen. Diese Bierbrauer waren vulgärer Herkunft, und da sie zudem aus Flandern kamen, gehörten sie nicht in diese Gegend. Die Hardelots stammten aus Saint-Elme, und es gab noch weitere Hindernisse. Pierre hätte verzweifelt sein müssen, doch trotz allem fühlte er sich glücklich. Agnès war da. Sie waren beisammen.

Das Feuerwerk verzögerte sich. Die Männer gestatteten sich einige Zwanglosigkeiten; sie streckten die Beine aus, stützten sich auf einen Ellbogen. »Aber niemand lümmelt sich so wie du. Das tut man nicht«, sagte Pierres Mutter ihm ins Ohr. Die Frauen blieben mit steifem Oberkörper auf der Erde sitzen wie auf den Stühlen eines Salons, wobei der Rock züchtig die Knöchel bedeckte. Wenn das vom Wind gezauste bleiche Gras ihre Waden streifte, preßten sie mit schamvollen Bewegungen ihre Beine zusammen. Ihr Kleider waren schwarz und lang; gestärkte, auf Fischbeinstäbe gezogene Wäschekragen umschlossen ihren Hals und zwangen sie, den Kopf ruckartig nach links und rechts zu drehen, so wie ein Huhn einen Wurm pickt. Wenn das Licht des Leuchtturms aufschien, sah man auf ihren Hüten ein ganzes Beet Blumen aus Gaze und Samt, die auf ihren Messingstengeln zitterten. Hier und dort hockte eine ausgestopfte Möwe mit spitzem Schnabel auf einem Canotier-Hut. Das war die große Mode der Saison, aber manche fanden sie ein wenig gewagt. Dieser Vogel hatte etwas Aufreizendes mit seinen ausgebreiteten Flügeln und dem kleinen runden Glasauge, dachte Pierres Mutter, als sie die Mutter von Agnès betrachtete und den mit grauen Federn geschmückten Hut ihrer Nachbarin mit dem ihren verglich, den Margeriten zierten. Aber die Mutter von Agnès war Pariserin. Es gab Nuancen, die sie nicht spürte, nicht begriff.

Dennoch schien sie sehr darauf bedacht zu sein zu gefallen. Sie sagte: »Ja. Ganz meiner Meinung. Genau das glaube ich auch«, doch ihre Unterwürfigkeit wirkte aufgesetzt. Jeder wußte, daß Gabrielle Florent vor ihrer Heirat hatte arbeiten müssen, um ihr Brot zu verdienen. Sie selbst sagte, daß sie Gesangsunterricht erteilt habe. Alles war möglich. Ein Gesangslehrer kann Beziehungen zu Schauspielerinnen haben. Trotz allem empfing man sie in Saint-Elme, denn was die Gegenwart betraf, so war ihr nichts nachzusagen. Man empfing sie, blieb jedoch auf Distanz.

Für Agnès und ihre Zukunft wäre eine präzise Anklage im Hinblick auf die Vergangenheit ihrer Mutter besser gewesen als diese vagen Verdächtigungen, dieses Getuschel, wenn sie vorbeikam, dieses Kopfschütteln, diese Seufzer: »Haben sie Familie in Paris? Ich finde, in ihrer Jugend hatte diese Madame Florent schlechte Manieren. Ihre junge Tochter wird es nicht leicht haben zu heiraten. Ich sehe sie nicht verheiratet. Und Sie?« Agnès’ Vater war drei Jahre zuvor gestorben. Man wunderte sich, daß die Witwe in Saint-Elme geblieben war. »Sie hat wohl keine Familie mehr«, sagte man mit gehässiger Miene: In den Augen der Leute von Saint-Elme war das Fehlen einer weitläufigen Verwandtschaft verdächtig. »Sie sagt, sie habe alle ihre Angehörigen verloren.« Das war keine Entschuldigung. Eine gutbürgerliche Familie muß groß und widerstandsfähig genug sein, um dem Tod trotzen zu können.

»Das Feuerwerk, das Feuerwerk fängt an!« riefen Kinderstimmen.

Ein goldener Stern war aus einer Mulde der Düne hervorgeschossen und schaukelte in den Fluten. Neugierig und vergnügt richteten die Leute sich auf. Die Bewohner von Wimereux-Plage waren von Zerstreuungen nicht verwöhnt: Man spielte »Petits Chevaux« im Casino, und manchmal gastierte eine Theatertruppe aus Paris. Feuerwerke kosteten nichts. Gesunde Sparsamkeitsgrundsätze regierten die Welt.

»Kommen Sie hierher, Agnès«, sagte Pierre, »und stellen Sie sich vor mich, dann sehen Sie besser …«

Doch als Agnès zu ihm kam, fand sie ihn zwischen seiner Mutter und seiner Verlobten eingekeilt. Er reichte ihr die Hand, um ihr auf die Düne heraufzuhelfen, und sofort wandte sich Madame Hardelot an ihren Mann:

»Charles, stell dich hinter Agnès. Du bist doch so groß! Sie sieht ja nichts, nicht wahr, Kleine?«

Auf diese Weise von drei Seiten geschützt, wurde Pierre verteidigt wie eine Festung. Mit einer gewissen Heftigkeit stieß er die Frauen zurück:

»Es ist zu heiß. Mein Sandbett ist mir lieber.«

Agnès wagte nicht mehr, sich zu rühren. Sie senkte den Kopf und schluckte ihre Tränen hinunter.

Während des Winters sahen sich die Hardelots und die Florents selten, obwohl sie Nachbarn waren. Die Leute von Saint-Elme besaßen ein wahres Talent, alles zu ignorieren, wovon sie nichts wissen wollten. Wie gut sie es verstanden, sich nach Belieben taub und blind zu stellen! Mit welchem Zartgefühl sie sich alles aus dem Weg räumten, was ihnen mißfiel! Familien konnten zwanzig Jahre lang Tür an Tür wohnen und nie einen einzigen Blick wechseln. Doch hier in Wimereux war es anders. Agnès’ Vater und Charles Hardelot hatten in ihrer Jugend ein Grundstück am Meer gekauft; ihre Chalets grenzten aneinander. Es war ein Zufall, und da er sein Geld gut anlegen wollte, überwog das alle Bedenken. Schicklicherweise konnte man einander nicht mißtrauisch beäugen. Im übrigen blieb das im Sommer ohne Folgen, dachten die Hardelots; es schien, als wäre alles, ihre Gewohnheiten, ihre Vorurteile und ihre Vorlieben, Teil ihres Lebens in den eigenen vier Wänden. Sobald sie diese verließen, wurden sie toleranter. So wie bestimmte Insekten außerhalb ihres Nestes keinen Stachel mehr haben. Aber die Saison ging ihrem Ende zu. ›Und wir werden für immer getrennt sein‹, dachte Agnès. ›Er wird heiraten, und ich … Liebt er mich überhaupt? Er hat es mir nie gesagt … Da er weiß, daß er mich nicht heiraten kann, wäre es unredlich‹, dachte sie noch. ›Wenn er mich liebte, würde ich ihm folgen bis ans Ende der Welt.‹

»Sieh nur, wie hübsch das ist«, sagte Madame Florent und beugte sich zu ihrer Tochter.

Und Agnès antwortete mit zitternder Stimme, ohne etwas zu sehen:

»O ja, sehr hübsch.«

Eine Garbe von Sternen stieg zum Firmament empor, sank herab und beleuchtete die Menge; in ihrem Sturz wurde sie von einem langen Pfeifen, ähnlich dem eines Dampfstrahls, begleitet. Alle Gesichter hoben sich: das von Pierre, hager und gebräunt, mit hoher Stirn und kleinem Mund unter einem leichten braunen Schnurrbart; das von Madame Hardelot, fett, sanft und blaß; das von Simone mit dem schweren Kinn; das von Agnès, die mechanisch den Bewegungen der anderen folgte – das frische und schmale Gesicht von Agnès, ihr heller Teint und ihr schwarzes Haar.

Flammen, Füllhörner, funkensprühende Räder füllten den Raum. Dann erlosch alles. Die Nacht wurde noch dunkler; die Luft roch nach Rauch. Ein einziger kleiner grüner Stern, verloren wie ein Waisenkind, verharrte eine Sekunde am Himmel, stürzte dann sehr schnell auf die Dünen zu. Die Menge hauchte ein enttäuschtes »Oh! …«, doch da sich im Osten andere Figuren entzündeten (ein Hahn, eine Fontäne, zuerst weiß, dann mit Silberpailletten gesprenkelt, dann dreifarbig), stieß die Menge ein befriedigtes »Ah-ah-ah« aus, während aus dem Dunkel das Weinen eines Kindes zu hören war.

Die Fontäne zerfloß und versiegte. Die letzten Raketen verschwanden im Meer. Das Feuerwerk war zu Ende. Die Florents und die Hardelots traten den Heimweg an. Charles Hardelot eröffnete die Wanderung. Der Kneifer auf seiner Nase glänzte im Schein des Leuchtturms. Er hielt seine Schuhe und seine Socken in der Hand und hatte seine Hose bis über die Knie hochgekrempelt. Es war schwierig, anders als barfuß über die Dünen zu gehen: Diese Hügel, diese Täler aus Sand lösten sich ständig auf, bildeten sich neu, ließen leichte weiße Bäche aus feinem Sand in die Stiefeletten und Strümpfe rieseln. Die Damen wußten ein Lied davon zu singen: Sie kamen nur mühsam voran, zogen Grimassen und stützten sich gegenseitig, aber auf die Idee, die Schuhe auszuziehen, wären sie natürlich ebensowenig gekommen, wie ihre Korsetts abzulegen. Die jungen Mädchen schritten stumm neben ihren Müttern einher. Pierre war nicht da.

»Er sagte, er wolle im Casino vorbeischauen, bevor er nach Hause geht«, sagte Madame Hardelot mißbilligend. Und leise flüstere sie ihrem Mann ins Ohr:

»Schlaf nicht, bevor er heimkommt, und merk dir die Uhrzeit …«

»Soll ich dir was sagen?« flüsterte Charles im gleichen Ton. »Ich wäre ruhiger, wenn wir wieder in Saint-Elme wären und Pierre hätte eine Frau. Ich fürchte die Ausschweifungen in den Badeorten«, fügte er hinzu, während er seine dürren Beine rieb. Er befreite seine muskulösen, kräftigen Waden und seine schlanken, zierlichen Knöchel vom Sand. Während er seine Schuhe wieder anzog, schüttelte er sorgenvoll den Kopf.

Auf der Straße brannten einige Laternen und erleuchteten die zwischen den Dünen und den Pinien errichteten Villen. Sie hießen »Mon Repos«, »Mon Plaisir«, »Le Chalet Suisse« oder »Les Flots«. Sie ähnelten sich alle mit ihren hohen spitzen Dächern und ihren Balkons aus durchbrochenem Holz, ihren schmalen, mit Kieselsteinen und Muschelschalen verzierten Fenstern. Die Villen der Hardelots und der Florents waren die letzten auf dem Deich. Danach wurde der Weg ein sandiger Pfad. Der Sand häufte sich auf den Stufen der Freitreppe und den Wegen des bescheidenen Gartens. Schon bereitete sich Wimereux auf die Abendruhe vor. Hier und dort sah man zwischen den Fensterläden ein Licht durchscheinen und erlöschen. Jeder verbarrikadierte sich gegen den nächtlichen Wind, gegen das Rauschen des Meeres. Man hörte weder Lieder noch Schreie: Wimereux wurde von »feinen Leuten« bewohnt. Weiter unten, an der Küste, war ein Luxushotel gebaut worden, hieß es; dort wohnten Männer, die sich täglich zum Abendessen ankleideten, und Frauen, die jeden Tag ausritten. Dort tanzte und spielte man bis zum nächsten Morgen. Doch diese Fremden wurden nicht beneidet. Das alles geschah in weiter Ferne, wie es schien, auf einem anderen Planeten, und verdiente keinerlei Beachtung oder Interesse. An den Türschwellen sagten sich die Familien lange und umständlich gute Nacht. Man zog die schläfrigen Kinder an der Hand hinter sich her. Einer hinter dem andern erklommen sie die leichten Treppen aus hellem Holz, das nach Harz und Honig roch. Simone ging in ihr Zimmer, das zwischen dem von Pierres Großvater und dem von Monsieur und Madame Hardelot lag. Pierre selbst schlief in einem anderen Stockwerk, so weit wie möglich von seiner Verlobten entfernt, damit den Leuten auch nicht der Hauch eines Verdachts aufgrund der Tatsache kam, daß ein junger Mann und ein junges Mädchen unter demselben Dach wohnten. Man verriegelte die Türen und verschloß die Fenster; man schaute unter die Betten. In ihrem friedlichen Universum sahen die Leute nichts als Gefahren und Fallen aller Art.

In ihrem Haus hob Agnès den Vorhang ein wenig an und hielt Ausschau nach Pierre. Aber sie achtete darauf, nicht bemerkt zu werden. Welch ein Skandal, wenn man geahnt hätte, daß sie nicht schlief, daß sie auf jemanden wartete … und auf wen? Auf den Verlobten einer anderen. Er kam nicht. Sanfter, dichter Nebel stieg vom Meer auf. Es waren die ersten Septembertage; es roch jetzt nach Herbst. Die Luft verlor ihre Wärme, wurde rauh und feucht. Sie wartete. Es war fast Mitternacht. Nach und nach gingen die Laternen aus. Um Mitternacht schlief Wimereux. Endlich, endlich hörte sie das lange Stöhnen der von Pierre aufgestoßenen kleinen Holztür. Er kam nach Hause. Er ging nicht zu ihr, sondern zu Simone; trotz allem kam er nach Hause. Sie blieb noch einen Moment am Fenster stehen und zog sachte die Nadeln heraus, die ihr langes Haar festhielten. Der Strand, das Meer waren unsichtbar, von Dunst verschleiert. Man vernahm nur ein ganz schwaches Geräusch, von den Wellen ausgehaucht, einem menschlichen Seufzer gleich.

2

Madame Florent und Madame Hardelot nahmen ihr Bad. Sie hatten zusammen eine Kabine gemietet. Ein Pferd zog einen verblaßten Badewagen, in dem die Damen sich entkleideten, zum Meer. Aus Schamgefühl schützten sie sich auf jeder Seite mit einem Vorhang aus Frottiertüchern. Das Pferd ging langsam; die Kabine war voll Sonne. Sie hatten die Dünen, die Disteln und die kleinen rosa Wildnelken hinter sich gelassen und näherten sich dem Saum der Wellen. Durch die Luke winkte Madame Hardelot ihrem Mann zu, der Krabben fing; am Gürtel trug er einen kleinen Korb aus Flechtwerk, auf den in roten Buchstaben die Worte »Wimereux-Plage« gestickt waren. Sein alter, schwarzer Filzhut triefte. In der einen Hand hielt er sein Netz und mit der anderen seinen Kneifer, der ständig herabrutschte. Für Charles, der so naiv diese einfachen Freuden genoß, bedauerte sie, daß das Ende der Ferien nahte. Ansonsten war sie froh, nach Saint-Elme und zu ihren Gewohnheiten zurückkehren zu können. Als sie dann dick, weich und sanft im rosa Korsett dastand, dachte sie vage, daß das Bad kalt sein würde und daß Madame Florent, wenn sie ins Wasser tauchte, lächerliche kleine Schreie ausstoßen würde; sie dachte an Pierre, an das Verlobungsessen, an diese kleine Agnès, die so offensichtlich in Pierre verliebt war, an den Verlobungsring (wie teuer alles war!), an Simones Mitgift, an die Liebe, die Ehe, das Leben. Von Zeit zu Zeit seufzte sie leise, während sie ihre schwarzen Baumwollstrümpfe herunterrollte und auszog.

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