Meistererzählungen - Irène Némirovsky - E-Book

Meistererzählungen E-Book

Irène Némirovsky

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Beschreibung

Irène Némirovsky als große Könnerin der kleinen Form

Die im vorliegende Band versammelten neun Erzählungen, darunter die viel gerühmte Erzählung »Rausch«, greifen all die Themen auf, um die das literarische Schaffen Irène Némirovskys kreist: Intrigen, verbotene Leidenschaften, dunkle Geheimnisse, unstillbare Freiheitssehnsucht und kopflose Flucht. Pointiert und unsentimental beobachtet die große französische Schriftstellerin eine Welt, deren Existenz gefährdet ist.

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Seitenzahl: 268

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Irène Némirovsky

Meistererzählungen

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer

Knaus

Die in diesem Band veröffentlichten Erzählungen stammen aus einer im Jahre 2000 bei Éditions Stock, Paris, erschienenen Sammlung.

Copyright © Éditions Stock, Paris, 2000

Copyright © der Erzählung »Rausch«: Erstausgabe 1934 by Éditions Gallimard, Paris, Neuausgabe by Édition Denoël

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011

beim Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Gesetzt aus der Aldus von Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-14732-7

www.knaus-verlag.de

Inhalt

Rausch

Sonntag

Aino

Ein ehrbarer Mann

Die Vertraute

Brüderlichkeit

Der Zuschauer

Der Unbekannte

Monsieur Rose

Bibliographische Angaben

Rausch

Finnland in unruhigen Zeiten. Kurze Sommer, harte Winter. Nur zur Mittagsstunde dringt ein roter Strahl durch die Wolken, läßt den Schnee erglühen, funkelt und erlischt. Unmittelbar danach bricht die Dämmerung herein; alles schweigt still, verkriecht sich in den Häusern unter der Lampe und schläft bald ein. Die wenigen Schlitten gleiten lautlos dahin. Manchmal hört man im Abendnebel, im Schnee, ferne Glöckchen klingen. Dann herrscht Stille, tiefe Stille.

Es schneit. Die Schlitten bringen Baumstämme in die Stadt, die in den benachbarten Wäldern gefällt wurden. Der süße Geruch des Holzes verbreitet sich in der Luft, der Saft sickert noch aus der frischen Schnittfläche. Der Atem der Pferde und der der Menschen, die unter den schneebedeckten Planen eingeschlafen sind, vermischen sich und steigen dampfend nach oben. Die Seen frieren zu. Ein Eispanzer bedeckt die Bäche, die Teiche, die Bucht vor der Stadt. Man wandert, und während vieler Meilen sieht man nur makellose Schneefelder und plötzlich, am Horizont, ein baufälliges altes Haus, von Eis und Wind niedergedrückt. Die Wälder sind dunkel und ohne Vögel. Auf dem Boden gibt es Spuren von Tieren, die man aber nicht bemerkt; man hört weder menschliche Stimmen noch das Geräusch von Schritten.

Vor fünfzehn Jahren gerieten die Nachbarländer in Aufruhr, und das friedliche Finnland wehrte sich seinerseits. Doch an einem kalten Wintertag scheint alles düster und ruhig zu sein.

Zwei Bauern gehen von Dorf zu Dorf in Richtung Nor-den, machen in jeder vereisten kleinen Station unter dem hölzernen Unterstand halt und bekleben die Wände mit den roten Plakaten, auf die in Schwarz ein Hammer und eine Sichel gezeichnet sind: Aufrufe zur Plünderung. Der rauhe Wind zerreißt das Papier, dessen Fetzen durch die Luft fliegen. Die Bauern haben ihre Laternen auf die Erde gestellt, und der Wind läßt durch die dünne Glaswand hindurch die Flamme flackern. Schlösser werden in Brand gesteckt; in den Parks fallen die blinden, zerschlagenen Statuen um; ein in den See geworfenes Klavier bricht durch das Eis und versinkt langsam im Wasser. Die Weinkeller werden geplündert, aber sie waren schon seit langem halb leer.

»In der Stadt«, sagen die Bauern neidvoll, »werden sie mehr finden!« Dann erlöschen die Flammen, die Asche verstreut sich; durch die klaffenden Fenster bläst der Wind. Welke Blätter bedecken einen zerbrochenen, auf die Wiese geworfenen alten Spiegel. Mit spitzen Schreien ziehen die Wildgänse über den Himmel. Es schneit; die Flocken sind leicht, und der Wind verweht sie mühelos. Auf dem Acker liegt die Leiche eines Soldaten, friedlich, mit geschlossenen Augen. Krächzend sind die Raben davongeflogen. Später wird die Leiche tief im dicken Schnee versinken, und im Frühling werden die zitternden Gräser, der Wildhafer, die Blumen sie bedecken.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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