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Claudia probiert zum ersten Mal Erotikspielzeug aus, und hat nach anfänglicher Scheu immer mehr Spaß an diesen Sachen. Als sie schließlich noch Marc kennenlernt, einen Sexshopbetreiber, nimmt alles eine ungeahnte Wendung.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Das Päckchen glänzte golden; selbst das rosafarbene Lackgebinde leuchtete im Schein der Deckenlampe. Claudia wog es in der Hand als wollte sie feststellen, wie schwer es sei oder um herauszufinden, welchen Inhalt es wohl verbarg. Sie hob sich das Gefühl der Vorfreude auf, obwohl sie es kaum noch abwarten konnte.
Das Mädchen mit den seidig hellem Haar, das bis auf die Schultern fiel, saß auf ihrem Bett, starrte auf irgendeinen fixen Punkt an der gegenüberliegende Wand, und malte sich aus, welches Gefühl sie wohl erwarten würde, wenn sie die Kugeln benutzte. Sie wollte sie ausprobieren, so wie es ihr Michaela schon mehrmals vorgeschlagen hatte. Michaela war ihre beste Freundin. Sie kannten sich schon seit der Schulzeit und arbeiteten in einem Supermarkt.
„Du brauchst sie nur einführen, bevor du spazieren gehst“, riet ihr die Freundin. „Oder noch besser...“ Sie kicherte dabei und hielt vor Beglückung die Hand vor den Mund. „...bevor du zur Arbeit gehst.“
Claudia lächelte in sich hinein und blickte wieder auf das Päckchen. Die Tage des Wartens waren endlich vorbei. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie feucht ihre Hände waren, als sie am Computer saß und sich endlich dazu entschloss, das Liebesspielzeug zu bestellen.
Sie zog schließlich das Lackband auseinander, zupfte das glänzende Papier weg und atmete noch einmal tief durch, bevor sie den Deckel lüftete. Erst jetzt sah sie, wie bezaubernd es verpackt war. Sie lobte sich in diesem Moment für den Einfall, es anonym im Internet bestellt zu haben; keiner stellte dumme Fragen, es gab kein abfälliges Lächeln – und es kam ins Haus.
Eigentlich Michaelas Idee.
Die Kugeln, fein in Stanniolpapier eingeschlagen, lagen fest in ihrer Hand. Kühl, glatt und geschmeidig. Claudia ignorierte den beiliegenden Zettel, auf dem stand, wie man damit umzugehen hatte, stand auf und zog die Gardinen vor die Fenster. In ihr arbeitete es fieberhaft. Bis morgen hatte sie Zeit das Geheimnis der Liebeskugeln auszuprobieren, ach, eigentlich die nächsten Tage! Heute war Freitag, und bis zum Sonntag konnte sie die Zeit ausnutzen... Warum auch nicht am Montag, wenn sie früh zur Arbeit musste...
Heute würde niemand mehr bei ihr läuten, kein Besuch hatte sich angemeldet. Sie hatte die ganze Nacht für sich, für sich und ihre Kugeln.
Claudia lief ins Bad, zog sich noch auf dem Weg dorthin die Bluse vom Leib, was mit einer Hand gar nicht so einfach war, denn sie musste ja ihren Lustkauf festhalten, und blieb zitternd vor dem Spiegel stehen. Wie eine Statue stand sie da, ihre Kugeln, die mit einem Band verbunden waren, vor sich, und starrte ihr Spiegelbild an. Die kleinen festen Brüste strafften sich noch mehr, als sie sich wieder vorstellte, wie es sein musste, diese Kugeln in sich zu spüren. Hart fühlten sich die Brustwarzen an, hart auch der Lustkauf in ihrer Hand.
Mit vor Aufregung flatternden Fingern knöpfte sie ihre Hose auf, trat sie zur Seite und blieb schwer atmend stehen. Sie wusste nicht mehr, was Michaela gesagt hatte: Sollte man die Liebeskugeln einölen oder ging es auch so? Doch sie merkte schon beim Berühren ihrer Schamlippen, dass selbst die Behaarung feucht war und somit eine Ölung überflüssig schien.
Claudia schloss die Augen und drückte vorsichtig, bei leicht gespreizten Beinen, das kühle glatte Hartplastik hinein. Sie schob sie soweit, dass sie davon ausging, sie jederzeit wieder ohne Komplikationen herausholen zu können. Dann hob sie den Kopf, wischte die Finger am Handtuch ab und nahm wieder eine normale Stellung ein. Dabei horchte sie in sich hinein und war vorerst enttäuscht. Enttäuscht, weil sie nichts Außergewöhnliches empfinden konnte, ja nicht einmal den Fremdkörper in sich.
„Na so ein Scheißding!“ fluchte sie leise und lächelte fies ihr Spiegelbild an. „Michaela – du hast gelogen!“
Claudia trat einen Schritt zur Seite und bückte sich, um ihren Slip aufzuheben, den sie achtlos zur Seite geschoben hatte, als das Zusammenprallen der Kugeln durch ihren Körper bebte. Claudia konnte sich das erstaunte und gleichzeitig beglückende Jauchzen nicht verkneifen. Wie Blitz und Donner zugleich durchströmte der leichte Zusammenstoß der Kugeln ihr Innerstes; ein Maß nicht gekannter Gefühle bemächtigten sie.
Es dauerte einige Sekunden des Verharrens, bevor sie den nächsten Schritt wagte, und wieder durchfuhr sie dieser Gefühlsblitz, diese Ekstase der Erregung. Claudia hielt ihre Hand vor den Mund; zu laut, glaubte sie, kamen die Töne der Wollust über ihre Lippen, pressten sich die Laute ungehemmt aus ihr heraus. Was war es erst für ein langer Weg, die wenigen Schritte bis zum Schlafzimmer hinüber zu gehen, nein, zu stelzen, mit der Ungewissheit, wegen der steigenden Erregung nicht mehr weiterlaufen zu können, sich auf dem Boden zu wälzen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen!
Schrittweise presste sie die wollüsternden Laute heraus, bis sie sich auf das Bett legen konnte. Die Kugeln waren mittlerweile so tief in sie eingedrungen und schlugen beim Niederlegen gegeneinander, dass Claudia ins Bettzeug biss.
„Mein Gott!“ stöhnte sie auf, als sich ihr Körper allmählich beruhigt hatte. „Du kleines Luder – du...“ Sie lächelte ins Kissen hinein und dachte dabei an Michaela. Jetzt wusste sie, warum Michaela jedes Mal, wenn sie unterwegs waren um endlich einen Mann kennen zu lernen, so aus dem Häuschen geriet. Aufreizend gekleidet und schon nach dem ersten Tanz heiß wie Ziegenmist! Doch wieso erst nach dem tanzen?
Claudia fiel es wie Schuppen von den Augen. Deshalb verschwand Michaela für eine Weile auf der Toilette! Deswegen tippelte sie den ganzen Abend wie ein balzender Pfau umher und setzte sich mit einem ungewohnten Stöhnen zu ihr an den Tisch!
Sie drehte sich zurück auf den Rücken und starrte zur Decke. Ihr fiel der nagelneue Body ein, den sie erst vor wenigen Tagen gekauft hatte. Ein aus weißer Spitze gefertigtes Teil mit hohem Kragen. Er war sehr betörend, wie sie fand, und sie glaubte, dass der Kick mit den Liebeskugeln durch ihn noch verstärkt werden könnte.
Welch ein Wahnsinn dieser Weg zur Kommode! Welch ein berauschendes Gefühl, das sie so noch nie erlebt hatte! Claudia musste sich am Schränkchen festhalten und biss sich auf die Lippen. Bis zum nächsten Morgen würde sie es mit den Kugeln nicht aushalten. Das glaubte sie jedenfalls.
Mit dem Versuch, den Körper so ruhig wie möglich zu halten, fingerte sie den Body aus der Schublade und streifte ihn über. Die Kugeln nutzten dabei jede Möglichkeit, sich zu begegnen und ließen ihr keine Zeit, den Body richtig anzuziehen.
In dem Moment, als sie es endlich geschafft hatte, die Gefühle soweit unter Kontrolle zu haben um den Body zu schließen, läutete es an der Tür. Erschrocken starrte Claudia zur Tür. Wer konnte das sein? Niemand hatte sich angemeldet, und Michaela war erst wieder ab Montag da.
Es läutete wieder, diesmal aber länger und ausdauernder.
Das war Michaela! Nur sie klingelte so!
Claudia nahm den Hörer des Türöffners in die Hand und fragte nach. Natürlich war sie es.
Michaela huschte schnell durch den Türspalt, den ihr Claudia bereitwillig offen hielt, und schob gleich darauf die Tür wieder zu.
„Ich denke, du bleibst bis Sonntag?“ meinte Claudia.
„Willst du ausgehen?“ kam stattdessen die Gegenfrage. Michaela hatte sich auf die Bettkante gesetzt, auf die noch vor einer halben Stunde Claudia gehockt hatte. Sie musterte ihre Freundin in dem aufreizenden Outfit.
„Ich wollte es nur ausprobieren“, sagte Claudia und presste die Oberschenkel aneinander.
„Das kannst du gleich anlassen“, meinte Michaela. „Es sieht verdammt geil aus, und außerdem will ich mit dir losziehen.“
„Wohin?“
„Tanzen.“
„Ich denke, du bist bis Sonntag im Urlaub?“
„Phh!“ Michaela zog einen Schmollmund und lehnte sich im Bett hin. „Ich habe ihm den Laufpass gegeben und bin früher abgehauen.“
Claudia musterte ihre Freundin. Sie war genauso groß wie sie und hatte rotblondes gewelltes Haar. Eine rote Hexe, wie sie von ihr manchmal schnippisch gehänselt wurde.
„Los, komm, zieh dir noch `ne knackige fesche Strumpfhose an, eine kurze Hose drüber und los geht’s!“
Claudia überlegte, ob sie mitgehen sollte. Lust hatte sie nicht, überhaupt nicht. Sie hatte sich so auf ihren Abend gefreut. Doch Michaela ließ ihr keine Zeit zum grübeln. Da sie sich sehr gut auskannte als allerbeste und langjährige Freundin, suchte sie für Claudia nach einer passenden Strumpfhose und hielt ihr schließlich eine kurze Jeans vor die Nase, bis Claudia endlich einwilligte.
„Ich zieh mich im Bad um, nimm dir solange was zu trinken raus. Im Kühlschrank steht noch was.“ Sie glaubte Michaelas Blick im Rücken zu spüren und schrak heftig zusammen, als sie rief. „Halt, warte!“
Claudia presste die Luft zwischen den Lippen heraus um nicht aufzustöhnen. Es hatte ihr ungehörig viel abverlangt, einigermaßen normal bis zur Badetür zu laufen. Ob Michaela etwas bemerkt hatte?
„Warte, ich knöpf dir noch den Body richtig zu.“ Sie schloss die hinteren Knöpfe. Dann hörte Claudia, wie sie die Kühlschranktür öffnete.
Sie musste unbedingt die Kugeln entfernen, doch sosehr sie sich abmühte, das Bändchen mit den Fingern zu erreichen – es gelang nicht. Zu tief waren sie hineingerutscht, so dass es wohl nur im Liegen gelingen würde. Außerdem nervte Michaela vor der Tür. Sie plapperte unentwegt über den verkorksten Urlaub mit Thomas, über sein Versagen im Bett und wie sehr sie sich zuvor angetörnt hatte. Claudia wusste, was sie damit meinte.
„Bist du endlich soweit?“ fragte sie zum wiederholten Mal.
„Ja, gleich.“ Claudia hatte es aufgegeben. Sie streifte sich die Strumpfhose über die wohlgeformten Beine, zog die Hose darüber und öffnete die Tür, bevor sie sich vor den Spiegel stellte, um sich das Gesicht zu schminken. Sie hatte die Zähne zusammenbeißen müssen, um nicht Michaela Anlass zu geben, dass etwas mit ihr anders war wie sonst. Ihr Becken bebte immer noch leicht, und Claudia hoffte nur, dass sie es nicht merkte.
„Wie eine Spreewälder Gurke fühlte er sich an“, redete sie übergangslos weiter, während sie ihr beim Schminken zusah. „Nicht zu klein, nicht zu groß, etwas gebogen..., na ja, und als es endlich soweit war, schlappte es zusammen wie eine Seeanemone. Und dabei hätte er gar nicht solange warten müssen.“ Sie winkte ab und atmete befreit aus. „Jetzt bin ich wenigstens wieder solo. Vielleicht findet sich ja endlich mal was Richtiges!“
Claudia hörte nur mit halbem Ohr zu. Zu sehr konzentrierte sie sich darauf, dass sie keine unnötigen Bewegungen machte. Es schien auch ihrer Freundin aufzufallen, jedenfalls kam auch schon ihre Frage.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“
„Ja..., wieso?“ Claudia drehte sich kurz zu ihr hin und lächelte. Zumindest versuchte sie es ehrlich aussehen zu lassen. Sollte sie es ihr verraten? Vielleicht war es besser so, und sie brauchte nicht ihr ganzes schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen. Doch Michaela ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken.
„Komm!“ Sie nahm sie unter, als Claudia die Schminkutensilien abgelegt hatte, und zog sie aus dem Bad heraus. „Heute machen wir es uns schön“, schnatterte sie weiter und wartete, bis sie sich die Jacke übergeworfen hatte. Dann hakte sie sich wieder unter, so wie sie es immer tat, wenn sie losgingen, und ließ ihrer Freundin keine andere Wahl, als mit ihr Schritt zu halten. Es tat nicht weh, nicht im Geringsten, doch das ständige Aneinander reiben der Kugeln ließen keinen klaren Gedanken mehr zu, geschweige auf den Redefluss ihrer Freundin einzugehen. Das Stöhnen, dass sie sich nicht mehr verkneifen konnte, versuchte sie mit Hüsteln und Husten zu übertönen, was sich allerdings in ihren Ohren ziemlich abstrakt anhörte.
„Sag mal..., bist du krank?“ fragte schließlich Michaela auf der Straße und blieb stehen. Sie standen sich gegenüber und sahen sich an. Natürlich war es ihr nicht verborgen geblieben, dass Claudia neben ihr her trippelte, anders wie sonst. Und da war noch dieses ständige, keuchende Husten.
„Ich muss einen Moment verschnaufen“, prustete Claudia. Sie fühlte sich so heiß und feurig, dass ihr nach etwas gelüstete, das sie sonst mit Leichtigkeit überspielen konnte.
„Kriegst du keine Luft mehr?“ wollte Michaela wissen.
„Doch, doch“, versicherte sie nach einem Moment. Die Gefühle klangen nur noch sehr langsam ab. Claudia spürte, wie die Feuchtigkeit in ihren Slip sog.
„Wir sind gleich da, dann erzählst du mir aber die Wahrheit“, entschied Michaela. Claudia nickte. Doch sie wusste nicht, ob sie es tun sollte.
Den restlichen Weg bis zur Diskothek war eine Tortur der Gefühle.
Es war ein wundervoller warmer Sommerabend, die Vögel in den Bäumen, die die Straßen säumten, waren verstummt und die Straßenlaternen brannten. Schon von weitem drang die Musik zu ihnen.
„Wir kommen heute etwas zu spät“, resümierte Michaela und warf einen kurzen Blick auf ihre Freundin, die noch immer ein Gesicht zog, das sie bei ihr noch nie gesehen hatte. Das etwas nicht stimmte, lag klar auf der Hand. Sie suchten nach einem Platz, den sie nach längerem Suchen auch fanden, und ließen sich nieder. Der Saal war gut gefüllt, und aus Erfahrung wussten sie, dass spätestens in ein, zwei Stunden niemand mehr eingelassen wurde.
Claudia hatte sich vorsichtig hingesetzt und konnte nun endlich – dank der Lautstärke der Musik – ihren Gefühlslauten freien Lauf lassen. Sie war sich nicht sicher, ob diese Eruptionen in ihr Orgasmen waren oder die Vorläufer davon. Noch nie, so glaubte sie jedenfalls, hatte sie jemals einen gehabt.
„Jetzt erzähle!“ forderte Michaela und stützte sich ganz nah vor ihr auf, damit sie sie besser verstand.
„Erst brauche ich was zum trinken.“
Michaela verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, verzog den Mund zu einem Grinsen und stöckelte zur Bar hinüber. Claudia atmete erleichtert auf, streckte vorsichtig die Beine von sich und ließ ihren Blick über die Tanzenden schweifen, die sich im Takt der bunten Lichterspots bewegten. Sie wollte gerade ihr Haar kämmen, da fragte neben ihr jemand: „Wollen wir tanzen?“
Claudia glaubte erst an eine Verwechslung. Noch nie war es passiert, dass sie gleich nach ihrer Ankunft zum tanzen aufgefordert worden war. Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, geleitete sie der Mann vom Stuhl. Sie spürte nicht nur die kurze sanfte Berührung auf ihrer Schulter, auch die Kugeln in ihr schienen sich darauf zu freuen.
Claudia fand ihn attraktiv, auch wenn sie sich nicht so richtig darauf konzentrieren konnte. Er war einen halben Kopf größer wie sie, etwas älter auch und hatte mittellanges schwarzes Haar. Die Augenfarbe konnte sie nicht erkennen, zu diffus war das Licht.
Natürlich wollte der Mann nicht sofort mit ihr zusammen tanzen, Arm in Arm. Nein, und bei dieser Musik war das Auseinandertanzen zudem viel passender. Doch Claudia versuchte es erst gar nicht; sie brauchte so etwas wie eine Stütze. Sie merkte, wie er sie verwundert ansah, als sie an ihn herantrat und ihren Arm um ihn legte.
„Ich heiße Marc“, sagte er.
„Claudia“, stellte sie sich vor. „Ich kann nicht anders tanzen“, versuchte sie sich ins rechte Licht zu rücken.
„Nicht -?“ Die Reaktion kam ihr etwas zynisch vor.
„Ich habe mir den Fuß verstaucht.“
„Dann muss ich ja besonders aufpassen“, lachte Marc und führte sie vorsichtig.
War es die Nähe des Mannes oder die Empfindungen in ihr? Claudia bewegte sich immer langsamer, bis sie nur noch auf der Stelle tanzten. Sie biss sich auf die Lippen, was er als Schmerz deutete.
„Wegen mir musst du nicht weitertanzen.“ Er verharrte in seiner Bewegung. „Wenn du willst, lade ich dich auf einen Drink ein.“
Sie willigte sofort ein und war froh, dass es endlich ein Ende hatte. Marc schob sich vor ihr durch das Gewühl der Leiber. Claudia folgte ihm und berührte dabei unauffällig die Stelle im Schritt, wo sie glaubte, dass die Feuchtigkeit schon hindurch gesogen war. Doch es schien wohl nur ihre Einbildung zu sein.
Sie fanden zwei Hocker nebeneinander und setzten sich.
„Das geht aber heute schnell mit dir“, hörte sie Michaela flüstern, die mit zwei Gläsern an ihr vorbei ging, lächelte und auf ihren Tisch zusteuerte.
„Was magst du haben?“ fragte Marc.
„Was trinkst du?“
„Sekt, trockenen Sekt.“
„Nehme ich auch.“ Sie betrachtete ihn ungeniert von der Seite, als er sich über den Tresen beugte. Sein Hintern war knackig und sah verdammt gut aus in der Jeans.
Sie fixierte ihn eine Weile und erschrak, als er sich endlich zu ihr umdrehte, mit zwei Gläsern in der Hand.
„Bitte!“ meinte er und stellte sie ab. Claudia kam sich ertappt vor. „Auf dein Wohl, auf deine Genesung.“
Bevor sie nachhaken konnte, was er damit meinte, fiel ihr wieder die Ausrede ein. Sie prosteten sich zu, tranken einen Schluck und begannen ein belangloses Gespräch. Marc war dreiundzwanzig Jahre und wie schon erwähnt groß und kräftig, mit schwarzem dichten Haar – und was Claudia besonders an ihn beeindruckte, waren die stahlblauen Augen, die sie aufmerksam anschauten, wenn sie sprach. Sie konnte diesem Blick nicht standhalten; irgendetwas Geheimnisvolles strahlten sie aus, das sie nicht definieren konnte.
„Ich arbeite in einem Supermarkt“, antwortete Claudia, als er sie danach fragte. „Und du -?“
„Ebenfalls, na ja – nicht direkt in einem Supermarkt. Eher in einem kleinen Laden.“ Er prostete ihr zu.
„Was verkaufst du denn da?“
„Er gehört mir, der Laden“, entgegnete er, ohne damit auf ihre Frage geantwortet zu haben.
„Aha.“ Sie spürte, dass er ihr auswich. Erst jetzt war das Gefühl zwischen den Beinen abgeklungen, doch sie wusste, dass es umso heftiger wieder ausbrach, sobald sie aufstand und die ersten Schritte tat.
„Bist du oft hier?“ fragte er.
„Eigentlich schon, ja.“ Sie musste wieder seinem Blick ausweichen und erblickte durch die tanzenden Menschen Michaela, die die Beine übereinander geschlagen hatte und mit einem Mann sprach, der sich zu ihr gesetzt hatte.
„Deine Freundin -?“ Marc hatte ihren Blick verfolgt.
„Ja.“
Michaela war gerade aufgestanden und stelzte vor dem Mann zur Tanzfläche. Claudia musste bei ihrem Anblick lächeln. Sie wusste, warum.
„Wollen wir noch einen Tanz wagen?“
Sie zuckte zusammen. So wie sie seinem stahlblauen Blick nicht standhalten konnte, konnte sie ihm auch keine Abfuhr erteilen. Warum auch? Er gefiel ihr außerordentlich, und nur wegen dieser verdammt geilen Kugeln wollte sie ihn nicht vor den Kopf stoßen.