Die Filmemacher II - Hans Billian - E-Book

Die Filmemacher II E-Book

Hans Billian

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Beschreibung

Der Regisseur Hans Billian wurde oft gefragt, wie es denn beim Drehen eines Films zugehen würde. Werfen Sie in diesem Roman einmal einen Blick hinter die Kulissen...-

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Hans Billian

Die Filmemacher II

Band 2

Saga

Die Filmemacher IICopyright © 1995, 2019 Hans BillianAll rights reservedISBN: 9788711717264

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

Absprache mit dem Verlag gestattet.

Zunächst einmal möchte ich mich all’ jenen vorstellen, die mich noch nicht kennen. Mein Name ist Hans Billian und ich bin von Beruf Filmregisseur. Ich drehe keine Krimis oder langatmige Fernsehspiele, nein, ich beschäftige mich mit einem weitaus interessanteren Thema: dem Porno! Mein Beruf bringt es mit sich, daß in meinem Leben viel Buntes und Ungewöhnliches passiert – die Arbeit mit oft unberechenbaren Schauspielern, zahlreiche Pannen und unliebsame Überraschungen. Ich entschloß mich dazu, all’ meine Erlebnisse in dieser schillernden und knisternden Filmwelt einmal zu Papier zu bringen. Auch im zweiten Band meiner „Memoiren“ möchte ich wieder so richtig aus dem Nähkästchen plaudern ...

Viele Leute sind der Ansicht, daß ich nur wegen des Geldes Pornoregisseur geworden sei. Das stimmt aber nicht, oder doch nur zum Teil. Im Laufe meiner „Karriere“ ist mir immer bewußter geworden, daß mir meine Arbeit wirklich Spaß macht, weil sie kreativ ist und eine echte Herausforderung für mich darstellt.

Allerdings trifft es natürlich zu, daß so manche Darstellerin und so mancher Darsteller allein aufgrund der guten Bezahlung in einem Film mitwirken. So mancher freut sich auf eine ausgefallene oder heikle Szene, weil er dann einen Hunderter mehr herausschlagen kann.

Hierzu gleich ein recht erheiterndes Beispiel:

In meinen Porno-Kinofilm „Heiße Löcher, geile Stecher“, von dem noch die Rede sein wird, gab es die Rolle einer ,grünen Witweʻ, die einerseits schüchtern ist, andererseits von zwar unterdrückter, aber vehementer Lüsternheit geplagt wird. Ständig hängt sie mit dem Ohr an der Wand zur Nachbarwohnung, wo ein bildhübsches, vielgefragtes Callgirl seinem Geschäft nachgeht. Als dieses einmal zwei Kunden gleichzeitig zu Besuch hat, bezieht es die einsame Nachbarin in das Liebesspiel ein. Eigentlich sollte nun eine ganz normale Vierernummer folgen, in der die Männer zuletzt wie üblich abschießen. Als ich der für diese Rolle Vorgesehenen – eine junge Mutter aus meinem Bekanntenkreis – die Rolle zu lesen gab, meine sie, man könnte die Entwicklung von der Schüchternheit zur Gier doch dadurch unterstreichen, daß die Frau am Ende den Samen der Männer aufleckt. Aha, dachte ich, ein heimliches Hobby meiner Auserwählten und arrangierte begeistert die Szene um, damit sie zu ihrem Genuß kommen konnte. Als wir aber beim Drehen bei dieser Passage angekommen waren, reagierte sie zu meiner Verblüffung total entgegengesetzt: nein, das ginge denn doch zu weit, das könne man doch nicht von ihr verlangen! Ja gewiß, man habe damals vage von dieser Situation gesprochen, jedoch stehe das nicht in ihrem Vertrag. Da müsse schon eine Zulage rausspringen! Sie lächelte mich durchtrieben an und wir verstanden uns ohne weitere Worte. Kurz und gut: für weitere hundert Mark überwand sie ihren ,Abscheuʻ.

Ähnlich mißglückt wie der „Spießer“ war das Lustspiel „Ein fleißiger Pinsel“. Wir hatten dazu ein Original-Maleratelier gemietet und über eine Agentur in Paris einen der besten Stars aus Frankreich gebucht: eine gewisse Martine, die später in meinen „Fick Angels“ die Hauptrolle spielte.

Diesmal kam jedoch eine ganz andere, mit der nie nachzuprüfenden Begründung, Martine sei erkrankt. Unhübsch, mit der dusseligen Tätowierung eines Teufels auf dem Po, die wir mit einem großen roten Herzen überkleben mußten – denn vornehme Ladies, wie sie eine spielen sollte, tragen wohl kaum solche Konterfeis auf dem Hintern. Außerdem hatte sie Schwangerschaftsstreifen, die sich kaum überschminken ließen. Streng genommen hätte man sie postwendend zurückschicken müssen. Aber auch hier ergab sich die Situation, daß uns bindende Verträge mit Vermieter und anderen Darstellern im Genick saßen. Peinlich: jeder der beiden männlichen Partner verzog das Gesicht, wenn er sich mit dem deplazierten Import einlassen mußte, was die Potenz nicht gerade jubeln ließ. Ein bezauberndes zweites weibliches Wesen, eine achtzehnjährige Schwesternhelferin aus einer Münchner Klinik, mit der es die Männer am liebsten ununterbrochen getan hätten, konnte den Karren nicht aus dem Dreck ziehen, obwohl ich ihre Rolle so weit wie möglich vergrößerte.

Ebenso schwach fiel „Bonifatius Kiesewetter“ aus, der als Kostümfilm – man schreibt das Jahr 1912 — ausgerechnet noch teuer war. Unglücklich die Hälfte der Besetzung – darunter eine Darstellerin, die bei jedem Stoß jammerte, wie weh es ihr täte. Auf sie war ich besonders sauer; als Verkäuferin in einem Supermarkt waren wir mal ins Gespräch gekommen und sie hatte mir monatelang in den Ohren gelegen, ich möge sie doch etwas zuverdienen lassen, sie würde ,zu allemʻ bereit sein! Aber als sie den Vertrag in der Tasche hatte, fing sie an, Zicken zu machen. Es hat für einen Regisseur – jedenfalls für den eines Pornos – in so einem Fall keinen Sinn, großen Stunk zu machen und sie etwa zusammenzustauchen. Das bringt die allgemeine Stimmung nur endgültig auf den Nullpunkt und besonders das sensible Männervolk gerät leicht auf die Straße des Versagens.

Nicht immer muß es böser Wille sein, wenn ein Mädchen plötzlich durchdreht und sich eingestehen muß, daß sie ihren Mut, mit mehreren Partnern zu bumsen, überschätzt hat. In meinem Film „Das Lustschloß der Josefine Mutzenbacher“, den wir in einem Schloß in Tirol drehten, erschien ein Mädchen, das den ersten Drehtag korrekt hinter sich gebracht hatte, am nächsten nicht mehr zur Aufnahme. Vom Hotel, in dem sie einquartiert worden war, erfuhren wir, sie sei abgereist. Ganz offensichtlich hatte sie Bammel vor dem bevorstehenden Drehkomplex gehabt, in dem sie eine etwas komplizierte Nummer mit drei Männern gleichzeitig absolvieren sollte. Sie verzichtete lieber auf die Gage, die leider jedoch nicht soviel ausmachte, wie uns das Nachdrehen des Pensums mit einer neuen Darstellerin kostete.

Das zweite Mädchen in „Bonifatius Kiesewetter“ war auch eine Notlösung, weil wir die ursprüngliche Besetzung feuern mußten. Ihr Freund – leichtsinnigerweise hatte ich ihm erlaubt, zuzusehen – fing mit einemmal an, ihr Regieanweisungen zu erteilen. Als ich mir das verbat, ergriff sie überraschend seine Partei und als ich ihn zum Verlassen des Drehortes aufforderte, ging sie gleich mit. Vielleicht spekulierte sie darauf, daß ich einlenken würde, um sie nicht zu verlieren, aber auf so eine Erpressung darf man sich nicht einlassen, sonst fordert man Wiederholungen geradezu heraus.

Die gelungenste Szene dieses an sich dürftigen Films: wie die junge Baronesse dem Studenten Kieseweter während des Mittagessens in Gegenwart ihrer Mutter mit den Fußsohlen einen Orgasmus beschert! Über dem Tisch: gepflegter Small-Talk, darunter: raffinierte Bein-Arbeit mit Abschußgarantie.

Nach diesen drei danebengegangenen Arbeiten kamen Gottseidank wieder drei, die Volltreffer wurden: „Wie rettet man eine Ehe“, „Die Wirtin von der Lahn“ und „Die Bühne“ – alle mit Patricia Rhomberg, meiner Herzdame, die Furore zu machen begann.

„Wie rettet man eine Ehe?“ gehört zu den wenigen ernsten Pornos, die ich gedreht habe. Es ist bedauerlich, daß die Auftraggeber – jedenfalls war es bei meinen so – der Überzeugung sind, man müsse dem Publikum ausreichend Grund zum Lachen geben, sonst langweile es sich. Ich finde diese Ansicht unsinnig; manchmal ging es mir verdammt gegen den Strich, eine sichtbare, packende Leidenschaft mit Jux zu kombinieren. Tatsache ist, daß die animierende Sinnlichkeit, die diese Filme auf den Betrachter ausstrahlen sollen und deretwegen sie produziert werden, sich meiner Meinung nach nicht entwicklen kann, wenn ständig Dialogwitze und komische Situationen den sexuellen Ablauf stören.

Allerdings mußte man mit dem Aufkommen von Video zwei verschiedene Maßstäbe anlegen. Filme, die fürs Kino hergestellt wurden, waren nicht schlecht bedient, wenn sie neben dem Sex auch einen Schuß Humor aufwiesen, denn was hat man im Kino davon, wenn man geil wird? Weder kann man seine Begleiterin vernaschen noch – oder nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen – sich selbst die Freude machen. Als jedoch Ende der siebziger Jahre die Videowelle hochzuschwappen begann, sah die Sache anders aus. Jetzt nahm man die Filme mit nach Hause und sie dienten dazu, die ehelichen oder außerehelichen Aktivitäten anzuheizen und neue Beischlafperspektiven zu eröffnen – da waren Witze et cetera absolut fehl am Platze. Dasselbe galt von Anfang an für Super-8-Filme, die ja nur für den Hausgebrauch bestimmt waren. Doch, wie gesagt: mein Wunsch nach dramatischen Pornos, wie zum Beispiel echte Eifersuchts- oder Nymphomanie-Themen, stieß immer auf taube Ohren.

Ich habe in meinen späteren Werken „Intimes Lustgeflüster“ und „Im Liebesnest der Hippiemädchen“ einige ernstere Komplexe hineinschmuggeln können, aber nur, weil ich selbst der Produzent war. Von den übrigen Filmen behandelt nur „Wie rettet man eine Ehe?“ ein seriöses partnerschaftliches Problem und ich halte ihn nach wie vor für einen meiner besten. Die Situation: eine Ehe ist festgefahren. Die Frau, gespielt von Patricia Rhomberg, hat keine Freude mehr an der fantasielosen Weise, mit der ihr Mann in immer derselben Position seine ,Pflichtenʻ erfüllt. Sie ist frustriert, weil es stets nur samstags geschieht, da man ja am Sonntag ausschlafen kann. Der Besuch eines befreundeten Pärchens bringt sie auf eine Idee, wie sie sich mit List und Konzentration die Höhepunkte abringen könnte, die ihr seit einiger Zeit im ehelichen Verkehr vorenthalten werden.

Als das junge Paar, das ungeniert zugibt, es zu allen Gelegenheiten, in den verschiedensten Räumen, auf den verrücktesten Möbeln, und so weiter zu treiben, in Patricias Haus übernachtet, wird sie durchs Schlüsselloch Zeugin einer Nummer, die sie unglaublich erregt: die Freundin läßt sich, die Beine hoch an eine Sessellehne geschnallt, von ihrem Freund verarzten! Das gemeine, dynamische Bild läßt Patricia erschauern. Der Anblick frißt sich in ihre Gedanken. Als ihr Mann in dieser Nacht wieder in seiner 0815-Manier von ihr Gebrauch macht, steigert sie sich mit Hilfe der Vision des Gesehenen in einen tollen Orgasmus hinein, den sich der überraschte Gatte flott als seinen Verdienst anrechnet.

Patricia ist ein Licht aufgegangen! Sie perfektioniert die Methode, sich während des Verkehrs etwas irre Aufregendes vorzustellen – mit jemandem aus ihrem Bekanntenkreis. Bald genügt ihr dazu nicht mehr einer, zwei Männer müssen es sein! Und von Mal zu Mal kommt es ihr besser. Besonders, wenn sie die Situation in ihrer Fantasie brutalisiert: sie führt Werkzeuge in sich ein, wird auf Turngeräte geschnallt, läßt sich an Armen und Beinen aufhängen ...

Eines Nachts bricht ihr Patentrezept zusammen: in der Ekstase verrät sie unfreiwillig ihren Trick, sie schreit die Namen der beiden Partner heraus, die es ihr gerade in Gedanken besorgt haben. Ihr Mann ist ernüchtert. Mit viel Feingefühl zieht sich Pat aus der Klemme. Sie spitzt ihn an, die Masche auch mal zu probieren, sich zu suggerieren, daß er es nicht mit ihr treibt, sondern mit einer Bekannten, auf die er scharf ist! Das wäre ein ganz neues Vögelgefühl! Und gerissen fügt sie hinzu, den ganz großen Hammer würde er erleben, wenn er in seiner Fantasie abwechslungsreichere Stellungen riskiert, die sie allerdings gleich real mit ihm durchexerziert. Die jeweiligen Vorstellungen mit der fremden Partnerin und Patricias Partnern werden im Film wie Traumsequenzen sichtbar und gehen mit der akustisch vernehmbaren tatsächlichen Aktion des Ehepaars eine fesselnde Synthese ein. Mit dieser ausgefallenen Masche hangelt sich das Paar zu einer immer explosiver werdenden Liebesnacht hoch, die die beiden am Ende stöhnen läßt:

„Wenn wir nach dieser Methode weitermachen, werden wir uns in Kürze totgefickt haben!“

Für die Hauptdarstellerin war dieser Film eine Mordsanstrengung. Sie mußte die ganze Last der Story tragen; die zweite weibliche Rolle war nebensächlich. An jedem der vier Drehtage hatte sie mindestens fünf Stunden intensivsten Geschlechtsverkehr zu bewältigen. Dazu noch in strapaziösen Positionen: an der Leiter eines Swimmingspools, auf dem Sportgerät, das man Pferd nennt; sie mußte auf dem Fußboden auf eine Maschine zukriechen, in der sich ein künstlicher Penis wie ein Kolben hin- und herbewegte. In einem Komplex hing sie an Händen und Füßen gebunden von der Zimmerdecke herab und wurde in dieser Schwebehaltung gestoßen. Da man sie nicht in jeder Umleuchtungspause abhängen konnte, schoben wir ihr währenddessen eine Liege unter, um ihre Gelenke zu entlasten.

Ich weiß nicht, ob ein anderes Mädchen diese Zumutungen ohne Murren ertragen hätte – aber Pat tat es mir zuliebe. Jedenfalls entstand hier ein Film, der Aufsehen erregte und im Vergleich zu anderen aus dem Rahmen fiel. Auch stellt er, so komisch das klingen mag, tatsächlich einen nachahmenswerten Leitfaden für Liebende dar, die mit der konventionellen Technik ihres Bettgespielen keine Befriedigung mehr erreichen.

Ich bin manchmal gefragt worden, wie es möglich ist, daß man das Mädchen, das man liebt, in Filmen verwendet, in denen es mit jeder Menge anderer Männer in Intimkontakt gerät. Ich muß immer antworten: das ist für mich, genauer, für uns nie ein Problem gewesen. Das eine ist der Beruf, die Arbeit – das andere betrifft unser Privatleben. Auch Pat hat die Sache stets so aufgefaßt; keiner ihrer zahlreichen Partner hat außerdienstlich eine Rolle bei ihr gespielt. Wenn der Film vorbei war, gehörte sie wieder mir.

Manche Leute halten diese Unterscheidung, bei der es schließlich um die intimsten Dinge geht, für schizophren – und sicher werden mir auch etliche Leser in diesem Punkt nicht folgen können. Trotzdem bin ich hierin kein Ausnahmefall. Ich habe zahlreiche Eheund Liebespaare als Akteure beschäftigt. Sie sahen gespannt oder auch amüsiert zu, wenn der andere an der Reihe war, und es ist nie eine Situation entstanden, die zu einer privaten Trennung geführt hat. Nur einmal, in „Hexy L’amour“, war ich gezwungen, eine Ehefrau, die zu stänkern anfing, als ihr Gatte in die Vollen ging, vor die Tür zu setzen.

In „Fick Angels“ wirkte eine rassige Französin mit. Deren Mann hockte permanent in irgendeiner Ecke als Beobachter. Nach jeder Einstellung guckte sein Schätzchen zu ihm hin und erst, wenn er anerkennend nickte, war sie zufrieden mit ihrer Leistung.

Nein, es geschah nie, daß ein Pärchen durchs Drehen auseinander geriet. Zweimal passierte sogar das Gegenteil! In „Urlaub bis zum Schlecken“ lernten die herzige dunkelhaarige Annie und der fesche Rolf sich bei fröhlichen Bettspielen kennen und lieben und heirateten schließlich! Das Gleiche geschah in „Verführerinnen-Report“. Natürlich möchte ich deswegen nicht ins andere Extrem verfallen und etwa behaupten, Pomofilme hätten eine ehestiftende Wirkung.

In dem Fall, den ich zuvor erwähnte, wo ich die junge Frau zum Verlassen des Drehorts auffordern mußte, war der Gatte allerdings nicht ganz unschuldig. Er tobte sich vor den Augen seiner immer verbissener blickenden Frau derart provozierend auf seiner Partnerin aus, daß sie es nicht mehr ertragen konnte. Mitten in die Aufnahme hinein schrie sie:

„Brauchst net so damisch ficken, Xander! Des tust bei mir ja aa net! He, schaff di net so rein, hast mi verstanden?“

Daß das nun wieder den Braven irritierte und ihm die Stimmung verdarb, ist verständlich. Wir konnten uns das nicht bieten lassen und Julia mußte gehen. Dabei hatte sie in einem Film kurz vorher, „Mannequin“, sich als Hauptdarstellerin vorzüglich mit vier Männern beschäftigt, von denen einer ihr eigener war, ohne daß es zu Kontroversen kam. Offenbar konnte sie das reine Zuschauen nicht verkraften. Später entschuldigte sie sich, sie sei einem Anfall von Eifersucht erlegen. Sie sei auch sicher, ihr Mann habe sie mit seinem heißblütigen Einsatz absichtlich ärgern wollen. Im Stillen gab ich ihr recht, auch wenn ich ihn mit der Pointe in Schutz nahm:

„Er ist eben ein Künstler, der seine Aufgabe ernst nimmt und sein Bestes geben will!“

„Ha-ha!“ machte sie nur.

Andererseits ereignen sich auch Fälle genau entgegengesetzt zu dem eben Berichteten. Darsteller oder Darstellerinnen fragen vorher verstohlen an, ob man den Drehplan nicht so arrangieren könnte, daß sie an ihren Einsatztagen den Ehe- oder Liebespartner nicht zu Gesicht bekommen. Sie würden sich so „zum Besten des Films“ bestimmt freier entfalten, wenn der oder die , Andereʻ dabei nicht zuguckt beziehungsweise am besten an diesem Tag nicht dran ist und folglich auch nicht anwesend zu sein braucht. Es ist klar, daß wir auf solche heimlichen Wünsche nach Möglichkeit Rücksicht nahmen. Gehemmte Akteure nützen dem Film nichts.

Ein ebenfalls recht erfolgreiches Werk, diesmal mit Patricia in einer Nebenrolle, hieß „Die Bühne“. Die humorvolle, pikante Geschichte einer pornografischen Theateraufführung, die das Publikum so elektrisiert, daß es völlig zügellos wird. Zum Schluß gibt es im Parkett mehr zu sehen als oben auf den Brettern.

Wir drehten in Münchens „Intimen Theater“, mit seinem gepflegten Rahmen der richtige Schauplatz für die spritzige Handlung. Das Bühnenbild: ein einsames Jagdhaus, in das sich ein Ehepaar vor einem Unwetter flüchtet – im Glauben, es steht leer. Um den Knoten der Verwicklung ordentlich zu knüpfen, erscheinen die beiden nicht gleichzeitig. Die junge Frau kann offenbar schneller laufen und so findet der nachhinkende Gatte sie bereits im heftigen Clinch mit dem Besitzer der Hütte. Eine vergnügliche Situation, die einen Blick ins Drehbuch lohnt: beginnend mit dem Moment, in dem der Eigentümer die fremde Frau antrifft, die sich soeben ihrer nassen Kleidung entledigt hat.

Evelyn preßt erschrocken die Hände vor ihre Intimstellen:

„Oh – ich dachte, das wäre eine Zufluchtstation für ...“

Jochen, charmant:

„... gestrandete Bergsteiger? Genau das ist es ... ich heiße Sie herzlich willkommen.“

Er geht zu ihr und ersetzt ihre Hände durch die seinen.

Als seine Finger herumzuspielen beginnen, mahnt Evelyn:

„Gleich wird mein Mann aufkreuzen.“

Jochen, eindringlich:

„Ein Grund mehr, sich zu beeilen, zumal ich auch meine Frau erwarte.“

Er legt sie bäuchlings auf die Tischplatte und trifft blitzschnell ins Schwarze.

Evelyn, die von ihrer Position aus nach draußen sehen kann, zuckt zusammen:

„Da kommt der Meine schon! Ich mach die Augen zu, vielleicht sieht er mich dann nicht ...“

Das Publikum kichert. Jochen läßt sich in seiner Nummer nicht stören.

Thomas tritt ein. Im ersten Augenblick reagiert er verdutzt. Evelyn, unter Jochens Stößen keuchend, erklärt:

„Liebling, das ist der Besitzer. Ich wollte ihn etwas freundlicher stimmen.“

Thomas beruhigt sie:

„Ist schon in Ordnung, mein Sternchen. Schließlich sind wir unangemeldet hereingeplatzt.“

Er geht zu Jochen:

„Wollen Sie nicht die Jacke ablegen? Meine Frau pflegt ihren Partnern mächtig einzuheizen.“

Jochen:

„Sehr aufmerksam.“

Thomas nimmt ihm die Jacke ab. Zu Evelyn:

„Macht er’s denn gut, mein Sternchen?“

Die Frau stöhnt zufrieden.

Thomas zu Evelyn:

„Ich würde aber vorschlagen, daß du dich auf den Rücken legst. Schau, deine Brüste scheuem auf dem rohen Bauerntisch. Du ziehst dir noch einen Schiefer in deine schnuckligen Knospen! Sie haben doch nichts dagegen, verehrter Freund?“

Jochen dreht beflissen die Partnerin um:

„Ich bitte Sie! Das ist doch Ihr gutes Recht, auf solche Dinge zu achten.“

Die Stimmung im Publikum wird immer ausgelassener.

Evelyn zu ihrem Mann:

„Liebling, würdest du den Herrn – ach, ich weiß nicht mal seinen Namen, aber das hat ja Zeit bis nachher – würdest du ihn ersuchen, daß er mir den Schweif etwas rasanter reindonnert?“

Thomas zu Jochen:

„Da hören Sie’s, mein Guter. Warum nützen Sie Evelyn Tiefe nicht besser aus? Außerdem steht meine Frau auf Tempo!“

Jochen:

„Ich bin für jeden Hinweis dankbar.“

Er beschleunigt die Aktion.

Triefend naß taucht seine Frau Ulrike auf. Schreiend erkennt sie, was sich da abspielt:

„Was fällt dir ein, Männe? Sofort gehst du raus aus dieser Nutte!“

Thomas, echt aufgebracht:

„Erlauben Sie mal! Wie reden Sie von meiner Frau? Das ist eine hochanständige Person!“

Ulrike, beeindruckt:

„Umso schändlicher von meinem Mann! Männe, schämst du dich nicht, diese hochanständige Person zu vögeln? Raus, sag ich!“

Sie will Jochen von Evelyn wegzerren.

Thomas hält sie zurück:

„Er kann ihn doch, so mittendrin, nicht herausziehen! Sehen Sie das nicht ein?“

Evelyn zu Ulrike, vorwurfsvoll:

„Ich finde auch, Sie benehmen sich unsensibel!“

Plötzlich wird sie hektischer und faucht atemlos:

„Und jetzt haltet bitte die Klappe! Mir kommt’s!“ Jochen, sich aufbäumend:

„Mir auch!“

Beide erreichen einen überschäumenden Orgasmus.

Thomas schüttelt Jochen begeistert die Hand:

„Klasse, dieser Abschuß! Gratuliere! Auch mein Sternchen ist prächtig gekommen! Und wie Sie Ihren Samen haargenau auf dem Kitzler platziert haben – das war einsame Spitze!“

Jochen, bescheiden:

„Nicht der Rede wert. Ich meine, sowas gehört einfach zu einer korrekten Gastfreundschaft.“

Nach einer kurzen Pause, in der der Vorhang fällt, folgt der zweite Akt:

Thomas zu seiner Frau, die nackt auf seinem Schoß sitzt:

„Sternchen, würdest du vielleicht gern ein zweites Mal mit unserem liebenswürdigen Gastgeber?“

Evelyn küßt ihn:

„Süß bist du!“

Zu Jochen:

„Ist unsere Ehe nicht einmalig? Zwei Seelen und ein Gedanke!“

Sie zieht Jochen aufs Bett.

Thomas zu der sprachlos und überrumpelt dastehenden Ulrike:

„Und ich kümmere mich um Sie. Sie haben ja noch immer die nassen Kleider an! Runter damit!“

Er fängt an, sie auszuziehen. Als er zu ihrem Slip greift, stoppt ihn Ulrike:

„Mein Höschen ist nicht naß.“

Thomas, mitleidsvoll:

„Obwohl Ihr Vötzchen eigentlich Tränen vergießen sollte über das, was Ihr Mann Ihnen antut.“

Ulrike fällt neben dem Bett auf die Knie und jammert:

„Ja, Männe – warum tust du mir das an?“

Jochen, mit Evelyn beschäftigt:

„Mußt du schon wieder stören?“

Thomas hat sich hinter Ulrike gehockt, befummelt sie:

„Ich verstehe Ihren Mann nicht. Sie haben doch ein viel süßeres Pfläumchen!“

Ulrike lächelt ihn an:

„Danke. Sie verstehen zu trösten. Aber warum stellen das immer nur fremde Männer fest? – Hoppla, was haben Sie nun vor?“

Thomas hat soeben von hinten seine Stange in sie hineingedrückt. Sachlich:

„Das nennt man Ficken, Gnädigste.“

Das Publikum kringelt sich.

Ulrike, während der Stöße verstört zu ihrem Mann:

„Männe, schau, was der mit mir macht!“

Jochen guckt flüchtig hin:

„Er rächt sich an mir – ist doch logisch!“

Ulrike, kopfschüttelnd:

„Er rächt sich an dir, indem er mich fickt? Das nennst du logisch?“

Plötzlich brutal zu Thomas:

„Aber dann rächen wir uns wenigstens genau über seinem Gesicht! Er soll sehen, wie widerlich es ist, wenn ein Fremder seine Frau vögelt!“

Sie klettert in Hundestellung über Jochens Gesicht.

Thomas:

„Mir ist egal, wo ich mich räche. Hauptsache, ich kann rascher wieder hinein ...“

Er baut sich hinter ihr auf. Die Vierernummer nimmt ihren Fortgang.

Die Stimmung im Publikum ist nicht mehr zu bremsen, als in der ersten Parkettreihe zwei Mädchen mit zwei Männern dem Schauspielervorbild folgen. Immer mehr fällt diesen unerwarteten Einlagen das größere Interesse zu.

Aufgrund des Lärms und der Unruhe im Parkett brechen die Darsteller irritiert die Vorstellung ab. Macht nichts – ein paar ganz wespige Zuschauer stürzen auf die Bühne und machen sich abschließend über die Schauspieler her ...

Alles in allen: ein rundum gelungener Spaß!

In „Die Wirtin von der Lahn“ bekam Patricia Rhomberg wieder die ergiebige Titelrolle. Auch dieser Tabu-Film gehört zu den Moneymakern. Ein Jammer, daß sich die von uns gebastelten Dirndlkleider, aus denen die nackten Brüste kugelrund und lockend hervorguckten, bisher in der Haute Couture nicht so durchgesetzt haben, wie sie es verdient hätten.

Schauplatz des Films: ein ländliches Gasthaus, bekannt durch seine bunte, freizügige Gesellschaft. Berühmt durch seine Extras beim Service! Beim Skatspiel zum Beispiel darf der Sieger jeweils eine Serviererin über den Tisch ziehen. Oder man huldigt einem neuartigen Billardmatch, bei dem nicht die Löcher des Tisches das Ziel sind, sondern der Blickfang zwischen zwei knackigen weiblichen Schenkeln. Nicht zu vergessen: der beliebte Stammtisch für Lustgreise, die gierig (und melancholisch) alles beobachten – wozu man sich Feldstecher an der Theke ausleihen kann. Für einen besonderen Effekt an dem Tag, an dem der Film spielt, sorgt allerdings ein junger Pater, der in diesem Sündenpfuhl erscheint, um zwei Novizinnen abzuholen, die ahnungsloserweise dorthin bestellt worden sind. Entsetzen packt ihn, als ihm die Wirtin mit ihren prallen Möpsen gegenübertritt, wobei er unwillkürlich ein „Sodom und Gomorrha“ ausstößt. Lachend führt Frau Wirtin seine Hände an ihre schnuckligen Zwillinge:

„Na endlich haben die Dinger schöne biblische Namen bekommen!“

„Das muß ich sofort dem Bischof melden!“, stammelt der Pater und will verduften, zumal die Novizinnen noch nicht eingetroffen sind. Die Wirtin kriegt’s mit der Angst zu tun. Sie überredet den Verstörten, die Angelegenheit vernünftig unter vier Augen „von Mann zu Frau“ zu diskutieren. Am besten in ihrem Schlafgemach :

Wirtin:

„Lieber Bruder, worüber wollen Sie sich eigentlich beschweren?“

Sebastian, flatternd:

„Na – in der Gaststube da unten – das ganze Mhm und Mhm und Mhm!“

Wirtin, fröhlich:

„Mit Ihrem Mhm und Mhm und Mhm meinen Sie vermutlich das Wichsen, Lecken und Ficken? Das ist doch das Natürlichste von der Welt! Selbst in Klöstern wird meines Wissens viel gewichst.“

Sebastian:

„Gewichst? Was ist das?“

Wirtin:

„In euren Kreisen bezeichnet man es wohl mit dem vornehmen Wort Selbstbefleckung.“

Sebastian, mit demütigem Blick zum Himmel:

„Ich muß beichten: leider werde ich auch manchmal schwach.“

Wirtin:

„Was glauben Sie aber, wieviel schöner es ist, wenn eine Frau Ihren heiligen Zipfel bearbeitet!“

Sie greift dorthin. Sebastian hält die Hand davor:

„Nicht doch! Ich habe ein Gelübde getan!“