Die Flucht - André Baganz - E-Book

Die Flucht E-Book

André Baganz

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Beschreibung

„Die Flucht” ist ein packender Kurzroman über Mut, Verzweiflung und den unbändigen Drang nach Freiheit. Die Reise des Protagonisten ist gefährlich und voller unvorhersehbarer Wendungen. Von der Konfrontation mit den Grenztruppen bis hin zu den inneren Dämonen, die ihn plagen, ist jeder Schritt ein Balanceakt zwischen Leben und Tod. Während die DDR-Führung alles daran setzt, ihn zu fassen, kämpft der Protagonist gegen die Zeit und die Kälte, um seinen Traum von einem Leben in Freiheit zu verwirklichen. Wird er es schaffen, die tödlichen Fallen der Grenze zu überwinden und ein neues Leben im Westen zu beginnen?–Eine fesselnde Kurzgeschichte, die die Schrecken und Hoffnungen einer geteilten Nation einfängt und den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der letzte Tropfen

Die Grenzer I

Unerlaubte Entfernung

Der Spieß und der Kommandeur

Der Kommandantendienst

Der Motorradpolizist

Vernehmung

Über Land

Der Hardliner I

Albträume

Grenzer II

Die zweite Etappe

Der Hardliner II

Erklärungen

Auch von diesem Autor

Guide

Contents

Start of Content

Die Flucht

André Baganz

Copyright © 2025 André Baganz

Alle Rechte vorbehalten.

Impressum

André Baganz c/o autorenglück.de

Franz-Mehring-Str. 15

01237 Dresden

*

Covergestaltung mit NightCafé Studio

DER LETZTE TROPFEN

DIE KÄLTE KROCH mir in die Glieder, ein ständiger Begleiter in diesem Dezember. Der Beton unter meinen Sohlen war grau und feucht, die Luft roch nach nassem Laub, Zigarettenrauch und der immer präsenten Tristesse. Lustlos trottete ich von der Werkstatt zu meiner Unterkunft. Der Winter hatte sich früh in dieses Jahr geschlichen und festgefroren, und so wirkte die gesamte Kaserne, wie in einen stummen, farblosen Mantel gehüllt.

Am Eingang der Baracke stand Kowalski. Er rauchte, die Schultern hochgezogen gegen die Kälte, und wartete. Als er mich sah, verzog sich sein Mund zu diesem teuflischen Grinsen. Dieses Grinsen, das er immer dann aufsetzte, wenn er bereits plante, wie er jemandem das Leben schwer machen würde. Von allen EKs, den Entlassungskandidaten, war er der Schlimmste. Ihm ging es nicht um die Aufrechterhaltung irgendwelcher Traditionen, nein, bei ihm war es reine, Böswilligkeit. Dieser zu kurz geratene Wichtigtuer, der die Schule nach der achten Klasse verlassen und es im echten Leben nur zum Hilfsarbeiter gebracht hatte, fand Befriedigung darin, uns, die unteren Diensthalbjahre, zu quälen. Sein eigener Misserfolg war sein Treibstoff, und wir waren die Leidtragenden.

Ich ging wortlos an ihm vorbei. Ich spürte seinen missbilligenden Blick, aber ignorierte ihn. Ein paar Schritte den Korridor entlang, dann vernahm ich seine keifende Stimme, die von den kalten Fliesen widerhallte: „Soldat!“

Ich blieb stehen, spürte das Adrenalin in mir aufsteigen. Meine Geduld war am Ende, und dieser Gedanke war gleichzeitig beängstigend und befreiend. Ich drehte mich um und sah ihn herausfordernd an. „Was ist?“

„Gehen Sie immer mit geschlossenen Augen durch die Weltgeschichte?“ Seine Stimme klang herablassend, durchzogen von dem Genuss, den er aus seiner Macht schöpfte.

Was hatte sich dieses Arschloch jetzt wieder ausgedacht? Ich verdrehte genervt die Augen. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

Kowalski winkte mich heran. „Na dann kommen Sie mal her und ich verrat’s Ihnen.“

Als ich seiner Aufforderung nachkam und die nasse Treppe wieder hinunterging, verzog er amüsiert das Gesicht. Er nahm einen letzten, tiefen Zug von seiner Zigarette, schnippte den Stummel in den überquellenden Standaschenbecher und nickte darauf. „Der ist voll, Soldat. Ist Ihnen das nicht aufgefallen? Leer machen, aber dalli!“ Mit diesen Worten drehte er mir den Rücken zu und ging.

Leck mich am Arsch, dachte ich. Laut sagte ich, meine Stimme überraschend fest: „Warum machen Sie ihn nicht selbst leer?“

Kowalski stoppte wie vom Donner gerührt. Er verharrte einen Moment in dieser dramatischen Pose, drehte sich dann wie in Zeitlupe um und sah mich mit ungläubiger Miene an. „Was war das?“

Ich hielt seinem Blick stand. „Vielleicht sollten Sie sich mal die Füße waschen.“

„W-w-was?“ Kowalskis Stirn legte sich in tiefe Falten. Er verstand nicht, was ich meinte.

„Damit der Dreck nachrutscht“, erklärte ich mit beißender Ruhe. „Dann können Sie besser hören. Ich bin Nichtraucher. Den Aschenbecher können die Raucher, zu denen Sie auch gehören, leer machen.“

Kowalski machte einen drohenden Schritt auf mich zu, sein Gesicht rot vor Zorn. „Wollen Sie hier frech werden? Erstens beenden Sie jeden Satz mit Gefreiter, wenn Sie mich ansprechen, Soldat, und zweitens führen Sie ohne Diskussion jeden Befehl aus, den ich Ihnen gebe. Verstanden? Aschenbecher leer machen!”

Obwohl mir klar war, dass ich gerade einen direkten Befehl verweigerte, kam ich der Aufforderung nicht nach. Ich hasste momentan die ganze Welt, und mein Gerechtigkeitsgefühl blockierte jede Vernunft. Ich blieb reglos stehen, sah ihn an und spürte, wie ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde. Genau in diesem Augenblick machte es Klick. Das war der Moment, von dem ich später sagen würde, es war der, in dem ich mich entschloss, es zu tun.

Seit dem Wochenende spielte ich mit dem Gedanken. Doch bisher war es nur eine vage Idee gewesen, bei der mir klar war, dass ich sowieso nie den Mut haben würde, sie umzusetzen. Nun, urplötzlich, war dieser Mut da. In Wahrheit ging es nicht um diesen verdammten Aschenbecher. Was da gerade passierte, war nur der berühmte letzte Tropfen. Es ging um alles. Es war die Summe aller Demütigungen, aller Entbehrungen. Knast wäre auch nicht schlimmer gewesen, aber ehrlicher. Ich hatte einen Riesenfehler gemacht, als ich mich auf diesen Mist eingelassen hatte. Und der Grund, weshalb ich überhaupt noch hier war, war seit dem Wochenende ohnehin verschwunden. Was hielt mich jetzt noch hier? Absolut nichts.

Ich atmete tief durch und genoss dieses neue Gefühl. Es war wie eine Befreiung. Ich ließ den Blick über das Kasernengelände schweifen. Alles war grau, trostlos, gefangen. Das war alles so verdammt sinnlos. Warum hatte ich das alles mit mir machen lassen? Mit diesem Selbstbetrug war nun ein für alle Mal Schluss. Während diese Gedanken wie ein Wirbelwind durch meinen Kopf fegten, hörte ich Kowalskis Stimme nur noch gedämpft, wie durch Watte.

„Leeren Sie den Aschenbecher, Soldat!“

Ich blickte ihn schließlich entschlossen an und sprach laut aus, was ich zuvor schon gedacht hatte. „Leck mich am Arsch.“

Kowalski stieß ein hilfloses Kichern aus, mehr ein Ersticken. „Ist das Ihr Ernst?“ Er musterte mich von oben bis unten, während er nach Worten suchte. „S-s-sie wissen, dass das Befehlsverweigerung ist und was Sie erwartet, wenn ich den Vorfall melde?“

„Interessiert mich einen Scheißdreck“, sagte ich, und ich meinte es auch so. Dann drehte ich mich um und ging zurück in die Baracke.

„Das hat Konsequenzen, Wittke!“, rief Kowalski mir hinterher.

Ich hob den rechten Arm und zeigte ihm den Stinkefinger, ohne im Schritt innezuhalten.

Die Konsequenz fiel relativ milde aus. Es war allgemein bekannt, dass der Gefreite Kowalski keine Gelegenheit ausließ, die Glatten und Zwischenpisser zu schikanieren. Also musste ich nur für einen Tag in den Bau.

Während ich in der kleinen Zelle hin und her tigerte, lief mein Gehirn auf Hochtouren. Wenn es jemand schaffen kann, dann du. Du wirst es diesen verdammten Kommunisten zeigen. Der Entschluss stand. Die nächste Gelegenheit würde ich beim Schopfe packen.

Buchstäblich in dem Moment, als ich aus dem Arrest kam, wurde das Objekt in Alarmbereitschaft versetzt. Die gesamte Kompanie wurde zur Waffenkammer befohlen. Jeder erhielt seine Maschinenpistole inklusive Magazin mit dreißig Schuss Munition. Die Waffen wurden über Nacht mit in die Unterkunft genommen und standen griffbereit neben den Betten. Für die Durchführung meines Plans war der Besitz einer Schusswaffe unumgänglich. Nicht, weil ich vorhatte, wild um mich zu ballern, sondern einzig und allein für den Fall der Fälle.

Die Art und Weise, wie ich mir die Waffe besorgte, war gleichzeitig mein ganz persönlicher Racheakt an Kowalski. Während der, wie alle anderen, den Schlaf der Gerechten schlief, entwendete ich seine Kalaschnikow.

Am nächsten Morgen herrschte helle Aufregung im gesamten Objekt, eine Hektik, die die triste Routine durchbrach. Alle suchten fieberhaft nach der verschwundenen Maschinenpistole. Vergebens. Ich hatte sie gut in der Werkstatt, in der ich arbeitete, versteckt. Irgendwann wurde die Suche eingestellt. Danach beobachtete ich mit Genugtuung, wie Kowalski zum Zellenblock geführt wurde, um seinen Arrest anzutreten.

DIE GRENZER I

DIE GRENZER DURCHQUERTEN ein abgeholztes Waldstück. Jeder Schritt knirschte auf dem gefrorenen Boden, eine Melodie der Kälte und Stille. Sie gingen in einem Abstand von mehreren Metern hintereinander und beobachteten aufmerksam das Gelände. Hier und da lagen kleine weiße Inseln aus Schnee, ansonsten war das Terrain mit einem grauen Reif bedeckt, aus dem ab und zu ein schwarzer Baumstumpf herausragte, wie ein Mahnmal. Die beiden Männer, ein Gefreiter und ein Soldat, trugen dicke, schwere Watteanzüge mit Strichtarnmuster, die sie vor dem beißenden Wind schützten.

Irgendwann blieb der Gefreite, der auch der Postenführer war, stehen und musterte die Umgebung durch seinen Feldstecher. Sein Atem hing in kleinen, weißen Wolken vor seinem Gesicht. Der Soldat, der hinter ihm ging, schloss auf und stellte sich neben ihn. Seine Augen tränten unkontrolliert wegen des schneidenden Windes. Er kniff sie immer wieder zusammen, um scharf sehen zu können. Als er sah, dass sein Postenführer schmunzelte, zog er fragend die Augenbrauen hoch. „Was ist denn so lustig?“

Der Gefreite ignorierte die Frage. Er verzog weiterhin amüsiert das Gesicht. Schließlich nahm er das Fernglas von den Augen und hielt es dem Soldaten hin. „Hier, sieh selbst.“

Der Soldat blickte hindurch, setzte es aber nach einem Moment erschrocken wieder ab. „Da winkt mir einer zu.“

Der Gefreite zog sich mithilfe seiner Zähne den rechten Handschuh aus, holte einen Stift und ein kleines Notizbuch aus seiner Umhängetasche und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Das ist normal“, sagte er, während er einen Eintrag machte. „Der Bundesgrenzschutz versucht immer Kontakt aufzunehmen. Wir ignorieren das natürlich, aber dokumentieren es.“ Dann tat er das Schreibzeug zurück in die Umhängetasche, zog den Handschuh wieder an und nahm dem Soldaten das Fernglas ab. Dabei zwinkerte er ihm freundlich zu. „Du hast mir zwar vorhin gesagt, wie du heißt, aber ich hab’s vergessen. Bin nicht so gut mit Namen.“

Der Soldat winkte ab. „Kein Problem. Ich heiße Björn. Du bist Christian, richtig?“

Der Gefreite nickte. „Und wo kommst du her, Björn?“

„Aus Eberswalde. Und du?“

„Lichtentanne, Kreis Zwickau“, sagte Christian. Er rieb sich die rote Nase und schaute sich suchend um. „Sau-Kälte heute. Sind zwar nicht mehr als minus zehn, aber durch den Wind fühlt es sich an wie minus zwanzig. Ich mach’ drei Kreuze, wenn die Schicht vorbei ist … rauchst du?“

Björn nickte.

Christian deutete auf einen kleinen Erdwall neben einem Baumstumpf, ca. dreißig Meter entfernt. „Dann machen wir dort eine Raucherpause. Da sind wir wenigstens vom Wind geschützt.“

Björn blickte ihn unschlüssig an. „Und … was, wenn uns ein Vorgesetzter sieht?“

Christian winkte ab. Ein Anflug von Überlegenheit lag in seinem Grinsen. „Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Bei der Kälte kommt keiner hier raus. Und außerdem“, fügte er mit scherzendem Unterton hinzu, „das ist ein Befehl, Genosse Soldat – verstanden?“

„Jawohl, Genosse Gefreiter“, erwiderte Björn grinsend und mimte ein Strammstehen.

Die beiden gingen auf den Baumstumpf zu, wobei der scharfe Wind sie von der Seite traf. Als sie ankamen, schaute Christian sich noch einmal um. Dann nahm er sein LMG von der Schulter und hockte sich hin. Björn, der mit einer Maschinenpistole bewaffnet war, folgte dem Beispiel seines Postenführers.

Christian zog sich die Handschuhe aus und griff in die Innenseite seiner Jacke. Er holte eine Schachtel Karo und ein Feuerzeug hervor. Er nahm eine heraus, steckte sie Björn zwischen die Lippen und gab ihm Feuer. Dann steckte er sich selbst eine an und lehnte sich bequem gegen den Baumstumpf. Der Geruch des Tabaks mischte sich mit der kalten Luft.

Eine Weile zogen beide schweigend an ihren Zigaretten, wobei sie weiterhin die Umgebung im Auge behielten. Schließlich brach Christian das Schweigen. „Wie alt bist du, Björn?“

„Noch 19 und du?“

Bevor Christian antwortete, blies er den Zigarettenqualm genüsslich durch die Nasenlöcher. „22.“ Dann fragte er: „Wie bist du hier gelandet? Freiwillig?“

Björn nickte, der Zigarettenrauch schwebte aus seinem Mund. „Verbessert meine Chancen, einen Studienplatz zu bekommen.“

„Was willst du denn studieren?“

„Architektur.“

Christian stieß ein bewunderndes Wow aus. Für ihn klang das wie eine andere Welt.

„Und was ist mit dir?“, fragte Björn.

Christian machte eine abwehrende Geste. „Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet. Zimmermann gelernt. Ich schätze, die haben mich an die Grenze verfrachtet, weil ich keine Westverwandtschaft habe.“

„Meine Mutter hat eine Cousine und einen Cousin drüben“, sagte Björn, fast zögerlich. „Die haben uns früher, als ich noch ein Kind war, immer besucht. Aber später ist der Kontakt eingeschlafen. Die wohnen im Ruhrgebiet.“

Christian nickte. „Geht’s über Weihnachten nach Hause?“

Björn verzog missmutig das Gesicht. „Schön wär’s. Erst nach Silvester.“ Er blickte seinen Kameraden fragend an. „Du?“

Christian grinste verschmitzt. „Drei Tage. Heiligabend und die beiden Feiertage.“

Björn sah ihn neidisch an. „Mann, hast du ein Schwein.“

„Hab’ ja auch schon ein paar Tage mehr runter als du.“ Christian steckte die Zigarette zwischen die Lippen und fummelte mit den Händen in seiner Hosentasche. Schließlich hielt er Björn ein abgeschnittenes Bandmaß vor die Nase, als Zeichen seiner Dienstzeit. „Siehst du das, Dachs?“

Björn stieß einen Seufzer aus. Er spürte die Last, die noch vor ihm lag. „Wenn ich erst mal so weit bin, mache ich drei Kreuze.“

Christian winkte ab und steckte sein EK-Bandmaß wieder ein. „Das packst du schon. Die Zeit vergeht schneller, als man denkt. Mir kommt’s so vor, als ob meine Vereidigung gestern gewesen wäre.“

Einen Moment lang war es wieder still, nur der Wind war zu hören. Schließlich setzte Björn die Unterhaltung fort. „Das kotzt mich hier alles so an. Ich bin froh, wenn die Scheiße vorbei ist und ich mit meinem Studium anfangen kann. Von mir aus wäre ich nie zur Armee gegangen und hier an die Grenze schon gar nicht. Ich bin eigentlich Pazifist.“

Christian nickte mit zusammengepressten Lippen. „Verstehe, was du meinst“, sagte er nach kurzem Zögern. „Ist aber trotzdem besser, wenn du so was für dich behältst. Ich meine“, er tippte sich auf die Brust, „ich bin nicht von der Stasi. Aber manch einer, der zu viel geredet hat, fand sich plötzlich im Arrest oder sogar in Schwedt wieder. Also, immer schön die Klappe halten. Das ist die beste Devise.“ Er nahm einen Zug von seiner Zigarette, dann wechselte er das Thema abrupt: „Wartet eine auf dich?“

Björn nickte. „Sobald ich zurück bin, wollen wir heiraten.“

Christian setzte an, etwas zu sagen, hielt sich jedoch zurück. Stattdessen stieß er ein bitteres Lächeln aus, das für einen kurzen Moment die Fassade der Lässigkeit durchbrach.

Björn sah ihn fragend an. „Was ist?“

Christian schüttelte den Kopf. „Nichts.“ Einen Moment später entschloss er sich, doch zu sprechen. „Kommt mir bekannt vor, was du gerade gesagt hast. Meine Freundin und ich wollten das auch. Aber nach vier Monaten war alles vorbei, da hat sie einen Anderen gehabt.“

„Meine wartet auf mich“, sagte Björn fast trotzig, als wolle er sich selbst überzeugen. „Da bin ich mir sicher.“

Christian schmunzelte. „Klar doch.“ Er machte eine Handbewegung, die andeutete, dass er das Thema nicht weiter vertiefen wollte. Die Zigaretten glühten rot im trüben Tageslicht.

Sie rauchten schweigend weiter und beobachteten die Umgebung.

„Ist hier eigentlich schon mal was passiert?“, fragte Björn.

---ENDE DER LESEPROBE---