Die Gesetze der kosmischen Moral - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Die Gesetze der kosmischen Moral E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

"Die Landwirte waren die ersten Moralisten", sagt Meister Omraam Mikhaël Aïvanhov. "Wenn sie nicht säen, erwarten sie auch keine Ernte, und wenn sie Salat pflanzen, wissen sie, daß sie keine Karotten ernten werden. Und warum hofft ein Mensch nun darauf, Liebe und Frieden zu ernten, wenn er Haß und Zwietracht sät? Wenn man einen Marmorpalast haben will, verwendet man keine Ziegelsteine. Wenn man einen gesunden Körper haben will, ißt man keine faulenden Nahrungsmittel. Wie sollte man also eine solide, widerstandsfähige psychische Struktur, eine klare Intelligenz und ein großzügiges Herz haben, wenn man unaufhörlich ungeordnete, von Begierden und Groll vergiftete Gedanken und Gefühle hin- und herwälzt? Wie bei der Nahrung oder beim Bau eines Hauses, so muß man auch bei seinen Gedanken und Gefühlen eine Auswahl treffen. Die Gesetze, die man in den anderen Bereichen der Natur und der Technik entdeckt hat, gelten auch für unsere psychische Struktur. Weder die Menschen noch die Gesellschaft haben die Moral erfunden, sie ist überall in der Natur aufgezeichnet, sie ist die Weiterführung der Naturgesetze in unserer psychischen Struktur. Wenn der Mensch diese Gesetze der Natur nicht achtet – ganz gleich, ob die Gesellschaft das erkennt oder nicht – muß er das mit Leiden oder Krankheiten bezahlen."

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Die Gesetze der kosmischen Moral«Reihe Gesamtwerke – Band 12

»Die Landwirte waren die ersten Moralisten«, sagt Meister Omraam Mikhaël Aïvanhov. »Wenn sie nicht säen, erwarten sie auch keine Ernte, und wenn sie Salat pflanzen, wissen sie, dass sie keine Karotten ernten werden. Und warum hofft nun ein Mensch darauf, Liebe und Frieden zu ernten, wenn er Hass und Zwietracht sät? Wenn man einen Marmorpalast haben will, verwendet man keine Ziegelsteine. Wenn man einen gesunden Körper haben will, isst man keine faulenden Nahrungsmittel. Wie sollte man also eine solide, widerstandsfähige psychische Struktur, eine klare Intelligenz und ein großzügiges Herz haben, wenn man unaufhörlich ungeordnete, von Begierden und Groll vergiftete Gedanken und Gefühle hin- und herwälzt? Wie bei der Nahrung oder beim Bau eines Hauses, so muss man auch bei seinen Gedanken und Gefühlen eine Auswahl treffen. Die Gesetze, die man in den anderen Bereichen der Natur und in der Technik entdeckt hat, gelten auch für unsere psychische Struktur. Weder die Menschen noch die Gesellschaft haben die Moral erfunden, sie ist überall in der Natur aufgezeichnet, sie ist die Weiterführung der Naturgesetze in unserer psychischen Struktur. Wenn der Mensch diese Gesetze der Natur nicht achtet – ganz gleich, ob die Gesellschaft das erkennt oder nicht – muss er das mit Leiden und Krankheiten bezahlen.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt

Kapitel 2: Die Wahl ist wichtig: Sucht die Arbeit und nicht das Vergnügen

Kapitel 3: Schöpferische Tätigkeit als Mittel zur inneren Entwicklung

Kapitel 4: Die Gerechtigkeit

Kapitel 5: Das Gesetz der Affinität und der Frieden

Kapitel 6: Das Gesetz der Affinität und die wahre Religion

Kapitel 7: Naturgesetze und moralische Gesetze

Kapitel 8: Die Reinkarnation

Kapitel 9: Macht nicht auf halbem Wege Halt!

Kapitel 10: Über den rechten Gebrauch der eigenen Energien

Kapitel 11: Wie man die Quintessenz erlangt

Kapitel 12: Die Moral der Quelle

Kapitel 13: Warum wir unsere Vorbilder in den höheren Regionen suchen sollen

Kapitel 14: Durch seine Gedanken und Gefühle wirkt der Mensch schöpferisch auf die unsichtbare Welt ein

Kapitel 15: Lasst die Verbindung nicht abbrechen

Kapitel 16: »Bist du Licht, dann gehst du zum Licht«

Kapitel 17: Das ätherische Doppel - Die neuen Muster

Kapitel 18: Die Moral bekommt ihre volle Bedeutung in der jenseitigen Welt

Kapitel 19: Die beste pädagogische Methode ist das Beispiel

Kapitel 20: »Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt...«

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Vorwort

Das Frühjahr 1968 brachte in Frankreich soziale Unruhen und den Studentenaufstand, die in die Geschichte als die 68er Ereignisse eingegangen sind. Die Aufgabe eines Meisters ist es nicht, in einem solchen Konflikt Partei zu ergreifen, sondern über diese Ereignisse hinaus die moralischen und geistigen Tendenzen einer Epoche aufzuzeigen. Ganz besonders hat die Revolte der Jugend das Ausmaß der Unordnung einer Welt sichtbar gemacht, die den Sinn für die moralischen Werte verloren hat. Auch da ist es nicht die Aufgabe eines Meisters, die traditonelle, wandelbare, willkürliche Moral zu predigen, die schon vor Jahrhunderten nach Montaigne auch Pascal schreiben ließ: »Wahrheit diesseits, Irrtum jenseits der Pyrenäen.« Deshalb entschied sich Meister Omraam Mikhaël Aïvanhov, im Laufe des Sommers 1968 einige Vorträge zu halten, die unwiderlegbar die Existenz einer kosmischen, ewigen Moral beweisen, deren Gesetze der Mensch nicht übertreten darf, ohne nach und nach seine eigene komplette Zerstörung zu riskieren.

Der erste Teil dieses Buches enthält einige dieser Vorträge. Der zweite Teil besteht aus einer Anzahl weiterer Vorträge, die entweder früher oder später als 1968 gehalten wurden. Diese wurden ausgewählt, um den Sinn zu vervollständigen oder zu ergänzen.

Kapitel 1: Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt

I

Freier Vortrag

Wenn ihr euch noch daran erinnert, meine lieben Brüder und Schwestern, ich habe euch gestern einige Worte darüber gesagt, was es aus psychologischer Sicht bedeutet, mit jemandem in innerer Übereinstimmung zu sein. Wenn ihr einem Freund, der mit euch spricht, zuhört, dann müsst ihr mit ihm in Einklang sein, um ihn zu verstehen.

Jemanden zu verstehen bedeutet, mit ihm in Einklang zu schwingen. Genau das ist die Definition von »Verständnis«. Um eine Radiosendung zu empfangen, müsst ihr eine bestimmte Wellenlänge einstellen. Um Gedanken, Gefühle und Worte aufnehmen zu können, müsst ihr genauso auf der gleichen Wellenlänge sein wie die Person, von der sie ausgehen. Wenn ihr also jemanden nicht versteht, so liegt es daran, dass ihr nicht mit ihm in Einklang schwingt, euch nicht auf sein Bewusstseinsniveau – nach oben oder nach unten – einstellen könnt oder wollt. Versteht ihr ihn jedoch, so deshalb, weil es euch – zumindest für einen Moment – gelungen ist, euch auf ihn einzustellen. Darin liegt das Geheimnis des Verstehens. Verständnis ist eine Art von Übereinstimmung mit einer Sache oder einem Wesen.

Allerdings müssen wir das der Klarheit wegen etwas genauer betrachten. Wenn ihr jemandem zuhört, muss ein Teil von euch mit ihm in Übereinstimmung sein, damit ihr seine Worte hören und deren Sinn verstehen könnt; es kann jedoch sein, dass ein anderer Teil von euch nicht mit ihm in Einklang ist. Nur weil ihr jemandem zuhört und ihn zu verstehen versucht, müsst ihr ja nicht unbedingt gleicher Meinung sein. Ihr könnt mit ihm darin einig sein, ihn anzuhören, um ihn zu verstehen, und gleichzeitig uneins mit ihm sein bezüglich dessen, was er sagt. Schenkt ihr ihm allerdings nicht nur eure Aufmerksamkeit, sondern stimmt ihm noch zu und habt mit eurem ganzen Wesen teil an dem, was er sagt, dann seid ihr in doppelter Übereinstimmung mit ihm. Darin gibt es also verschiedene Stufen.

Der Mensch setzt sich aus einer bestimmten Anzahl von Organen zusammen, deren Schwingung unterschiedlich ist. Die Wellenlängen von Herz, Gehirn, Leber, Magen, Milz usw. sind nicht gleich, aber der Organismus fasst sie doch zu einem Ganzen zusammen. Und das Denken, sagen wir hier einmal das Gehirn, obwohl es nicht ganz das Gleiche ist, ist ein Spiegel für das Verhalten aller Zellen, deren Wollen und Wünschen, deren Launen, deren Zwiespältigkeit und Leiden es zum Ausdruck bringt. Es sind also einige Milliarden Gehirnzellen, die dazu ausersehen sind, Sprachrohr für das ganze Individuum zu sein. Auch die anderen Zellen »sprechen«, »erklären« und »fordern« etwas, es fehlt ihnen jedoch das Werkzeug, ein »Mund«, mit dem sie sich verständlich machen könnten. Somit hat das Gehirn die Aufgabe, Wollen, Neigung und Bedürfnisse des ganzen »Völkchens« auszudrücken, das der Organismus darstellt. Aber nur weil das Gehirn mit Intelligenz begabt ist, weil es der Zunge die Sprache gibt, weil es bewirkt, dass man mit den Augen rollt oder die Nase rümpft, ist es doch nicht der einzige Teil im Organismus, der es versteht, sich auszudrücken. Nein, alles im Menschen spricht auf seine Weise, nur zur Zeit hat das Gehirn die Aufgabe, die Wünsche der anderen Organe mit auszudrücken. Allerdings nicht das ganze Gehirn, sondern nur einige Zellen im Bereich der mittleren Stirn; die anderen Zellen haben eine andere Funktion.

Die Organe, die den Menschen bilden, sind aber selten untereinander einig. Was der Magen will, entspricht nicht dem, was das Herz will; und was dieses möchte, weist das Gehirn zurück. Der Mensch hat seine verschiedenen Bereiche nicht gut aufeinander abgestimmt, er lebt in inneren Konflikten und Spannungen, die von widersprüchlichen Anschauungen und Leidenschaften hervorgerufen werden und ist daher unglücklich. Ein Teil von ihm strebt nach Güte, Licht und Ehrenhaftigkeit, während ein anderer Teil ihn zu Grausamkeit und finsterer Gewalt hintreibt.

Was sollen wir nun mit all diesen verschiedenartigen und widersprüchlichen Neigungen in uns anfangen? Gerade mit Hilfe des kleinen Häufchens von Gehirnzellen, die wach und intelligent sind, muss man Mittel und Wege finden, alle anderen im Zaum zu halten, zu bändigen, zu besänftigen und vor allem Einheit unter ihnen herzustellen, damit sie wie ein geschlossenes Land dastehen und nicht wie viele einzelne Staaten oder Fürstentümer, die miteinander im Krieg liegen. Hierzu kann uns die Geschichte ein Beispiel sein. Vor einigen Jahrhunderten noch war jedes Land in Herzog- und Fürstentümer oder kleine Königreiche zerstückelt, die sich ständig bekriegten, bis sie es schließlich dank einer Erweiterung des Bewusstseins schafften, mehr oder weniger schnell natürlich, sich besser zu verstehen und die Einheit herzustellen. Ebenso muss auch im menschlichen Gehirn eines Tages ein Licht aufleuchten, eine Intelligenz erwachen, ein »König« aufstehen, der die Herrschaft übernimmt und dem es gelingt, sämtliche Zellen aller Organe davon zu überzeugen, dass sie das gemeinschaftliche Interesse an die erste Stelle setzen müssen und dass es nötig ist, wenn sie wirklich stark und reich werden wollen, dass sie alle eine Einheit bilden.

Krankheit ist der größte Beweis dafür, dass Anarchie und Zwietracht im menschlichen Organismus herrschen, dass die Intelligenz und das Licht noch nicht bis in jedes Organ und in jede Zelle vorgedrungen sind. Da der Mensch unwissend ist, hat er es zugelassen, dass Unfrieden sich in ihm breit macht. Von nun an sollte er jedoch im allgemeinen Interesse seinen Willen bei seinem gesamten Völkchen durchsetzen, die Disziplin wiederherstellen und es mit Hilfe bestimmter Methoden so weit bringen, dass alle Zellen in Harmonie sind und in Einheit schwingen. Dann werden alle Organe brav und vernünftig gehorchen, liebevoll zusammenarbeiten, und es wird nur noch Freude und inneres Erfülltsein geben.

Allerdings können die Menschen in einer Welt, in der eine Philosophie des Unfriedens, der Anarchie und des Zerfalls herrscht, diesen Zustand der Harmonie nicht erreichen. Daher muss man auf der Erde einen Ort finden, wo eine Philosophie der Harmonie gepflegt wird, und dort, nachdem man in all diese großen Wahrheiten eingedrungen ist und sich tiefgehend damit auseinander gesetzt hat, an sich selbst arbeiten. Das ist die beste Arbeit, die es gibt. Keine Tätigkeit der Welt kann bedeutender sein als das Bemühen eines Menschen um innere Harmonie, Ordnung und Schönheit, damit er mit der kosmischen Intelligenz eins wird und mit ihr verschmilzt. Alle Menschen üben einen Beruf aus (was gut und notwendig ist, denn jeder muss für seinen Lebensunterhalt sorgen), nur haben sie darüber die beste Tätigkeit aufgegeben, die es gibt, nämlich die, an sich selbst zu arbeiten, um in alle Zellen bis hin zu den Atomen und Elektronen, die Harmonie einstrahlen zu lassen, so dass sämtliche Partikel in Einklang schwingen, in Übereinstimmung mit einer göttlichen Idee, und auch beständig daran weiterzuarbeiten, um dem ganzen Organismus die Überzeugung zu vermitteln, dass er in erster Linie diese Harmonie braucht.

Aber wie soll man den Menschen diese Wahrheiten, die sie noch nicht einmal erahnen, begreiflich machen? In der Vergangenheit waren diese Wahrheiten für alle Weisen, die es verstanden, das Leben zu beobachten, völlig klar und offensichtlich. Da sie sehr lange lebten und so die Möglichkeit hatten, die großen Gesetze, die in der Natur wirken, zu überprüfen, haben diese Weisen aus ihren Beobachtungen auf ein Gesetz, auf eine Wahrheit geschlossen, worauf ich nun näher eingehen will. Und wenn ihr euch heute bemüht, mich zu verstehen, dann werdet ihr unerschütterlich sein und könnt den chaotischen Anschauungen widerstehen, die keinerlei innerer Ordnung folgen, sich aber mehr und mehr in der Welt verbreiten.

Dieses Gesetz, das größte, das uns die kosmische Intelligenz gegeben hat, befindet sich dort, wo es niemand sucht, wo selbst die Philosophen und die Geistlichen es nicht mehr verstehen, ihren Blick hinzuwenden, nämlich in der Natur und insbesondere in der Landwirtschaft. Jeder Landwirt weiß, wenn er einen Feigenbaum pflanzt, wird er keine Trauben ernten, sondern eben Feigen, und von einem Apfelbaum wird er keine Birnen ernten. Dies ist das größte moralische Gesetz: Man erntet das, was man gesät oder gepflanzt hat. Die Landwirte waren demnach die ersten Moralisten; sie hatten erkannt, dass die Intelligenz der Natur ein striktes, unumstößliches Gesetz eingerichtet hatte. Daraufhin beobachteten sie das Leben, das Tun und Treiben der Menschen, und stellten fest, dass man auch dort die gleichen Gesetze wie in der Landwirtschaft wiederfindet, dass man nämlich nur das erntet, was man gesät hat. Das bedeutet also, wenn jemandes Benehmen von Egoismus, Gewalt und Grausamkeit geprägt ist, wird eines Tages Gleiches auf ihn zurückfallen. Es ist auch das gleiche Gesetz wie beim Echo oder wie bei einem Rückstoß. Der Ball prallt ab und fliegt zu euch zurück. Dieses Gesetz hat absolute Gültigkeit.

Die Moral ist keine Erfindung der Menschen, meine lieben Brüder und Schwestern. Manche beschuldigen die Kirche, sich bestimmte Regeln und Praktiken ausgedacht zu haben, um das Volk zu knechten und gefügig zu machen. Gewiss hat es Päpste und Kardinäle gegeben, die Missbrauch getrieben und die Religion für ihre Zwecke benutzt haben; das heißt aber nicht, dass sie sich die großen religiösen Gesetze ausgedacht haben. Diese haben sie von den Eingeweihten übernommen, die sie schon vor ihnen durch ihr Erforschen der Natur erkannt hatten. Wahre Moral und wahre Religion sind keine menschlichen Erfindungen.

Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt. Wenn man dieses grundlegende Gesetz eingehend studiert und seine Bedeutung weiter ausdehnt, ergibt sich daraus ein reichhaltiges, tiefsinniges System, denn jede tiefe Wahrheit kann für alle Bereiche angewandt werden. Wird dieses Gesetz bis in alle Einzelheiten erklärt, entsteht daraus ein philosophisches System; und dadurch ergeben sich für die Religion nun so viele Regeln und Vorschriften. Aber eigentlich liegt all diesen Regeln ein einziges Gesetz zugrunde: Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt. Diesem Gesetz wurden weitere, ebenfalls wahre Aussagen hinzugefügt, die sich als logische Folge durch Erweiterung auf den philosophischen Bereich ergeben. Zum Beispiel ist die Aufforderung Jesu, dass wir niemandem etwas antun, von dem wir nicht wollen, dass man es uns antut, eine Erweiterung dieses Gesetzes.

Alle diejenigen, die diese grundlegenden Gesetze leugnen und verwerfen, entfernen sich immer weiter von der Wahrheit. Ihre Seele wird von Zweifeln und von Unsicherheit geplagt, und sie befinden sich ewig im Zwiespalt. Dabei ist die Wahrheit doch ganz einfach, sie ist greifbar nahe. Warum wollen die heutigen Denker sie denn nur nicht anerkennen, und warum bringen sie alle möglichen selbsterfundenen Theorien vor, die nicht in Übereinstimmung mit der kosmischen Intelligenz sind? Sie glauben nicht mehr daran, dass es eine Moral gibt, die auf den natürlichen Gesetzen gründet. Und darum sind ihre Argumente und Schlussfolgerungen falsch. Wer ihre Bücher liest oder ihnen nachfolgt, übernimmt damit ihre Irrtümer und gerät so in Unfrieden, Ängste und Finsternis. Lasst euch warnen, liebe Brüder und Schwestern, seid auf der Hut! Ihr müsst lernen, logisch zu überlegen und zu urteilen. Wenn ihr keine Kriterien besitzt, kann euch ein jeder in die Irre führen. Seid also wachsam und lasst euch nicht von verdüstertem menschlichen Denken beeinflussen, sondern folgt der kosmischen Intelligenz, die doch die Dinge so wunderbar angeordnet und eingerichtet hat.

Selbst wenn man nicht an Gott glaubt, muss man doch zugeben, dass in der Natur eine Ordnung und somit eine Intelligenz besteht. Man denke nur einmal darüber nach, dass jeder Same wieder ihm Entsprechendes hervorbringt. Wie könnte man darin das Wirken einer Intelligenz nicht sehen wollen? Allein durch die Beobachtung dieses Gesetzes ist man schon genötigt, seine Sichtweise der Welt zu ändern. Es mag sein, dass man nicht an Gott glaubt, aber es ist unmöglich, nicht zu glauben, dass jeder Same genau Gleiches hervorbringt, sei es nun eine Pflanze, ein Baum, ein Insekt, ein Tier oder ein Mensch. Denn wenn es kein Samenkorn ist, dann eben ein Keim oder ein Ei. Dieses Gesetz ist absolut gültig, und es muss die Menschheit zum Nachdenken bringen. Ihr könnt es euch zwar erlauben, undankbar, ungerecht, gewalttätig oder grausam zu sein, macht euch aber darauf gefasst, dass dieses Gesetz früher oder später in eurem Leben seine Wirkung zeigt. Ihr werdet zum Beispiel ein oder mehrere Kinder haben; und da sie euch gleichen werden, werdet ihr als erste über sie an eurem eigenen Verhalten zu leiden haben. Selbst wenn es Gott nicht gäbe, ist doch die kosmische Intelligenz da; ständig stellt sich das unter Beweis.

Ihr tut, was euch gefällt und meint, nichts davon würde irgendwo registriert, und ihr würdet die Folgen nicht zu spüren bekommen. Glaubt was ihr wollt, aber die kosmische Intelligenz hat schon alles aufgezeichnet. In jeden Gedanken, in jedes Gefühl und in jede Handlung legt ihr einen Keim hinein, der dann anfängt zu wachsen. Und habt ihr euch undankbar, ungerecht, gewalttätig und grausam gezeigt, werdet ihr eines Tages auf eurem Weg Gleiches wieder antreffen. Vielleicht zwanzig, dreißig oder vierzig Jahre später wird es auf euch zurückfallen, und dann werdet ihr allmählich begreifen, dass es eine kosmische Intelligenz gibt, die alles registriert.

Lasst, wenn ihr wollt, die Bibel und die Evangelien beiseite, meinetwegen auch die Propheten, die Kirchen und Tempel, aber akzeptiert zumindest dieses eine unwiderlegbare Gesetz: Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt. »Wer Wind sät, wird Sturm ernten«, sagten schon die Weisen, die alle Dinge gut beobachtet hatten. Was nun die Gelehrten, die Denker und Schriftsteller betrifft, die diese Wahrheit verwerfen wollen, auch sie werden einmal an der Reihe sein, sie werden den Folgen ihrer Taten nicht entrinnen, und dann werden sie es begreifen. Sie sind so intelligent und sehen dabei nicht, was doch so einfach ist! Ich behaupte sogar, dass man, ausgehend von diesem Gesetz, alle heiligen Schriften der Welt rekonstruieren kann, ja, allein von diesem Gesetz ausgehend.

Viele sagen sich: »Gewiss steht dieses und jenes in der Bibel geschrieben, aber existiert Gott denn wirklich?« Darauf antworte ich euch, dass ihr euch gar keine Gedanken darüber zu machen braucht, ob Gott existiert oder nicht, oder auch ob Jesus wirklich gelebt hat und ob die Evangelien echt sind oder nicht. Nehmt lediglich dieses Gesetz; es reicht aus, um alles in die rechte Ordnung zu bringen und euch zur Wahrheit hinzuführen. Ihr seht, meine Erklärung ist einfach. Denn dann sähe man sich genötigt, selbst wenn es Gott nicht gäbe, Gott zu erfinden (Voltaire hat das gesagt, allerdings aus anderen Gründen). Allein aufgrund dieses Gesetzes wäre man genötigt, Ihn zu erfinden. Warum also, meine lieben Brüder und Schwestern, sollte man sich von diesen sogenannten Denkern, die zur Zeit in Mode sind, die aber nur alles kaputtmachen, denn einwickeln lassen? Ich falle darauf nicht herein, denn die Wahrheit, die ich gesehen und erlebt habe, ist wirklich unwiderlegbar, ewig gültig, und alle können sich selbst davon überzeugen. Nur werden die Menschen nie zu den einfachen Dingen hingeführt, die sichtbar und greifbar vor ihnen liegen. Immer wieder zieht man sie in Überlegungen und Argumentationen hinein, die »originell« sind, versteht ihr, und mögen sie noch so sehr im Widerspruch zur Wahrheit stehen, das macht gar nichts; alle sind begeistert, wenn es nur neu und originell ist!

Die Moral ist eine Realität, liebe Brüder und Schwestern, nur die Menschen sehen das nicht und diskutieren noch über Gott und über diese und jene theologische Frage. Das Diskutieren bringt einen aber nicht weiter, es genügt zu wissen, dass alles registriert wird, einfach alles. Wenn ein Baum in den Samen seine Eigenschaften aufzeichnen kann, Farbe, Größe, Geschmack und Duft der Früchte, warum sollte das nicht für den Menschen gelten? Und warum nicht für die gesamte Natur? Ihr ist es gelungen, alles aufzuzeichnen, und die Moral beruht auf diesen Aufzeichnungen, auf dem Gedächtnis der Natur. Ja, auf ihrem Gedächtnis. Denn die Natur besitzt ein Erinnerungsvermögen, das durch nichts gelöscht werden kann. Und jeder hat sich die Folgen selbst zuzuschreiben, wenn er dies nicht berücksichtigt! Tag und Nacht werden alle Missstimmungen und die schrecklichsten Zustände, die man in sich hegt, aufgezeichnet, und eines schönen Tages wird man dann gepackt, niedergedrückt und kaputtgemacht. Niemand entgeht diesem Gesetz, dazu war noch keiner jemals mächtig genug; auch kein Kaiser, kein Diktator, niemand. Im Gedächtnis der Natur wird alles aufgezeichnet.

Darum gebt gut darauf Acht, liebe Brüder und Schwestern, was von euch jeweils gerade aufgezeichnet wird. Alles, was ihr tut, sagt, denkt und wünscht, wird tief in euren Zellen gespeichert; und früher oder später werdet ihr in eurem Leben davon die Früchte ernten. Wären die Menschen gut unterrichtet und vernünftig, würden sie darauf achten, durch ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen keine finsteren, negativen und zerstörerischen Samen zu säen und zu verbreiten; und dann würde sich ihr Schicksal ändern. Denkt nicht, dass diejenigen, die gut, großzügig und voller Liebe sind, dafür immer nur Schlechtes anstatt Gutes zurückerhalten. Wer zu voreilige Schlüsse zieht, verbreitet nur Unfug, indem er sagt: »Tut Gutes, und ihr werdet Böses ernten.« Denn das ist falsch.

Gutes bringt immer Gutes hervor, und Schlechtes erzeugt Schlechtes. Tut Gutes, und es wird euch wieder begegnen, selbst wenn ihr gar nicht darauf aus seid. Wenn ihr Gutes tut, euch aber Schlechtes widerfährt, so liegt es daran, dass es noch Menschen auf der Erde gibt, die eure Güte ausnutzen. Man sollte jedoch geduldig weitermachen, denn früher oder später wird sie die gerechte Strafe treffen. Sie werden an andere geraten, die stärker und gewalttätiger sind als sie selber; dann werden sie vielleicht ein Einsehen haben, ihre Taten bereuen und die Fehler, die sie euch gegenüber begangen haben, wiedergutmachen. Auf diese Weise trägt das Gute Früchte, und zwar gleich doppelt, denn in solchen Fällen achtet der Himmel auf alles, was ihr erlitten habt, als ihr Gutes tatet, auf alles Unglück, das euch widerfahren ist, obwohl ihr es nicht verdientet. Ja, er achtet darauf, und eure Belohnung wird sich verdoppeln.

Wenn man Gutes tut, begegnet man natürlich oft zuerst dem Schlechten, aber das Gesetz ist unumstößlich: Eines Tages wird das Gute in Fülle auf euch zukommen, und zwar unaufhörlich. Ihr wisst noch nicht, was das Gute tatsächlich ist, wie stark und fähig es ist, euch zu schützen, zu heilen und euch Licht zu bringen. Das Gute besitzt eine unerhörte Kraft! Nur weil die Leute nicht recht unterrichtet sind, sprechen sie nach, was sie von anderen hören, ohne es selbst überprüft zu haben: »Gutes wird mit Bösem vergolten.« Gewiss ist etwas Wahres daran! Wem sagt ihr das? Auch ich habe das erlebt; aber das ist nur dem Anschein nach so und für kurze, sehr kurze Zeit. Fahrt fort darin, Gutes zu tun, und ihr werdet schon sehen!

Die Menschen brauchen jetzt ein solides, wahrhaftiges und unumstößliches Wissen, das jeder überprüfen kann und das greifbar ist. Und dieses Wissen bringe ich euch. Geht nur hin und versucht abzustreiten, dass man erntet, was man gesät hat. Übrigens ist ja jeder vom Wahrheitsgehalt dieses Gesetzes überzeugt, allerdings nur im physischen Bereich, man schaut nicht weiter. Würde man weiter oder auch höher schauen, würde man dieselben Gesetze und dieselben Entsprechungen vorfinden, denn die Welt bildet eine Einheit. Auf allen Stufen und Ebenen finden sich die gleichen Phänomene und Gesetze wieder, nur haben sie jeweils eine andere äußere Form und werden immer subtiler.

Alles, was es auf der Erde gibt, findet man auch im Wasser wieder, und alles, was im Wasser ist, findet man auch in der Luft usw. Die vier Elemente folgen denselben Gesetzen; da sie jedoch nicht aus demselben Grundstoff bestehen und nicht die gleiche Dichte besitzen, ergeben sich von einem zum anderen Unterschiede. Sie reagieren mehr oder weniger langsam, mehr oder weniger heftig, und doch sind es dieselben Prinzipien, die darin wirken. Die mentale Welt des Menschen entspricht z.B. der Luft, und man findet dort die gleichen Wirbel und Strömungen vor wie in der Atmosphäre, allerdings in der subtileren Form der Ideen und Gedanken. Denn die Gesetze der psychischen Welt sind mit den Naturgesetzen identisch.

Schon die Landwirtschaft lehrt uns, dass man nur das erntet, was man gesät hat. Man muss jedoch weiterschauen, bis hinein in die Welt der Gedanken, und dort finden sich dieselben Gesetze und Entsprechungen wieder. Wenn die Menschen meinen, sie könnten sich alles erlauben, sie würden immer nur Glück, Freude und Frieden ernten, wenn sie Gewalt, Grausamkeit und Bosheit säen, dann irren sie sich, denn das ist unmöglich. Es mag eine Weile dauern, und auch wenn die Saat nicht gleich aufgeht, wird sie doch früher oder später heranwachsen. Bei einigen Pflanzen muss man nur mit einigen Wochen oder Monaten rechnen, jedoch sind exotische Blumen und Bäume bekannt, die erst ein Jahrhundert nach ihrer Pflanzung blühen. Ebenso werdet ihr die Folgen eurer Handlungen erleben, wenn ihr euch nur die nötige Zeit geduldet. Was ich da sage, ist absolut gültig.

Fahrt also fort, Gutes zu tun, zu glauben und zu lieben. Hört nicht mehr auf eure niedere Natur, die immer nur nehmen, knechten und verschlingen will, sondern arbeitet mit eurer höheren, sonnenhaften Natur, die gibt, strahlt und Energien verströmt wie die Sonne! Als ich euch vor ein paar Tagen gefragt habe, warum denn das Antlitz der Sonne wohl so leuchtend ist, hat euch meine Frage erstaunt. In der Schule, in der ich gelernt habe, wird Folgendes gelehrt: Das Antlitz der Sonne ist leuchtend, weil sie immerzu daran denkt zu geben, zu unterstützen, zu beleben, zu erwärmen und zu neuem Leben zu erwecken. Wenn ich sehe, wie sich das Gesicht von jemandem aufhellt, sage ich mir: »Er muss Großartiges vorhaben.« Auch wenn er nicht mit mir darüber spricht, errate ich es. Und wer hat mich gelehrt, das zu erraten? Die Sonne! Und wenn ich sehe, wie das Gesicht von jemandem sich verfinstert und verdüstert, dann sage ich: »Der führt etwas Ungutes im Schilde.« Und das stimmt.

Ihr werdet sagen, dass so etwas aber nicht an den Universitäten gelehrt wird. Das ist schon möglich, aber das ist mir egal. Wenn die Gelehrten noch nicht zu solchen Schlüssen gekommen sind, werden sie doch eines Tages dahin kommen. Und meine Schlussfolgerungen entsprechen absolut der Wahrheit. Wenn das Gesicht eines Menschen noch nicht so leuchtend wie die Sonne ist, liegt es daran, dass das Gute, über das er nachdenkt, noch nicht groß genug ist, um auf seinem Gesicht ein solches Licht hervorzubringen. Das Licht der Sonne hingegen zeigt ein anderes Verhältnis auf. Oh ja, ich will euch einmal meine Gleichungen vorführen: Das Licht der Sonne ist proportional zur Intensität ihrer Liebe und Weisheit. Sollen die Mathematiker das nur genau berechnen!

Seid aber unbesorgt, liebe Brüder und Schwestern, es wird neue Formeln, Erkenntnisse und Wahrheiten geben, und auf diese Weise wird das dritte Testament geschrieben werden.

Le Bonfin, den 3. August 1968

II

Freier Vortrag

Was soll man dem noch hinzufügen, was ich euch heute schon gesagt habe? Ihr seht, selbst in der Volksweisheit sind diese Wahrheiten bekannt, denn es heißt: »Wer Wind sät wird Sturm ernten.« Warum sollte das nur für den Wind gelten? Das Wort »Wind« kann durch viele andere Wörter wie Hass oder aber Sanftmut, Güte oder Reinheit ersetzt werden, und jedes Mal kann man die Sache weiterentwickeln, um aufzuzeigen, welche Folgen sich daraus ergeben. Wenn man nur einmal bei diesem Satz verweilt, was kann man daraus doch alles ableiten! Aber die Menschen wiederholen ihn immer wieder und haben ihn doch nicht begriffen.

Wenn bei einem Gärtner das nicht wächst, was er auch nicht gesät hat, bleibt er gerecht und ehrlich; er lehnt sich nicht dagegen auf, hebt kein Klagegeschrei an, sondern sagt einfach: »Was willst du, mein Lieber, da du keine Zeit hattest, Karotten zu säen, hast du nun auch keine. Aber du hast Salat, Petersilie und Zwiebeln, da du das gesät hast.« Dem Anschein nach sind die Menschen recht gebildet, soweit es sich um Landwirtschaft handelt.Wenn es um Früchte und Gemüse geht sind sie gebildet, sobald es sich jedoch um die Bereiche der Seele und der Gedanken handelt, wissen sie von nichts mehr und meinen, sie würden Glück, Freude und Frieden ernten, auch wenn sie Gewalt, Grausamkeit und Bosheit säen. Nachher regen sie sich auf, sind wütend und entrüstet. Sie sind wohl doch keine so guten Landwirte.

Die erste moralische Regel besagt, dass man sich niemals Gedanken, Gefühlen oder Handlungen hingeben darf, die gefährlich oder schädlich für andere sind. Denn euch wird die Ernte nicht erspart, und ihr werdet sie »verdauen« müssen. Falls die Ernte giftig ist, werdet ihr als Erste mit davon betroffen sein. Wenn ihr dies als absolute Regel annehmt, beginnt ihr, an eurer Vollkommenheit zu arbeiten. Ich weiß schon, was die Menschen oft daran hindert, die Dinge zu begreifen. Es liegt daran, dass die Auswirkungen der Gesetze so langsam in Erscheinung treten; weder das Gute noch das Schlechte zeigt sich sofort. Ein Mensch kann ständig die Gesetze übertreten, und doch läuft alles gut für ihn. Er ist ein großer Esser und Trinker, er macht unlautere Geschäfte, und die anderen, die ihn so sehen, sagen sich: »Da er niemals zur Rechenschaft gezogen wird, gibt es kein Recht und keine Gerechtigkeit.« Und sie machen es ihm nach. Ein anderer, der rechtschaffen ist, Gutes tut und betet, dem widerfährt deswegen auch nicht gleich etwas Gutes. Folglich schließen die anderen daraus, dass es sich gar nicht lohnt, es ihm gleichzutun.

Alle denken, wenn es eine Gerechtigkeit gäbe, müsste sie sich schneller bemerkbar machen. Sie kennen den Grund nicht, warum die guten oder schlechten Folgen so langsam eintreten. Sie machen sich darüber Gedanken und sagen sich: »Es wäre besser, die Gesetze würden schneller wirksam werden, denn dann würde man gleich eines Besseren belehrt, würde die Sache begreifen und es nicht wieder tun, man würde sich mehr zusammennehmen.«

Nun, ich kenne den Grund für diese Langsamkeit. Darin zeigt sich die Güte und Milde der kosmischen Intelligenz, die den Menschen Zeit geben will, Erfahrungen zu machen, nachzudenken und auch zu bereuen, sich zu bessern und die Fehler wiedergutzumachen. Würden die Gesetze vorsehen, dass die Menschen unmittelbar auf ihre Fehler hin bestraft werden, würde sie das erdrücken; sie könnten sich auch gar nicht bessern. Lässt man ihnen jedoch mehr Zeit, indem man ihnen nur hier und dort ein paar Unannehmlichkeiten schickt, die sie ein wenig zwicken und beißen, um sie zum Nachdenken zu bringen, so haben sie die Möglichkeit, den Schaden wiedergutzumachen.

Auch wer Gutes tut, wird nicht sofort belohnt; denn würde er sogleich eine Belohnung erhalten, finge er an, sich gehen zu lassen. Und dann würde er bald alle Gesetze übertreten. Darum lässt der Himmel zu, dass er zuerst ein wenig stärker wird, damit er Standfestigkeit erlangt und sich selbst kennen lernt. Man gibt ihm nicht gleich alles, um zu sehen, inwieweit er mit seinen guten Handlungen weitermacht. Ihr seht also, es gibt Gründe für das langsame Einsetzen der Wirkungen. Es ist aber absolut sicher, dass Gutes wieder Gutes bringt und dass Schlechtes ein schlechtes Ende nimmt. Es ist nur schwierig zu sagen, wie viel Zeit dafür nötig ist. Es kann langsam oder schnell gehen, aber das Gesetz ist gültig.

Aber natürlich, wenn es mit der ganzen Welt bergab geht, braucht man schon eine enorme Stärke und Kraft, einen festen Willen, Entschlossenheit und Glauben, um beständig gut zu handeln! Und gerade das ist verdienstvoll, denn unter anderen Bedingungen ist es ja leicht, an das Gute zu glauben und in seinem Sinne zu handeln. Dann ist ja alles angenehm, wohltuend und einfach. Aber gerade jetzt, wo die Bedingungen immer schwieriger werden, ist es verdienstvoll weiterzumachen, ohne sich davon beeinflussen zu lassen. Schüler wie Meister bemühen sich immer darum, sich nur auf die Kräfte und Möglichkeiten ihres Geistes zu verlassen. Selbst unter schwierigsten Bedingungen sind sie ständig darum bemüht, im Inneren die Kräfte des Willens, des Guten und des Lichtes zu erwecken. Daran erkennt man einen echten Menschen des Geistes. Durch ihr Reden können sich gewiss viele Leute für solche ausgeben, nur bei den geringsten Unannehmlichkeiten fallen sie sofort um.

Jeder erwartet, dass alle anderen taktvoll, freundlich, geduldig und nachsichtig mit ihm umgehen. Meinetwegen, aber wie kann man das erreichen? Indem man damit anfängt, selbst so zu handeln. Wollt ihr, dass sich jemand gut euch gegenüber verhält, dann macht es ebenso. Nun werdet ihr sagen: »Das wissen wir doch!« Ja, in der Theorie, denn es gibt Millionen von Menschen auf der Erde, die sich grob, hart und sogar grausam zeigen und sich doch immer wieder wundern, wenn die anderen entsprechend reagieren. Sie sind überzeugt davon, dass die anderen sich unterwerfen und sich ihrem Willen beugen müssten.

Lest nur in der Geschichte und ihr werdet sehen, dass zum Beispiel viele Männer unter Drohungen und Schlägen die Liebe einer Frau erlangen wollten. Zwar konnte es sein, dass die Frau sich aus Angst gezwungenermaßen einem Mann ergab, im Innern jedoch, in Seele, Herz und Geist war sie Millionen Meilen von ihm entfernt. Auf diese Weise kann man niemals die Seele eines Menschen gewinnen. Das meinen die Leute nun aber, und auf allen Gebieten wenden neun Zehntel der Menschheit weiterhin diese Methoden an, um ihre Ziele zu erreichen. Schaut nur ihr Verhalten an; sie glauben, zufrieden stellende Ergebnisse zu erlangen mit Methoden, die völlig im Gegensatz zu ihren Wünschen sind. Sie glauben hingegen nicht, dass sie Sanftmut, Liebe und Güte erhalten, wenn sie nur Gleiches säen.

Und doch, ich kann euch das versichern, selbst wenn sich jemand widerlich und gemein euch gegenüber benimmt, fahrt nur fort, ihm Gutes entgegenzuhalten, und er wird eines Tages seine Haltung aufgeben. Denn das Gesetz entspricht der Wahrheit: eines Tages werdet ihr ernten, was ihr gesät habt. Wäre dieses Gesetz besser bekannt, und verstände man auch, es anzuwenden, hätte die Erde seit langem ein anderes Gesicht. Mit dem Verstand kennt man es natürlich, aber durch sein Tun und Treiben, seine Haltung und sein Benehmen, macht man doch gerade das, was letztlich bewirkt, dass man nicht erhält, was man sich wünscht.

Will man Zuneigung und Vertrauen genießen, muss man diese herbeirufen. – »Aber wir rufen sie doch herbei, nur kommen sie nicht!« – Nein, wenn ich hier herbeirufen sage, bedeutet es eigentlich, man muss sie hervorrufen. Denn wenn ihr in euch selbst gute Zustände hervorruft, ist es hundertprozentig sicher, dass ihr sie auch bei anderen vorfinden werdet. Nur dadurch, dass ihr sie in euch selbst hervorruft, ruft ihr sie auch herbei. Darin liegt die ganze Magie. Wenn es den Menschen nicht gelingt, Liebe und Freude anzuziehen, liegt es nur daran, dass sie sich nicht darauf konzentriert haben, diese auch in sich selbst zu erzeugen und auszustrahlen, damit sie dann eines Tages von anderer Seite wieder auf sie zukommen.

Also, probiert es nur einmal aus: Wenn ihr etwas bekommen möchtet, was euch sehr am Herzen liegt, versucht zuerst, das Gleiche zu geben, dann werdet ihr es auch sofort wieder erhalten. Man kann nichts bekommen, was man nicht zuvor gegeben hat. Nun werdet ihr sagen: »Das stimmt doch nicht, es gibt sehr reiche, hochgestellte Persönlichkeiten, die den anderen nichts geben, die verschlossen und voller Verachtung sind, und doch werden ihnen von allen Seiten Achtung, Respekt und Ehrungen entgegengebracht.« Nun, das liegt aber nur daran, dass sie alles das in der Vergangenheit auch einmal gegeben haben, und nun erhalten sie es wieder. Wenn sie allerdings weiterhin hochmütig und lieblos bleiben, werden sie später durch andere auch genau das zurückbekommen.

Das Geheimnis des Erfolgs und des Glücks liegt darin, das selbst hervorzubringen, was ihr erhalten wollt. Wünscht ihr ein Lächeln und freundliche Gesichter, dann lächelt und macht ein freundliches Gesicht. Wollt ihr, dass der Himmel oder ein Engel zu euch kommt und euch belehrt, dann sucht euch jemanden, der weniger weiß als ihr, und schenkt ihm euer Licht. Das strahlt sofort in die unsichtbare Welt hinein, und dadurch ruft ihr jemanden herbei, der Gleiches mit euch tut.

Oh ja, dieses Gesetz ist großartig, und man kann es sich in vielen anderen Bereichen zunutze machen. Denn nur zu lächeln und dafür wieder ein Lächeln zu empfangen, das ist ja nichts Besonderes. Ihr habt ein Lächeln verschenkt und eines zurückbekommen. Ihr wart also freundlich und nett, und man war freundlich und nett zu euch, das ist ja schön und gut. Ihr habt also Höflichkeiten ausgetauscht, das ist klar, und das ist auch nötig, und ihr fühlt euch nun aufgemuntert. Man sollte dieses Gesetz aber auch in anderen Bereichen anwenden, wo es weitaus größere Ergebnisse bringt als ein Lächeln, einen Händedruck, einen netten Blick oder so nebenbei ein paar freundliche Worte. Das ganze Universum kann man mit diesem Gesetz in Bewegung bringen, und das ist doch interessant, wenn man sehr, sehr weit hinausgehen und Regionen im Weltraum in Bewegung bringen kann.

Ihr könnt nur Früchte ernten, die den Samen entsprechen, die ihr ausgesät habt. Es mögen Unwetter dazwischen gekommen sein, vielleicht war die Sonne zu stark und hat alles versengt, es mag an Regen gefehlt haben oder eure Saat kann von den Vögeln und Maulwürfen gefressen worden sein, aber all das ist eine andere Frage. Das sind Zwischenfälle, die an der Realität nichts ändern. Was der Same in seinem Innern besitzt, kann man ihm nicht nehmen. Zwar kann man verhindern, dass er Früchte bringt, aber in seiner Art kann man ihn nicht verändern. Und ich spreche hier von der Art des Samens.

Wenn ihr also immer freundlich, nett und höflich seid und man euch doch grobe Worte sagt, so muss man das im Einzelfall näher betrachten und schauen, von wem das kommt und unter welchen Voraussetzungen. Vielleicht seid ihr zu gut, zu hilfsbereit, zu großzügig und vertrauensselig und werdet dann natürlich als Einfaltspinsel abgestempelt, womit ihr vorübergehend den darauf üblichen menschlichen Verhaltensweisen ausgeliefert seid. Aber das hat weiter keine große Bedeutung, denn die Leute und die Umstände ändern sich, während die Gesetze doch unumstößlich sind. Und wenn sich die Werte, Meinungen und Verhaltensweisen wieder einmal ändern, wird alles wieder an den rechten Platz gerückt, und ihr werdet ernten, was ihr gesät habt.

Zur Zeit muss man zwar den starken Mann spielen, um geachtet zu werden, man muss die Leute ein wenig an die Wand drücken, sich bissig zeigen und sie ordentlich auf Trab bringen, dann wird man von allen als sehr interessanter Mensch angesehen. Das bleibt aber nicht ewig so, denn nach einiger Zeit kommt dann ein anderer starker Mann und macht euch den Garaus. Woher kommt das? Daher, dass ihr diesen Samen ausgestreut habt, und nun werdet ihr von eurer eigenen Saat vergiftet, das ist nur eine Ausgleichsrechnung und eine Frage der Zeit.

Lasst euch nicht durch den Anschein vom Weg abbringen, denn die Äußerlichkeiten haben keine Dauer. Nach einiger Zeit sieht man immer, dass ein gewalttätiger Mensch in die Hände von einem noch größeren Gewaltmenschen gerät. Sucht also nicht zu eifrig nach Gegenargumenten. Die kenne ich schon besser als ihr, und ich kann meine Argumente selbst in Frage stellen; ich bin der Erste, der Einwände sucht, um sie zunichte zu machen. Ich warte nicht, bis andere kommen und fragen: »Ja, aber warum ist dies und warum ist das?« In mir selbst packe ich meine Argumente und greife sie selber an; und wenn sie dann aber allen Angriffen standhalten, sage ich: »Das ist pures Gold, also ist es eine Wahrheit.« Und die Argumente, die nicht standhalten? Nun, die kann man getrost begraben: »Amen... ruhet in Frieden.«

Jetzt möchte ich euch ein Bild geben. Stellt euch einen Wald vor mit Tieren, Vögeln, Blumen und den verschiedensten fruchttragenden Bäumen. Welch ein Reichtum! Alle Menschen können sich daran gütlich tun. Nur hat die Sache einen Nachteil, dieser Wald ist nämlich von einer sehr hohen und dicken Mauer umgeben, die ihn unzugänglich macht. Denn diese Mauer ist oben sogar noch mit Glasscherben und Stacheldraht bewehrt. Außerdem ist der Wald gefährlich durch die Tiere, die darin herumlaufen. Es gibt Bären, Löwen und Tiger, die jeden verspeisen, der sich unvorsichtigerweise dort hineinwagt. Nun braucht ihr aber die Früchte, was ist da zu tun? Auf einmal bemerkt ihr Affen auf den Bäumen. Hurra, ihr seid gerettet! Ihr nehmt einen Korb voll Orangen, geht damit vor die Mauer und fangt an, eine nach der anderen den Affen zuzuwerfen. Und da die Affen perfekte Nachahmer sind, nehmen sie mengenweise Früchte von den Bäumen und werfen sie wiederum euch zu. Ihr braucht sie nur noch aufzulesen und geht schwerbeladen mit Körben voller Früchte wieder heim. Das Geheimnis besteht also darin, den Affen Orangen zuzuwerfen.

Nun werdet ihr wohl sagen: »Ja, was ist denn das für eine Geschichte? Als hätten wir irgendwo die Möglichkeit, uns vor die Mauer eines Waldes zu stellen und Affen mit Orangen zu bewerfen!« Aber das ist ja nur eine bildhafte Darstellung. Habt ihr noch nie einem Sämann auf dem Feld zugeschaut? Er wirft auch »Orangen nach den Affen«. Nur sind diese Orangen winzig klein, und die Affen halten sich etwas weiter unten versteckt, nämlich unter der Erde. Wenn der Sämann dann mit seiner Arbeit fertig ist, geht er ruhig heim, und wenn er einige Monate später wiederkommt, bringt er die Ernte ein, um seine Speicher zu füllen.

»Nun gut,« werdet ihr jetzt sagen, »wenn das so ist, dann haben wir es begriffen.« Nein, ihr habt es noch nicht begriffen, ihr habt das Bild noch nicht entschlüsselt. Die Affen stellen hier die Naturkräfte dar; ob sie nun in der Erde sind oder auf den Bäumen, das spielt keine Rolle, denn das ist nur ein Symbol. Und die Erklärung ist folgendermaßen: Das von Gott geschaffene Universum ist wie ein Wald, der alle Schätze enthält, die sich der Mensch nur wünschen kann. Die Mauern sind die Dinge, die sich dem Menschen in den Weg stellen, so dass er sie nicht erreichen kann. Die Affen entsprechen den Geschöpfen der unsichtbaren Welt, und die Orangen sind das Licht und die Liebe, die ihr beschlossen habt, durch eure Gedanken und Empfindungen auszusenden. Und was geschieht also dann? Nach einiger Zeit machen die Geschöpfe der unsichtbaren Welt dasselbe wie ihr und werfen euch das Hundertfache an Früchten, das heißt an Segnungen zu. Sendet ihr allerdings eure Bitterkeit, euren Hass und eure Wut aus, werden auch die eines Tages zurückgeschickt.

»Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt«, das bedeutet auch, dass ihr euch entsprechend eurem gegenwärtigen Tun die Zukunft gestaltet. Durch eure innere Arbeit könnt ihr in jedem Augenblick eurer Zukunft eine neue Richtung geben. Sobald ihr eine Entscheidung trefft, sei es eine gute oder eine schlechte, gebt ihr damit eurer Zukunft eine entsprechende Richtung.

Nehmen wir einmal an, ihr habt euch heute entschlossen, Gott zu dienen, den Menschen zu helfen und euch nicht mehr von eurer niederen Natur beeinflussen zu lassen. Sofort wird eure Zukunft schön, licht- und kraftvoll und Wunder über Wunder erwarten euch. Warum erlebt ihr diese noch nicht? Weil die Vergangenheit euch noch gefangen hält. Arbeitet ihr jedoch weiter und bleibt eurem Entschluss und der eingeschlagenen Richtung treu, dann löst sich die Vergangenheit langsam auf und eines schönen Tages könnt ihr euer göttliches Erbe antreten. Wenn ihr aber euren Entschluss ändert und von neuem ein egoistisches Leben führt, sieht es gleich wieder anders aus, dann bereitet ihr euch eine Zukunft voller Leid und Enttäuschungen. Zwar werdet ihr euch zuerst noch darüber freuen und euren Geschäften weiter nachgehen, denn die Gegenwart bleibt noch gleich, da ihr einige Reserven habt und nicht seht, welch düstere Zukunft euch erwartet. Sind die Reserven aber einmal erschöpft, ist ganz plötzlich auch diese schreckliche Zukunft da. Es ist leicht, die Zukunft zu gestalten, aber es ist schwierig, die Vergangenheit zu bereinigen.

Ich will euch ein weiteres Bild geben. Ihr wollt eine Reise machen und seid noch unschlüssig, ob es nach Nizza oder nach Moskau gehen soll. Nehmen wir an, ihr entscheidet euch schließlich für Nizza. Von da an steht der Weg fest und auch die Landschaften, durch die ihr kommt, die Stationen und die Begegnungen. In dem Augenblick, in dem ihr in eine bestimmte Richtung aufbrecht, ist alles schon vorausberechnet, ihr müsst eine im Voraus festgelegte Reiseroute nehmen. Nicht ihr habt diese Landschaften erschaffen, ihre Existenz hängt nicht von euch ab, was aber von euch abhängt, ist die Wahl der Richtung.

Wir erschaffen die Zukunft nicht. Wenn man sagt, dass der Mensch sich seine Zukunft selbst erschafft, so ist das nur eine Redensart. Man sollte besser sagen, dass er seine Richtung wählt. Ihr sagt: »Ich werde diesen Weg dort einschlagen.« Meinetwegen, aber deswegen habt ihr doch noch lange nicht erschaffen, was euch auf diesem Weg begegnet. Diese Gegenden und die Wesen wurden vor langer Zeit von Gott erschaffen. Darum erschaffen wir unser schweres Schicksal auch nicht, sondern wir schlagen die Richtung dorthin ein, hin zu Treibsand, zu Sümpfen und gefährlichen Wäldern. Wir entscheiden nur darüber, welchen Kurs wir nehmen, das ist alles. Und wenn es sich um eine herrliche Zukunft handelt, ist es das Gleiche; wir entscheiden uns dafür, diese aufzusuchen, denn sie ist schon da und erwartet uns. Im unendlichen Raum gibt es Tausende von Regionen und Sphären, die von unzähligen Geschöpfen bevölkert sind, und je nach unseren Entscheidungen erheben wir uns oder sinken, wenn wir dorthin gehen. Jegliches Unglück und Glück existiert schon; andere haben das alles vor uns erlebt, und seit langer Zeit ist es schon erschaffen. Die Entscheidung, wohin wir unsere Schritte lenken, liegt einzig und allein bei uns.

Darum solltet ihr euch nun entschließen, liebe Brüder und Schwestern, eure Richtung zu ändern und euch den Regionen des Paradieses zuzuwenden, das Gott vor ewigen Zeiten für euch erschaffen hat.

Le Bonfin, den 3. August 1968

Kapitel 2: Die Wahl ist wichtig: Sucht die Arbeit und nicht das Vergnügen

Freier Vortrag

Heutzutage wollen die Leute nichts mehr von Moral hören. Dieses Thema ist für sie im höchsten Maße unangenehm, abstoßend, altmodisch und überholt. Und insbesondere hier in Frankreich will niemand den anderen Moralvorschriften machen. Denn die Franzosen haben begriffen, dass es lächerlich und grotesk ist, sich als Moralist hinzustellen. Sie möchten sich gerne als Gelehrte, Wissenschaftler, Künstler oder irgendetwas Ähnliches Geltung verschaffen, nur nicht als Moralisten. Sie haben so gut begriffen, dass die herkömmliche Moral nur aus Scheinheiligkeit und falschem Schein besteht, dass sie nun der Meinung sind, um logisch, gerecht und ehrlich zu sein, müssten sie sich jetzt über die Moral sogar ein wenig lustig machen. Einerseits haben sie recht, denn diese Moralansichten wurden von Menschen geschaffen und sind, je nach Epoche und Land, so sehr veränderlich, dass man gar nicht mehr begreift, warum man sich danach richten sollte. Tatsächlich hat man aber noch nicht begriffen, was wahre Moral eigentlich bedeutet und woher sie kommt. Daher will ich euch nun zeigen, wie einfach und leicht es ist, alle moralischen Gesetze zu rekonstruieren, so wie die kosmische Intelligenz sie eingerichtet hat, und nicht so, wie die Menschen sie nach ihren Vorurteilen, ihren Interessen und ihren Marotten zurechtgebastelt haben.

Vorher möchte ich allerdings noch einmal auf einen Punkt zu sprechen kommen, den ich schon einmal angesprochen habe, von dem ich aber sehe, dass ihr noch nicht einmal ahnt, wie wichtig er für eure Gesundheit, euer Glück, euren Erfolg und die Harmonie eures ganzen Wesens ist.

In den letzten Jahrhunderten haben die Menschen große Fortschritte im Bereich der Ernährungshygiene gemacht. Sie wissen nun, dass es besser ist, das Gemüse zu waschen, manche Früchte zu schälen und dass man bei den Lebensmitteln immer die schädlichen oder unverdaulichen Teile aussondern muss. Nur haben sie noch nicht erkannt, dass es im Bereich der Gedanken und Gefühle auch Nahrung gibt, die man aufnimmt und, entsprechend ihrem Reinheitsgrad, mehr oder weniger gut verdaut. Sie sollten also über diese Fortschritte hinausgehen und lernen, auch die psychische Nahrung auszusortieren, so wie sie es mit der physischen Nahrung machen.

Wenn wir die Beschaffenheit der Gefühle und Gedanken eingehender untersuchen, werdet ihr erkennen, dass daraus ein moralisches Gesetz resultiert, nämlich dass wir für den Aufbau unseres psychischen Organismus nur die reinsten, allerfeinsten, lichtvollsten und göttlichsten Elemente auswählen dürfen. »Aber warum denn?« wird nun die Jugend fragen, die von all diesen Schauspielern des »Living Theatre« mitgerissen wird, die mit ihren Predigten gekommen sind, man solle all seinen Trieben eine Ausdrucksmöglichkeit verschaffen. Sie sind nach Avignon gegangen, in die schöne Stadt der Päpste, und haben dort das Publikum aufgefordert, auf die Bühne zu kommen und an einer Art Orgie teilzunehmen, um, wie sie sagten, Einheit durch Vielheit zu schaffen. Und indem sie sich alle aufeinander warfen, meinten sie, die Einheit zu erreichen! Der Bürgermeister und die Bevölkerung waren darüber so entrüstet, dass sie die Gruppe aus der Stadt gejagt haben. Nun wollen sie in die Schweiz gehen... Also, was ist denn das für eine komische Philosophie? Aber man braucht sich nicht zu wundern, denn das ist nur eine Folge der Unkenntnis über den Aufbau des Menschen.

Wie viele Denker haben sich denn wirklich mit dem Menschen befasst, um zu wissen, wie der Herr ihn ursprünglich in Seinen Werkstätten geschaffen hat? Man weiß, dass er einen Magen und ein Geschlecht besitzt, und die muss man natürlich befriedigen. Nun ja, damit bin ich einverstanden, aber sollte man nicht dennoch eine Auswahl vornehmen? Gewiss wird die Jugend nun sagen: »Oh, nur keine Einschränkungen!« Aber sie sind doch bereit, eine Auslese vorzunehmen, wenn es um die Nahrung geht; warum wollen sie denn nur nicht zugeben, dass sie sich auch vergiften können, wenn sie sich auf jedes beliebige Gefühl oder jeglichen Genuss einlassen? Sie küssen, ganz gleich, welches Mädchen oder welchen Jungen, schlafen mit dem oder der Erstbesten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was ein Mensch innerlich an Wolken und ungesunden Ausstrahlungen mit sich herumtragen mag. Und so nehmen sie derart widerliche Dinge auf, dass es genauso ist, als würden sie im Abwasserkanal herumwaten.

Ich bin nicht gegen den Austausch, man muss sogar immer einen Austausch führen, das steht fest; die Frage ist nur, wie das geschehen sollte. Ein Austausch sollte immer eine Verbesserung und Verschönerung mit sich bringen. Die Liebe muss immer beide Partner bereichern. Nun sind sie aber oft krank und unausgeglichen, da sie durch mangelnde Vorsicht und durch Unvernunft ein Durcheinander der verschiedensten Dinge in sich aufgenommen haben. Es geht also nicht darum, nicht zu lieben, sondern darum, die richtige Auswahl zu treffen, um nur das in sich aufzunehmen, was wirklich rein und lichtvoll ist, um selbst ebenso rein und lichtvoll zu werden.

Was kennzeichnet ein Kind? Kinder und Jugendliche werden von ihren Wünschen, Emotionen und Empfindungen geleitet. Ihre Intelligenz ist noch nicht genügend erwacht, als dass sie messen, abwägen, kontrollieren oder urteilen könnte. Darum leben sie in der Obhut Erwachsener, der Eltern, Großeltern oder der Erzieher, die verpflichtet sind, sie zu leiten, zu beraten und zu beschützen. Denn die Kinder lassen sich immer wieder von all dem anziehen, was nicht so empfehlenswert ist; und so können sie fallen, sich verletzen, sich verbrennen und krank werden. Ihr wisst ja, was Kinder sagen: »Ich habe Papa gern und ich habe Mama gern, aber am liebsten habe ich Marmelade.« Ihre ganze Geisteshaltung kann man in dem einen Wort zusammenfassen: Marmelade. Das bedeutet, alles was angenehm, sympathisch, weich, süß und leicht ist.

Ein Kind weiß nicht, dass ihm etwas Bitteres oder Schwieriges wahrscheinlich nützlicher wäre. Es hat noch nicht die Weisheit erlangt, sich bisweilen für das zu entscheiden, was unangenehm ist. Und darin liegt eine Gefahr, und zwar nicht nur für Kinder sondern auch für Jugendliche; denn hinter diesem Schein von Schönheit und Charme erwarten sie Fallen, Enttäuschungen und bittere Erfahrungen. Die Jugend kennt das Leben noch nicht, und da sie innerlich nicht von einem erfahrenen Führer geleitet wird, lässt sie sich, ohne nachzudenken und um Rat zu fragen, von ihrem Gefühl und vom Genuss leiten. Darum verbrennen sich die jungen Leute dann die Finger und sind nachher unglücklich und voller Bedauern.

Solange die Jugend noch nicht von einer inneren Weisheit geführt wird, muss sie ihren Eltern gehorchen, denn diese haben mehr Erfahrung und gute Eingebungen, um sie zu schützen und zu belehren. Natürlich sind die jungen Leute nicht dieser Ansicht; für sie sind die Eltern einfach »die Alten«, und der beste Führer, dem man um jeden Preis folgen muss, ist der Genuss. Da liegen sie aber falsch. Sie meinen, es richtig zu machen, aber später, nach manchem Fall, Misserfolg und Verlust, fangen sie dann an, vernünftiger zu überlegen, sprechen sich vielleicht sogar zugunsten der Erwachsenen aus und sagen: »Sie hatten doch Recht, denn sie waren älter und hatten mehr Erfahrung.« Aber dann ist es zu spät.