Unerschöpfliche Quellen der Freude - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Unerschöpfliche Quellen der Freude E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

'Die wahre Freude kommt nicht von etwas Sichtbarem oder Greifbarem. Es ist eine Freude ohne Ursache, und nur sie gibt euch das Gefühl, dass ihr als Seele und Geist existiert. Anstatt also zu erwarten, etwas oder jemanden zu besitzen, um sich daran zu erfreuen, freut euch im Gegenteil daran, dass es die Dinge und die Wesen gibt. Denn in dieser Freude, die sie euch so geben, liegt es, dass ihr das Gefühl habt, sie würden euch gehören. Alles, was euch erfreut, besitzt ihr, und sogar viel mehr, als wenn ihr der Besitzer wärt.' Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Unerschöpfliche Quellen der Freude«Reihe Izvor – Band 242

»Die wahre Freude kommt nicht von etwas Sichtbarem oder Greifbarem. Es ist eine Freude ohne Ursache, und nur sie gibt euch das Gefühl, dass ihr als Seele und Geist existiert. Anstatt also zu erwarten, etwas oder jemanden zu besitzen, um sich daran zu erfreuen, freut euch im Gegenteil daran, dass es die Dinge und die Wesen gibt. Denn in dieser Freude, die sie euch so geben, liegt es, dass ihr das Gefühl habt, sie würden euch gehören. Alles, was euch erfreut, besitzt ihr, und sogar viel mehr, als wenn ihr der Besitzer wärt.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Gott, Ursprung und Ziel unserer Reise

Kapitel 2: Sich auf den Weg machen

Kapitel 3: Das Leiden als Antrieb

Kapitel 4: Gottes Antworten in sich selbst suchen

Kapitel 5: In der Schule des Lebens: Die Lektionen der kosmischen Intelligenz

Kapitel 6: »Wie ein Fisch im Wasser«

Kapitel 7: Gegenüber himmlischen Wesenheiten eingegangene Verpflichtungen

Kapitel 8: Ohne Angst voranschreiten

Kapitel 9: Einzig das Licht des Geistes darf uns führen

Kapitel 10: Unsere Zugehörigkeit zum Lebensbaum

Kapitel 11: Was es bedeutet, ins »Ausland« zu gehen

Kapitel 12: Die ungeahnten Schätze der Geduld

Kapitel 13: »Und ihr werdet alle Menschen auf den Weg der Freude mitziehen«

Kapitel 14: Sich immer wieder einen neuen Gipfel als Ziel nehmen

Kapitel 15: Damit die Liebe uns nicht mehr verlässt

Kapitel 16: Die Pforten der Traumwelt öffnen

Kapitel 17: Der lange Weg zur Freude

Kapitel 18: Der Besuch der Engel

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Kapitel 1: Gott, Ursprung und Ziel unserer Reise

Was glaubt ihr, was die Bewohner anderer Welten von der Erde und den Erdbewohnern wissen? Nicht viel. Deshalb gibt es in manchen Gegenden des Universums Schulen, in denen die Lehrer alle Neugierigen unterrichten, die diese merkwürdigen Lebewesen kennenlernen wollen: die Menschen. Sie schicken zuerst Taucher, die in unsere Atmosphäre eintauchen, welche für sie genauso undurchsichtig und dunkel wie die Meerestiefen ist. Dort sammeln sie mit Netzen einige Proben, die sie in ihre Laboratorien mitnehmen. Während des Unterrichts nimmt der Lehrer eine Pinzette und stellt seinen Schülern die Beute dieses »Fischfangs« vor. Sie beobachten diese begeistert, um anschließend detaillierte Berichte und Kommentare zu verfassen... Und was für Kommentare!

Einige unter euch fragen sich jetzt, ob ich das ernst meine... Aber nein, beruhigt euch! Ich weiß, dass heutzutage eine Menge Literatur über Außerirdische kursiert, die mit fliegenden Untertassen kommen, um Menschen mitzunehmen, die sie dann zurückbringen oder auch nicht... Natürlich, die Schöpfung ist so reich und verschieden, dass viele Dinge möglich sind. Was ich aber bis jetzt über dieses Thema gelesen oder gehört habe, ist vor allem, so denke ich, das Ergebnis einer großen Fantasie.

Die Wesen der unsichtbaren Welt, die beauftragt sind, über die Entwicklung der Menschen zu wachen, haben es nicht nötig, Proben zu entnehmen, die sie dann anschließend, wer weiß wo, studieren. Sie kennen sie gut, auch wenn deren Mentalität ihnen sehr, sehr seltsam erscheint. Als die europäischen Forscher einige Völkchen in Afrika oder Ozeanien entdeckten: Mit welcher Neugier und Überraschung haben sie diese betrachtet! Nun, diesen Wesenheiten erscheinen die Menschen noch viel fremder, und was sie am meisten überrascht, ist zu sehen, wie sie ihre Meinung äußern und welche Urteile sie fällen. Sie sind unwissend, aber sie äußern sich zu jedem beliebigen Thema. Dann begehen sie natürlich Fehler und leiden, aber sie widersetzen sich und diese Wesenheiten, die sie ansehen, sind verblüfft und fragen sich untereinander: »Wie können wir ihnen helfen?«

Der Grund, warum die Menschen so viele Fehler in ihren Urteilen und mit ihrem Verhalten begehen und so viel Leid kennen, ist, dass sie nicht wissen, wozu sie auf die Erde gekommen sind. Sie kommen und gehen dann wieder. In welchem kosmischen Plan steht ihr Schicksal geschrieben? Wo kommen sie her und wo gehen sie hin? Sie wissen es nicht. Auf diese beiden Fragen gibt es nur eine Antwort: Gott. Und in Wirklichkeit ist dies sogar die einzige Gewissheit.

Wir stammen von Gott und wir kehren eines Tages zu Ihm zurück. Was wird zwischen dieser Abreise und der Ankunft passieren? Welche Wege werden wir im Verlaufe unserer verschiedenen Inkarnationen beschreiten, bevor wir zur Quelle zurückkehren? Das hängt von uns ab. Gott hat für uns Menschen ein besonderes Schicksal vorgesehen. Nur von Zeit zu Zeit haben wir eine Ahnung und eine flüchtig Vision davon. Dann verdunkelt sich von Neuem der Himmel und die Ungewissheiten und Missgeschicke beginnen wieder. Aber an diese flüchtigen Visionen müssen wir uns mit allen Kräften halten und niemals ihre Wirklichkeit infrage stellen. Alle Dinge, die uns auf dem Weg passieren können, stellen nur Etappen dar. Niemals dürfen wir die Vision dessen vergessen und auslöschen, was wir sein werden, wenn wir in den Schoß des Ewigen zurückkehren, reich an gemachten Erfahrungen und an erworbenen und entwickelten Qualitäten und Tugenden.

Das wahre Wesen, das sich nach Licht sehnt, ist in jedem menschlichen Wesen unter dem Staub und den Trümmern dessen, was er nicht ist, vergraben. Aber jeder wird eines Tages so wie Gott ihn erdacht und gewollt hat und so wie er es schon jetzt in seinem höheren Selbst ist.1 Es ist diese Sicherheit, die allem, was wir gerade erleben, einen Sinn geben muss. Selbst wenn es schwierig ist, darf uns nichts aufhalten auf dem Weg, der uns zum göttlichen Licht führt. Denn die anderen Wege erweisen sich als noch schwieriger und noch schmerzhafter.

Die Reise, die wir schon vor langer Zeit aufgenommen haben, endet nicht mit diesem Leben. Dieses Leben ist nur eine Etappe auf dem Weg, den alle Wesen beschreiten müssen, seit sie den Schoß Gottes verlassen haben. Und wie viele verschiedene Regionen müssen sie besuchen, bis sie zu ihrem Ursprung zurückkehren! Wir sind nur Reisende auf der Erde, das darf man nie vergessen. Doch selbst unter den Spiritualisten sind nur sehr wenige fähig, ständig in sich diese Idee lebendig zu halten, dass sie Reisende sind und nirgends anhalten sollen, um Wurzeln zu schlagen. Der Weg vor uns ist lang, sehr lang. Wir müssen ständig beobachten, studieren, Schlüsse ziehen, um die richtige Richtung zu behalten, um nicht den Mut zu verlieren und die Augen auf das zu erreichende Ziel zu halten.

Seht euch die aufgehende Sonne an, lasst euch von diesem Leben, dieser Pracht durchdringen. Die Empfindungen, die ihr dann habt, geben euch einen Vorgeschmack von dem, was ihr erleben werdet, wenn ihr zu Gott zurückkehrt. Sucht in dieser Quelle des Lichts und in diesem Strahlen, das ein Ausdruck der göttlichen Pracht ist, euer wahres Selbst.2 An dem Tag, an dem ihr es entdeckt und lernt, euch mit ihm zu identifizieren, werdet ihr erkennen, dass ihr niemals aufgehört habt, in der Allmacht, der Liebe und dem Licht zu leben und dass ihr durch euer Leben, durch eure Aktivitäten an der gigantischen Arbeit teilnehmen könnt, die im Universum geschieht. Und in diesem Moment werden die Worte Jesu: »Mein Vater arbeitet und ich arbeite mit ihm« für euch einen Sinn ergeben.

Wie viele menschliche Wesen auf der Erde zerstören in Wirklichkeit nur die Arbeit Gottes! Die Schöpfung ist in Bewegung und in ständiger Transformation, von den Tiefen der Erde und der Meere bis zu den Sternen und auch in den menschlichen Seelen. Haltet so oft wie möglich inne, um über dieses göttliche Wirken nachzudenken, das gleichzeitig alle Regionen des Universums berührt, das am Bestehen aller Wesen beteiligt ist und alle ihre Bedürfnisse befriedigt. Denn Gott sorgt für das gegenwärtige und zukünftige Leben eines jeden Wesens, er vergisst kein einziges.

Wenn ich beim Reisen in eine neue Stadt komme und diese Menschenmenge in den Straßen sehe, denke ich, dass jeder dieser Männer und Frauen ihr eigenes Leben, ihre Geschichte, ihre zu lösenden Probleme, ihre Leiden, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen haben und dass es ein Wesen gibt, das sie alle unterstützt, weil Es in ihnen lebt. Versucht auch ihr, von Zeit zu Zeit daran zu denken. Dann werdet ihr das Feld eures Bewusstseins erweitern und neue Regionen entdecken, wo ihr mit den höheren Wesenheiten in Kontakt tretet.

Anstatt euch mit allen möglichen unnützen oder nichtigen Dingen zu beschäftigen, die euch nur schwächen, konzentriert euch auf den universellen Geist, den Himmlischen Vater, der uns geschaffen hat, der uns trägt, uns unterstützt und in allen Wesen lebt. So werdet ihr der Schwere des Alltags entkommen. Ihr werdet spüren, dass die Verbindung zwischen eurem irdischen Wesen und eurem himmlischen Wesen sich wiederherstellt und eines Tages werdet ihr wie Jesus sagen können: »Mein Vater arbeitet und ich arbeite mit ihm (Jh 5,17).«

Im Moment kennen wir nur den Ausgangspunkt und das Ziel: Gott. Alles andere ist ungewiss. Aber welche Ereignisse auch noch auf dem Weg folgen werden, wir müssen weitergehen, denn nur das göttliche Leben, das ewige Leben verdient den Namen »Leben«.

Ihr werdet sagen: »Aber das ist schwer, so schwer!« Ja, deshalb dürft ihr niemals vergessen, dass in euch ein Geist wohnt, ein Funke, der aus dem Schoße des Ewigen, aus dem ursprünglichen Feuer hervorgesprudelt ist, um sich in der Materie zu verkörpern. Dieser Funke trägt alle göttlichen Pläne in sich und seine Reise durch die Materie hat kein anderes Ziel, als diese Pläne zu verwirklichen. Um durchzuhalten, braucht dieser Funke Nahrung und ein Symbol der physischen wie auch der spirituellen Nahrung: das Brot.

Jesus sprach: »Ich bin das lebendige Brot...«, »Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist« (Jh 6,41-58 ), und beim letzten Abendmahl segnete er das Brot, das er seinen Jüngern gab, indem er sagte: »Nehmet, esset; das ist mein Leib« (Mt 26,26). Das Brot repräsentiert also die Elemente des göttlichen Lebens. Wenn wir auf die Erde kommen, besitzen wir schon einige dieser Elemente. Diejenigen, welche sie in ihren früheren Inkarnationen verschwendet haben, indem sie nicht vernünftig lebten, müssen sich anstrengen, um sie wiederzufinden. Sonst werden sie ihre Reise inmitten von großen Schwierigkeiten fortsetzen.

In einer Einweihungsschule machen wir nichts anderes, als unsere inneren Säcke und Speicher, das heißt unseren Intellekt, unser Herz, unsere Seele und unseren Geist, mit diesem vom Himmel herabgestiegenen Brot zu füllen. Ich habe euch schon oft gesagt, was dieses Brot ist und auch in welchem Moment wir es essen und wie wir es kauen sollen.3 Es steht uns jeden Tag zur Verfügung, damit wir unseren Weg fortsetzen können, der uns bis zu unserer Vorbestimmung als Söhne und Töchter Gottes führt. Die Herren des Schicksals haben alles vorgesehen, damit wir dorthin gelangen. Vielleicht antworten sie uns nicht, wenn wir sie fragen, aber das ist nur, um uns in Atem zu halten, damit wir immer weitergehen.

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Anmerkungen

1 Siehe Band 222 der Reihe Izvor »Die Psyche des Menschen«, Kapitel 13 »Das höhere Ich«.

2 Siehe Band 323 der Reihe Broschüren »Meditationen beim Sonnenaufgang«.

3 Siehe Band 17 der Reihe Gesamtwerke »Erkenne Dich selbst – Ynani-Yoga«, Kapitel 2 »Die synoptische Tafel« und Kapitel 6 »Die Nahrung von Seele und Geist«, sowie Band 234 der Reihe Izvor »Die Wahrheit, Frucht der Weisheit und der Liebe«, Kapitel 3 und Band 222 der Reihe Izvor »Die Psyche des Menschen«, Kapitel 2.

Kapitel 2: Sich auf den Weg machen

Von allem, was wir besitzen, von allen Wesen, mit denen wir verbunden sind, gehört uns nichts wirklich und auf Dauer. Das Geld, das Haus, die Lebenssituation, die Gesundheit, die Freunde oder die Familie können jederzeit auf dem Spiel stehen. Sobald wir sie verlieren, sind wir gezwungen, uns an alle Kräfte in uns zu wenden, die uns helfen, diesen Verlust zu ertragen. Wo findet man diese Kräfte? Im Licht, in der selbstlosen Liebe, der Demut, dem Opfer. Also, warum sie nicht sofort und bewusst suchen? Warum soll man nicht freiwillig diese Wahl treffen? Warum soll man darauf warten, von den Ereignissen dazu gedrängt zu werden?

Die Menschen warten, bis sie im Elend, in Krankheit oder im Unglück sind, um eine innere Richtung, eine geistige Orientierung zu suchen. Wenn alles gut geht, ist es schwierig, sie zu überzeugen, dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren sollten, um am Prüfungstag bereit zu sein. Denn die Prüfungen werden kommen, das ist sicher, niemand wird verschont und wenn man schon gut gewappnet ist, wird man sie nicht nur bestehen, sondern aus ihnen sogar gestärkt hervorgehen.

Macht jetzt nicht den Fehler zu glauben, dass die spirituellen Praktiken euch vor allem Übel bewahren werden. Es ist vorzuziehen, auf dem guten Weg zu sein, aber auf dem guten Weg zu sein bedeutet nicht, dass man am Ziel angekommen ist. Doch ist es wahr, dass einige Leiden, in dem Maße wie ihr euch reinigt und in Harmonie mit der Welt des Lichts lebt, verschwinden. Aber das heißt nicht gleichzeitig, dass die Folgen der in diesem oder in vorherigen Leben begangenen Übertretungen mit einem Mal ausgelöscht werden.

Seid also nicht überrascht, wenn trotz der neuen Orientierung, die ihr angenommen habt, euch bestimmte Leiden nicht verlassen. Zur Vereinfachung kann man sagen, dass unsere guten Taten sich in einem Speicher sammeln und unsere schlechten Taten in einem anderen; und dieses Gute und dieses Schlechte holen uns notwendigerweise eines Tages ein. Wir gehen also durch verschiedene Ereignisse, durch psychische und physische Zustände, welche die mehr oder weniger weit entfernten Konsequenzen unseres vergangenen Verhaltens sind.1

Sobald ihr euch entschließt, das spirituelle Leben anzunehmen, provoziert ihr eine innere Änderung. Äußerlich geht eure Existenz weiter wie bisher, mit einer bestimmten familiären, sozialen und beruflichen Umgebung sowie bestimmten Problemen, die bestehen bleiben. Und ihr habt auch einen physischen Körper in mehr oder weniger guter Gesundheit. Nehmen wir gerade die Gesundheit als Beispiel. Es gibt körperliche Schwächen, die eine bessere Lebensweise, unterstützt von einer besseren Philosophie, schnell besiegen kann. Doch es gibt auch unheilbare Krankheiten, denn sie haben ihre Ursache in der entfernten Vergangenheit und sind deshalb tief in euren Organismus eingegraben. Das neue Leben, für das ihr euch entschieden habt, wird euch nur Methoden geben, um euren mangelhaften körperlichen Zustand besser zu ertragen und die Keime einer zukünftigen Verbesserung in euch hineinzutragen, es wird euch nicht von einem auf den anderen Tag heilen.

Für die tägliche Lebensführung ist es wichtig, die Bedeutung des physischen Schmerzes zu verstehen: Er warnt uns, dass wir uns vom richtigen Weg entfernt haben. Wenn wir nicht leiden, rennen wir direkt ins Grab. Nichts ist gefährlicher als eine Krankheit, die sich im Organismus niederlässt, ohne das geringste Alarmsignal zu geben, denn oft sind die verursachten Schäden am Tag, an dem Schmerzen auftreten und uns warnen, nicht mehr zu beheben. Deshalb beginnt euch zu fragen, was der Grund ist, sobald ihr einen Schmerz verspürt, sucht, was ihr an Unvorsicht, Nachlässigkeit usw. begangen habt. Wenn ihr nicht auf die Warnungen hört, wird das Übel, das ihr in euch eintreten lasst, immer schwieriger zu bekämpfen sein.

Wenn ihr unter einer sehr schweren Krankheit leidet, werden euch spirituelle Praktiken vielleicht nicht gesund machen. Der Glaube und die Liebe sind natürlich Kräfte, die fähig sind, sogenannte unheilbare Krankheiten zu heilen, aber das passiert nur in Ausnahmefällen. Nur sehr wenige Personen haben einen solchen Glauben an Gott und eine solche Liebe zu ihm, dass diese fähig sind, Wunder zu vollbringen. Wer sich damit zufriedengibt, ein ordentliches Leben zu leben, hat nur die Macht, die besten Bedingungen für die Zukunft vorzubereiten. Die Gegenwart erntet die Früchte einer unzulänglichen Vergangenheit, aber diese Gegenwart sät, wenn sie im Licht gelebt wird, die Samen für eine zukünftige Inkarnation. Das Leben des Schülers besteht also aus einer Mischung aus Leiden und Freuden, denn während er für seine vergangenen Überschreitungen bezahlt, weiß er, dass er seine Zukunft erschafft.

Diejenigen, die den spirituellen Weg in der Hoffnung einschlagen, dass sie so vor allen Prüfungen geschützt seien, dürfen sich keine Illusionen machen. Das spirituelle Leben ist kein Feilschen mit dem Herrn. Sie sollen sich nicht einbilden, dass der ganze Himmel ihnen zu Hilfe eilt, vor lauter Entzücken, dass sie Mitglieder einer Kirche, der Universellen Weißen Bruderschaft oder irgendeiner anderen spirituellen Bewegung geworden sind. Genau wie jeder Materialist werden sie allen Schwierigkeiten des Lebens begegnen müssen. Aber sie müssen trotz allem weitergehen, denn sie wissen, dass diese Schwierigkeiten sie reinigen und stärken werden, weil sie gelernt haben, sie auf eine bessere Weise zu betrachten. Eine spirituelle Lehre anzunehmen, das bedeutet nicht, dass der Arme reich, der Unwissende wissend, der Kranke gesund, der Schwache stark und der Verachtete und Verkannte geehrt und gerühmt wird. Nehmt das zur Kenntnis! Es kann sogar sein, dass ihr euch noch ärmer, unwissender, schwächer und dunkler fühlt als vorher. Einige unter euch, denen das sehr klar geworden ist, sagen mir, dass sie nicht verstehen, was mit ihnen geschieht. Was soll ich ihnen antworten? Ganz einfach, dass dies das neue Leben ist, das in ihnen zu kreisen beginnt.

Ja, denn dieses neue, intensivere Leben verfeinert zunächst die Wahrnehmung gegenüber eurem inneren Wesen und es ist normal, dass ihr zu Anfang mit dem, was ihr dort entdeckt, nicht so glücklich seid. Aber euer Verständnis wächst auch, worüber ihr euch freuen müsst. Ihr werdet sagen: »Aber ich befreie mich nicht, ich stärke mich nicht!« Was wisst ihr davon? Vorher, als ihr euch nicht bewegt habt, hattet ihr keine richtige Wahrnehmung eurer Fähigkeiten und ihr konntet euch einbilden, mächtig und frei zu sein. Jetzt, da ihr euch entschlossen habt zu arbeiten, seid ihr angesichts eurer bescheidenen ersten Ergebnisse gezwungen, eure Grenzen zu erkennen. Dies ist kein Grund, entmutigt zu sein und mit der Arbeit aufzuhören. Nach und nach werdet ihr Kräfte gewinnen und euren Bereich erweitern. Doch man muss damit beginnen, sich so zu sehen, wie man ist.

Ihr habt sicher »Gullivers Reisen« von Swift gelesen. Nachdem Gulliver Schiffbruch erlitten hatte, erwachte er eines Morgens an einem unbekannten Strand. Als er aufstehen wollte, wurde ihm klar, dass er gefesselt war: Während seines Schlafes haben die winzigen Einwohner dieses Landes, die Liliputaner, ihn mit Hunderten von kleinen Stricken an den Boden gebunden.

Übertragt dieses Abenteuer auf die spirituelle Ebene: Da ihr noch nie versucht habt, euch zu bewegen oder aufzustehen, wisst ihr nicht, dass ihr gefesselt seid.Doch sobald ihr versucht, euch wieder aufzurichten, um euch auf den Weg zu machen, fühlt ihr euch schwach und gelähmt. Der Hund, das Pferd und die Ziege fühlen nicht, dass sie an einem Pfahl befestigt sind, außer wenn sie frei umherlaufen wollen. Und für den Menschen sind diese Bindungen alle dunklen Neigungen, die ihn in den niederen Ebenen des Bewusstseins festhalten.

Wer auf einem Stuhl sitzen bleibt, kann sich einbilden, zu allen möglichen Leistungen fähig zu sein. In dem Moment, wo er aufsteht, erkennt er den wahren Zustand seiner Kräfte. Dann ist er gezwungen, gewisse Illusionen zu verlieren. Später, in seiner Enttäuschung, glaubt er sich dann schwächer als er ist. Nein, im Gegenteil, diese Erkenntnis ist der Beginn seiner Kraft. Die Schwierigkeiten, die ihm beim Versuch, sich von seinem alten Zustand zu entfernen, widerfahren, sind der Beweis, dass er versucht, sich zu bewegen und dass er sich anstrengt. Er leidet, weil er endlich beginnt, eine neue Welt zu spüren, zu erleben und seine Schritte in diese Richtung zu lenken.

Nehmen wir das Beispiel von jemandem, der es seit Jahren gewohnt ist, zu rauchen. Er zündet eine Zigarette an und ist zufrieden und entspannt, so als ob das Rauchen zu seinem Wohlbefinden beitragen würde, obwohl er in Wirklichkeit dabei ist, seine Gesundheit zu zerstören. Eines Tages versteht er schließlich, dass es vernünftig wäre, damit aufzuhören. Doch dann beginnen alle Zellen seines Organismus, die er an den Rauch gewöhnt hat, zu revoltieren, zu protestieren, Bittschriften zu unterschreiben und sie bestürmen ihn, bis er kapituliert.

Wer hat nicht von den unendlichen Kämpfen gehört, die der Raucher oder Alkoholiker durchstehen muss, um sich von seinen unheilvollen Gewohnheiten zu befreien? Warum dieser Kampf? Weil die Gewohnheiten Bindungen sind, die man mit den lebendigen Geschöpfen, die unsere Zellen sind, geschaffen hat, und diese Bindungen zu durchtrennen, ist sehr schwer, die Zellen widersetzen sich. Der Entschluss, das Leben zu ändern, ist ein heldenhaftes Unternehmen.

Tabak, Alkohol und Drogen sind Beispiele, die alle leicht verstehen. Aber das Gleiche gilt für all die schlechten Angewohnheiten und Neigungen: Die Mängel, Laster und auch die Krankheiten sind Wesenheiten, die sich in uns niedergelassen haben und einen Eigenwillen besitzen, was ihre Widerstandsfähigkeit erklärt. Genau das enthüllen auch einige Kapitel in den Evangelien, die berichten, wie Jesus die Dämonen austrieb.

Weil er die finsteren Wesenheiten aus ihren Körpern vertrieb, fanden die Verrückten ihren Verstand wieder, die Stummen die Stimme und die Gelähmten den Gebrauch ihrer Glieder. Doch diese Wesenheiten akzeptieren ihre Niederlage nicht so leicht, sie tun, was sie können, um wieder die Oberhand zu gewinnen. Und Jesus erklärte: »Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er’s gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin, und es wird mit diesem Menschen hernach ärger als zuvor« (Lk 11,24).

Unsere Schwächen, genau wie auch unsere Tugenden, sind lebendige Wesenheiten, die uns als ihr Haus ausgewählt haben. In dem Maße, wie wir uns anstrengen, uns zu bessern, müssen die finsteren Wesenheiten uns verlassen, denn unsere innere Atmosphäre wird für sie unerträglich. Diese Reinheit und dieses Licht, um dessen Einkehren wir uns bemühen, vertragen sie nicht, und sie ergreifen die Flucht. Sind sie einmal draußen, suchen sie eine neue Bleibe, indem sie in andere Personen eindringen und durch diese anderen Personen versuchen sie dann, uns zu schaden. Doch die dadurch entstehenden Nachteile sind kleiner als die zu jener Zeit, wo sie noch unser Haus bewohnten. Und da wir diese Feinde im Inneren besiegt haben, sind wir stärker, um sie außen zu besiegen. Wird es uns schließlich gelingen, von ihnen endgültig frei zu sein? Nein, solange man auf der Erde ist, begegnet man Schwierigkeiten und Gegnern.

Warum haben so viele bemerkenswerte Menschen schreckliche Feindschaften hervorgerufen? Genau weil die dunklen Kräfte, die sie aus ihrer inneren Welt vertrieben hatten, sie durch andere Personen, die sich von ihren Qualitäten, ihren Tugenden und ihrer Charakterstärke gestört fühlten, erneut angriffen. Die Menschen, die ein gewöhnliches Leben führen und niemanden stören, mit denen ist alle Welt zufrieden. Sobald sie beschließen, einige schlechte Angewohnheiten abzulegen, beginnen diese vertriebenen Feinde, sie von außen anzugreifen. Doch auch wenn es nicht leicht ist, ihnen gegenüberzutreten, so sind die äußeren Feinde weniger gefährlich als die inneren.

Also, wie soll man sich jetzt gegenüber diesen äußeren Gegnern verhalten? Mit Liebe, Sanftheit und Geduld. Ja, für die inneren Feinde braucht es Entschlossenheit, Autorität, Strenge, aber nicht für die äußeren Feinde, da ist es nicht die richtige Methode. Unglücklicherweise machen die Menschen meistens das Gegenteil: Sie zeigen Geduld und Nachsicht gegenüber ihren inneren Feinden und eine extreme Strenge gegenüber ihren äußeren Feinden. Warum also sollte man sich wundern, wenn sie sich weiter mit unlösbaren Schwierigkeiten herumschlagen?

Ich werde euch jetzt eine türkische Geschichte erzählen. Bulgarien hat bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts unter türkischer Herrschaft gelebt, weshalb damals natürlich viele wirkliche oder ausgedachte Anekdoten umherkreisten, deren Helden Türken waren.