Liebe, Zeugung und Schwangerschaft - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Liebe, Zeugung und Schwangerschaft E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

Im Universum gibt es zwei Grundprinzipien, die sich überall in der Natur und im Leben wiederfinden: das männliche und das weibliche Prinzip. Wenn sie fruchtbar sein wollen, müssen sie miteinander arbeiten, denn getrennt können sie nichts erschaffen. Deshalb suchen sie sich ständig gegenseitig. Nichts ist für ein Geschöpf wesentlicher, als die Begegnung mit seinem ergänzenden Prinzip, und nichts ist wichtiger als die daraus entstehende Liebe. Dieses Buch zeigt, wie man sie bewahren kann und wie man ihr Potential mit Würde und Edelsinn einsetzen kann, um alles, was aus ihr hervorgeht, zu veredeln. Es gibt kostbare Anregungen für die Verbesserung unserer Beziehungen und für die Zeugung und Erziehung von Kindern. Der Autor ermutigt die Frauen, sich ihrer ureigensten Qualitäten bewusster zu werden und sie zum Wohle ihrer Umgebung und der Menschheit einzusetzen.

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer Philosoph, geistiger Meister und Eingeweihter. Als warmherziger, einfühlsamer und humorvoller Lehrer war er ein lebendiges Vorbild, das durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um die Gesundheit, die Ethik, die Liebe, die Sexualität oder um tiefgründige, philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Liebe, Zeugung und Schwangerschaft«Reihe Izvor – Band 214

Im Universum gibt es zwei Grundprinzipien, die sich überall in der Natur und im Leben wiederfinden: das männliche und das weibliche Prinzip. Wenn sie fruchtbar sein wollen, müssen sie miteinander arbeiten, denn getrennt können sie nichts erschaffen. Deshalb suchen sie sich ständig gegenseitig.

Nichts ist für ein Geschöpf wesentlicher, als die Begegnung mit seinem ergänzenden Prinzip, und nichts ist wichtiger als die daraus entstehende Liebe. Dieses Buch zeigt, wie man sie bewahren kann und wie man ihr Potential mit Würde und Edelsinn einsetzen kann, um alles, was aus ihr hervorgeht, zu veredeln. Es gibt kostbare Anregungen für die Verbesserung unserer Beziehungen und für die Zeugung und Erziehung von Kindern. Der Autor ermutigt die Frauen, sich ihrer ureigensten Qualitäten bewusster zu werden und sie zum Wohle ihrer Umgebung und der Menschheit einzusetzen.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die geistige Galvanoplastik

Kapitel 2: Mann und Frau, Abbild des männlichen und weiblichen Prinzips

Kapitel 3: Die Ehe

Kapitel 4: Lieben ohne Besitzanspruch

Kapitel 5: Wie man der Liebe eine edlere Ausdrucksform gibt

Kapitel 6: Nur die geistige Liebe schützt die menschliche Liebe

Kapitel 7: Der Liebesakt aus der Sicht der Einweihungslehre

Kapitel 8: Die Sexualkraft, Bestandteil der Sonnenenergie

Kapitel 9: Die Zeugung eines Kindes

Kapitel 10: Die Schwangerschaft

Kapitel 11: Die Kinder von Verstand und Herz

Kapitel 12: Die Frau soll ihren wahren Platz wieder einnehmen

Kapitel 13: Das Reich Gottes, Kind der kosmischen Frau

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Kapitel 1: Die geistige Galvanoplastik

»Was ihr auf Erden bindet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löst, soll auch im Himmel gelöst sein.«

Wie viele Christen haben diesen Vers im Evangelium gelesen, ohne seinen tieferen Sinn zu entdecken! Wie erklärt sich diese Entsprechung zwischen dem Himmel und der Erde? Himmel und Erde repräsentieren hier in Wirklichkeit die beiden Prinzipien, das männliche und das weibliche, die in der Welt wirken. Sie sind der positive und der negative Pol, und man findet sie in allen Phänomenen der Natur und des Lebens wieder. Zwischen diesen beiden Polen entsteht ein Kreislauf, ein ununterbrochener Austausch, und ein Austausch bedingt immer eine Entsprechung.

Im folgenden Vers sagt Jesus: »Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.«

Die gesamte Schöpfung ist das Werk der beiden Prinzipien männlich und weiblich. Sie sind eine Widerspiegelung, eine Wiederholung der beiden großen kosmischen schöpferischen Prinzipien, die man Himmlischer Vater und Göttliche Mutter nannte. Der Himmlische Vater und die Göttliche Mutter sind selbst eine Polarisierung eines einzigen Prinzips, des Absoluten, Nicht-Manifestierten, das die Kabbala »Ain Soph Aur« nennt: grenzenloses Licht. Überall in der Natur sieht man nur diese beiden Prinzipien in unterschiedlichen Formen und Dimensionen.

So ist in der Familie zum Beispiel der Vater das männliche, die Mutter das weibliche Prinzip – und zwischen ihnen befindet sich das Kind. Es ist das sie vereinende Band. Im Menschen selbst ist der Verstand das männliche Prinzip, der Vater; das Herz ist das weibliche Prinzip, die Mutter. Und die Tat, die Handlung, ist das Kind. All unser Tun und Handeln ist das Ergebnis unserer Gedanken und Gefühle. Sind diese lichtvoll und gut, dann gehen als Folge der Weisheit unseres Verstandes und der Liebe unseres Herzens segensreiche Taten hervor. Die Macht eines Menschen ist das Ergebnis des richtigen Verhältnisses zwischen Weisheit und Liebe.

Jede Handlung ist das Kind von Verstand und Herz. Ihr werdet sagen, dass es sehr aktive Menschen gibt, bei denen Verstand und Herz nicht besonders weit entwickelt sind... Das stimmt, aber auch bei ihnen ist die Handlung das Kind von Herz und Verstand, allerdings ein Kind des Mangels an Herz und Verstand! Ob man nun überlegt und liebevoll oder leichtsinnig und gefühllos handelt, es entsteht immer eine Handlung, die die Frucht von Verstand und Herz ist. Das Wesen des Kindes hängt von dem Entwicklungsgrad der Eltern ab. Je nach der Beschaffenheit von Verstand und Herz sind die Taten sinnvoll oder dumm, gut oder böse. Es gibt also immer einen Vater und eine Mutter, das heißt Himmel und Erde.

Wenn ihr ein Samenkorn in die Erde legt, »bindet ihr etwas auf Erden«, denn zahlreiche Elemente im Boden werden zu seinem Wachstum beitragen. Aber auch im Himmel bindet ihr etwas. Sowie ihr einen Samen in den Boden einbringt, entsteht eine Verbindung zwischen Erde und Himmel. Der Regen wird ihn begießen, und die Sonne schickt ihm ihr Licht und ihre Wärme. Ihr pflanzt lediglich einen Samen oder einen Kern in die Erde, aber durch diese Handlung verpflichtet ihr den Himmel, zu seinem Wachstum beizutragen. Und was tun wir, wenn wir essen? Wir bringen einen Samen (die Nahrung) in die Erde (unseren Magen), und sofort schickt der Himmel (das Gehirn) Kräfte aus, um die aufgenommene Nahrung in Energien, Gefühle und Gedanken zu verwandeln... Sobald der Magen Nahrung erhält, strömen ihm Kräfte aus dem gesamten Organismus zu, um sie zu verarbeiten.

Binden und lösen... Diese beiden Worte fassen die Tätigkeit von Herz und Verstand zusammen. Das Herz bindet, wohingegen der Verstand löst. Das Herz macht eine Synthese, es vereinigt, versammelt, bringt näher und stellt zu allem, was es liebt, eine Verbindung her, auch wenn es manchmal eine dumme Verbindung ist! Der Verstand dagegen analysiert, trennt und nimmt die Dinge auseinander. In unserer heutigen Zeit, wo er den ersten Platz einnimmt, zerstört er alles. Wir müssen uns also entschließen, dem Herzen wieder einen Platz zu verschaffen, denn es belebt, beseelt und vereinigt durch seine Wärme und zärtliche Liebe. Ihr dürft aus meinen Worten nicht schließen, dass der Verstand abgeschafft werden soll. Nein, er muss mit dem Herzen zusammen arbeiten. Und wie? Dazu möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen.

Es wurden einmal zwei Männer vor Gericht geführt und beschuldigt, über die Mauer eines Gartens hinweg Äpfel gestohlen zu haben. Alle sahen sie verwundert an, denn der eine hatte keine Beine und der andere war blind. Der erste sagte: »Verehrter Richter, Sie sehen, dass ich keine Beine habe, wie hätte ich also über eine Mauer hinweg Äpfel stehlen können?« Und der andere sagte: »Und ich, Herr Richter, habe keine Augen, ich konnte noch nicht einmal sehen, dass es überhaupt Äpfel zu stehlen gab!« Das Gericht war von ihrer Unschuld überzeugt und wollte sie bereits freisprechen, als ein etwas klügerer Richter rief: »Gewiss, jeder allein hat die Äpfel nicht stehlen können, aber wenn sich der Krüppel auf die Schultern des Blinden setzt, stellen sie gemeinsam einen vollständigen Menschen dar. Sie haben die Äpfel also gemeinsam gestohlen.«

Was stellen die beiden Diebe dar? Das Herz und den Verstand. Das Herz ist der Blinde. Jeder weiß, dass das Herz blind ist. Aber es kann gehen, ja sogar galoppieren. Alle Impulse, alle Wünsche entspringen dem Herzen, und das Herz kann uns überall hintragen. Der Verstand dagegen kann sehen und beobachten, aber er allein kann sich nicht fortbewegen. Das Herz muss ihn tragen. Wenn Herz und Verstand zusammen wirken, sind sie zu Außerordentlichem fähig: zu Wundern oder zu Verbrechen.

Die Aktivitäten von Herz und Verstand kann man in allen Bereichen studieren, im Bereich der Physik, der Mathematik, der Botanik, der Psychologie usw., und es ist ein endloses Studium; denn in Wirklichkeit handelt es sich stets um die Tätigkeit der beiden Prinzipien männlich und weiblich, die der Ursprung jeglicher Manifestation sind.

Einen Aspekt davon kann ich euch am Beispiel der Galvanoplastik verdeutlichen. Jeder hat schon von diesem Vorgang gehört, aber er wird immer nur rein physikalisch, äußerlich verstanden; niemand versucht, ihn zu interpretieren, um zu verstehen, welchen Vorgängen er in unserem Inneren entspricht. Zunächst möchte ich euch daran erinnern, worin dieses Phänomen besteht.

Man taucht zwei Elektroden in einen Behälter, der mit der Lösung eines Metallsalzes, entweder Gold, Silber, Kupfer usw. – gefüllt ist. Die Anode (der positive Pol) besteht aus einer Platte, die aus demselben Metall besteht wie das Metallsalz im Behälter. Die Kathode (der negative Pol) ist eine Gussform aus Guttapercha, die mit Graphit überzogen ist und eine Figur, eine Münze oder eine Medaille darstellt. Die beiden Elektroden werden mit einem Kabel an die Pole einer Batterie angeschlossen, dann wird Strom hindurch geschickt. Das in der Lösung enthaltene Metall setzt sich an der Kathode ab, während die Anode sich auflöst und dadurch die Flüssigkeit regeneriert. Die Gussform wird allmählich von dem in der Lösung enthaltenen Metall überzogen, und man erhält je nach Wunsch eine vergoldete, versilberte oder verkupferte Medaille. Für diesen Versuch braucht man vier verschiedene Elemente:

- eine Batterie, weil sie den Strom erzeugt

- eine Lösung, in der sich die Elemente verteilen, die sich später auf der Kathode absetzen

- eine positive Elektrode, die Anode – sie besteht aus dem Metall, das das Bild überziehen soll

- eine negative Elektrode, die Kathode auf der sich das Bild befindet, das überzogen werden soll.

Es handelt sich um einen sehr einfachen Versuch, der aber in der Technik vielfältige Anwendung findet. Er ist besonders interessant, wenn man ihn auf den Menschen bezieht. Die Funktionen der einzelnen Elemente (Batterie, Lösung, Anode, Kathode) entsprechen den Funktionen von Geist, Seele, Verstand und Herz. Man kann in ihnen auch die vier Grundrechenarten wiederfinden: Das Herz addiert, der Intellekt subtrahiert, die Seele multipliziert und der Geist dividiert.

Ebenso addiert auch die Kathode. Sie nimmt die in der Lösung enthaltenen Elemente auf und bedeckt sich damit. Die Anode stellt die Subtraktion dar, denn die Metallplatte löst sich nach und nach auf. In der Lösung wird multipliziert. Die Ionen verwandeln sich in Atome, Moleküle und Elektronen. Die Batterie übernimmt das Dividieren, da sie ihre Energie verteilt, damit die anderen Elemente funktionieren können.

Aus der Sicht der Einweihungswissenschaft zeigt uns das Phänomen der Galvanoplastik, wie wir mit den Kräften des Lebens arbeiten sollen. Als erstes, indem wir in unserem Kopf – der Anode – Gedanken aus widerstandsfähiger, unzersetzbarer Substanz, aus kostbarem Gold hegen. Zweitens, indem wir in unserem Herzen – der Kathode – das Bild eines außergewöhnlichen Wesens oder eines hohen Ideales, das wir erreichen wollen, hegen. Drittens, indem wir uns mit unserem Geist – der Batterie – verbinden, der Gott in uns darstellt und von dem wir alle belebenden Kräfte erhalten. Jeden Tag gehen von ihm feinstoffliche Substanzen aus, die der Strom in unser ganzes Wesen trägt. Auf diese Weise entwickeln wir alle Eigenschaften, die der Schöpfer seit der Erschaffung der Welt in uns gelegt hat. Unter ihrem Einfluss ändern sich sogar Gesichtszüge und Körperform, bis wir eines Tages das Antlitz unseres Himmlischen Vaters besitzen. Diesen Vorgang nenne ich die geistige Galvanoplastik.

Das Phänomen der Galvanoplastik kann auch bei einer schwangeren Frau beobachtet werden. Wir werden später auf dieses Thema zurückkommen.1

Wir müssen uns täglich mit dem Himmel verbinden, um den Energiekreislauf zwischen ihm und uns wiederherzustellen. Wie...? Ganz einfach durch unsere Gedanken und unsere Liebe. Ich habe anfangs die Stelle aus dem Evangelium zitiert, wo Jesus sagt: »Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« Mit anderen Worten: Ich bin dort zugegen, wo das Licht des Verstandes, die Güte des Herzens und die Tatkraft des Willens vorhanden sind. Man muss also zwei oder drei miteinander verbinden. Es genügt, dass sich zwei verbinden, um das dritte hervorzubringen. Jesus sagte »zwei oder drei« und nicht »vier oder fünf«. Zwei bedeutet der Denkende und der Wünschende. Drei ist die Handlung, das Kind der beiden ersten. Um ein Ergebnis zu erzielen, genügt es, zu denken und zu fühlen, denn die Handlung – die Frucht von Denken und Fühlen – folgt unweigerlich.

Diese Stelle des Evangeliums darf nicht wörtlich verstanden werden. Wenn Jesus von »zwei oder drei« spricht, meint er damit nicht zwei oder drei Personen. Wenn ihr allein in der Wüste seid und von ganzem Herzen zu Christus betet, wie sollte er dann nicht bei euch sein? Ihr seht, dass das Evangelium nicht immer wörtlich verstanden werden darf. Zwei oder drei bedeutet: Verstand, Herz und Wille.

Wenn ihr diese Stelle so versteht, wird Christus bei euch sein, sobald eure Gedanken und Gefühle die gleiche Richtung einnehmen, um etwas in Seinem Namen zu verwirklichen, ob ihr nun allein oder mit Hunderten von Menschen zusammen seid.

Die Galvanoplastik lehrt uns, dass es Gesetze gibt, die wir für unsere Weiterentwicklung verwenden können. Wählt also, wenn ihr mich richtig verstanden habt, das Bild eines vollkommenen Wesens oder ein hohes Ideal, legt es in euer Herz, meditiert darüber und kontempliert es voller Verehrung. So stellt ihr den geistigen Strom her, der dieses Bild mit den edelsten Stoffen nährt, die in eurer Seele gelöst sind. Wenn ihr euch auf diese Weise innerlich dem Bild oder dem hohen Ideal nähert, das ihr kontempliert habt, gebt ihr ihm mehr und mehr Gestalt in euch.

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Anmerkung

1 Siehe Kapitel 10 in diesem Buch.

Kapitel 2: Mann und Frau, Abbild des männlichen und weiblichen Prinzips

Im Universum gibt es zwei Grundprinzipien, die sich in allen Erscheinungsformen der Natur und des Lebens wiederfinden. Die gesamte Schöpfung ist das Werk des männlichen und des weiblichen Prinzips. Wenn sie fruchtbar sein wollen, müssen diese beiden Prinzipien gezwungenermaßen miteinander arbeiten, denn getrennt können sie nichts erzeugen. Deshalb suchen sie sich ständig gegenseitig. Nichts ist für ein Geschöpf wesentlicher, als die Begegnung mit seinem ergänzenden Prinzip. Man kann sagen, dass den größten Problemen der Männer und Frauen, die selbst auch eine Äußerung des männlichen und weiblichen Prinzips in der Welt sind, ein falsches Verständnis dieser Frage zugrunde liegt.

Bewusst oder unbewusst reagieren auf die Frage nach den beiden Prinzipien alle Geschöpfe gleich. Für alle hat sie absolute Wichtigkeit. Sobald ein Mann bei einer Frau das für ihn notwendige ergänzende Prinzip gefunden zu haben glaubt, ist er bereit, alles aufzugeben. Selbst wenn er ein König wäre, würde er sein Reich mit all seinen Untertanen, seiner Armee und seinen Schätzen für eine Frau aufgeben. Was hat diese Frau, dass im Vergleich zu ihr in seinen Augen eine ganze Nation mit Millionen von Untertanen verblasst?... In Wirklichkeit sucht er gar nicht die Frau selbst, sondern das ergänzende Prinzip, denn nichts ist wichtiger. Für die Frau gilt das Gleiche. Sie würde sich ihrer Familie und notfalls auch der ganzen Welt widersetzen, um dem Mann zu folgen, den sie liebt. Hat sie Unrecht? Ganz und gar nicht. Der Himmlische Vater und seine Gemahlin, die Mutter Natur, haben dieses Gesetz in das Herz der Menschen eingeschrieben: »Du wirst Vater und Mutter verlassen und deiner Frau oder deinem Mann anhangen.« Jedem Wesen ist es tief im Inneren eingeprägt, dass es sein ergänzendes Prinzip suchen muss. Aber nicht alle sind sich dessen immer bewusst, denn diese Suche kann die verschiedensten Formen annehmen, je nachdem auf welchem Gebiet sie vorgenommen wird. Das kann in Wissenschaft, Philosophie, Kunst oder Religion der Fall sein.

Warum verliebt der Mann sich nur in eine bestimmte Frau? Weil eben diese Frau etwas Bestimmtem in ihm entspricht, und dieses Etwas ist das Gegenstück seines eigenen Wesens. Der Mensch ist polarisiert; und diese Polarität drängt ihn, den anderen Teil seiner selbst in Frauen, in Männern und sogar im Herrn zu suchen. Auch wenn es von außen nicht so aussieht, er sucht immer seine andere Hälfte.

Ein Mystiker sagt, er suche Gott. In Wirklichkeit ist das, was er Gott nennt, nur sein Gegenstück, mit dem er sich vereinigen und verschmelzen will, um ein vollständiges, vollkommenes Wesen zu werden. Bis dahin fühlt er sich unvollkommen, verstümmelt. Alle Wesen suchen nur ihr ergänzendes Prinzip, um Fülle zu finden. Man nennt es in der Einweihungswissenschaft die »Schwesterseele«. Lediglich die Art und Weise wie sie es suchen ist unterschiedlich.

Jeder Mensch besitzt eine Schwesterseele. Als der Mensch wie eine Flamme, wie ein Funke aus dem Schoß des Schöpfers hervorging, war er zwei in einem, und diese beiden Hälften ergänzten sich vollkommen. Jeder war das genaue Gegenstück des anderen. Ja, ursprünglich war der Mensch gleichzeitig Mann und Frau, und dieses vollständige Wesen nannte man androgyn. Später haben sich im Laufe der Entwicklung der positive und der negative Pol dieser Einheit getrennt; so entstand die Geschlechtertrennung. Jede Hälfte hat ihren eigenen Weg eingeschlagen, um sich getrennt weiterzuentwickeln. Die beiden Hälften können sich im Laufe ihrer Entwicklung wiedererkennen, weil jeder das Bild des anderen tief in seinem Inneren trägt. Jede Hälfte hat der anderen ihr Siegel aufgedrückt. Jeder Mensch besitzt also innerlich das Bild seiner Schwesterseele. Es ist zwar sehr verschwommen, aber es ist vorhanden; deshalb kommt jeder mit der undeutlichen Hoffnung auf die Erde, irgendwo eine Seele zu treffen, die ihm alles gibt, was er braucht und hofft, dass zwischen ihr und ihm eine Harmonie, eine unbeschreibliche Verschmelzung stattfindet.

Ihr wisst dies, denn ihr alle habt nie aufgehört, daran zu glauben, dass ihr dieser geliebten Seele, deren Antlitz ihr kennt, begegnen würdet. Ihr tragt ihr Bild in euch, aber es ist so tief vergraben, dass ihr es nicht klar erkennen könnt. Mitunter, wenn ihr einem Mann oder einer Frau begegnet, sagt ihr euch: »Endlich, jetzt habe ich sie oder ihn gefunden.« Es ist, als wäre dieser Mensch plötzlich mit dem Bild verschmolzen, das ihr in euch tragt. Euer Leben ist wie verwandelt, und ihr setzt alles daran, ihn wiederzufinden. Jedes Mal, wenn ihr ihn trefft oder mit ihm sprecht, wird alles wunderbar, das Leben fließt in euch, und ihr macht in allen Bereichen Fortschritte. Nach einer Weile intimer Freundschaft entdeckt ihr jedoch, dass dieser Mensch nicht wirklich die ersehnte Seele war. Enttäuscht verlasst ihr ihn und macht euch wieder auf die Suche. Ein zweites Mal glaubt ihr, eure Schwesterseele in einem anderen Menschen gefunden zu haben und seid aufs Neue von Freude und Inspiration erfüllt; ihr seid wieder verliebt. Aber die gleiche Geschichte wiederholt sich, wieder merkt ihr, dass dies nicht das gesuchte Wesen war. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen, es gibt keine Ausnahme. Eines Tages müssen diese beiden Prinzipien jedoch tatsächlich zusammenkommen, denn ihre Liebe zueinander ist stärker als alles andere.

Zwei Schwesterseelen bedeuten einander alles, kein anderes Geschöpf auf Erden kann ihnen die gleiche Fülle bringen. Also haben alle Partner, die ihr seit dem Beginn eurer zahlreichen Inkarnationen hattet – Ehemänner oder Frauen, Freundinnen oder Liebhaber – euch verlassen, weil sie nicht für euch bestimmt waren. Ihr habt vielleicht eine Zeit lang zusammengelebt, aber wie ein Topf und ein Deckel, die nicht zusammenpassen. Dagegen sind zwei Seelen, die Gott zusammen erschaffen hat, absolut füreinander gemacht. Nichts kann sie trennen, ja, sie befürchten diese Trennung nicht einmal. Wenn bei einem Ehepaar der eine oder andere Teil befürchtet, dass der Partner verführt wird (was übrigens nicht verhindert werden kann!), ist dieser Partner nicht der wahre Geliebte, nicht die Schwesterseele. Eine Frau liebt einen Mann, aber er macht sich mit einer anderen davon; ein Mann liebt eine Frau, aber sie verlässt ihn... Die Schwesterseelen dagegen erkennen sich mit absoluter Sicherheit und können sich nicht mehr verlassen.

Während all seiner irdischen Inkarnationen begegnet der Mensch seiner Schwesterseele zwölfmal. Aber meistens hat diese Begegnung den Tod zur Folge, denn die Lebensbedingungen auf der Erde widersetzen sich der Verwirklichung einer so vollkommenen, so absoluten Liebe.

Versteht mich jetzt aber nicht falsch, nur weil ihr eben erfahren habt, dass euer Mann oder eure Frau sicherlich nicht eure Schwesterseele ist, habt ihr nicht das Recht, ihn oder sie zu verlassen. Im Gegenteil, denkt in diesem Fall, dass ihr so etwas wie zwei Partner seid, die eine gemeinsame Arbeit zu erledigen haben, und dass ihr bis zu dem Tag, wo der Tod euch scheidet, gut miteinander auskommen müsst.