Ein Sheriff blufft - Howard Duff - E-Book

Ein Sheriff blufft E-Book

Howard Duff

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Er ist betrunken, denkt Tinky und zieht unwillkürlich den Kopf ein. Großer Gott, warum nimmt der Alte nicht endlich einen Knüppel oder eine Treiberpeitsche und schlägt ihn windelweich? Aus dem wird nie etwas, niemals, der hat aber auch gar nichts von seinem Vater, gar nichts! Er kauert in der Ecke an dem einzigen Tisch, der nur zwei Stühle hat. Es ist der kleinste Tisch im Saloon. Und wann immer Tinky hier hereinkommt, um seinen Schnaps zu trinken, sitzt er an diesem Platz. Der Junge steht breitbeinig in der Tür. Er trägt eine prächtige Wildlederjacke mit Fransen an den Ärmeln, ein schneeweißes, jetzt schon angeschmutztes Hemd mit einer schwarzen Schleife, und hat den teuren Hut für über vierzig Dollar nach hinten geschoben. Das ist Clyde Parson, der Sohn vom alten, mächtigen Victor Parson und ein Taugenichts, ein Strolch, ein Großmaul und Angeber. Genau der Typ, den hundert Männer nicht leiden können, der aber zuviel Geld hat, als daß es jemand wagen würde, ihm einmal die Meinung zu sagen. Hinter Parson tauchen Buster Mings, Steven Halley und Robert Marsh auf. Mings ist ein Mann, der so breit und groß wie ein hoher Kleiderschrank ist. Halley ist ein Raufbold und schlägt sich gern dreimal am Tag. Marsh ist der Spaßvogel unter ihnen, ein dürrer, kleiner Mann, nichts weniger als sehnig, und hat dauernd ein Grinsen im Gesicht. Seine Späße sind bekannt – und gefürchtet. Die drei sind immer mit Clyde Parson zusammen, und fällt dem einen keine Schlechtigkeit ein, dann aber mit Sicherheit dem anderen »Marsh, dieser verfluchte

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Die großen Western – 186 –

Ein Sheriff blufft

Howard Duff

Er ist betrunken, denkt Tinky und zieht unwillkürlich den Kopf ein. Großer Gott, warum nimmt der Alte nicht endlich einen Knüppel oder eine Treiberpeitsche und schlägt ihn windelweich? Aus dem wird nie etwas, niemals, der hat aber auch gar nichts von seinem Vater, gar nichts!

Er kauert in der Ecke an dem einzigen Tisch, der nur zwei Stühle hat. Es ist der kleinste Tisch im Saloon. Und wann immer Tinky hier hereinkommt, um seinen Schnaps zu trinken, sitzt er an diesem Platz.

Der Junge steht breitbeinig in der Tür. Er trägt eine prächtige Wildlederjacke mit Fransen an den Ärmeln, ein schneeweißes, jetzt schon angeschmutztes Hemd mit einer schwarzen Schleife, und hat den teuren Hut für über vierzig Dollar nach hinten geschoben.

Das ist Clyde Parson, der Sohn vom alten, mächtigen Victor Parson und ein Taugenichts, ein Strolch, ein Großmaul und Angeber. Genau der Typ, den hundert Männer nicht leiden können, der aber zuviel Geld hat, als daß es jemand wagen würde, ihm einmal die Meinung zu sagen.

Hinter Parson tauchen Buster Mings, Steven Halley und Robert Marsh auf. Mings ist ein Mann, der so breit und groß wie ein hoher Kleiderschrank ist. Halley ist ein Raufbold und schlägt sich gern dreimal am Tag. Marsh ist der Spaßvogel unter ihnen, ein dürrer, kleiner Mann, nichts weniger als sehnig, und hat dauernd ein Grinsen im Gesicht. Seine Späße sind bekannt – und gefürchtet. Die drei sind immer mit Clyde Parson zusammen, und fällt dem einen keine Schlechtigkeit ein, dann aber mit Sicherheit dem anderen

»Marsh, dieser verfluchte Spaßmacher«, sagt sich Tinky, als Marsh ihn einen Augenblick ansieht, »ich wette, er brütet irgendwas aus. Ich muß wieder mal daran glauben. Dieser neunmal ver… Kerl, er grinst, er grinst und wird…«

Da kommt Marsh schon auf Tinky zu.

Die anderen gehen weiter und folgen Clyde Parson, der leicht schwankend zum Tresen geht.

»He, Tinky«, sagt Marsh und bleibt breitbeinig vor ihm stehen. »Du trinkst doch einen mit mir?«

»Äh«, macht Tinky, den fürchterliche Ahnungen ankommen. »Äh, ich habe, ich wollte, ich meine…«

»Tinky, willst du mich beleidigen?« fragt Marsh lauernd und sieht sich nach Mings und Halley um. »Du trinkst doch einen mit mir, ich gebe einen aus, Tinky, was? Oder soll ich den anderen beiden sagen, daß du mich beleidigen willst?«

»Äh – na gut«, erwidert Tinky ergeben, der beim letzten Zusammentreffen mit den drei Burschen von Mings und Halley festgehalten wurde, um von Marsh einen Drink eingeschüttet zu bekommen, der ihm die Tränen in die Augen trieb. »Ist in Ordnung, ich will dich nicht beleidigen, Marsh!«

Marsh grinst, bleibt dann stehen, so daß er Tinkys Sicht auf den Tresen versperrt, und wendet nur den Kopf.

»Mings«, sagt Marsh laut. »Mings, mach doch einen feinen Drink für unseren Freund Tinky fertig, einen feinen, hast du gehört, Mings?«

Es sind mindestens sechzig Männer im Saloon. Die Neuigkeit von O’Neils Festnahme und Einlieferung ins Jail durch den Sheriff hat sich innerhalb einer Stunde in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreitet. Sechzig Männer sehen von Marsh zu Tinky, dann zu Halley und zu Mings, die beide zu grinsen beginnen.

Und jeder weiß, daß der Spaß von Marsh grausam werden wird. Die prächtigen Späße von Marsh sind nur zu gut bekannt.

Clyde Parson verzieht das Gesicht und kichert blöde, als Mings den Keeper ansieht.

»Ein großes Glas«, sagt Mings leise. »Du, Halley, bau dich mal so auf, daß Tinky, der alte Säufer, nichts sehen kann. So ist es gut, Halley, bleib bloß so stehen!«

Am Tresen stehen allein zwei Dutzend Männer, starren auf Mings’ große Pfannkuchenhand und auf die Flasche und das Glas, das der Keeper Mings hinschiebt. Sie halten alle den Atem an und schlucken, als Mings grienend sagt: »Gib mal die Dinger da her, Williams!«

Williams, der Keeper, würgt einmal. Dann langt er gehorsam ins Regal und holt den Ständer herunter. Im Ständer stehen drei feine, schlanke Flaschen. In jeder ist eine andere Gewürzsauce, pure Sauce, mit denen man selbst an das fadeste Essen Geschmack und Würze bekommen kann durch einen kleinen Schuß.

Diese drei Flaschen zieht Mings nacheinander aus dem Ständer, schüttelt sie und gibt dann einen gehörigen Schuß aus jeder Flasche in das dickbauchige Glas mit dem Whisky. Danach und unter dem entsetzlichen Gekicher Clyde­s zieht er drei Patronen aus seinen Gurtschlaufen und bricht die Patronen ab. Danach nun schüttet er das stark schwefelhaltige Pulver in das Glas und sieht den dicken Williams hinter seinem Tresen an.

»’nen Löffel, Mensch«, sagt Mings grienend. »Und Pfeffer, Cayenne-Pfeffer, verstanden?«

»Jiaah!« macht Williams wie ein Esel und wackelt mit den Ohren. »Da – das kann ja keiner trinken.«

»Der trinkt alles«, versichert Mings kichernd und sieht zu Clyde Parson, den stilles Gelächter schüttelt. »Du wirst sehen, er verlangt noch mehr.«

Die Männer rechts und links beobachten mit heimlichem Grausen, wie der rote scheußliche Cayenne-Pfeffer in das Glas kommt, wie ferner eine Prise Curry, die Asche von zwei Zigarren und schließlich zwei Teelöffel Ingweröl zugegeben werden und Mings alles mit schnellen Bewegungen unter den Whisky rührt.

»Gerechter Gott«, sagt Blake, einer der kleinen Rancher, hinten am Tresen ächzend zu seinem Nachbarn Jordan. »Das vorige Mal haben sie ihn gezwungen, reinen Spiritus zu trinken. Aber jetzt – Hölle und Teufel, was ist wieder in Little-Parson gefahren?«

Sie nennen Clyde nicht etwa Mr. Parson oder nur Parson. Wenn sie von ihm reden, dann ist er immer Little-Parson, also der kleine Parson und beileibe kein großer.

Sie sehen jetzt, und Blake fühlt ein Brennen in seinem Bauch, wie wenn es ihm selber in den Magen fährt, daß der freundliche Mings prüfend den Zeigefinger in das Riesenglas steckt und einmal vorsichtig daran leckt. Danach sperrt Mings den Mund scheußlich weit auf und holt tief Luft. Er greift hastig zur Schnapsflasche, trinkt drei Schluck und schüttelt sich.

»Ist das auch wirklich fein, Mings?« fragt Marsh, der Spaßvogel, vom Tisch Tinkys her. »Nicht, daß du ihm keinen anständigen Drink servierst!«

»Dies«, sagt Mings und rollt die Augen, »ist auf Ehre die gewaltigste Mischung, die ich jemals zustande gebracht habe, Marsh. Hat er gesagt, daß er wetten will?«

Tinky sitzt da und fühlt, wie ihm der Schweiß ausbricht. Er wünscht sich tausend Meilen weit fort oder den Sheriff herbei. Ihm ahnt Fürchterliches.

»Du hast doch gesagt, daß du wetten willst, wie?« fragt ihn da auch schon Marsh und sieht ihn drohend an. »Du willst wetten, daß du den feinen Drink auf einen Zug herunterspülst, stimmt es, Tinky?«

Er sieht Tinky nur an. Und Tinky schluckt.

»Ja«, sagt er dann heiser. »Ich – ich habe gewettet, is’ wahr, bestimmt.«

»Du bekommst ’ne ganze Flasche feinen Whisky, wenn du es schaffst, aber auf einen Zug, verstanden, Tinky?«

»Ja-aaa«, sagt Tinky stotternd, der Mings mit dem Glas in der Hand kommen sieht und auf das Glas stiert. »Wa – waa – was ist da drin. Ma – Marsh?«

»Der feinste Likör«, erwidert Marsh und kann ein Gelächter kaum unterdrücken, »den du jemals getrunken hast, Tinky. Sage nur, du verträgst nichts mehr!«

»Ich – ich ver – vertrage al – alles, auf Ehre. Aber erst www – will ich die Fla – Flasche Whisky sehen!«

»Halley, bring eine Flasche Whisky mit«, erwidert Marsh und sieht sich nach Halley um, der sich dreht, eine Flasche bekommt und zum Tisch geht. »Er soll doch nicht sagen, daß wir unser Wort nicht halten. Ist es wahr, Clyde?«

»Ist wahr, absolut wahr«, versichert Clyde Parson augenzwinkernd. »Wenn er das auf einen Zug trinkt, dann bekommt er die Flasche!«

Er nimmt Halley die Flasche ab, hält sie dicht vor Tinkys Augen und stellt sie hin.

»Die bekommst du, wenn du es schaffst, aber auf einen Zug, Tinky, klar?«

»Klar«, sagt Tinky, die Luft einziehend und den Geruch von Ingwer in die Nase bekommend, »ich schaff’ das schon, Mr. Parson. Ka – kann ich erst mal probieren? Nur ’n kleinen Schluck zuerst?«

»Nichts zu machen, Tinky, ansetzen und trinken, aber bis auf den Boden, verstanden?«

Tinky sieht sich um. Überall Männer, die nun im Kreis um den Tisch stehen und auf ihn sehen. Er schwitzt, er hat Angst. Sie werden sonstwas in den Whisky getan haben. Das ist keine Farbe, das ist ein Gemisch von violetten, blauen, gelben und schwarzen Farbtönen mit einem Bodensatz unten im Glas, der wie das reinste Höllengift aussieht.

Die verdammten Kerle, mit mir können sie es ja machen, denkt Tinky bitter. Keiner der Leute hilft mir, sie sind bloß neugierig, die Halunken, ob ich das Zeug auch austrinken werde. Ich kann Ziegelsteine fressen und Petroleum saufen, aber das, was wird das sein?

Mings knallt das Glas auf den Tisch und sieht ihn auffordernd an.

»Na los«, sagt er brummend. »Du trinkst doch sonst alles, was flüssig ist, Tinky. Sei nicht feige, das ist auf Ehre der feinste Schnaps deines Lebens!«

Danach kann er sich nicht mehr halten. Sein Gesicht scheint von Krämpfen durchzuckt zu werden, er preßt die Hände auf den Bauch und schielt an Tinky vorbei.

»Trink schon, du hast gewettet«, schnarrt Marsh. »Los, Tinky!«

Tinky zaudert, legt dann aber doch die Hand um das Glas und hebt es langsam an.

Es riecht einwandfrei nach Ingwer, aber auch noch nach einigen anderen Dingen.

Dort aber steht die ganze Flasche, eine Flasche für Tinky, wenn er es schafft.

Wenn ich es schaffe, denkt Tinky, dann gehört sie mir. Ich kann mich betrinken wie selten zuvor, aber wie das riecht, was?

Er setzt das Glas an die Lippen, hält die Luft an, und schüttet das Zeug mit einem Ruck in seinen offenen Mund. Es ist ihm, als wenn Feuer in seinen Schlund gelangt. Die Flamme scheint ihn verbrennen zu wollen. Er spürt, wie die scharfe Flüssigkeit nach unten rinnt, er holt keine Luft, er hält sie an und setzt das Glas langsam ab. Aber dann, als er schon rot anläuft, kann er die Luft nicht mehr anhalten und zieht sie heftig ein.

In der gleichen Sekunde ist es ihm, als wenn jemand brennenden Spiritus in seinen Hals gekippt hat. Zwar bekommt er einen Atemzug lang Luft, dann aber würgt es ihm in der Kehle. Die Tränen schießen in seine Augen, er röchelt, faßt sich an den Hals und sperrt den Mund weit auf. Der Raum beginnt sich um ihn zu drehen, er hört einen Mann etwas sagen und ihm ist, als wenn er den Halt verliert.

»Er fällt vom Stuhl«, sagt jemand heiser. »Großer Gott, er erstickt! Wasser, Williams, Wasser her!«

Williams hat es kommen sehen und schon einen Becher Wasser zur Hand.

Der alte Tinky rutscht vom Stuhl, poltert zu Boden und strampelt heftig mit den Beinen.

Marsh, Mings und Halley aber beginnen zu lachen, halten sich am Tisch fest und grölen los. Clyde wankt an die Wand, krümmt sich zusammen und lacht schallend mit. Einige andere lachen auch, aber die meisten Männer schweigen, sie lächeln nicht einmal. Williams kommt mit dem Wasser, hebt Tinky, der sich den Hals umklammert, hoch und läßt ihn trinken.

Tinky schluckt, gurgelt, spuckt das Wasser aus und trinkt dann endlich richtig. Er bleibt mit tränenden Augen am Boden sitzen, holt keuchend, nun endlich wieder Luft bekommend, Atem und wischt sich über die Lider.

»Feu – Feuer«, sagt er dann röchelnd. »Oh, mein Gott, ich verbrenne! Wasser – Wasser!«

»Hab’ ich’s euch nicht gesagt?« kreischt Marsh schrill, »daß der alte Säufer, der Wasser nur vom Hörensagen kennt, nach Wasser brüllen würde? Er trinkt Wasser, jetzt trinkt er es. Mings, du bist Zeuge. Und du, Halley, bist zehn Dollar los.«

Halley stiert, sein Lachen einstellend, auf Tinky, der zum Tresen rennt, sich über den Eimer hinter dem Tresen beugt und in durstigen Zügen Wasser trinkt.

»Der Teufel soll es holen«, sagt Halley dann ächzend. »Und ich hätte jede Wette gehalten, daß der niemals Wasser anrühren würde. Williams, ist auch kein Whisky im Eimer?«

»Nur Wasser«, erwidert Williams mürrisch. »Du kannst es ja selber probieren, Halley.«

»Er ist zehn Dollar los«, kreischt Mings und zeigt mit dem Finger auf Halley. »Zehn Dollar, Mann, wer hat denn gesagt, daß er kein Wasser trinken wird, he? Ich sage dir, wenn ich eine Mischung mache, dann trinkt sogar ’ne Katze Schnaps. Bezahlen, du mußt bezahlen!«

Einige der Männer sehen sich an, und Blake sagt hinten zu Jordan: »Die Burschen haben also vorher schon gewettet, wie sie Tinky erledigen könnten. Hol sie der Teufel, die treiben es immer schlimmer. Und keiner von uns macht das Maul auf, um ihnen mal die Meinung zu sagen. Wenn ich Big Parson das nächste Mal sehe, dann bekommt er es zu hören. Sie könnten ihn vergiftet haben, die Burschen. Und sicherlich freut der Spaß Little-Parson am meisten!«

Er blickt zu Clyde hin, der krebsrot vor Gelächter geworden ist und sich auf die Schenkel schlägt, wobei er brüllt: »Er säuft wie eine Kuh, verdammt ja, wie eine Kuh!«

Dann greift er in die Tasche, beruhigt sich und zieht zehn Dollar heraus.

»Da, Halley«, sagt er ächzend und muß doch wieder lachen, »ich bezahle für dich, das ist mir der Spaß wert. Wie er die Augen verdreht hat, was?«

Halley nimmt den Schein, seine betrübte Miene wandelt sich, er beginnt zu lachen und taumelt ans Ende des Tresens, um Tinky zuzusehen, der sich den Mund ausspült und langsam auf die Beine kommt.

»Na, Tinky, besser?«

Tinky sieht ihn an, es ist ein rätselhafter Blick für Halley. Und dann sagt Tinky auf seine normal nuschelnde Weise leiernd: »Hat nicht schlecht geschmeckt, bloß bißchen scharf, was?«

Daraufhin will sich Halley totlachen, Tinky aber wankt am Tresen entlang zu seinem Tisch, setzt sich hin und entkorkt die Flasche. Er hat ein Gefühl im Magen, als wenn dort ein Feuerfrosch sitzt und an den Magenwänden nagt.

Ich kann auch anders, denkt Tinky, als er das wiehernde Gelächter der Männer hört, verlaßt euch drauf, ich kann auch ganz anders. Den nächsten Streich, Mings, spiele ich euch. Und seid sicher, wenn ich mal wild werde, dann kenne ich mich selber nicht mehr. Ihr werdet es noch merken!

Er trinkt bedächtig, sieht hinten die Tür aufgehen und Diana Copley hereinkommen.

Der alte Tinky verschluckt sich beinahe.

Wenn auch niemand weiß, daß er Dan Jones zu Dianas Vater geschickt hat, so ist doch einer von Blakes Cowboys in der Gegend gewesen, hat die Schießerei gehört und ist hingeritten, um nachzusehen. Der Mann hat nicht nur den alten Copley getroffen, er ist auch auf O’Neil und den Sheriff gestoßen. Die ganze Stadt weiß seit Stunden, daß der alte Copley O’Neil Unterschlupf gewährt hat.

Dort kommt jetzt Diana in ihren Saloon, sieht sich um und richtet an Blake eine leise Frage. Blake redet, das Mädel sieht hoch und blickt den vor sich hin lachenden Clyde Parson scharf an.

Diana Copley, im Gegensatz zu ihren Brüdern blond, ruhig und immer freundlich zu jedermann, kommt durch die Reihe der Männer am Tresen, bleibt dann vor Clyde Parson stehen und sieht ihn an.

Unter ihrem Blick strafft sich Parson, einen Augenblick lang kommt es Tinky so vor, als wenn sie sich ähnlich sehen. Das Mädel hat so blondes Haar wie Clyde, dieselbe aufrechte Haltung und fast denselben hochmütigen Ausdruck im Gesicht, der sich mit Kühle paart.

»Mr. Parson«, sagt sie dann auch schon in die jähe Stille hinein, »wenn Sie Zeit haben, dann schämen Sie sich irgendwann einmal. In diesem Saloon werden solche Späße nicht noch einmal ausgeführt, haben Sie verstanden? Ich dulde das nicht!«

Clyde kneift die Lider zusammen, starrt das Mädel mit offenem Mund staunend an und wird rot.

»Was ist das?« fragt er heiser. »Moment mal, Mädel. Seit wann redet eine Copley so mit einem Parson? Du bist wohl nicht ganz bei Trost, was? Hast du vergessen, daß dein Viehdiebvater und deine prächtigen Brüder im Jail gemeinsam sitzen müßten und nicht nur deine drei Brüder, die verkommenen Strolche? Dir geht es wohl zu gut, was?«

»Ich habe gar nichts vergessen«, erwidert Diana Copley und wird kreidebleich. »Mr. Parson, ich habe nichts mit den Dingen zu schaffen gehabt, die mein Vater und meine Brüder begangen haben. Ich sage es Ihnen jetzt und niemals wieder: Lassen Sie Ihre verrückten Späße nicht in meinem Haus an einem alten Mann aus. Ich habe vor drei Wochen geschwiegen, als Sie ihm Spiritus eingeflößt haben, jetzt ist es vorbei.«

»Tatsächlich?« fragt Clyde heiser. »Du Tochter eines Viehdiebs, wie redest du mit mir, he? Moment mal, Moment! Du willst mir also Vorschriften machen, was? Paß mal auf, was ich alles kann! Geh da weg, Mings!«

Mings weicht zur Seite aus, als Clyde ihn mit dem Arm wegschiebt, und sieht starr auf Clydes vor Wut gerötetes Ge­sicht.

»Ich werde dir zeigen, wohin du gehörst, Miß Copley«, sagt Clyde Parson fauchend und greift nach der ersten Flasche auf dem Tresen. »Paß gut auf, wieviel du wert bist… Genau das!«

Er starrt sie mit einem Ausdruck blinder Wut an, holt dann aus und schmettert die Flasche auf nächste Entfernung mitten in das Glasregal hinter dem Tresen.

»Nein!« sagt Diana Copley in das Klirren hinein. »O nein, das kann doch nicht… Nein! Sie – Sie Scheusal, Sie! Hinaus aus dem Saloon, hinaus, sage ich!«

»Hinaus, was?« fragt Clyde mit wildem Zorn. »Du willst mich hinauswerfen, du? Daß ich nicht lache! Geh da weg, Williams, sonst schlage ich dir die Flasche über den Kopf!«

»Clyde«, sagt Marsh heiser. »Clyde, laß doch…«

Er ist verrückt, denkt Marsh, der aus seinem Whiskyzustand halbwegs erwacht, das kann er nicht machen, das nicht. Verdammt, er muß das sein lassen, er kann doch nicht…

»Halt die Klappe«, sagt Clyde Parson fauchend. »Rauswerfen, mich? Paß mal auf, Miß Copley, paß mal gut auf!«

Er holt aus, die nächste Flasche fliegt dicht an Williams’ Kopf vorbei und knallt in das obere Regal hinein, um ein halbes Dutzend Gläser, die Scheiben und den Rahmen der Regaltür zu zertrümmern.

Williams, kreidebleich, lehnt sich blitzschnell über den Tresen, packt zu, als Clyde nach der nächsten Flasche greifen will, und hält die Flasche fest.

»Laß los, du Narr!« keucht Parson wild. »Loslassen, Mensch, sonst erlebst du die Hölle! Loslassen!«

Er achtet nicht auf das, was in seinem Rücken passiert, er gibt Williams mit der rechten Faust einen Stoß ins Gesicht, daß Williams aufschreit und seine Nase festhält.

In diesem Augenblick kommt Diana Copley, reißt Clydes Arm zurück und holt mit der Rechten aus. Ihre Hand klatscht Clyde über die linke Wange. Clyde taumelt zurück, hält sich das Gesicht und starrt sie im entsetzten Schweigen der Männer an.

»Schlagen?« fragt er dann ganz leise und drohend. »Also das wagst du auch noch? Nun gut, ich wollte es schon immer tun. Du hochmütiges, sprödes Frauenzimmer, das wird dir noch leid tun. Ich werde…«

In der nächsten Sekunde springt er auf die erstarrte Diana Copley los, streckt den linken Arm aus und reißt sie mit einem Ruck an seine Brust.

Und dann versucht er sie zu küssen. Sie kann unmöglich aus seiner Umklammerung heraus, sie wendet den Kopf in heftiger Abwehr zur Seite, sie versucht ihn zu kratzen, aber er ist viel zu stark und zu groß für sie. Seine Wut und seine ungestüme Wildheit geben ihm Bärenkräfte.

Blake, der fassungslos und entsetzt die Szene beobachtet hat, hört Dianas Schrei, wird schlagartig feuerrot und bewegt sich dann.

Blake ist ein großer, schwerer Mann von gut hundertachzig Pfund, macht drei Sätze, schleudert vier, fünf Männer, die untätig herumstehen, zur Seite und streckt dann die Linke aus.

Er packt Clyde am Kragen, reißt ihn mit einem wilden, heiseren Aufschrei nach hinten und schmettert seine Faust an Clydes Kinn.

Der Schlag ist so heftig, daß Clyde nach hinten torkelt und Diana loslassen muß.

»Halunke!« sagt Blake fluchend und springt Clyde nach. »Das ist zuviel. Ich werde dir zeigen, ein Mädel anzufassen!«

In der nächsten Sekunde trifft er Clyde noch einmal. Clyde Parson wankt, deckt sein Gesicht und schreit heiser: »Mings, Mings, hilf mir!«

»Well«, sagt Mings düster. »Junge, ich denke, das tue ich ein wenig. Blake, laß ihn los, du Narr!«

»Was bin ich?«

Blake fährt jäh herum, sieht Mings vor sich und schlägt in seiner Wut sofort zu. Und dann erst erkennt er seinen Fehler.

Er kann gegen einen Mann wie Mings auch nichts tun.

Mings knurrt einmal, zieht die linke Hand herunter, deckt mit dem Arm seinen Magen und fängt den Hieb glatt auf. Dann aber feuert Mings, der nichts als kämpfen gelernt hat und alles zertrümmert, wenn er losgelassen ist, die Rechte ab.

Blake, von seinem Schlag nach vorn gerissen, sieht die Faust kommen und kann gerade noch den Kopf etwas zur Seite nehmen.