Am Wüstenrand gestellt - Howard Duff - E-Book

Am Wüstenrand gestellt E-Book

Howard Duff

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. »Corvan«, sagte der alte Windy Williams nur. »Corvan kommt.« Tudor nahm langsam den Kopf herum. Der Name Corvan genügte ihm. Vielleicht hätte Windy auch gleich sagen können, daß der Teufel, der Scharfrichter oder sonst ein Schreckgespenst erschien. Matt Corvan saß nicht auf dem Zweispänner, er thronte auf ihm und hielt die Leinen wie ein antiker Wagenlenker in den Fäusten. Und hinter ihm ritten Kyhoe und Larger. Kyhoes knochiges Gesicht war wie immer ausdruckslos, und seine grauen kühlen Augen schienen Tudor nicht zu sehen. Larger, ein breitschultriger, schwerer Mann mit schwarzen gelockten Haaren und einer etwas platten Nase, dunklen Augen unter starken Brauen, starrte Tudor dafür um so offener und grimmiger an. Man erzählte sich, daß Larger für Corvan die schmutzigen Arbeiten erledigte. Einige Leute hatten sich nach Largers Besuchen tagelang nicht bewegen können. Am Wagen und den Pferden sah Bratt Tudor den Alkalistaub sitzen. Corvan war also durch das Alkalibecken gefahren. Sein Weg hatte vom Dry Valley aus nach Norden geführt, und er mußte hart an Tudors Besitz vorbeigekommen sein. Einen Mann wie Corvan war zuzutrauen, daß er den Besitz eines anderen Mannes, ohne diesen zu fragen, betrat. Er hat sich mein Haus angesehen, dachte Bratt Tudor – und die Corrals. Jetzt weiß er, daß es etwas dort gibt, was ihm fehlt: Wasser! Einen Augenblick später hielt Corvan den Wagen an. Er blieb vor dem Corral und Tudors vier Pferden stehen.

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Die großen Western Classic – 35 –

Am Wüstenrand gestellt

Howard Duff

»Corvan«, sagte der alte Windy Williams nur. »Corvan kommt.«

Tudor nahm langsam den Kopf herum. Der Name Corvan genügte ihm. Vielleicht hätte Windy auch gleich sagen können, daß der Teufel, der Scharfrichter oder sonst ein Schreckgespenst erschien.

Matt Corvan saß nicht auf dem Zweispänner, er thronte auf ihm und hielt die Leinen wie ein antiker Wagenlenker in den Fäusten. Und hinter ihm ritten Kyhoe und Larger.

Kyhoes knochiges Gesicht war wie immer ausdruckslos, und seine grauen kühlen Augen schienen Tudor nicht zu sehen.

Larger, ein breitschultriger, schwerer Mann mit schwarzen gelockten Haaren und einer etwas platten Nase, dunklen Augen unter starken Brauen, starrte Tudor dafür um so offener und grimmiger an.

Man erzählte sich, daß Larger für Corvan die schmutzigen Arbeiten erledigte. Einige Leute hatten sich nach Largers Besuchen tagelang nicht bewegen können.

Am Wagen und den Pferden sah Bratt Tudor den Alkalistaub sitzen. Corvan war also durch das Alkalibecken gefahren. Sein Weg hatte vom Dry Valley aus nach Norden geführt, und er mußte hart an Tudors Besitz vorbeigekommen sein. Einen Mann wie Corvan war zuzutrauen, daß er den Besitz eines anderen Mannes, ohne diesen zu fragen, betrat.

Er hat sich mein Haus angesehen, dachte Bratt Tudor – und die Corrals. Jetzt weiß er, daß es etwas dort gibt, was ihm fehlt: Wasser!

Einen Augenblick später hielt Corvan den Wagen an. Er blieb vor dem Corral und Tudors vier Pferden stehen. Sicher hatte er die Pferde bereits aus einiger Entfernung ausgemacht, aber jetzt sah er sie aus nächster Nähe und vergaß einen Moment den alten Windy und Tudor. Corvan verstand von Pferden zuviel, um achtlos über sie hinwegzusehen.

Während Corvan die vier Pferde anstarrte, blickte Tudor zu den beiden Frauen auf der Sitzbank hinter Corvan empor. Beide nahmen jetzt die Umhänge ab, auf denen sich der Alkalistaub abgesetzt hatte.

Bratt Tudor ging es wie anderen Männern, wenn sie Elaine Corvan zum ersten Mal sahen. Elaine Corvan besaß feuerrotes Haar, graugrüne Augen und Lippen, bei denen sich jeder Mann nach einem Kuß sehnte. Diese Lippen waren voll, weich geschwungen und kirschrot. Das Gesicht Lady Corvans glich dem einer Puppe, dem ein Bildhauer einen sinnlichen Ausdruck gegeben hatte.

Man konnte diese Frau kaum ansehen, ohne nicht irgendwelche Gefühle bei ihrem Anblick zu bekommen. Was immer diese Lady trug, es schien wie eine zweite Haut auf ihrem Körper zu sitzen.

Sie hatte ein schilfgrünes Seidenkleid angezogen, das sich über der Brust spannte und Corvan an die Gespräche der Männer im Saloon von Reno erinnerte. Jene Männer hatten behauptet, Elaine Corvan baden gesehen zu haben, und sie sollte es splitternackt im Quellwasser getan haben.

Elaine Corvans üppige Lippen öffneten sich leicht. Sie lächelte mit blitzenden, kleinen wie Perlen glänzenden Zähnen das Mädchen an ihrer Seite an. Erst als sie zu Tudor blickte, glaubte Bratt, daß sich die Färbung ihrer hellen Augen veränderte. Elaine Corvans Gesicht verdüsterte sich, der Blick wurde scharf.

Irgendwie hatte Tudor das Gefühl, in die Augen einer Schlange zu blicken, und sein erster Eindruck von dieser Frau war wie fortgeblasen.

»Matt, ist das der Mann?« fragte sie plötzlich.

Sie hatte eine kühle, wenn auch rauchige Stimme.

Matt Corvan starrte Tudor finster an.

»Das ist der Bursche«, sagte er. »Tudor, ich hatte dir durch Kyhoe etwas bestellen lassen. Hast du das vergessen gehabt?«

Elaine Corvan blickte von ihrem Mann zu Tudor und jetzt zu Kyhoe, der mit aufgestemmten Händen das Sattelhorn festhielt und an seinem Pferd herabsah.

»Ich kann meine Pferde nicht frei laufen lassen wie Rinder«, gab Tudor kühl zurück. »Wenn sie mir in die Virginia Mountains entlaufen, sind sie vielleicht verschwunden. Außerdem hätten es Pferdediebe zu leicht, Mister Corvan, darum der Zaun.«

»Er sperrt den Weg zur Stadt«, knurrte Corvan finster. »Meine Rinder laufen manchmal dorthin und verletzen sich dann. Tudor, ich habe keine Lust, in meiner Nachbarschaft bald ein Dutzend kleiner Rancher sitzen zu haben, die mir mein Vieh stehlen. Entweder der Zaun kommt weg, oder du verschwindest. Das ist die letzte Warnung, Mister. Der Zaun kommt weg, verstanden?«

Bratt Tudor schüttelte langsam den Kopf.

»Hören Sie, Mister Corvan«, sagte er betont ruhig. »Kein Zaunpfosten steht auch nur einen Fußbreit auf dem von Ihnen genutzten Land. Er sperrt auch nicht den Weg zur Stadt, den Sie doch nur zwei- oder dreimal im Jahr fahren. Ich habe nur die Westseite des Fish-Creek gesperrt.

Jeder Mann kann auf dem Ostufer genausogut fahren oder reiten, also ist der Weg zur Stadt für jeden offen geblieben. Bis jetzt hat sich auch keins Ihrer Rinder in das Tal verirrt. Es werden keine anderen Rancher kommen können, denn dieses Tal reicht nur für einen Mann. Ich nehme Ihnen nichts weg, gar nichts, Corvan. Ich will einen Platz haben, an dem ich lebe und meine Pferdezucht betreiben kann. Das ist alles.«

Tudor wollte sich umdrehen, als Corvan wütend schrie: »Stehenbleiben, Bursche! Ich habe dir befohlen, den verdammten Zaun abzureißen. In einer Woche ist er nicht mehr da, sonst erlebst du was. Du bleibst stehen, solange ich mit dir rede, Mensch!«

Bratt Tudor hielt an und blickte sich um.

»Warum schreien Sie?« erkundigte er sich gelassen. »Corvan, Sie sind ein großer Mann, jeder weiß es. Wollen Sie jemand zeigen, daß Sie hier alles tun können? Ich habe das Land gekauft, ich muß es einzäunen. Das sollten Sie als Rindermann, der nebenher noch Pferde züchtet, genau wissen. Meine Pferde sind eine Spur zu gut, ist es das?«

»Du verdammter, unverschämter Bursche!« brüllte Corvan los. »Meine Rinder haben in diesem Tal immer Gras gefunden. Sie werden hinlaufen und sich am Zaun die Bäuche aufreißen. Der Zaun muß weg – oder du, das ist mein letztes Wort. Binnen einer Woche, Tudor, sonst jage ich dich in die Wüste zurück, aus der du gekommen bist. Ich dulde niemand dort, wo meine Rinder geweidet und meine Leute Heu gemacht haben, ich dulde keinen Zaun und keine stehenden, verkommenen Hungerleider an meiner Weidegrenze. Mein letztes Wort, Tudor.«

Tudor sah an Corvan vorbei zu Kyhoe, aber der Mann hielt weiter den Kopf gesenkt. Nur Larger grinste unverschämt und schäbig. Als Bratt Tudor Elaine Corvan anblickte, erkannte er nur Härte in ihren Augen, während das Mädchen bestürzt zu Corvan sah und nun den Kopf senkte. Corvans Tochter schien sich für ihren Vater zu schämen.

»Ich bin nicht gerade ein Hungerleider«, antwortete Tudor scharf. »Gestohlen habe ich auch niemals, Mister. Das einzig Wahre ist, daß ich aus der Wüste gekommen bin. Corvan, man sagt, Männer aus der Wüste wären ziemlich zäh und hart. Ich würde an Ihrer Stelle friedlich bleiben und nichts versuchen.«

Er wandte sich ab, ein großer, sehniger Mann, dessen Haut die sengende Sonne der Wüste fast schwarzbraun verbrannt hatte.

»Tudor!« hörte er Corvan wütend fluchen. »Dir verdammten Kerl bringe ich es bei! Ich schwöre dir, liegt der Zaun nicht in einer Woche am Boden, wirst du dort liegen!«

*

Kyhoes Gesichtsmuskeln zuckten, als Larger sein meckerndes, schrilles Gelächter ausstieß.

»Der Idiot«, kicherte Larger. »Hab’ ich nicht gleich gesagt, daß er ’n Idiot sein wird?«

Kyhoe überlief ein unangenehmes Frösteln, das viele Leute beim Klang von Largers schriller, fast weibisch klingender Stimme hatten. Die Stimme paßte nicht zu dem großen schweren und doch leichtfüßigen Mann.

»Kyhoe«, sagte Larger. »Kyhoe, du hast recht behalten.«

»Yeah«, sagte Kyhoe düster. Er sah den Mann unten reiten und nach Süden am Rand des Fish

Creek anhalten. Kyhoe hatte den Plan gemacht, der Tudor einige Dinge kosten sollte, und Larger hatte behauptet, Tudor würde der Idiot sein, der auf diesen Plan hereinfiele. Genau das passierte jetzt.

Tudor mußte elf Tage gewartet haben, ob irgend etwas mit seinem Zaun passierte. Wahrscheinlich war Tudor schon nach einer Woche, die Corvan ihm als Frist gesetzt hatte, unruhig geworden. Sie hatten ihm am siebten Tag seit dem Zusammentreffen in Flanigan am Zaun entlangreiten sehen. Seitdem beobachteten sie Tudor jeden Tag.

Sie hatten den Zaun auf eine Länge von sechshundert Schritt niedergelegt, den Draht zerschnitten und die Pfosten umgerissen.

»Wie der vorsichtig ist«, sagte Larger. »Jetzt reitet er auf unser Land, der Hund, der blöde. Er kommt.«

*

Als Larger mit seinen gewaltigen Körperkräften nach hinten flog, hob sich das Seil aus dem Sand.

Sie hatten das Seil geschickt abgedeckt, und Larger erwischte genau den richtigen Moment. Tudors Pferd war mit den Vorderhufen über das Seil hinweg. Largers Zug spannte es nun, und dann passierte es auch schon.

Das Pferd strauchelte auf dem schmalen Saumpfad, stellte sich jäh hoch, als das Hindernis sich vor seine Hinterhacken legte, und drehte sich dann.

Bratt Tudor hatte sein Gewehr wieder in den Scabbard gleiten lassen, als er sein Land erreicht hatte. Beide Hände an den Zügeln, versuchte er noch, das schnell laufende Pferd zur anderen Seite zu reißen, aber es war zu spät. Die Stute knickte ein, nachdem sie sich an der Kante des Saumpfades hochgestellt hatte.

Und dann schoß sie den steilen Abfall zum Fish Creek hinunter. Es gelang Tudor noch, mit einem blitzartigen Seitenschwung aus dem Sattel zu kommen. Ehe er auf das große Kiesgeröll des Uferhanges krachte, glaubte er unter sich einen Schatten auftauchen zu sehen.

Dann überschlug sich Bratt einige Male. Ein Schlag traf seinen rechten Ellbogen, ein anderer jagte ihm gegen die Hüfte. Während er sich überschlug, hörte er einen kurzen schrillen Schrei. Die Stute wieherte dazwischen, und Tudor versuchte vergeblich, dem Pferd auszuweichen, das vor ihm wie ein riesenhafter, den Hang hinabkollernder Schatten in das trockene Bachbett fiel. Im nächsten Augenblick sah Bratt Tudor den Mann. Er sprang zwischen den großen Geröllblöcken am Ende der Gefällstrecke heraus. Dort hatte er gesteckt und war für Tudor unsichtbar geblieben, obwohl Tudor weniger als zwanzig Schritte über ihm vorbeigeritten war.

In dieser Sekunde erinnerte sich Bratt Tudor, den Mann in Reno zusammen mit dem finsteren Larger gesehen zu haben. Dann überschlug sich Tudor noch einmal. Er fiel haargenau vor den Stiefeln des Mannes zu Boden. Dann jedoch flog der Bursche mit einem schrillen Schrei zur Seite. Er wich dem mit den Hufen auskeilenden Pferd Tudors aus. Dafür sah Tudor, wie die Hufe des Pferdes herumfuhren und auf ihn zurasten. Das war das letzte, was Bratt Tudor für einige Zeit zu sehen bekam. Ein Hufschlag streifte seine Schläfe, und er fiel lautlos in sich zusammen.

»Hölle und Pest!« schrie Toddenham schrill, in dem er einen Satz zur Seite machte. »Spurfield, halte den Gaul, pack die Zügel, Mann!«

Spurfield hetzte von der anderen Seite auf das Pferd zu. Vom Hang heran kam nun Larger mit vorgestreckten, das Gleichgewicht seines schweren Körpers haltenden Armen herabgehüpft. Larger blieb neben Bratt Tudor stehen. Er starrte aus zusammengekniffenen Augen auf Tudors linken Wangenknochen, über den das Hufeisen mit seinem Stollen gejagt war. Blut lief in einem dünnen Faden aus der Schrammstelle.

»Alle Teufel«, stieß Larger verstört hervor. »Da haben wir nichts zu tun gehabt, nur das bißchen Seilanziehen, was? Fällt uns wie eine faule, stinkende Frucht vor die Stiefel. Dann wollen wir unserem Freund die Arme auf dem Rücken binden, was?«

Er sah sich nach Kyhoe um, der unbeweglich über ihnen auf dem Kamm stand und mit seinem kühlen Blick Tudor und die drei Männer betrachtete.

»Ihr habt ihn«, sagte Clay Kyhoe finster. »Das war alles, was ich wollte.«

Nach diesen Worten wandte er sich ab und ging davon.

»He, Kyhoe, was ist, warum bleibst du nicht hier?« schrie ihm Spurfield verwirrt nach. »Kyhoe, was ist, warum gehst du weg?«

»Dazu braucht ihr mich nicht, denke ich«, gab Kyhoe ohne den Kopf zu wenden zurück. »Das ist nicht meine Arbeit.«

Er ging weiter, hörte den Hufschlag gleich darauf kommen und sah Spurfield vorbeireiten, ehe er zu ihren Pferden kam. Spurfield warf Kyhoe einen nachdenklichen Blick zu.

»Hör mal, Clay«, brummte Spurfield. »Wir haben einen Befehl bekommen.«

»Das habt ihr, aber nicht ich«, murmelte Kyhoe abweisend. »Eines Tages geht Corvan zu weit, fürchte ich.

*

Larger saß im Sattel und beobachtete lauernd und schadenfroh jede Bewegung Tudors.

Sie hatten Tudor das eine Lasso um den Hals gebunden, aber einen festen Knoten gemacht. Eine Schlinge konnte sich zuziehen und Tudor erdrosseln. Diese Absicht hatten sie nicht, wohl aber die, Tudor über sein Land an den rauhesten Stellen rennen zu lassen, ehe sie sich mit ihm persönlich unterhielten. Er sollte erst am Ende seiner Kräfte sein und danach eine kleine Verschnaufpause erhalten. Aus Erfahrung wußten sie, daß ein Mann im halben Erschöpfungszustand Schmerzen doppelt und dreifach spürte. Tudor würde in einer Viertelstunde in der Hölle sein.

Jetzt hob Tudor den Kopf. Er lag auf dem Bauch, die Hände auf dem Rücken gebunden und die Beine nur angezogen.

»Na, Hungerleider?« fragte Larger höhnisch. »Da sind wir. Und dein Zaun ist hin, wie du hin sein wirst, wenn wir mit dir fertig sind. Du hättest tun sollen, was Mister Corvan dir befohlen hatte, siehst du das jetzt ein?«

Tudor rollte sich langsam herum. Er tat es geschickt und kam hoch.

Larger lachte, dann hoben sich seine Hacken. Er trat zu, daß sein Pferd vor Schmerz wieherte. Dann schoß Largers Pferd nach vorn, aber wenn Larger gedacht hatte, daß Tudor sofort hinschlagen würde, hatte er sich geirrt.

Bratt Tudor sprang mit einem gewaltigen Satz vorwärts, daß er zwischen den Pferden von Toddenham und Spurfield heraus war, ehe sich das Lasso straffen konnte. Der sehnige Bratt Tudor sprang mit ganz gewaltigen Sätzen hinter Largers Pferd her.

Plötzlich hing das Lasso durch, es schleifte über den Boden. Larger, der sich umsah, sah Tudor viel schneller, als er seinen schweren Gaul zum Galopp treiben konnte, näherkommen.

Toddenham stieß einen Fluch aus, Spurfield jagte seinem Pferd die Hacken in die Seite, aber sie kamen beide zu spät.

Tudor hetzte auf langen Beinen in raumgreifenden Sprüngen vor Toddenham und Spurfield her.

Larger schrie vor Wut, schlug auf sein Pferd ein und ließ mit der Rechten die Zügel los. In diesem Moment war Tudor bereits auf vier Schritt heran. Das Lasso baumelte über seine Brust herab, und er trat bei seinen gewaltigen Sätzen mehrmals auf das über den Boden schleifende Seil.

Es geschah so schnell, daß Toddenham und Spurfield nicht mehr eingreifen konnten. Tudor drehte sich bei einem wilden Sprung jäh seitlich, so daß sich das Seil über seine Schulter schob und plötzlich auf seinen Rücken fiel.

Spurfield sah genau, wie Tudors Hände zuschnappten. Obgleich sie gebunden waren, erwischte Tudor das Seil doch. Er schwang die Arme blitzschnell nach hinten, und Spurfield erkannte voller Schreck, daß das Seil in einer Wellenlinie hochlief. Irgendeine Bewegung von Tudors gebundenen Armen brachte das Seil dazu, sich zu einer Schlinge zu formen. Dann sauste die Schlinge unter den Hinterhacken von Largers schwerem Gaul durch.

Largers schwerer Gaul saß mit beiden Hinterhacken plötzlich in der Schlinge. Das Pferd sprang hoch, als sich die Schlinge zusammenzog. Im gleichen Moment warf sich Tudor zurück, das Seil straffte sich blitzschnell. Dann sprang Largers Gaul – und Tudors jähes Anhalten und Bremsen mit den Stiefeln riß dem Pferd die Hinterhacken glatt weg.

Largers gellender, schriller Schrei brach sich in den Steilwänden des Creekeinschnittes. Das Pferd krachte über die weggerissenen Hinterhacken zusammen. Larger flog wie von einer Riesenfaust getroffen im Bogen aus dem Sattel. Er überschlug sich in der Luft, ehe er mit dem Rücken knallhart auf die groben Steine schlug und wie tot liegenblieb.

Weder Toddenham noch Spurfield hatte eine Chance einzugreifen. Spurfield preschte nun an Tudors rechter Seite vorbei. Er hatte den Stiefel aus dem Steigbügel gezogen und trat zu, um Tudor umzustoßen, aber Tudor fiel in diesem Augenblick auch um. Der Ruck am Seil und das Herumfliegen des Pferdes von Larger beim Zusammenbrechen brachten Tudor aus dem Stand, so daß er sich drehte und außerhalb der Reichweite von Spurfields Stiefel hinschlug.

»Du verdammter Wolf!« brüllte Toddenham voller Wut. »Du dreckiger, gemeiner, hinterlistiger Trickser, dir werde ich zeigen, Largers Gaul zu Fall zu bringen. Larger!«