Die Herrenschneiderei - Sven Jungclaus - E-Book

Die Herrenschneiderei E-Book

Sven Jungclaus

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Beschreibung

Maßgeschneidert. Dieses Wort entfaltet im Zeitalter globaler Massenfertigung von Neuem seinen Reiz. Während es heute für alles maßgeschneiderte Lösungen zu geben scheint, existierte im 18. und 19. Jahrhundert noch gar keine Alternative zur Maßarbeit. Vor der industriellen Produktion wurde Kleidung stets individuell angepasst und verwandelte sich erst später zum Luxusgut - als Kontrapunkt zur Massenkleidung. Nach Maß statt für Massen. Inzwischen wird Handwerk wieder geschätzt. Kunstfertig gearbeitete Bekleidung erhält neue Beachtung und wird oft zum Lieblingsstück. Doch ohne optimalen Schnitt sitzt die beste Schneiderarbeit nicht wie gewünscht. Schnitte sind die DNS eines Kleidungsstücks, eine Art Architektur für textile Idee. Die endgültige Passform ist eine gelungene Mischung aus dezenter Beobachtung, exaktem Maßnehmen und geschickter Umsetzung im individualisierten Schnitt. Tipps vom Profi. In diesem Buch sorgen praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen dafür, dass auch ungeübte Schnittersteller die ideale Passform für Anzüge, Mäntel, Hosen und Co. ausarbeiten können - auf Basis individueller Körpermaße. Der Gewandmeister und Schneidermeister Sven Jungclaus hat sein Know-how über die Jahre praxisnah verfeinert und gibt sein Wissen nun in Buchform gut nachvollziehbar weiter. Viel Freude beim Maßnehmen, Schnitterstellen und Anfertigen!

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Inhaltsverzeichniss

Vorwort

Das Maßnehmen

Die Hose

Die Chino-Hose

Die Jeans

Die einreihige Weste

Die doppelreihige Weste

Das Hemd

Der Hemdsärmel

Der Hemdskragen

Das T-shirt

Die Unterhose

Das einreihige Sakko

Die Futtertaschen für das Sakko

Der Sakkoärmel

Der Kragen für das einreihige Sakko

Das doppelreihige Sakko

Der Kragen für das doppelreihige Sakko

Der einreihige Mantel

Der doppelreihige Mantel

Der Raglan-Mantel

Der Trenchcoat

Krawatte, Fliege, Plastron

Krawatte und Fliege binden

Etikette: wann trägt man was?

Wasch- und Pflegesymbole

Fleckentfernung

Maßtabellen

Abkürzungen

Biografien

Buchempfehlungen

Register

Ein paar Worte vorweg ...

Maßgeschneidert.

Dieses Wort entfaltet im Zeitalter globaler Massenfertigung von Neuem seinen Reiz. Während es heute für alles maßgeschneiderte Lösungen zu geben scheint, existierte im 18. und 19. Jahrhundert keine Alternative zur Maßarbeit. Vor der industriellen Produktion wurde Kleidung stets individuell angepasst und verwandelte sich erst später zum Luxusgut – als Kontrapunkt zur Massenkleidung.

Nach Maß statt für Massen.

Inzwischen wird Handwerk wieder geschätzt. Kunstfertig gearbeitete Bekleidung erhält neue Beachtung und wird oft zum Lieblingsstück. Doch ohne optimalen Schnitt sitzt die beste Schneiderarbeit nicht wie gewünscht. Schnitte sind die DNA eines Kleidungsstücks, eine Art Architektur für textile Ideen. Die endgültige Passform ist eine gelungene Mischung aus dezenter Beobachtung, exaktem Maßnehmen und geschickter Umsetzung im individualisierten Schnitt.

Tipps vom Profi.

In diesem Buch sorgen praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen dafür, dass auch ungeübte Schnittersteller die ideale Passform für Anzüge, Mäntel, Hosen und Co. ausarbeiten können – auf Basis individueller Körpermaße. Der Gewandmeister und Schneidermeister Sven Jungclaus hat sein Know-how über die Jahre praxisnah verfeinert und gibt sein Wissen nun in Buchform gut nachvollziehbar weiter. Für den Anfang ist es ratsam den Anleitungen mit den vorgegebenen Maßen genau zu folgen, um die Abläufe zu erlernen und zu verinnerlichen. Ist dieses Wissen gefestigt, steht einem Schnittmuster mit den eigenen Maßen nichts mehr im Wege.

Viel Freude beim Maßnehmen, Schnitterstellen und Anfertigen!

Warum richtiges Maßnehmen so wichtig ist.

Ein Maßband allein reicht nicht. Die perfekte Passform eines Kleidungsstücks hängt von mehreren Faktoren ab: Einerseits von den Fertigkeiten des Schneiders; andererseits jedoch vom Know-how des Zuschneiders, der seine Erfahrung in die Schnitterstellung und den Zuschnitt einfließen lässt und gleichzeitig die Eigen-schaften des jeweiligen Materials berücksichtigt. Zuallererst kommt es jedoch auf korrektes und gewissenhaftes Maßnehmen an.

Das Maßnehmen beginnt bereits mit der unauffälligen Analyse des Körpers und der individuellen Haltung, wenn ein Kunde das Maßatelier betritt. Sobald jemand weiß, dass er vermessen wird, stellt er sich automatisch besonders gerade hin. Diese künstliche Haltung verfälscht das Endergebnis und das böse Erwachen folgt bei der ersten Anprobe, wenn die Balance des Kleidungsstücks nicht mehr mit jener des Kunden übereinstimmt.

Grundsätzlich gibt es beim professionellen Maßnehmen ein paar Tricks, um den Kunden abzulenken und gleichzeitig optimale Maße zu ermitteln: Wichtig ist, nicht vor einem Spiegel zu messen, das weckt nur unnötig die Eitelkeit. Außerdem gibt es vor der ersten Anprobe ohnehin nichts zu sehen. Es hilft, den Kunden in ein Gespräch zu verwickeln und ihn so abzulenken. Der Schneider hingegen sollte sich trotz des Small Talks exakt auf das Maßnehmen konzentrieren.

Die Anleitung auf den folgenden Seiten unterstützt Sie dabei, vor solch unliebsamen Überraschungen beim Maßnehmen verschont zu bleiben. Bitte beachten Sie, dass die Berechnung der Proportions-maße in diesem Buch vor allem dem Verständnis für Proportionen dient und bei jedem Kunden leicht abweichen kann – schließlich hat jeder Körper seine eigenen Gesetze.

Vergleichen Sie das Schnittmuster nach dem Zeichnen unbedingt mit den Körpermaßen. So können Sie das Schnittmuster – im Falle eines Fehlers - noch vor dem Zuschnitt korrigieren.

Anleitung zum Maßnehmen

Taillenweite (Tw)

Die Taillenweite wird genau in der Taille, an der schmalsten Stelle direkt über den Hüftknochen, gemessen. Hier wird ein Taillen-Maßband oder ein normales Band fixiert.

Bundweite (Bdw)

Die Bundweite wird auf der Höhe der gewünschten Lage des Hosenbundes gemessen. Diese Position ist sehr individuell und bei jedem Kunden unterschiedlich.

Hüftweite (Hw)

Die Hüftweite, oder auch Gesäßweite, wird waagerecht über der stärksten Stelle des Gesäßes gemessen.

Halsweite (Hsw)

Beim Messen der Halsweite muss darauf geachtet werden, dass das Maßband nicht zu hoch angesetzt wird. Der Umfang wird am Halsansatz, direkt über dem Schlüsselbein, (auf der Haut) gemessen.

Dabei hilft es, zwei Fingir zwischen Maßband und Hals zu lassen, um nicht zu eng zu messen.

Oberweite (Ow)

Beim Messen der Oberweite wird das Maßband über den stärksten Brustpunkt, unter den Armen hindurch und am Rücken leicht ansteigend geführt.

Ärmellänge (Älg)

Messen Sie die Ärmellänge vom Schulter-knochen über einen leicht gebeugten Ellenbogen bis zum Handgelenk.

Das Maßnehmen

Körpergröße (Kgr)

Meistens kennt der Kunde seine Körpergröße. Wenn Sie dieser Angabe nicht trauen, wird vom Scheitel bis zur Fußsohle, am besten ohne Schuhe, gemessen.

Ansonsten einfach die Absatzhöhe abziehen.

Knielänge (KnLg)

Für die Knielänge wird vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte über das Gesäß bis zur Kniekehle gemessen.

Hinweis

Der 7. Halswirbel ist jener Wirbel, der hinten am Hals etwas hervorsteht - in der Schnitterstellung wird er als Wirbelpunkt Wp bezeichnet.

Rückenhöhe (Rh)

Zum Messen der Rückenhöhe schiebt man ein Stück Pappe unter den Arm des Kunden und misst vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zur oberen Kante der Pappe.

Rückenlänge (RL)

Die Rückenlänge misst man vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zum in der Taille fixierten Maßband.

ganze Schulterbreite (ganze SchBr)

Bei der ganzen Schulterbreite wird vom linken Schulterknochen, am Hals vorbei, über den Rücken bis zum rechten Schulterknochen gemessen.

Rückenbreite (Rb)

Sie wird bei lockerer Haltung über den Rücken, vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz, gemessen.

Hinweis

Bei Figuren die von der 'Norm' der Konfektionsgrößen abweichen (breite Schultern, starker Rücken usw.) sollten in der Schnitterstellung unbedingt die gemessenen Maße statt der errechneten verwendet werden.

Die errechneten Maße dienen eher der Proportionslehre.

Schulterbreite (SchBr)

Die einfache Schulterbreite wird vom Halsansatz bis zum Schulterknochen gemessen.

Brustbreite (Bb)

Die Brustbreite wird über dem stärksten Brustpunkt vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz gemessen.

Oberarm (ObArm)

Bei starkem Bizeps sollte dieses Maß unbedingt abgelesen werden. Es wird rund um die stärkste Stelle des Oberarms gemessen.

Hinweis

Bei Figuren, die von der 'Norm' abweichen sollten in der Schnitterstellung die gemessenen Maße verwendet werden (s.o.).

Brusttiefe 1 (Bt1)

Messen Sie vom 7. Halswirbel (siehe Erklärung KnLg, S. →) über die Schulter nach vorne, bis zum Brustpunkt.

Vorderlänge 1 (VL1)

Messen Sie vom 7. Halswirbel über die Schulter nach vorne, über den Brustpunkt, bis zum in der Taille fixierten Maßband.

Hinweis

Achten Sie auf die Nahtzugaben an den Schultern von Jacke und Mantel.

hintere Hosenlänge (h. HLg)

Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Hosenbund sitzen soll. Nun wird die hintere Hosenlänge hinten vom Bund bis zum Boden gemessen. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)

Seitenlänge (Stlg)

Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll. Jetzt kann die Seitenlänge an der Seite vom Bund bis zum Boden gemessen werden. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)

Schrittlänge (Sehr)

Um die Schrittlänge zu messen, lassen Sie den Kunden die Hose in den Schritt hochziehen. Dann können Sie das Maß auf der Beininnenseite vom Schritt bis zum Boden am einfachsten ermitteln. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)

vordere Hosenlänge (v. HLg)

Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll. Jetzt wird vorne vom Bund bis zum Boden gemessen. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)

Leibhöhe (Lbh)

Die Differenz zwischen Seitenlänge Stlg und Schrittlänge Sehr ergibt die Leibhöhe (siehe Seite →).

Oberschenkel (ObSch)

Die Oberschenkelweite wird um den stärksten Punkt am Oberschenkel, ca. 10 cm unterhalb des Schritts, gemessen.

Fußweite (Fw)

Die Fußweite wird unten am Hosensaum nach Kundenwunsch ermittelt.

Handgelenksumfang (Hg)

Der Umfang wird am Handgelenk, direkt am Ansatz der Hand, gemessen. Dabei hilft es, zwei Finger zwischen Maßband und Handgelenk zu schieben, um nicht zu eng zu messen.

Anleitung für die Hose

Die Maße und weitere Informationen finden Sie auf Seite →.

Anfang Grundgerüst Vorderhose

90° Winkellinie

WL

zeichnen

horizontale Linie ist die Bund-Linie

vom Anfangspunkt: Seitenlänge

Stlg

104 cm nach unten markieren und

WL

nach rechts zeichnen, diese Linie markiert die Länge

Lg

von

Lg:

die Schrittlänge

Sehr

82 cm nach oben markieren und

WL

nach rechts zeichnen, diese Linie markiert die Schritt-Linie

von

Lg

: 1/2

Sehr

+ 6,5 cm nach oben markieren und

WL

nach rechts zeichnen, diese Linie markiert die Knie-Linie

Grundgerüst

mit Bundfalte oder ohne

für mehr Infos zur Faltentiefe siehe auch Seite

, Bild 2

wenn Sie eine Hose ohne Bundfalten zeichnen, reicht auf der Schrittlinie das Maß 1/4

Hw

Die Hose

Fußweite Fw

Knieweite Kn

auf der Knie-Linie von Vorderhosen-Mitte: jeweils 1/4

Fw

11,5 cm nach rechts und links markieren

die Punkte an der Knie-Linie mit den unteren Punkten verbinden

die Punkte an der Knie-Linie mit den oberen Punkten an der Schritt-Linie verbinden

Hosenschlitz VM

auf Schlitz-Linie von Schritt-Linie: 3 cm nach oben markieren

auf Bund-Linie vorne: ca. 0,5 cm nach links markieren und mit unterem Punkt an der vorderen Mitte

VM

verbinden

vordere Naht auszeichnen

Bundfalte

Vorderhose fertigstellen

Seitennaht und Schrittnaht formschön auszeichnen

das Maß der vorderen Hosenlänge mit dem Schnittmuster vergleichen

Nahttaschen

an Seitennaht

SN

von Bund-Linie: 4 cm nach unten markieren

Tascheneingriff mit 16 cm markieren

Paspeltaschen

von Bund-Linie 4 cm nach unten markieren,

WL

nach rechts zeichnen und 5,5 cm markieren

für unteren Taschenpunkt: Tascheneingriff mit 16 cm markieren,

WL

nach rechts zeichnen und 3,5 cm markieren

beide Punkte miteinander verbinden

schräge Taschen

auf Bund-Linie 5 cm markieren

an Seitennaht 20 cm nach unten markieren

beide Linien verbinden und vom Bund 4 cm nach unten markieren

Hinterhose

Vorderhose als Grundlage nehmen. Diese dazu ausschneiden und auf ein neues Stück Schnittpapier legen.

alle Linien (Schritt-Linie, Knie-Linie, Länge, vorderer Bruch) verlängern

auf

Lg

-Linie von Vorderhose: rechts und links jeweils 2 cm markieren,

WL

nach oben zeichnen und 8 cm markieren

auf Knie-Linie von Vorderhose: rechts und links jeweils 2 cm markieren

die Punkte an der Knielinie jeweils mit den unteren Winkellinien verbinden

Hinterhosenbreite

Schrägstellung Gesäßnaht