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Passformfehler erkennen und fachkundig beheben. Nicht jedes Kleidungsstück, das halbwegs passt, sitzt auch richtig. Oft entstehen Falten an ungewollten Stellen oder der Träger bemerkt ein unangenehmes Spannungsgefühl, weil die Kleidung irgendwo zu eng ist. Körperformen sind individuell. Fachkundig angepasste Kleidungsstücke engen nicht ein, sondern umhüllen den Körper auf bestmögliche Weise. Das vorliegende Buch leitet vom korrekten Maßnehmen über das Einarbeiten individueller Proportionen bis zu Kleidungsstücken, die wie eine zweite Haut passen. Wer außerdem ein Auge für die jeweilige Körperhaltung entwickelt, optimiert die spätere Passform gleich dreifach. Sven Jungclaus erklärt die Ursachen von schlechtem Sitz anhand von konkreten Fertigungsfehlern und bietet zu den häufigsten Passformproblemen die optimale Lösung. Entwickeln Sie anhand der Schritt-für-Schritt-Anleitungen einen geschulten Blick auf individuelle Körperhaltungen und lassen Sie sich mit den Profi-Tipps bis zum fertigen Kleidungsstück begleiten. Viel Freude beim Umsetzen Ihres passgenauen Lieblingsstücks!
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Seitenzahl: 87
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Vorwort
Maßnehmen
gemessene Maße im Grundschnitt
Körperform und Haltung
Passform und Anprobe
Die Hose
nach vorne geschobenes Becken
nach hinten gekipptes Becken
Seitennaht fallen lassen
Seitennaht heben
seitlich gekipptes Becken
einseitig stärkere Hüfte
X-Beine
O-Beine
Bundweite vergrößern
Bundweite verringern
Hüftbogen stärker
Hüftbogen schwächer
flaches Gesäß
starkes Gesäß
Hinterhosenspalt erweitern
Hinterhosenspalt verringern
Bequemlichkeit an der Hinterhose
Leibhöhe verringern
Leibhöhe verlängern
Vorderhose ausstechen
sperrende Bundfalte
an der Wade zu eng
Oberschenkelweite vergrößern
Oberschenkelweite verringern
Fußweite vergrößern
Fußweite verringern
Die Verarbeitung der Hose
die richtige Dressur der Hose
Die Weste
nach vorne geneigte Haltung
Rundrücken
S-Figur
aufrechte Haltung
Die Weste
Weste zu eng
Weste zu weit
Kante steht unten ab (Bauchfigur)
Kantenübertritt oben zu weit
Kantenübertritt unten zu weit
Vorderteil zu kurz
starke Brust
Ausschnitt steht ab
Armloch steht ab
Ausschnitt zu nah am Hals
Ausschnitt zu weit vom Hals
Vorderteil liegt im Armloch
Armloch zu weit ausgeschnitten
hohe Schultern
fallende Schultern
Schultern sind zu breit
Schultern sind zu schmal
Armloch ist zu hoch
Armloch ist zu tief
Rücken ist zu lang
Rücken ist zu kurz
Die Verarbeitung der Weste
die richtige Dressur der Weste
Das Sakko
der Ärmel vor dem Zuschnitt
die Lage der Schulterpolster
nach vorne geneigte Haltung
runder Rücken
S-Figur
aufrechte Haltung
Sakko zu eng
Sakko zu weit
am Gesäß zu eng
am Gesäß zu weit
nach vorne gedrückte Schultern
hohe Schultern
fallende Schultern
einseitig hängende Schulter
Schulterbreite zu schmal
Schulterbreite zu weit
Rücken zu lang
Das Sakko
Nackenfalte
starke Schulterblätter
Rückenfalte rollt nicht an
Rückenbreite zu eng
Rückenbreite zu weit
Sakko taillieren
schwache Brust
starke Brust
Armloch drückt ins Vorderteil
Armloch zu weit ausgeschnitten
der falsche Armlochdurchmesser
Der Sakko-Ärmel
der falsche Ärmelstand
Ärmel hinten zu lang
Ärmelkugel zu flach
Ärmelkugel zu hoch
unrein sitzender Ärmel
Spannfalten an Ärmel und Rücken
Weite am Unterärmel
Handweite zu eng
Handweite zu weit
Armloch zu hoch
Armloch zu tief
der starke Oberarm
Halsring und Kragen beim Sakko
Halsring zu eng
Halsring zu weit
Kragen zu tief
Kragen zu kurz
Die Verarbeitung des Sakkos
die richtige Dressur
Hilfe bei der Verarbeitung
Anhang
Quellenangaben
Register
Abkürzungen
Schnittmuster Änderungsvorlage
Maßzettel
Was versteht man eigentlich unter Passform?
Mit der Passform wird der optimale Sitz von Kleidung am Körper bezeichnet. Das klingt zwar einleuchtend, bringt aber viele Herausforderungen mit sich. Denn neben unterschiedlichen Körpermaßen hat jeder Mensch seine eigene Körperhaltung und besitzt individuelle Körperproportionen.
Deshalb hat eine Konfektionsgröße manchmal recht wenig mit einer optimalen Passform zu tun. Die klassischen Konfektionsgrößen sind Richtwerte für die Länge und Breite der Kleidungsstücke – sie dienen der Orientierung. Denn nur, weil ein Kleidungsstück nicht zu eng oder zu weit ist, heißt es noch lange nicht, dass es auch gut sitzt ...
Die Ursache von schlechter Passform ergründen
Dieses Buch geht den Ursachen von schlechtem Sitz auf den Grund und bietet optimale Lösungen zu den gängigsten Passformproblemen. Dabei sind die persönlichen modischen Vorlieben unerheblich. Egal, ob man eher zur modernen Slim-fit-Form oder zum klassisch weiteren Schnitt tendiert, das Kleidungsstück sollte in jedem Fall möglichst faltenfrei sitzen.
Probleme bereits am Anfang erkennen
Eine weitere Herausforderung ist die Vielzahl an Möglichkeiten, um eine perfekte Passform zu erlangen. Selten ist es mit einer einzelnen Korrektur getan. Häufig besteht die Lösung eines Problems in der Kombination mehrerer Änderungsschritte. Der Übersichtlichkeit halber werden auf den folgenden Seiten die häufigsten Passformfehler separat beschrieben. Scheuen Sie sich nicht davor, einzelne Maßnahmen individuell zu kombinieren, um ein noch besseres Ergebnis zu erzeugen.
Meistens ist es ratsam, die individuelle Körperhaltung und Proportion des Kunden schon beim Schnitterstellen einzuarbeiten. Das bewahrt den Schneider oder die Schneiderin sowie den Kunden vor einer langen, mühsamen Anprobe.
Mit Geduld und Ausdauer zum Ziel
Je länger Sie sich mit der Passform beschäftigen, umso mehr schärfen Sie Ihren Blick für entstehende Probleme. Und je mehr Ursachen Sie entdeckt und behoben haben, desto leichter fällt es bereits beim nächsten Mal. Nur Mut, Übung macht auch hier den Meister oder die Meisterin!
Viel Erfolg bei Ihrem Weg zur optimalen Passform.
Maßzettel
Sie finden ein Formular im Anhang, auf Seite →.
Halsweite (Hsw)
Beim Messen der Halsweite muss darauf geachtet werden, dass das Maßband nicht zu hoch angesetzt wird. Der Umfang wird am Halsansatz, direkt über dem Schlüsselbein, (auf der Haut) gemessen. Dabei hilft es, zwei Finger zwischen Maßband und Hals zu lassen, um nicht zu eng zu messen.
Oberweite (Ow)
Beim Messen der Oberweite wird das Maßband über den stärksten Brustpunkt, unter den Armen hindurch und am Rücken leicht ansteigend geführt.
Taillenweite (Tw)
Die Taillenweite wird genau in der Taille, an der schmalsten Stelle direkt über den Hüftknochen, gemessen. Hier wird ein Taillen-Maßband fixiert.
Bundweite (Bdw)
Die Bundweite wird auf der Höhe der gewünschten Lage des Hosenbundes gemessen.
Hüftweite (Hw)
Die Hüftweite, oder auch Gesäßweite, wird waagerecht über der stärksten Stelle des Gesäßes gemessen.
Schulterbreite (SchBr)
Die einfache Schulterbreite wird vom Halsansatz bis zum Schulterknochen gemessen.
Brustbreite (Bb)
Die Brustbreite wird über dem stärksten Brustpunkt vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz gemessen.
Oberarm (ObArm)
Bei starkem Bizeps sollte dieses Maß unbedingt abgelesen werden. Es wird rund um die stärkste Stelle des Oberarms gemessen.
Ärmellänge (Älg)
Messen Sie die Ärmellänge vom Schulterknochen über einen leicht gebeugten Ellenbogen bis ca. 2 cm über dem ersten Daumengelenk.
Brusttiefe (Bt1)
Die Brusttiefe wird vom 7. Halswirbel über die Schulter nach vorne bis zum Brustpunkt gemessen. (Der 7. Halswirbel ist jener Wirbel, der hinten am Hals etwas hervorsteht - in der Schnitterstellung wird er als Wirbelpunkt Wp bezeichnet.) Dieses Maß ist bei einer starken Brust für die Verarbeitung wichtig.
Vorderlänge (VL1)
Die Vorderlänge wird vom 7. Halswirbel über die Schulter nach vorne, über den Brustpunkt bis zum in der Taille fixierten Maßband gemessen.
ganze Schulterbreite (ganze SchBr)
Bei der gesamten Schulterbreite wird vom linken Schulterknochen, hinten am Hals vorbei, über den Rücken bis zum rechten Schulterknochen gemessen.
Rückenbreite (Rb)
Sie wird bei lockerer Haltung über den Rücken, vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz, gemessen.
Rückenhöhe (Rh)
Zum Messen der Rückenhöhe schiebt man ein Stück Pappe unter den Arm des Kunden und misst vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zur oberen Kante der Pappe.
Rückenlänge {RL}
Die Rückenlänge misst man vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zum in der Taille fixierten Maßband.
Körpergröße (Kgr)
Meistens kennt der Kunde seine Körpergröße. Wenn Sie dieser Angabe nicht trauen, wird vom Scheitel bis zur Fußsohle, am besten ohne Schuhe, gemessen. Ansonsten einfach die Absatzhöhe abziehen.
Knielänge (KnLg)
Für die Knielänge wird vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte über das Gesäß bis zur Kniekehle gemessen.
hintere Hosenlänge (h. HLg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll.
Nun wird die hintere Hosenlänge vom Bund bis zum Boden gemessen.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)
Seitenlänge (Stlg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll.
Jetzt kann die Seitenlänge an der Seite vom Bund bis zum Boden gemessen werden.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)
Schrittlänge (Schr)
Um die Schrittlänge zu messen, lassen Sie den Kunden die Hose in den Schritt hochziehen. Dann können Sie das Maß auf der Beininnenseite vom Schritt bis zum Boden am einfachsten ermitteln.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)
vordere Hosenlänge (v. HLg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll.
Jetzt wird vorne vom Bund bis zum Boden gemessen.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)
Oberschenkel (ObSch)
Die Oberschenkelweite wird um den stärksten Punkt am Oberschenkel, ca. 10 cm unterhalb des Schritts, gemessen.
Fußweite (Fw)
Die Fußweite wird unten am Hosensaum nach Kundenwunsch ermittelt.
Handgelenksumfang (Hg)
Der Umfang wird am Handgelenk, direkt am Ansatz der Hand, gemessen. Dabei hilft es, zwei Finger zwischen Maßband und Handgelenk zu schieben, um nicht zu eng zu messen.
Wenn der Kunde immer eine Armbanduhr trägt, ist dies einseitig zu berücksichtigen.
Bauchtiefe (BauT)
Die Bauchtiefe wird vom 7. Halswirbel (siehe Erklärung Bt, S. →), über die Schulter nach vorne, bis zum stärksten Punkt am Bauch gemessen. Da es verschiedene Bauchformen wie z. B. den hohen Magen, Spitzbauch oder hängenden Bauch gibt, ist dieses Maß für eine perfekte Passform unerlässlich.
Unterbauchweite (UBau)
Wenn der Kunde die Hose unter dem Bauch trägt, ist dieses Maß besonders wichtig und wird auch als Bundweite genutzt.
Achtung:
Die v. HLg und auch der Hosenschlitz sind bei einer Unterbauchhose auffallend kurz.
Schulterwinkel (SchW)
Der Schulterwinkel kann einfach mit dem Handy und einer Winkelmesser-App bestimmt werden. Das Gerät wird am Halsansatz mittig auf die Schulter gestellt. So lässt sich z. B. die Stärke einer Hängeschulter leichter einordnen. Am besten wird direkt mit dem gewünschten Schulterpolster gemessen.
Die ungefähren Schulterwinkel
hoch
ca. 10° - 16°
mäßig hoch
ca. 16° - 21°
normal
ca. 21° - 25°
mäßig hängend
ca. 25° - 30°
hängend
ca. 30° - 36°
Für einen modernen Proportionsschnitt benötigt man nicht allzu viele Maße. In der Regel kommt man mit Kgr, Hsw, Ow, Tw, Hw und Älg aus. Damit lässt sich ein ganz passables Schnittmuster erstellen.
Gerade als Schnittanfänger kann man so nicht allzu viel falsch machen und den Ablauf des Schnittzeichnens erlernen. Leichte Abweichungen im Körperbau oder der Haltung lassen sich durch die Anproben ändern.