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Jede Figur ist 'normal' Anstatt den Kunden in eine Norm zu zwingen, wie es in der Bekleidungsindustrie mit ihren Konfektionsgrößen geschieht, passt sich die Maßschneiderei an den Menschen an. Jeder Körper ist individuell und einzigartig. Es gibt keine 'normale' Körperform, die besonders hervorzuheben wäre, da jeder Kunde seine individuellen Herausforderungen mit sich bringt. In diesem Buch sorgen die bewährten Schritt-für-Schritt-Anleitungen dafür, dass auch weniger geübte Schnittzeichnerinnen und Schnittzeichner die ideale Passform für Männer mit trainierten Muskeln oder ausgeprägtem Bauch erarbeiten können. Aus langjähriger Erfahrung gibt der international tätige Schneidermeister und Gewandmeister Sven Jungclaus sein Meisterwissen gut nachvollziehbar an Interessierte weiter.
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Seitenzahl: 87
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Vorwort
Die Körperformen
Das Maßnehmen
Schnittmuster für den Dickbauch
Die Unterbauch Hose für den Dickbauch
Die Überbauch Hose für den Dickbauch
Die einreihige Weste für den Dickbauch
Das Hemd für den Dickbauch
Der Hemdsärmel
Der Hemdkragen
Das einreihige Sakko für den Dickbauch
Der Sakkoärmel für den Dickbauch
Der Kragen für das einreihige Sakko
Schnittmuster für den Bodybuilder
Die Hose für sehr starke Oberschenkel
Änderung eines normalen Hosen-Schnittmusters
Die einreihige Weste für den Bodybuilder
Das Hemd für den Bodybuilder
Der Hemdsärmel für den Bodybuilder
Der Hemdkragen, siehe S. 64
Das einreihige Sakko für den Bodybuilder
Der Sakkoärmel für den Bodybuilder
Der Kragen für das einreihige Bodybuilder Sakko
weitere Schnittmuster
Die Hose für die gerade Figur
Das einreihige Sakko für die gerade Figur
Die Weste für die gerade Figur
Die Hose für breite Hüften
Das einreihige Sakko für breite Hüften
Die Weste für breite Hüften
Anhang
Maßtabelle für den Dickbauch
Abkürzungen
Biografie
Buchempfehlungen
Register
Jeder Mensch ist anders
Anstatt den Kunden in eine Norm zu zwingen, wie es in der Bekleidungsindustrie mit ihren Konfektionsgrößen geschieht, passt sich die Maßschneiderei an den Menschen an.
Jeder Körper ist individuell und einzigartig. Natürlich kategorisiert auch eine Schneidermeisterin oder ein Schneidermeister die Körperform des Kunden, aber nur, um dann das bestmögliche persönliche Schnittmuster zu entwickeln. In allen Varianten des Zeichnens eines Schnittes gibt es an vielen Stellen fast unendliche Möglichkeiten, das Schnittmuster anzupassen und auf den Kunden einzurichten.
Jede Figur ist 'normal'
In der Maßschneiderei gibt es keine besonderen Körperformen. Es gibt auch keine 'Norm' die besonders hervorzuheben wäre, da jeder Kunde seine individuellen Herausforderungen mit sich bringt. Aber mit ein wenig Übung im Schnittzeichnen und Gewissenhaftigkeit bei den Anproben und der Verarbeitung kann letztlich jeder Körper optimal umkleidet werden.
Tipps vom Profi
In diesem Buch sorgen die bewährten Schritt-für-Schritt-Anleitungen dafür, dass auch weniger geübte Schnittzeichnerinnen und Schnittzeichner die ideale Passform für Sakkos, Hosen und Co. ausarbeiten können ‒ auf Basis individueller Körpermaße.
Der Gewandmeister und Schneidermeister Sven Jungclaus hat sein Know-how über die Jahre praxisnah verfeinert und gibt sein Wissen nun in Buchform gut nachvollziehbar weiter. Für den Anfang ist es ratsam, den Anleitungen mit den vorgegebenen Maßen genau zu folgen, um die Abläufe zu erlernen und zu verinnerlichen. Ist dieses Wissen gefestigt, steht einem Schnittmuster mit den eigenen Maßen nichts mehr im Wege.
Viel Freude beim Entdecken verschiedener Körperformen!
Die Körperformen
Verschiedene Körperformen
Obwohl es fast unendlich viele verschiedene Körperformen gibt, lassen sich diese in fünf Grundformen zusammenfassen:
die gerade Form
das umgedrehte Dreieck
das Trapez
das Dreieck
der Kreis oder das Oval
Die gerade Form
Der gesamte Körperbau ist eher gerade. In der Konfektion entspricht das der 'Norm'. Natürlich wissen wir alle, dass es diese Norm nicht gibt, aber anscheinend werden damit die meisten Menschen erreicht.
Die Schultern sind normal ausgeprägt. Die Hüfte ist etwa gleich breit wie die Schultern. Die Taille ist nicht sonderlich schmal. Diese 'Norm' gibt es natürlich in jeder Größe (Weite) sowie in Lang oder Kurz.
Die Konfektionsgrößen wären hier zwischen 46 und 64 (die 'normale' Größe), in Kurz zwischen 23 und 32 (die Hälfte der 'normalen' Größe) und in Lang zwischen 98 und 128 (das doppelte der 'normalen' Größe).
Die Schnittmuster für gerade Figuren finden Sie ab Seite →, weitere Schnittmuster finden Sie im Buch 'Die Herrenschneiderei' s. S. →.
Das umgedrehte Dreieck
Diesem Kunden wird kein Konfektionsanzug passen. Hier gilt es einiges zu beachten: Die Schultern sind breit und trainiert, die Brustmuskeln sind ausgeprägt. Die Taille und Hüfte dagegen sind eher schmal und schlank. Für die Hose kann man das normale Schnittmuster wählen, aber man sollte darauf achten, dass die Oberschenkel sehr stark sein können. Das Sakko erfordert eine besondere Schnittaufstellung und Verarbeitung. Hier ist ein Brustabnäher unter dem Revers von Vorteil. Auch der Dressur (dem In-Form-Bügeln) sollte besondere Beachtung geschenkt werden.
Das Trapez
Dieser Typ ist eine Mischung aus der geraden Form und dem umgedrehten Dreieck. Bei dem Schnittmuster reicht es meistens, einen Brustabnäher unter dem Revers einzuarbeiten und das Sakko in der Taille und Hüfte etwas schmaler zu zeichnen. Bei der Hose funktioniert meistens das 'normale' Schnittmuster.
Das Dreieck
Auch bei dieser Körperform kann man sich meistens nach der 'normalen' Schnittaufstellung richten. Die Hüfte wird einfach entsprechend weiter gezeichnet.
Die Hose wird zwar etwas weiter ausfallen, entspricht aber dennoch der 'normalen' Aufstellung. Eventuell wird am Bund der Vorderhose ein Abnäher oder eine zweite Bundfalte benötigt. Die Schnittmuster für breite Hüften finden Sie ab Seite →.
Der Kreis oder das Oval
Für diesen Kundenkreis sind die Schnittmuster signifikant anders als die 'normalen'. Die Grundprinzipien bleiben natürlich auch hier erhalten, aber meistens kann man auf den Taillenabnäher verzichten. Stattdessen wird ein Bauchabnäher eingearbeitet, damit das Sakko oder die Weste unterhalb des Bauchs nicht zu viel Weite hat und 'flattert'. Bei der Hose muss man sich nun entscheiden, ob der Bund über den Bauch geht und mit Hosenträgern gehalten wird, oder ob er unter dem Bauch verläuft, wo meist ein Gürtel ausreicht. Die Konfektionsgrößen der Bauchfiguren finden Sie auf Seite →.
Taillenweite (Tw)
Die Taillenweite wird genau in der Taille, an der schmalsten Stelle direkt über den Hüftknochen, gemessen. Hier wird ein Taillen-Maßband oder ein normales Band fixiert.
Bundweite (Bdw)
Die Bundweite wird auf der Höhe der gewünschten Lage des Hosenbundes gemessen. Diese Position ist sehr individuell und bei jedem Kunden unterschiedlich.
Hüftweite (Hw)
Die Hüftweite, oder auch Gesäßweite, wird waagerecht über der stärksten Stelle des Gesäßes gemessen.
Halsweite (Hsw)
Beim Messen der Halsweite muss darauf geachtet werden, dass das Maßband nicht zu hoch angesetzt wird. Der Umfang wird am Halsansatz, direkt über dem Schlüsselbein, (auf der Haut) gemessen.
Dabei hilft es, zwei Finger zwischen Maßband und Hals zu lassen, um nicht zu eng zu messen.
Oberweite (Ow)
Beim Messen der Oberweite wird das Maßband über den stärksten Brustpunkt, unter den Armen hindurch und am Rücken leicht ansteigend geführt.
Ärmellänge (Älg)
Messen Sie die Ärmellänge vom Schulterknochen über einen leicht gebeugten Ellenbogen bis zum Handgelenk.
Körpergröße (Kgr)
Meistens kennt der Kunde seine Körpergröße. Wenn Sie dieser Angabe nicht trauen, wird vom Scheitel bis zur Fußsohle, am besten ohne Schuhe, gemessen. Ansonsten einfach die Absatzhöhe abziehen.
Knielänge (KnLg)
Für die Knielänge wird vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte über das Gesäß bis zur Kniekehle gemessen.
Hinweis
Der 7. Halswirbel ist jener Wirbel, der hinten am Hals etwas hervorsteht - in der Schnitterstellung wird er als Wirbelpunkt Wp bezeichnet.
Rückenhöhe (Rh)
Zum Messen der Rückenhöhe schiebt man ein Stück Pappe unter den Arm des Kunden und misst vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zur oberen Kante der Pappe.
Rückenlänge (RL)
Die Rückenlänge misst man vom 7. Halswirbel entlang der Rückenmitte bis zum in der Taille fixierten Maßband.
ganze Schulterbreite (ganze SchBr)
Bei der ganzen Schulterbreite wird vom linken Schulterknochen, am Hals vorbei, über den Rücken bis zum rechten Schulterknochen gemessen.
Rückenbreite (Rb)
Sie wird bei lockerer Haltung über den Rücken, vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz, gemessen.
Hinweis
Bei Figuren die von der 'Norm' der Konfektionsgrößen abweichen (breite Schultern, starker Rücken usw.), sollten in der Schnitterstellung unbedingt die gemessenen Maße statt der errechneten verwendet werden.
Die errechneten Maße dienen eher der Proportionslehre.
Schulterbreite (SchBr)
Die einfache Schulterbreite wird vom Halsansatz bis zum Schulterknochen gemessen.
Brustbreite (Bb)
Die Brustbreite wird über dem stärksten Brustpunkt vom linken Armansatz bis zum rechten Armansatz gemessen.
Oberarm (ObArm)
Bei starkem Bizeps sollte dieses Maß unbedingt abgelesen werden. Es wird rund um die stärkste Stelle des Oberarms gemessen.
Brusttiefe 1 (Bt1)
Messen Sie vom 7. Halswirbel (s.S. →) über die Schulter nach vorne, bis zum Brustpunkt. Um ein Schnittmuster zu zeichnen, benötigen Sie das Maß Brusttiefe 2 Bt2. Hierfür, subtrahieren Sie den hinteren Halsausschnitt Bt1 - hinterer Halsausschnitt).
Vorderlänge 1 (VL1)
Messen Sie vom 7. Halswirbel über die Schulter nach vorne, über den Brustpunkt, bis zum in der Taille fixierten Maßband VL1 - hinterer Halsausschnitt).
Hinweis
Achten Sie beim Berechnen der Brusttiefe 2 Bt2 und der Vorderlänge 2 VL2 auf mögliche Nahtzugaben an den Schultern von Sakko und Mantel.
Bauchtiefe (BauT)
Die Bauchtiefe wird vom 7. Halswirbel (siehe Hinweis bei Bild 1 auf Seite →), über die Schulter nach vorne, bis zum stärksten Punkt am Bauch gemessen. Da es verschiedene Bauchformen wie z. B. den hohen Magen, Spitzbauch oder hängenden Bauch gibt, ist dieses Maß für eine perfekte Passform unerlässlich.
Schrittlänge (Schr)
Um die Schrittlänge zu messen, lassen Sie den Kunden die Hose in den Schritt hochziehen. Dann können Sie das Maß auf der Beininnenseite vom Schritt bis zum Boden am einfachsten ermitteln. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)
vordere Hosenlänge (v. HLg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll.
Jetzt wird vorne vom Bund bis zum Boden gemessen. (Wenn der Kunde Schuhe trägt, wird die Absatzhöhe abgezogen.)
Hinweis
Die v. HLg und auch der spätere Hosenschlitz sind bei einer Unterbauchhose auffallend kurz.
Seitenlänge (Stlg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Bund sitzen soll. Jetzt kann die Seitenlänge an der Seite vom Bund bis zum Boden gemessen werden.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)
Leibhöhe (Lbh)
Die Differenz zwischen Seitenlänge Stlg und Schrittlänge Sehr ergibt die Leibhöhe.
hintere Hosenlänge (h. HLg)
Fixieren Sie zuerst das Taillenmaßband an der Stelle, wo der Hosenbund sitzen soll.
Nun wird die hintere Hosenlänge hinten vom Bund bis zum Boden gemessen.
(Wenn der Kunde Schuhe trägt, bis zur oberen Absatzkante messen.)
Handgelenkumfang (Hg)
Der Umfang wird am Handgelenk, direkt am Ansatz der Hand, gemessen. Dabei hilft es, zwei Finger zwischen Maßband und Handgelenk zu schieben, um nicht zu eng zu messen.
Oberschenkel (ObSch)
Die Oberschenkelweite wird um den stärksten Punkt am Oberschenkel, ca. 10 cm unterhalb des Schritts, gemessen.
Fußweite (Fw)
Die Fußweite wird unten am Hosensaum nach Kundenwunsch ermittelt.
Die Maße und weitere Informationen finden Sie auf Seite →.
Anfang Grundgerüst Vorderhose
90° Winkellinie
WL
zeichnen
horizontale Linie ist die Bund-Linie
vom Anfangspunkt: Seitenlänge
Stlg