Die Herrin - Ira Miller - E-Book

Die Herrin E-Book

Ira Miller

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Tabulos, erotisch, spannend!

Tagsüber spielt Carla Peters die treu sorgende Ehefrau – sie fährt ihren Mann zum Zug und geht mit ihrer Enkelin auf den Spielplatz. Doch der Schein trügt, denn Carla führt ein Doppelleben. Als Domina unterwirft sie die Männer. Da gerät sie ins Visier eines skrupellosen Verfolgers, dem sie hilflos ausgeliefert ist.

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Seitenzahl: 433

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Ira Miller

Die Herrin

Roman

Aus dem Amerikanischen von Anita Magg

Copyright

Die Originalausgabe WHIPPED erschien 2004 bei Xlibris

PeP eBooks erscheinen in der Verlagsgruppe Random House

Copyright © 2004 by Ira Miller

Copyright © dieser Ausgabe 2006 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

ISBN 3-89480-959-0

www.pep-ebooks.de

Inhaltsverzeichnis

123456789Über das BuchÜber den AutorCopyright

Für Kathryn,

die immer zu mir hält und an mich glaubt

1

Carla Peters hatte Mühe, sich zu bewegen, gerade so als müsse sie unter Wasser laufen. Mühsam setzte sie sich im Bett auf und tastete verschlafen nach ihrer Jogginghose, die am Fußende der Matratze lag. Es dauerte eine Weile, bis sie die Hosenbeine entwirrt hatte, sodass sie hineinschlüpfen und den elastischen Bund bis zur Taille hochziehen konnte. Ohne sich die Mühe zu machen, ihr Pyjamaoberteil in die Hose zu stecken, schleppte sie sich ins Badezimmer. Wo waren bloß ihre Tennisschuhe? Einmal schnell durchs Haar gekämmt und irgendwo eine Spange befestigt, damit ihr nicht ständig die Strähnen ins Gesicht fielen … Fürs Make-up blieb ihr keine Zeit mehr. Sie verließ das Bad und zwang sich dazu, ihren Mantel zu suchen und ihn anzuziehen. Irgendwo auf dem Weg nach unten würde sie schon über ein Paar Schuhe stolpern, die ihr passten. Jedes Geräusch, das an ihre Ohren drang, klang merkwürdig gedämpft und unwirklich. Sie fühlte sich nicht nur so, als bewege sie sich unter Wasser fort, sondern als bewohne sie ein riesiges rundes Aquarium; verzweifelt versuchte sie, zum Ausgang zu schwimmen, bloß um immer wieder an den Punkt zurückzukehren, von dem aus sie losgeschwommen war.

Stu Peters thronte bereits steif und aufrecht auf dem Beifahrersitz des Mercedes und wartete. Zwischen seinen Füßen auf dem Boden stand der Aktenkoffer mit seinem eingestanzten Monogramm. Sein Kopf berührte beinahe die Wagendecke, so gerade saß er da. Das sauber geschnittene graue Haar war exakt gekämmt. Seine Sekretärin war immer wieder beeindruckt, wie jung er noch aussah. Er habe die Haltung eines Vierzigjährigen, meinte sie, und dabei war er in Wirklichkeit doch bereits achtundsechzig. An diesem Morgen trug er einen langen Kamelhaarmantel, und sein dunkelblauer Anzugkragen, das blütenweiße Hemd und die rote Krawatte spitzten oben hervor. Das Tor der Doppelgarage stand offen. Der Motor des Mercedes heulte laut auf und spuckte kleine Wölkchen heißer Luft in den kühlen Morgen. Dann lief er wieder leise im Leerlauf. Stu schaute ungeduldig auf die Armbanduhr.

Endlich glitt Carla auf den Fahrersitz. In ihrer Vorstellung murmelte sie irgendeine Entschuldigung, doch die Worte drangen nicht über ihre Lippen. Stu saß regungslos da. Die Heizung des Mercedes schien an diesem Tag besonders laut zu sein. Ihr Mann musste gar nichts sagen. Sie wusste auch so, dass er wie jeden Morgen stinksauer war, weil sie wieder zu spät daherkam. Stu war, was Pünktlichkeit betraf, furchtbar spießig. Sie sollte nicht nur pünktlich, sondern frühzeitig da sein. Im vergangenen Jahr hatte er ein einziges Mal den Pendlerzug von Long Island nach New York City versäumt, weil es zu einem Auffahrunfall gekommen war, der sie dazu gezwungen hatte, einen ziemlichen Umweg zu fahren. In ihrer Ehe waren sie schon lange über Sätze wie »Ich habe es dir ja gleich gesagt« hinaus. An jenem Tag hatte Stu bloß geschlagene sechs Sekunden lang auf seine Armbanduhr geblickt und ansonsten geschwiegen.

Während der Fahrt saßen beide mit versteinerten Mienen nebeneinander. Die Strecke war kaum länger als drei Kilometer. Carla dachte kurz daran, ihn zu fragen, ob er heute Abend später nach Hause kommen werde. Aber sie wusste ja, dass wie immer seine Sekretärin anrufen würde. Einmal musste sie an einer roten Ampel stehen bleiben. Sie wagte nicht, einen Blick in die anderen, neben ihr wartenden Autos zu werfen. Es hätte ja sein können, dass sie einen der Insassen kannte und ohne Make-up gesehen wurde. Im Gegensatz zu ihrem Mann sah Carla nämlich nicht mehr jung aus – oder glaubte das zumindest. Es kostete viele Mühen und Anstrengungen, ihren Körper in Form zu halten. Vorsichtshalber trug sie meist etwas, das ihre nicht mehr ganz so schlanke Taille verbarg, aber dafür ihre langen Beine unterstrich. Zum Glück waren ihr Busen groß genug, dass sie jetzt nicht flachbrüstig wirkte, aber auch klein genug, um nicht schlaff herunterzuhängen. Ihre Haare hatte sie schwarz gefärbt, damit man die vielen grauen Strähnen nicht sehen konnte.

Aber ihr Gesicht, ihr achtundvierzig Jahre altes Gesicht! Das kam ihr so schrecklich gealtert vor mit den noch aus der Jugend stammenden Aknespuren, den verschiedenen Flecken und Unebenheiten, die von einer Schminke herrührten, auf die sie allergisch reagiert hatte, aber als Teenager unbedingt hatte auftragen wollte, und mit den vielen Falten … Sie hatte sie alle gezählt und konnte von jeder einzelnen den Tag, an dem sie entstanden war, die genaue Länge und die kleinen Verästelungen auflisten. Grauenvoll! Älter werden war wirklich grauenvoll. Zum Glück war sie geschickt darin, sich zu schminken, sodass nach einer halben Stunde härtester Arbeit vor dem Spiegel das Gesicht, das ihr entgegenblickte, von den ausgeprägten, hohen Wangenknochen, den weit auseinander liegenden Augen, der geraden Nase und den vollen Lippen bestimmt wurde, die ihr im Alter von achtzehn Jahren den Zugang zur Welt der Models verschafft hatten. Allerdings war bereits nach einem Monat Schluss damit gewesen, weil sie geheiratet hatte. Ein Mann war ihr damals als die bessere Wahl vorgekommen, anstatt ständig irgendwelche Anträge von Agenten, Mode- und Magazintypen abwimmeln zu müssen. Wenn sie nun die richtigen Kleider auswählte und sich nicht allzu genau begutachtete – was sie aber meistens doch tat –, konnte sie noch immer ganz präsentabel aussehen.

Carla wartete in einer Schlange von Autos, um auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof Long Island den Wagen abstellen zu können; der Express nach New York City sollte jeden Moment eintreffen. Fünfundneunzig Prozent der Autos um sie herum wurden von Frauen gefahren, die ihre Männer in langen Wintermänteln und mit scheinbar identischen Aktenkoffern hier absetzten. Die blutjungen Frauen in den BMWs, Mercedes und Hummers sahen noch zufrieden aus; die etwas älteren in den Minivans oder den Jeeps mit Kindersitzen auf der Rückbank wirkten bereits erschöpft und müde; und die Frauen im mittleren Alter, so wie sie, sahen abgestumpft aus. Sie hatten die tägliche Routine derart verinnerlicht, dass sie schon lange keine Regungen mehr in ihnen hervorrief. Sie waren es auch, die von ihren Männern keinen Wangenkuss mehr erwarteten oder ihn auch höchstens noch wollten, wenn die Wall-Street-Broker, Ärzte, Rechtsanwälte oder Unternehmer den Wagen verließen.

Carla fuhr mit dem Mercedes an die Stufen, die zum Bahnsteig hinaufführten. In diesem Moment traf der Zug ein. Stu sprang aus dem Wagen, noch ehe er ganz zum Stehen gekommen war. Sie sah ihm nach, während er bemüht war, die Haltung zu bewahren, und mit langen Schritten davoneilte. Stu war ihr zweiter Mann, Vater von zwei erwachsenen Söhnen, sie selbst Mutter einer Tochter aus erster Ehe. Als der Zug anhielt, war Stu gezwungen, in einen hektischen Galopp zu verfallen, um ihn nicht zu verpassen. Das Rudern seiner Arme und seine Art zu rennen, die sie irgendwie an einen Pinguin erinnerte, passten so gar nicht zu ihm; sie wirkten ganz anders als der sonst so dynamisch gelassene Gang, den er mit Vorliebe kultivierte. Carla genoss es, ihn zur Abwechslung einmal so zu erleben. Ihre Zeiteinteilung war wieder einmal hervorragend gewesen …

Ein wahrhaft privilegiertes Leben, dachte sie auf dem Nachhauseweg. Das würde jedenfalls ein außen Stehender sagen. An diesem Tag wartete nur noch eine einzige hausfrauliche Pflicht auf sie: das Abendessen. Ansonsten bezahlte sie die Haushaltsrechnungen, ging einmal in der Woche zum Einkaufen der Lebensmittel und war gehorsam zu Hause, wenn ein Handwerker etwas zu reparieren hatte. Sex gab es alle Jubeljahre zu besonderen Anlässen. Sie hatte eine Haushälterin, eine illegale Einwanderin aus Guatemala, die seit über einundzwanzig Jahren für Stu und seine Kinder arbeitete und bei ihnen mit im Haus wohnte. Sie kümmerte sich darum, dass das große Ziegelgebäude im Tudor-Stil picobello blieb, und tat mit Vorliebe so, als verstünde sie noch immer kein Wort Englisch. Carla konnte jederzeit shoppen gehen und sich kaufen, was ihr gerade gefiel, sie konnte Tennis spielen, wann sie wollte, und das Haus umdekorieren, wenn es ihr nicht mehr zusagte. Einmal während der Woche und zweimal am Wochenende wurde außerhalb gegessen. All das hatte sie stets als ausschlaggebend für ein angenehmes – ein sehr angenehmes – Leben gehalten.

Als sie zu Hause angekommen war, stellte sie den Motor des Mercedes ab, kletterte aus dem Auto und warf das Garagentor hinter sich ins Schloss. Vor Jahren hatte sie einmal auf diese Weise die Katze der Familie erschlagen (sie hatte noch aus Stus erster Ehe gestammt). Stus jüngster Sohn hatte ihr den Tod des Tieres nie verziehen, denn er was felsenfest davon überzeugt, dass sie es absichtlich getan hatte. Fast ein Jahr lang hatten sie nicht miteinander gesprochen, und auch jetzt wechselten sie während der Feiertage kaum mehr Worte als unbedingt nötig. Trotzdem ging es bei diesen Familienfesten stets höflich zu – schon aus Gewohnheit. Stu mochte es höflich. Er hatte ihr auch nicht den Tod der Katze vorgeworfen, sondern sein Bestes getan, den kleinen Danny zu beruhigen. Stu liebte Gewohnheiten. Er mochte es nicht, wenn es mehr Arbeit als nötig oder gar irgendeine ungeplante Störung gab; die Leitung seiner kleinen Spielzeugfirma und sein Hobby, das Golfspielen, nahmen schon genug Zeit in Anspruch. Ausgerechnet Spielzeug! Dabei war Stu furchtbar steif im Umgang mit Kindern.

Eigentlich brauchte er inzwischen überhaupt kein Zuhause mehr für seine eigenen Söhne – der Grund, warum er sie vor zwölf Jahren geheiratet hatte. Auch Carlas Tochter war schon lange fortgezogen und hatte eine eigene Familie gegründet. Stu blieb wahrscheinlich aus reiner Gewohnheit bei Carla. Wer würde ihn sonst zum Bahnhof fahren? Und sie? Sie blieb aus Angst bei ihm. Würde denn irgendein interessanter, finanziell abgesicherter Mann sie jetzt noch nehmen? Stu würde vermutlich bei den Scheidungsvereinbarungen sehr fair sein, aber wie lange würde das Geld reichen? Sie fürchtete sich vor dem Gedanken, dass ohne dieses Haus, die unzähligen Kleidungsstücke, die sie besaß, und ohne die dicke Schicht Make-up zwischen ihr – die keine Ausbildung oder berufliche Karriere, sondern nur einen High-School-Abschluss aufzuweisen hatte – und einer Sozialhilfeempfängerin kaum ein Unterschied bestand.

Carla öffnete die Tür, die Garage und Wohnhaus miteinander verband, betrat die Küche und sperrte dann sofort hinter sich ab. Das Haus hatte ursprünglich nur eine frei stehende Garage nach hinten hinaus gehabt, und Carlas erste Umgestaltung war der Bau dieser neuen Garage gewesen. Sie wäre auf keinen Fall nachts die fünfzehn Meter von der alten Garage zum Haus im Dunkeln gelaufen.

Lässig warf sie die Schlüssel auf den Küchentisch, schaute nach, ob irgendwelche Nachrichten auf dem Anrufbeantworter warteten – keine –, und vernahm dann ein Geräusch, das sie augenblicklich erstarren ließ. Alles schien stillzustehen, sodass das Kribbeln auf ihrem Rücken und das Rauschen in ihren Ohren überdeutlich wurden. Ihr Herz pochte, und sie begann zu zittern. Sie wusste, dass Gloria, die Haushälterin, nicht hier war. Seitdem die Kinder aus dem Haus waren, gab es so wenig zu tun, dass Carla sie großmütig zwei Tage die Woche ihrer Freundin Suzanne überließ. Ohne sich von der Stelle zu rühren, drehte sie den Kopf zur Seite und lauschte. Es gab niemanden, der hier sein sollte. Der letzte Hund, den sie gehabt hatten, war vor zwei Jahren gestorben. Vielleicht war es ja der uralte Boiler oder ein Eichhörnchen, das über das Dach lief. Oder der Wind spielte mit der alten Fernsehantenne, die verrostet war und nicht mehr gebraucht wurde, seit sie vor zehn Jahren Kabelfernsehen angeschafft hatten … Oder es war einfach das dicke Gemäuer dieses über neunzig Jahre alten Hauses, das immer irgendwo ächzte und seufzte.

Doch der Schrecken ließ sich nicht so leicht abschütteln. Sie wusste nicht einmal so recht, wie man das Geräusch beschreiben sollte. War es ein Schlag, ein Kratzen, ein Quietschen oder ein Surren? Es war einfach etwas da draußen gewesen. Carla war leicht zu erschrecken. Sie hatte immer Angst vor dem Fliegen gehabt, mied Aufzüge und schlief sehr ungern in fremden Betten. Erst als Teenager war es ihr gelungen, nicht jedes Mal aus dem Badezimmer zu stürzen, wenn die Toilettenspülung ging. Ihre Tochter Allison hatte alle diese Ängste geerbt. Stus Jungen, die sich vor fast nichts fürchteten, verstanden nicht, wie man so schreckhaft sein konnte, und machten sich noch heute gnadenlos über Allison lustig. Carla und Allison gaben sich beide alle Mühe, ihre Ängste vor der dreijährigen Tiffany, Allisons Tochter, weder zu diskutieren noch auszuleben oder darauf zu reagieren. Sie hofften, dass diese Sache keine genetische Veranlagung war und Tiffany somit die Chance hatte, in ihrem Leben mutiger zu werden.

Carla konnte sich nicht entspannen, ehe sie nicht jedes Zimmer und jeden Schrank im ganzen Haus durchsucht hatte – ein Ritual, das sie an den Tagen, wenn Gloria nicht da war, immer durchführte.

Die Küche stellte kein Problem dar. Da gab es eine Schiebetür zu einem Speiseraum, wo sich niemand hätte verstecken können. Hier lagerten bloß harmlose Dosen, Kisten voller Lebensmittel und unzählige Tüten unterschiedlich geformter Nudeln. Langsam ging sie in den großen Salon, den sie ein Jahr nach der Garage hatte ausbauen lassen. Durch ein Oberlicht, große Fenster und sechs Glastüren, die auf den Rasen hinausschauten, der fast einen halben Hektar groß war und augenblicklich im Sonnenlicht erstrahlte, wirkte der Raum noch gewaltiger. Auf der einen Seite stand eine lange Couch, von deren beiden Enden zwei weitere Sofas – voll mit Kissen – ins Zimmer hineinragten. Die vierte Seite dieses Quadrats bildete ein riesiger Fernseher. Selbst die Jungs hatten sich über diese Umgestaltung gefreut, denn jetzt gab es nicht nur unzählige Sitzgelegenheiten, sondern auch einen TV, der genau die richtige Größe für Computerspiele hatte.

Eilig drehte Carla eine Runde um die Sofas. An den großen Wänden hingen helle impressionistische Gemälde, die ihr besonders gefielen. Sie hatte die Bilder auf ihren Reisen nach Europa erworben, die Stu und sie gemeinsam in den frühen Jahren ihrer Ehe unternommen hatten. Damals war es ihr noch möglich gewesen, ihn zu so etwas zu animieren und hier und da von seiner Arbeit, dem Klub und den obligatorischen Winterurlauben in seinem Haus in Florida wegzulocken.

Sie verließ das Wohnzimmer am anderen Ende und blieb zögernd vor einer hölzernen Falttür stehen. Noch immer konnte sie ihr Zittern nicht in den Griff bekommen. Allein schon diese Suche bedeutete eine unglaubliche Überwindung. Jetzt bloß nicht daran denken, wer sich dahinter verstecken könnte! Es war nicht so sehr Mut, der sie all diese Dinge tun ließ, als vielmehr Notwendigkeit. Wenn sie nämlich das Haus nicht durchsucht hätte, wäre es ihr nicht möglich gewesen, allein hier zu bleiben, sich zu duschen, zu schminken und anzuziehen. Als sie jenes undefinierbare Geräusch zum ersten Mal vernommen hatte, war es ihr Wunsch gewesen, die Polizei zu rufen. Doch die Männer hätten sie für töricht und nur für eine weitere verschreckte Hausfrau von der wohlhabenden North-Shore-Seite von Long Island gehalten. Carla holte tief Luft und schob die Falttür beiseite. Vorsichtig betrat sie das kleine Zimmer, das sie »die Bibliothek« nannten. An den Wänden standen Bücherregale und in der Ecke eine kleine gemütliche Couch. Ehe sie den großen Salon eingerichtet hatte, war man hier zum Fernsehen zusammengekommen. Jetzt hielt sich kaum mehr jemand hier auf, sodass der Raum zu Carlas Reich geworden war.

Zum Glück schien sich alles auf seinem angestammten Platz zu befinden. In einer Ecke stand ein Tisch mit wunderschön gerahmten Fotografien. Sie waren der Chronologie nach geordnet – beginnend mit Allisons Kindheit, ihrer Jugend und schließlich mit Allison als junger Mutter. Irgendwann während der Kinderjahre hatte Carlas Tochter die Fähigkeit verloren, völlig unverstellt in die Kamera zu blicken. Ob sie nun auf einer Schaukel, einem Pony oder am Strand saß, ihr Lächeln hatte stets etwas Steifes an sich gehabt. Als Teenager war es kaum je gelungen, ein Lächeln von ihr auf Film festzuhalten. Allisons Kopf schien immer leicht nach hinten geneigt zu sein, und den Mund hatte sie stets ein wenig verächtlich verzogen.

Auf dem Foto, das Carla jetzt betrachtete, war ihre Tochter süße sechzehn, hatte die Highschool hinter sich und befand sich gerade auf einer Fahrradtour durch Kanada. Der verächtliche Ausdruck schien sich auf Carla zu richten und spiegelte auch Allisons Haltung ihrer Mutter gegenüber wider. Mit dreizehn Jahren hatte der Krieg zwischen Mutter und Tochter begonnen. Damals hatte Allison damit angefangen, ihrer Mutter all ihre Frustrationen vorzuwerfen, weil diese ihr angeblich nie erlaubt hatte, sie selbst zu sein. Dabei war es völlig egal gewesen, ob Carla, objektiv gesehen, für Allisons Akne, ihre Probleme mit Jungs oder die mehr als durchschnittlichen Schulnoten hätte verantwortlich sein können – sie war schlicht und einfach daran schuld gewesen.

In dieser Zeit stritten Mutter und Tochter sich ununterbrochen. Wenn sich Stus Söhne einmischten, wurde Carla sofort von Allison daran erinnert, dass sie sich nicht genug Mühe gegeben hatte, ihre erste Ehe aufrechtzuerhalten. Wenn sie es wagte, einen absurden Wunsch ihrer Tochter abzulehnen (etwa mit der besten Freundin, wie sie gerade mal fünfzehn Jahre alt, allein nach Florida zu fahren oder mit vierzehn ohne Begleitung auf eine Party mit älteren Jungs zu gehen), spritzte Allison ihren Zorn wie Gift um sich. Sie beschimpfte ihre Mutter so lange, bis diese ebenfalls nicht mehr an sich halten konnte. Die beiden schrien sich an, die Jungs verzogen sich hämisch kichernd in ihre Zimmer, und Stu war wieder einmal nirgendwo zu sehen. Das Ganze endete meistens in Tränen und der beleidigten Flucht in eine Ecke des riesigen Hauses.

Als Erwachsene hatte Allison versucht, ihre Verachtung hinter einem Vorzeigelächeln zu verbergen – das war auf den Fotos ihrer Hochzeit, in den Flitterwochen oder vor ihrem Ferienhaus deutlich zu sehen. Aber dieses Lächeln schien aufgesetzt zu sein, so als hätte sich die Haltung ihrer Mutter gegenüber in Wahrheit nie verändert … Als wäre es Carlas Schuld, dass sich Allisons Mann als ein fauler Nichtsnutz herausgestellt hatte, der abends zu nichts mehr Energie aufbringen konnte und in Tiffanys Gegenwart fluchte und schimpfte. Der Versuch, ihre Verachtung zu verbergen, bedeutete nur, dass sich Allison als Erwachsene mehr Mühe gab, höflich zu sein. Aber irgendwie machte sie es Carla zum Vorwurf, dass sie selbst die Fehler ihrer Mutter wiederholte, ihre Kindheit verkürzte und bereits mit achtzehn heiratete, um aus dem Haus zu kommen. »Wenn das Leben hier schöner gewesen wäre … Wenn du mich dazu angehalten hättest, in der Schule besser zu sein … Wenn man mit dir über all diesen Scheiß hätte reden können …«

›All dieser Scheiß‹ war ein Lieblingsausdruck ihrer Tochter. Carla hatte sich die größte Mühe gegeben, Allison ein angenehmes Zuhause zu bieten und dafür zu sorgen, dass es ihr an nichts fehlte. Sie hatten jeden Abend Hot Dogs und Pizza gegessen, als sie ihr erster Mann verlassen und Carla Stu noch nicht kennen gelernt hatte. Sie hatte die Schule stets als einen Weg betrachtet, der einen weiterbrachte, und hatte das auch ihrer Tochter vermittelt. Außerdem war sie immer da gewesen – wo sonst hätte sie auch sein sollen?

Aber Allison hatte stets einen Trumpf im Ärmel, die perfekte Entgegnung, wenn Carla sich auf irgendeine Weise verteidigen wollte: »Wenn du mir nur einmal gesagt hättest, dass ich dir wichtig bin!« Bei diesem Vorwurf blieben Carla jedes Mal die Worte im Hals stecken. Sie presste die Lippen zusammen und beendete die Diskussion so rasch wie möglich, indem sie schwächlich erwiderte: »Du bist jetzt erwachsen, selbst eine Mutter und für dein Leben verantwortlich; du musst deine eigenen Fehler machen.« Danach floh Carla meist so schnell wie nur möglich aus dem Zimmer.

Oft dachte sie daran, ihr zu sagen, dass sie Allison sehr wohl ihre Liebe beteuert hatte. Es war nach einem Autounfall gewesen, kurz bevor Allison eine kleine Operation hinter sich hatte bringen müssen, um ihren verletzten Wangenknochen wieder völlig herstellen zu lassen. Sie war damals sechzehn Jahre alt gewesen und hatte große Angst gehabt. Auch Carla hatte sich Sorgen gemacht, obwohl es sich nur um einen ambulanten Eingriff gehandelt hatte. Keine der beiden fühlte sich in Krankenhäusern oder in Arztpraxen wohl und konnte weder den Schmerz anderer Leute noch den eigenen gut ertragen. Carla erinnerte sich noch genau daran, wie sie Allison aufgemuntert und ihr ihre Liebe beteuert hatte, und sie war sich ganz sicher, dass sich auch ihre Tochter daran erinnerte. Aber wie sollte sie es ihr sagen? »Du erinnerst dich doch noch genau an den Tag in der Arztpraxis, als ich dir gesagt habe, wie sehr ich dich liebe.« Das eine Mal? Es war bestimmt mehr als einmal geschehen.

Carla war zugegebenermaßen kein besonders gefühlsbetonter Mensch. Voll Entsetzen dachte sie daran, wie sich die Jungs und Allison als Teenager den Film Ordinary People angeschaut und sie mit der eiskalten Mutter verglichen hatten, die von Mary Tyler Moore gespielt wurde. Allison hatte doch bestimmt gewusst, wie wichtig sie für Carla war. Carla konnte sich ihrerseits an kein einziges Mal erinnern, an dem ihre Mutter Sandra, die inzwischen als Rentnerin in Florida lebte, ihr gesagt hätte, dass sie sie liebe. Und trotzdem waren sie ganz gut miteinander ausgekommen – zwar nicht hervorragend, aber doch erträglich.

Nicht auf allen Fotos mit Allison als erwachsener Frau war diese kaum verhohlene Verachtung in ihrem Gesicht zu sehen. Auf jeder der vielen Schnappschüsse von Allison und Tiffany – im Krankenhaus, beim ersten Bad, beim ersten Geburtstag, an Halloween – schien Allison glücklich zu sein. Ihr blond gefärbtes Haar fiel zur Seite und hing ihr in langen Wellen über die Schulter; sie hatte bereits mit fünfzehn diese Farbe gewählt, um sich von ihrer Mutter zu unterscheiden. Sie war groß und schlank, nach der Geburt zwar etwas kurvenreicher, aber noch immer schön. Trotzdem beschwerte sie sich bereits mit zweiundzwanzig, dass sie alt wurde. Mit zweiundzwanzig! Carla hätte alles getan, um noch einmal so jung zu sein.

Auf dem Tisch standen auch einige Fotos von Carla – entweder mit Tiffany oder mit Tiffany und Allison zusammen. Das kleine Mädchen hatte blonde Haare, die wahrscheinlich über die Jahre dunkler werden würden. Ihr Lächeln war hinreißend, ihre Augen besaßen ein tiefes Blau, sie konnte verschmitzt lachen und wackelte sehr drollig hin und her, wenn sie rannte. Die Babyaufnahmen von Tiffany schienen ihr junges Leben so perfekt einzufangen, dass Carla den Eindruck hatte, noch immer den Duft der Babyhaut riechen zu können, den sie stets in sich aufgesogen hatte, wenn sie das Mädchen an ihre Brust gedrückt hielt. Doch inzwischen war Tiffany kein Baby mehr. Das letzte Foto, das vor etwa einem Monat im Kindergarten gemeinsam mit Carla aufgenommen worden war, zeigte sie bereits mit allen Gesichtszügen und Eigenschaften eines kleinen Mädchens. Sie wusste inzwischen genau, wie man Mommy und Meema, wie sie Carla nannte, für die eigenen Zwecke einspannen konnte und dass sie von beiden bedingungslos geliebt wurde.

Carla schaute auf, als ob sie sich versichern wollte, dass weder Stu, Gloria oder vielleicht der geheimnisvolle Fremde, der das Geräusch verursachte, anwesend waren. Als sie wusste, dass ihr niemand zusah, beugte sie sich vor und küsste das Foto von Tiffany im Kindergarten. Tiffany war noch all das, was Carla hätte sein wollen, was Allison sein sollte und sogar, was Carlas Mutter Sandra hätte sein können: ein Mensch, der dem Leben gegenüber offen war – jemand, der glücklich war.

Nachdem Carla noch einmal kontrolliert hatte, dass die Fotos in ihren antiken Rahmen alle am gewohnten Platz standen, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und führte die Suche im Rest des Hauses fort. Sie schloss die Falttür hinter sich, ging durch den Salon ins Foyer hinaus und kontrollierte dort den Schrank im Eingangsbereich. Er war leer wie immer, bis auf ein paar Jacken, die wie regungslose Körper dort hingen. Dann wagte sie sich die Treppe hinauf. Dabei verspürte sie einen ziemlichen Stolz auf sich. Diese Suche konnte fast als eine Art von Fortentwicklung verstanden werden.

Im ersten Stock ging es schneller. Rein und raus aus Dannys und aus Michaels Zimmer. Kurz ihre Schränke geöffnet – nichts. Die beiden Räume hatten sich seit der Kindheit nicht verändert. Dort standen noch immer die Doppelbetten und kleinen Sporttrophäen der beiden, und an den Wänden hingen die Poster von Rockstars. Auch das Gästezimmer, wo Sandra die zwei Wochen über wohnte, die sie jeden Sommer hier verbrachte, sah wie immer ordentlich und unberührt aus. Es gab den Schrank, in dem der zweite Staubsauger verstaut war, und dann noch das Zimmer, das früher einmal Allison gehört hatte. Inzwischen waren ihre ganzen Sachen oben im Speicher gelandet. Der Raum war in ein Ankleidezimmer verwandelt worden, in dem sich ein großer begehbarer Schrank befand. Carla hatte diesen Platz dringend gebraucht, denn ihr eigener Schrank platzte aus allen Nähten. Als Allison geheiratet hatte und in ihr eigenes Haus gezogen war, hatte sich Carla an die Umgestaltung des Zimmers gemacht. Trotzdem warf ihr Allison diesen Umbau vor. Sie behauptete, ihre Mutter habe versucht, alle Erinnerungen an sie auszulöschen. Ihr unsensibles Verhalten habe nur gezeigt, wie froh Carla in Wahrheit gewesen sei, dass Allison endlich weg war. Ganz gleich, was Carla sagte –»Im Zimmer hat sich nur noch Staub angesammelt … Es wurde überhaupt nicht mehr benutzt … Wenn du und Tiffany zu Besuch kommen oder ihr hier länger bleiben wollt, könnt ihr in einen anderen Teil des Hauses ziehen«–, Allison ließ sich nicht davon abbringen, dass ihre Mutter auf diese Weise nur einmal mehr bewiesen hatte, was sie in Wahrheit von ihr hielt. Und sie brachte das Thema garantiert bei der nächsten Auseinandersetzung zur Sprache – ein Grund fiel ihr immer ein. »Mutter, warum kannst du unsere Katzen nicht füttern, während wir weg sind? Wir wohnen doch nur sieben Kilometer von euch entfernt!«–»Es ist einfach ein unsinniger Aufwand, Allison. Ich werde jemanden bezahlen, der sich um die Tiere kümmert.«–»Ich will aber keine Fremden in meinem Haus! Du bist genauso unsensibel wie damals, als du einfach mein Zimmer aufgelöst hast …«

Carla wagte sich jetzt in den zweiten Stock, wo sie hastig Glorias Zimmer und ihr Bad durchsuchte. Die Räume wirkten kaum so, als ob dort jemand wohnte. Die Tagesdecke lag wie unberührt auf dem Doppelbett, und ansonsten befanden sich nur eine Nachttischlampe, ein Holzstuhl und ein kleiner Schwarz-Weiß-Fernseher im Raum. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, als ob Gloria ihren Besitz irgendwo anders untergebracht habe und hier während der einundzwanzig Jahre, die sie nun in diesem Haus lebte, nur übernachtete. Auch das Badezimmer strahlte eine ähnlich unbewohnte Atmosphäre aus. Das Einzige, das persönlich wirkte, war ein gestickter spanischer Spruch in einem Rahmen. Nach den Engeln und Wolken zu urteilen, hatte er bestimmt etwas mit Gott zu tun.

Carla ging wieder die Treppe hinunter. Sie musste endlich duschen. Zum ersten Mal an diesem Vormittag beeilte sie sich. Hastig riss sie sich die Kleider vom Leib und sprang unter die Dusche. Sie genoss es, den heißen Wasserstrahl auf ihrem Körper zu spüren, und seifte sich ein. Hinter der verriegelten Tür des luxuriösen Badezimmers mit seinen italienischen Kacheln, den antiken goldenen Armaturen und der in den Boden eingelassenen Badewanne fühlte sie sich besser, wenn auch nicht ganz sicher. Vielleicht lag es daran, dass sie den Keller nicht durchsucht hatte. Ohne Stu oder Gloria hatte sie sich bisher noch nie in den muffigen, feuchten, riesigen Raum gewagt. Die Haushälterin verrichtete dort unten ihre Bügelarbeiten, und man konnte sie manchmal singen hören. Selbst wenn ein Installateur oder Elektriker in den Keller musste, um etwas zu reparieren, sperrte sie ihnen einfach die Tür auf und schaltete das Licht am oberen Ende der Treppe ein, wäre aber nie auf die Idee gekommen, mit einem Unbekannten allein dort hinunterzugehen.

Eigentlich brauchte sie auch gar nicht nachzusehen, ob sich der Fremde vielleicht dort versteckt hielt. Sie wusste, dass man nur vom Haus aus in den Keller gelangen konnte. Und diese Tür blieb meist verriegelt. Aber konnte sie sich ganz sicher sein, dass sich in diesem Augenblick wirklich niemand dort aufhielt? Das Prickeln begann von neuem. Wieder rauschte ihr das Blut in den Ohren, und sie fing an zu zittern. Diesmal liefen ihr auch noch Tränen über die Wangen und vermischten sich mit dem Wasser der Dusche. Carla wusch sich still und ohne zu schluchzen die Haare. Sie mochte es überhaupt nicht, dass sie in letzter Zeit häufig und völlig unerwartet nach den stummen Fahrten zum Bahnhof zu weinen begann. Auch das lächerliche Durchsuchen des Hauses machte ihr Sorgen. Sie weinte immer genau in diesem Moment, wenn sie unter der Dusche stand – vielleicht weil Wasser alles wegwusch und somit auch ihre Tränen verbarg? Bei diesem eigenartigen Weinen verspürte sie nicht wie sonst, dass sich ihr Inneres zusammenzog. Es war ihr fremd, und sie hatte auch niemandem davon erzählt. Irgendwie gab es nicht einmal einen Grund, deswegen Mitleid mit ihr zu haben, doch die Tränen waren unzweifelhaft echt und nicht aufzuhalten. Sie brachten sie allerdings nicht davon ab, jeden Vormittag die Aufgaben zu erledigen, die vor ihr lagen. Wahrscheinlich hatte das Weinen einfach etwas mit ihren Wechseljahren zu tun. Oder vielleicht lag es an dem Geräusch, das einfach nicht aufhörte, oder an ihrer Befürchtung, sich allein nie ganz wohl fühlen zu können.

Nach der Dusche verbrachte sie eine halbe Stunde im Morgenmantel vor ihrem Schminktisch und machte sich für den Tag zurecht – sie legte Make-up auf, Rouge, zeichnete die Augen mit einem schwarzen Eyeliner nach und tuschte sich die Wimpern. Zum Schluss folgte der Lippenstift. Dann föhnte sie ihre Haare und betrat die begehbare Garderobe, die einmal das Zimmer ihrer Tochter gewesen war. Sie zog eine Jeans und einen Rollkragenpulli an und holte von einem Regal einen kleinen Koffer herunter, den sie öffnete und auf einen Tisch legte. Dann fasste sie in eine Schublade. Es musste nicht einmal eine geheime Schublade sein, denn Stu interessierte sich so wenig für ihre Sachen und ihr Zimmer, dass er wahrscheinlich gar nicht gemerkt hatte, dass dies inzwischen nicht mehr Allisons Raum war. Aus der Schublade holte sie ein paar neue schwarze Netzstrümpfe, einen schwarzen Spitzentanga, einen schwarzen Push-Up-BH, ein Paar lange Lederhandschuhe, die ihr bis zu den Ellenbogen reichten, und ein schwarzes Lederkorsett, das ihr, einem Badeanzug ähnlich, wie angegossen passte. Es hatte dünne Lederträger und war so tief ausgeschnitten, dass ihre Brüste effektvoll nach oben geschoben wurden. In der Mitte befanden sich Lederriemen, die man über dem Bauch eng zusammenziehen konnte. Außerdem holte sie noch eine schwarze Maske heraus, die sie sich über den Kopf ziehen konnte und die an Marie-Antoinette auf einem Maskenball erinnerte. Auch diese Augenmaske war aus Leder. Sie legte alles in den Koffer und suchte dann noch ein Paar schwarze Lederstiefel aus, die bis über die Knie reichten und zehn Zentimeter hohe Stilettoabsätze hatten. Als alles im Koffer lag, hätte auch ein außen Stehender erkennen könnten, dass Carla genau wusste, was sie tat. Sie fasste in den hintersten Teil der Schublade und holte eine kurze Lederpeitsche mit sechs Riemen hervor, an deren Griff eine Lederschlaufe befestigt war. Für Sekunden spielte sie mit der Peitsche in ihrer Hand. Obwohl das Folterinstrument leicht war, vermochte man doch seine Macht deutlich zu spüren. Carla packte es ebenfalls in den Koffer und schloss den Deckel. Dann band sie sich einen Schal um den Kopf, setzte eine große Jackie-O-Sonnenbrille auf, nahm ihren Nerzmantel und ging nach unten in die Garage. Kurz darauf fuhr sie mit dem Mercedes zu ihrem Teilzeitjob.

2

Der Wohnblock, in dem Carla arbeitete, lag weit außerhalb der Gegend, in der sie lebte. Sie arbeitete in einem Apartment und keinem einzeln stehenden Haus, da es verdächtig gewirkt hätte, wenn zu viele Autos davor geparkt hätten. Allerdings hätte die Besitzerin des Wohnblocks, Lorraine, sowieso keine Probleme bekommen, da die meisten Polizisten auf ihrer Gehaltsliste standen. Doch in diesem Geschäft schätzte jedermann höchste Diskretion.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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