Die Hosen der Toten - Irvine Welsh - E-Book

Die Hosen der Toten E-Book

Irvine Welsh

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Beruflich läuft es gar nicht mal schlecht für Mark Renton. Als Manager erfolgreicher DJs reist er um die Welt. Die Kohle stimmt. Warum fühlt es sich trotzdem nicht richtig an? Eine Zufallsbegegnung mit seinem einstigen Weggefährten Franco Begbie reißt ihn aus seinem Trott. Verdammt noch mal, das Leben hat doch mehr zu bieten! Bald findet sich Mark in einer Welt wieder, die er längst hinter sich geglaubt hatte: in den dreckigen Straßen einer verachtenswerten schottischen Kleinstadt ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 645

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zum Buch

Mark Renton hat es fast geschafft. Sein Job als DJ-Manager ist einträglich und halbwegs glamourös. Doch Vielfliegerei, seelenlose Hotelzimmer und flüchtige Beziehungen fordern ihren Tribut. Und Mark ist müde. Auf einem Flug in die USA läuft er ausgerechnet Franco Begbie in die Arme, dem berüchtigten Psychopathen, den Mark vor Jahren übers Ohr gehauen hatte. Erstaunlicherweise reüssiert Begbie inzwischen als bildender Künstler, hat eine bildhübsche Frau und zeigt keinerlei Interesse daran, sich an Mark zu rächen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks in Edinburgh sieht das Leben für zwei weitere alte Freunde weniger rosig aus. Während sich Sick Boy mit einem Escort-Service noch einigermaßen über Wasser hält, lebt Spud sprichwörtlich auf der Straße und schlittert in die finstere Welt des illegalen Organhandels ab.

Verwirrt, wütend, getrieben von ihren alten Süchten und inneren Dämonen steuern die vier alten Freunde in Edinburgh wieder aufeinander zu. Das erste Wiedersehen ist herzlich, doch dabei wird es nicht bleiben.

Zum Autor

Irvine Welsh, geboren 1957 in Leith bei Edinburgh, schreibt Romane und Kurzgeschichten und gilt als einer der wichtigsten Autoren der Underground-Literatur. Sein Debütroman Trainspotting und die gleichnamige Verfilmung mit Ewan McGregor machten ihn international berühmt. Bis heute sind viele weitere Romane von ihm erschienen.

Lieferbare Titel

978-3-453-26967-5 - Das Sexleben siamesicher Zwillinge

978-3-453-27067-1 - Ein ordentlicher Ritt

978-3-453-27118-0 - Kurzer Abstecher

IRVINE WELSH

Die Hosen

der Toten

Roman

Aus dem schottischen Englisch von Stephan Glietsch

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Dead Men’s Trousers bei Jonathan Cape, London

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Unter www.heyne-hardcore.de finden Sie das komplette Hardcore-Programm, den Newsletter sowie alles rund um das Hardcore-Universum.

Weitere News unter www.heyne-hardcore.de/facebook

Copyright © 2018 by Irvine Welsh

Copyright © 2020 by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Kirsten Naegele

Redaktion: Thomas Brill

Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel, punchdesign, München nach eine Entwurf von Marian Drukman für mhpbooks.com

Covermotiv: edhar yuralaits/Alamy Stock Photo

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-24573-3V001

www.heyne-hardcore.de

Für Sarah

Inhalt

Prolog: Sommer 2015, Überflieger

Teil eins: Dezember 2015, Noch ein neoliberales Weihnachtsfest

1 Renton – Ein Mann auf Reisen

2 Polizeischikane

3 Morgen, Tinder, wirds was geben

4 Spud – Auf Ihr Wohl, Mr. Forrester

5 Renton – Schweigeklausel

6 Sick Boy – Auf der Suche nach Euan McCorkindale

7 Renton – Sick Boy kriegt, was er verdient

8 Leith-Jungs

9 Sick Boy – Expandieren/Akquirieren

10 Renton – Blumenkohl am Pillemann

Teil zwei: April 2016, Ein medizinischer Notfall

11 Spud – Die Schlächter von Berlin

12 Renton – Der DJ-Stecher

13 Begbie – Harry kriegt eine Abreibung

14 Sick Boy – Rugby gegen Fußball

15 Huren zu bumsen, bringt dir keinen Seelenfrieden

16 Aus dem Schatten

17 Spud – Unbeaufsichtigtes Fleisch

18 Sick Boy – Wir fahren mit der Pimmelbahn

19 Renton – Technik statt Technics

20 Sick Boy – Business Class

21 Renton – Das Ladegerät

22 Post-Operations-Blues

23 Begbie – Chuck Ponce

Teil drei: Mai 2016, Sport und Kunst

24 Renton – Feiern, wie vor 114 Jahren

25 Sick Boy – Wieder zu Hause

26 Spud – Krankenhausaugen

27 Die Auktion

28 Begbie – Eine Kunstgeschichte

29 Wichser in einer Ausstellung

30 Sick Boy – Ehehygiene

31 Renton – Die Abrechnung

32 Das Ziel im Visier

Teil vier: Juni 2016, Brexit

33 Renton – Victoria’s Secret

34 Fort gegen Banana Flats

35 Begbie – Brexit

36 Renton – Das Richtige tun

37 Sick Boy – Ja, ich will

38 Renton – Alles oder Nichts

39 Begbie – Geisel

40 Sick Boy – Coitus Interruptus

41 Renton – Tränen lügen nicht

42 Verhör

Epilog: Sommer 2016, Und es war Sommer

Danksagung

Prolog

Sommer 2015

Überflieger

Weil ich auf die Schnelle keinen Platz mehr in der Business Class gekriegt hab, sitz ich mit schweißüberströmtem Nacken, flatternden Nerven und klappernden Zähnen auf nem beschissenen Mittelsitz in der Economy Class, eingezwängt zwischen nem Fettsack und ner hypernervösen Spritnase, und mir is so eng in der Brust, dass mir das Atmen schwerfällt. Ich werf noch ne Zolpidem ein und weich dabei dem Blick von diesem Säufer neben mir aus. Meine Hose spannt. Ich kann einfach keine finden, die mir passt. Nie. Trag ich Bundweite 32, wie jetzt, dann kneifts, während Größe 34 schlabbert und scheiße aussieht. Kaum ein Laden verkauft Hosen in 33, der optimalen Größe für mich.

Um auf andere Gedanken zu kommen, schlag ich das DJ Mag auf. Beim Umblättern der Seiten zittern meine Hände: Letzte Nacht, beim Gig in Dublin, hab ich die Nase wohl zu tief ins Glas und die Puderdose gesteckt. Wieder mal. Gleich nach der Landung in Heathrow hatte ich ne hitzige Auseinandersetzung mit Emily, der einzigen Frau unter den drei DJs, die ich manage: Wenns nach mir geht, dann kehrt sie schnellstmöglich ins Studio zurück, um das Demo zu mastern, das ich so stark finde – sie is davon allerdings null überzeugt. Deshalb hab ich Druck gemacht, und Emily is ausgerastet, hat ne ziemliche Szene gemacht, passiert bei ihr schon mal. Am Flughafen hab ich sie dann stehen lassen und meinen Anschlussflug nach L.A. genommen.

Ich bin völlig im Arsch, habs tierisch im Rücken. Ich steh kurz vor einer ausgewachsenen Panikattacke, und Don Promillo neben mir hört nich auf zu labern, überträgt seine Panik aufs ganze Flugzeug. Ich glotz konzentriert in meine Zeitschrift, ring nach Luft und bete, dass die Pillen bald wirken.

Als mein Sitznachbar plötzlich verstummt, registrier ich, dass jemand auf mich runterstarrt. Ich lass das Magazin sinken und heb den Blick.

Mein erster Gedanke is: Onein.

Mein zweiter is: Fuck.

Er steht im Gang, sein Arm hängt betont locker von der Lehne über dem Kopf des eingeschüchterten Schluckspechts. Diese Augen. Sie brennen sich bis ins Mark. Lassen die Worte, die ich sprechen möchte, in meiner verdorrten Kehle verpuffen.

Franco. Francis James Begbie. Wie zum Geier …?

Der Strom meiner Gedanken wird zum tosenden Sturzbach: Er is da. Der Moment der Beichte. Kein Gedanke an Flucht – es is ausweglos. Aber was kann er hier oben schon tun? Mich plattmachen? In einem selbstmörderischen Akt der Zerstörung das Flugzeug in den Abgrund reißen und damit auch alle Passagiere? Für mich isses gelaufen, das steht mal fest, aber wie wird er seine Rache nehmen?

Er lächelt mich bloß seelenruhig an und sagt: — Hallo, alter Freund, lange nicht gesehen.

Das is zu viel! Dieser irre Psychopath is definitiv zu kaltblütig, um was anderes im Sinn zu haben, als jeden Moment auf mich loszugehen! Ich spring auf, kletter über den Fettwanst hinweg, der kurz aufquiekt, als meine Hacke sein Bein entlangschrammt, stürze in den Gang und schlag mir das Knie an, rappel mich aber sofort wieder auf.

— Sir!, kreischt ne hinzueilende Stewardess, die blonde Mähne mit Haarlack betoniert, und der fette Arsch hinter mir stößt nen wütenden Fluch aus. Ich schieb mich an der Betonfrisur vorbei, flüchte aufs Klo, knall die Tür hinter mir zu, schließ ab und stemm meinen Körper gegen die dünne Barriere zwischen mir und Franco Begbie. Während ich mir die schmerzende Kniescheibe reibe, hämmert mein Herz wie ein beschissener D-Zug.

Von draußen ertönt ein energisches Klopfen. — Sir, ist bei Ihnen da drin alles in Ordnung?, fragt die Stewardess im Tonfall einer Ambulanzschwester.

Dann hör ich sie erneut, diese enervierend abgeklärte Stimme, eine entschärfte, transatlantische Version der Stimme, die mir allzu vertraut is. — Mark, ich bins … Er zögert. — Ich bins, Frank. Gehts dir gut, Kumpel?

Mit einem Mal is Frank Begbie kein abstraktes Etwas mehr. Ein aus grauenhaften Erinnerungen in irgendeiner Kammer meines Hirns geborenes Phantom, dessen drohende Gegenwart zwar stetig in der Luft liegt, jedoch nie Gestalt annimmt. Unter den denkbar profansten Umständen is der Kerl zu Fleisch und Blut geworden. Er befindet sich auf der anderen Seite dieser arschdünnen Tür! Und ich Idiot hab nix Besseres zu tun, als mir über seinen Tonfall den Kopf zu zerbrechen. Obwohl ich nur nen kurzen Blick auf ihn werfen konnte, is mir an Franco dennoch ne deutliche Veränderung aufgefallen. Und die hat nix damit zu tun, dass er älter geworden is. Er scheint sich ganz gut gehalten zu haben. Andererseits lag der Wichser, als ich ihn das letzte Mal gesehen hab, ja auch blutend auf dem Bürgersteig des Leith Walk, von nem Auto überfahren, das ihn in voller Fahrt erwischt hat. Und das nur, weil er mich um jeden Preis schnappen wollte. So was kehrt bei niemandem die Schokoladenseite hervor. Jetzt hat er mich in der Falle. Zehntausend Meter über dem Meer sitz ich in diesem winzigen Loch fest.

— Sir!, drängt die Stewardess erneut. — Geht es Ihnen nicht gut?

Ich spür die beruhigende Wirkung des Zolpidem. Meine Panik lässt ein klein wenig nach. Er kann mir hier gar nix anhaben. Wenn der Wichser auf mich losgeht, werden sie ihn wie nen Terroristen tasern und fesseln.

Mit zitternder Hand öffne ich die Tür. Er steht direkt vor mir. — Frank …

— Sie kennen den Herrn?, will die Stewardess von Franco wissen.

— Ja, ich wollte nach ihm sehen, antwortet der Wichser mit einer Bestimmtheit, die keinerlei Widerspruch zulässt, und fragt mich dann scheinbar besorgt: — Alles in Ordnung, Kumpel?

— Aye, nur ne kleine Panikattacke … ich dachte, ich müsste mich übergeben. Ich hab ein wenig Flugangst, sag ich der Stewardess. Und dann zu Francis James Begbie: — He, gut, dich zu sehen.

Als sich die Stewardess zögerlich zurückzieht, fleh ich im Stillen: Lass mich nich allein. Aber Franco in seinem weißen T-Shirt, mit dem ulkigen Rotweinfleck, is die Ruhe selbst. Schlank und sonnengebräunt steht er vor mir und lächelt mich an. Nich wie ein lauernder Irrer, der sich nur mühsam zurückhalten kann, sondern ganz so, als könnte er kein Wässerchen trüben.

Zu meinem großen Erstaunen wird mir klar, dass ich auf diesen Tag nich nur gewartet hab, sondern dass ein Teil von mir ihn jetzt, wo er gekommen is, sogar begrüßt. Eine gewaltige Last fällt mir von den ächzenden Schultern, und das Gefühl der Erleichterung is beängstigend. Und schwindelerregend – was auch am Zolpidem liegen könnte. — Ich glaub, ich schulde dir noch Geld, Frank, is alles, was ich rausbringe, während sich ein Junge an uns vorbei und in die Toilette schiebt. Was soll ich sonst auch sagen?

Unverwandt lächelnd, kräuselt Franco die Stirn.

Ich mach mir keine Illusionen: Irgendnem Arsch Geld zu schulden, is eine Sache – etwas völlig anderes isses allerdings, nen durchgeknallten Brutalo abzuzocken, der die meiste Zeit seines Lebens im Knast verbracht hat. Und der, wie mir zu Ohren gekommen is, seit Ewigkeiten nach mir sucht. Der mich vor einigen Jahren beinahe geschnappt hätte und dabei fast draufgegangen wäre. Zu sagen, ich schuldeihm Geld, trifft die Sache nich annähernd. Und das Gedränge vor dem Scheißhaus lässt mir keine andere Wahl, als bei ihm stehen zu bleiben. Eingezwängt in der Enge und dem Turbinenlärm dieser Blechröhre über den Wolken. — Hör mal … ich weiß, dass ich dir das zurückzahlen muss, stammel ich mit klappernden Zähnen. Und noch während ich das sage, wird mir nich nur plötzlich klar, dass ich jetzt tatsächlich meine Schulden bei ihm begleichen könnte, sondern mit einem Mal scheint mir sogar ne realistische Chance zu bestehen, dass er mich doch nich umbringt.

Frank Begbies Grinsen bleibt so entspannt wie sein gesamter Auftritt. Selbst seine Augen wirken gelassen, ganz und gar nich irre oder bedrohlich. Er hat ein paar mehr Falten im Gesicht – was mich vor allem deshalb überrascht, weil sie wie Lachfalten aussehen. Begbie war nur selten gut drauf. Die einzige Freude, die er kannte, war die Schadenfreude über das Unglück anderer. Ein Unglück, das er in der Regel selbst verschuldet hatte. Seine Arme sind immer noch kräftig. Wie straffe Kabelstränge spannen sie die Ärmel des T-Shirts mit dem komischen Fleck. — Die Zinsen könnten ziemlich hoch ausfallen, sagt er, und wieder runzelt er die Stirn.

Scheiße, sie dürften astronomisch sein! Und es geht um sehr viel mehr als nur die Geldschulden. Sogar um mehr als die Verletzungen, die er sich zugezogen hat, als er blindlings vor das heranrasende Auto gerannt is. Da is diese zutiefst verkorkste Freundschaft. Die ich nie so ganz zu ergründen vermochte, wobei ich allerdings irgendwann zu der Überzeugung gelangte, dass sie für mich durchaus prägend war. Bande, die eine Ewigkeit zurückgingen.

Bis weit vor unseren verhängnisvollen Drogendeal. Dieses krumme Ding, bei dem ich ihn wegen der Kohle abgezockt hab.

Damals war ich jung, und ich war ein Junkie. Ich musste dringend raus aus Leith, raus aus diesem Sumpf, in dem ich zu versinken drohte. Und dieses Geld war mein Ticket.

Ich komm gar nich dazu, mich zu fragen, was zum Teufel der Wichser eigentlich auf nem Flug nach L.A. macht, weil ich nämlich derjenige bin, der Antworten liefern muss. Ich schätze, er verdient zumindest den Versuch einer Erklärung, also spuck ichs aus. Ich erzähl ihm, warum ich Sick Boy, Second Prize, Spud und ihn übers Ohr gehauen hab. Na gut, das mit Spud war was anderes. Spud hab ich seine Kohle zurückgegeben, und viel später auch Sick Boy. Bevor ich diesen Arsch dann bei nem weiteren Schwindel um noch mehr Kohle geprellt hab. — Dir wollte ich das Geld auch zurückzahlen, behaupte ich und versuch, dabei nich mit den Zähnen zu klappern, — aber weil ich wusste, dass du hinter mir her warst, schien es mir das Klügste, dir vorerst aus dem Weg zu gehn. Und dann hatten wir diesen Unfall. Bei der Erinnerung daran, wie er von nem Honda Civic in die Luft geschleudert wurde und mit verdrehten Gliedern auf dem Asphalt gelandet is, zuck ich zusammen. Wie ich ihn gehalten hab, bis der Rettungswagen kam, und wie er das Bewusstsein verlor. Damals dachte ich wirklich, er wär tot.

Während ich rede, verkrampft sich mein Körper in steter Erwartung eines baldigen Fausthiebs unfreiwillig immer weiter, aber Franco hört geduldig zu. Während sich Stewardessen und Passagiere an uns vorbeidrängeln, spür ich ein paarmal, wie er dagegen ankämpft, was zu sagen. Doch als ich mit meinem atemlosen Geschwafel endlich fertig bin, nickt er nur. — Verstehe.

Ich bin fassungslos. Wenn wir nich in diesem engen Gang festsäßen, würde ich ungläubig zurückweichen. — Verstehe? Was meinst du mit verstehe?

— Ich meine, dass ichs verstehe, sagt er schulterzuckend. — Ich verstehe, dass du von da wegmusstest. Die Scheißdrogen hatten dich im Griff. Bei mir warens Gewalt und Alkohol. Du hast kapiert, dass du aus diesem Kreislauf ausbrechen musstest, lange bevor ich das erkannt hab.

Was zum Teufel?

— Aye, stimmt, is alles, was ich dazu sagen kann. Eigentlich sollte ich ne Scheißangst haben, aber irgendwie hab ich nich den Eindruck, dass er mich verarscht. Ich kann kaum glauben, dass der Kerl neben mir wirklich Franco is. Diese Art zu denken wäre dem Begbie, den ich kannte, genauso abgegangen wie die Wortwahl. — Allerdings hab ich mich wohl für den falschen Fluchtweg entschieden, räum ich kleinlaut und verlegen ein. — Ich hab meine Kumpels verraten. Du, Sick Boy, Spud und Second … Simon, Danny und Rab, ihr wart meine Freunde, im Guten wie im Schlechten.

— Spud hast du gefickt, indem du ihm das Geld gegeben hast. Er hing sofort wieder an der Nadel, sagt Franco, und sein Gesicht nimmt wieder diesen kalten, blutleeren Ausdruck an, bei dem mir schon früher immer der Arsch auf Grundeis ging. Denn auf diesen Gesichtsausdruck folgte gewöhnlich Gewalt. Das scheint sich geändert zu haben. Und was Spud betrifft: Was soll ich sagen? Er hat ja recht. Diese 3.200 Pfund hatten Spud nich im Geringsten geholfen. — Hättest du dasselbe für mich getan, hättest du mich vielleicht endgültig an die Flasche gebracht. Er senkt die Stimme, als sich wieder ne Stewardess vorbeischiebt. — Was wir tun, hat nur selten die beabsichtigten Folgen.

— Das ist wahr, stammel ich, — aber mir ist wichtig, dass du weißt …

— Lass uns da nicht mehr drüber reden. Er hebt die Handfläche, schüttelt den Kopf und schlägt die Augen nieder.

— Erzähl mir, wo du gesteckt hast, was du so getrieben hast.

Mir bleibt nix anderes übrig, als mich zu fügen. Aber während ich meine Geschichte erzähle, frag ich mich, wie seine wohl aussieht. Nachdem Franco in Edinburgh versucht hatte, mich anzugreifen, hab ich umgesattelt. Obwohl ich wusste, dass er weggesperrt war, bin ich vom Club-Veranstalter, der fest an einen Ort gebunden is, zum viel reisenden DJ-Manager geworden. Ein Manager is immer auf Achse. Er folgt seinen Klienten rund um die Welt. Ihr wisst schon: Dance Music kennt keine Grenzen, bla, bla, bla. Aber es war ne Ausrede: ein Grund herumzureisen, in Bewegung zu bleiben. Dass ich ihn um die Knete beschissen hab, hat mein Leben genauso geprägt wie seins. Vielleicht sogar noch mehr.

Dann kommt diese wunderschöne Frau mit dem schulterlangen blonden Haar zu uns. Sie hat ne schlanke, sportliche Figur, nen langen Schwanenhals, und ihre Augen strahlen so eine Ruhe aus. — Da bist du ja, sagt sie, lächelt Franco an und drängt offenbar darauf, mir vorgestellt zu werden.

Was zum Geier?

— Das ist Mark. Ein alter Freund von mir aus Leith, sagt der Wichser und klingt dabei fast wie Sick Boy, der Sean Connerys Bond imitiert. — Mark, das ist meine Frau Melanie.

Von dem Schock is mir ganz schummrig. Meine schwitzende Hand umklammert die Zolpidem-Flasche in meiner Tasche. Das is nich mehr mein alter Kumpel und Erzfeind Francis James Begbie. Eine schreckliche Ahnung befällt mich: Vielleicht hab ich mein Leben lang in Angst vor einem Mann gelebt, der gar nich mehr existiert. Ich schüttel Melanies weiche, manikürte Hand. Sie starrt mich verwundert an. Anscheinend hat der Mistkerl nie von mir gesprochen! Die Vorstellung, er könnte die Vergangenheit so weit hinter sich gelassen haben, dass ihm sein ehemals bester Freund nich mal ne beiläufige Erwähnung gegenüber seiner besseren Hälfte wert is, will mir einfach nich in den Kopf! Echt jetzt? Kein Wort über den Kerl, der ihn hintergangen und den Unfall verschuldet hat, bei dem er so schlimm verletzt wurde?

Doch Melanie bestätigt genau das. — Er spricht nie über seine alten Freunde, nicht wahr, Schatz?, sagt sie mit nem amerikanischen Akzent.

— Weil die meisten von denen im Gefängnis sitzen, und diese Typen kennst du zur Genüge, erwidert er. Jetzt klingt er zumindest ein klein wenig wie der Begbie von früher. Zugleich Furcht einflößend und auf perfide Weise beruhigend. — Ich hab Mel im Knast kennengelernt, klärt er mich auf. — Sie war dort Kunsttherapeutin.

In meinem Kopf flackert so was wie ne vage Erinnerung auf. Ein verschwommenes Gesicht. Der Fetzen eines Gesprächs, das ich im MDMA- oder Kokain-Rausch mit einem Ohr mitgehört hatte – in einem lauten Club in Amsterdam, vielleicht war Carl involviert, mein DJ-Veteran, oder irgendein Touri aus Edinburgh. Irgendwie gings darum, dass Frank Begbie ein erfolgreicher Künstler geworden wär. Ich hab nich eine Sekunde dran geglaubt, nich einen bewussten Gedanken dran verschwendet. Bei der bloßen Erwähnung seines Namens hab ich dichtgemacht, und das war das haarsträubendste, das unglaubwürdigste von den zahlreichen Gerüchten, die über ihn die Runde machten.

— Du wirkst auf mich nicht wie ein Knacki, sagt Melanie.

— Ich bin eher halb Gefängnisaufseher, halb Sozialarbeiter-Typ.

— Was machst du denn beruflich?

— Ich manage DJs.

Melanie zieht die Brauen hoch. — Könnte ich einen davon kennen?

— DJ Technonerd ist ziemlich bekannt.

Bei Franco hinterlässt diese Information keinerlei Eindruck, anders als bei Melanie. — Wow! Den kenne ich, sagt sie und dreht sich zu ihm um. — Ruth war in Vegas bei einem seiner Gigs.

— Ja, er legt dort einmal im Monat auf, im Surrender, dem Club im Wynn Hotel.

— Steppin in, steppin out of my life, you’re tearin my heart out, baby … Melanie singt leise DJ Technonerds beziehungsweise Conrad Appeldoorns jüngsten Hit.

— Aye, das kenn ich auch!, verkündet ihr Ehemann, und seine Begeisterung schlägt sich in einem starken schottischen Akzent nieder. Leith, wie es leibt und lebt. Franco sieht mich an, als wär er ehrlich beeindruckt. — Das is ein Hammer-Song.

— Ein anderer Name könnte dir auch was sagen: Erinnerst du dich an Carl Ewart? N-Sign? War in den Neunzigern ne große Nummer? War mit Billy Birrel befreundet, dem Boxer?

— Aye … war der nich so ne Art Albino? Ein Kumpel von Juice Terry? Aus Stenhouse?

— Aye, genau der.

— Der legt immer noch auf? Man hört gar nix mehr von ihm.

— Aye, er hat ins Soundtrack-Fach gewechselt. Dann kam die Trennung von seiner Alten, er hatte ne ziemliche Pechsträhne und ließ Hollywood mit dem Score für nen großen Blockbuster hängen. Jetzt kriegt er keine Filmjobs mehr, deshalb kümmere ich mich um sein Comeback als DJ.

— Und wie läuft das so?, fragt Franco, während Melanies Blick zwischen uns beiden hin und her wandert, als würde sie ein Tennisspiel verfolgen.

— So lala, geb ich zu, dabei würde »scheiße« es besser treffen. Carl hat seine Leidenschaft für Musik verloren. Ich schaff es mit Müh und Not, den Kerl aus dem Bett und hinter die Plattenteller zu kriegen. Kaum is der Gig vorbei, sind Wodka und Koks angesagt, und ich lass mich nur allzu oft in diesen Strudel hineinziehen. So wie letzte Nacht in Dublin. Als Veranstalter hab ich mich noch fit gehalten. Karate. Jiu-Jitsu. Ich war ne Maschine. Das is vorbei.

Ein Typ kommt aus der Toilette, und Melanie geht hinein. Ich versuch nich mal, dran zu denken, wie hübsch sie is, denn ich bin mir sicher, dass Franco meine Gedanken lesen würde. — Hör zu, sag ich und senk die Stimme, — ich hab nich damit gerechnet, dass die Dinge sich so entwickeln würden, aber wir haben wohl ein bisschen was zu besprechen.

— Haben wir das?

— Allerdings, denn es gibt ne Sache, die ich dir zuliebe gerne erledigt hätte.

Franco wirkt erst seltsam befangen, dann zuckt er mit den Schultern und sagt: — Wir sollten Telefonnummern tauschen.

Noch während wir unsere Kontaktdaten austauschen, kommt Melanie wieder, und wir kehren zu unseren Plätzen zurück. Ich setz mich und entschuldige mich überschwänglich bei dem fetten Arsch, der mich ignoriert, aber ne verärgerte Dauerschnute zieht, während er sich passiv-aggressiv die fleischigen Schenkel reibt. Ein Gefühl von Angst und Aufregung, wie ich es seit Jahren nich gespürt hab, lässt mich erschauern. Der Alki mustert mich mitfühlend mit trüben, benebelten Triefaugen. Diese Begegnung mit Frank Begbie is der klare Beleg dafür, dass die Welt kopfsteht.

Ich werf noch ne Zolpidem ein und fall in einen unruhigen Halbschlaf, in dem sich meine wirren Gedanken im Kreis und immer wieder darum drehen, wie einen das Leben abhärten und verblöden lässt …

… für die guten Dinge scheinst du immer weniger Zeit zu haben, denn ständig hast du irgendnen Scheiß am Hals, also gehst du dazu über, dich nen feuchten Kehricht um den Kack anderer Leute zu kümmern – der überrollt dich nämlich, wenn du ihm zu viel Platz einräumst – du lehnst dich zurück und glotzt Pop Idol – natürlich mit ironischer Distanz, nich geizend mit überheblicher Kritik und höhnischer Verachtung – aber gelegentlich, nur gelegentlich, reicht das nich, um diese komische überwältigende Stille zu übertönen, und plötzlich hörst du es, dieses leise Zischen im Hintergrund – das is das Geräusch deiner verpuffenden Lebensenergie –

– kannst dus höööören? –

– so klingts, wenn du stirbst – du bist der Gefangene deiner eigenen, sich selbst bestätigenden, sich selbst beschränkenden Algorithmen, erlaubst Google, Facebook, Twitter und Amazon, dich in psychische Ketten zu legen und dich mit ner beschissenen, eindimensionalen Version deiner selbst zu füttern, die du freudig in die Arme schließt, da es die einzig verfügbare Bestätigung is – das sind deine Freunde – das sind deine Partner – das sind deine Feinde – das is dein Leben – du brauchst das Chaos, ne externe Kraft, die dich wachrüttelt aus deiner Selbstzufriedenheit – du brauchst sie, weil du nich mehr länger den nötigen Willen oder die Vorstellungskraft besitzt, um es selbst zu tun – als ich jünger war, hat Begbie das für mich erledigt, Begbie, der sich auf so ungeheure Weise von seiner Leith- und Knast-Vergangenheit befreit hat – so bizarr das scheint, ein Teil von mir hat diesen Arsch immer vermisst – dir bleibt keine andere Wahl, als zu leben, bis du stirbst –

– und wie lebst du dann?

Später, im Flughafenterminal, quatschen wir noch ein bisschen, als wir am Gepäckband auf unsere Koffer warten. Ich streck meinen schmerzenden Rücken durch, während er mir auf seinem Handy ein Foto seiner Kinder zeigt. Zwei süße kleine Mädchen. Das alles is hochgradig verwirrend. Es fühlt sich fast wie ne ganz normale Freundschaft an. Die Freundschaft, die wir hätten haben können, wenn ich nich ständig genötigt gewesen wäre, nach Wegen zu suchen, um seine Gewaltausbrüche zu verhindern. Während mein schottisch-karierter Trolley auf mich zuruckelt, erzählt Franco mir von seiner bevorstehenden Kunstausstellung, lädt mich sogar dazu ein und ergötzt sich an der Fassungslosigkeit in meinem Gesicht, die ich einfach nich verbergen kann. — Ich weiß, muss auch er zugeben, — das Leben ist schon verdammt komisch, Rents.

— Das kannst du laut sagen.

Franco. Eine verfickte Kunstausstellung! Das hätte man sich nich besser ausdenken können!

Ich blick ihm nach, wie er mit seiner jungen Frau die Ankunftshalle des Flughafens von L.A. verlässt. Sie is smart, cool, und es is nich zu übersehen, dass sie sich lieben. Eine gewaltige Verbesserung, verglichen mit dieser Schnepfe von damals. Ich hol mir ne Flasche Wasser am Verkaufsautomaten, spül damit noch ne Zolpidem runter und geh mit dem beunruhigenden Gefühl zu meinem Mietwagen, dass die Welt aus den Fugen geraten is. Wenn mir jemand hier und jetzt erzählen würde, dass die Hibs in der nächsten Spielzeit den Pokal holen: Ich würd es ihm abnehmen. Die bittere, beschämende Wahrheit lautet: Ich bin neidisch auf diesen Wichser, nen kreativen, erfolgreichen Künstler mit ner hinreißenden Frau an seiner Seite. Der Gedanke, dass ich eigentlich an seiner Stelle sein müsste, will mir einfach nich aus dem Kopf.

Teil eins

Dezember 2015

Noch ein neoliberales Weihnachtsfest

1

Renton – Ein Mann auf Reisen

Frank Begbie tritt der Schweiß in dicken Perlen auf die Stirn. Ich bemüh mich, möglichst nich hinzustarren. Er is grade erst reingekommen. Von der Hitze der Straße in einen vollklimatisierten Raum. Darauf muss sich der Körper erst mal einstellen. Ich fühl mich an unsere erste Begegnung erinnert. Auch damals war es echt warm. Oder vielleicht auch nich. Wir reden uns alles Mögliche schön, wenn wir älter werden. Eigentlich sind wir uns nämlich gar nich, wie ich es so oft erzählt hab,in der Grundschule über den Weg gelaufen. Irgendwie war auch diese Geschichte wohl in die überfüllte Grauzone zwischen Tatsache und Folklore gerutscht, wo so viele Begbie-Storys enden. Nein, es war am Eiswagen vor dem Fort passiert, vermutlich an nem Sonntag. Er hatte ne große blaue Tupperware-Schüssel dabei.

Ich war noch nich lange in der Grundschule, und ich kannte ihn vom Sehen. Begbie war ein Jahr über mir, aber das sollte sich ändern. Ich stand hinter ihm in der Schlange, und wir blinzelten in die grelle Sonne, die zwischen den rußgeschwärzten Mietskasernen hervorbrach.

Er scheint ein netter Junge zu sein, dachte ich, als er dem Eisverkäufer artig die Schüssel reichte. Mein neugieriger Blick war ihm wohl aufgefallen. — Is für nach dem Abendessen, erklärte er mir mit breitem Grinsen. Ich weiß noch, wie sehr mich das damals beeindruckt hat. Ein Kind, das mit ner Schüssel zum Eiswagen geschickt wurde, um Nachtisch zu besorgen. Das war neu für mich. Bei meiner Ma gabs bloß Pfirsich- oder Birnenscheiben mit Dosensahne.

Er wartete auf mich, und nachdem ich meine Eiswaffel bekommen hatte, machten wir uns zusammen auf den Heimweg. Unterwegs redeten wir über die Hibs und unsere Fahrräder. Wir beeilten uns und liefen immer schneller. Besonders er, aus Angst, die Eiscreme könnte schmelzen. (Also war es ein heißer Tag.) Ich musste zu den Hochhäusern von Fort House, er ging über die Straße zu ner verrußten Mietskaserne. So wie dort sah es in Auld Reekie – Edinburgh – damals überall aus, lange bevor die düsteren Mauern vom Industriedreck befreit und blank gescheuert wurden. — Wir sehen uns, rief er und winkte mir zu.

Ich winkte zurück. Er machte wirklich nen netten Eindruck. Später sollte ich allerdings eines Besseren belehrt werden. Die Geschichte, wie ich in der Mittelschule neben ihn gesetzt wurde, hab ich früher immer so erzählt, als ob das ne Strafe gewesen wäre. Doch so wars nich. Wir saßen zusammen, weil wir bereits Freunde waren.

Manchmal kann ich immer noch nich glauben, dass ich hier in Santa Monica wohne und so ein Leben führe. Schon gar nich, wenn auf der anderen Seite des Tisches in einem schicken Restaurant auf der 3rd Street ausgerechnet Franco Begbie mit seiner Frau Melanie sitzt. Wir sind beide Lichtjahre weit weg von diesem Eiswagen in Leith. Meine Begleitung heißt Vicky. Sie arbeitet bei nem Filmverleih und kommt ursprünglich aus Salisbury in England. Wir haben uns über ein Datingportal kennengelernt. Wir gehen jetzt zum vierten Mal miteinander aus und haben noch nich gevögelt. Nach dem dritten Date wär vermutlich der richtige Zeitpunkt gewesen. Wir sind schließlich keine Kinder mehr. Mittlerweile beschleicht mich allmählich das Gefühl, dass wir zu lange gewartet haben und in der Gegenwart des anderen etwas übervorsichtig sind, weil wir uns beide fragen, ob das zwischen uns noch was wird. Erst wollte ich einen auf cool machen, aber ehrlich gesagt is sie einfach ne tolle Frau, und ich brenn drauf, mit ihr zusammen zu sein.

Die Gesellschaft von Franco und Melanie, diesem strahlenden, braun gebrannten und kerngesunden Pärchen, macht das alles nich unbedingt leichter. Obwohl zwanzig Jahre älter als sie, wirkt Franco dennoch wie für diese sportliche kalifornische Blondine geschaffen. Die beiden gehen sehr ungezwungen und lässig miteinander um: eine Berührung des Oberschenkels hier, ein verstohlenes Küsschen auf die Wange dort, und immer wieder mal ein tiefer Blick oder ein konspiratives Lächeln.

Liebende sind Arschlöcher. Sie reiben dir ihr Glück unter die Nase, ohne drüber nachzudenken. Und Frank Begbie macht das bei mir seit letztem Sommer ständig. Nach dieser irren Begegnung im Flugzeug sind wir in Kontakt geblieben und haben uns ein paarmal getroffen. Aber niemals allein: Melanie is immer dabei, und gelegentlich komm ich auch in Begleitung. Meistens, weil Franco seltsamerweise drauf beharrt. Jedes Mal, wenn ich ein Treffen unter vier Augen arrangiere, um endlich drüber zu sprechen, wie ich meine Schuld begleichen kann, findet er nen Grund abzusagen. Inzwischen steht Weihnachten vor der Tür. Er wird die Festtage hier in der Sonne verbringen, während ich zu meinem alten Herrn nach Leith fliege. Diesmal sogar völlig entspannt, schließlich is dieser Arsch, der mir gerade gegenübersitzt und von dem ich dachte, er würde Leith niemals oder nur für ne Gefängniszelle verlassen, keine Bedrohung mehr für mich.

Das Essen is gut und die Gesellschaft angenehm. Ich sollte also bester Dinge sein. Bin ich aber nich. Vicky, Melanie und ich teilen uns ne Flasche Weißwein. Ich würde gern noch eine aufmachen, behalte das aber für mich. Franco trinkt nich mehr. Ungläubig wiederhol ich es im Stillen: Franco trinkt nich mehr. Als es schließlich Zeit wird zu gehen, bestell ich ein Uber für mich und Vicky, die nich weit von mir entfernt in Venice wohnt. Im Auto grübel ich schon wieder über Francos Verwandlung nach und welche Konsequenzen sie für mich hat. Ich bin sicher kein Moralapostel, ganz im Gegenteil, aber über die Jahre hab ich genug NA-Treffen besucht, um zu wissen, dass es in psychologischer Hinsicht keine echte Option für mich is, ihm das Geld nich zurückzuzahlen. Ich muss meine Schuld bei ihm begleichen. Nich nur seinetwegen, sondern auch um meiner selbst willen, denn dann wäre ich diese gewaltige Last endlich los. Ich müsste nich mehr weglaufen, das wär für immer vorbei. Ich könnte Alex öfter sehen und zu meiner Ex Katrin wieder so was wie ne Beziehung aufbauen. Und mit Vicky könnte ichs dann vielleicht ernsthaft angehen, mal sehen, wohin uns das führt. Dafür bräucht ich nix weiter zu tun, als diesem Arsch sein Geld wiederzugeben. Ich weiß genau, wie viel ich ihm schulde: 15420 Pfund. Das wären 3200 Pfund inflationsbereinigt heute wert. Und das sind Peanuts verglichen mit dem, was Sick Boy von mir zu kriegen hat. Aber ich hab auch für ihn und Second Prize Geld zur Seite gelegt. Franco is allerdings das drängendere Problem.

Auf dem Rücksitz des Uber greift Vickys Hand nach meiner. Für ne 1,76 Meter große Frau hat sie Riesenpranken, sie sind fast so groß wie meine. — Woran denkst du gerade? Die Arbeit?

— Du hast mich erwischt, lüg ich mit niedergeschlagener Miene. — Ich hab über Weihnachten und Neujahr diese Gigs in Europa. Aber immerhin komm ich so mal wieder nach Hause und dazu, Zeit mit meinem alten Herrn zu verbringen.

— Ich wünschte, ich könnte auch über die Feiertage nach Hause. Zumal meine Schwester sogar aus Afrika kommt. Aber das würde mich zu viele Urlaubstage kosten. Also verbringe ich Weihnachten mal wieder mit ein paar Expats, murrt sie frustriert.

Jetzt wär der richtige Zeitpunkt, es zu sagen: Ich wünschte, ich könnte Weihnachten hier mit dir verbringen. Das wäre ein simples, aufrichtiges Bekenntnis. Nur hat mich das Treffen mit Franco mal wieder völlig durcheinandergebracht, und der Moment verstreicht ungenutzt. Doch es gibt andere Möglichkeiten. Als wir vor meinem Haus halten, frag ich Vicky, ob sie auf nen Absacker mit raufkommen will. Ihr Lächeln is ein wenig angespannt. — Klar.

Wir gehen hoch in meine Wohnung. Die Luft is stickig, abgestanden und heiß. Ich schalt die Klimaanlage an, die ächzend und pfeifend ihre Arbeit aufnimmt, gieß uns zwei Gläser Rotwein ein und lass mich auf die kleine Couch sinken. Plötzlich fühl ich mich von der permanenten Herumreiserei ganz erschöpft. Mein DJ-Schützling Emily sagt immer: Nix passiert ohne Grund. Das is ihr Mantra. Ich kann mit diesem Gequatsche von kosmischen Kräften nix anfangen. Aber jetzt denk ich: Was is, wenn sie recht hat? Was, wenn ich Franco über den Weg laufen sollte, damit ich meine Schulden bei ihm bezahlen kann? Mich von dieser Last befreien kann? Alles hinter mir lassen kann? Immerhin hat er das geschafft, wogegen ich bloß auf der Stelle trete.

Vicky hat sich neben mich auf die Couch gesetzt. Sie streckt sich wie ne Katze, schlüpft aus ihren Schuhen, zieht die braun gebrannten Beine aufs Sofa und streicht ihren Rock glatt. Ich spür, wie mein Blut vom Hirn in die Eier strömt. Sie is 37, und soweit ich das verstanden hab, hat sie im Leben nix anbrennen lassen, hat sich an dem ein oder anderen Wichser die Finger verbrannt und auch selbst ein paar Herzen gebrochen. Jetzt is da ein Feuer in ihren Augen, ein Zug um den Mund, der sagt: Schluss mit der Tändelei. Komm endlich aus dem Arsch.

— Denkst du, es ist Zeit, mal nen Gang hochzuschalten?, frag ich sie.

Ihre Augen werden zu hellwachen Schlitzen, und sie streicht sich das sonnengebleichte dunkelblonde Haar aus der Stirn. — Und ob ich das denke, sagt sie betont sexy.

Wir sind beide erleichtert, als wir endlich zusammen in die Kiste steigen. Der Sex is jetzt schon besser als gut, und von nun an wirds erst richtig zur Sache gehen. Es fasziniert mich immer wieder, dass jemand, auf den man ohnehin schon abfährt, ohne Klamotten noch besser aussieht als in der Fantasie. Am nächsten Tag geht Vicky früh zur Arbeit, und ich muss den Flieger nach Barcelona kriegen. Der Gig dort is gar nich so wichtig, findet aber im Rahmen einer Clubnacht statt, deren Veranstalter auch für das Sonar-Festival zuständig is. Mit dieser Weihnachtsshow haben wir uns die Teilnahme am Sonar erkauft. Wer weiß, wann Victoria und ich das nächste Mal zusammen sein können. Trotzdem trete ich die Reise bester Dinge an, denn sie gibt mir Zeit, um ein bisschen nachzudenken. Vielleicht hab ich ja tatsächlich was gefunden, worauf ich mich bei meiner Rückkehr freuen kann. Hat ja auch lang genug gedauert.

Hier bin ich also und flieg gen Osten, den gefürchteten Osten. Business Class is auf so ner Reise unerlässlich. Eigentlich sollte ich mich aufs Ohr legen, aber die Stewardess dient mir nen edlen französischen Wein an. Kaum sind wir auf Reisehöhe, da bin ich auch schon blau. Jetzt beschäftigt mich nix anderes mehr als die Frage, wie ich hier oben an Koks komme. Ich begnüg mich mit ner Zolpidem.

Ja, die Stadt is scheußlich trendy geworden. Richtig, das Geld hat alles ruiniert. Und sicher, sie wurde von kosmopolitischen Wichsern kolonisiert, denen es zwar an Persönlichkeit, aber nich an Zahlungskraft mangelt und deren freudloses Lachen aus den Bars und Cafés der engen Gassen ertönt. Doch trotz all dieser Vorbehalte bleibt die schlichte Tatsache bestehen: Wer Barcelona nich mag, der is ein Arschloch und für die Menschheit endgültig verloren.

Ich weiß, dass mein Herz noch immer schlagen muss, denn ich liebe diese Stadt. Allerdings kann ich meine Augen kaum noch offen halten, und wenn ich sie schließe, versetzt mich das sofort in irgendne verschwitzte Club-Hölle, die ich entweder gerade verlassen hab oder zu der ich unterwegs bin. In meinem Kopf hämmert unablässig ein 4/4-Beat, obwohl der Taxifahrer scheppernde Latin Music spielt. Ich stolper aus dem Taxi und leg mich vor Müdigkeit fast auf die Nase. Ich zerr meinen Trolley aus dem Kofferraum und schlepp mich ins Hotel. Der Check-in geht schnell, fühlt sich aber wie ne Ewigkeit an. Die Luft aus meinen Lungen entweicht in einem schier endlosen Seufzer, der den Concierge zur Eile treiben soll. Ich will hier weg sein, bevor einer meiner DJs oder der Veranstalter auftaucht und mit mir quatschen möchte. Nachdem ich die Schlüsselkarte für mein Zimmer und noch ein paar Infos zu Wi-Fi und Frühstück bekommen hab, steig ich in den Aufzug. Erleichtert nehm ich das blinkende grüne Licht an der Zimmertür zur Kenntnis: Die Karte funktioniert also. Gott sei Dank. Ich bin drin. Lieg auf meinem Bett.

Ich weiß nich, wie lange ich weggetreten war. Aber das Zimmertelefon weckt mich mit lauten Klingelattacken. Immer wieder werd ich aus meinen Träumen gerissen. Die Pause nach jedem dieser Angriffe is stets lang genug, um mir Hoffnung zu geben, ich hätte grade den letzten gehört. Dann dämmert es mir: Das muss Conrad sein. Mein nervigster Klient is angekommen. Schwerfällig hiev ich meine müden Knochen in die Senkrechte.

Ich wünschte, ich wäre in L.A. oder Amsterdam, völlig egal, und würde Pop Idol glotzen, vielleicht mit Vicky, die sich an mich kuschelt. Stattdessen hock ich hier in Barcelona im Hotel. Ein zitterndes Koks- und Jetlag-Opfer, das dieses Gefühl, wenn der IQ stetig sinkt, während der Puls in die Höhe schnellt, beinahe als befriedigend empfindet. An meinem Tisch in der Hotelbar sitzen Carl, Conrad und Miguel, der Eigentümer vom Nitsa, dem Club, in dem wir auftreten. Glücklicherweise is Miguel einer von den Guten. Emily betritt den Raum, will aber nich zu uns kommen, sondern stellt sich extra an die Bar und spielt mit ihrem Handy rum. Offenbar will sie mir damit was sagen, was mich tatsächlich dazu bringt, aufzustehen und zu ihr zu gehen.

— Diese Penner in deinem kleinen Männerklub werden von dir rundum gepampert, nur ich nicht. Was soll das?

Es gibt nich viel in meinem Job, das mir übel aufstößt. Wenn ich nen DJ mit Nutten versorge, schlägt mein moralischer Kompass zumindest schon lange nich mehr aus. Wenn der DJ allerdings ne junge Frau is und die Gesellschaft einer anderen jungen Frau sucht, dann liegt das sowohl außerhalb meiner Fähigkeiten als auch außerhalb meiner Komfortzone. — Hör mal, Emily …

— Nenn mich DJ Night Vision!

Wie geht man damit um, wenn ne junge Frau mit wallendem dunklen Haar, nem Schönheitsfleck am Kinn und swimmingpoolgroßen Augen einen ansieht, als hätte sie tatsächlich ne nächtliche Vision? Sie hat mir mal erzählt, ihre Mutter würde von Zigeunern abstammen. Ich war ziemlich überrascht, denn Mickey, ihr Dad, den ich mal kennengelernt hab, wirkt wie ein lupenreiner Rechtsaußen. Kein Wunder, dass die Ehe in die Binsen gegangen is. Seit sie mitbekommen hat, wie ich Carl mit N-Sign angesprochen und Conrad Technonerd genannt hab, is ihr DJ-Name ne große Sache für sie. — Hör mal, DJ Night Vision, du bist ne sehr schöne Frau, und jeder Mann, hier muss ich mich korrigieren, — ich meine, jede Frau oder eben einfach jeder, der halbwegs bei Verstand is, würde mit dir schlafen wollen. Aber wenn du ne mit Lippenstift und Stilettos aufgebrezelte Nutte vögelst, dann deprimiert mich das zu Tode. Ich lieg nämlich im Zimmer nebenan, und zwar allein, mit nem guten Buch. Und glaub mir, am Ende bist du genauso deprimiert, weil du nämlich Starr anlügen musst.

Starr is Emilys Lebensgefährtin und ne hinreißende, hochgewachsene Medizinstudentin mit rabenschwarzem Haar. Nich die Sorte Braut, die man betrügt, sollte man denken, aber niemand is zu schön, um diesem Schicksal zu entgehen. Carls Exfrau Helena is ein Superschuss. Das hat diesen schräg aussehenden Albino-Arsch aus Stenhouse jedoch nich dran gehindert, alles zu besteigen, was nich bei drei auf den Bäumen war. Emily streicht sich das Haar aus den Augen, wippt auf den Fersen und sieht zu den Jungs rüber. Carl, der vom Koks so aufgeputscht is, dass er ne ganz hohe Stimme hat, diskutiert wild gestikulierend mit Miguel. Ich hoffe, dass der Spinner uns nich um unseren Gig bringt, weil er sich mit dem Veranstalter anlegt. Conrad verfolgt den Disput betont unbeteiligt und halb amüsiert, während er sich die Backen mit Nüsschen vollstopft. — Bedeute ich dir was?, fragt mich Emily mit tiefer, rauer Stimme.

— Natürlich tust du das, Süße. Du bist wie ne Tochter für mich, antworte ich, vielleicht nen Ticken zu enthusiastisch.

— Ja klar. Eine, die dir Geld einbringt, statt einer, deren Studium du bezahlen musst, nicht wahr?

Emily Baker aka Night Vision bringt mir eigentlich gar nich so viel Geld ein. Von nur wenigen nennenswerten Ausnahmen abgesehen, sind weibliche DJs nämlich nich sonderlich erfolgreich. Als ich noch meinen Club hatte, hab ich unter anderem Lisa Loud, Connie Lush, Marina Van Rooy, Daisy, Princess Julia und Nancy Noise gebucht. Auf jede von ihnen kamen zahllose andere, die es ebenfalls wert waren, gebucht zu werden – allerdings hat sie trotzdem keiner engagiert. Weibliche DJs haben häufig nen großartigen Geschmack und spielen diese coole, integre Art von House Music, auf die ich so stehe. Aber in der Regel sind sie nich so zwanghaft besessen wie die männlichen. Kurz gesagt: Sie haben ein Leben. Selbst diejenigen, die nich in diese Kategorie fallen, sind immer noch schwer an die Spitze zu bringen. Denn das Geschäft is extrem sexistisch. Frauen, die keine Hingucker sind, werden nich ernst genommen und von den Veranstaltern ignoriert. Und wenn sie scharf aussehen, werden sie ebenfalls ignoriert und außerdem von den Veranstaltern angebaggert.

Dennoch werd ich sie heute nich auf die Rückkehr ins Studio ansprechen, auch wenn der Track ein prima Sprungbrett für Emily wär. Leider glaubt sie einfach nich richtig an die Nummer, und ich kann niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat. Ich hab mit meinen DJs mehr Scherereien als mit meinem eigenen Kind, vermutlich weil ich mich bei ihnen mehr bemühe, was zu erreichen. Wenn ich Leuten erzähle, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, glauben diese Spinner meistens, mein Job wär glamourös. Nen Scheiß isser! Mein Name is Mark Renton, und ich bin ein Schotte, der permanent zwischen den Niederlanden und den USA pendelt. Den größten Teil meines Lebens verbring ich in Hotels, an Flughäfen, am Telefon sowie mit dem Lesen und Schreiben von E-Mails. Ich hab 24000 Dollar auf nem Konto der Citibank in den USA, 157000 Dollar bei der ABN AMRO in den Niederlanden und 328 Pfund bei der Clydesdale Bank in Schottland. Übernachte ich ausnahmsweise mal nich im Hotel, bette ich meinen Kopf auf ein Kissen in ner Amsterdamer Wohnung mit Kanalblick oder ner balkonlosen Wohnanlage in Santa Monica, die ne gute halbe Stunde Fußweg vom Meer entfernt is. Das is zweifellos besser, als arbeitslos zu sein, Regale im Supermarkt aufzufüllen, die dämlichen Köter reicher Wichser auszuführen oder nem beschissenen Sklaventreiber den Arsch abzuwischen, aber viel mehr auch nich. Ich hab erst vor drei Jahren angefangen, richtig Geld zu verdienen – als Conrad seinen großen Durchbruch hatte.

Nachdem wir uns im Hotel ein bisschen die Nasen gepudert haben, sind wir mit dem Taxi zum Club gefahren. Conrad nimmt nur selten Koks oder Ecstasy, aber er raucht tonnenweise Gras und frisst dann wie ein Scheunendrescher. Außerdem hat er Narkolepsie und is im Vorraum des von Journos, DJs, ihren Managern und ihrer Entourage nur so wimmelnden Green Room mal wieder in den üblichen Tiefschlaf gefallen. Ich geh mit Miguel zur Bar, um das Geschäftliche zu besprechen, und als ich vierzig Minuten später nach meinem Star-DJ sehe, stimmt etwas nich.

Er is immer noch weggetreten, liegt mit verschränkten Armen auf der Seite und … da is was an seiner Stirn befestigt.

Das … das is doch ein verfickter Dildo!

Ich zieh vorsichtig dran, aber er scheint festzukleben. Conrads Lider zucken, bleiben aber geschlossen, und er gibt ein leichtes Grunzen von sich. Ich lass das Ding wieder los.

So ne Scheiße! Welcher Wichser …?

Carl! Er steht grade an den Plattenspielern. Ich kehre in den Green Room zurück. Dort unterhält Miguel sich mit Emily, die als Nächste an der Reihe is. — Verdammt, wer … da drin, an seinem Kopf, sag ich und zeig Richtung Vorraum, worauf Miguel rübergeht, um nachzusehen, während Emily nur mit den Schultern zuckt. — Carl … dieser Pisser …

Ich stürme raus zum DJ-Pult, wo Carl vor nem eher reservierten Publikum eben sein Set beendet – der Dancefloor is gerade mal zu nem Viertel voll. Emily erscheint zu meiner Rechten, bereit, ihn abzulösen.

— Komm her, du Mistkerl. Ich pack ihn am Handgelenk.

— Was zum Teufel …

Ich zerr ihn hinter dem Pult hervor, durch den Green Room in den Vorraum und zeig auf den immer noch fest schlafenden, dildoköpfigen Holländer. — Warst du das?

Miguel beobachtet uns mit großen Augen. Carl lacht und klopft dem katalanischen Veranstalter auf die Schulter. Miguel lacht ebenfalls nervös und hebt die Hände. — Ich habe nichts gesehen!

— Sieht ganz so aus, als hätte der Herr Manager ein weiteres kompliziertes Problem zu lösen, sagt Carl grinsend.

— Ich verzieh mich mal auf die Tanzfläche. Da war ne sexy Kleine, die ständig den Blickkontakt mit mir gesucht hat. Vielleicht fick ich sie ja. Wart also nich auf mich. Er boxt mich gegen den Arm und rüttelt dann an Conrads Schulter. — Wach auf, du schwanzgesichtiger Käskopp!

Ohne die Augen zu öffnen, rollt sich Conrad auf den Rücken, und der Gummipenis richtet sich auf. Carl verschwindet und überlässt es mir, mich um dieses verfickte Schlamassel zu kümmern. — Wie zum Teufel löst man Sekundenkleber?, frag ich Miguel.

— Ich habe keinen Schimmer, gibt er zu.

Das is nich gut. Ich leb eh in ständiger Panik, Conrad zu verlieren. Diverse große Management-Agenturen haben schon ihre Fühler nach ihm ausgestreckt. Früher oder später werden sie ihn abwerben. So wie Ivan, den belgischen DJ, den ich groß rausgebracht hab. Kaum dass die Tantiemen zu fließen begannen, hat der Wichser die Seite gewechselt. Ich kanns mir nich leisten, dass Conrad es genauso macht. Aber das Unvermeidliche liegt bereits in der Luft.

Ich seh dem besten Pferd in meinem Stall beim Powernapping zu und hol schließlich mein MacBook hervor, um ein paar E-Mails abzuarbeiten. Als ich irgendwann auf meine Uhr gucke, pennt er immer noch. Emilys Set is bald zu Ende, also schüttel ich ihn. — Zeit, den Laden zu rocken, Kumpel.

Blinzelnd kommt Conrad zu sich. Er registriert, dass am äußersten Rand seines Sichtfelds etwas über ihm thront, und verdreht die Augen so weit nach oben, dass ich nur noch das Weiße seh. Er tastet nach seiner Stirn. Zieht an dem Dildo. Es tut weh. — Au … was ist das?

— Irgendein Arsch, vermutlich Ewart, hat sich nen blöden Spaß erlaubt, versuch ich die Sache runterzuspielen. Miguel kommt dazu. Der Soundmann brüllt vom DJ-Pult herüber, dass Conrads Set jeden Augenblick beginnt.

— Gib Night Vision Bescheid, sie soll die Stellung halten, erwider ich und zieh erneut an dem Dildo. Es sieht aus, als würde er Conrad aus dem Kopf wachsen.

Miguel, der mit wachsender Beunruhigung zusieht, orakelt mit Grabesstimme: — Er wird ins Krankenhaus müssen, um das Ding entfernen zu lassen!

Obwohl ich gar nich so fest ziehe, heult Conrad laut auf: — Hör auf damit! Was zum Geier machst du da?

— Tut mir leid. Nach deinem Auftritt gehen wir sofort in die Notaufnahme.

Conrad setzt sich kerzengerade auf und stürmt zum Wandspiegel. — Was … Seine Finger ziehen an dem Gummipenis, und vor Schmerzen schreit er laut auf. — WER WAR DAS? WO IST EWART?

— Weiber aufreißen, informier ich ihn kleinlaut.

Mit seinen teigigen Fingern drückt und zupft Conrad vorsichtig an dem Dildo rum. — Das ist nicht lustig! So kann ich da nicht rausgehen! Die lachen mich aus!

— Du musst auftreten, insistiert Miguel. — Wir haben eine Abmachung. Das Sonar. So steht es im Vertrag.

— Conny, fleh ich ihn an, — lass uns jetzt nicht im Stich!

— Ich kann nicht! Ich muss das Ding loswerden! Wieder zerrt er dran und kreischt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.

Ich steh hinter ihm, die Hände auf seinen fleischigen Schultern. — Lass das, du reißt dir die Haut ab … bitte, Buddy, geh da raus, fleh ich ihn an. — Mach das Beste draus. Tu einfach so, als wäre der Gag auf deinem eigenen Mist gewachsen!

Conrad befreit sich aus meinem Griff, dreht sich um. Schnaufend wie ein Dampfkochtopf starrt er mich voller Abscheu an. Aber er geht da raus, mit dem wippenden Penis voran, und unter lautem Gejohle und dem Blitzen der Kamerahandys steigt er hinter die Plattenteller. Der Fetti macht alles richtig. Er rollt den Kopf, und zum hysterischen Geschrei vom Dancefloor lässt er den Dildo kreisen.

Emily steht im Hintergrund und kichert durch die vorgehaltene Hand. — Das ist so witzig, Mark.

— Das ist überhaupt nicht witzig, beharre ich, muss aber selbst lachen. — Das wird er mir bis zum Sankt Nimmerleinstag vorhalten. Er wird mich mit Blut, Schweiß und Tränen dafür zahlen lassen. Ich hab alles drauf gesetzt, dass er dich und Carl mit nach oben zieht. Das wird er uns künftig verdammt schwer machen!

— Nichts passiert ohne Grund!

Ohne Grund am Arsch! Aber eins muss ich Conrad lassen: Er lässt sich nich anmerken, wie sauer er is. Beim Refrain seines Hits »Flying High« – Sexy, sexy baby – tut er unter lautem Jubel so, als würde er sich mit dem Gummischwanz an seiner Stirn einen runterholen, und brüllt ins Mikro: — House ist das Allergeilste! Voll der krasse Hirnfick!

Es is ein Hammerauftritt! Doch als alles vorbei is, hat Conrad verständlicherweise sofort wieder die Hasskappe auf. Wir bringen ihn ins Krankenhaus, wo der Dildo mit Hilfe von Lösungsmittel recht problemlos entfernt wird. Während ne Schwester die Klebstoffreste abtupft, macht Conrad seiner Wut Luft: — Dass dein Freund Ewart sich im Kielwassser meines Erfolgs saniert, könnt ihr vergessen! Der Arsch hat mich zur Lachnummer gemacht! In sämtlichen sozialen Medien!, keift er und öffnet Twitter auf seinem iPhone. Und tatsächlich, der Hashtag #Dickhead erfreut sich gerade steigender Beliebtheit.

Am nächsten Morgen quäl ich mich gewohnt zittrig aus dem Bett, um einen weiteren Flug anzutreten, diesmal nach Edinburgh. Immerhin, ein wohlmeinender Online-Artikel, von nem einflussreichen Dance-Music-Journalisten, der bei dem Gig anwesend war, hebt meine Laune. Ich zeig Conrad die Besprechung und meine, ein leises Schnurren zu hören, als er sie mit großen Augen liest.

Viele zeitgenössische DJs sind humorlose Langweiler, stumpfe Techno-Freaks mit null Persönlichkeit. Eine Schublade, in die Technonerd eindeutig nicht gehört. Verglichen mit dem blassen Veteranen N-Sign vor ihm spielte er im Nitsa in Barcelona ein mörderisches Set und glänzte außerdem mit viel Humor, als er hinter das DJ-Pult trat, wobei ein wippender Penis wie ein Horn auf seiner Stirn prangte!

— Na siehst du! Du hast den Laden gerockt, sag ich mit einer Begeisterung, die ich nur teilweise empfinde. — Und das Publikum hat dir aus der Hand gefressen. Besser kann man gar nicht zeigen, dass Dance Music auch großes Entertainment sein kann. Dein Humor hat den Witz der Tunes perfekt unterstrichen und …

— Ich habs gerockt, sagt Conrad und klopft sich an die speckige Brust, um sich dann triumphierend Carl zuzuwenden, der auf der anderen Seite des Gangs sitzt. — Und seinen abgehalfterten alten Arsch hab ich an die Wand gespielt!

Carl, der ohnehin mit seiner Katerdepression zu kämpfen hat, dreht den Kopf zum Fenster und grunzt.

— Du hast gerade von einem »perfekten« Auftritt gesprochen, sagt Conrad allen Ernstes, als er sich wieder zu mir rüberbeugt. — Das war das Wort, das du gewählt hast, »perfekt«. Aber heißt das nicht auch, dass mein Set … ich meine, dass alles bloß Technik war? Zu gezwungen und ohne Seele? Das hast du doch gemeint, oder?

Fuck, womit hab ich dieses Leben verdient? — Nein, Mann. Das Set hat nur so vor Seele gestrotzt. Und es war nicht zu gezwungen, es war scheiße nochmal das verdammte Gegenteil. Wie hätte es gezwungen sein können, nachdem dieser Penner dir das angetan hat?, sag ich und zeig auf den schnarchenden Ewart.

— Du warst höchstens gezwungen, alles aus dir rauszuholen, und bist dabei über dich hinausgewachsen. Alter, ich bin saustolz auf dich, schmeichel ich Conrad, klopf ihm auf die Schulter und blick ihm in die Augen, um zu sehen, wie er reagiert.

Sein zufriedenes Nicken verrät mir, dass alles in Butter is. — Die schottischen Pussys in Edinburgh, die sind heiß, oder?

— Die Stadt rühmt sich der absolut wunderschönsten Frauen der Welt, beantworte ich seine Frage. — Es gibt dort nen Laden namens Standard Life, mein Freund. Was da abgeht, das packst du nicht.

Er zieht interessiert die Brauen hoch. — Das Standard Life also. Ist das ein Club?

— Schon eher ne Geisteshaltung.

Nach der Landung geh ich wie ein Zombie meine E-Mails und Textmitteilungen durch, hau ein paar Antworten raus, trommel meine DJs zusammen und check uns in nem weiteren Hotel ein. Ich schick meine Klienten ins Bett und gönn mir selbst auch ne Mütze Schlaf. Anschließend mach ich nen Spaziergang über den Leith Walk. Trotz der trüben Kälte, die mir nach der kalifornischen und sogar der katalanischen Sonne bis ins Mark geht, is mein Schritt beschwingt, denn ich hab zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Angst mehr davor, Begbie zu begegnen.

Perverserweise unterscheidet sich der alte Boulevard of Broken Dreams an manchen Ecken gar nich großartig von Barcelona. Überall gibts aufgetakelte alte Pubs, coole Cafés, internationale Restaurants jeder Art, überteuerte Immobilien, die wie falsche Zähne in den Lücken zwischen den alten Mietskasernen sitzen … und es wimmelt von Studenten. Sie trösten über die vertrauten Anblicke hinweg: etwa den Kippen schnorrenden Penner vor dem Alhambra, der mir irgendwie vage bekannt vorkommt und dessen abfälliger Blick was beinahe Beruhigendes hat.

Ich lauf bis zur Bude meines Dads unten am Fluss. Nachdem wir aus dem Fort weggezogen waren, hab ich ein paar Jahre dort gewohnt, mich aber nie richtig zu Hause gefühlt. Wenn Momente wie der Besuch bei deinem Vater dir nur noch als lästige Pflicht erscheinen und du nich aufhören kannst, deine E-Mails und Textnachrichten zu checken, dann weißt du, dass du bloß noch ne arme Sau bist, die ihren traurigen Arsch an den Spätkapitalismus verhökert und kein eigenes Leben mehr hat. Außer mir und meinem Dad sind auch meine Schwägerin Sharon, meine Nichte Marina und ihre beiden Jungs Earl und Wyatt anwesend, die zwar fast gleich aussehen, aber völlig unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Sharon hat kräftig zugelegt. Irgendwie scheinen in Schottland jetzt alle fetter zu sein. Sie fummelt an ihrem Ohrring rum und entschuldigt sich zerknirscht, dass sie die freien Zimmer belegt haben, während ich im Hotel übernachten muss. Ich erklär ihr, dass mir das keine Umstände macht, da ich für meinen lädierten Rücken eh ne Spezialmatratze brauch, und dass ich das Hotelzimmer vom Spesenkonto bezahle, weil meine DJs Gigs in der Stadt haben. Leute aus der Arbeiterklasse verstehen nur selten, dass die Begüterten auf ihre Kosten sehr gut essen, schlafen und reisen, indem sie die Ausgaben von der Steuer absetzen. Nun bin ich nich unbedingt reich, aber ich hab mich ins System gemogelt und damit aufs Zwischendeck dieses Luxusliners, in dessen Kielwasser die Armen ersaufen. In den USA müsste ich zwar weniger Steuern zahlen als in den Niederlanden, wo ich gemeldet bin, aber im Gegensatz zu den Amis bauen Holländer von meinem Geld keine Bomben, sondern Deiche.

Nach dem Essen, das Sharon und Marina gekocht haben, machen wirs uns im vollgestopften kleinen Wohnzimmer in feuchtfröhlicher Atmosphäre gemütlich. Mein alter Herr is immer noch vorzeigbar, breitschultrig, vielleicht ein wenig gebeugt, aber fast so muskulös wie eh und je. Er is jetzt in nem Alter, in dem einen nix mehr überraschen kann. Politisch is er zwar nach rechts gerückt, allerdings is er beileibe kein Erzreaktionär, sondern pflegt eher den nostalgischen Blick eines nörgligen alten Sacks. Dennoch is das für einen ehemaligen Gewerkschaftsmann ne traurige Entwicklung und ein sicherer Hinweis auf ein sehr viel existenzielleres Elend. Wenn an die Stelle von Überzeugungen, Leidenschaft und Hoffnung für eine bessere Welt eine stumpfe Wut tritt, is das ein sicheres Zeichen dafür, dass man langsam stirbt. Aber mein Dad hat immerhin gelebt: Nix auf der Welt wär schlimmer, als schon in jungen Jahren solche politischen Ansichten zu vertreten, dann könnte man auch gleich tot geboren werden. Ein trauriger Schimmer in seinen Augen verrät, dass er nem melancholischen Gedanken nachhängt. — Ich erinner mich grade an deinen Dad, sagt er zu Marina und meint damit meinen Bruder Bill, den Vater, den sie nie gesehen hat.

— Nich schon wieder!, lacht Marina, aber eigentlich hört sie gern Geschichten über Billy. Das geht sogar mir so. Über die Jahre hab ich gelernt, in ihm eher den loyalen, unerschütterlichen großen Bruder als den gewalttätigen, mich immerzu schikanierenden Soldaten zu sehen, der ne ganze Weile lang meine Erinnerung an ihn dominiert hat. Erst später hab ich verstanden, dass es zwei Seiten derselben Medaille sind. Aber so is das: Der Tod machts häufig leichter, die Menschen von ihrer Schokoladenseite zu betrachten.

— Nachdem er getötet wurde, hat deine Ma aus dem Fenster geschaut, sagt Dad, und als er mich ansieht, bricht seine Stimme. — Er war grade erst auf Heimaturlaub gewesen und an diesem Wochenende zur Truppe zurückgekehrt. Seine Sachen hingen immer noch zum Trocknen draußen. Alles außer seiner Jeans, seiner Levi’s. Irgendein schäbiger Drecksack hat sie von der Leine geklaut, erzählt Dad, und dabei verzieht er das Gesicht, halb lachend, halb unter Schmerzen, die er auch nach all den Jahren noch empfindet.

— Das war seine Lieblingsjeans, sag ich zu Sharon, und dabei stiehlt sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. — Er fand sich darin ziemlich cool, wie diese Tunte in der Werbung. Der Typ im Waschsalon, der seine Jeans auszieht und sie in den Trockner packt. Is damit berühmt geworden.

— Nick Kamen!, quiekt Sharon erfreut.

— Wer is das?, fragt Marina.

— Den kennst du nich, das war vor deiner Zeit.

— Cathy hat das ziemlich mitgenommen, dass auch noch seine Lieblingsjeans verschwunden war, sagt Dad zu mir, wegen meines albernen Einwurfs eventuell ein bisschen verschnupft. — Sie is nach oben in sein Zimmer gerannt und hat alle seine Sachen auf sein Bett gelegt, wollte sie monatelang nich hergeben. Ich hab eines Tages alles zum Secondhandladen gebracht und der Wohlfahrt gestiftet. Sie is zusammengebrochen, als sie gemerkt hat, dass alles weg war. Er ringt mit den Tränen, und Marina ergreift seine Hand. — Sie hat mir das nie verziehen.

— Schluss damit, du alter Glasgower Spinner, sag ich zu ihm. — Natürlich hat sie dir verziehen!

Er ringt sich ein Grinsen ab. Als das Gespräch auf Billys Beerdigung kommt, wechseln Sharon und ich nen schuldbewussten Blick. Was für ein absurder Gedanke, dass ich sie nach dieser trostlosen Veranstaltung auf der Toilette gevögelt hab. Sharon war damals schwanger mit Marina, die jetzt mit ihren eigenen Kindern bei uns sitzt und meinen Vater tröstet. Im Nachhinein muss ich mein Verhalten wohl als groben Schnitzer bezeichnen.

Dad sieht mich an und sagt in vorwurfsvollem Ton: — Es hätte mir gefallen, den kleinen Mann mal wieder zu sehen.

— Alex. Das war leider keine Option, denk ich laut.

— Wie gehts Alex denn?, fragt Marina.

Sie hat ihren Cousin nie richtig kennengelernt. Auch das is wohl mein Fehler.

— Er sollte hier bei uns sein. Er gehört genauso zur Familie wie jeder von uns, legt Dad grummelnd nach und setzt dabei sein »Wenn dir das nich passt, dann hau doch ab«-Gesicht auf. Aber viel schlimmer, als das Ganze für mich is, kann ers ohnehin nich machen.

— Dad, weist ihn Sharon sanft zurecht. Obwohl sie nur seine Schwiegertochter is, nennt sie ihn öfter so als ich, und dazu hat sie alles Recht der Welt.

— Also, Mark, wie läuft denn das Jetset-Leben so?, bemüht sich Marina vom Thema abzulenken. — Hast du ne Freundin?

— Sei nich so neugierig und kümmer dich um deinen eigenen Kram!, sagt Sharon.