Porno - Irvine Welsh - E-Book

Porno E-Book

Irvine Welsh

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Beschreibung

Es gibt sie noch, die Jungs aus der Trainspotting-Crew! Zehn Jahre älter, aber kein bisschen weiser, haben sie nichts anderes im Kopf als die ultimative Abzocke, alte Rechnungen und den internationalen Durchbruch in der Pornoindustrie. Eine außergewöhnliche Geschichte über Lebenspläne, Freundschaft und Geschäftemachen – witzig, charmant und voller Seitenhiebe auf Scheinheilige und moralische Saubermänner.

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Seitenzahl: 889

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Das Buch

In Porno ist die ganze Mannschaft aus Trainspotting wieder versammelt. Sick Boy ist nach Edinburgh zurückgekehrt, weiterhin koksend, obwohl Koks die Gruppe inzwischen mehr als anödet: Immer noch suchen die Figuren häufig die Toilette auf, »aber ausschließlich um einzuführen, nicht um auszuscheiden«. Neben Drogen dreht sich das Leben der Trainspotter um die Frauen, die sie nicht bekommen können: »Ich verfluche meine mangelnde Frauenkenntnis«, heißt es dementsprechend im Roman: »Ich hab zwar so einige kennengelernt, aber mir war immer mein Schwanz im Weg, der zwischen mir, ihnen und irgendetwas Tiefschürfenderem stand.« Was also liegt da näher, als aus der Not eine Tugend zu machen und einzusteigen in die Geld (und Glück?) verheißende Porno-industrie? Dass es Irvine Welsh dabei auch um Doppelmoral und Scheinheiligkeit geht, versteht sich wohl von selbst.

Der Autor

Irvine Welsh, geboren 1958 in Leith bei Edinburgh, schreibt Romane und Kurzgeschichten und gilt als einer der wichtigsten Autoren der Underground-Literatur. Sein Debütroman Trainspotting machte ihn international bekannt und wurde mit Ewan McGregor in der Hauptrolle verfilmt. Für die Verfilmung der Fortsetzung Porno unter dem Titel Trainspotting 1 fand zwanzig Jahre später die komplette Originalbesetzung erneut zusammen. Welsh lebt in Chicago. www.irvinewelsh.net

IRVINE WELSH

porno

Roman

Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann

Die Originalausgabe erschien 2002 bei Jonathan Cape, London

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 02/2017

Copyright © 2002by Irvine Welsh

Copyright © 2004 der deutschen Übersetzung

by Kiepenheuer & Witsch, Köln

Copyright © 2017 dieser Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28,81673 München

»Discipline«; Words an music by Joe Jackson

© 1989 Pokazuka Ltd.

Abdruck auf S. 301 mit freundlicher Genehmigung von Sony/ATV

Music Publishing Ltd.

Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München,

unter Verwendung eines Motivs von © fabsu/photocase.de

Umsetzung E-Book: Greiner & Reichel, Köln

ISBN: 978-3-641-18060-7V002

www.heyne-hardcore.de

Für:

Johny Brown

Janet Hay

Stan Keiltyka

John McCartney

Helen McCartney

Paul Reekie

Rosie Savin

Franck Sauzee

Und im Andenken an:

John Boyle

Inhalt

Schmuddelporno

Edelporno

›Ohne Grausamkeit kein Fest …‹

– Nietzsche

Genealogie der Moral,Essay 2, Abschnitt 6

Schmuddelporno

1

Linkerei Nr. 18732

Croxy, der ausnahmsweise mal vor Anstrengung schwitzt, und nicht, weil er Drogen genommen hat, schleppt sich mit der letzten Plattenkiste die Treppe rauf, während ich mich aufs Bett fallen lasse und von dumpfer Depression umfangen auf die cremefarbene Raufasertapete stiere. Das ist also meine neue Bleibe. Ein einziges schäbiges Zimmer, vierzehn mal zwölf Fuß, mit angrenzendem Flur, Küche und Bad. Im Zimmer stehen ein Einbauschrank ohne Tür, mein Bett, und es ist gerade noch genug Platz für zwei Stühle und einen Tisch. Hier rumhocken könnte ich nicht: Sogar Knast wär besser. Ich würde glatt zurück nach Edinburgh fahren und mit Frank Begbie die Zelle gegen dieses arschkalte Loch tauschen. In dieser Enge verschlägt einem der Gestank nach kaltem Rauch, den Croxy verbreitet, den Atem. Ich hab drei Wochen lang selbst keine Zigarette angerührt, aber über dreißig am Tag passiv geraucht, bloß weil er in der Nähe war. – Macht durstig, die Arbeit, hm, Simon? Gehn wir im Pepys n Bier trinken? fragt er, und sein Enthusiasmus wirkt hämisch, wie mutwilliger Spott angesichts der beengten Verhältnisse eines gewissen Simon David Williamson. So gesehen wäre es glatter Irrsinn, runter ins Pepys auf der Mare Street zu gehen, damit sie alle was zu lachen haben, ›Na, Simon, wieder in Hackney?‹, aber was soll’s, jetzt ist Gesellschaft gefragt. Ohren wollen abgekaut werden. Dampf will abgelassen sein. Außerdem muss Croxy mal gelüftet werden. In seiner Gegenwart das Rauchen aufgeben zu wollen, ist ungefähr so, als wollte man in ner Junkie-Wohngemeinschaft auf Entzug gehen.

– Du hast Schwein, dass du die Bude gekriegt hast, sagt Croxy, während er mir hilft, die Kisten abzustellen. Schwein, mein Arsch. Ich liege auf dem Bett, und die ganze Bude wackelt, als der Schnellzug Richtung Liverpool Street durch die Station Hackney Downs brettert, die sich einen knappen Meter neben meinem Küchenfenster befindet.

Zu bleiben, wo ich bin, kommt in meiner Gemütsverfassung noch weniger in Frage als auszugehen, also steigen wir vorsichtig die ausgetretene Treppe runter; der abgeschabte Teppich macht sie tückisch wie eine Gletscherwand. Draußen herrscht Schneeregen, und über allem liegt diese triste, feiertagstypische Katerstimmung, als wir Richtung Mare Street und Rathaus gehen. Croxy erzählt mir ohne den kleinsten Anflug von Ironie, dass ›Hackney ne bessere Adresse ist als Islington, egal welche Straßen. Islington ist doch seit Jahren fürn Arsch‹.

Man kann auch zu lange als Autonomer leben. Er müsste eigentlich in Clerkenwell oder Soho Websites designen, statt in Hackney Unterkünfte und illegale Partys zu organisieren. Ich kläre die Fotze über den Lauf der Welt auf, nicht zu seinem eigenen Wohl, sondern um zu unterbinden, dass solcher Schwachsinn ungehindert in die Kultur einsickert. – Nein, es ist ein Rückschritt, sage ich und hauche mir in die Hände. Meine Finger sind blassrosa wie rohe Schweinswürstchen. – Für nen fünfundzwanzigjährigen Crustie mag Hackney ja in Ordnung sein. Für einen sechsunddreißigjährigen Unternehmer mit gesellschaftlichen Ambitionen, ich deute auf mich, – muss es schon Izzy sein. Wie kann man einem gehobenen Stück Fickfleisch in einer Bar in Soho ne E8-Adresse geben? Was sagt man, wenn sie wissen will, wo die nächste U-Bahn-Station ist?

– Die Hochbahn ist doch okay, sagt er und zeigt auf die Eisenbahnbrücke vor dem bleiernen Himmel. Ein 38er Bus schuckelt vorbei und speit sein toxisches Kohlenmonoxid.

Diese Fotzen von London Transport, in ihren Hochglanzbroschüren jammern sie über die Umweltschäden durch Autoabgase, während sie nach Lust und Laune unsere Atemwege verpesten.

– Nein, sie ist scheißnochmal nicht okay, schnauze ich ihn an, – sie ist scheiße. Dieses Viertel wird die letzte Ecke im ganzen Londoner Norden sein, die ans U-Bahn-Netz angebunden wird. Sogar bis nach Scheiß-Bermondsey fährt jetzt die U-Bahn, verdammte Scheiße. Raus zu deren Scheiß-Zirkuszelt, wo sowieso keine Sau hin will, können sie eine bauen, aber nicht hierher, das ist doch zum Kotzen.

Croxys schmales Gesicht verzieht sich zuckend zu einer Art Lächeln, und er sieht mich aus diesen großen, tief in den Höhlen liegenden Augen an. – Du machst heute wohl einen auf depressiv, was? sagt er zu mir.

Und da hat er Recht. Also mach ich, was ich immer mache, meinen Kummer in Alkohol ertränken und allen im Pub – Bernie, Mona, Billy, Candy, Stevie und Dee – erzählen, dass Hackney nur ein Intermezzo darstellt, rechnet nicht damit, mich auf Dauer wieder hier in der Gegend zu sehen. Nichts da, Freunde. Weitreichendere Pläne, Alter. Und, ja, ich suche häufig die Toilette auf, aber ausschließlich, um einzuführen, nicht um auszuscheiden.

Schon während ich es in meinen Zinken schaufele, ist mir die traurige Wahrheit bewusst. Koks ödet mich an, es ödet uns alle an. Wir sind abgestumpfte Typen in einer Szene, die wir hassen, einer Stadt, die wir hassen, und tun dabei so, als wären wir der Nabel der Welt, müllen uns mit Drogen zu, um das Gefühl zurückzudrängen, dass sich das wahre Leben irgendwo anders abspielt, und wissen dabei genau, dass wir nichts anderes tun, als dieser Paranoia und Ernüchterung neue Nahrung zu geben. Doch irgendwie sind wir zu apathisch, um damit aufzuhören, denn traurigerweise gibt es nichts Interessantes, für das es sich lohnen würde, aufzuhören. Dabei fällt mir ein, es verdichten sich Gerüchte, dass Breeny haufenweise Ching hat, und es sieht so aus, als wär ein beträchtlicher Teil davon bereits im Umlauf.

Plötzlich ist Morgen, und wir sitzen in einer Wohnung Gott weiß wo und hängen an der Pfeife, und Stevie lässt sich darüber aus, was ihn die Ladung gekostet hat, die er grade zusammengebacken hat, und widerwillig werden zerknüllte Geldscheine rausgerückt, während sich der Gestank von Ammoniak ausbreitet. Jedes Mal, wenn diese grässliche Pfeife mir die Lippen verbrennt, fühle ich mich elend und fertig, bis der nächste Zug mich in eine andere Ecke des Zimmers katapultiert: kalt, eingefroren, zufrieden, sehr von mir eingenommen, großkotzig und insgeheim auf die Weltherrschaft aus.

Dann bin ich draußen auf der Straße. Ich wusste nicht, dass ich bei meinen ziellosen Wanderungen wieder in Islington gelandet war, bis ich am Park das Mädchen sah, das mühsam versuchte, mit Fäustlingen an den Händen einen Stadtplan aufzuschlagen, und instinktiv mit einem schleimigen ›Verlaufen, Baby?‹ reagierte. Aber der weinerliche Klang meiner Stimme, die vor Emotionen, banger Erwartung, ja sogar Verlorenheit triefte, erschütterte mich. Der Schock darüber ließ mich genauso zurücktaumeln wie der Schluck aus der lila Dose in meiner Hand. Scheiße, was war das? Wer hatte ihm das in die Hand gedrückt? Wie zum Teufel bin ich hierher gekommen? Wo sind die alle? Ein paar hatten sich ächzend verabschiedet, und ich war in den kalten Regen rausgegangen, und jetzt …

Das Mädchen wurde so steif wie die fleischige Zuckerstange in meiner Hose und sagte schnippisch: – Verpiss dich … ich bin nicht dein Baby …

– Sorry, Mäuschen, entschuldige ich mich nassforsch.

– Und ein Mäuschen bin ich auch nicht, unterrichtet sie mich.

– Das kommt auf den Standpunkt an, Süße. Versuch es mal mit meinen Augen zu sehen, höre ich mich sagen, als wäre es ein anderer, und ich sehe mich mit ihren Augen: ein stinkender, dreckiger, versoffener Penner. Aber auf mich warten Arbeit, Mädchen, um die ich mich kümmern muss, sogar ein bisschen Geld auf der Bank, bessere Klamotten als dieses verfleckte, stinkende Fleece-Zeug, der alte wollige Hut und die Handschuhe, also, was zum Teufel geht hier vor, Simon?

– Verpiss dich, du Scheißtyp! sagt sie und dreht sich weg.

– Ich schätze, wir hatten einfach einen schlechten Start. Na, was soll’s, dann kann’s ja nur besser werden, hm?

– Verpiss dich, brüllt sie mich noch mal über die Schulter an.

Weiber. Die können manchmal so negativ sein. Ich verfluche meine mangelnde Frauenkenntnis. Ich hab zwar so einige kennen gelernt, aber mir war immer mein Schwanz im Weg, der zwischen mir, ihnen und irgendwas Tiefschürfenderem stand.

Ich beginne mich zu erinnern, versuche mein zugekokstes und überhitztes Bewusstsein zu rekolonialisieren, indem ich es ausbreite und in perspektivische Einheiten zerlege. Es fiel mir ein, dass ich tatsächlich zu Hause gewesen war, ich war am Morgen deprimiert in diese neue Bude zurückgekommen, nachdem ich den letzten Rest von dem Koks weggezogen hatte, dann hatte ich angefangen zu schwitzen und mir einen runterzuholen, auf ein Foto von Hillary Clinton im Powersuit, die für das Amt des Senators von New York kandidiert. Ich erzählte ihr den üblichen Schmus, sie sollte bloß nicht auf die Juden hören, sie wär immer noch eine schöne Frau, Monica könnte ihr nicht das Wasser reichen. Tztz, Bill sollte sich mal den Kopf untersuchen lassen. Anschließend liebten wir uns. Als Hillary danach zufrieden schlief, ging ich eine Tür weiter, wo Monica auf mich wartete. Leith traf sich mit Beverly Hills zu einem geschmackvollen Wiedergutmachungsfick. Dann ließ ich es Hillary und Monica zusammen angehen, während ich zusah. Zuerst hatten sie sich geziert, aber ich hatte sie natürlich belabern können. Ich machte es mir in dem durchgesessenen Stuhl bequem, den mir Croxy überlassen hat, und genoss die Show bei einer guten Havanna, na ja, einer schlanken Panatella.

Ein Streifenwagen macht auf der Upper Street jaulend Jagd auf einen dummen Zivilbürger, den sie zum Krüppel schlagen können, als ich zurück in die Realität gezuckt komme.

Der einfallslose, aber schmutzige Charakter meiner Fantasie quält mich ein bisschen, aber das liegt nur daran, sage ich mir, dass das Runterkommen diese hässlichen Gedanken – die flüchtig sein sollten – hängen bleiben lässt, wo sie dir alle Kanäle verstopfen und dich zwingen, dich mit ihnen zu befassen. Das verleidet mir sofort das Kokain – nicht, dass ich mir in absehbarer Zeit überhaupt wieder welches leisten könnte. Was keinerlei Relevanz hat, solange man drauf ist.

Ich laufe auf Autopilot, werd mir aber langsam bewusst, dass ich vom Angel runter in Richtung King’s Cross steuere, was an sich schon ein Zeichen von Verzweiflung ist, wenn es je eins gab. Ich statte den Wettbüros in der Pentonville Road einen Besuch ab, um mich nach bekannten Gesichtern umzusehen, aber ich erkenne niemanden wieder. Die Fluktuation unter dem Abschaum ist ziemlich hoch, seit die Polizei überall am Cross Präsenz zeigt. Sie zischen da rum wie Motorboote auf ner Abwasserkloake, die den Giftmüll nur verteilen und auseinander treiben, ohne etwas dagegen zu tun oder ihn gar zu beseitigen.

Dann sehe ich Tanya reinkommen, die ziemlich dicht aussieht. Ihr Schrumpfgesicht ist kalkweiß, aber in ihren Augen zeigt sich der Funke des Erkennens. – Darlin … Sie umarmt mich. Sie hat ein kleines, dünnes Kerlchen im Schlepptau, das, wie ich dann erkenne, eigentlich ein Mädchen ist. – Das is Val, sagt sie in dem archetypischen, nasalen Gewinsel der Londoner Heroinschlampe. – Hab dich ja seit Ewigkeiten nich hier gesehn.

Ach, warum nur? – Aye, ich bin wieder in Hackney. Vorübergehend jedenfalls. Hab mir am Wochenende ne kleine Session gegönnt, erkläre ich gerade, als ein Trupp von durchgeknallten Niggern reingeturnt kommt: angespannt, hoch aufgeschossen und feindselig. Ich frag mich, ob irgendeine Sau hier je wettet. Mir gefällt der Vibe nicht, darum sehen wir zu, dass wir rauskommen, wobei Val, diese schräge, anämisch aussehende Kuh, und einer von den Schwarzen sich irgendwas an den Kopf werfen, und machen uns auf den Weg zum Bahnhof King’s Cross. Tanya quengelt wegen Zigaretten, und ich, klar, ich versuch aufzuhören, aber da ist nichts zu machen, es geht nicht ohne, und ich krame in meinen Taschen nach Kleingeld. Ich kaufe Kippen und stecke mir unten in der U-Bahn-Station eine an. So n fetter, kurzatmiger, übereifriger weißer Arsch in einer von den neuen hellblauen Schwule-SA-Uniformen der Londoner Verkehrsbetriebe sagt mir, ich soll die Kippe ausmachen. Er zeigt auf ne Gedenktafel an der Wand, die an zig Leute erinnert, die bei nem Brand umgekommen sind, den irgendein Verblödeter mit seiner weggeworfenen Kippe ausgelöst hat. – Bist du bescheuert? Ist dir das völlig egal?

Was glaubt der Clown, mit wem er redet? – Und wie egal mir das ist, die Fotzen haben’s nicht besser verdient. Das Risiko nimmt man auf sich, wenn man reist, schnauze ich ihn an.

– Ich hab bei dem Brand einen guten Freund verloren, du Bastard! kreischt diese Flasche aufgebracht.

– War bestimmt ein Wichser, wenn er mit nem Sackgesicht wie dir befreundet war, rufe ich, mache aber gleichzeitig die Fluppe aus, während wir die Rolltreppe zum Bahnsteig runterlaufen. Tanya lacht, und diese Val wiehert nur so, sie kriegt sich gar nicht mehr ein.

Wir nehmen die Tube nach Camden zu Bernies Wohnung. – Als Mädchen solltet ihr nicht am King’s Cross rumhängen, sage ich lächelnd, weil ich genau weiß, was sie da wollen, – schon gar nicht mit beschissenen Niggern, rate ich ihnen. – Die warten doch nur auf n nettes weißes Mädchen, das sie auf den Strich schicken können.

Diese Val grinst sich einen, aber Tanya macht mich direkt an. – Wie kannst du so was sagen? Wir sind unterwegs zu Bernie. Das ist einer deiner besten Freunde, und er ist ein Schwarzer.

– Klar ist er das. Ich red nicht von mir, das sind meine Brothers, meine Leute. Praktisch meine ganzen Kumpels hier sind schwarz. Ich red von euch. Mich wollen sie ja nicht anschaffen schicken. Obwohl, der beschissene Bernie würd’s tun, wenn ich es zulassen würde.

Die kleine knabenhafte Val kichert wieder auf sonderbar anziehende Weise, während Tanya ein beleidigtes Gesicht macht.

Wir gehen rauf in Bernies Wohnung, nachdem ich für ne Sekunde vergessen hab, in welchem Block dieser jämmerlichen Wohnanlage sie liegt, da es sehr ungewohnt ist, bei Tageslicht hierher zu kommen. Wir scheuchen einen einsamen Säufer auf, der auf dem Treppenabsatz in seiner eigenen Pisse eingeschlafen ist. – Morgen, rufe ich in forschem, gut gelauntem Ton, und der Säufer gibt so was wie ein Stöhnen oder Knurren von sich. – Ja, du hast leicht reden, sage ich witzig, und die Mädchen grinsen sich einen.

Bernie ist noch auf und selbst gerade erst von Stevie zurück. Er steht total unter Strom, eine gold-schwarze Masse aus Ketten, Zähnen und Soveys, diesen fetten Ringen. Ich rieche Ammoniak, und er hat wie erwartet in der Küche eine Pfeife parat und lässt mich ziehen. Ich inhaliere lang und tief, und seine großen Augen ermuntern mich irrwitzig, während sein Feuerzeug die Steine anbrennt. Als ich die Luft anhalte und langsam ausatme, hab ich dieses schmutzige, rauchige Brennen in der Brust und ein Schwächegefühl in den Beinen, aber ich kralle mich an der Kante der Arbeitsplatte fest und genieße den kühlen Kick. Ich betrachte jeden Brotkrümel, jeden Tropfen Wasser in der Aluminiumspüle bis ins widerwärtigste Detail, was mich anekeln sollte, aber das tut es nicht, weil das Freeze plötzlich reinhaut und meine Psyche zur kältesten Stelle des Raums macht. Bernie hat keine Zeit verloren, er bäckt schon die nächste Portion in seinem dreckigen alten Löffel zusammen und schüttet ein Bett aus Asche auf der Alufolie auf, auf das er sanft und zärtlich die Steine bettet, gerade so, wie Vater oder Mutter ein Kind in die Wiege legen würden. Ich halte ihm das Feuerzeug dran und bestaune die kontrollierte Heftigkeit seiner Züge. Bernie hat mir mal erzählt, dass er in der Badewanne geübt hat, unter Wasser die Luft anzuhalten, um seine Lungenkapazität zu steigern. Ich sehe mir den Löffel und die anderen Utensilien an und konstatiere mit unbeteiligtem Interesse, dass das alles nur zu sehr an meine H-Zeiten erinnert. Na ja, scheiß drauf, ich bin älter und klüger, und außerdem – Heroin ist Heroin und Crack ist Crack.

Wir labern Scheiße, sabbeln uns gegenseitig zu, die Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt, und halten uns dabei an der Arbeitsplatte fest wie zwei Führungsoffiziere der Enterprise auf der Brücke, wenn die feindlichen Phaserstöße das Schiff wackeln lassen.

Bernie regt sich über Frauen auf, Huren, die ihn verarscht haben, der armen Fotze das Leben vermiest haben, und ich mache mit. Danach kommen wir zu den Fotzen (männlichen Geschlechts), die uns mal gelinkt haben, und wie wir’s ihnen heimzahlen werden. Bernie und ich teilen eine bestimmte Aversion gegen einen Kerl namens Clayton, der mal so was wie ein Freund von uns war, jetzt aber einen nach dem anderen ablinkt. Clayton ist immer eine willkommene Zielscheibe für uns, wenn uns der Gesprächsstoff auszugehen droht. Würden solche Widersacher nicht existieren, müsste man sie erfinden, um das Leben mit etwas Dramatik, Struktur und Bedeutung anzureichern. – Der wird auch jeden Tag irrer, sagt Bernie mit befremdlicher, pseudo-aufrichtiger Anteilnahme in der Stimme, – jeden Tag irrer, wiederholt er und tippt sich an den Kopf.

– Aye … diese Carmel, fickt er die immer noch? frage ich. Der hätte ich auch immer schon gern mal einen reingesteckt.

– Nee, die hat sich verpisst nach wo sie her war, Nottingham oder so n Scheiß … sagt er in dieser gedehnten Sprechweise, die von Jamaika mit einem Umweg über Brooklyn bis in den Londoner Norden schlingert. Dann zeigt er seine Beißerchen und sagt: – Das ist wieder typisch Schotte, ihr seht ein neues Mädchen auf der Straße, und schon müsst ihr über sie Bescheid wissen, wer ihr Freund ist und so. Sogar dann, wenn ihr ne nette Frau und Kinder und Geld habt. Ihr könnt nicht anders.

– Das ist nur die soziale Ader. Ich versuche nur, mir aktives Interesse an meinen Mitmenschen zu bewahren, grinse ich und werfe einen Blick nach nebenan, wo die Mädchen auf dem Sofa sitzen.

– Die Mitmenschen … Bernie lacht und wiederholt, – es is gut, sich n Interesse an den Mitmenschen zu bewahren …

Und schon ist er wieder beim Reinziehen. – Keep on rocking in the free world, sage ich lachend, als ich nach nebenan gehe.

Als ich rüberkomme, fällt mir gleich auf, dass Tanya sich durch ihr Top an den Armen kratzt, also offenkundig auf Smack-Entzug kommt, und wie durch geisterhafte Übertragung fängt mein eigenes Auge an zu zucken. Ich hätte nichts gegen einen Fick, um ein paar Giftstoffe auszuschwitzen, aber ich ficke nicht gern Junkies, denn die bewegen sich nicht. Was dieses kleine Bubiköpfchen Val konsumiert, weiß ich zwar nicht, aber ich packe sie am Arm und zerre sie mehr oder weniger ins Klo rein.

– Was willst du? fragt sie, lässt aber weder Bereitwilligkeit noch Widerstand erkennen.

– Ich lass mir von dir einen blasen, sage ich mit einem Augenzwinkern, und sie guckt mich an, furchtlos, dann mit der Andeutung eines Lächelns. Ich merke, dass sie es mir so gern recht machen würde, denn sie ist so ein Mädchen. Eins von den kaputten, die es immer jedem recht machen wollen und denen es nie gelingt. Ihre Rolle im Theater des Lebens: ein Gesicht als Endstation für die Faust von irgendnem abgefuckten Arschloch.

Wir also rein, ich hole ihn raus, und schon steht die Latte. Sie geht runter auf die Knie, und ich drücke diesen fettigen Kopf gegen meinen Schritt, und sie lutscht, und es ist … irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Es ist nicht schlecht, aber es nervt mich, wie ihre Knopfaugen nach oben wandern, um zu gucken, ob es mir gefällt oder nicht, obwohl allein die Vorstellung mir jetzt schon total lachhaft erscheint. Aber am meisten wünsche ich mir momentan, ich hätte mein Bier mitgenommen.

Ich schaue runter auf diesen grauen Totenkopf, diese leblosen Augen, die zu mir hochschnellen, und besonders diese langen Zähne, die aus einem Zahnfleisch ragen, das durch Drogenkonsum, ungesunde Ernährung und gegen null tendierende Zahnpflege zurückgeschrumpft ist. Ich fühle mich wie Bruce Campbell in einem Outtake von Armee der Finsternis, in dem ihm ne lebende Leiche einen abkaut. Bruce würde den morschen Totenkopf einfach zu Staub zermalmen, und ich muss da raus, ehe ich in Versuchung komme, das Gleiche zu tun, und bevor mein erschlaffender Schwanz auf diesem übel riechenden Bett kariöser Zähne in Fetzen gerissen wird.

Ich höre die Wohnungstür auf- und zugehen, und zu meinem begeisterten Entsetzen gehört eine der Stimmen unverwechselbar Croxy, der auferstanden ist, um in die nächste Runde zu gehen. Womöglich auch noch Breeny. Mir fällt das Bier ein, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass eine von den Fotzen es sich einfach nimmt und austrinkt. Mich stört die Vorstellung, dass es demjenigen auch noch völlig gleichgültig wäre, wohingegen es mir im Moment alles bedeutet. Wenn es die sind, die ich vermute, ist mein Bier so gut wie weg, wenn ich nicht sofort einschreite. Ich schubse diese Val weg, spritze ab, packe schon im Gehen meinen Schwanz wieder ein und ziehe den Reißverschluss hoch.

Es ist noch da. Die Drogenwirkung ist bei mir schon abgeflaut, und die Crack-Gier erwacht wieder. Ich lasse mich auf die Couch fallen. Es sind Croxy, der fertig aussieht, und Breeny, der frisch aussieht, jedoch rätselt, wie er eine Session auslassen konnte, und sie haben tatsächlich Biernachschub mitgebracht. Komisch, aber das hebt meine Lebensgeister in keinster Weise. Es macht nur ausgerechnet das Bier, das mir so lieb und teuer war, pisswarm, abgestanden und untrinkbar.

Aber es gibt ja Nachschub!

Also wird mehr Bier getrunken, werden weitere verwegene Deals ausgebrütet, kommt mehr Crack zum Vorschein, während Croxy Bernies Aktivitäten damit flankiert, dass er aus einer alten, zerdellten Limoflasche eine Pfeife zurechtfriemelt, und in kürzester Zeit haben wir uns alle wieder ziemlich abgeschossen. Diese Val ist zurück ins Zimmer getaumelt und sieht aus wie ein Flüchtling, den sie gerade aus dem Lager geschmissen haben. Und genau das ist sie ja wohl auch irgendwie. Sie gibt Tanya ein Zeichen, die steht auf, dann gehen sie ohne ein weiteres Wort.

Mir ist nicht entgangen, dass eine Auseinandersetzung zwischen Bernie und Breeny zunehmend hitziger wird. Wir haben kein Ammoniak mehr und sind gezwungen, auf Backpulver umzusteigen, um unser Crack zu kochen, was mehr Geschick erfordert, und Breeny meckert, weil Bernie den Stoff verschwendet. – Was machst du denn für ne Pantscherei, du Schwanzgesicht, eh, sagt er, den Mund halb voll mit abgewrackten, gelb-schwarzen Zähnen.

Bernie erwidert irgendwas, und ich erinnere mich, dass ich später arbeiten muss und noch ein bisschen die Augen zumachen sollte. Als ich den Flur runtergehe und die Tür öffne, höre ich Geschrei und den unverwechselbaren Sound von zu Bruch gehendem Glas. Ich erwäge etwa eine Sekunde lang, wieder reinzugehen, komme aber zu dem Schluss, dass meine Anwesenheit eine ohnehin chaotische Situation noch komplizieren würde. Ich schlüpfe still durch die Wohnungstür und ziehe sie hinter mir zu, worauf die Schreie und Drohungen verstummen. Dann bin ich draußen, dann die Straße runter und weg.

Als ich in diesem Scheißhaus in Hackney ankomme, das ich jetzt mein Heim nennen muss, schwitze und zittere ich und verfluche meine eigene Dummheit und Schwäche, während der Great Eastern von der Liverpool Street Station nach Norwich wieder mal das Gebäude durchschüttelt.

2

›… was dranhängt …‹

Colin steht auf und verlässt das Bett. Am Erkerfenster nimmt er als schwarze Silhouette Gestalt an. Mein Blick fällt auf seinen hängenden Schwanz. Der sieht fast schuldbewusst aus, so in einem Dreieck aus Mondlicht gefangen, als Colin die Jalousie hochzieht. – Ich versteh das gar nicht. Er dreht sich um, und ich registriere sein reumütiges Armesündergrinsen, während das Licht einen Silberschimmer in seine dichten dunklen Locken spült. Außerdem zeigt es mir die Säcke unter seinen Augen und den unansehnlichen Fleischlappen, der unter seinem Kinn hängt.

Zu Colin: Ein Fick in mittleren Jahren, bei dem wir zu schwindender sozialer und intellektueller Bedeutung jetzt noch eine Abnahme der sexuellen Leistungsfähigkeit addieren müssen. Es wird Zeit. Oh Gott, es wird höchste Zeit.

Ich strecke mich im Bett, spüre die Kälte in meinen Beinen und mache Verrenkungen, um den letzten Anflug von Frust rauszuschütteln. Ich drehe mich von ihm weg und ziehe die Knie an die Brust.

– Ich weiß, das muss sich wie ein Klischee anhören, aber das ist mir wahrhaftig noch nie passiert. Es ist, als … dieses Semester haben diese Mistkerle mir vier zusätzliche Stunden für Seminargruppen aufs Auge gedrückt und zwei zusätzliche Vorlesungen. Ich hab die ganze letzte Nacht über den Arbeiten gesessen. Miranda geht mir auf die Nerven, und die Kinder stellen auch dauernd Ansprüche … mir bleibt gar keine Zeit mehr, ich zu sein. Keine Zeit mehr, Colin Addison zu sein. Aber wen kümmert das schon? Wer kümmert sich einen Dreck um Colin Addison?

Ich höre noch mit halbem Ohr sein winselndes Klagelied über die verlor’nen Erektionen, während ich mich die Leiter des Bewusstseins hinunter in den Schlaf hangele.

– Nikki? Hörst du noch zu?

– Mmmmm …

– Weißt du, was ich denke? Ich finde, wir müssen unsere Beziehung normalisieren. Und das ist nicht nur so eine spontane Schnapsidee. Miranda und ich: Das ist gelaufen. Oh, ich weiß, was du sagen wirst, ja, es hat andere Mädchen gegeben, andere Studentinnen, sicher hat es die gegeben, sagt er, und jetzt schleicht sich ein Anflug von Befriedigung in seinen Tonfall ein. Das männliche Ego mag zerbrechlich scheinen, aber nach meiner Erfahrung braucht es nie lange, um sich zu regenerieren, – … aber sie waren alle Teenager, und das war nur alberne Spielerei. Es ist halt so, du bist reifer, du bist fünfundzwanzig, der Altersunterschied zwischen uns ist nicht so groß, mit dir ist es eben anders. Das ist nicht nur … Ich meine, das ist eine richtige Beziehung, Nikki, und ich will, dass sie, na ja, was Richtiges ist. Weißt du, was ich meine? Nikki? Nikki!

Nachdem ich als einer von Colin Addisons studentischen Fließband-Ficks angefangen hab, sollte ich wohl angenehm berührt sein, dass ich zur ernst zu nehmenden Liebesbeziehung befördert worden bin. Aber irgendwie – nein.

– Nikki!

– Was? stöhne ich, während ich mich im Bett rumdrehe, mich aufsetze und mir die Haare aus dem Gesicht ziehe. – Was willst du überhaupt? Wenn du mich schon nicht bumsen kannst, lass mich wenigstens schlafen. Ich hab morgen früh Vorlesung, und morgen Nacht muss ich wieder in diesem verfickten Saunaclub arbeiten.

Colin hockt jetzt auf der Bettkante und atmet schwer. Während ich zusehe, wie seine Schultern sich auf und ab bewegen, wirkt er auf mich wie ein sonderbares, verwundetes Tier im Dunkeln, das sich nicht entscheiden kann, ob es zum Gegenangriff übergehen oder die Flucht ergreifen soll. – Es gefällt mir nicht, dass du da arbeitest, lässt er raus, in diesem nörgeligen, besitzergreifenden Tonfall, der in letzter Zeit so typisch er ist.

Und jetzt denke ich, das ist es, das ist meine Gelegenheit. Die wochenlange Rücksichtnahme baut sich endlich zu dieser kritischen Masse auf, diesem Leck-mich-am-Arsch-Gefühl, wenn man weiß, dass man endlich genügend Kraft hat, ihnen zu sagen, sie sollen sich verpissen. – Der Saunaclub ist ja im Moment wahrscheinlich meine beste Chance auf einen ordentlichen Fick, erkläre ich kühl.

Das eisige Schweigen in der Luft und die Reglosigkeit von Colins dunklem Umriss verraten mir, dass ich den wunden Punkt getroffen habe und endlich zu ihm durchgedrungen bin. Dann setzt er sich ruckartig und angespannt in Bewegung, rüber zu dem Sessel, auf dem seine Klamotten liegen. Er beginnt, sich hastig anzuziehen. Ein Fuß rumst im Dunkeln gegen irgendwas, ein Stuhlbein oder vielleicht die Bettkante, und darauf folgt ein kurzes, fauchendes ›Fuck‹. Er hat es aber auch eilig, wegzukommen, denn normalerweise duscht er erst, Mirandas wegen, aber diesmal sind keine Körperflüssigkeiten geflossen, da geht es vielleicht auch ohne. Zumindest hatte er so viel Anstand, nicht das Licht anzumachen, wofür ich ihm dankbar bin. Als er sich seine Jeans hochzieht, bewundere ich wahrscheinlich zum letzten Mal seinen Arsch. Impotenz ist schlimm, und Klammerei ist grässlich, aber beide im Tandem kann man einfach nicht hinnehmen. Die Vorstellung, Krankenschwester für diesen senilen alten Sack zu spielen, ist Ekel erregend. Schade um den Arsch, den werd ich vermissen. Ich hab an Männern schon immer einen schönen knackigen Arsch gemocht.

– Mit dir kann man nicht vernünftig reden, wenn du in dieser Verfassung bist. Ich ruf dich später an, schnauft er, als er sich sein Shirt überzieht.

– Spar dir die Mühe, sage ich eisig und ziehe den Quilt hoch, um meine Titten zu bedecken. Ich denke darüber nach, warum ich dieses Bedürfnis habe, obwohl er sie abgelutscht, betatscht, geknetet, angekaut und seinen Schwanz dazwischen gesteckt hat, alles mit meiner Billigung und in einigen Fällen auf meine Aufforderung hin. Warum ist dann ein flüchtiger Blick im Halbdunkel so ein Übergriff? Es muss wohl daran liegen, dass ich im Grunde meines Herzens weiß, dass Colin und ich Geschichte sind. Ja, es ist höchste Zeit.

– Was?

– Ich sagte, spar dir die Mühe. Mich später anzurufen. Spar dir die Scheiß-Mühe, sage ich und wünsche mir, ich hätte eine Zigarette. Am liebsten würde ich ihn um eine bitten, aber das erscheint mir irgendwie unpassend.

Er dreht sich zu mir um, und ich kann den dummen kleinen Schnurrbart sehen, den abzurasieren ich ihn immer bekniet habe, und darunter seinen Mund, wiederum illuminiert von einem Funkeln silbernen Lichts durch die Jalousie, während die Augen darüber im Dunkeln liegen. Der Mund sagt zu mir: – Na schön, dann fick dich doch selber! Du bist ein dummes kleines Mädchen, Nikki, eine arrogante kleine Kuh. Im Moment hältst du dich für den Nabel der Welt, aber du wirst noch handfeste Probleme im Leben kriegen, wenn du nicht bald erwachsen wirst und dich dem Rest der menschlichen Spezies anschließt.

In meiner Seele tobt ein Kampf zwischen Empörung und Belustigung, ohne dass eins von beidem die Oberhand gewinnen kann. In diesem dissonanten Zustand kann ich nur eins tun, nämlich ihm hinrotzen: – So wie du etwa? Dass ich nicht lache …

Aber Colin ist weg, und die Schlafzimmertür knallt zu, kurz danach auch die Haustür. Mein Körper beginnt sich erleichtert zu entkrampfen, bis mir lästigerweise einfällt, dass ich hinter ihm abschließen muss. Lauren legt viel Wert auf Sicherheit, und sie wird sowieso schon alles andere als angetan sein, da unsere Streiterei sie aus dem Schlaf gerissen haben muss. Die klar lackierten Bodendielen im Flur sind kalt unter meinen nackten Füßen, und ich bin froh, als ich spüre, wie das Steckschloss einrastet, und ich wieder ins Schlafzimmer gehen kann. Ich überlege kurz, ob ich ans Fenster gehen soll, um nachzuschauen, ob ich Colin vom Treppenabsatz vor dem Haus auf die leere Straße treten sehe, aber ich denke, wir beide haben unsere Positionen klar gemacht, und das Band ist nun gekappt. Dieses Wort hinterlässt einen besonders befriedigenden Eindruck. Ich spiele, natürlich nur im Spaß, mit dem Gedanken, seinen Penis in diesem Zustand per Post an Miranda zu schicken. Und dass sie ihn nicht wiedererkennt. Sie sind wirklich alle gleich, außer natürlich, man ist eine fette, schlampige, abgeschlaffte alte Kuh. Wenn deine Scheidenwände noch Spannkraft haben, kannst du mit allem, na ja, fast allem ficken. Nicht die Penisse sind das Problem, es ist das, was dranhängt; das allerdings gibt es in verschiedenen Größen, in verschiedenen Größen und Ärgernisgraden.

Lauren in ihrem hellblauen Morgenmantel kommt zu mir rein, die Augen schlaftrunken blinzelnd, das Haar verstrubbelt, und poliert die Gläser ihrer Brille, ehe sie sie aufsetzt. – Alles in Ordnung? Ich hab gehört, wie ihr euch anschreit …

– Nur die Laute eines impotenten Mannes in den Wechseljahren, der seinen Jammer in die Nacht hinauskläfft. Ich dachte, das wär Musik für deine feministischen Ohren, sage ich mit fröhlichem Grinsen.

Langsam geht sie auf mich zu, breitet die Arme aus und umschlingt mich. Was ist sie doch für eine durch und durch liebe Frau; immer bereit, mich sehr viel mitfühlender zu interpretieren, als ich es verdiene. Sie glaubt, dass ich meinen Schmerz hinter Humor verberge, mit Sarkasmus Verletzlichkeit überspiele, und sie guckt mich immer so forschend und ernsthaft an, als wolle sie die wahre Nikki hinter der Fassade entdecken. Lauren glaubt, ich sei wie sie, aber egal, wie sehr sie sich auch verstellt, ich bin ein abgebrühteres Aas, als sie es je sein wird. Trotz der streitbaren politischen Standpunkte, die sie vertritt, ist sie ein süßes Kind und riecht so wundervoll, so frisch nach Lavendelseife. – Es tut mir Leid … ich weiß, ich hab dir gesagt, du wärst verrückt, dich auf eine Affäre mit einem Dozenten einzulassen, aber das hab ich nur gesagt, weil ich wusste, dass man dir wehtun würde …

Es schüttelt mich, es schüttelt mich buchstäblich in ihren Armen, und sie sagt: – He … he … ist schon gut … ist ja okay … aber sie begreift nicht, dass ich mich vor Lachen schüttele, weil sie annimmt, es würde mir was ausmachen. Ich hebe meinen Kopf und lache, was ich sofort bereue, denn sie ist wirklich ein Schatz, und jetzt hab ich sie ein bisschen auflaufen lassen. Manchmal ist Grausamkeit einfach ein Reflex. Man kann nicht unbedingt stolz darauf sein, aber man kann sich bemühen, immer vorsichtig damit umzugehen.

Ich massiere ihren schlanken Nacken beschwichtigend, kann aber immer noch nicht aufhören zu lachen. – Ha ha ha … das siehst du falsch, Süße. Er ist der Abservierte, er ist der, dem es wehtut. ›Auf eine Affäre mit einem Dozenten einlassen‹ … ha ha ha … du klingst genau wie er.

– Na, wie soll man es denn sonst nennen? Er ist verheiratet. Ihr habt ne Affäre …

Ich schüttle langsam den Kopf. – Ich hab doch keine Affäre? Ich bumse mit ihm. Hab ihn gebumst, vielmehr. Aber das ist vorbei. Das Affentheater, das du gerade gehört hast – so hört es sich an, wenn er mich nicht mehr bumst?

Lauren erlaubt sich ein erfreutes, wenn auch etwas schuldbewusstes kleines Lächeln. Das Mädchen ist zu anständig, zu gut erzogen, um sich unverhohlen am Missgeschick eines anderen zu weiden, auch wenn es jemand ist, den sie nicht leiden kann. Und es war eine von Colins weniger liebenswerten Eigenschaften, dass er sie nicht mochte, nur das oberflächliche Bild sah, das sie ihn sehen lassen wollte. Aber das passt zu ihm, besonders scharfsichtig ist er nicht.

Ich schlage meine Bettdecke zur Seite. – Jetzt komm mal rein und knuddel mich ordentlich, sage ich.

Lauren schaut mir in die Augen, meinen nackten Körper geflissentlich übersehend. – Hör auf, Nikki, sagt sie verschämt.

– Ich will nur in den Arm genommen werden, sage ich schmollend und rücke an sie heran. Sie spürt ihren dicken Bademantel zwischen unserem nackten Fleisch und dass sie nicht vergewaltigt werden wird und drückt mich einmal steif und widerstrebend an sich, aber ich lasse nicht locker und ziehe die Bettdecke über uns.

– Ach, Nikki, sagt sie, aber bald spüre ich, dass sie sich beruhigt, und ich dämmere in einen wunderschönen Schlaf hinüber, mit dem Duft von Lavendel in der Nase.

Morgens werde ich neben einem leeren Platz im Bett wach und höre geschäftige Geräusche aus der Küche. Lauren. Jede Frau sollte eine entzückende junge Gattin haben. Ich stehe auf, hülle mich in meinen Bademantel und gehe in die Küche. Kaffee zischt und prustet durch den Filter in die Kanne. Jetzt kann ich sie in der Dusche hören. Drüben im Wohnzimmer fordert das blinkende rote Licht mich auf, die Nachrichten abzuhören.

Ich habe Colin überschätzt – oder unterschätzt, wie man’s nimmt. Er hat ganz schön viele Nachrichten auf dem AB hinterlassen.

Biiiep.

– Nikki, ich bin’s. Scheiße, Mensch, ruf mich doch an.

– Hallo, Scheißemensch, sage ich an die Adresse des Telefons, – hier ist Nikki.

Er ist nicht schlecht am Telefon, der gute Colin, aber nur im komödiantischen Sinn.

Biiiep.

– Nikki, es tut mir Leid. Ich hab den Kopf verloren. Mir liegt sehr viel an dir, ehrlich. Das war das Einzige, was ich damit sagen wollte. Komm doch morgen in mein Büro. Komm schon, Nik.

Biiiep.

– Nikki, lass es uns nicht so beenden. Lass dich von mir zum Essen im Dozentenclub einladen. Da fandest du es doch nett. Komm schon. Ruf mich im Büro an.

Zunehmendes Alter macht die meisten Mädchen zu Frauen, aber Männer hören nie richtig auf, kleine Jungs zu sein. Das ist es, worum ich sie beneide, die Gabe, sich in Dummheit und Unreife zu suhlen, etwas, das ich mich zu imitieren bemühe. Es kann allerdings ermüdend sein, wenn man immer diejenige ist, die es abkriegt.

3

Linkerei Nr. 18733

Es ist die allerletzte Scheiß-Arsch-Ecke von Soho; schmal und siffig, mit dem Gestank von billigem Parfüm, Frittenbuden, Alkohol und dem Müll aus aufgeplatzten schwarzen Müllsäcken im Rinnstein. Es knackt ein paar Mal, und surrende Neonbänke erwachen im Dämmer eines feinen Nieselregens fast widerwillig zu teilnahmslosem Leben und machen die üblichen alten, abgeschmackten Versprechungen.

Nur gelegentlich sah man die Vertreter dieser erhabenen Freuden, die Kleinkriminellen, die mit markigem Kinn, rasiertem Schädel, mit Anzug und Mantel bekleidet in den Eingängen standen, oder die verbrauchten Cracknutten, die in einem Treppenhaus herumlungerten, deren Gesichter vom kranken Gelb nackter Glühbirnen vor den müden Freiern, nervösen Touristen und betrunkenen, höhnisch grinsenden Jugendlichen entblößt wurden.

Aber hier fühl ich mich noch am ehesten zu Hause. Dass ich großkotzig an dem muskulösen Knaben vorbeirausche, der in der Tür der Nachtbar steht, die Schöße seines teuren Mantels vom Wind bewegt, ist für mich das Indiz, dass ich es weit gebracht hab, seit ich in Leith mit dem Ausschuss der Saunaclubs arbeiten musste, als ich Mädchen auf den Strich geschickt hab, die an der Nadel hingen und für einen Druck fickten.

Und Henry der Kleiderschrank nickte mir zu. – Asklar, Si, Alter, und ich lächle und versuche zu verhindern, dass meine Nasenflügel sich blähen, wie sie es unwillkürlich tun, wenn ich mich einem Exemplar dieser hirnlosen Dutzendware von Muskelpaketen gegenübersehe – denn man brauchte sie, und diese Jungs merkten es sofort, wenn man sie von oben herab behandelte. Also verzieht sich mein Gesicht zu einem blitzartigen Lächeln. – Alles klar, Henry? Ich bin heute leicht angeschlagen. Hab meinen Schwanz n paar Mal zu oft reingesteckt, wo er nicht hingehört.

Henry nickt grimmig, und wir reden ein paar Takte, in denen ich beobachte, wie seine kalten, in diesem Neandertalerschädel steckenden Augen gelegentlich über meine Schulter zucken, wenn etwas, das hinter meinem Rücken vorgeht, seine Aufmerksamkeit fordert. Und einen Blick abschießen, der raubtierhaft genug ist, um erste Funken zu ersticken, ehe sie zu Feuern werden können.

– Is Colville heut da?

– Nee, zum Glück nich, informiert mich Henry. Da bewege ich mich auf sicherem Terrain, wir hassen unseren Boss beide leidenschaftlich. Ich denke an Matt Colvilles Frau, als ich reingehe und tschüs zu Henry sag. Ist die Katze aus dem Haus … Ich sollte Tanya zum Anschaffen hier runterscheuchen. Ich ruf sie vom Handy an, aber, oh Wunder, ihres ist abgemeldet worden, wie mir die Stimme mitteilt. Ist ja auch schwer, sich eine Heroin- und Cracksucht zu leisten und trotzdem dran zu denken, die Handyrechnung zu bezahlen. Das heißt für mich, mir ist ein kleineres Geschäft entgangen, und mein Herz überfriert leicht, wie es seine Art ist, wenn mir durch die Saumseligkeit anderer indirekt Unannehmlichkeiten entstehen.

Aber abzüglich Colville und zuzüglich Dewry im Büro bin ich der Mann der Stunde. Außerdem sind Marco und Lenny heute da, beide wackere, hellwache Jungs vom Fach, was bedeutet, dass meine Rolle heute rein repräsentativer Art ist. Ich sitze hauptsächlich am rechten Ende der Bar und halte Hof und stehe nur auf, um zu bedienen oder respektvolle Aufmerksamkeit zu zollen, wenn ein Promi, Fußballer, Schurke oder eine sehr aufregende Lady (und das sind sie alle) das Etablissement betritt. Am Ende meiner Schicht springe ich noch schnell in Randolphs Laden und sacke einen ganzen Packen Schwulenpornos ein, die als anonymes Geschenk an einen alten Kumpel gehen werden. Dann begebe ich mich auf ein Bier in eine nichts sagende Kaffeebar. Wenn ich Feierabend mache, will ich was anderes sehen als den beschissenen Club, das ist das soziale Äquivalent zu nem schönen Bad. Diese Bar hier ist genau richtig, ein Monument unserer Einfallslosigkeit, fade wie Ikea. Sie liegt in Soho, könnte aber sonstwo sein, wo es keinerlei individuellen Charakter mehr gibt.

Ich bin ein bisschen von der Rolle und daher überrascht, dass ich anscheinend ohne große Mühe eine Eroberung gemacht hab. Ich hätte gedacht, das Timing wär denkbar ungünstig. Ich hatte beinahe schon wieder begonnen, mich dumm und schwach zu fühlen. Schwach genug, um mir mit Croxy die Kante zu geben, als würde die Tatsache, dass ich den Van und die Bude und die Muskelkraft dieser Fotze für meinen Umzug in Anspruch nehme, ihn dazu berechtigen, mich mit Chemie zu verseuchen. Der ist zu nichts zu gebrauchen, die sind alle zu nichts zu gebrauchen. Wie diese bestusste kleine Scheißnutte Tanya, die in King’s Cross versackt, während ich alles arrangiert hab, um sie in den Club reinzubringen, damit sie sich ein paar Freier mit richtig Cash aufreißt. Schwach. Und mit fortschreitendem Alter wird eine solche Schwäche zum teuren Luxus.

Aber genug der Selbstzerfleischung, schließlich hab ich die Schicht gut überstanden und bin jetzt in einer Bar in Soho, und zwar mit einem aufgekratzten und hübschen Mädchen namens Rachel, das ein Kostüm trägt. Rachel arbeitet in einer Werbeagentur, hat gerade eine wichtige Präsentation hinter sich gebracht, weshalb sie ein bisschen angeheitert ist, und sagt dauernd ›Meine Güte!‹. Ich hab an der Bar Blickkontakt zu ihr hergestellt, anschließend Nettigkeiten ausgetauscht, ein Lächeln gab das andere, und schon hab ich sie von ihrem besoffenen Rudel getrennt. Natürlich wird meine eigene Bleibe in Islington gerade renoviert, und ich bin gezwungen, in der miesen Einzimmerwohnung eines Freundes zu nächtigen. Ich danke Gott für den Armani-Anzug, ist jeden Penny wert. Und als ich vorschlage, zu ihr nach Camden zu gehen, sagt sie: – Du meine Güte, meine Mitbewohnerin hat heute Freunde da.

Also muss ich meinen Stolz runterschlucken und dem Knaben im Minicab die Adresse in E8 rausrücken. Wenigstens besitzt er den gottverdammten Anstand, uns überhaupt so weit raus zu fahren. Die Wichser in den schwarzen Taxis machen das nicht, oder wenn, dann sehen sie einen an, als wären sie beschissene Sozialarbeiter – alles nur für das Privileg, dass sie einem für fünf oder sechs popelige Meilen zwanzig Ocken aus der Tasche ziehen. Sogar dieser arabische oder türkische Heckenpenner hier labert was von fünfzehn.

Verstohlene Seitenblicke auf diese Rachel, wenn das Gespräch erlahmt, zeigen mir, dass ihre Erwartungen mit jeder Ampel, an der wir vorbeikommen, sinken. Trotzdem quasselt sie auf mich ein, und bei meinem unbarmherzigen Kater vom Wochenende fällt es mir zunehmend schwerer, mich zu konzentrieren. Außerdem zieht es einen irgendwie runter, wenn man eine abgeschleppt und ihn schon so gut wie drinstecken hat. Du nimmst sie mit nach Haus, und damit ist alles klar, dann ist sie fällig, aber das Ritual wird mit der Zeit so deprimierend. Zuerst kommt der Smalltalk, dann gehst du zu den Benny-Hill-Faxen über. Das schwerste, aber leider auch das oberste Gebot ist jetzt Zuhören. Es ist so wichtig, weil ihr eindeutig mehr daran liegt als mir, sich vorzumachen, die Sache hätte einen irgendwie sozialen Anstrich und sei (zumindest potenziell) mehr als ein bloßer Fick, mehr als reine animalische Lust. Ich persönlich würd am liebsten zu ihr sagen, halt die Klappe und raus aus der Hose da, wir sehen uns nie wieder, und wenn doch, werden wir den peinlichen Moment überspielen, indem wir uns ungerührt und desinteressiert stellen, während ich dabei hasserfüllt an die Laute denke, die du beim Ficken von dir gibst, und an deinen reuigen Gesichtsausdruck am nächsten Morgen. Und daran, dass es sowieso immer nur die negativen Erlebnisse sind, die sich abheben, die überhaupt im Gedächtnis haften bleiben.

Aber das muss ich mir verkneifen, denn jetzt gehen wir die Treppe rauf und betreten mein Wohnloch, wobei ich mich für das ›schreckliche Durcheinander‹ entschuldige, und sorry, dass ich nichts außer Brandy anzubieten hab, und auf ihr fortwährendes monotones Gelaber erwidere ich: – Ja, Rachel, ich bin ursprünglich aus Edinburgh, während ich uns die Getränke hole. Ich stelle erfreut fest, dass ein paar echte Brandygläser ausgepackt sind.

– Edinburgh ist einfach toll. Ich war vor ein paar Jahren zum Festival da. Wir hatten einen Riesenspaß, klärt sie mich auf, während sie einige der Plattenkisten durchsieht.

Das müsste für die Ohren von jemandem aus dem Sozialghetto strohdoof und verhasst klingen, aber es hört sich so konsensfähig an, als ich gerade lockend den Brandy im Glas herumschwenke. Ich bewundere ihre Anmut, den makellos reinen Teint und dieses breite Zahnpastalächeln, als sie sagt: – … Barry White … Prince … du hast einen superguten Musikgeschmack … hier steht ja lauter Soul und Garage-Zeug …

Und das kommt nicht nur vom warmen Feuer des Brandys, denn als sie ihr Glas von dem verdreckten Beistelltisch nimmt, fühle ich, wie der imaginäre Reißverschluss in meiner Magengrube sich zu öffnen beginnt, und denke JETZT. Jetzt ist der Moment, sich zu verlieben. Zieh einfach den verdammten Reißverschluss auf und lass dein liebendes Innenleben in suhliger Verzückung über euch zusammenschlagen, wenn ich wilder Stier und diese rinderwahnsinnige Kuh sich auf dem Love Boat einschiffen. Sich verblödet in die Augen sehen, Scheiße reden, Fett ansetzen. Aber nein. Ich tue, was ich immer tue, und setze auf Sex, um der Liebe den Boden zu entziehen, indem ich sie packe und dabei ihr theatralisches Entsetzen um des lieben Anstands willen genieße; schon knutschen wir, dann ziehen wir uns aus, dann kommt aneinander reiben, lecken, locken und ficken.

Allerdings hab ich vorher noch in Erfahrung gebracht, dass ihr Gehalt, ihre Stellung in der Firma und ihr sozialer Background nicht so beeindruckend sind, wie ich mir zunächst vorgestellt hatte. Sie ist ein Fick, weiter nichts. Es ist schon manchmal harte Arbeit, jemanden nicht kennen zu lernen.

Am Morgen nach einer kurzen Nacht geht es sofort weiter. Sobald ich steif bin, hüpfe ich wieder auf sie drauf, und als der 7.21-Express nach Norwich durch den Bahnhof Hackney Downs kachelt, als wollte er uns in einem Rutsch nach East Anglia mitnehmen, wibbeln und nageln wir schon, und sie schreit: – Oh mein Gott … Simon … Sei – meeeen …

Rachel schläft ein, und ich stehe auf. Ich hinterlasse ihr eine Notiz mit der Information, dass ich früh rausmusste und sie anrufen werde. Ich gehe ins Café auf der anderen Straßenseite und trinke einen Tee, während ich darauf warte, dass sie runterkommt. Der Gedanke an ihr hübsches Gesicht macht mich ein bisschen sentimental. Ich male mir aus, wieder nach oben zu gehen, vielleicht mit einem Blumenstrauß, ihr mein Herz zu öffnen, ihr ewige Liebe zu schwören, ihr Leben einzigartig zu machen, ihr Prinz auf dem weißen Ross zu sein. Männer haben da die gleichen Fantasien wie Frauen. Aber mehr ist nicht dahinter. Mich überkommt ein ekliges Verlassenheitsgefühl. Es ist leicht, jemanden zu lieben (oder zu hassen), der gerade nicht da ist, den wir kaum kennen, und darin bin ich Experte. Das größte Problem ist der andere Teil.

Dann beobachte ich wie ein Bulle bei einer Überwachung, wie sie aus der Haustür tritt. Ihre Bewegungen sind fahrig und eckig, als sie sich verzweifelt zu orientieren versucht und dabei aussieht wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen; hässlich, linkisch, reizlos, ein ganz anderes Mädchen als die hinreißende, alkoholunterstützte Ficknudel, die letzte Nacht mein Bett und damit für einen kurzen Augenblick mein Leben geteilt hat. Ich wende mich wieder dem Sportteil der Sun zu. – Ich finde, England müsste einen schottischen Manager haben, rufe ich Ivan, dem türkischen Inhaber, zu. – So einen wie Ronnie Corbett oder so.

– Ronnie Corbett, wiederholt Ivan mit einem Lächeln.

– Nen Jambo, sage ich und führe den heißen, gezuckerten Tee an die Lippen.

Als ich wieder oben bin, hat Rachel etwas von ihrem Duft zurückgelassen, der in dieser Muffbude hochwillkommen ist, und eine weniger willkommene Nachricht.

Simon,

schade, dass wir uns heute Morgen verpasst haben. Ich würde dich gerne wiedersehen. Ruf mich an.

Rachel. X

Autsch. Ist immer nett, jemanden abzuschießen, der noch sagt, dass er einen gerne wiedersehen möchte, denn unausweichlich kommt eine Zeit, in der man Schluss macht, weil er einen nie wieder sehenwill. Da ist es so doch weit angenehmer. Ich zerknülle den Zettel und schmeiße ihn in den Müll.

Ich kann Rachel auf meiner Matrix nicht so richtig unterbringen. In der ersten Zeit in London, als ich noch die Bude in Forest Gate hatte, war ich wild entschlossen, mich nach Westen vorzuarbeiten: Mädchen aus Essex, dann Nordlondonerinnen aus guter jüdischer Familie und schließlich Sloane Rangers. Die allerdings wissen, was sie wert sind. Während Erstere schon gegen kleine Aufmerksamkeiten zum Sex bereit sind und Zweitere gern Neurosen austauschen, ficken dir die Letztgenannten die Scheiße aus den Knochen, aber ihre Hand ist Prinz Überbiss versprochen. Die Ehen solcher verfickten, hochwohlgeborenen Fotzen aus zu Geld gekommenem, inzüchtigem Bauernadel werden immer arrangiert. Also hab ich den Debrett’s beiseite gelegt und mich wieder auf Hampstead konzentriert.

Jetzt ruft mich Tanya, die nicht mal unter ferner liefen in meiner Rangliste auftauchen würde, auf dem roten Handy an und sagt, sie käme vorbei. Ich stelle mir dieses totenschädelweiße Gesicht vor, das in den letzten Jahren etwa so viel Sonne gesehen hat wie Nosferatu, diese Lippen, so angeschwollen und wulstig wie nach einem missglückten Versuch, sie aufzuspritzen, ihr knochiges Fahrgestell, ihre Glupschaugen. Cracknutten; mit denen ist nix anzufangen. Ich pinne mir einen Fahrplan der Great Eastern Railway über mein Kopfende, und als sie kommt, ist alles an seinem Platz. Sie beichtet mir, dass dieses Sackgesicht Matt Colville sie gestern Abend aus der Bar geschmissen hat. Ihre großen Augen gieren nach Smack, nicht nach Schwanz. Ich wasch ihr erst mal den Kopf, was für eine undankbare Klunte sie ist, dass ich alles für sie arrangiert hatte und sie sich lieber für ein Tütchen oder einen Stein von irgendnem Stinkschwanz in irgendner Flohkiste am King’s Cross durchnudeln lässt, als ihrem Gewerbe in einem gepflegten Amüsierbetrieb in Soho nachzugehen. – Ich reiß mir für dich ein Bein aus, und was hab ich davon? Nichts! fahre ich sie an und frage mich, wie oft sie den Satz wohl schon von Eltern, Sozialarbeitern und Bewährungshelfern zu hören bekommen hat. Sie lässt meine Gardinenpredigt über sich ergehen, auf dem Sofa zusammengesunken, die Arme um den Körper geschlungen, und glotzt mich an, als wär ihre Kinnlade vom Schädel abgebrochen und hinge nur noch lose unter ihrer Haut.

– Aber der hat mich rausgeschmissen, ey, quengelt sie, – Colville, der hat mich voll rausgeschmissen.

– Kein Wunder, guck dich doch an. Du siehst aus wie ne Siffschleuder aus Glasgow. Wir sind hier in London, hier muss man nen gewissen Standard erfüllen. Bin ich denn der Einzige, der auf so was Wert legt?

– Tut mir so Leid, Simon …

– Ja ja, ist schon gut, Süße, säusele ich, ziehe sie von der Couch hoch und nehme sie, erstaunt über ihr Federgewicht, in die Arme. – Ich bin heute ein bisschen gereizt, ich hab ne unmögliche Woche hinter mir. Komm, leg dich ein bisschen zu mir … Ich ziehe sie aufs Bett und werfe einen Blick zu der Uhr auf dem Spind: 12.15. Ich betatsche sie, sehe, wie sich die Lippen verzerren, dann liegen die verstreuten Klamotten rum, ich bin auf ihr drauf und drin. Ihr Gesicht ist geradezu entstellt vor Unbehagen, und ich denke, wo bleibt der beschissene Zug?

12.21

Der beschissene Zug, beschissene Scheiß-Anglian-Railways oder wie dieser privatisierte Scheiß sich nennt … 12.22 … verdammte Fotzen, der müsste längst hier sein … – Oh, du bist so geil, Baby, fuck, du bist Dynamit, lüge ich anfeuernd.

– Urrrrgh … röchelt sie.

Fuck, wenn das alles ist, was sie zu bieten hat, sollte sie lieber Hamburger braten, denn dann hat sie in der Branche keine Zukunft.

Ich beiße die Zähne aufeinander und halte noch fünf quälende Minuten durch, bis der Scheißkerl um 12.27 endlich durch den Bahnhof säbelt und die Bude in den Grundfesten erschüttert, woraufhin sie ihre ewig währende Liebe rausschreit.

– Starkes Finish, bescheinige ich ihr. Ich versuche hier einen alten Trainertrick von Terry Venables: es nicht zu kompliziert machen, sie an ihre Stärken erinnern. Positive Ansprache, kein Rumbrüllen oder Ausrasten. – Wir müssen noch ein bisschen mehr Einsatz zeigen. Ich sag dir das in deinem eigenen Interesse.

– Danke, Simon, sagt sie lächelnd und zeigt mir dabei diesen nicht überkronten, abgebrochenen Zahn.

– Jetzt muss ich dich leider rausschmeißen, die Arbeit ruft.

Ihr Gesicht zieht sich wieder ein bisschen in die Länge, aber sie steigt in ihre Klamotten, das ist praktisch ein einziger elender Handgriff. Ich geb ihr einen Zehner für Kippen und Fahrgeld, dann sagt sie brav auf Wiedersehen und schleicht sich raus.

Als sie weg ist, suche ich den Schwung Schwulenpornos zusammen, den ich gestern in Soho mitgenommen hab. Ich schiebe sie in einen gepolsterten Umschlag und adressiere ihn:

FRANCIS BEGBIE

HÄFTLING NR. 6892BK

HMP SAUGHTON

SAUGHTON MAINS

EDINBURGH, SCHOTTLAND

Ich hab immer welche auf Lager für meinen alten Kumpel Begbie, die ich jedes Mal verschicke, wenn ich in Schottland zu tun hab, damit er den heimatlichen Poststempel sieht, wenn er sie erhält. Ich frag mich, wen er wohl verdächtigt, wahrscheinlich die gesamte Region Lothian. Gehört alles mit zu meinem kleinen Privatkrieg gegen meine Heimatstadt.

Mit einer großzügigen Portion Gibbs SR bürste ich mir die siffigen Rückstände von Tanya aus dem Mund und springe dann unter die Dusche, um die letzten Rückstände dieses Seuchenkessels, in dem ich da gerührt hab, von meinen Genitalien zu schrubben. In dem Moment klingelt natürlich prompt das Telefon, und es ist eine meiner Schwächen, dass ich es ums Verrecken nicht klingeln lassen kann, und der Anrufbeantworter ist nicht eingeschaltet. Ich hülle mich in ein Handtuch und gehe dran.

– Hallo, Simon, Junge …

Es dauert ein, zwei Sekunden, bis mir klar wird, wem die Stimme gehört. Es ist meine Tante Paula aus Edinburgh.

4

›… hingeschluderte Handjobs …‹

Jedes Mal, wenn ich wieder mein Studienfach wechsle, komme ich mir noch mehr wie eine Versagerin vor. Aber für mich sind Studienfächer wie Männer; selbst an den faszinierendsten verliere ich über kurz oder lang das Interesse. Jetzt ist Weihnachten vorbei, und ich bin wieder solo. Das Studienfach zu wechseln ist immerhin nicht ganz so niederschmetternd, wie die Bildungseinrichtung ganz zu wechseln oder in eine andere Stadt umzuziehen. Und ich beschwichtige mich mit dem Gedanken, dass ich immerhin schon seit einem Jahr die Universität von Edinburgh besuche, na ja, fast einem Jahr. Es war Lauren, die mich überredet hat, von der Literaturwissenschaft zu Film- und Medienwissenschaft zu wechseln. Film ist heute das, was früher die Literatur war, hat sie aus irgendeiner dämlichen Zeitschrift zitiert. Ich hab ihr natürlich gesagt, was die Leute heute an Erzählformen kennen, hätten sie weder aus der Literatur noch aus dem Film, sondern aus Videospielen. Nichtlineare Erzählstrukturen. Wenn wir wirklich so hip und radikal und risikofreudig wären, würden wir uns jetzt gerade in Johnnys Spielparadies auf der South Side mit anämischen Schulschwänzern um die Plätze an den Automaten zanken.

Irgendeinen Teilbereich der Literaturwissenschaft muss ich allerdings beibehalten, und ich habe mich für schottische Literatur entschieden, da ich Engländerin bin, und alles, was eigentlich unvereinbar ist, immer Grund genug ist, es erst recht zu machen.

McClymont lehrt vor dem versprengten Häuflein von Patrioten und MöchtegernschottInnen (Gott, letztes Jahr gehörte ich selbst noch dazu, bloß weil irgendeine Urgroßmutter, die ich nie kennen gelernt hab, mal in Kilmarnock oder Dumbarton die Ferien verbracht hat … Na ja, man wird älter, man wird reifer, will ich hoffen). Ich kann richtig die Dudelsack-Untermalung hören, wenn er seine nationalistische Propaganda verbreitet. Warum tu ich mir das an? Natürlich wieder Laurens Idee, sie meint, da käm man billig an seine Scheine.

Mein Kaugummi schmeckt metallisch, und das Kauen ist so anstrengend, dass mein Kiefer schmerzt. Ich nehme ihn raus und klebe ihn unter mein Pult. Ich hab richtigen Hunger. Ich hab letzte Nacht mit hingeschluderten Handjobs zweihundert Pfund verdient. Männern unterm Handtuch einen runtergeholt. Diese feisten roten Gesichter, die dich ungeniert anstarren, während du durch sie durchsiehst und die Gesichter schneidest, von denen du glaubst, dass sie sie anmachen: eiskaltes, berechnendes Aas, das kleine Mädchen mit offenem Mund, weiß der Teufel. Es ist alles so weit weg, so abgekoppelt – erinnert mich daran, wie mein Bruder und ich immer unseren Hund Monty gewichst haben, um dann zuzusehen, wie er versuchte, sich am Sofa einen abzurubbeln.

Mir kommt der Gedanke, wie unnatürlich es wäre, Handjobs gut zu machen, dann denke ich an Schwänze, und schon kommt McClymont zum Schluss. Lauren hat seitenweise Notizen zur schottischen Diaspora. Ross, der amerikanische Möchtegern-Highlander, der vor uns sitzt, hat wahrscheinlich eine Latte in seinen Levi’s, so eifrig, wie er eine Seite nach der anderen mit Schauergeschichten über englische Gräueltaten und Ungerechtigkeiten voll kritzelt. Wir knallen unisono unsere Ringbücher zu und stehen auf. Als ich rausgehe, sucht McClymont Blickkontakt mit mir. Was für ein Eulengesicht. Stockdumm. Ich weiß nicht, was Ornithologen dazu sagen, aber alle, die sich mit den richtig bösen Vögeln auskennen – Falkner und so weiter –, können einem sagen, dass Eulen keineswegs weise sind, das sind die dämlichsten von allen Raubvögeln.

– Miss Fuller-Smith, kann ich Sie einen Augenblick sprechen? sagt er steif. Ich wende mich ihm zu, streiche mir das Haar aus dem Gesicht und klemme es hinter die Ohren. Es gib viele Männer, die instinktiv darauf ansprechen, wenn man das macht: Jungfrauenopfer. Dieser Akt, das Zurückschlagen des Brautschleiers, das Öffnen. McClymont ist ein zynischer, schrumpliger Alkoholiker und daher geradezu prädestiniert, darauf anzuspringen. Ich bleibe etwas zu dicht vor ihm stehen. Das zieht immer bei im Grunde schüchternen, aber geilen Männern. Hat bei Colin prima geklappt. Ein bisschen zu gut vielleicht.

Die permanent verschreckt guckenden, dunklen Augen hinter den Brillengläsern beginnen noch heftiger zu flackern. Dieses schüttere, wie elektrisiert abstehende Haar scheint sich noch einen Zentimeter mehr aufzustellen. Der Anzug mit den lächerlichen Schulterpolstern füllt sich, als er sich unwillkürlich aufplustert. – Ich fürchte, mir fehlt noch immer Ihr Essay fürs zweite Semester, sagt er mit einem etwas hämischen Unterton.

– Das liegt daran, dass ich ihn nicht geschrieben hab. Ich musste nachts arbeiten? sage ich lächelnd.

McClymont ist entweder so erfahren (wie er einen gern glauben machen möchte), oder sein Hormonpegel steht derart tief, dass er sich schnell wieder in der Gewalt hat, und er nickt ernst. – Am nächsten Montag, Miss Fuller-Smith.

– Nikki, sage ich grinsend mit einer schnellen Kopfbewegung zur Seite.

– Nächsten Montag, grunzt McClymont und beginnt zusammenzupacken: Seine langen, knotigen Finger raffen hastig die Blätter zusammen und stopfen sie in seine Aktentasche.

Ganz egal, was man gewinnen will, man muss dabei hartnäckig bleiben. Ich bleibe hartnäckig. – Ich fand die Vorlesung wirklich sehr, sehr, sehr interessant, strahle ich ihn an.

Er hebt den Kopf und grinst verschlagen. – Schön, sagt er knapp.

Ich erröte freudig bei diesem kleinen Sieg, als Lauren und ich auf dem Weg zur Mensa sind. – Wie sieht’s in diesem Filmkunde-Seminar aus? Kommt da irgendwer in Frage?