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Das Buch beschreibt die Probleme des Geldsystem ohne zu dramatisieren. Es erklärt, wie es zu dem heutigen reinen Papiergeldsystem kam, das es der Europäischen Zentralbank ermöglicht, Geld in unbegrenztem Umfang herzustellen. Es begründet, warum es negative Zinsen eigentlich nicht geben kann. Kritisch diskutiert wird die Deregulierung der Finanzwirtschaft, die Abschaffung des Bargeldes und die Höhe der Verschuldung, die nur noch durch Inflation abgebaut werden kann. Der Staat wird seiner Verantwortung für das Geldsystem nicht gerecht.
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Seitenzahl: 173
Veröffentlichungsjahr: 2020
Meiner lieben Frau
Vorwort
Einleitung
Die Geschichte des Geldes
Das Geldwesen und der Staat
Der Bitcoin
Die Geldüberweisung und das europäische TARGET 2
Der Zins
Die Zwangsläufigkeit steigender Schulden im reinen Papiergeldsystem
Die Zwangsläufigkeit steigender Preise
Die Inflation der Konsumgüterpreise
Die Assetinflation
Die Assetinflation in den USA durch niedrige Zinsen
Die Assetinflation in Deutschland durch niedrige Zinsen
Die Probleme der quantitativen Lockerung
Die Finanzkrise 2008
15 .Die Eurokrise 2010
Die Coronakrise 2020
Die Instabilität des Geldsystems
Die Spekulation
Das Problem der hohen Schulden
Die Macht des Dollar
Der Euro
Zusammenfassung und Fazit
Stichwortverzeichnis
Man hat den Eindruck, als sei die Welt des Geldes aus den Fugen geraten. Die Zentralbanken stellen Unmengen an Geld her und die Schulden steigen ins Uferlose. Die Frage, welche Folgen das hat, ist schwer zu beantworten. Die Welt des Geldes ist kompliziert. Um sie zu verstehen, muss man sich intensiv mit ihr auseinandersetzen und bereits sein, sich mit wichtigen Details zu beschäftigen. Dazu möchte das Buch eine Hilfe sein.
In der Welt des Geldes sind insbesondere folgende Wissensgebiete von Bedeutung: Die Volkswirtschaft, das Recht und die Psychologie. Es gibt eine Vielzahl von Akteuren: Die Zentralbank, die Banken, der Staat, die Politik, die Unternehmen, die Privathaushalte und das Ausland. Die Welt des Geldes ist ein großes Spielfeld mit vielen Spielern, die sich gegenseitige beeinflussen und deren Verhalten unberechenbar ist. Dies macht Prognosen unmöglich.
Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, war die Coronakrise nicht absehbar. Ich war bei meinen Überlegungen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Finanzwirtschaft im Verhältnis zur Realwirtschaft die größere Bedeutung hat. Es galt die Devise, durch den Kauf von Aktien und Finanzprodukten das Vermögen zu mehren. Ich hatte mir die Frage gestellt, was im Extremfall wohl passieren würde, wenn alle nur Aktien und Finanzprodukte kaufen und dadurch zu Reichtum kommen. Niemand, so meine Schlussfolgerung, würde mehr arbeiten und es würden keine Güter produziert. Der Reichtum würde im Ergebnis nichts nützen, wenn es keine Güter zu kaufen gäbe. Dann kam die Coronakrise. Sie hat plötzlich vor Augen geführt, wie wichtig die Produktion von Gütern und somit die Realwirtschaft ist.
Als Chef einer Stadtverwaltung hatte ich stets mit Geld zu tun. Nach dem Eintritt in den Ruhestand haben mich Grundsatzfragen rund um das Geld beschäftigt und ich musste feststellen, dass das Geld keine einfache Sache ist. Ich habe lange gebraucht, um durch das Dickicht der Welt des Geldes durchzusteigen. Um dem Leser das Verständnis zu erleichtern, habe ich, wo es mir angebracht erschien, einfache Fallbeispiele gebildet. So kann man zum Beispiel das schwierige Problem der Targetsalden – ein Problem des Euro - besser verstehen, wenn man sich konkret vorstellt, wie Geldüberweisungen ablaufen.
Im Finanzwesen wird vielfach mit englischen Fachausdrücken gearbeitet. Soweit ich diese Fachausdrücke benutze, habe ich sie übersetzt oder erläutert. Ein weiterer Hinweis: Ich empfehle, das Buch in der Reihenfolge der Kapitel zu lesen, da jedes Kapitel auf dem vorhergehenden aufbaut. Und noch etwas: Das Buch ist kein Roman, den man in einem Zug liest. Der Leser sollte sich für die Lektüre etwas Zeit nehmen und sich eigene Gedanken machen. Das Geld ist, was ich gerne zugebe, eine trockene Materie. Aber es hat auch spannende Momente. Es gibt Finanztricks, über die man nur staunen kann.
Ich habe mit der Geschichte des Geldes begonnen. Das heutige Geldsystems kann man besser verstehen, wenn man seine geschichtliche Entwicklung kennt. Auch ansonsten bietet die Geschichte viel Lehrreiches, wenn es etwa um Themen wie Finanzkrise oder Inflation geht.
Meine Überlegungen habe ich aus langfristigen Statistiken abgeleitet. Ich habe überwiegend amerikanische Statistiken gewählt, da diese ununterbrochene Zeitreihen aufweisen, während die deutschen Statistiken durch Änderung des Währungsraums (Wiedervereinigung) und der Währung (Euro) unterbrochen sind und mir weniger geeignet erschienen.
Gifhorn, im September 2020
In der Welt des Geldes spielt die menschliche Natur eine entscheidende Rolle. Die Natur ist unveränderlich. Das wussten schon die alten Römer. Du magst die Natur mit Gewalt vertreiben, so hieß es bei ihnen, sie wird wieder zurückkommen.
Der Mensch ist von Natur aus eigennützig, was auf den Selbsterhaltungstrieb zurückgeführt werden kann. Er sucht den eigenen Vorteil. Wer etwas kauft, will möglichst wenig bezahlen. Wer etwas verkauft, will einen möglichst hohen Preis erzielen. Der Verkäufer nutzt ein knappes Angebot aus und fordert einen hohen Preis. Der Käufer nutzt ein hohes Angebot aus und sucht nach dem Angebot mit dem niedrigsten Preis. Das Gesetz, wonach Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, kann durch Höchstpreisvorschriften nicht außer Kraft gesetzt werden. Nach Aufhebung der Höchstpreisvorschriften bricht es sich umso stärker Bahn – die Natur kommt halt wieder zurück. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt auch für das Geld. Der Preis für das Geld sind die Zinsen. Ist das Angebot an Geld hoch, sind die Zinsen niedrig und umgekehrt.
Die Suche nach dem eigenen Vorteil spiegelt sich auch in dem menschlichen Bestreben wider, möglichst ohne Arbeit zu Geld zu kommen. Glücksspiel und Wetten hat es schon immer gegeben. Die Unternehmen der Finanzwirtschaft bieten heute Finanzwetten in vielfältiger Form an.
Eine weitere naturgegebene Eigenschaft des Menschen ist das Herdenverhalten, das sich auch in der Welt des Geldes zeigt. Es ist entwicklungsgeschichtlich zu erklären. Früher konnte der Mensch nur in der Gruppe überleben. Er musste sich dem Anführer der Gruppe unterordnen. Der Anführer war anerkannt und Vorbild. Auch heute ist zu beobachten, dass viele Menschen sich Prominente zum Vorbild nehmen und deren Auffassungen übernehmen.
Die Psychologie ist von großer Bedeutung. Das Verhalten des Menschen ist zu einem großen Teil von Stimmungen geprägt. Das gilt auch für das Verhalten an der Börse, das häufig rational nicht zu erklären ist.
Bevor wir nun in die Welt des Geldes eintreten, müssen wir festlegen, was wir unter Geld verstehen wollen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Geldbegriff in einem weiten Sinne verwendet. Wenn es heißt, jemand habe viel Geld, so kann das bedeuten, er sei Fabrikbesitzer oder er habe ein großes Aktienpaket. Hier wird der Begriff „Geld“ im Sinne von „Vermögen“ oder „Vermögenswert“ verwendet. Auch ist zuweilen von Geldvermögen die Rede. Geld im engeren Sinne ist etwas anderes. Es ist ein Zahlungsmittel. Ein Schuldner benötigt Geld, um seine Schuld bezahlen zu können. Ihm hilft es nicht, wenn er ein großes Aktienpaket hat, aber keine Zahlungsmittel. Er muss seine Aktien - gegebenenfalls mit Verlust - verkaufen und sein Vermögen „liquidieren“, um „liquide“ zu sein. Zahlungsmittel sind die Banknote und die Gutschrift auf dem Girokonto.
Geld ist außerdem ein Wertbestimmungsmittel. Es ist der Messstab zur Bewertung von Gütern (Waren und Dienstleistungen) sowie von Vermögensgegenständen (Immobilien, Aktien, Gold). Der Messstab muss wie jeder andere Messstab (Längenmaß, Gesichtsmaß) stabil sein. Die Wertbezeichnung des Geldes – der Geldbetrag – ist stabil. Es ist eine nominale Stabilität. Nicht stabil ist das, was mit dem Geld gemessen wird, also der Wert der Güter und Vermögensgegenstände. Diese Werte, die mit einem Preis bezeichnet werden, schwanken mehr oder weniger stark.
Schließlich ist Geld ein Wertaufbewahrungsmittel. Wer eine Arbeit geleistet und dafür Geld erhalten hat, möchte auch nach längerer Zeit mit dem Geld etwas kaufen können, das dem Wert seiner Arbeit entspricht.
Im folgenden verwende ich den Begriff „Geld“ nur im engeren Sinne, vor allem als Zahlungsmittel.
In der Frühzeit der Menschheit gab es den Tauschhandel. Der Bauer, der vom Viehhändler eine Kuh erwarb, gab dem Viehhändler zum Beispiel zwei Schafe. Die Aufzucht der Kuh und der Schafe war mit Arbeit verbunden. Es wurden im Prinzip zwei Arbeitsleistungen, die als gleichwertig angesehen wurden, getauscht. Der Tauschhandel wurde schon früh durch die Bezahlung mit Geld abgelöst.
Geld war ursprünglich eine Sache, etwa eine wertvollen Muschel. Die Muschel musste gesucht werden und dies war mit Arbeit verbunden. Die Herstellung des Geldes beruhte wie der Tauschgegenstand auf Arbeit. Der Bauer bezahlte die Kuh nun mit Muscheln anstatt mit Schafen. Um die notwendigen Muscheln zu bekommen, musste er Schafe gegen Muscheln verkaufen oder aber selbst Muscheln suchen. In beiden Fällen musste er eine Arbeitsleistung erbringen. Schließlich entstand das Münzgeld. Münzen bestanden aus Gold (Silber), dessen Gewinnung außerordentlich arbeitsintensiv war - und immer noch ist. Wie sich zeigt, war Arbeit die Grundlage des Geldes. Heute wird Geld ohne Arbeit durch eine Buchung auf einem Bankkonto hergestellt. Geld ist insoweit nichts Stoffliches mehr und auch die Arbeit besteht infolge der Automatisierung immer weniger aus Tätigkeiten ohne stofflichen Bezug (Forschung, Entwicklung, Erziehung, etc.), sodass der Zusammenhang zwischen Geld und Arbeit nicht immer leicht erkennbar ist. Um den Zusammenhang zu verstehen, werfen wir einen Blick in die weitere Geschichte der Entwicklung des Geldes.
Wer Goldmünzen besaß, lief Gefahr, dass er beraubt wurde. Er gab sie gegen Zahlung einer Gebühr zur Aufbewahrung an einen Goldschmied, der über einen Tresor verfügte. Die Tätigkeit der Aufbewahrung von Münzen wurde von den Banken übernommen. Die Banken stellten über die erhaltenen Münzen eine Quittung aus, die eine Forderung gegen die Bank auf Rückgabe der Münzen verkörperte. Wenn jemand Geld benötigte, holte er seine Münzen zurück. Es wurde üblich, dass die Münzen nicht zurückgeholt wurden, sondern dass der Einfachheit halber mit den Quittungen bezahlt wurde. Die Quittungen, auch Zettel genannt, wurden neben den Goldmünzen zum Zahlungsmittel und damit zu Geld.
Mit den Zetteln war eine zusätzliche Art von Geld entstanden. Das Neue an diesem Geld war, dass es nicht aus wertvollem Material bestand, sondern aus einer Forderung und dass es nicht wie die Goldmünze von einer staatlich konzessionierten Münzprägeanstalt herausgegeben wurde, sondern von einer privaten Bank, der Zettelbank.
Nun geschah etwas Entscheidendes. Die Zettelbanken stellten fest, dass die Zettelbesitzer überwiegend mit Zetteln zahlten und nur in geringem Umfang ihre Münzen zurückholten. Da die Zettelbanken im Besitz großer Mengen an Münzen waren, kamen sie auf die Idee, zusätzliche Zettel herzustellen und als Kredit zu vergeben, da ihre Münzen ausreichten, um den relativ geringen Forderungen auf Auszahlung von Münzen zu entsprechen. Die zusätzlich hergestellten Zettel waren losgelöst vom offiziellen Münzgeld und entstand ohne Arbeitsleistung. Wer jedoch einen Kredit auf der Grundlage des zusätzlich hergestellten Geldes erhielt, musste arbeiten, um Geld zu erhalten und um den Kredit zurückzahlen zu können. An diesem einfachen Beispiel zeigt sich, dass für das Geld, auch wenn es ohne Arbeitsleistung entstanden war, eine Arbeitsleistung erbracht werden musste und dass es einen Zusammenhang zwischen Geld und Arbeit gibt. Das Geld erfordert eine Arbeitsleistung, die entweder vor seiner Herstellung - Muschelsuche, Goldgewinnung - oder nach seiner Herstellung erbracht werden muss.
Mit den zusätzlichen Zetteln kam mehr Geld in Umlauf als Goldmünzen bei den Banken vorhanden waren. Das vorhandene Geld war nur zum Teil durch Goldmünzen gedeckt. Da meistens mit Zetteln bezahlt wurde, fiel dies nicht auf. Die Zettelbesitzer wussten von der Ausgabe der zusätzlichen Zettel nichts und glaubten, die Bank werde alle Zettel mit Münzen auszahlen können. Dieser Glaube war entscheidend, da er verhinderte, dass alle Zettelbesitzer die Auszahlung von Münzen verlangten und sich herausstellte, dass die Zettelbank hierzu nicht in der Lage war.
Die Ausgabe der zusätzlichen Zettel war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum heutigen reinen Papiergeldsystem. Geld entstand – und entsteht auch heute – vor allem durch Kreditvergabe der Banken.
Die Zettelbanken erhielten durch die Verleihung von zusätzlich hergestelltem Geld zusätzliche Zinsforderungen und konnten ihren Gewinn auf einfache Weise steigern. Einige Zettelbanken haben es mit der Herstellung von zusätzlichem Geld derart übertrieben, dass sie zu wenig Münzen hatten und die Forderungen auf Auszahlung von Münzen nicht erfüllen konnten, sodass sie zahlungsunfähig wurden.
Um Zahlungsunfähigkeiten vorzubeugen, wurde den Zentralbanken die Herstellung von Zettel untersagt. Die Befugnis zur Herstellung von Zetteln wurde zentralisiert und auf eine einzige Bank übertragen. Diese Bank war die Zentralbank. Die von ihr ausgestellten Zettel wurden als Banknoten bezeichnet, weshalb die Zentralbank auch Notenbank genannt wurde - und auch heute noch so genannt wird. Wenn eine Bank nun einen Kredit vergeben wollte, musste sie sich Banknoten von der Zentralbank besorgen, und zwar durch einen Kredit.
Die Zentralbank deckte ihre Banknoten mit Gold. Sie verpflichtete sich zur Auszahlung einer gewichtsmäßig bestimmten Menge Gold. Die Aufschrift auf einer 1.000 Mark Banknote aus dem Jahre 1910 lautete, dass die Reichsbankhauptkasse in Berlin dem Einlieferer der Banknote 1.000 Mark – eine bestimmte Menge Gold – zahlt. Die damalige Mark war eine goldgedeckte Währung.
Doch auch die Menge an Gold im Bestand der Zentralbank war geringer als die auf den Banknoten ausgewiesene Menge Gold. Die Banknoten waren nur zum Teil durch Gold gedeckt. Der Anteil der Golddeckung - die Golddeckungsquote – konnte leicht geändert werden. Bei hohen Staatsausgaben brauchte der Staat viel Geld, das die Zentralbank herstellte. Wenn die Zentralbank nicht über entsprechende Mengen an Gold verfügte, wurde die Golddeckungsquote reduziert. Auf diese Weise wurde der Vietnamkrieg in den 1960er Jahren durch die USA finanziert. Die Folge war, dass die USA die Golddeckung des Dollar nicht halten konnten und die Golddeckung 1971 völlig abschafften. Seither ist der Dollar und sind die meisten Währungen reine Papiergeldwährungen.
Die Zentralbank einer reinen Papiergeldwährung kann Banknoten ohne Gold und daher in beliebigem Umfang herstellen. Sie hat insofern eine machtvolle Stellung. Da sie nicht zur Auszahlung von Gold und somit dem Besitzer der Banknote zu nichts verpflichtet ist – auf den Euro-Banknoten befindet sich keine Verpflichtungserklärung - kann sie folglich nicht in die Lage kommen, eine Verpflichtung nicht erfüllen zu können. Sie kann somit nicht zahlungsunfähig werden.
Wenn die Banknote keine Forderung verkörpert und somit nur ein Stück Papier ist, stellt sich die Frage, worin ihr Wert besteht. Bei der goldgedeckten Banknote hatte ihr Besitzer eine verbriefte Forderung auf Gold. Beim reinen Papiergeld bleibt ihm nicht anderes übrig als daran zu glauben, dass er mit der Banknote Güter kaufen kann. Der Wert der Banknote besteht im Glauben an die Kaufkraft. Die Kaufkraft setzt voraus, dass es Güter zu kaufen gibt. Güter können nur durch Arbeit entstehen. Kaufkraft kann es somit nur durch Arbeit geben. Je mehr Arbeit – geistige oder körperliche Arbeit - geleistet wird, um eine Banknote zu erhalten, umso höher ist ihre Kaufkraft. Auch hier zeigt sich wieder der Zusammenhang zwischen Geld und Arbeit. Der Zusammenhang sei durch eine einfache Überlegung verdeutlicht: Gäbe es Geld für alle gratis, würde niemand arbeiten. Da niemand arbeitet, würden keine Güter produziert. Für das Geld könnte man nichts kaufen, da es nichts zu kaufen gibt. Das Geld hätte keine Kaufkraft.
Der Wert des auf Glauben beruhenden Papiergeldes ist leichter zu erschüttern als das Geld, das auf Gold und damit auf erkennbar geleisteter Arbeit beruht. Um den Glauben an das Papiergeld zu erhalten, kaufen die Zentralbanken hin und wieder Gold, was aber wegen der relativ geringen Menge nur psychologisch-symbolische Bedeutung hat. Geht der Glaube an die Banknote verloren, akzeptiert der Verkäufer die Banknote nicht und er verkauft nichts. Es kann dann zum Rückfall in den archaischen Tauschhandel kommen wie nach dem zweiten Weltkrieg, als mit Waren bezahlt wurde, zum Beispiel mit Zigaretten (Zigarettenwährung).
In der Geschichte des Geldes gab es ein weiteres Mal etwas Entscheidendes: Das Buchgeld. In gleicher Weise wie der Besitzer der Goldmünze diese bei der Bank einzahlte und einen Zettel erhielt, zahlte der Besitzer die Banknote bei der Bank ein. Die Bank buchte die Einzahlung auf dem Girokonto - daher die Bezeichnung Buchgeld - und der Einzahlende erhielt einen Kontoauszug gleichsam als Quittung. Von dem Girokonto kann das Buchgeld auf andere Girokonten bei derselben Bank oder auf Girokonten bei anderen Banken übertragen werden, das heißt es kann über die Girokonten in Umlauf gebracht werden (giro ital. Umlauf), daher auch die Bezeichnung Giralgeld. Der Einzahlende konnte - und er kann es auch heute noch - zur Bank gehen, um die Auszahlung von Banknoten zu fordern so wie früher der Besitzer eines Zettels zur Zettelbank ging, um die Auszahlung von Goldmünzen zu fordern. Es wurde allgemein üblich, der Einfachheit halber mit Buchgeld zu zahlen, zunächst per Überweisungsformular oder per Scheck (Euroscheck), später per Karte, Computer und Smartphone. Wie die Zettel wurde das Buchgeld zum Zahlungsmittel und damit zu Geld.
Wie die früheren Zettelbanken, die zusätzliche Zettel herstellten, ohne im Besitz von Goldmünzen zu sein, kamen nun auch die Banken auf die Idee, zusätzliches Buchgeld durch Kreditvergabe herzustellen, ohne im Besitz von Banknoten zu sein. Die Banken vergaben – und tun dies auch heute – einen Kredit einfach dadurch, dass sie den Kreditbetrag auf dem Girokonto des Kreditnehmers buchen. Diese Art der Kreditvergabe wurde dadurch möglich, dass jeder ein Girokonto erhielt. Vorher gab es das Geld überwiegend als Banknote. Der Arbeiter erhielt seinen Lohn mit Banknoten in der Lohntüte und der Rentner Banknoten am Postschalter. Bei diesem Barzahlungssystem benötigten die Banken Banknoten und waren, um Kredite vergeben zu können, darauf angewiesen, dass es viele Sparer gab, die ihre Banknoten bei ihnen einzahlten. Sie propagierten das Sparen (Weltspartag). Sie waren Vermittler von Geld zwischen Sparer und Kreditnehmer (Finanzintermediäre). Dies ist heute anders. Die Banken benötigen die Banknoten der Sparer nicht, da sie das für die Kreditvergabe benötige Geld als Buchgeld selbst herstellen. Dieses gleichsam aus dem Nichts hergestellte Geld wird auch Fiat-Geld genannt – eine Anspielung auf die biblische Schöpfungsgeschichte, wonach Gott die Welt erschuf indem er sprach: Es werde!, lateinisch Fiat! Dadurch dass die Banken das Geld selbst herstellen können, ist eine Situation entstanden wie sie zur Zeit der Zettelbanken vor der Einrichtung der Zentralbank bestand, in der die Zettelbanken das Geld herstellten.
Die Banken sind, da sie das Geld selbst herstellen können, relativ unabhängig von der Zentralbank. Sie bestimmen durch die Geldherstellung im wesentlichen die Geldmenge. Damit ist wieder – wie bei den Zettelbanken - die Gefahr entstanden, dass eine Bank zahlungsunfähig wird, wenn sie, ohne im Besitz von Banknoten zu sein, zu hohe Mengen an Buchgeld herstellt und von ihr die Auszahlung großer Mengen an Banknoten verlangt wird.
Um der Gefahr der Zahlungsunfähigkeit einer Bank vorzubeugen wäre es denkbar, die Banken zu verpflichten, für das bei ihr vorhandene Buchgeld die entsprechende Menge an Banknoten vorzuhalten. Das Buchgeld wäre durch Banknoten voll gedeckt. Es wäre „Vollgeld“. Ein solches „Vollgeld“ wird angesichts der Finanzkrise 2008 gefordert. Zwar sind die Banken verpflichtet, eine Mindestreserve an Banknoten oder als Gutschrift auf ihrem Konto bei der Zentralbank zu halten. Die Gutschrift ist gleichbedeutend mit Banknoten, da die Zentralbank die Gutschrift jederzeit in Banknoten umtauschen kann. Die Mindestreserve ist jedoch recht gering Um die Zahlungsunfähigkeit der Banken zu vermeiden, ist die Kreditvergabe durch bestimmte Anforderungen an das Eigenkapital der Banken begrenzt (Bankenregulierung nach Basel I bis IV).
Wie früher die Goldmünze und das Zettelgeld gibt es wieder zwei Arten von Geld: Das Bargeld – früher die Goldmünze - und das Buchgeld - früher der Zettel. Das Bargeld bedeutet den unmittelbaren physischen Besitz von Banknoten, während das Buchgeld eine Forderung gegen die Bank auf Banknoten beinhaltet. Der Besitz einer Sache ist etwas anderes als eine Forderung auf eine Sache. Der unmittelbare Besitz ist im Ernstfall sicherer als eine Forderung, von der nicht sicher ist, ob sie erfüllt wird. Eine Forderung gegen die Bank nutzt nichts, wenn die Bank pleite geht und die Bank keine Banknoten auszahlen kann. Zeichnet sich eine Bankenpleite ab, verlangen die Menschen die Auszahlung von Banknoten und es kommt zu einem Run auf die Bank.
Es gibt Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen. Über die wahren Hintergründe dieser Bestrebungen kann man nur Vermutungen anstellen. Denkbar ist, dass die Banken ein Interesse an der Abschaffung haben, weil ihre Stellung im Geldsystem aufgewertet würde. Das Geld wäre voll in der Hand der Banken und damit voll privatisiert. Geld gäbe es nicht mehr als Banknoten der Zentralbank, die in Deutschland ein staatliche Institution ist. Auch der Staat könnte ein Interesse an der Abschaffung haben, um Schwarzarbeit und Geldwäsche zu bekämpfen. Allerdings ist die Geldwäsche auch mit Buchgeld möglich, wie die Erfahrung gezeigt hat. Ferner könnte der Zweck der Abschaffung sein, etwa für den Fall einer Finanzkrise, auf das Geld leicht zugreifen und Konten sperren zu können. Auch lässt sich Buchgeld leicht mit negativen Zinsen belasten. Als Pro-Argument wird die Digitalisierung angeführt, der man sich auch beim Geld nicht verschließen könne. Dabei darf nicht übersehen werden, dass Technik immer auch eine Kehrseite hat. Es kann, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, zu Störungen im Internet kommen, sodass der Geldbesitzer, wenn er schnell handeln muss, daran gehindert ist. Man denke nur an einen Stromausfall. Zu bedenken ist nicht zuletzt, dass der Geldbesitzer zum gläsernen Geldbesitzer wird, wobei sich die Frage stellt, ob dies noch mit dem Grundrecht der informellen Selbstbestimmung vereinbar wäre.
Im Hinblick auf die Digitalisierung und die Digitalwährungen gibt es Überlegungen, die Banknote als digitales Geld herzustellen. Dies wäre nur möglich, indem der Geldbesitzer – wie bei der Banknote – einen Bezug zur Zentralbank erhält. Dieser Bezug wäre ein Konto bei der Zentralbank. Geldüberweisungen würden durch Umbuchung auf den Girokonten der Zentralbank erfolgen. Der Unterschied zwischen Bargeld und Buchgeld wäre aufgehoben. Die digitale Banknote wäre Buchgeld bei der Zentralbank. Der Geldbesitzer hätte, wenn es keine Banknoten mehr gäbe, nicht mehr die Möglichkeit, sich den unmittelbaren Besitz seines Geldes zu verschaffen, um sich einem Zugriff seitens der Zentralbank oder des Staates zu entziehen.