Die Königin der Nacht - Saga einer ungewöhnlichen Liebe - Gert G. A. Erichsen - E-Book

Die Königin der Nacht - Saga einer ungewöhnlichen Liebe E-Book

Gert G. A. Erichsen

4,8

Beschreibung

Die Rechtswissenschaftlerin Anna und ihre Freundinnen möchten Kinder, machtvolle Karrieren und Beziehungen voller Liebe, Leidenschaft und Lust. Aber Muttis haben keine Karrieren wie die der Männer und sind schon gar nicht Königinnen der Nacht! Werden sie den kulturellen Erwartungen erliegen, eingesperrt hinter der Mauer aus Zucht und Ordnung in ihren Familien ersticken? Im dritten Teil Der Königin der Nacht folgen wir dem verzweifelten Kampf der Frauen, als Menschen und Geschlechtswesen die Mutterschaft zu überleben. Werden sie die Mauer zerstören und ihre Freiheit erringen oder verbleiben sie als Muttis asexuelle Anhängsel von Kind und Mann?

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Meine Gattin Anna feierte vor Kurzem ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag. Im Frühsommer wird sie an der Uni ihre letzten Prüfungen ablegen, ihre letzten Klausuren schreiben und ist dann eine ehrwürdige Candidata Juris. Meine Ehefrau Anna Schütze-Fuglsang: eine angesehene Rechtswissenschaftlerin – nahezu unglaublich! Und noch unglaublicher ist: Sie will umgehend ein Kind mit mir. Ich kann nur staunen. Zum Glück kann ihr arabischer Liebhaber mit seinem Samen nicht dazwischenfunken, er ist nach Jütland gezogen und schlägt sich als Oberarzt an einer Universitätsklinik durch. Auch mit den sexuellen Abenteuern in der Amaliegade ist es bald vorbei, im Herbst findet dort die letzte Orgie statt. Wegen der vielen geilen Feten hatten die Eigentümer dauernd Ärger mit den Nachbarn, was ihnen unerträglich wurde, weshalb sie die Wohnung verkauften. Sie haben uns zur Abschiedsfeier eingeladen, danach werden sie nach Hamburg ziehen, um bei Siemens und Hapag-Loyd Stellungen anzutreten. Auf den Kiez in St. Pauli freuen sie sich schon ungemein, denn dort blüht, von langweiligen Nachbarn ungestört, die Sünde.

Knapp sieben Jahre haben wir miteinander verbracht. Der Backfisch Anna krempelte mein Leben um, die Königin der Nacht hat mich gelehrt, was unbedingte Liebe ist, wie man eine Frau liebt, die auch gern mit anderen fickt.

Ich halte in der Einfahrt zum Bregnegårdsvej dreizehn und steige aus, Anna kommt mir entgegengelaufen. Strahlend jung ist sie, das Licht des Eismeeres ihrer blauen Augen verzaubert mich, das Feuer ihrer roten Haare versengt mein Herz. Werde ich nie von der Krankheit Anna genesen? Ihre vollen Lippen auf den meinen – nein, ich werde es nicht, der Tod wäre die einzige Medizin, doch es wird wahrscheinlich noch viele Jahre dauern, bevor er mich heilen wird.

»Andreas, die Kanzlei hat mir für sechs Monate einen Job bei einer Versicherungsgesellschaft besorgt. Es ist eine Teilzeitanstellung, damit ich mich weiterhin den Kindern widmen kann. Leider ist es nur eine Vertretung. Wir müssen mit dem Kinderzeugen warten, bis ich etwas Festes habe.«

»Wann trittst du die Stelle an?«, frage ich. Ich möchte das schöne, junge Weib in Jeans, weißer Bluse und flachen Schuhen sofort ins Schlafzimmer schleppen, um sie zu schwängern.

»Nein, Andreas, die Kinder kommen gleich von ihrer Mutter.« Sie weiß, was ich vorhabe, und lächelt mich ungezogenen Buben an. Ich bin halt ein kleiner vierzigjähriger Junge, den sie immer noch erziehen muss.

»Am ersten August fange ich bei der Versicherung Tryg an. Aber ich werde da nicht bleiben. Ich suche mir eine Stellung in einem Ministerium, weil ich dort leichter in Teilzeit arbeiten kann. Wir fahren vorher mit den Kindern einige Wochen nach Hejsager ins Sommerhaus und dann allein eine Woche nach Cap d’Agde zu den geilen Nackedeis. Mit sexuellen Abenteuern ist es vorbei, sobald du mich geschwängert hast, denn ich will sicher sein, dass du der Vater bist.«

»Das ist ja nett von dir, dass du mich als genetischen Vater für dein Kind haben möchtest.«

»Genau, Hund, so bin ich, nett und unschuldig«, sagt sie, knöpft ihre weiße Bluse auf, damit ich in eine ihrer rosa Brustwarzen beißen kann, dann ergreift sie meine Hand. »Komm, Andreas, schnell, wir schaffen es, bevor die Kinder da sind.« Sie schreitet mit schwingender Hüfte vor mir durch die Halle, auf der Treppe tanzt ihr weißer Po vor meiner Nase, ihre Hose ist schon aufgeknüpft. Ich will ihre Fotze lecken, aber sie wehrt mich ab, reißt mir stattdessen das Hemd vom Oberkörper.

»Kein Vorspiel, rein mit deinem Schwanz, ich will deinen Samen in mir, bald wird dein Kind in mir sein.« Nass ist sie, sie kann es kaum abwarten, stöhnt wollüstig bei meinem Eindringen, langsam bewege ich meinen Schwanz tief in ihr.

»Schneller, Hund, härter, fick deine Hure.« Oben in ihrer Götterfotze ist schon der Ring, der mich unerbittlich zum Samenerguss zwingt. Sie heult, ich brülle, ihre Scheide erweitert sich, wir verschwinden von dieser Welt. Das Klingeln an der Haustür erweckt uns von den Toten, wir ziehen schnell Hose und Hemd an, Birgit steht mit den Kindern vor der Tür.

»Habt ihr aber rote Gesichter«, sagt meine Ex, sie hat erkannt, was bei uns eben lief. Sie kann sich nicht beherrschen und prustet los. »Sollen wir später wiederkommen?«, stöhnt sie, während ihr vor Lachen die Tränen über die Wangen laufen. Die Kinder drängeln sich an uns vorbei ins Haus, begrüßen den Kater Julius, der die beiden vermisst hat. Das geduldige Tier lässt sich von ihnen tätscheln, er ist der König vom Bregnegårdsvej.

»Wo geht es diesmal hin?«, frage ich Birgit.

»Zu einem Kongress in Buenos Aires. Weil Lars seine Frau dabeihat, kann er, ohne Anstoß zu erregen, den traditionellen Besuch im Bordell absagen. Das gehört sonst bei Kongressen in Südamerika zum Programm, aber meinem Lars gefällt das nicht. Da ist er halt sehr modern, nicht so wie in alten Tagen, als das Teil des Lebens eines jeden sittsamen Bürgers war. Aber Tango werden wir tanzen. Darauf freue ich mich schon.«

Birgit geht mit in die Küche. Ich koche uns eine Kanne Tee. Der Sinn des Lebens ist für Birgit, nachdem ihr Liebeswahn, in den Lars sie versetzt hatte, überstanden ist, das von ihrem Vater geerbte Sommerhaus und ihre Kinder. Aber meine Ex-Frau bleibt exzentrisch. Einerseits bekommt unsere Tochter Marie teure französische Kinderkleidung von Jacadi, andererseits sieht Maries Unterwäsche immer verheerend aus, wenn sie von ihrer Mutter zu mir kommt. Und Birgits Luxussommerhaus im mondänen Nordseeland mit privatem Strand und Meeresaussicht stinkt nach Hühnerkacke und ihrem langhaarigen Hund. Wenn wir sie im Sommerhaus besuchen, laufen ihre Hühner häufig in den Zimmern herum und es besteht die Gefahr, in ihre Exkremente zu treten. Birgits Collie ist ein freundliches, aber nerviges Tier, dessen Pelz schimmelig riecht und der auf dem Grundstück Hunderückstände hinterlässt. Meine Ex fährt, damit im Wagen für Kinder und Tiere Platz ist und sie keinen Neid erweckt, einen verschlissenen Citroën Caravan. Ihr Haus in Gentofte sieht, mit seiner zerbröckelten Marmortrappe und den Rissen in der Stuckfassade, schäbig aus. Aber es ist mit kostbaren Antiquitäten möbliert und innen einem venezianischen Palazzo ähnlich. Weil ihr Haus von der Straße aus so armselig aussieht und ein abgenutzter Citroën Caravan vor der Tür steht, benötigt sie keine Alarmanlage. Kein Einbrecher würde annehmen, dass es in ihrem Hause etwas zu stehlen gibt. Auch ihr Ehemann, der Professor Lars, sieht auf seinem Raleigh-Fahrrad mit seiner schäbigen braunen Brieftasche auf den Gepäckträger armselig aus. Niemand würde vermuten, dass in dem Haus im Granhøjen vier zwei Großverdiener wohnen. Angeben finden sie und ihr Mann, der berühmte Professor, lächerlich.

Birgit stellt große Ansprüche ans Leben. Nur das Beste ist nach ihrer Meinung gut genug. Darum haben wir für sie Darjeeling First Flush aus Perchs Teegeschäft in der Innenstadt im Haus. Vorsichtig gieße ich den goldenen Tee in die schönen Tassen der dänischen Königlichen Porzellan-Manufaktur. Meine Ex ist zwar Exzentrikerin, aber auf Qualität versteht sie sich. Sie bevorzugt, den wohlduftenden goldenen Tee aus dem erlesenen chinesischen Porzellan zu trinken, das ich von meinem Vater geerbt habe. Ich schmiere Brote für die Kinder, die beiden Frauen am Küchentisch klatschen und knabbern an den Ginger-Cookies von Perch – natürlich die einzigen Ginger-Cookies in Kopenhagen, die Birgit und meiner jungen Frau gut genug sind. Anna ist hochintelligent und hat schnell erfasst, dass Qualität das Leben reizvoller macht.

»Habt ihr eine Einladung zu der Hochzeit von deinem Johann und seiner Alexandra bekommen?«, fragt Birgit meine Ehefrau. Ach ja, der Pagenkopf heißt Alexandra, das vergisst ein dummer Hund wie ich ständig.

»Ja, Birgit, wir sind eingeladen. Das hat mit den beiden aber gedauert. Die wollten doch schon ewig heiraten, aber entscheiden konnten sie sich nicht«, meint Anna und schüttelt ihren Kopf. »Alexandra hatte immer irgendeine Ausrede, warum es mit dem Heiraten nicht passt. Irgendetwas stimmt mit den beiden nicht. Weißt du, warum sie gerade jetzt heiraten?«

»Na klar«, sagt Birgit. »Sie ist schwanger und sie will keine Abtreibung. Darum ist Anfang August die Trauung, da sind die Leute aus dem Urlaub zurück. Noch sieht man es ihr nicht an, wie es um sie steht. Lene ist ganz durcheinander, weil sie Großmutter wird. Sie will lieber Sexorgien, wie ihr beide, und was weiß ich. Stattdessen erwartet sie eine große Hochzeit und nachher kann sie Enkelkinder aufpäppeln. Für eine Femme fatale nicht gerade das Richtige.«

»Geile Mütter und Großmütter sind doch im Moment Sache«, wage ich einzuwenden. »Das sieht man in den amerikanischen Fernsehserien ja dauernd. Anna will bald ein Kind von mir, hoffentlich wird sie dadurch nicht genauso langweilig wie die meisten Muttis. Aber das hängt vielleicht auch vom Vater ab. Will der Ehemann nach der Geburt nur die große Mutter und vergisst dabei, die geile Hure anzubeten, dann ist es mit dem Geschlechtsleben bald vorbei.«

»Dann besteht ja keine Gefahr, dass uns ein solches Unglück passiert«, meint meine Gattin.

»Da solltest du dir nicht so sicher sein, Anna«, sagt Birgit und nimmt einen Schluck Tee. »Nach jeder Geburt hat es lange gedauert, bis ich mich wieder an die groben Hände und Gesichter der Männer gewöhnt habe. Den ganzen Tag nur ein süßes Baby und dann kommt abends ein holpriger Mann ins Haus getrampelt. Das war nicht leicht zu verkraften und sexy war es auf keinen Fall.«

»Birgit, Thorbens Lise hat es trotz des Kindes geschafft und auch die Krankenschwester Jane.«

Meine Ex lenkt ein, sagt tröstend: »Andreas gibt keine Ruhe, bevor es wieder funktioniert. Das weiß ich aus Erfahrung.«

Die beiden Weiber gehen in den Garten, um den französischen Estragon einzupflanzen, den Birgit für meine Ehefrau mitgebracht hat. Anna will bald Hähnchen mit Estragon zubereiten, worauf ich mich schon freue. Auf der Treppe das Geräusch von Kindern. Marie kommt mit dem Kater Julius im Arm in die Küche, Lasse setzt sich mit seinem Nintendo an den Küchentisch. Wie sind sie groß geworden. Nächstes Jahr kommt Lasse aufs Gymnasium, in drei Jahren wird er sein Abitur machen und will dann Biologie studieren. Die Berufe seiner Eltern sagen ihm nicht zu. Er meint, als Arzt sei fürs Leben kaum Zeit übrig. Ich habe für die Kinder Brote gestrichen, was zwar unsinnig ist, denn eigntlich können sie das ja selber, aber sie finden es urgemütlich, von ihrem Vater verzogen zu werden.

Abends kann ich nicht einschlafen, weil ich mir wegen des zukünftigen Kindes Sorgen mache. Mutter zu werden kann ich Anna nicht verweigern, aber wie werden wir es schaffen? Ein Baby, das uns rund um die Uhr strapaziert, und um Lasse und Marie müssen wir uns auch noch kümmern. Zwei Teenager im Haus und ein Baby, das wird nicht einfach werden. Nach sechsundzwanzig Wochen Mutterschutz plus vier Wochen Urlaub wird Anna eine berufstätige Mutter sein. Keines meiner Kinder war bisher in der Kinderkrippe. Wie mache ich das nur mit dem Neuen? Wer soll sich seiner annehmen, wenn die dreißig Wochen vorbei sind? Meine Schwiegereltern arbeiten beide und meine Eltern sind verstorben. Ein Baby und dazu zwei Stiefkinder im Haus, selbst bei Teilzeitarbeit kann das ja nur schiefgehen. Und im Hintergrund wird meine Ex-Frau lauern. Die ist zwar im Moment freundlich, aber sie wird alles tun, damit es zwischen Lasse und mir Streit gibt und er zu ihr zieht. Für Sex werden wir kaum Zeit haben. Werden wir bei all der bleiernen Müdigkeit überhaupt noch geil sein? Lise und Thorsten hatten es mit nur einem Kind einfacher, er ist halt Sexologe. Aber Jane musste trotz nur eines Kindes eine Scheidung überstehen, bevor der Sex wieder funktionierte. Ihr Mann war kein Sexologe und nach der Geburt ihrer Tochter gefiel er ihr nicht mehr. Eltern zu werden verändert die Leute, vor allem beim ersten Mal. Aber Kinder zu bekommen ist die einzige Art, wie ein Mensch erwachsen werden kann. Sonst trottet er ewig jung durchs Leben. Nur Anna wird sich kaum verändern. Sie ist halt schon als Erwachsene geboren worden.

»Komm«, sagt Anna, sie spürt meine Unruhe und will Sex mit mir. Erst will die Stimmung bei mir nicht kommen, aber als Frau und Nutte kann sie ihr Handwerk. »Freust du dich darauf, dass ich in Cap d’Agde mit vielen Männern ficken werde?«, fragt sie und küsst mich mit heißen Lippen. »Andreas, bestrafe deine Nutte, zieh an meinen Brustwarzen.« Das ungezogene Glied zwischen meinen Beinen steht, es brennt in meinem Unterleib. Ich möchte mit meiner harten Lanze das geile Weib für immer aufspießen, sodass niemals ein anderer Mann in sie eindringen wird. Sobald mein Samen in Anna geflossen ist und der Kampf der Geschlechter vorbei ist, fallen wir in einen tiefen Schlaf. Es wird schon werden. Mit einer Nutte als Frau kann unser Geschlechtsleben kaum einschlafen. Oder doch, auch eine Nutte kann sich in eine langweilige Mutti mit einem riesigen Hintern verwandeln.

Wie immer absolviert Anna die Klausur und die Prüfungen mühelos, doch wegen ihrer Hirnverletzung leider nicht nur mit der Note eins. Jedes Jahr geht es ihr zwar besser, aber ganz so gut wie vor dem Fahrradunfall vor einigen Jahren funktioniert ihr Gehirn immer noch nicht. Seitdem leidet sie an Migräne. Die Anfälle kommen glücklicherweise oft nur als Sehstörungen und es vergehen mittlerweile Monate dazwischen, aber dennoch.

Am nächsten Freitag beginnen für Anna die Sommerferien. Im Laufe des Sommers wird sie ihr Staatsexamen in einem braunen Umschlag mit der Post zugeschickt bekommen. Und ab dem ersten August wird sie bei der Versicherungsgesellschaft Tryg arbeiten. Der Sozialstaat Dänemark sieht keinen Anlass, die neuen Rechtswissenschaftler mit einer Zeremonie zu feiern. Keine Kappen und Hüte wie in den USA, keine Reden und kein Händedruck vom Dekan. Ein brauner Umschlag, abgeliefert von der Post, muss in Dänemark genügen. Die Genossen begrüßen die rechtswissenschaftliche Genossin und heißen sie in den Salzminen des Sozialstaates willkommen. Zurzeit leben wir auch sexuell so, wie es sich in einem Sozialstaat gehört. Ein langweiliges Leben mit regelmäßigem Pflichtsex, so wie es nach sechs Jahren Beziehung bei den meisten der Fall ist. Keine Liebhaber, keine Orgien, wir trinken keinen Champagner aus Kristallgläsern. Um nicht ganz zu vergammeln, werden wir eine Woche unserer Sommerferien bei den Sexsüchtigen in Cap d’Agde verbringen. Wir freuen uns unglaublich auf den Aufenthalt bei den Glücklichen, die sich mit einem durchschnittlichen Leben nicht begnügen wollen. Aber erst kommt das Mittsommerfest bei Charlotte und Peder F. auf uns zu. Dort werden wir Lea und Lene treffen. Die sind nackt, in hohen Absätzen und Stay-ups ungemein charmanter als an den Abenden, an denen sie sittsame Kleidung tragen. Wie ist das Normale doch banal und langweilig. Gut, dass wir unseren Kater Julius haben. Rot und würdig schreitet er durchs Haus, lässt sich von keinem dreinreden. Der Sozialstaat, mit seinen Salzminen für das arbeitende Volk und seiner Sucht nach dem Normalen, kann Julius seinen Katzenbuckel herunterrutschen.

Wir sitzen im Stau in Richtung Norden fest, Mittsommer ist der längste Tag des Jahres. Diesmal ist es, dank eines milden Südostwindes, glücklicherweise warm und hoffentlich wird es auch ein ebenso angenehmer Abend. Anna sitzt zusammengekauert in einem hellen Sommerkleid neben mir, Lasse und Marie sind schon bei ihrer Mutter im Sommerhaus in Nakkehoved. Weil man in Dänemark dem Wetter nie ganz vertrauen kann, haben wir sicherheitshalber auch zwei Pullis und zwei Wintermäntel im Wagen verstaut. Langsam rücken wir nach Norden vor. Birgit hat uns versprochen, auf ihrem Grundstück einen Parkplatz freizuhalten. Bei Dronningmølle die Dünen, der Campingplatz, der Fachwerkbau des Kruges und überall entblößte Brüste. Es gibt noch Hoffnung für die geile Jugend, aber der wird die Normalität bald ein Ende setzen. Die Statistik sagt, dass das Sexleben im Alter von achtzehn bis vierundzwanzig blüht und dann ist Schluss. Na ja, nicht wie bei Anna und mir. Im Vergleich dazu ist das Sexleben der Jugend nur ein kleines bescheidenes Veilchen hinten in einer dunklen Ecke. Unser Sexleben dagegen ist eine riesige Kletterrose mit Hunderten von Blumen, vielen Dornen der Eifersucht und einem betäubenden Duft. Die Jugend ist halt bescheiden und bald werden sie ihren Eltern gleich sein, eine graue Masse ohne Eigenschaften. Erst wollen sie die Revolte und etwas Besonderes und eines Tages gucken sie in den Spiegel und können sich mit »Hallo, liebe Eltern« begrüßen. Das nennt man dann Zeichen von Reife. Was die Angst vor dem Leben doch aus uns macht! Anna langweilt sich, sie hat ihre Bluse aufgeknöpft, ihren String ausgezogen und leckt meinen Ständer.

»Anna, wir sind gleich da«, ermahne ich sie. »Wir bekommen mit Charlotte Ärger.« Die kleine, geile Teufelin sagt nichts, leckt einfach weiter, es zuckt in meinem Unterleib. Ich fahre am sandigen Privatweg vorbei, der zu Charlotte führt, und finde einen einsamem Feldweg, der in ein Gebüsch führt. Ohne ein Wort steigt die kleine Hure aus, nimmt die Wolldecke aus dem Kofferraum und breitet sie aus. Während sie sich langsam entkleidet, sieht sie mir tief in die Augen. Mit breiten Beinen legt sie sich auf den Rücken. Ihr weißer Körper mit den rosa Brustwarzen und der dunkelrosa Fotze auf der roten Wolldecke im Sonnenschein verlangt, fotografiert zu werden. Einen Fotoapparat haben wir dabei. Nackt stehe ich mit meinem Ständer und knipse. Anna bearbeitet ihren Kitzler mit ihren Fingern, die sie in ihre schleimige Fotze taucht, damit sie besser auf ihm gleiten. Ihr Gesicht errötet, ihr Körper verspannt sich im Orgasmus, ich fotografiere. »Jetzt«, stöhnt die Hure, ich knie zwischen ihren Schenkeln, stoße mein Glied in die angeschwollene Muschi. Die Beine meiner Ehefrau spannen sich um meinen Körper, ihre Nägel bohren sich in meinen Rücken, ich ficke mein Weib wie besessen. Der Ring in ihrer Fotze erzwingt den Samenerguss. Während er in sie fließt, stöhnen wir wie zwei verwundete Tiere. Plötzlich hören wir es, jemand klatscht! Im Gebüsch steht lachend ein nacktes Paar, bei ihnen ist es schon überstanden, es tropft von seinem Phallus, ihre Schamlippen stehen glänzend leicht offen. Verlegen stehen wir auf, verbeugen uns tief vor unserem Publikum. Ist die Blonde mit ihren langen Gliedern schön! Meiner steht, wie der seine, wieder hart zwischen den Beinen. Den Tatort zu verlassen, ist entschieden zu früh. Meine Ficksau geht zu ihm, greift sein Glied, sein Weib hält Anna an ihren roten Haaren fest, küsst sie und schaut mir in die Augen, macht mir dann einen Kussmund. Ich gehe zu ihnen, die Blonde tätschelt mein Glied, ihre Lippen brennen auf meiner Eichel, sie hat kleine, spitze Brüste – wie Annas mit rosa Brustwarzen. Weich ist ihre Brustwarze zwischen meinen Lippen, vorsichtig beiße ich in die Zitze. Das Stöhnen meiner Frau unter dem fremden Mann macht mich verrückt, ich zwinge die blonde Fotze auf den Boden nieder, mein Glied gleitet in die weit offene, geile Muschi. Seite an Seite reiten wir Männer die beiden, es wird geheult und gestöhnt. Hoffentlich schrecken wir mit unserem tierischen Benehmen keine Tiere auf. Endlich meine Erlösung. Anna und der Fremde sind schon fertig, liegen eng umschlungen, schauen uns zu und küssen einander. Dankbar küsse auch ich die weichen Lippen des blonden Weibes, hoffentlich sehen wir uns nie wieder. Sie ist eine schöne Frau, deren freundliche Augen mich zutiefst bewegen, die könnte für mich gefährlich werden. Doch eine Scheidung reicht mir. Wir stehen auf, umarmen uns, es ist merkwürdig, einen nackten, harten Männerkörper gegen den meinen zu drücken. Der weiche Frauenkörper der Blonden ist dagegen zum Verlieben schön. Wir ziehen uns an, müssen uns beeilen, Charlotte wird schimpfen.

»Wartet bitte«, sagt die Fremde und holt aus einem silbernen Wagen hinter den Büschen ihre Handtasche. »Das war zu schön, das müssen wir unbedingt wiederholen«, sagt sie, reicht Anna eine Visitenkarte und gibt ihr einen Kuss.

»Na klar«, sagt meine Gattin. »Dein Mann fickt wie ein Hengst und groß ist er ja auch.«

Vor Eifersucht sticht es in meiner Brust, aber die Blonde mit ihren verzaubernden Augen muss ich unbedingt noch mal küssen und ficken. Hätte ich nicht Anna, würde ich alles tun, um sie ihrem Mann auszuspannen. Ich nicke, bin einverstanden, hoffentlich wird der schöne Hengst nicht später der Vater meines Kindes.

Bei Peder F. sind wir die Letzten, keine Charlotte begrüßt uns, wir werden an keinen überwältigten Busen gedrückt. Wir schleichen ins Haus, tun so, als ob wir schon lange da seien. Die Stimmung ist ausgelassen, die Leute sind angeheitert, weswegen keiner etwas bemerkt.

»Echt, ihr seht aber entspannt aus«, sagt Lea grinsend. »Habt ihr gerade gefickt?«

»Genau, aber der Neid steht dir nicht«, sagt Anna und entblößt heimlich ihre Fotze. »Ein Hengst hat mich geritten, weshalb meine Möse errötet und wund ist. Ich habe seine Visitenkarte. Du darfst vielleicht auch mal, aber nur, wenn du einen so großen Schwanz schaffst.«

»Und du?«, fragt Lea mich. »Wie gefiel es dir mit einem Fremden, der deine Frau vor deinen Augen ritt?« Sie gibt mir einen Kuss, schaut mich herausfordernd an.

»Ich habe nicht genau hingeschaut«, raune ich. »Die Fotze seiner schönen Frau hatte er vorher mit Sperma verschmiert, damit ich sie unbeschwert reiten konnte. Und ich habe das Gleiche mit meiner getan, damit sie es mit seinem riesigen Schwanz leichter hat.«

»Da bin ich aber neidisch, die beiden müsst ihr unbedingt zur Abschiedsfete in der Amaliegade mitbringen.«

»Natürlich, Lea, sobald mein Staatsexamen überstanden ist, werde ich wieder mit ihm ficken. Ich liebe es, wenn meine Fotze wund ist und nach Männern riecht. Und du, Hund, wirst sein blondes Weib ficken, damit sie nicht eifersüchtig wird.«

»Ich freue mich darauf, meine Pflicht zu tun«, grinse ich. Wie toll ich das tatsächlich finde, werde ich meiner Frau nicht sagen. »Lea, man sagt, dass du neuerdings einen Freund hast. Gehört der zu uns oder wird es dir wie Barbera, der Nichte deiner Mutter, ergehen: ein gutbürgerliches Leben und dazu einen breiten Hintern?«

»Andreas, was stellst du dir vor?«, fragt sie entrüstet. »Schau ihn dir mal an.« Sie zeigt auf einen breitschultrigen Mann in einem dunklen Anzug. Den kenne ich ganz sicher. Er ist ein Leibwächter der Königlichen, der mehrmals Anna gefickt hat.

»Der Leibwächter?«, frage ich verdutzt. »Was sagen denn die Königin und der Geheimdienst dazu?«

»Die haben nichts zu sagen. Hans wohnt jetzt bei mir und er studiert neuerdings, genau wie Anna, Jura.«

»Darf man immer noch mit ihm ficken?«, will meine Gattin wissen. »Darauf versteht er sich.«

»Na klar, nur darf er dich nicht schwängern. Kinder darf er nur mit mir zeugen.« Lea legt beide Hände auf ihren Unterleib, sagt glücklich lächelnd: »Anna, es wäre nützlich, wenn wir gleichzeitig in den Mutterschutz gehen würden, wir könnten miteinander schwatzen und uns gegen die Männer beistehen.«

Lea und Anna als Freundinnen, wer hätte das gedacht? Aber natürlich, mit Freundinnen muss man sich verstehen. Da ist es schon ein Vorteil, dass man mit denselben Männern fickt. So kennt man sich gegenseitig und wir werden tüchtig durch die Mangel gedreht.

Ich verlasse die beiden und suche bei Peder F. Zuflucht. Er steht mitten im Raum, riesige hundertdreißig Kilogramm wohlgetrimmte Männlichkeit, die keine Frau außer seiner Charlotte durcheinanderbringen kann. Mit seiner Faust, groß wie eine Bärenklaue, klopft er mir auf die Schulter, sieht mich besorgt an und sagt: »Ich muss mit dir reden. Charlotte beunruhigt mich. Sie will alleine in die USA, um eine Freundin zu besuchen.« Ich folge ihm ins eheliche Schlafzimmer. Seite an Seite setzen wir uns auf die geblümte Bettdecke unter den Baldachin des weitläufigen Ehebettes. Vor den Fenstern sind die schweren, geblümten Vorhänge vorgezogen, auf den beiden geblümten Sesseln liegt hauchdünne, reizvolle Unterwäsche von La Perla. Ein Toilettentisch ist mit langen Reihen von Nagellack, Lippenstiften und Parfums bestückt. Charlotte ist für den Kampf der Geschlechter gewappnet, der Riese aus alten Tagen neben mir tut mir leid. Sie hat ihr eigenes Vermögen, sie hat Abitur, sie trägt eine Spirale in ihrer Gebärmutter. Sie kann tun, was sie will, kein Mann kann ihr dreinreden. Und jetzt reist sie ganz sicher in die USA, um ihren Liebhaber zu besuchen, und ihr Mann muss sich das, um eine Scheidung zu vermeiden, gefallen lassen.

»Für die Reise hat sie ein Vermögen in Unterwäsche von La Perla investiert«, sagt der Riese aus alten Zeiten. »Sie behauptet, es sei notwendig, um sich gegenüber ihrer Freundin zu behaupten. Wer glaubt denn einen solchen Unsinn? Will sie mich für dumm verkaufen? Andreas, meine Ehefrau besucht ihren Liebhaber und ich kann nichts dagegen machen. Ihre Freundin hilft ihr bei dem Betrug, weil sie es ihr schuldig ist.«

Schweigend sitzen wir nebeneinander und starren auf die geile Unterwäsche auf den Sesseln. Die würden wir gerne Charlotte vom Körper reißen, um ihr zu zeigen, wie ein richtiger Mann sie fickt. Nur dass jeder Mann nach einer Weile langweilig wird und dann ist er nicht mehr der Richtige. Hedonistische Adaptation nennen das die Psychologen und dagegen kann man nichts machen, außer man führt Unsicherheit und Ungewissheit ein. Und davon hat das Ehepaar neuerdings reichlich, dafür sorgt Charlotte. Der Geruch des Weibes im Raum ist durchdringend, ihr Parfum bringt uns um den Verstand, ich bin am Ersticken. Ihre Weiblichkeit ist überwältigend, was haben wir Männer noch zu sagen?

»Du hast Recht, Peder, deine Frau wird ihren Liebhaber besuchen und einige Tage mit ihm verbringen. Willst du weiterhin eine Ehe mit ihr, musst du es aushalten und tun, als sei nichts. Hältst du es aus, wirst du mit einer schöneren Gattin und viel heißem Sex belohnt. Man kann halt nicht beides haben, ein ruhiges Eheleben und die heiße Liebe. In den guten alten Tagen vor dem Ersten Weltkrieg war es einfacher. Da hatte man als guter Bürger die Ehefrau fürs Eheleben und die Nutten fürs Sexleben. Heutzutage muss die Frau, damit die Ehe gelingt, beides sein und da ist ihre Treue nur im Wege.«

Peder F. sieht mich mit glühenden Augen schweigend an. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stehen wir auf und verlassen das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer die Kakofonie der vielen Gäste, schwitzende Gesichter, warme Frauenkörper, Männer voller Testosteron, die sich nach den warmen Frauenkörpern sehnen. Endlich sind wir im Freien, die frische Abendluft kühlt unsere Gesichter. Wir gehen auf dem schmalen Steg den steilen Hang hinunter. Über uns kreischende Möwen auf der Jagd, unter uns bis zur schwedischen Küste das blickstille Meer, überall unbeweglich liegende Boote mit schlappen Segeln. Unten angekommen, greifen wir ein paar Steine und werfen sie in die blanke See. Peder F. ist wie immer Sieger, die Ringe, die seine Steine bilden, sind am weitesten draußen im Wasser. Wir gehen den Strand entlang bis zum Sand hinter der Mole, ziehen uns aus und baden im Schutz der Mole im lauen Wasser.

»Peder, beim ersten Mittsommerfest mit Anna habe ich sie hier gefickt. Ein fremder Mann tauchte damals im Mondschein aus dem Meer auf und wir nahmen sie zu zweit. Ich wurde vor Eifersucht und Geilheit fast ohnmächtig. Ich habe sie gleichzeitig gehasst und geliebt und dabei ist es seitdem geblieben. Sie ist mein Triebschicksal, ich bin süchtig nach ihr.« Peder F. steigt aus dem Meer, sieht mich schweigend an, er hat einen drohenden Ständer. Er zieht nur seine Hose an, stapft am Meer entlang in Richtung Charlotte. Noch heute Abend wird sie stöhnend und heulend im Ehebett unter dem Baldachin liegen. Sie wird ganz sicher ohne weiteren Ärger in die USA reisen können.

Das Brennholz steht verlassen auf dem Strand, auf dem Scheiterhaufen glotzt die Hexe über den Öresund nach Schweden. Ich gehe im Zickzack den Hang hinauf, oben das Grölen einiger Betrunkener. Charlotte und Peder F. sind nirgends auffindbar, Anna hat wie immer einen Verehrer zu ihren Füßen. Der frühere Schwager von Peder F. ist glücklich, seine Ehefrau ist vor Kurzem verstorben. Er sitzt Hand in Hand neben seiner neuen Frau, der Liebe seines Lebens, und schaut sie mit treuen Hundeaugen an. Seine braungebrannte Schönheit trägt ein enges, traumhaft schönes weißes Kleid mit einem silbernen Schimmer. Sie sieht aus wie ein Model, lächelt und strahlt, erzählt allen, dass sie beide vor zwei Wochen heimlich geheiratet hätten. Ob sie weiterhin, wie in ihrer vorigen Ehe, mit allen, die es möchten, ficken wird, sagt sie keinem und keiner traut sich, sie zu fragen. Anna steht auf, bahnt sich einen Weg durch die vielen Angeheiterten, legt einen Arm um meinen Hals und gibt mir einen langen Kuss. Ihr Verehrer, der ihr nachstellt, bleibt wie erstarrt mit offenem Mund stehen. Dann stellt er sich erschüttert an den Tresen und greift nach einem Glas Champagner, das er in einem Zuge lehrt. Die Männer haben es nicht leicht mit den hochgebildeten Frauen, die im Schutz der Schwangerschaftsverhütungsmittel ihre neuerworbene Freiheit genießen. Selbstbewusst segeln sie durch die alte Welt der Männer, hinter sich rauchende Ruinen zurücklassend. Eng umschlungen gehen meine Gattin und ich durchs Haus. Es ist Zeit, den Scheiterhaufen anzuzünden, um die Hexe auf den Blocksberg im Harz zu schicken, aber Charlotte und Peder F. sind nirgends aufzufinden.

Süß sieht sie aus neben mir, meine kleine Hexe mit den roten Haaren. Ein Teufelsweib mit großen blauen Augen, aus denen das magische Licht des Eismeeres strahlt. Mit ihrer schwach gebogenen Nase, ihren vollen roten Lippen, ihren hohen Wangenknochen, ihren roten flammenden Haaren bis zum Po könnte sie eine magische Hexenschwester der Filmschauspielerin Barbara Streisand sein. Das dünne Kleid, das sie heute Abend trägt, ist unschuldig weiß, darunter trägt sie weiße Spitzen von La Perla. Man ahnt ihre rosa Brustwarzen und ihre rosa Schamlippen. An ihrem Ringfinger blitzen fünf Diamanten, sonst trägt sie heute Abend keinen Schmuck. Keiner sieht der kleinen Unschuld an, dass sie mit hunderten von Männern gefickt hat, der Albtraum einer jeden Schwiegermutter ist. Wir stehen vor der Tür des Schlafzimmers, durch die das laute Stöhnen einer Frau dringt, dann das wütende Brüllen eines Mannes. Wir grinsen uns an, warten geduldig auf Charlotte und Peder F. Endlich kommen die beiden heraus. Haare durcheinander, offene Hose, rote Wangen, Charlottes Brüste schaukeln, vom Büstenhalter befreit, verlockend unter ihrer dünnen, weißen Bluse – trägt sie ein Unterhöschen? Glücklich sehen sie aus, strahlende Augen, errötete Gesichter. Wir können das Schmunzeln nicht lassen, vor uns zwei geile Trolle, die zum Strand streben, um den Scheiterhaufen anzuzünden. Dieses Jahr ist das Brennholz sehr trocken, Zeitungen und Streichhölzer genügen, um das Feuer zu entfachen. Gott sei Dank stellt Peder F. den Benzinkanister zur Seite. Diesmal wird ihn keine Explosion umwerfen, außer die sexuellen Explosionen seiner Frau, wie es soeben schon geschah.

Das Feuer flammt zum hellen Mittsommerhimmel empor, ein verspäteter, betrunkener Gast kugelt den Hang hinunter. Das Mittsommerlied tönt über die stille See, auf der dänischen Seite vom Öresund flackert Scheiterhaufen neben Scheiterhaufen, auf der schwedischen Seite ist es dunkel. Dort wird getanzt, gegessen und schwedischer Wodka mit dem Namen Nubbe gesoffen. Statt Feuer hat man dort den Maibaum, ein Penissymbol für die Fruchtbarkeit. Mittsommerfest ist in Schweden der bedeutendste Feiertag des Jahres. Möchte man das Land angreifen, sollte man es zur Zeit des Mittsommerfestes tun, weil kein Schwede es bemerken würde. Anna und ich begrüßen Birgit und Lars. Meine Tochter Marie schmiegt sich an ihre Stiefmutter, Lasse an mich. Birgit lässt es sich zwar gefallen, aber in ihren Augen flammt es gefährlich. Ich tue, als sähe ich es nicht. Die Kinder laufen wieder los, sie wollen nicht wie früher Brennholz sammeln. Sie ist ein Twen und er Teenager und für sie ist die Erotik das Abenteuer, auf das sie ihre ganze Kindheit gewartet haben.

Zweimal haben wir das Mittsommerlied gesungen, der Scheiterhaufen ist niedergebrannt, die Hexe befindet sich jetzt auf dem Blocksberg und wartet auf den Satan, mit dem sie Sex haben wird. Anna und ich stehen eng umschlungen da und starren in die Glut, bemerken nicht, dass die anderen Gäste sich ausgezogen haben, um sich nackt in die See zu stürzen. Überall um uns herum von der Lust erregte Körper, die in der hellen Sommernacht in die kühle See tauchen. So wird verhindert, dass es ihnen wie den Hexen auf dem Blocksberg ergeht, dass sie alle mit dem Satan ficken, die Mittsommernacht in einer Orgie endet. Wir beide haben unsere Seelen dem Teufel verschrieben, da wir eine Sexorgie am Feldweg hatten, ist bei uns die Sexlust für diese Nacht vorbei. Anna und ich träumen von unserem zukünftigen gemeinsamen Kind, fürchten die geile Sucht, die bald wieder in uns brennen wird. Können wir sie zähmen, sodass ich ganz sicher der Vater ihres Kindes werde? Andererseits, die Fremde vom Feldweg hatte so freundliche Augen. Die möchte ich auch schwängern. Anna hätte ihren Hengst, ich die Blonde mit den langen Gliedern und keiner würde wissen, wer der Vater von welchem Kinde ist. Der Ständer in meiner Hose möchte es sofort, ist der aber schräg. Stattdessen gehen wir den Hang hinauf.

Alexandra sitzt mit Annas und ihrem Johann vor dem Sommerhaus und weint, wie es bei schwangeren Frauen üblich ist. »Wie soll ich das schaffen?«, schluchzt sie. »Meine Karriere wird im Eimer sein.« Ich reiche ihr mein Gott sei Dank blühend weißes Taschentuch. Anna setzt sich neben sie und hält ihre Hand.

»Und meine Fotze wird von der Geburt ausgeleiert sein. Ich werde nachher dauernd in die Hose pinkeln«, fährt die Schwangere fort, während ihr Körper von einem Weinkrampf geschüttelt wird. »Ich werde nach Pipi stinken und mein Magen wird vorne wie ein alter Sack herunterhängen. Keiner wird mich mehr begehren und mich ficken wollen. Johann, sag, dass du mich nicht verlassen wirst.«

Johann tut seine Pflicht, sagt: »Ich liebe dich wie keine andere. Ich werde dich nie verlassen«, aber sie heult noch heftiger. Sein Versuch, sein Weib zu trösten, hat bei ihr alles Elend der Welt erweckt.

»Alexandra, du bist schwanger ungemein sexy«, sage ich und greife nach ihrer Hand. »Ich möchte dich sofort in ein Schlafzimmer schleppen und dir deine Klamotten vom Körper reißen.«

»Das behauptest du nur so«, schluchzt sie, fühlt aber nach. »Echt?! Ist der steif«, sagt sie strahlend. Johann sieht mich wütend an, hält aber seine verdammte Klappe.

»Darf er?«, fragt die Geile, möchte ihn sofort in sich fühlen, wieder eine schöne und begehrenswerte Frau sein.

»Nein«, sagt der Feigling Johann. Wie lange kann er ihr noch andere Männer vorenthalten? Ihr Gesicht verzieht sich, gleich wird sie wieder losheulen. Hier ist Not am Mann – oder besser an der Frau, ich muss es wagen, sage darum: »Alexandra, ihr könnt zum Herbst mit zur Abschiedsfete in die Amaliegade kommen. Schwangere Frauen sind dort gefragt. Du bist um dann im zweiten Semester, wo alle am geilsten sind. Darauf kannst du dich schon freuen. Die Männer werden dir an dem Abend keine Ruhe lassen. Und ich habe noch ein paar Ratschläge, die dich glücklich machen werden. Während der Schwangerschaft solltest du höchstens zwölf Kilo zunehmen, damit mit deiner Haut am Bauch und der Bauchwand nichts passiert und du keine Schwangerschaftsstreifen bekommst. Sobald dein Kind so ungefähr ein Jahr alt ist, liefert ihr es bei euren Schwiegereltern ab und reist dann eine Woche ohne Kind nach Le Village Naturiste du Cap d’Agde. Dort wirst du so viel Erfolg bei den Männern haben, dass du ein starkes Selbstbewusstsein bekommst. Was deinem Mann betrifft, wird er, damit seine Frau glücklich ist, seine Eifersucht zügeln und sich über seine geile, lachende Frau freuen.«

Johanns Gesicht hat sich errötet, er starrt mich an. Er sieht aus, als möchte er mich umbringen. Aber er sagt kein Wort, sitzt nur schweigend da. Seine Frau lacht und ist glücklich, dass er sich seinem Schicksal, ihr und seinem Trieb, unterwirft.

»Andreas wird mich bald schwängern«, sagt Anna, während sie die Hand der Unglücklichen streichelt. »Nach der Geburt wird er jeden Tag mit mir joggen, damit ich meine Figur wieder erreiche. Hund, das hast du mir versprochen. Alexandra, du und Johann werdet das auch fertigbringen. Ist dein Mann zu faul, kannst du mit uns laufen. Aber das tut er sicher gern, damit seine Frau schön bleibt und er selbst keinen fetten Bauch bekommt. Wir schenken dir bei eurer Hochzeit einen Baby-Jogger.«

Ist meine Ehefrau großzügig, denn das wird ein teures Hochzeitsgeschenk. Aber was tut man nicht alles für die Familie. Und irgendwie sind Alexandra und Johann ja Familie. Gibt es so etwas wie eine Fickfamilie? Offiziell nicht, aber so kommt es mir vor. Im Grunde hat man ja auch mehr Freude an der Fickverwandtschaft als an der Blutsverwandtschaft. Die Letztere wird einem aufgezwungen, die Erstere wählt man sich aus Liebe zum Menschen.

Die Gäste klettern den Hang hinauf. Nach einem Hüpfer ins Meer ist deren Kleidung durcheinander, die makellosen Frisuren sind hin, aber irgendwie gefallen sie mir. Die üppige, falsche Blonde hat vergessen, wo sie ist. Wie im Golfklub, wo sie ihre Liebhaber in der Bar findet, während ihr Mann mit seinen Freunden Golf spielt, hat ein fremder Mann einen festen Griff um ihre eine Brust. Heiß küsst sie ihn, zieht ihn an der Hand zu den Schlafzimmern. Ihr Ehemann scheint nichts zu bemerken, brüllt mit anderen Männern vor Lachen, seine Frau ist ihm langweilig. Ein Glück, dass es andere Männer gibt, die sie reizvoll finden, sonst wäre bald eine Scheidung fällig. Charlotte tut, als sei nichts. Für solche Eskapaden hat sie neuerdings Verständnis. Es ist ihr sicher lästig, später die Bettwäsche in ihrem Ehebett wechseln zu müssen, oder reizt sie der Geruch von fremden Säften in ihrem Bett?

Anna macht mir einen Kussmund, winkt mir zu. Ihr Verehrer belästigt sie, er ist dabei, unter ihr Kleid zu kriechen, ich soll sie von ihm retten. Ich eile zu meiner schönen Rechtswissenschaftlerin, falle auf die Knie und lege meinen Kopf in ihren Schoß. Aus ihrer Fotze strömt der Duft von mehreren Männern, macht das ihren Verehrer so verrückt? Sie spreizt für mich ihre Beine, weiß, wie sie mich um den Verstand bringt.

»Was erlauben Sie sich!«, sagt der geile fremde Hahn und sieht mich entrüstet von oben an.

»Darf ich mich vorstellen: Ich bin der Ehemann der Schönen«, sage ich, den Kopf in Annas Schoß vergraben und den betäubenden Duft aus ihrer Möse genießend. Der Narr ist betrunken, versteht immer noch nicht, dass er überflüssig ist. Ich richte mich auf, greife seine Hand, die sich jetzt unter ihrem Kleid in ihrer Fotze befindet, und entferne sie brutal.

»Hau ab!«, brülle ich dem betrunkenen Lüstling ins Gesicht. »Du sollst meine Frau nicht belästigen.« Der betrunkene Narr hebt seine Faust, lässt sie aber sofort wieder sinken, neben ihm steht drohend der Riese aus alten Zeiten, Peder F.

»Kann ich helfen?«, sagt er freundlich. Er greift den Arm des Tölpels und geht mit ihm zum Ausgang, dort sagt er einige Worte, klopft ihn freundlich auf die Schulter und schickt ihn raus in die helle Mittsommernacht. Hoffentlich wird der betrunkene Narr in seinem Zustand nicht Auto fahren. Anna und ich gehen zu Charlotte, setzen uns neben sie.

»Die Sitten sind lockerer geworden, seit ihr zum ersten Mal mit dabei wart«, sagt sie und muss lachen. Ohne Büstenhalter schaukeln ihre Brüste verführerisch unter der dünnen weißen Bluse.

»Ja, die freuen sich auch über die lockeren Sitten«, grinst sie. »Du hast uns alle verdorben, Andreas.«

»Vielleicht hat das alles gar nichts mit mir zu tun«, meine ich. »Die Zeiten sind eben anders. Und sollen unsere Ehen überleben, müssen wir uns halt anpassen. Anna, was meinst du?«

»Charlotte, er hat Recht. In alten Zeiten hätte ich jetzt schon mindestens drei Kinder und wäre komplett erschöpft. Ich wäre in einer Ehe ohne Abwechslung eingesperrt, aus der es kein Entkommen gäbe. Keiner würde auf meine menschlichen, sexuellen oder beruflichen Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Ich wäre eine Sklavin der Mutterrolle, würde in Kinderkacke ersticken.«

Ich schaue meine kluge, süße und schöne Anna an, stelle sie mir von der Mutterschaft entstellt vor: fettige Haare, dunkle Ränder unter den Augen, faltiges Gesicht, angeschwollene Hände, entweder von den vielen Schwangerschaften ausgedörrt oder einer speckig aufgedunsenen Venus von Willendorf gleich. Mir kommt das Grausen. Sicher, als Arzt hätte ich, wie Stefan Zweig es in seinem Werk Die Welt von Gestern beschreibt, in den guten alten Zeiten Dienstmädchen oder Nutten zur sexuellen Verfügung gehabt. Aber das käme so gar nicht meiner Leidenschaft für Anna gleich. Ich liebe und verehre die kleine Hexe, bewundere ihre Intelligenz und Schönheit, lasse mich von ihren sexuellen Ausschweifungen verrückt machen. Ich hasse, begehre und liebe sie in diesen wahnsinnigen Nächten. Nächte, die unser Leben durcheinanderbringen. Nächte, in denen wir dem Vogel Phönix gleich von den Flammen der Leidenschaft eingeäschert werden, damit wir aus der Asche verjüngt wiederauferstehen.

»Hund, ich weiß, woran du denkst.« Anna sieht mich streng an. »Ich will ein Kind mit dir. Ein Kind, das aus uns beiden besteht, aus meinen Lenden geboren. Das musst du dir gefallen lassen. Die Geburt eines Kindes ist die endgültige Manifestation meiner Frauenmacht. Ich will die Macht, im Heim wie in der Gesellschaft. Ein halbes Jahr Mutterschutz und ich werde wieder berufstätig sein. Das Großziehen unserer Kinder werden wir uns teilen. So wie du es mit Marie und Lasse gemacht hast.«

»Jawohl, mein General«, sage ich und schlage die Hacken zusammen. Ich kann meine deutsche Erziehung nicht verleugnen. Und ich weiß, was Pflicht und Ordnung hier bedeutet: Ein Baby wird uns jahrelang den Schlaf berauben, Sex wird ein Problem werden, wir werden uns vor Müdigkeit anfauchen, aber wir müssen es durchstehen. Ein so aufregendes und liebevolles Verhältnis, wie das unsere es ist, gibt es nur einmal in Dänemark. Ich schaue die kleine Hexe an. Sie lächelt zurück, alle meine Bedenken verschwinden, ich liebe und begehre sie.

»Du liebst mich«, sagt sie, das Licht ihrer blauen Augen versengt mein Herz. Sie kann von mir verlangen, was sie will. »Ich liebe dich auch, Andreas. Ich werde auf dich aufpassen, bis du uralt bist und wir Hand in Hand sterben. Ich bin müde, will nach Hause.«

Wir verabschieden uns. Charlotte drückt Anna lange an ihren Busen. Eine solche Freundin wie sie ist einzigartig. Die Mittsommernacht ist hell und romantisch, wir sitzen im Stau, kriechen im Citroën langsam in Richtung Kopenhagen. Neben mir schläft zusammengerollt wie eine Katze die Königin der Nacht. Ein Raubtier, das die gutbürgerliche Gesellschaft des Patriarchats bedroht. Endlich der Bregnegårdsvej dreizehn, der Kater Julius begrüßt uns in der Einfahrt, streicht um meine Beine. Annas Beine sind wackelig, ich trage sie ins Haus, stütze sie beim Gang auf der Treppe nach oben. Sie reißt sich ihr Kleid vom Leibe, danach pinkeln und Zähneputzen.

»Riecht meine Fotze aber schön«, murmelt sie und lächelt mich an. »Der Hengst darf mich baldigst wieder reiten. Schau mal, sie steht schon.«

Sie spreizt ihre Beine, ihr Kitzler steht, der rote Kamm der kleinen Schamlippen leuchtet im Halbdunkel.

»Hier soll er rein mit seinem riesigen Schwanz«, wispert sie, führt langsam drei Finger tief in das geile Organ, blickt mich unverwandt an.

»Du bist eine Ficksau«, stöhne ich, dringe tief in ihre angeschwollene Möse, ihre Beine über meinen Schultern.

»Du sollst mich fesseln, damit Männer mich ficken, ohne dass ich mich wehren kann«, heult die Ficksau. »Du sollst mich gefesselt mit hunderten von Männern alleine lassen.« Ihr Körper verspannt sich im Orgasmus, zuckend kommt Orgasmus nach Orgasmus. »Ich will schlafen.«

Sie wendet mir den Rücken zu, atmet tief im Schlaf. Ich dringe nochmals von hinten in sie ein, sie lässt es zu, endlich mein Orgasmus. »Gute Nacht.«

Wir haben vier kleine Koffer gepackt und einen großen für die Badeausrüstung: Strandzelte, Handtücher für den Strand, Tauchermasken, Tauchermesser und Schwimmflossen. Unsere Teenager langweilen sich in Dänemark, darum fliegen wir nach Griechenland. Doch scheinbar hat ganz Dänemark dasselbe Bedürfnis, im Flughafen Kastrup ist heute Morgen viel los. Überall Leute, wir stehen vor dem Check-in der Schlange. Endlich sind wir dran, unsere Koffer sind wegen der vielen Bücher und der Badeausrüstung zu schwer, wir müssen draufzahlen. Neben uns ein Backfisch mit ihrer Mutter. Zwischen Marie und ihr ist es Liebe auf dem ersten Blick. Marie will auf dem Flug neben ihr sitzen. Bei den Security-Checks wieder eine Schlange, die beiden schwatzen miteinander. Beim Boarding stehen wir Schlange, die beiden schwatzen. Im Flugzeug sitzen sie nebeneinander und schwatzen, wir existieren nicht mehr. Die Welt könnte untergehen, sie würden weiterschwatzen. Im Flughafen auf Samos die griechische Hitze und der Duft von Griechenland. Lasse langweilt sich, Anna und ich fangen unser Gepäck ein und schleppen es zum Bus. Meine Frau verschafft uns Plätze ganz vorne, damit mir nicht übel wird. Ich sorge dafür, dass das Gepäck zu unserem kleinen Apartmenthotel Anna, in einer ruhigen Seitenstraße gelegen, transportiert wird. Lasse vergessen wir fast im Flughafen auf der Toilette. Die beiden Backfische sitzen ganz hinten im Bus – und schwatzen. Wir haben eine Ferienwohnung und für die Kinder ein Zimmer gebucht, denn auch in den Ferien wollen wir ungestörten Sex. Fünfhundert Meter vom Hotel entfernt werden wir in einem Engpass abgesetzt und wandern die letzte Strecke durch pittoreske, enge Gassen. Gott sei Dank wird das Gepäck von einem Träger auf einem Wagen transportiert. Lasse und ich folgen dem Gepäck, Anna macht die Nachhut aus, damit meine Tochter nicht verloren geht. Maries neue Freundin wohnt am Hafen im Hotel Gertrud. Die Wirtin des Hotels Anna sitzt in einem türkisfarbenen Nylonkleid vor dem Haus. Sobald sie uns sieht, steht sie aus ihrem weißen Plastikstuhl auf und heißt uns herzlich willkommen. Pflichtschuldig trinken wir in der engen Rezeption den uns angebotenen Ouzo. Der Anisgeschmack brennt auf der Zunge, die Kinder verziehen ihre Gesichter, Marie lässt ihn stehen. Das Gepäck befindet sich schon im ersten Stock, in einer hellen Wohnung, die über einen Balkon und eine Küche verfügt. Wir haben geplant, dass hier in der Küche das Familienleben ablaufen soll. Auspacken können wir nicht, weil meine Tochter sofort zu ihrer Freundin will und Lasse Hunger hat. Zeit, uns ein Restaurant am Hafen auszuwählen, haben wir nicht, aber die Mutter von Maries Freundin kennt sich aus, da sie und ihre Tochter jedes Jahr ihre Sommerferien in Pythagorion verbringen. Wir sitzen, vom Wirt persönlich bedient, an kleinen Holztischen im besten Restaurant des Hafens. Lasse bekommt, ohne warten zu müssen, gegrillten Schwertfisch. Die Mädchen schwatzen, wir Erwachsene genießen die Ruhe, bestellen griechischen Salat und Moussaka. Die Abendluft ist warm, die Leute flanieren in dünner Sommerbekleidung an unseren Tischen vorbei. Sie lächeln uns fröhlich an, wir lächeln zurück, wir sind alle Akteure im selben Stück: das Volksleben in einem romantischen Hafen in Griechenland. Es wird nicht wie in einem Musical gesungen, aber drei braungebrannte Fischer tanzen am Bollwerk einen griechischen Tanz, dazu ertönt laute griechische Musik. Die sehen alle drei aus wie der mexikanisch-amerikanische Schauspieler Anthony Quinn im Spielfilm Zorba the Greek. Mexikaner oder Grieche, ein schöner Mann ist halt ein schöner Mann und die drei tanzfreudigen griechischen Brüder sind schön.

»Die drei sind in der Saison Skipper, bei denen man einen Badeausflug buchen kann«, sagt der Wirt Dimitri. »Mit ihren Fischerbooten fahren sie Touristen zu einer einsamen Bucht. Dort bereiten sie am Strand auf dem Grill eine Mahlzeit zu, während die Kunden baden gehen.« Er zeigt auf drei große, hölzerne traditionelle Fischerboote im Hafen. Weiß und blau angemalt, schaukeln sie sanft am Pier.

»Andreas, das machen wir morgen. Es geht erst um zehn Uhr los, wir werden es schaffen.« Ich schweige, möchte an Land bleiben. Ich werde halt leicht seekrank.

»Ich bleibe morgen im Hafen bei meiner Freundin«, schmollt Marie.

»Wunderbar, Vati«, meint Lasse. »Ohne meine Schwester können wir ordentlich schnorcheln und tauchen. Dort drüben kann man Harpunen kaufen.«

Ich kann es nicht vermeiden, werde morgen der Spielgefährte meines Sohnes sein. Setze ich mich ganz vorne ins Schiff, habe ich die Chance, dass mir nicht übel wird. Schade, dass der Junge keine Freundin dabeihat, dann wäre er mit dem Küssen und Ficken beschäftigt.

Nach dem Essen gehen Lasse und ich Harpunen kaufen, die Weiber bleiben am Tisch sitzen und reden. Als wir Männer zurückkommen, haben die Frauen die Rechnung beglichen. Es ist zu früh zum Schlafen, darum bummeln wir noch eine Weile am Hafen entlang. Anna kauft für Marie eine Strandtasche, da meine Tochter mit ihrer Freundin und deren Mutter morgen an den Strand will. Lasse gähnt, Marie hat dunkle Ränder unter den Augen. Wir schleppen die beiden widerwilligen Kinder zum Hotel, wo sie trotz vorhergehendem Protest sofort einschlafen. Das Ausräumen ihrer Koffer muss bis morgen warten. Bevor wir schlafen gehen, räumen wir unsere Koffer aus. Wir müssen an unsere baldige Reise zu den vierzigtausend Sexsüchtigen im Le Village Naturiste du Cap d’Agde denken. Es ist zu heiß zum Ficken, aber wir sind nackt und ein Ständer sowie eine Stehfotze verlangen es. Mit offenen Fenstern und Türen vögeln wir, in Schweiß gebadet. Die Hitze ist unerträglich, aber wir fallen nachher trotzdem in einen unruhigen Schlaf. Morgens ist das Bett feucht und durcheinander, es riecht nach Sünde.