Die Kunst der Renaissance - Victoria Charles - E-Book

Die Kunst der Renaissance E-Book

Victoria Charles

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Die Kunst der Renaissance

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Autor: Victoria Charles

Direktor der deutschen Veröffentlichung: Klaus Carl

Übersetzer: Dr. Martin Goch

Layout:

Baseline Co. Ltd

61A-63A Vo Van Tan Street

4. Etage

Distrikt 3, Ho Chi Minh City

Vietnam

© Parkstone Press International, New York, USA

© Confidential Concepts, Worldwide, USA

Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

Victoria Charles

Inhalt

Einleitung

I. Die Kunst in Italien

Die italienische Frührenaissance

Die italienische Hochrenaissance

Leonardo da Vinci

Michelangelo Buonarroti

Raffael

Die Malerei in Mittel- und Oberitalien

Die Malerei in Venedig

Die Baukunst in Oberitalien

II. Die Kunst in Deutschland und Nordeuropa

Albrecht Dürer

Hans Holbein der Jüngere

Lukas Cranach der Ältere

Tilman Riemenschneider

Veit Stoß

Die Architektur der deutschen Renaissance

III. Die Kunst dieser Zeit in den Niederlanden, Frankreich, England und Spanien

Die Niederlande

Frankreich

England

Spanien

Wichtige Künstler

Architektur

Leon Battista Alberti (geb. 1404 in Genua – gest. 1472 in Rom)

Donato Bramante (geb. 1444 in Urbino – gest. 1514 in Rom)

Jacopo Sansovino (geb. 1486 in Florenz – gest. 1570 in Venedig)

Andrea Palladio (geb. 1508 in Padua – gest.1580 in Vicenza)

Malerei

Fra Angelico (Fra Giovanni da Fiesole) (geb. 1387 in Vicchio – gest. 1455 in Rom)

Jan (geb. um 1390 bei Maastricht – gest. 1441 in Brügge) und Hubert van Eyck (geb. um 1366 – gest. 1426 in Brügge)

Rogier van der Weyden (geb. 1399/1400 in Tournai – gest. 1464 in Brüssel)

Tommaso Masaccio (geb. 1401 in San Giovanni Valdarno – gest.1429 in Rom)

Piero della Francesca (geb. 1416 – gest.1492 in Sansepolcro)

Jean Fouquet (geb. 1420 – gest. 1481 in Tours)

Giovanni Bellini (geb. 1430 – gest. 1516 in Venedig)

Andrea Mantegna (geb. 1431 in Isola di Carturo – gest. 1506 in Mantua)

Hans Memling (geb. 1433/1440 in Seligenstadt – gest. 1494 in Brügge)

Sandro Botticelli (Alessandro di Mariano Filipepi), (geb. um 1445 in Florenz – gest. 1510 in Florenz)

Leonardo da Vinci (geb. 1452 in Vinci – gest. 1519 in Le Clos-Lucé)

Albrecht Dürer (geb. 1471 in Nürnberg – gest. 1528 in Nürnberg)

Raffael (Raffaello Sanzio), (geb. 1483 in Urbino – gest.1520 in Rom)

Tizian (Vecellio Tiziano), (geb. um 1488 in Pieve di Cadore – gest. 1576 in Venedig)

Correggio (Antonio Allegri), (geb. um 1489 in Correggio – gest. 1534 in Correggio)

Hans Holbein der Jüngere (geb. 1497 in Augsburg – gest. 1543 in London)

Pieter Bruegel der Ältere (geb. 1525 bei Breda – gest. 1569 in Brüssel)

Veronese (Paolo Caliari), (geb. 1528 in Verona – gest. 1588 in Venedig)

Skulptur

Lorenzo Ghiberti (geb. 1378 in Florenz – gest. 1455 in Florenz)

Donatello (geb. um 1386 in Florenz – gest. 1466 in Florenz)

Andrea del Verrocchio (Andrea di Francesco de Cioni) (geb. um 1435/1436 in Florenz – gest. 1488 in Venedig)

Veit Stoß (geb. um 1450 in Horb – gest. 1533 in Nürnberg)

Tilman Riemenschneider (geb. um 1460 in Heiligenstadt – gest. 1531 in Würzburg)

Michelangelo (Michelangelo Buonarroti), (geb. 1475 in Caprese – gest. 1564 in Rom)

Benvenuto Cellini (geb. 1500 in Florenz – gest. 1571 in Florenz)

Germain Pilon (geb. um 1525 in Paris – gest. 1590 in Paris)

Giambologna (Jean Bologne oder Boulogne), (geb. 1529 in Douai – gest. 1608 in Florenz)

Jean Goujon (aktiv von 1540 – 1563)

Bibliographie

Index

Michelangelo (Michelangelo Buonarroti),David, 1501-1504.

Marmor, H: 410cm.

Galleria dell’Accademia, Florenz.

Einleitung

Von Italien aus entwickelte sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts eine dort Rinascimento, im Französischen dann Renaissance genannte Kulturwende, die das Mittelalter von der Neuzeit trennte und vom Humanismus und der Reformation begleitet wurde. Diese Entwicklung war eine Rückbesinnung auf die klassischen Künste des griechischen und römischen Altertums. Sie führte zum intensiven Studium der lange vergessenen Dichter, zu einer Begeisterung für die Bildhauerei und für die zahlreichen, allerdings meist nur als Ruinen vorhandenen Reste der Baukunst.

Genauso wichtig für diese Entwicklung war aber die im heutigen Skandinavien, aber auch in den Niederlanden und später auch in Deutschland ihren Anfang nehmende Entwicklung der Technik und der Naturwissenschaften.

In Italien war es zunächst die Architektur, die auf die klassischen Vorbilder zurückgriff und, etwas später, die Bildhauerei, die eine engere Bindung an die Natur suchte. Als der Architekt und Bildhauer Filippo Brunelleschi nach Rom ging, um dort die Reste der antiken Bauwerke auszugraben, zu studieren und zu vermessen, begleitete ihn der Goldschmied und Bildhauer Donatello. Erst die dabei und auch später bei weiteren Ausgrabungen gefundenen Skulpturen ließ die Begeisterung auch bei den Bildhauern wachsen, die am Ende des 15. Jahrhunderts sogar so weit ging, dass Michelangelo eine seiner Arbeiten in der Erde vergrub, damit sie kurz darauf als „echt antik” ausgegraben werden konnte.

Die italienische Renaissance dauerte etwa zweihundert Jahre. Die Frührenaissance wird den Jahren 1420 bis 1500 (dem Quattrocento) zugerechnet, die Blütezeit der Renaissance endete etwa 1520 und die in den Manierismus übergehende Spätrenaissance fand etwa 1600 (dem Cinquecento) ihren Abschluss. Aus der Spätrenaissance ist als weitere Entwicklung in Italien und einigen anderen Ländern in einem unmerklichen Übergang die Barockkunst (übersetzt etwa „verschroben, exzentrisch”) entstanden, die gelegentlich als Abart und Verwilderung, dann und wann aber auch als eine höhere Entwicklungsform angesehen wurde und bis an das Ende des 17. Jahrhunderts beherrschend blieb. Nachdem die Renaissance erst einmal über die Alpen nach Deutschland, Frankreich und in die Niederlanden gelangt war, nahm sie hier einen ähnlichen Verlauf und wird auch so eingeteilt wie in Italien.

Lorenzo Ghiberti,Türen des Garten Eden, 1425-1452.

Vergoldete Bronze, 506x287cm.

Baptisterium, Florenz.

Donatello,David, um 1440-1443.

Bronze, H: 153cm.

Museo Nazionale del Bargello, Florenz.

I. Die Kunst in Italien

Die italienische Frührenaissance

Die ältesten Spuren der Renaissance finden sich in Florenz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt bereits 120.000 Einwohner und war die führende Macht Mittelitaliens. Hier lebten, zumindest zeitweise, die berühmtesten Künstler ihrer Zeit - Giotto (vermutlich 1266 bis 1336), Donatello (1386 bis 1466), Masaccio (1401 bis 1429), Michelangelo (1475 bis 1564) und Lorenzo Ghiberti (1378 bis 1455).

Brunelleschi gewann 1420 eine Ausschreibung für den Umbau des Florentiner Doms, der als stolzes Wahrzeichen eine Kuppel erhalten sollte. Grundlage seines Entwurfs war die Kuppel des aus der römischen Kaiserzeit stammenden Pantheons. Er wich jedoch insoweit von der Vorlage ab, als er eine auf einem achteckigen Unterbau (dem Tambour) ruhende ellipsenförmige Kuppel entwarf. In seinen anderen Bauwerken lehnte er sich an die Formen der Säulen, Gebälke und Kapitelle der griechisch-römischen Baumeister an. Beim Neubau von Kirchen wurde allerdings mangels neuer Ideen im Zentralbau in der Form des griechischen Kreuzes oder in der Basilika in der Form des lateinischen Kreuzes nur das krönende Kuppelmotiv übernommen. Stattdessen wurden die von den römischen Ruinen übernommenen Verzierungen nach klassischem Muster weiter entwickelt. Die Baumeister der Renaissance zeigten dabei viel Verständnis für das Reiche und Zierliche sowie das Massige und Wuchtige der römischen Bauwerke und ergänzten es mit leichter Pracht. Insbesondere Brunelleschi bewies dies in der im Klosterhof von Santa Croce errichteten Kapelle der Familie Pazzi mit ihrer von korinthischen Säulen getragenen Vorhalle im Inneren der Medici-Kirche San Lorenzo und deren zugehöriger Sakristei. Diese Bauwerke sind in der Harmonie ihrer einzelnen Teile im Verhältnis zum Gesamtbauwerk von keinen späteren, gleichartigen Bauten übertroffen worden.

Dieses Streben nach Harmonie hat vermutlich als Erster Leon Battista Alberti beschrieben, der wie Brunelleschi nicht nur Baumeister, sondern mit seinen Schriften Über die Malerei (1435) und Über die Baukunst (1451) zugleich auch ein bedeutender Kunsttheoretiker war. Er verglich die Baukunst mit der Musik. Ihm war die Harmonie zugleich das Ideal der Schönheit, denn für ihn war die Schönheit „… nichts anderes als die Harmonie der einzelnen Glieder und Teile, so dass ohne Schaden nichts hinzugefügt, nichts hinweg genommen werden kann.” Dieser Grundsatz der Schönheitslehre gilt seitdem unverändert.

Alberti entwickelte beim Palazzo Rucellai

Andrea della Robbia,Madonna der Steinmetze, 1475-1480.

Glasierte Terrakotta, 134x96cm.

Museo Nazionale del Bargello, Florenz.

Donatello,Madonna mit Kind, 1440.

Terrakotta, H: 158,2cm.

Museo Nazionale del Bargello, Florenz.

In Rom gab es allerdings einen den florentinischen Baumeistern gleichwertigen Architekten: Luciano da Laurana (1420/1425 bis 1479), der bis dahin in Urbano tätig war und dort Teile des herzoglichen Palastes errichtet hatte. Sein Gefühl für eine monumentale Gestaltung, für Relationen sowie Planung und Ausführung auch der kleinsten Einzelheiten hat er an seinen wichtigsten Schüler, den Maler und Baumeister Donato Bramante, der zum Gründer der italienischen Baukunst der Hochrenaissance wurde, weitergegeben. Bramante war seit 1472 in Mailand, wo er nicht nur an der Kirche Santa Maria presso S. Satiro die erste nachrömische Kassettenkuppel und darüber hinaus die Kirche Santa Maria delle Grazie und einige Paläste errichtet hatte, sondern, ehe er nach Pavia und 1499 nach Rom wechselte, dort auch als Festungsbaumeister tätig. So wie es in der Lombardei seinerzeit üblich war, errichtete er die Kirche Santa Maria delle Grazie als einen Backsteinbau und legte das Hauptgewicht auf die Gliederung des Unterbaus. Die Verwendung einer alle Gebäudeteile überziehenden Ornamentik lag den Lombarden schon seit dem frühen Mittelalter im Blut.

Diese Art der Gestaltung mit Inkrustationen als Nachfolge der mittelalterlichen Mosaiken wurde sehr schnell von den Venezianern übernommen, die schon seit jeher viel mehr Wert auf ein malerisches Element denn auf ein architektonisch-bauliches Merkmal gelegt hatten. Vorzügliche Beispiele für diese Fassadengestaltungen sind die wahren Schmuckkästchen gleichenden und die Prunk- und Prachtliebe der reichen venezianischen Kaufleute demonstrierenden Kirchen San Zaccaria und Santa Maria di Miracoli. Der venezianische Baumeister Pietro Lombardo (um 1435 bis 1515) zeigte aber mit einem der zur damaligen Zeit schönsten Paläste Venedigs, dem dreigeschossigen Palazzo Vendramin-Calergi, dass auch hier ein starkes architektonisches Gefühl zu Hause war.

Dem Architekten Brunelleschi war es gelungen, eine neue, moderne Bauweise durchzusetzen. Aber allmählich wird in einigen bildhauerischen Arbeiten des jungen Goldschmieds Ghiberti das als eine der Grundlagen der Renaissance definierte Naturgefühl erkennbar, das etwa gleichzeitig bei den niederländischen Malerbrüdern Jan und Hubert van Eyck, der den Genter Altar begann, zu finden ist. In den zwanzig Jahren, die Ghiberti an der bronzenen Nordtür des Baptisteriums arbeitete, entwickelte sich das Schönheitsgefühl der Italiener weiter. Giotto hatte die von Mathematikern herausgefundenen Gesetze der Zentralperspektive - später setzten Alberti und Brunelleschi seine Arbeiten fort - für die Malerei weiter entwickelt. Die florentinischen Maler griffen die Ergebnisse eifrig auf und steckten schließlich auch die Bildhauer mit ihrer Begeisterung an. Ghiberti schließlich hat die malerischen Elemente in der Reliefplastik zur Vollendung geführt. Er bildete damit ein gewisses Gegengewicht zum sicherlich vielseitigeren Donatello, der immerhin ein ganzes Jahrhundert lang die italienische Plastik beherrscht hatte.

Das, was Brunelleschi versuchte, war Donatello gelungen: in jedem Material, in Holz, Ton und Stein und unabhängig von der Wirklichkeit, den Ausdruck des Lebendigen zu realisieren. In seiner Wiedergabe der Figuren spiegeln sich deren schreckliche Erfahrungen wie Not, Schmerz und Elend. Er vermochte in seinen Abbildungen von Frauen und Männern alles wiederzugeben, was deren Persönlichkeiten ausmachte. Aber auch in der Dekoration von Kanzeln, Altären und Grabmälern, und hierzu zählen auch sein Steinrelief der Verkündigung Mariä in Santa Croce oder die Marmorreliefs der tanzenden Kinder an der Orgelbrüstung im Florentiner Dom, wurde er von keinem seiner Zeitgenossen übertroffen.

Nach dem Projekt Donato Bramantes,Santa Maria della Consolazione, 1508.

Todi.

Schule von Piero della Francesca (Laurana oder Giuliano da Sangallo?),Ideale Stadt, um 1460.

Öl auf Holztafel, 60x200cm.

Galleria Nazionale delle Marche, Urbino.

Seinem bereits 1416 für Or San Michele geschaffenen Heiliger Georg als erster Standfigur im klassischen Sinn folgte um 1430 als erste freistehende plastische Aktdarstellung eine bronzene Statue des David und 1432 mit der Büste des Niccolo da Uzzano die erste weltliche Portraitbüste. Schließlich vollendete er 1447 mit seinem für Padua geschaffenen bronzenen Reiterstandbild des venezianischen Söldnerführers Gattamelata (um 1370 bis 1443) das erste Reiterstandbild der Renaissanceplastik.

Donatellos Rang und Ruhm erreichte nur einer noch, der Bildhauer Luca della Robbia (1400 bis 1482), der nicht nur die Sängerkanzel im Florentiner Dom (1431/1438), sondern auch die Bronzereliefs (1464/1469) an der nördlichen Sakristei des Doms geschaffen hat. Sein Hauptverdienst liegt aber in seinen bemalten und anschließend glasierten Tonarbeiten. Die anfänglich als runde oder halbrunde Reliefs gefertigten Arbeiten waren eigentlich nur als Schmuck für architektonische Räume gedacht. Aber die in der Lünette der Via d’Agnolo von Blumengirlanden und Fruchtkränzen umgebene, bemalte und von zwei Engeln begleitete Madonna mit dem Kind ist ein durchaus prachtvolles Ergebnis seiner Schöpfungen. So wie Donatellos Können in seinen Männerportraits gipfelte, zeigt sich Robbias Meisterschaft in seinen anmutigen Darstellungen kindlicher und weiblicher Figuren - etwas Schöneres hat die Bildhauerei des 15. Jahrhunderts in Italien nicht hervorgebracht.

In dem Ausmaß, in dem die Fertigkeiten in der Herstellung glasierter Tonarbeiten in Italien wuchsen, stiegen auch die Ansprüche an die Gestaltung dieser Produkte. Schließlich wurden nicht nur Altäre und Einzelfiguren, sondern auch ganze Figurengruppen in dieser dem Künstler alle Freiheiten der Gestaltung lassenden Technik hergestellt. Luca della Robbia gab sein Können und seine Erfahrungen weiter an seinen Neffen Andrea della Robbia (1435 bis 1525). Der wiederum entwickelte mit seinen Söhnen Giovanni (1469 bis nach 1529) und Girolamo (1488 bis 1566) die Technik der glasierten Terrakotten noch weiter und schuf gemeinsam mit ihnen in den Jahren 1463 bis 1466 die berühmten Rundreliefs der Wickelkinder am Fries über der Halle des Findelhauses zu Florenz.

Pisanello (Antonio Puccio),Porträt einer jungen Prinzessin, um 1435-1440.

Öl auf Holz, 43x30cm.

Musée du Louvre, Paris.

Daran, dass die Produktion der Werkstatt derer della Robbia heute noch an vielen Orten Norditaliens zu bewundern ist, zeigt sich, dass die Terrakotten nicht nur dem allgemeinen italienischen, sondern dann auch dem europäischen Geschmack entsprachen und immer mehr Liebhaber gewannen. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass kein anderes Jahrhundert der plastischen Gestaltung so günstig gesonnen war wie gerade das 15. Jahrhundert. Damit war Donatellos Saat prächtig aufgegangen. Seine beiden wichtigsten Schüler, der Bildhauer Desiderio da Settignano (etwa 1428 bis 1464) und der Maler, Bildhauer, Goldschmied und Bronzegießer Andrea del Verrocchio (um 1435/1436 bis 1488) führten seine Schule in seinem Sinn weiter. Gerade letzterer schuf nicht nur eine Reihe Altarbilder, sondern wurde in Florenz zum bedeutendsten Bildhauer und goss beispielsweise die Statue des David (um 1475) und das Reiterdenkmal (1479) des Söldnerführers Bartolomeo Colleoni (1400 bis 1475) in Venedig. Verrocchios Stil bereitete den Übergang zur Hochrenaissance vor.

Settignano hat wesentlich weniger Werke hinterlassen als Verrocchio und sich vor allem mit marmornen Madonnenreliefs, Kinderfiguren und Büsten junger Mädchen beschäftigt. Er gab sein Können und Wissen an seinen wichtigsten Schüler, Antonio Rosselino (1427 bis 1479) weiter, dessen Hauptwerk das Grabmal des Kardinals von Portugal in San Miniato al Monte in Florenz ist.

Zu Rosselinos Schülern gehörten Mino da Fiesole (1431 bis 1484), der, ursprünglich Steinmetz, sich zum besten Marmortechniker seiner Zeit entwickelte und vor allem Grabdenkmäler in der Form der monumentalen Wandgräber ausführte, und Benedetto da Maiano (1442 bis 1497). Fiesoles Kunst lebte hauptsächlich von der Nachahmung der Natur und war damit in einen zu engen Rahmen gespannt, um seine große Produktion abwechslungsreich zu gestalten.

Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigt den allmählichen Übergang von der beliebten und volkstümlichen Marmorverarbeitung zum strengeren Bronzeguss. Beispiele dafür sind die beiden David-Statuen. Donatellos Arbeit zeigt einen etwas nachdenklichen David, die andere, im völligen Gegensatz dazu, von Verrocchio und in der Idealgestalt des Naturalismus geschaffen, einen voller Genugtuung über den gewonnenen Kampf lächelnden, selbstbewussten Jüngling mit dem abgeschlagenen Kopf des Goliath zu seinen Füßen. Dieses von Steinmetzen so häufig wie vergeblich nachgeahmte Lächeln ist zu einem Markenzeichen der Schule Verrocchios geworden.

Domenico Veneziano,Porträt einer vornehmen jungen Frau, um 1465.

Öl auf Holztafel, 51x35cm.

Gemäldegalerie, Dresden.

Nur einem gelang es wirklich, dieses Lächeln auch auf einige seiner Werke zu zaubern: Leonardo da Vinci, ebenfalls ein Schüler Verrocchios. Der Bildhauer Verrocchio musste sich seinen Ruhm mit dem Maler Verrocchio teilen, von dem aber nur wenige Gemälde überliefert sind. Dazu gehören Die Madonna (1470/1475), Tobias und der Engel, ebenfalls (1470/1475) sowie die in Temperafarben gemalte Taufe Christi (1474). An diesem Gemälde hat Leonardo da Vinci, der, wie der Maler, Baumeister und Kunstschriftsteller Giorgio Vasari (1511 bis 1574) glaubhaft überlieferte, den im Vordergrund knienden Engel gemalt. Möglicherweise hat er später, nachdem Verrocchio nach Venedig abgewandert war, dieses Bild noch in Öl übermalt.

Abgesehen von der Statue des jungen David, zählen zu Verrocchios bildhauerischen Meisterwerken sicherlich auch der Ungläubige Thomas in der Zweiergruppe mit Christus in einer Nische der Or San Michele und das Reiterdenkmal des Colleoni, dessen Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte.

In Rom arbeitete der Maler und Goldschmied Antonio del Pollaiuolo (um 1430 bis 1498) in einer Werkstatt und schuf dort auch die ersten Kleinplastiken. Seine Federzeichnung, möglicherweise ein Entwurf für ein Relief, Kämpfende nackte Männer (etwa 1470/1475) und der Kupferstich Schlacht der nackten Männer (um 1470) sollten wegweisend für die Aktdarstellung werden. Seine Hauptarbeiten aber sind die Bronzegrabmäler der Päpste Sixtus V. (1521 bis 1590) und Innozenz VIII. (1432 bis 1492) in der Peterskirche.