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Ein Mann fährt gegen Abend mit seinem Wagen zum örtlichen Friedhof, um seinen verstorbenen Freund und Kollegen zu besuchen, der in der Leichenhalle aufgebahrt ist. Er vergisst sein Handy im Auto. In der Leichenhalle sind zwei alte Leute und sein Freund aufgebahrt. Fünf weitere Särge sind verschlossen. Gerade, als er sein Vaterunser betet, hört er, dass die Türe von außen geschlossen wird. Er ruft verzweifelt um Hilfe, aber der Friedhofwärter hört ihn nicht. Der schockierte Mann ist eingesperrt und er sieht keine Möglichkeit, der grausigen Leichenhalle zu entfliehen. Die grauenhafteste Nacht seines Lebens beginnt…
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Die Leichenhalle
Horrorthriller
von
Alfred J. Schindler
VORWORT
Die Uhr zeigte kurz vor achtzehn Uhr. Es war Hochsommer und es regnete stark. Der Wind pfiff mir ganz penetrant um die Ohren. Einen Regenschirm hatte ich nicht bei mir, denn ich hatte ihn natürlich im Auto vergessen. Ich vergesse ihn immer, wenn es regnet. Seltsam. Im Nu war ich von Kopf bis Fuß durchnässt.
Ich betrat unseren riesigen Friedhof durch das schöne, verzierte Portal, das glücklicherweise noch geöffnet hatte. Auf der Besuchertafel stand, dass der Friedhof um 18:15 Uhr geschlossen würde. Kein Problem für mich, denn ich wollte nur mal kurz in die Leichenhalle gehen.
Mein bester Freund Herbert war vor einigen Tagen leider verstorben, besser gesagt, tödlich verunglückt, und der Bestattungsunternehmer hatte mir erzählt, als ich mich nach Herbert erkundigte, dass man ihn und zwei weitere Verstorbene in der Leichenhalle aufgebahrt hatte. Außerdem seien noch fünf weitere geschlossene Särge vorhanden, sagte man mir.
Ich wollte von Herbert alleine Abschied nehmen.
Ich wollte ihn noch einmal sehen.
Und so betrete ich die grausige Leichenhalle, die mir schon von außen sehr unheimlich vorkommt...
Das Haus der Toten.
Das Haus aller Häuser.
Das Haus, in dem alles endet.
Alles!
Die schwere Tür knarrt ganz verdächtig, als sie sich hinter mir langsam schließt. Komisch. Beim Betreten der Halle quietschte sie nicht. Oder hatte ich es nicht gemerkt? Egal. Es spielt ja überhaupt keine Rolle, ob sie nun knarrte, oder nicht. Es befinden sich insgesamt tatsächlich 8 Särge in dem Raum, die ordentlich nebeneinander stehen. Darin liegen also die Toten. Grausig. Nicht nachvollziehbar. Vor den Särgen stehen kleine, weiße Plakate, auf denen die Namen der Verstorbenen zu lesen sind. Ein Blick genügt: Drei Leichen sind aufgebahrt. Eine alte Frau, ein uralter Mann und mein guter Freund Herbert. Die restlichen fünf Särge sind geschlossen. Genau, wie der Bestattungsunternehmer gesagt hatte. Herbert liegt ganz am Ende der Reihe.
Eine dicke, gestaffelte Glasscheibe trennt die Verstorbenen von den Besuchern. Ein fröstelndes Gefühl beschleicht mich, als ich mich Herbert nähere.
Und dann stehe ich vor ihm. Keine drei Meter entfernt. Er liegt so friedlich in seinem wunderschön geschmückten, dunkelbraunen Sarg. All die bunten Blumen und Kränze liegen neben und vor dem Sarg, teilweise auch darauf. Herberts Gesicht wirkt sehr entspannt auf mich. Seine Hände sind auf der Brust gefaltet und die Augen geschlossen. Ein schwarzer, glänzender Rosenkranz hängt über seinen Händen. Es scheint, als ob er schläft. Seine schwarzen Haare sind ordentlich gekämmt, man hat ihm einen Mittelscheitel verpasst, und eine dicke Träne stiehlt sich aus meinem linken Auge und fällt auf den Boden. Eine weitere folgt. Er trägt ein weißes Hemd, eine bunte Krawatte und seinen schwarzen Hochzeitsanzug. Die dunklen Schuhe sind auf Hochglanz poliert. Man hat ihm eine weiße Rose ins Knopfloch gesteckt.
Oh Gott! Wie konnte das nur passieren? Herbert, mein bester Freund, war doch erst dreißig Jahre alt! Wie konnte er nur so unvorsichtig gewesen und von dem hohen Gerüst gestürzt sein? Wir waren doch alle abgesichert! Hatte er den Gurt gelöst? Oder hatte sich der Gurt von selbst gelöst? Aber, wieso? Die Polizei konnte nicht feststellen, ob er den Gurt gelöst hatte oder ob er sich von selbst gelöst hatte. War es ein Suizid? Aber er hatte doch überhaupt keine Sorgen! Es ging ihm und seiner Familie gut! Er als Gerüstbauer verdiente ausreichend, seine Frau und er konnten sich sogar ein schmuckes Reihenhäuschen und ein schönes Auto leisten! Ihre Ehe war in bester Ordnung und ihre beiden Kinder waren kerngesund! Litt er etwa unter Depressionen, von denen ich nichts mitgekriegt hatte?
Ich weiß es nicht.
Und ich werde es auch nie erfahren …
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