Die Mausetür - Philipp Nathanael Stubbs - E-Book

Die Mausetür E-Book

Philipp Nathanael Stubbs

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Beschreibung

Dass die Brüder Ben und Finn weder Neil Gaimans Buch kennen, noch das Ballett von Tschaikowsky je gesehen haben, hält diese Geschichte nicht davon ab, sie durch eine geheimnisvolle Tür in einem alten, halb verfallenen Haus zu schicken, auf deren anderen Seite zumindest Finn plötzlich alles aus einer anderen Perspektive sieht. Denn dann wird die von Ben sehnlichst als Haustier gewünschte Katze zu einer Killerbestie und die Zeit, um alles wieder zurückzudrehen, viel zu schnell knapp, wenn man statt Händen und Füßen nur noch Mäusepfötchen hat.

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Philipp Nathanael Stubbs

Die Mausetür

aus der Reihe

Weird Tales

Über das Buch

Coraline trifft Nussknacker — dass die Brüder Ben und Finn weder Neil Gaimans Buch noch das Ballett von Tschaikowsky kennen, hält diese Geschichte nicht davon ab, sie durch eine geheimnisvolle Tür in einem alten, halb verfallenen Haus zu schicken, auf deren anderen Seite zumindest Finn plötzlich alles aus einer anderen Perspektive sieht.Denn dann wird die von Ben sehnlichst als Haustier gewünschte Katze zu einer Killerbestie und die Zeit, um alles wieder zurückzudrehen, wird viel zu schnell knapp, wenn man statt Händen und Füßen nur noch Mäusepfötchen hat.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Über das Buch

Die Mausetür

Epilog

Impressum

Die Mausetür

»Euer Papa ist waaaaaas?« Das Mädchen hatte eine nervige Stimme und es war viel zu lockig, viel zu blond und viel zu aufdringlich.»Architekt«, brummte Ben.»Coooooooooool!« Und es neigte zu einem Übermaß an Vokalen. Aber es war der erste Tag in der neuen Stadt, in der neuen Schule, in der neuen Klasse. Und obwohl man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen sollte, waren manchmal die ersten Eindrücke die richtigen. Es war ja nicht von Dauer. Bisher war Familie McAllister jedes Jahr mindestens einmal umgezogen.»Was macht denn ein Architeeeeeekt?«»Er sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch und hat keine Zeit für Kinder«, antwortete Ben. Er und Finn waren Zwillinge, doch Ben sah sich als den Älteren — um drei Minuten und siebenundvierzig Sekunden älter, um exakt zu sein — und Vernünftigeren.»Und wir ziehen dauernd in alte Bruchbuden, die er renoviert und verkauft, sobald man vernünftig drin leben könnte«, sagte Finn. Ben hatte den Verdacht, dass Finn die Bruchbuden insgeheim gefielen, auch wenn es in den meisten schweinekalt, das Dach undicht und die Zimmer feucht waren.»Das ist ja auuuufregend!« Ben musste hier weg. Das Mädchen war nervtötend. »Und wo wohnt ihr?« Ben legte einen Schritt zu.»In dem alten Haus auf dem Hügel, die Allee da runter.« Die Augen des Mädchens wurden riesig.»In der Spukvilla?« rief sie. Und rannte weg.

»Die hatte ja voll einen Schuss!« bemerkte Ben, als er mit Finn die Allee lang nach Hause lief. Oder zu dem Haus, in dem sie heute Nacht schlafen würden. Denn ein Zuhause sah anders aus. Und es war wärmer.»Was ist, wenn sie recht hat?« fragte Finn. Ben verdrehte auf Älterer-Bruder-muss-Kleinkind-ertragen-Art die Augen.»Fang du jetzt nicht auch noch an.«Finn schaute hinter sich.»Sie läuft uns hinterher.« Ben zuckte mit den Schultern.»Soll sie.«»Und wenn es da wirklich spukt?« Ben seufzte und blieb stehen. Er winkte das Mädchen zu sich und wartete, bis sie endlich vor ihnen stand.»Wie heißt du?«»Cora.«»Gut Cora. Was genau spukt in dem Haus? Ein Gespenst?« Cora schüttelte den Kopf.»Nein, kein Gespenst.«»Was dann?«»Gar nichts.« Ben lachte.»Eine Spukvilla, in der es nicht spukt. Das ist toll! Komm Finn, lass uns gehen.«»Aber Kinder verschwinden da!« rief Cora ihnen hinterher. Die Jungs hatten es genau gehört, taten aber so, als nicht.

»Ihr könnt die zwei nebeneinander liegenden Zimmer im oberen Flur haben«, sagte Mr. McAllister, als sie ein paar Minuten später das alte Haus erreicht und die quietschende Tür passiert hatten.»Tür ölen«, hatte er gemurmelt und etwas auf seinen Notizblock gekritzelt, als die Jungen ihre Ranzen zur Seite stellten und die Jacken auszogen.»Klang wie eine Maus«, sagte Finn.»Ja. Eine, die zwischen zwei Metallplatten zerquetscht wird«, ergänzte Ben.»Abmarsch nach oben. Ich habe die Umzugsfirma eure Kisten schon in die Zimmer bringen lassen. Hausaufgaben machen, die Schränke einräumen und dann kommt zum Abendessen.«»Das wird ja ein unglaublich aufregender Nachmittag«, murmelte Ben, sodass sein Vater ihn nicht hören konnte. Finn grinste. Die Brüder hatten nicht vor, sich an seine Anweisungen zu halten.

Zum Teil taten sie es doch. Denn ein Nachmittag wird überhaupt nicht aufregend, wenn die besten Spielsachen irgendwo tief und gut verpackt in Kisten lagerten. Die waren in Rekordzeit entleert — wenn auch nicht ganz so ordentlich, wie sich ihr Vater das wohl vorgestellt hatte — und Finn und Ben mit der Erforschung ihrer neuen Zimmer und des Hauses beschäftigt.

Im Vergleich zu den Ruinen, in denen sie schon gelebt hatten, war diese Villa ein Schloss! Der pure Luxus! Vor allem, wenn Luxus ein dichtes Dach, aber nicht unbedingt eine funktionierende Heizung hieß. Dafür waren die Zimmer riesig. Wirklich riesig. Man konnte darin Fußball spielen (von Ben getestet), sich so verstecken, dass der eigene Bruder nach fast einer halben Stunde suchen aufgab (von Finn getestet) und man konnte sein Lieblingsauto verlieren, wenn es nach einem rasanten Stunt unter einem schweren Eichenschrank verschwand, der so schwer war, dass selbst der stärkste Mensch der Welt ihn nicht um einen Millimeter hätte verrücken können. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die Villa möbliert verkauft wurde. Finn lugte unter den Schrank, denn das Auto war etwas Besonderes. Es hatte einen kleinen Knopf und wenn man den drückte, dann ertönte das Geräusch einer Polizeisirene. Ben liebte dieses Auto. Und obwohl Ben behauptete, der größere, vernünftigere und erwachsenere von beiden zu sein, konnte er doch ohne sein Auto keine Minute überleben.

Sagte er nicht, war aber so.

»Gib mir die Angel! Ich seh deinen Flitzer.« Finns Zunge blitzte zwischen seinen Lippen hervor, als er sich konzentriert auf die Jagd nach Bens blauem Auto machte. Er hatte es nicht wirklich gesehen, sondern nur ein blaues Funkeln, das er sich vielleicht nur eingebildet hatte. Denn unter dem Schrank war es dunkel. Richtig dunkel. Pechschwarz. So schwarz, dass Finn das Gefühl hatte, dass die Angel, die er in die Dunkelheit stieß, von ihr verschluckt wurde. Finn achtete sorgfältig darauf, dass seine Finger nicht in die Dunkelheit kamen.»Hier, nimm die Taschenlampe!« Ben gab ihm die kleine LED-Leuchte, die er für das letzte Zeugnis bekommen hatte. Mr. McAllister neigte zu praktischen Geschenken — warme Pullover, Socken und so — aber diese Leuchte war richtig cool. Finn war der Einzige außer Ben, der sie berühren durfte. Und das auch nur in Ausnahmefällen. Finn leuchtete unter den Schrank und hatte die eigenartige Vorstellung, die Dunkelheit würde vor dem Licht weglaufen. Auf unzählig vielen Trippelfüßchen.Das Auto hatte Finn einen Augenblick später. Aber dann sah er aus den Augenwinkeln heraus etwas, was einen halben Lidschlag vorher nicht da gewesen war: eine Tür.»Da ist eine Tür hinter dem Schrank«, sagte Finn.»Spinn nicht«, sagte Ben mit seiner vernünftiger-älterer-Bruder-Stimme. »Niemand stellt einen Schrank vor eine Tür. Das würde überhaupt keinen Sinn machen. Weil dann kann man die Tür nämlich gar nicht mehr benutzen.«»Aber da ist eine Tür!« Finn schaute noch einmal unter den Schrank. »Und sie ist winzig«, ergänzte er. Die Tür war wirklich winzig. So als hätte eine Maus mit einer fipsigen Säge ein klimperkleines Loch in die Wand gesägt und daran eine reich verzierte Holztür befestigt.Ben war stehengeblieben. »Das geht gar nicht«, verkündete er von oben herab. »Das ist die Wand zu meinem Zimmer und auf meiner Seite ist keine Tür. Das weiß ich ganz genau.« Und um zu bestätigen, dass er recht hatte und Finn nur der kleine Bruder war, fügte er hinzu: »Dummbatz!«»Kuck selbst!« sagte Finn. Ben kniete sich hin und verdrehte dabei die Augen, nur um zu zeigen, was er nicht alles für seinen kleinen, dummen Bruder tat. Er bückte sich, um mit einem Auge unter den Schrank zu schielen und streckte eine Hand aus.»Lampe!« sagte er mit der Autorität eines Chirurgen, der bei einer schwierigen Gehirnoperation von der Schwester ein Skalpell fordert. Finn gab ihm die Lampe und Ben leuchtete unter den Schrank. Diesmal glaubte Finn zu hören, wie die Dunkelheit vor dem Licht weglief. Ben richtete sich auf. »Da ist wirklich eine Tür!« sagte er.»Hab ich doch gesagt!« antwortete Finn. Und dann vergaßen sie die Tür.

Die fiel ihnen erst beim Abendessen wieder ein. Mr. McAllister hatte Schnitten geschmiert und eine Dosensuppe erwärmt, was der Gipfel seiner Kochkunst war. Sie saßen auf drei Stühlen nebeneinander um das eine Ende der massiven Holztafel, die in einem Raum stand, den Ben und Finn beim ersten Anblick Rittersaal getauft hatten. Dieses Ende der Tafel wurde von einer einzelnen, trüben Glühbirne beleuchtet, das andere Ende lag im Schatten.»Die Elektriker kommen nächste Woche, dann wird das alles in Ordnung gebracht«, hatte Mr.

---ENDE DER LESEPROBE---