DIE METAPHYSIK VON IFÁ - Tilo Plöger - E-Book

DIE METAPHYSIK VON IFÁ E-Book

Tilo Plöger

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Beschreibung

Zum Inhalt. In der Tradition von Ifá erfolgt die Kommunikation mit der geistigen Welt vor allem über das Orakel. In tiefster Überzeugung der Überlegenheit geistiger Führung befragen die in dieser Tradition eingeweihten Menschen die Götter, bevor sie wesentliche Lebensentscheidungen treffen. Dieses komplexe und in der westlichen Welt als fast unspielbar geltende Orakel wird mit Samen, Knochen oder Muscheln gespielt und zählt zu den ältesten Divinationsspielen der Welt. Es fasziniert durch seine Klarheit und Tiefe, seine Lebensnähe und -bejahung. Die Mythologie des über 5.000 Jahre alten Ifismus aus dem afrikanischen Gebiet des heutigen Nigerias ist in Europa kaum bekannt, weil sie weitgehend eine orale Tradition einer unbekannten Sprache geblieben ist. Sie ist reich an Weisheiten, Bildern, Mystik und ist die Grundlage für die für das Christentum so wichtigen ägyptischen, griechischen und römischen Traditionen. Sie ist vermutlich Vorläufer der chinesischen Orakels I GING. Heute begründet sie die mystischen Traditionen der nigerianischen Yorubá, des brasilianischen Candomblé, der kubanischen Santeria, des jamaikanischen Voodoo. Das Buch erläutert Aufbau, Spielweise, Interpretation des alten Orakels von Ifá. Die philosophische, metaphysische Erweiterung der Deutungsebenen offenbart eine Universallehre, die als afrikanisches Pendant zum chinesischen I GING gesehen werden muss.

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Seitenzahl: 482

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Tilo Plöger

DIE METAPHYSIK VON IFÁ

DAS AFRIKANISCHE I GING

Copyright: © 2017: Tilo Plöger

Illustration: Maika Matthis

Umschlag & Satz: Erik Kinting

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

978-3-7345-9602-5 (Paperback)

978-3-7345-9603-2 (Hardcover)

978-3-7345-9604-9 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

„Wenn man eine der Zeichen-Kombinationen anblickt, sich in Kien, das Schöpferische, in Sun, das Sanfte, vertieft, so ist das kein Lesen, und es ist auch kein Denken, sondern es ist wie das Blicken in fließendes Wasser oder in ziehende Wolken. Dort steht alles geschrieben, was gedacht und was gelebt werden kann.“

(Hermann Hesse über das I GING)

„Mehr als 30 Jahre habe ich mich für diese Orakeltechnik – oder auch Methode der Erforschung des Unbewussten – interessiert, da sie mir von äußerster Bedeutung erschien.“

(C. G. Jung im Vorwort zum I GING)

„O wà láyé, mo wà láàye, ò ḿbi mí bí rún se rí.

You are on earth [alive] and I am on earth, and yet you ask me what heaven is like.“

„Ologbon ò te ara nÍfá; omoràn ò fi ara joyè;abe tó mú ò lè gbé èkù ara èThe wise person does not consult the Ifá oracle for himself; the knowledgeable person does not install himself as chief; the sharp knife does not carve its own handle.“

„A kì i ́gbón ju eni tí a máa dÍfá fún.

One cannot be wiser than the person

for whom one will consult the Ifá oracle.“

(Yorubische Sprichwörter)

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

DIAGNOSE UND PROGNOSTIK

IFÁ UND I GING

DAS ORAKEL I GING

Die Geschichte des I GING

Die philosophischen Grundlagen des I GING

Der metaphysische Aufbau des I GING

Die Codierung des I GING

Die Deutung des I GING

MYTHOLOGIE UND METAPHYSIK DES IFISMUS

Der Ifismus

Der Entstehung der materiellen Welt

Der Mensch zwischen geistiger und materieller Welt

Die geistige Führung des Menschen

Die Energie Axé

Das Wort, der Atem und die Sicht

Die Bedeutung der Orixás

Die Bedeutung der Odus

DAS ORAKEL VON IFÁ

Die Mythologie

Die Werkzeuge

Der Ablauf

Technik und Spielweise

Die metaphysische Deutung

Die Ableitung der Lösungswege

DER AUFSTIEG IN IFÁ

Alles ist Eins

Alles Ist Zwei

Alles Ist Drei

Alles ist Vier

DIE ARCHETYPEN IN IFÁ

Der Begriff des Komplexes

Der Begriff der Persönlichkeitsstruktur

Der Begriff der Persona

METAPHYSIK UND HERMETIK IN IFÁ

Die Metaphysik

Die Hermetik innerhalb der Metaphysik

Metaphysik und Hermetik in IFÁ

EXEMPLARISCHE DEUTUNG DES ORAKELS

Die Fragestellung

Schritt 1: Die Ermittlung des Odus

Schritt 2: Die Deutung des Odus

Schritt 3: Die Deutungsebenen der Odus auf dem Opon IFÁ

Schritt 4: Die Geometrie des Odus

Schritt 5: Der Status des Odus

Schritt 6: Die Wandelbarkeit des Odus

Schritt 7: Die Deutung der Elemente und der Orixás

Schritt 8: Die Schnittstellen zu Merindilogun und Magie

NACHWORT

LITERATUR

VORWORT

Die Frage des Menschen nach der Essenz des Lebens und die Frage des Menschen nach seiner Zukunft sind so alt wie die Menschheit selbst. Beide Fragen hängen miteinander zusammen, denn ohne Verständnis dessen, was die Welt zusammen hält und den Menschen ausmacht, gelingt keine Diagnose der Ausgangssituation. Und ohne Verständnis der Ausgangssituation kann kein belastbares Modell aller Zusammenhänge aufgestellt werden, die die Zukunft ausmachen. Es ist also auch keine verlässliche Aussage über die Zukunft möglich, ohne ein Verständnis über die Essenz des Lebens zu haben.

Spätestens seit der frühen ägyptischen Zeit beschäftigt den Menschen die Frage nach der Essenz. Existiert so etwas wie eine unveränderliche Essenz allen Lebens? Wenn ja, wie kann sie beschrieben werden und wo findet man sie? Ist diese Essenz ein Ausdruck der geistigen Welt und muss somit qualitativ beschrieben werden, oder unterliegt sie den Gesetzen der mathematisch beschreibbaren Physik? Zweifelsohne ging die Menschheit in den frühen Phasen der Philosophie von einem spirituellen Prinzip aus. Die Elementenlehre ist so eine frühe Form der Beschreibungsversuche dessen, was die Essenz ausmachen könnte.

Seit Urzeiten existieren intuitive Methoden der Zukunftsschau, die in verschiedenen Kulturkreisen und über die Zeiten durch objektive Methoden der Zeichendeutung erweitert bzw. teilweise ergänzt wurden. Die Frage nach der Zukunft ging vermutlich der Frage nach der Essenz voraus und führte zu der Auseinandersetzung mit dieser notwendigen Folgefrage. Auf der Suche nach einer Weltformel wurden die Modelle der Diagnose und Prognostik über die Jahrhunderte immer abstrakter und häufig quantitativer, es entstanden neue Denkrichtungen wie die der Mathematik, der Philosophie, der Ökonomie, die als theoretische Fundamente für die Interpretationen der Zeichen dienten. Je komplexer diese Modelle wurden, desto mehr wurden sie bei ihrer Deutung durch Erfahrung und Intuition ergänzt, um aus Wissen auch tatsächlich brauchbare Erkenntnisse zu destillieren.

Mit Ausnahme eingeschränkter Teilbereiche der Physik ist es bis heute jedoch keinem Modell gelungen, die Realität abzubilden, erst recht nicht, die Zukunft vorherzusagen. Die Geschichte der Diagnose und Prognostik ist ein wiederkehrendes, zyklisches Ritual der Huldigung neuer und Verteufelung alter Modelle. Gleichzeitig werden alte Gedanken immer wieder neu verpackt und wiederbelebt.

Betrachtet man die Jahrtausende, so koexistieren faktisch drei Denkmodelle der Diagnose und Prognostik:

1.Intuitive, subjektive, empathische, divinatorische Eingebungen – beispielsweise das Orakel von Delphi oder die schamanische Befragung der Geister

2.Objektive, analytische, spirituelle Deutungssysteme von Zeichen – beispielsweise die Orakel von I GING und IFÁ

3.Objektive, analytische, erfahrungs- und beobachtungsbasierte Deutungssysteme von Zeichen – beispielsweise moderne Chartanalysen von Börsenkursen sowie diverse ökonometrische Modelle

Auf den ersten Blick ist man geneigt zu glauben, dass sich die modernde Wissenschaft und der moderne Mensch vor allem auf die zahlenbasierten Modelle stützen würden (auch Zahlen sind Zeichen). Das ist jedoch weit gefehlt. Die Wissenschaft verwendet durchaus subjektive Methoden, beispielsweise bei der expertenbasierten Delphi-Befragung. Und die Menschheit erlebt eine massive Renaissance verschiedenster Divinationstechniken wie des Tarot und des I GING. Alle drei Techniken koexistieren offensichtlich – weil sie alle drei erforderlich zu sein scheinen und weil keine der drei Dimensionen alleine befriedigende Antworten auf die Fragen nach dem Wesen des Menschen und der Zukunft zu liefern scheint.

Die Renaissance qualitativer Beschreibungen der Welt ist ein „natürliches“ Ergebnis einer zunehmend quantitativen Welt. Die Menschen fühlen, dass all die Algorithmen, Zahlenmodelle und Messbarkeiten das Blickfeld eher einschränken und zeitlich verkürzen, als dass sie die Menschheit in neue Visionen oder gar echte Innovationen führen würden. Kein Algorithmus, keine Messmethode hätte den Wandel vom Pferd zum Auto vorhergesehen und erst recht nicht ermöglicht. Keine Zahl vermag die dringend erforderliche Neuausrichtung der Demokratie zu gestalten. Es bedarf neuer Visionen, Kreativität, also qualitativer Dimensionen, um das Leben, das Sein, zu beschreiben und zu gestalten.

Die Renaissance qualitativer Zukunftsschau ist auch ein Ergebnis des Wunsches nach gelebter Spiritualität und Mystik. Viele Menschen fühlen die geistige Anbindung an „etwas“, Natur, Gott, wie auch immer man das nennen möchte, doch sie möchten nicht von Institutionen geführt werden. Religionen und Kirchen sind aufgrund der Historie belastet und meist dogmatisch ausgelegt. Um ihrer Spiritualität Ausdruck zu verleihen, suchen Menschen zusehends Erfahrungen in neuen oder alten, jedenfalls anderen Traditionen. Und sie versuchen, für sich Methoden zu entdecken, wie die spirituellen Aspekte der Welt persönlich und global gedeutet werden können. Die Frage der persönlichen Bestimmung und der geistigen Führung kommt immer stärker an die Oberfläche des kollektiven Bewusstseins.

In einem Interview gefragt, auf welche Quellen sich er sich bei seinen Entscheidungen stütze, antwortete der Dalai Lama bezeichnenderweise, dass er sich auf alle drei Säulen stütz: Seine persönlichen Intuition und Erfahrung, die Berater und Deuter objektiver Analysen sowie sein tibetisches Staatsorakel Nechung.

Tatsache ist, dass das wahre Wesen der Dinge, immer verschlossen bleiben wird. Schon Platon deutete die Wirklichkeit als reinen Schatten an der Wand. Deswegen bleiben alle Deutungsmodelle der Wirklichkeit eben nur Modelle mit spezifischen Annahmen.

Besteht die Realität also aus vielen Qualitäten und einigen Quantitäten, aus viel Subjektivität, Relativität und recht wenig Objektivität, so ist es logisch und sinnvoll, anzunehmen, dass auch in Zukunft die drei Säulen, von denen der Dalai Lama sprach, für die Prognostik und Entscheidungsfindung erhalten bleiben. Alle drei Formen der Deutung werden sinnvoll koexistieren.

Von den Deutungssystemen, die die Jahrhunderte am längsten überdauert haben und deswegen offensichtlich nachhaltigen Mehrwert aufweisen, sind in Europa und Asien das I GING, in Afrika und Teilen Südamerikas das IFÁ hervorzuheben. Beide existieren seit Tausenden von Jahren. Beide Systeme weisen erstaunliche Parallelen im Aufbau auf, und in einigen Büchern wird darüber spekuliert, ob das vermutlich ältere IFÁ Ausgangspunkt des I GING gewesen sein könnte. Über den Handel hätte das afrikanische Orakel vor oder während der Hochkultur Ägyptens nach Asien getragen werden können. Dort sei es dann zunächst verkürzt und schließlich philosophisch neu bzw. ergänzend gedeutet worden.

Offensichtlich beruhen beide Systeme auf einem binären Code, der sich vermutlich aus einer einfachen JA-NEIN Befragung weiter entwickelte. Während sich das System von IFÁ konsequent über die Multiplikation der Polarität weiter entwickelte (2-4-16-256), modifizierte ein früher Gelehrte das System von I GING auf ein Trigramm bzw. Hexagramm-System. Doch die Grundelemente beider Systeme sind dieselben, beide wurden auch anfangs mit Naturprodukten (Scharfgarbe bzw. Kolanuss) und später mit Zahlungsmitteln gespielt (Münzen in China, Caurimuscheln in Afrika).

In der weiteren Entwicklung der Orakelsysteme gingen I GING und IFÁ unterschiedliche Wege. Das I GING wurde abstrahiert und philosophisch untermauert, es erhob den Anspruch eines Weltcodes, der alle Phänomene zu erklären vermag. Und es wurde schriftlich festgehalten. Dadurch entwickelte sich das I GING zum weltweit bekannten Modell zur Erklärung und Deutung der Welt.

Das IFÁ-System blieb hingegen tribal und ist bis heute ein weitgehend oral weitergegebenes Divinationsmodell. Aufgrund der konkreten Lebensbedingungen in Afrika fokussierte es sich über seine Tausenden Verse auf die täglichen Probleme des Menschen. Bis heute blieb es eher praxisorientiert und vermittelt sehr konkrete Handlungsanweisungen. Es ist sehr eng mit der spirituellen Tradition verbunden.

In der konzeptionellen Anlage ist das System von IFÁ hermetisch „korrekter“ als das I GING, weil es wesentliche konstituierende Elemente, die Strukturen und Qualitäten (s.u.), klar trennt und immer in der Systematik der Differenzierung über Zweierpotenzen bleibt. Das ist u. a. der Grund, weshalb das I GING neben den vier bekannten Elementen noch weitere „Hilfselemente“ benötigt, wie den Berg, den See, den Donner, den Wind, während IFÁ mit den vier Grundelementen Wasser, Erde, Luft, Feuer auskommt.

Ein weiterer Vorteil des IFÁ-Systems ist, dass es sehr praxisnah geblieben ist und den Klienten sehr konkrete Handlungsanweisungen gibt. Auch die – weitgehend konsistente – Nähe zur Mythologie ist bei der Umsetzung magischer Rituale hilfreich, denn die Handlungsanweisungen bleiben nicht auf der Erkenntnisebene stehen, sondern ermöglichen zudem die aktive Beeinflussung der Zukunft über magische Rituale.

Und schließlich ist das mythologische Fundament von IFÁ sehr hilfreich bei der Berücksichtigung und Deutung der Polaritäten, der Spannungsfelder und der auf die Wege einwirkenden Kräfte. Dieser Aspekt ist im Orakel von I GING nicht verankert und wurde erst in späteren Jahrhunderten versucht hinein zu interpretieren. Denn die Grundelemente beider Orakel bestehen aus Möglichkeiten, aus Wegen und den Wandlungen von einer Struktur in eine andere (Hexagramme im I GING und Odus im IFÁ). Die auf diese Wege einwirkenden Kräfte werden erst sichtbar, wenn sie mit den inneren Polaritäten des Menschen in ihrer geistigen Entsprechung verknüpft werden. Hierfür bedarf es allerdings eines spirituellen, mythologischen Fundamentes. Im System von IFÁ antworten die 16 Orixás (die Götter als geistige Entsprechung der inneren Welt des Menschen) auf den jeweiligen Odus (den Wegen). Im I GING gibt es diese göttliche Ebene als geistige Entsprechung des Menschen nicht. In späteren Schulen wie dem Taoismus wurden zwar spirituelle Elemente abgeleitet, doch den ganzheitlichen Aspekt des IFÁ sucht man im I GING vergeblich.

Diesen Vorteilen stehen allerdings zwei große Nachteile gegenüber. Erstens wurde das System von IFÁ nie konsequent schriftlich festgehalten. Es gibt weder einen Standard für die Technik des Orakels, noch für seine Auswertung. Zweitens wurde das System nie abstrahiert und auf eindeutigen, kommunizierten hermetischen bzw. philosophischen Grundlagen aufgebaut. Auch heute noch erfordert das Spiel die Kenntnis Tausender so genannterItans, der Verse von IFÁ, die Deutung und Handlungsanweisung zugleich beinhalten. Eine abstrakte Deutung der Odus ist nicht möglich.

Diese beiden Tatsachen führen zu erheblichen Einschränkungen bei der Nutzung des ansonsten so einzigartigen und bewährten Orakels:

•Nur eingeweihte Priester, die zudem über die Kenntnis Tausender auswendig gelernter Verse verfügen, vermögen das Orakel zu spielen. Somit steht das Orakel als Deutungssystem einem normalen Menschen nicht zur Verfügung.

•Die Durchführung des Orakels dauert Stunden, manchmal Tage. Dies ist für die Anwendung und Ausbreitung in einer schnellen Welt hinderlich.

•Eine philosophische Auseinandersetzung mit dem System ist quasi unmöglich. Ohne Schrift, ohne klares Fundament, ist es nicht möglich, die metaphysische Seite des Orakels herauszuarbeiten. Aus der Interpretation tausender Verse ergeben sich möglicherweise viele Handlungsempfehlungen für ein tugendhaftes Leben, doch kaum übergreifende Erkenntnisse über die Welt an sich.

•Die hermetischen Fundamente des Orakels von IFÁ wurden nie philosophisch gedeutet. Es existiert kein formulierter Anspruch, über das Orakel eine Weltformel zu definieren, die die Welt decodiert. Das Orakel von IFÁ ist über die vielen Verse über Tausende von Jahren sehr mystisch, physisch, lebensnah, konkret geworden und geblieben. Anders als in China hat es in Afrika zu keiner Zeit eine philosophische Abstraktion des Orakels gegeben.

Im Ergebnis dieser Restriktionen wird das Orakel von IFÁ nur noch in Afrika gespielt. Zwar spielen die Aussagen der Itans in der Mythologie der Traditionen des Candomblé (Brasilien), der Santeria (Kuba), des Voodoo (Jamaika) noch eine tragende Rolle, doch das Orakel selbst wurde längst durch das schnellere und einfachereMerindilogunersetzt. Letzteres bezieht sich auf sehr konkrete Lebensthemen und ist ein lösungsorientiertes Orakel für die aktuellen Themen der Menschen, die in ihm eine Lebenshilfe suchen.

Der faktische „Tod“ des Orakels von IFÁ bedeutet Stillstand der philosophischen, mythologischen Entwicklung einer Tradition, die sich nur noch auf (alte) wiedergegebene Verse berufen kann. Es gibt keine Grundlage für die metaphysische Weiterentwicklung.

Es ist meine persönliche Überzeugung, dass eine Wiederbelebung des alten Orakels von IFÁ einhergehen muss mit einer Ergänzung bzw. Wiederentdeckung seiner metaphysischen Dimension. Dies ist allerdings nur möglich, wenn die Fundamente, die Deutungsregeln definiert werden. Die Abstraktion des Orakels von IFÁ öffnet ganz neue Dimensionen der Erkenntnis. Neue Deutungsmuster und neue spirituelle Erkenntnisse werden möglich. Eine spirituelle oder auch einfach philosophische Auseinandersetzung mit dem „genetischen Code“ des Lebens ist wieder denkbar.

Das Ziel des Buches ist – neben der existierenden physischen Praxis, nicht ersatzweise – die Wiederentdeckung der hermetischen Grundsätze dieses fantastischen Orakels. Das Orakel von IFÁ soll nicht nur wieder einfach spiel- und deutbar werden. Es soll vor allem auch wieder „denkbar“ werden, und offen sein für die Evolution der Erkenntnis. Und schließlich soll es auch offen werden für jeden Menschen, der sich dieses Instrumentes der Diagnostik und Prognostik als Entscheidungshilfe bedienen möchte.

Um die hermetischen Grundsätze des Orakels wieder zu beleben, ließ ich mich durch vier Dimensionen leiten:

1.Das chinesische I GING als sehr artverwandte Form, ein Orakel, dessen sich über Jahrhunderte viele Gelehrte angenommen haben und dem Prinzipien entnommen werden können, die allgemein gültig sind und die sich auch bewährt haben

2.Bewährte Grundbegriffe und Grundmodelle der Philosophie. Es ist das Ziel dieser Auseinandersetzung mit dem Orakel von IFÁ, seine Deutung der Philosophie zu öffnen. Abgesehen von der Deutung der Prinzipien an sich ist es nicht das Ziel, selbst die Deutung der Welt anhand des Orakels vorzunehmen. Um das Orakel als philosophisches Instrument zu etablieren, bedarf es der Auseinandersetzung mit der Philosophie an sich, um daraus abzuleiten, wo sie sich im Orakel wiederfindet.

3.Die hermetischen Gesetze im Speziellen. Entscheidend für jedes System, das für sich beansprucht, den Weltcode – auch spirituell – entschlüsselt zu haben, ist Konsistenz sowie Allgemeingültigkeit. Alle Elemente müssen vollständig und klar voneinander abgrenzbar sein. Zudem müssen die allgemein gültigen hermetischen Grundsätze eingehalten werden. Unter Hermetik sei an dieser Stelle ganz allgemein die spirituelle, metaphysische Seite der Deutung verstanden.

4.Die Prinzipien des afrikanischen Ifismus. Selbstverständlich muss das erweiterte System konsistent sein mit den wesentlichen Prinzipien der yorubischen Tradition des Ifismus. Zwar bedeutet die metaphysische Auslegung auch die Unabhängigkeit von religiösen Glaubenssätzen zugunsten universeller Prinzipien. Doch das Orakel von IFÁ muss sich nahtlos an die Umsetzung ritueller Magie anknüpfen lassen.

Tilo Plöger im Jahr 2017

DIAGNOSE UND PROGNOSTIK

Der Drang des Menschen, das Wesen des Universums zu verstehen, und aus diesem Verständnis heraus die Zukunft deuten zu können, ist so alt wie der Mensch selbst. Man darf davon ausgehen, dass mit dem Beginn der Religiosität auch die Frage nach dem Jenseits und somit der Zukunft begann. Definiert man die Bestattung der Toten als Merkmal von Spiritualität, so liegen die Anfänge mindestens 100.000 Jahre zurück. Dies beweisen Funde in der Qafzeh-Höhle in der Nähe von Nazareth.

Als eine erste Entwicklungsstufe der Deutung und Abstraktion können die Höhlenmalereien interpretiert werden, die auf erste schamanische Arbeiten hinweisen. Die ältesten Höhlenmalereien sind fast 50.000 Jahre alt und wurden in Australien gefunden. Diese und weitere jüngere Funde deuten auf frühe Verbindungen mit der geistigen Welt hin.

Sichere Erkenntnisse über Prognostiksysteme unserer Vorfahren gibt es erst ab der Zeit, in der die Schrift erfunden wurde. Es existieren erste Nachweise in Mesopotamien und Ägypten, die etwa 5.000 Jahre alt sind. Die ersten Nachweise in China sind etwa 3.500 Jahre alt, die in Südamerika knapp 3.000 Jahre.

Platon unterscheidet gemäß CiceronatürlicheundkünstlicheWeissagung. Natürliche Weissagung sind Divinationen, die Menschen in Träumen, Trance, Visionen erhalten. Sie sind eine direkte Eingebung der Götter.

Künstliche Weissagung erfolgt durch Techniken und Methoden, die der Mensch entwickelt hat, um die Botschaften der Götter zu entziffern. Darunter fallen die Deutungen der Zeichen der Natur (Vogelschau, Sternendeutung), wie auch die Zeichen des Menschen (Münzen, Knochen).

Innerhalb dieser Strukturierung unterscheiden sich beide Systeme hinsichtlich ihrer Lage auf den folgenden Eigenschaftskontinuen:

•Intuitiv – analytisch

•Endogen – exogen

•Subjektiv – objektiv

•Divinatorisch – empirisch

•Eingebung – Erfahrung

Christof Niederwieser unterscheidet drei Methoden der Prognostik nach der Erkenntnisquelle. Sie entsprechen in etwa auch der Evolution der Methoden über die Zeit:

•Visionäre Prognostik. Sie gründet sich auf Intuition und Inspiration. Das Medium ist hier der Mensch.

•Zeichendeutende Prognostik. Sie gründet sich auf die Deutung von Zeichen als materielle Erscheinungen. Das Medium ist hier die Natur.

•Zeitendeutende Prognostik. Sie gründet sich auf die Deutung der Morphologie des Zeitverlaufes. Das Medium ist hier die Zeit.

Um einen kurzen Einblick in die Vielfalt und Tiefe der Prognostik zu geben, folgte eine knappe Auflistung einiger Beispiele aus den beiden Prognostik-Werken von Christof Niederwieser:

1.Visionäre Prognostik.

•Besessenheit und Trance. Das Tibetische Staatsorakel Nechung, das Orakel von Delphi, Trance-Techniken (Trommeln etc.)

•Visionen durch Rauschmittel. Schamanendrogen aus Lateinamerika (Ayahuasca, San Pedro, Tabak, Coca) und der alten Welt (Opium, Hanf, Fliegenpilz)

•Nekromantie (Kommunikation mit den Toten). Anubisbeschwörung in Ägypten, Totenbeschwörung bei Agrippa, Ahnenkult in Afrika, Spiritismus und Animismus der Moderne

•Prophetische Träume. Traumdeutung in Babylonien und Ägypten, Oneiromantie bei Griechen und Römern, Traumdeutung im Fernen Osten, Visionäre Träume der Parapsychologie

•Präkognition. Hellsehen, Telepathie

•Prophetentum und Zukunftsmythen. Die Weißen Götter bei den Azteken und Hopi, Prophetentum im Alten Testament, Sibyllinische Bücher von Rom, Prophezeiungen von Da Vinci, Columbus, Nostradamus, biblische Apokalyptik, christliche Wundererscheinungen.

•Utopien und Gesellschaftsvisionen. Platons Politeia, Kommunismus und Marxismus, Sonnenstaat von Charles Fourier, Utopia von Thomas Morus.

•Zukunftsromane und Science-Fiction. Reise zum Mond von Keppler, Wilkins, Cyrano, Mensch-Maschine Frankenstein, Jules Verne, H.G. Wells, Dystopien von Huxley und Orwell.

•Moderne Zukunftsforschung. Nationalökonomie und Soziologie, Flechtheims Futurologie, Forecastings von Herman Kahn und der RAND Corporation, Club of Rome, Technikfolgen-Abschätzung, moderne Think Tanks.

•Qualitative Prognosemethoden der Moderne. Brainstorming, Zukunftswerkstatt, Synektik, Laienbefragung, Expertenbefragung, Delphi-Methode, Morphologischer Kasten von Zwicky, Cross-Impact-Analyse, Relevanz- und Entscheidungsbaum, Rhizomatische Prognostik, Szenario-Technik, Synoptische Methode und Shaping Factors, Megatrends.

2.Zeichen- und zeitendeutende Prognostik.

•Natürliche Zeichen.

- Omen und Wunderzeichen. Himmelserscheinungen, Tier- und Geburtsomina.

- Deutungssysteme natürlicher Zeichen. Zeichensysteme am Himmel, Auspizien im Alten Rom, Elementdeutung und Feng Shui.

- Physiognomik. Körperdeutung bei Ägyptern und Babyloniern, Physiognomik bei den Griechen und in China, indische Tridosha-Lehre, Chiromantie, Phrenologie von Gall, Fragmente von Lavater.

- Lehre von den drei Typen. Naturelle von Huter, Konstitutionstypen von Kretschmer, Körperbau-Komponenten von Sheldon.

- Körperdeutung der Moderne. Chromosomenanalyse, Antlitzdeutung, Körpersprache und non-verbale Kommunikation, NLP – neurolinguistisches Programmieren.

•Kultivierte Zeichen.

- Orakel und Ordale in Afrika. Orakel der Zande, Mäusesand-Orakel in westafrikanischer Savanne, Tier-Orakel in Mali, Kamerun und Elfenbeinküste, Versehrungs-Ordale, Element-Orakel mit Wasser und Feuer.

- Knochenorakel und Eingeweideschau. Pyro-Scapulaemantik in Tibet und Sibirien, Eingeweideschau in Mesopotamien, Haruspizien bei Etruskern und Römern, Anthropomantie.

- Weitere Methoden. Pferde- und Kampf-Orakel bei den Germanen. Apollon- und Hermes-Orakel in der Antike, Wort- und Butterlampenorakel in Tibet, Ei- und Spatzen-Orakel in China, Lesen von Tee- und Kaffeesatz, Radiästhesie mit Wünschelrute und Pendel, Kinesiologie, Graphologie.

- Moderne Zeichenkultivierung über Messungen, Indikatoren, Statistiken. Ur-Meter, Zeitmessung, Internationales Einheitensystem IE und ISO Norm, Indikatoren der Natur- und Sozialwissenschaften sowie des Krieges, magische Archetypen.

- Ökonomische Kennzahlen und Wirtschaftsindikatoren. Controlling, Balanced Scorecard, Kennzahlen der VWL, Marktmechanismen z. B. Phillips-Kurve, Harvard-Barometer, Aktienkurse und Börsenindikatoren.

- Quantitative Befragungen. Sentimentindikatoren und Konjunktur-Barometer, Konsumentenbefragung, Gallup und Wahlprognosen, Persönlichkeitstests in der Management-Diagnostik.

- Medizinische Indikatoren und Genetik. Blutgruppendeutung in Japan, Schwangerschafts-Diagnostik, medizinische Softmarker, Genetik.

•Künstliche Zeichen.

- Lose, Wurforakel und Antwortmaschinen. Lose bei Griechen und Römern, Ammonorakel in Ägypten, Geistschreiben in China.

- Miniaturwelt. Korborakel in Afrika, Chuvaanak-Orakel in der südsibirischen Tyva, IFÁ-Orakel der Yorubá.

- Urmuster und Weltencodes über Symbole, Buchstaben, Zahlen. Chinesische I GING, Numerologie und Zahlenmystik, Germanische Runen, Buchstaben und Zahlen der jüdischen Kabbala, Tarot.

- Prognosesysteme und Weltmodelle der Moderne. Prognosesysteme im Controlling, Fundamentalanalyse, Technische Chartanalyse, Ökonometrische Modelle und Input-Output-Rechnung, Global Modelling.

- Big Data und Smart Data. Mustererkennung.

Die Frage nach der Zukunft und dem Wesen aller Dinge beschäftigt die Menschheit also von Anbeginn aller Spiritualität. Sie war immer da und begleitete die Menschen zu allen Zeiten und in allen Kulturen. In diesem Kontext erscheint es fast merkwürdig, wenn moderne, zahlen- und zeitenbasierte Rechenmodelle vorgeben, nicht spirituell zu sein. Denn die Relevanz der Zukunft für den Menschen ist an sich bereits eine zutiefst spirituelle Fragestellung.

Versucht man aus der Entwicklungsgeschichte der Diagnostik und Prognostik eine Evolutionslogik abzuleiten, so sind mindestens zwei Merkmale erkennbar:

•Zunehmender Grad an Objektivierung durch Beobachtung, Messung, Auswertung externer Faktoren

•Zunehmender Grad an Abstraktion bei gleichzeitiger Erhöhung der Komplexität

Dabei ist auffallend, dass mit zunehmender Abstraktion der Erfahrung und Intuition eine größere Bedeutung zukommt, um aus den vielen Daten, dem Wissen, sinnvolle Erkenntnisse zu entnehmen. Es mangelt heute nicht an Daten, sehr wohl aber an Erkenntnis. Wer die „sinnvollere“ Erkenntnis aus den Daten zieht ist in der Wirtschaft erfolgreicher – Facebook oder Google beispielsweise ziehen bessere Erkenntnisse aus den Daten als die meisten Händler. Andererseits werden große Banken- und Wirtschaftskrisen von vielen Marktteilnehmern nicht vorhergesehen, obwohl alle dafür erforderliche Daten vorhanden sind.

Gleichzeitig ist auffällig, dass komplexe Systeme die Verwendung von Größen erfordern, die in ihrer Definition Archetypen ähneln. Sie stehen isoliert für etwas Größeres, Umfassenderes. Die Größen, ob Zahlen, Formeln oder Begriffe, fassen eine Vielzahl von mehr oder weniger klar abgrenzbaren Eigenschaften zusammen, die in ihrer Summe und in ihrer Gesamtwirkung vermeintlich als eine Einheit wirken. Wenn man im Marketing über Zielgruppen spricht („Generaty Y, X, Z“) oder in den Sozialen Wissenschaften einheitlich verhaltende bzw. denkende Gruppen definiert, oder in der Psychologie Verhaltensmuster diskutiert, so ist das im Ansatz eine Archetypisierung.

Die letzten beiden Auffälligkeiten sind im Grunde nichts Anderes als das, was im Rahmen komplexer Orakel wie dem I GING oder IFÁ geschieht. Der wesentliche Unterschied ist lediglich, dass moderne Systeme nicht von dem Prinzip der geistigen Entsprechung der materiellen Welt ausgehen. Sie glauben daran, dass es beobachtbare, messbare, sich in Formeln widerspiegelnde kausale Zusammenhänge gibt. Doch alle Modelle erzählen letztlich nur eine Geschichte. So einfach wie ein Mensch im Rückblick auf das Leben einen roten Faden zu erkennen glaubt, so schwer scheint es zu sein, diesen roten Faden in die Zukunft zu projizieren. In manchen Fällen ist die Abgrenzung von Magie/Aberglaube und Wissenschaft nur ein Mantel, ein Wort. Der Depressive war früher ein Kind Saturns, der Katatoniker war vom Dämonen Mehazael besessen (s. Niederwieser). Deswegen gehen Orakel davon aus, dass die dort definierten Zusammenhänge ebenfalls Codes und Formeln sind, die noch nicht in die wissenschaftlichen Formeln gegossen werden konnten. Vor diesem Hintergrund ist es für die Qualität der Orakel wichtig, einen hohen und konsistenten Abstraktionsgrad in der Ausgestaltung der Spiel- und Deutungsregeln aufrechtzuerhalten. Denn nur so überdauern sie die Moden der Wissenschaft und passen sich den Systemen an, bleiben stets Quellen der Weisheit.

Bei der ganzen Betrachtung der Geschichte der Diagnose und Prognostik, bei der Bewertung einzelner Instrumente darf nicht vergessen werden, dass es gerade die immer wieder in Verruf gekommenen Orakel von I GING und IFÁ waren, die alle anderen Modelle überlebt haben und die zu sehr stabilen gesellschaftlich-spirituellen Strukturen geführt haben. Es muss also etwas dran sein an diesen Systemen, was vielen anderen Instrumenten überlegen ist.

Das Ziel dieses Buches ist es, die Metaphysik des Orakels von IFÁ zu erweitern und wiederzubeleben. Durch die Vereinfachung der Spielweise und die Abstrahierung der Deutungsregeln wird das Orakel wieder spielbar und es wird vor allem wieder eine Quelle der Weisheit. Die konsistente, allumfassende Metaphysik des Systems wertet das Orakel auf, denn es wird wieder zu dem, was es eigentlich immer war – einer Universallehre.

Ich ziehe das I GING im Folgenden heran, um aus dem Verständnis seiner Prinzipien Analogien für das System von IFÁ abzuleiten. Die Vergleiche dienen dem Verständnis von Gemeinsamkeiten und Abweichungen, nicht der Bewertung der Qualität des einen oder anderen Orakels – beide haben sich seit Tausenden von Jahren bewährt, sie müssen nicht mehr in Bezug auf die Qualität und den Wert für die Menschen und Gesellschaft hinterfragt werden. Die Geschichte antwortet auf diese Frage.

Es ist im Folgenden nicht das Ziel, das I GING im Detail zu erklären oder zu deuten. Dies kann in vielen guten Werken nachgelesen werden. Das Ziel ist vielmehr, zu verdeutlichen, was die wesentlichen Prinzipien sind, die dem System zugrunde liegen und diese dort, wo sie Sinn machen, auch beim System von IFÁ anzuwenden.

IFÁ UND I GING

Sind IFÁ und I GING überhaupt klassische Orakel? Eigentlich nicht, denn sie sagen keine Ereignisse voraus. Es sind Diagnose-Systeme der Wandlung von einem aktuellen, definierten Systemzustand in ein potentiell neues System, das nicht vollständig und sicher definiert ist. Die Orakel zeigen die Strukturen, wie sie heute sind und die Strukturen, wie sie morgen sein könnten. Sie zeigen diese Strukturen in ihren Anfängen, im Statu Nascendi, wenn die Zukunft ihre Schatten voraus wirft, sich aber noch nicht konkret manifestiert hat.

Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, denn sowohl das I GING wie auch IFÁ verstehen sich ausdrücklich nicht als Wahrsage- sondern als Weisheitstraditionen. Sie sind mehr Weisheit als Wahrheit. Wahrsage-Orakel haben den Charakter eines Urteils, und der Mensch ist dabei passiver Empfänger der Botschaft. Weisheits-Orakel sind hingegen Berater, die den Menschen als aktiven Mitgestalter der Bestimmung sehen.

In der Anlage der Orakel bestehen große Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede ergeben sich eher aus der späteren Ausgestaltung, Deutung und Anbindung an mythologische Traditionen.

IFÁ ist aus der mythologischen Tradition heraus entstanden und hat diese selbst geprägt. Das Orakel von IFÁ war immer und ist immer noch DAS Herzstück der yorubischen Mythologie (und heute auch der Tradition der Santeria und des Candomblé). Es hat sich nicht von der spirituellen Tradition entfernt und war stets mit ihr verbunden.

Anders beim I GING. Glaubt man den Schriften und den historischen Funden, so scheint sich das I GING aus einem einfachen Ja/Nein-Orakel heraus entwickelt zu haben, als der Mensch nach differenzierten Antworten auf die Fragen des Lebens suchte. Schrittweise erhöhten sich die Komplexität und die Aussagefähigkeit dieses Orakels. Und die spirituelle Deutung, das spirituelle Fundament entstand erst in späteren Perioden. In der Literatur wird der Beginn des I GING als eigenständigem Divinationssystem auf das 9. Jahrhundert v. Chr. datiert. Es heißt, es hätte sich schrittweise aus dem Schafgarbenorakel entwickelt, unter Einfluss des Knochenorakels der Shan-Dynastie. Ab dem 9. Jahrhundert – mit Zhouyi als einer der ersten Versionen des I GING – entwickelte sich das Orakel schrittweise zur Universallehre. Es wurde mit den Elementen sowie dem Yin-Yang verknüpft. In der Han-Dynastie ca. 200 v. Chr. bis 200 n. Chr. war das Orakel bereits ähnlich bekannt und beliebt wie das Schildkrötenorakel der Shan-Dynastie. Es stand im Mittelpunkt der konfuzianischen Tradition und wurde bei allen wesentlichen Entscheidungen befragt. In dieser Zeit entstanden wesentliche Schriften wie die „Zehn Flügel“. Im 17. Jahrhundert kam es nach Europa, wo Gottfried Leibniz die Ähnlichkeit zu seinem binären System feststellte. Mit den Übersetzungen des Sinologen Richard Wilhelm (1873-1930) gelangte das I GING schließlich an die breite Öffentlichkeit und war u.a. ein gern zitiertes Beispiel für die Archetypenlehre von C. G. Jung.

Die Anfänge von I GING sind spekulativ und es gibt auch eine andere Version der Entstehung, die stärkeren Bezug auf die Handelsbeziehungen von Asien und Afrika nimmt. Es deutet einiges darauf hin, dass IFÁ ein Vorläufer des I GING gewesen sein könnte. Es ist sicher, dass es eine entwickelte spirituelle Kultur im frühen Ägypten gab, die Grundlage für die spirituellen Traditionen Ägyptens und später auch Griechenlands war. In den alten Schriften von Herodot ist von den schwarzen Priestern die Rede, große Philosophen und Mystiker wie Pythagoras waren in Afrika und kamen dort in Berührung mit der spirituellen Tradition. Und die Divinationsspiele waren dort weit verbreitet und bereits komplex aufgebaut. Bedenkt man, dass der Handel auch damals schon die Regionen Asiens, Arabiens und Afrikas miteinander verband, so ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die spirituellen Traditionen und Rituale miteinander in Berührung kamen. Die auffallend ähnliche Anlage der beiden Orakel ist kein Beweis, aber dennoch ein Hinweis auf eine potentiell gemeinsame Ausgangsbasis. Auch die im Orakel von IFÁ verwendeten Cauris waren Zahlungsmittel, die sowohl in Afrika, wie auch in Asien gebräuchlich waren und die über fast 2.000 Jahre verwendet wurden.

In der konzeptionellen Anlage ähneln sich I GING und IFÁ. Beide Systeme sind binär und entstanden wahrscheinlich aus dem einfachen Ja/Nein-Prinzip, das später durch die philosophische, spirituelle Deutung Licht/Schatten ersetzt wurde. Beide Systeme erweiterten das Licht-Schatten-Prinzip durch die vier Elemente Luft, Wasser, Feuer, Erde als Archetypen für die innere, unveränderliche und sich kohärent verhaltende Struktur komplexer Zusammenhänge. Beide Systeme berücksichtigen zudem die Dimensionen Himmel-Mensch-Erde. Und beide verstehen sich als Weisheitssysteme, die Energiestrukturen erkennen und deuten, wenn sie gerade am Entstehen sind.

Die wesentlichen Unterschiede beider Divinationssysteme ergeben sich aus der Spielanlage und aus der historisch gewachsenen gesellschaftlichen Einbettung.

In der Spielanlage driften beide Systeme an zwei entscheidenden Punkten auseinander:

1.IFÁ bleibt in allen Dimensionen dem Prinzip der 2er-Potenzen treu. Die Welt differenziert sich immer über ein Vielfaches von 2. Jedes „Bein“ des Orakels von IFÁ besteht deswegen aus vier Strichen entsprechend der 4 Elemente, der 4 Himmelrichtungen, der 4 Dimensionen des Menschen (spirituell und materiell, jeweils innen und außen), der Gesellschaft, etc. Und da es die Gegenwart und die Zukunft gibt, bilden sich zwei Beine von je vier Strichen zu insgesamt 264 so genannten Odus, den Wegen des Menschen. I GING verlässt dieses Prinzip, wenn es über den dritten „Strich“ die Trigramme einführt und diese miteinander zu 64 Hexagrammen kombiniert. Das System sieht sich deswegen gezwungen, die im Grunde gleichen Dimensionen neu zu codieren – die Deutungsregeln ändern sich.

2.Das Orakel von IFÁ bleibt eng verbunden mit der Mythologie des Ifismus, wird oral von Generation zu Generation weitergetragen und fokussiert sich in Afrika auf die tägliche Praxis der Problemlösung. IFÁ wird zum Diagnose- und Problemlösungsinstrument, denn es liefert nicht alleine eine Aussage über die Situation, sondern es gibt auch Hinweise, wie Probleme u.a. mittels Magie gelöst werden können. Das I GING entkoppelt sich zunächst von einer spirituellen Tradition und wird früh von Philosophen gedeutet. Es wird zum reinen Weisheitssystem, Lösungsansätze sind abstrakte Handlungsempfehlungen, nicht jedoch konkrete abgeleitete magische Handlungen. In späteren Jahrhunderten wurde das I GING häufig als Werkzeug und Fundament für spirituelle Erkenntnisse definiert. Überspitzt formuliert wird IFÁ zur Medizin und I GING zur Philosophie. Konzeptionell führt die Bindung des IFÁ-Orakels an die Mythologie dazu, dass die inneren Polaritäten des Menschen sowie die Spannungen des Menschen mit seinem Umfeld im Orakel über die Deutung der Orixás, der Götter des IFÁ, sichtbar werden. Diese Dimension ist im I GING nicht verankert und kann – wenn überhaupt – nur über Umwege ermittelt werden. Der Unterschied in der mythologischen Verankerung ergibt sich symbolisch bereits aus der Spielweise. Denn IFÁ wird immer noch auf dem Opon IFÁ gespielt, einem Tableau, das die Welt abbildet mit den vier Dimensionen auf verschiedenen Ebenen. Das I GING kann auf jeder Grundlage gespielt werden. Beide Systeme verwenden in der modernen Form Zahlungsmittel zur (De)codierung des Binärcodes. Doch während die Münzen im I GING reine Zahlungsmittel sind, blieben die Meeresmuscheln (Cauris) im IFÁ immer auch Symbole und Kraftüberträge für spirituelle Rituale.

Die Grundlagen des I GING können auf das System von IFÁ übertragen werden, da die Grundannahmen dieselben sind. Umgekehrt ist das nur bedingt möglich, denn das I GING ist nicht an ein Pantheon gebunden und ebenso wenig an magische Rituale der „Manipulation“ der Wirklichkeit. Die philosophischen Texte des I GING können nur bedingt auf IFÁ übertragen werden, weil sie sich bereits auf die Hexagramme beziehen. Ebenso wenig können die Texte von IFÁ auf das I GING übertragen werden. Allerdings sind viele Deutungsprinzipien übertragbar, und sie sind hilfreiche Muster, um dem Orakel von IFÁ die tiefe philosophische und spirituelle Seite zu entlocken, die in der täglichen Praxis afrikanischer Magie teilweise verloren gegangen bzw. auf einzelne Verse reduziert ist.

Nachstehend eine kurze Übersicht einiger relevanter Dimensionen:

Dimension

I GING

IFÁ

 

Code

binär

binär

Abbildung der Realität

Strukturen

Strukturen

Hexagramme

Odus

Abbildung der Polarität

nein

Qualitäten

Orixás

Energieprinzip

Tao

Axé

Elemente

4+4

4

Anzahl Elemente

64

256

Divinationsmittel

Schafgarbe

Kolanuss

Münzen

Cauris

Fokus

Metaphysik

Physik

Abstrakt

Konkret

Fundament

Taoismus

Ifismus

DAS ORAKEL I GING

Die Geschichte des I GING

Nachstehend folgt eine kurze Einführung in das I GING, wie sie bei Wikipedia nachzulesen ist. Die Definition und Geschichte wird in dieser oder ähnlicher Form in verschiedenen Büchern wiedergegeben. Da sich alle Bücher immer auf dieselben Quellen stützen, findet man im Westen kaum Anmerkungen zu der möglichen Wechselwirkung mit den Orakeln Afrikas. Diese findet man jedoch in einzelnen Schriften über das System von IFÁ, die aber in der westlichen Wissenschaft keine Berücksichtigung finden, möglicherweise, weil sie nicht bekannt sind.

Das I GING bzw. Yì Jīng (chinesisch „Buch der Wandlungen“ oder „Klassiker der Wandlungen“) ist eine Sammlung von Strichzeichnungen und zugeordneten Sprüchen. Es ist der älteste der klassischen chinesischen Texte. Seine legendäre Entstehungsgeschichte wird traditionell bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückgeführt.

Yì Jīng ist die Schreibweise in Pinyin-Umschrift, die seit 1982 von der Internationalen Organisation für Normung als internationaler Standard anerkannt ist. Die Schreibweise I GING ist die Umschrift nach Lessing-Othmer und wird außerhalb der modernen Sinologie im deutschen Sprachraum verwendet. Sie geht auf die Übersetzung des Sinologen Richard Wilhelm zurück. Weitere Schreibweisen sind: Yi Ching, Yi King, Yijing. Wilhelms für die weltweite Rezeption entscheidende Übersetzung wurde 1950 von Cary F. Baynes ins Englische übertragen, wobei der Titel I Ching lautet. Gut erhaltene Erstausgaben dieser Übersetzung mit dem Vorwort von Carl Gustav Jung erzielen bei Auktionen regelmäßig Preise von über 500 Euro. Wegen des großen Erfolgs wurde diese Übersetzung auch in andere europäische Sprachen übertragen. Im Spanischen sind die Schreibweisen Y Ching (Südamerika) und I Ching, und im Französischen Yi Jing sowie Yi King gebräuchlich.

Die älteste Schicht des Buches heißt Zhōu Yì (W.-G. Chou I), „das Yì (Wandel) der Zhōu(-Dynastie)“. Das Zhōu Yì besteht aus 64 Gruppen von je sechs durchgehenden oder unterbrochenen Linien (yáo). Die Gruppen werden auch Hexagramme genannt. In der konventionellen Anordnung ist das Zhōu Yì in zwei Bücher eingeteilt, deren erstes die ersten dreißig Hexagramme enthält und das zweite die Zeichen 31 bis 64. Jedes Hexagramm wird nach einem einheitlichen Schema dargestellt: Einer Abbildung (guà xiàng), dem Namen (guà míng), einem Spruch samt kurzer Erklärung (guà cí) sowie einer Erklärung jedes einzelnen Strichs (yáo cí).

Zusätzlich enthält das Buch seit dem 2. Jhd. v. Chr. eine Reihe von angehängten Texten, die die Zehn Flügel (Shí Yì) oder auch „Kommentar zum Yì“ (Yì Zhùan) heißen und aus zehn Dokumenten in sieben Abteilungen bestehen. Sie werden traditionell Konfuzius zugeschrieben. In manchen späteren Ausgaben sind die ersten beiden Kommentare aufgeteilt und direkt den einzelnen Zeichen zugeordnet worden.

Ursprünglich stammen die Zeichen aus der chinesischen Orakel-Praxis, näherhin dem Schafgarbenorakel, die Sprüche hingegen aus der Spruchtradition und der Ritualpraxis. In der gelehrten Rezeption seit dem 4. Jhd. v. Chr. existierten zwei Deutungstraditionen: Die erste betrachtete das Werk als ein Handbuch der Divination (z. B. Liu Mu und Shao Yong). Die andere bemühte sich um eine philosophische Deutung (z. B. Zheng Xuan, Wang Bi, Han Kangbo) und betrachtete das Buch als Quelle kosmologischer, philosophischer und politischer Einsichten zum Gegenstand eindringlicher philosophischer Kommentierung. Die volkstümliche Benutzung des Zhōu Yì als Orakelbuch kam aber nie außer Gebrauch und das Verständnis des Textes als „Weisheitsbuch“ prägte auch die europäische Rezeption.

Die Tradition nimmt an, die Prinzipien des I GING seien auf den „Berufenen“ (sheng ren), d. i. die Ahnengottheit, aus dem Klan Fu Xi bzw. den legendären ersten Kaiser Fu Xi (Fú Xī, ca. 3. Jahrtausend v. Chr.), zurückzuführen; dieser habe die acht Grundzeichen entdeckt. König Wen (Zhōu Wén wáng, 11. Jhd. v. Chr.) und sein Sohn Zhou (Zhōu Gōngdàn) sollen die zwischenzeitlich auf 64 angewachsene Zahl der Zeichen mit Handlungsanweisungen versehen haben.

Vor der Zhou-Dynastie soll es neben dem Zhou Yi noch andere schriftliche Überlieferungen der Hexagramme gegeben haben, das Lian Shan Yi (Lián Shān Yì) und das Gui Cang Yi (Gūi Cáng Yì), die aber verlorengegangen sind.

Seit der Entdeckung der Orakelknochen der Shang-Zeit (2. Jahrtausend v. Chr.) geht die Forschung davon aus, dass das I GING aus dieser Orakelpraxis hervorgegangen ist. Diese Umwertung fand in China schon in den letzten Jahren der Qing-Zeit (Ende 19. Jhd.) statt, wurde in Europa aber erst seit ca. 1980 wahrgenommen.

Die heute vorliegende Textredaktion des I GING ist im siebten Jahrhundert n. Chr. erstellt und unter dem Titel Zhouyi zhengyi (Zhōuyì zhèngyì) publiziert worden; diese Ausgabe war jahrhundertelang der maßgebliche Text.

Für etwa 10 Prozent des Standardtextes sind bereits Zeugnisse seit dem 2. Jhd. v. Chr. erhalten, u. a. die epigraphische Überlieferung auf Steinstelen (siehe Liste der Steinklassiker).

1973 wurde in einem Grab in der Ausgrabungsstätte Mawangdui bei Changsha in der Provinz Hunan ein Seidentext (ca. 2. Jhd. v. Chr.) mit einer von dem Standardtext abweichenden Fassung des I GING entdeckt, und ist seit der ersten Publikation im Jahr 1993 unter dem Namen Mawangdui Seidentexte (Mǎ wáng duī Bó shū) bekannt. Nach Edward Shaughnessy unterscheiden sich ungefähr 12 Prozent (560 Zeichen) des gesamten Textes des Mawangdui I GING von der überlieferten Form des Textes.

1977 wurden bei einer Ausgrabung in Shuanggudui bei Fuyang in der Provinz Anhui Bambusstreifen entdeckt, die Fragmente des Zhōu Yì enthalten (2. Jhd. v. Chr.).[7] Seither sind durch weitere archäologische Funde noch weitere ältere oder Parallel-Versionen des Zhōu Yì aufgetaucht (die Bambustexte von Chu und die Guodian-Bambustexte).

Verschiedene historische Deutungen weisen auf eine Verbindung des I GING zum System von IFÁ hin (so wie auch die ägyptische und später griechische Tradition zweifelsfrei Verbindungen zu den afrikanischen Mysterien aufweist). Ayo Salami schreibt in seinem Buch „Teologia y tradición yorubá„ hierzu:

„Ifá fue probablemente exportada a China algunos 5.300 años atrás, posiblemente a través de algún contacto entre el pueblo Chino a principios de los Fon de la República de Benin en África Occidental. Como Tony Smith afirma, de su análisis matemático del sistema de adivinación chino I Ching, que no sólo es similar en la modulación de Ifá, sino que es un producto directo de la misma:

Como el I Ching basada en 64 pares de 8 trigramas, es menos amplia que FA de los Fon basado en 256 pares de 16 Tetragramas, el I Ching pudo haber sido traído a China durante la Civilización Edad de Hielo o el principio de la Civilización Mundial por barcos marineros desde la región de África Sphinx-Giza.

Lo que Tony Smith no sabía es que el pueblo Fon eran en realidad los emigrantes de la ciudad de Ilé Ifè. Ellos, como esclavos capturados en los campos de tierra Yorùbá, dejaron sus raíces, pero pegado a su religión, su Dios, y llevó la creencia junto con ellos a sus nuevas tierras para el reasentamiento. Así como el pueblo Lemba que ya no puede hablar el idioma Judío o leer la Torá, por lo que los Fon ya no hablan yorùbá de nuevo.

El I Ching es particularmente similar a Ifá. El I Chin se parece mucho a Ikin, un instrumento mayor de Ifá. De acuerdo con Tony Smith, la pronunciación FA fue probablemente introducido en mandarín después del 1000 DC, durante la dinastía Sung. Antes de ese momento, la pronunciación del carácter comenzó con P en lugar de F-. Por ejemplo, en la dinastía Tang, la pronunciación en mandarín es PIUAP, que es similar a la pronunciación en los idiomas del Sur de China así como en cantonés. Continuó su afirmación diciendo:

"Es posible que la similitud de la pronunciación de FA en chino y FA en africano es el resultado de la influencia africana en China a través del contacto por lo viajes marítimos alrededor del año 1000. También es posible que la pronunciación China FA no tiene nada que ver con África, y se debe a alguna otra influencia (contacto con los Mongoles y otros grupos, o algo completamente diferente), que ocurrió alrededor del año 1000 ".

El I Ching parece ser un subconjunto de la adivinación de Ifá en el que sólo una parte de Ifá constituye el principio de toda la adivinación. Esto creo que es la razón por la que Tony Smith piensa que Ifá en realidad pudo haber sido la base sobre la que el I Ching se basa. Por ejemplo, opinó que algunos de los Odù de de Ifá era lo que constituía el núcleo de la adivinación del I Ching,. A continuación se presentan los subconjuntos de Ifá representado por telegramas. El I Ching se piensa que es un subgrupo de 2 con 64 componentes, mientras que Ifá con 256 componentes es el conjunto mayor.

Tony Smith también nos dice que alrededor de 1119-1157 AC, Hugo de Santalla (Noroeste de España) escribió Geomancia Nova, en la que se refiere tanto a los símbolos de los 16 Telegramas de Ifá y las 28 Mansiones Lunares de la Astronomía China.

En Europa Ifá se confundió con la Astrología Occidental por lo que gran parte del significado de Ifá se ha perdido o distorsionado en la Geomancia Europea de los 16 Tetragrams. Cuando el I Ching se introdujo en Europa, fue tratado como un sistema independiente basado en 8 Tetragrams, en lugar de un subsistema de 16Tetragrams. Dado que los europeos tenían acceso a una gran cantidad de documentos escritos chinos sobre el I Ching, y desde que Ifá ha sido sobre todo una tradición oral o intuitiva, y dado que los europeos se basaron en gran medida de la transmisión escrita de conocimientos, en Europa los 8 trigramas del I Ching (una parte de Ifá) mantuvo su significado original de los 16 Tetragrams.“

Der in IFÁ eingeweihte Salami zitiert dabei I GING Experte Tony Smith, der sich mit der Analogie des I GING zu den 64 Aminosäuren sowie zu dem System von IFÁ beschäftigte. Er verweist auch auf die lange Historie des kulturellen Austausches zwischen Griechenland und Ägypten (Thales, Pythagoras). Viele Philosophen unternahmen ausgedehnte Reisen nach Ägypten, um die Mysterien und Wissenschaften zu verstehen. Sie wurden teilweise in sie eingeführt und man muss davon ausgehen, dass viele Ansätze griechischer Philosophen in Wahrheit afrikanisches Wissen sind, zumindest auf dessen Grundlage fußen. In der Analogie ist zu vermuten, dass auch Asien einen ähnlich regen Austausch mit Ägypten führte, auch wenn konkrete Nachweise mangels Schriftfunden großteils ausstehen.

Die philosophischen Grundlagen des I GING

Im Vorwort des I GING in der aktualisierten Version von Wilhelm werden die philosophischen Prinzipien des I GING aufgezählt:

1.Prinzip der Wandlung. Das Tai Gi ist der Balken der Dualität, der das Universum trennt in oben und unten, rechts und links, hinten und vorne. Dadurch entstehen die Gegensätze des YIN-YANG, des Hellen und des Dunklen. Alles ist der Wandlung verschrieben. Das Tao ist das durchgehende Gesetz, der Sinn, dem der Wandel unterworfen ist.

2.Ideenlehre. Die Sichtbarkeit ist Ausdruck einer unsichtbaren Welt. Damit folgt das I GING dem von Platon formulierten Verständnis der Realität als einem Abbild einer nie unmittelbar sichtbaren Wirklichkeit (Höhlengleichnis). Die Zeichen werden als Bilder des Geschehens in ihrer Entstehung verstanden.

3.Prinzip der Urteile. Bilder bedeuten Worte. Über Worte ist eine Deutung möglich, der Mensch erhält dadurch die Freiheit, zu entscheiden, wie er sich verhalten möchte oder wie er die Situation verändern kann.

Sicher könnte man diskutieren, ob diese Prinzipien erschöpfend sind und wirklich alle Grundlagen des I GING erklären. In jedem Fall erfassen und umfassen sie unmittelbar oder mittelbar einen sehr großen Teil der philosophischen Lehren, die später im Detail erläutert werden: Die Zahlenmystik, die Archetypen, die Metaphysik. Wichtig und abgrenzend ist, dass das I GING als Weltmodell ein dynamisches Modell zugrunde legt, ein Modell das physische und metaphysische Aspekte hat, ein Modell das sich von der Dunkelheit in das Licht, vom Nichts in das Alles entwickelt, ein Modell, das ein Abbild der Wirklichkeit ist und auch als solches gedeutet werden kann.

Entscheidend für die Sinnhaftigkeit des Orakels ist der Aspekt der Wandlung. Das Orakel versteht sich nicht als statisches Modell der Abbildung einer unveränderlichen Zukunft. Das Orakel ist kein Urteil, sondern ein beeinflussbares Abbild von Strukturen und Energien.

In seinem erstmals 1925 veröffentlichten Kommentar 'Die Lehren des Laotse' beschreibt Richard Wilhelm den philosophischen Hintergrund wie folgt, wobei mit dem Ausdruck 'Urzeichen' die Trigramme gemeint sind (Richard Wilhelm, 'Laotse. Tao te king. Das Buch vom Weg des Lebens'):

„Die Welt ist in stetem Wechsel und Wandel begriffen. Alles was ist, ist eben deshalb dem Tode verfallen: denn Geburt und Tod sind zwar Gegensätze, aber sie sind notwendig aneinander geknüpft. Aber indem alles vergeht, was gewesen ist, ist dennoch kein Grund da zu sagen: »es ist alles ganz eitel«; denn dasselbe Buch der Wandlungen zeigt auch, dass alle Wandlungen nach festen Gesetzen sich vollziehen. Das Buch der Wandlungen enthält die Anschauung, dass die ganze Welt der Erscheinungen auf einem polaren Gegensatz von Kräften beruht; das Schöpferische und das Empfangende, die Eins und die Zwei, das Licht und der Schatten, das Positive und das Negative, das Männliche und das Weibliche, alles sind Erscheinungen der polaren Kräfte, die allen Wechsel und Wandel hervorbringen. Denn diese Kräfte darf man sich nicht als ruhende Urprinzipien vorstellen. Die Anschauung des Buchs der Wandlungen ist weit entfernt von jedem kosmischen Dualismus. Vielmehr sind diese Kräfte selbst in dauerndem Wandel begriffen. Das Eine trennt sich und wird Zwei, die Zwei schließt sich zusammen und wird Eins. Das Schöpferische und das Empfangende vereinigen sich und erzeugen die Welt. So sagt auch Laotse, dass die Eins die Zwei erzeugt, die Zwei erzeugt die Drei, und die Drei erzeugt alle Dinge. Im Buch der Wandlungen ist das dadurch dargestellt, dass die ungeteilte Linie des Schöpferischen und die geteilte Linie des Empfangenden zusammentreten zu den dreistufigen acht Urzeichen, aus deren Kombinationen die ganze Welt der möglichen Zeitkonstellationen sich aufbaut.“ (Richard Wilhelm: Laotse Tao te king)

Der metaphysische Aufbau des I GING

Der erste Schritt – TAO

Der erste Schritt im I GING besteht aus dem Tao. Tao ist das allumfassende Eine, in welchem das Universum undifferenziert vorhanden ist. Es entspricht der Null im System von Pythagoras (siehe Kapitel über Zahlenmystik). Tao ist die Leere, die Kraft der Aufmerksamkeit.

Der zweite Schritt – SEIN

Der zweite Schritt des I GING entspricht der 1 von Pythagoras und bedeutet das Sein. Das Sein ist das allumfassende Bewusstsein, das allumschließende Göttliche. Das Tao fließt, strebt zum Sein.

Der dritte Schritt – YIN und YANG

Der zweite Schritt besteht aus einer Differenzierung des Taos in YIN und YANG. Dieses binäre System, vermutlich aus einem einfachen JA-und-NEIN-Prinzip entstanden, stellt die beiden Pole der Dunkelheit und des Lichtes dar. YIN und YANG entsprechen der Zahl 2 von Pythagoras.

YIN und YANG werden verschiedene Deutungsebenen zugeordnet, darunter Erde-Himmel, Weiblich-Männlich, Empfangend-Schöpferisch, Hinunterziehend-Empordringend, Passiv-Aktiv-Bewegt.

YIN und YANG sind miteinander verbunden, sie bedingen sich und sind ineinander verwoben, es ist ein ständiges Fließen zwischen beiden Polen. Der Punkt, an dem YIN in YANG kippt und umgekehrt, heißt TE, so viel bedeutend wie LEBEN.

Der vierte Schritt – TRINITÄT (TRIGRAMME)

Das ist die Welt der Trigramme, die die Bewegung erzeugt. Sie gliedert alle Funktionen in „handelnd“ und „leidend“ und bilden den Inbegriff des Bewusstseins. Dieser Schritt entspricht der 3 bei Pythagoras.

Der fünfte Schritt – REALITÄT (HEXAGRAMME)

Erst mit der Kombination der Trigramme miteinander entsteht die Realität als Wechselwirkung von Innen und Außen, Bewusstsein und Welt. Die Realität kann somit über 64 archetypische Muster dargestellt werden, die zusammen die Wandlung des Menschen und des Kosmos darstellen. Siehe hierzu auch die Analogie zur 4 von Pythagoras.

Die metaphysische Deutung des I GING als System der Wandlung geht sehr schön aus dem 42. Vers im Tao Te King hervor:

“Das TAO erzeugt die Eins.

Die Eins erzeugt die Zwei.

Die Zwei erzeugt die Drei.

Die Drei erzeugt alle Dinge.

Alle Dinge haben Yin im Rücken

und Yang in den Armen

zur Vollendung der großen Harmonie.”

(Tao Te King, Vers 42)

Die gleiche Entfaltung über vier Schritte von der Möglichkeit zur Wirklichkeit, wahrscheinlich sogar in direkter Überlieferung, werden wir später bei PYTHAGORAS in seiner Entdeckung der Mathematik kennen lernen. Doch die funktionelle Gliederung war den chinesischen Kulturheroen nicht bewusst; ihnen genügte die dreifältige Bestimmung nach äußerem Bild (wie Donner), innerem Motiv (wie das Erregende), zahlenmäßigem Zusammenhang (aus den drei Strichen lassen sich nur acht Trigramme herstellen) und schließlich, dem Denken entsprechend, ihre Bestimmung aus der Reihenfolge der Striche. Auch für unser Erleben bedeutet Empfinden jene Bewusstheit, die sich ganz der sinnlichen äußeren Wirklichkeit widmet; Fühlen die Erfahrung der triebhaften inneren Wirklichkeit. Beide lassen sich über das Denken sprachlich vereinen, und Wollen bildet die ganzheitliche Einstellung: aktiv vorwärtsgetragen und passiv sich öffnend, die Befruchtung empfangend.

Von den Kulturheroen sind drei Begriffe des kosmischen Denkens überliefert, die aller weiteren Kombinatorik zugrunde liegen: Wu Chi, die Möglichkeit; Tai Chi, wörtlich der Firstbalken, das erste Prinzip der Verwirklichung; und drittens dessen Scheidung in die zwei gegensätzlichen Prinzipien Yang und Yin, ursprünglich Licht und Schatten, später zeugen und empfangen, männlich und weiblich, stark und schwach, aus deren Wechselwirkung die Mannigfaltigkeit der Welt entsteht. Ihr Zusammenwirken ist im Wesenskreis veranschaulicht. Der Ostpunkt, links, bedeutet den Übergang von der Möglichkeit in die Wirklichkeit; die Potentialität Wu Chi wird demnach als etwas hinter der Verwirklichung Tai Chi gelegenes, also transzendentes Prinzip betrachtet. Von dort aus strömt die Kraft der Verwirklichung über den unteren Kreisbogen nach rechts in das Leben ein und nimmt am gegensätzlichen Westpunkt des Wesenskreises Gestalt an.

Hat sie ihre räumliche Entfaltung zur Gestalt beendet, so beginnt die zeitliche; sie kehrt als Yang im oberen Kreisbogen zum Ausgangspunkt zurück. Ostpunkt und Westpunkt erhalten zwei neue Namen: der Ort, durch den das Mögliche in die Verwirklichung fließt, heißt Tao, in Richard Wilhelms Übersetzung als Sinn bezeichnet, anderweitig oft als Weg, Richtung oder Geist. Doch Sinn fasst den chinesischen Begriff am anschaulichsten.

Der entgegengesetzte Punkt, wo Yin in Yang umschlägt, heißt Te, übersetzt als Leben. Er umgreift alle Bedeutungen, die er bereits im kosmischen Denken für uns gewann. So beginnt das chinesische Denken mit der Vorstellung eines Kreislaufs: das unerschöpfliche Wu Chi offenbart sich als Tao und fließt als Yin in die Wirklichkeit Te. Hat es eine feste Gestalt erreicht, findet es wieder seine eigene Möglichkeit in der Zeit. Als Yang fließt es zum Ursprung zurück, der also als seine räumliche Möglichkeit hinter ihm und als seine zeitliche Möglichkeit vor ihm liegt. Leben und Tod werden als Wechselspiel zwischen Tao und Te betrachtet, welche hierbei überdies den Charakter von Kraft und Stoff gewinnen.

Durch das Orakel wird der transzendenten Gottheit die Möglichkeit gegeben, sich zu manifestieren. Dies kann sie in der bestimmten Sprache, die im I GING geschaffen wurde. Doch die Antwort wird der Fragende nur gemäß seinem Wesen auf seinem Niveau verstehen. Hierin unterschieden die Chinesen fünf Reifestufen:

1.als höchste den Heiligen Weisen

2.als vierte den Berufenen

3.als dritte den Edlen

4.als zweite den Würdigen

5.als unterste den Gemeinen

Diese fünf Stufen ordnen sich in die fünf Zwischenräume jedes Zeichens, das selbst wieder ein Bild des Menschen im Wesenskreis darstellt:

1.Der Gemeine ist ein Mensch, der nur nach seinem Nutzen handelt und den Schaden ohne jede Ethik vermeiden will. Er kann nur durch Lohn und Strafe gelenkt werden. Nur eine handfeste Antwort kann ihn befriedigen, sonst sind ihm die Wandlungen ein Ärgernis.

2.Der Würdige weiß, dass sein Leben einen Sinn haben kann, den er aber noch nicht erkennt. Er richtet sich daher nach dem Vorbild des Edlen und ahmt ihn nach.

3.Der Edle versucht, Sinn und Leben, Tao und Te in Einklang zu bringen, also dem Leben bewusst einen Sinn zu geben, den er vom Himmel empfängt. Der Edle bildet die Mitte der Stufenordnung und stellt die menschliche Norm dar.

4.Mehr als edel kann niemand sein. Während sich der Edle aber nur um sein eigenes Schicksal kümmert, hat der Berufene die Aufgabe, im Buch der Wandlungen die Urbilder zu entdecken und das Gemeinschaftsleben nach ihnen einzurichten, damit jeder zum Edlen aufsteigen kann.

5.Auf der höchsten Stufe des Heiligen Weisen ist das Wissen Fleisch geworden. Er fährt, wie es im Kommentar heißt, auf den sechs Linien wie auf sechs Drachen in den Himmel auf. Ihn kümmert nicht Heil noch Unheil. Gleichmütig lenkt er sein Leben nach den schöpferischen Prinzipien und verliert seine Haltung nicht einmal in einer Lage, die von ihm das Aufgeben seiner irdischen Existenz, den Tod erheischt. Der Heilige Weise weiß, dass Leben und Tod nur Episoden einer kosmischen Existenz sind und einander im gleichen Sinn abwechseln wie Wachen und Schlafen, Tag und Nacht.

Die Codierung des I GING

Die Codierung von YIN und YANG

Die Urprinzipien selbst wurden als Strich dargestellt: Yang als ganzer und Yin als gebrochener Strich.

Diese Striche haben die Tendenz, sich ineinander zu verwandeln. Das geschieht nach folgender bildlicher Vorstellung: der starke Strich verdickt sich nach den Enden zu und verdünnt sich in der Mitte, bis er reißt. Bei der entgegengesetzten Wandlung von Yin zu Yang verdicken sich die beiden Teile des schwachen Striches der Mitte zu, bis sie zusammenwachsen. Die Codierung von YIN als zwei Striche ist genau genommen eine Vereinfachung, denn das I GING sieht bildlich eine Verjüngung, was bereits das Prinzip des Überganges symbolisiert.

Die Codierung der 4 Elemente

Die Verschiedenheit der beiden Prinzipien wird auf folgende Weise beschrieben: die Aktivität des Yang ist das Entscheiden und Vorwärtsschreiten und das Beharren in der Richtung: seine Passivität ist das Stehenbleiben. Beim Yin ist die Aktivität das Sich-Öffnen, um den Keim oder Anlass aufzunehmen, und die Passivität das Sich-Schließen.

Jede Naturerscheinung, jede Tatsache kann nun von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden: in sich, und in ihrer Beziehung zu anderen. So entstehen vier abgeleitete Kombinationen von Yang und Yin, welche Verwandlungen und Umwandlungen in neuer Form darstellen (siehe Abbildung 1):

1.das alte Yang

2.das junge Yin

3.das alte Yin

4.das junge Yang

Diese vier werden nun wieder in den kosmischen Kreis eingeordnet: das alte Yang, symbolisiert als Sonne die Sommersolstizie, bedeutet die reine Kraft; das junge Yin, der Herbstpunkt, die Kraft, die sich in Gestalt verwandelt. Das alte Yin bedeutet reine Gestalt, den Mond und die Wintersolstizie; und das junge Yang die Rückkehr zur Kraft und damit zum Ursprung, zur Möglichkeit (siehe Abbildung 2).

Die vier Pole der YIN-YANG-Kombinationen werden je nach Perspektive verschieden codiert:

Diese vier Zeichen sind nur Wirkweisen von Yang und Yin, keine Prinzipien. Um sie als Prinzipien zu erfassen, wurde noch ein dritter Strich hinzugefügt und so entstanden die acht Urzeichen (Trigramme, siehe Abbildung 3). In diesem Rahmen der Trigramme versuchte das chinesische Altertum alle Geschehnisse zu erfassen. Doch der Kreis hat eine Mitte, den Menschen selbst; und der Mensch hat zwei mögliche Einstellungen, der traumhaften Innenwelt und der wachen Außenwelt zugewandt, auf Subjekt oder Objekt gerichtet. Im Kreis der Trigramme sind vier verschiedene Einstellungen gegeben, wenn der Mensch die Mitte einnimmt. Doch können sie sich wandeln; jede von ihnen mag nach innen oder außen, dem Körper oder dem Geist zugewandt werden. Hieraus ergeben sich in der Verdopplung 64 mögliche Einstellungen des Menschen in der Welt. Dem chinesischen Denken zufolge bilden jedoch Mensch und Welt einen letztlich unlösbaren Zusammenhang und damit eine raumzeitliche Lage, von denen jede sich in jede andere wandeln könnte. Aus dieser Überlegung schufen um 1200 v. Chr. König Wen und der Herzog von Dschou den I GING, das Buch der Wandlungen.