Die Nacht, in der sie doch lebte - Lunis Moon - E-Book

Die Nacht, in der sie doch lebte E-Book

Lunis Moon

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Beschreibung

»Diese Liebe heilt nichts«, sagte sie. »Sie ist schön. Aber was heilt, ist, dass du mich siehst und trotzdem nicht hasst.« Enodia steht unerwartet ihrer Jugendliebe gegenüber und weiß plötzlich nicht mehr, ob sie die Frau vor ihr töten oder küssen möchte. Oder beides. Eine Crime-Fiction-Novelette.

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EPUB
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Seitenzahl: 49

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Lunis Moon

Die Nacht, in der sie doch lebte

Novelette

Die Novelette

Enodia steht unerwartet ihrer Jugendliebe gegenüber und

weiß plötzlich nicht mehr, ob sie die Frau vor ihr töten oder

küssen möchte. Oder beides.

Über Lunis Moon

Lunis Moon ist in den 80gern geboren und hat – ja, klingt

klassisch – bereits in Kindertagen geschrieben. Moons Lei-

denschaft galt damals schon Romance. Als auffiel, dass

die einzigen Figuren in Moons Geschichten mit Charisma

immer Frauen waren, die sich eher in sich selbst als in ihr

Hetero-Love-Interest verliebten, schwenkte Moon radikal

zu lesbischen Inhalten um. Nun schreibt Moon sapphische

Erotik und Liebesgeschichten zwischen Frauen.

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische

Daten sind online unter http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2024 Lunis Moon

Siri Schulze

Eckernförder Straße 95

24116 Kiel

gesetzt aus der EB Garamond

erstellt mit SPBuchsatz

ISBN: 978-3-384-22447-7

Die Nacht, in der sie doch lebte

Sein Körper sank bebend auf ihr zusammen, als er in ihr kam. Enodia küsste seinen Hals zart nach ihrem gefakten Orgasmus. Sie wusste aus dem vergangenen Liebesspiel bereits, dass er das nicht so sehr mochte, weshalb er sich von ihr herunterrollte und neben ihr erschöpft liegen blieb, den Arm noch halb um sie gelegt. Dagegen mochte er sehr, von ihrem Körper umschmiegt zu werden. Sie rollte sich gegen seine Seite, legte ein Bein über sein Becken, einen Arm über seine Brust. Als wollte sie die neue Position austesten, hielt sie nur einen Moment inne, bevor sie sich weiter über seinen Körper schob. Aus seinem behaglichen Brummen klang bereits der Zustand des Halbschafes, in den die Erschöpfung nach einem guten Orgasmus so viele trieb.

Es gehörte immer noch zu ihrem zärtlichen Bewegungsablauf, als sie ihm den Unterarm auf den Mund legte und dann mit einem Mal daraufpresste, während sie mit der anderen das Klappmesser aus ihrem Korsett zog und in seinen bar liegenden Hals versenkte. Sie beugte den Körper über das spritzende Blut, damit es sich nicht im ganzen Zimmer verteilte.

Er riss die Augen auf, der Blick voll Entsetzen und einer Note Überraschung.

Enodia fühlte nichts. Vielleicht ein wenig Faszination für das Verhalten eines sterbenden Körpers. Oder für den Blutstrom, der pulsierend daraus hervorsprudelte. Vielleicht, ganz vielleicht eine zahme Note Grauen über sich selbst, darüber, dass sie es konnte. Dass sie kaum eine Zehntelsekunde gezögert hatte, bevor sie es getan hatte. Dass sie jetzt mit ruhiger Hand, fast entspannt, die Klinge hielt, während der Rest ihres Körpers mit gezielter Kraft den Mann unter sich in die Laken presste.

Sein Blick flackerte schon nach nicht einmal einer halben Minute. Der Fokus in seinen Augen verrutschte und verstummte. Die Erschöpfung der Lust wich der Erschöpfung des Todes.

Enodia aber drückte mit der dünnen Klinge die Hautlappen der klaffenden Halswunde auseinander, bis der Blutstrom daraus nicht mehr pulsierte, kaum mehr floss. Erst als sie die eintretende Zähigkeit darin wahrnahm, ließ sie von der Leiche ab.

Sie wischte die Klinge mit einem feuchten Tuch ab und steckte sie wieder ein. Sie hätte sich gern neben ihn nochmal ins Bett gelegt, jetzt, wo er sie nicht mehr anfassen konnte. Ein paar Augenblicke einfach geatmet und selbst die Erschöpfung genossen. Vielleicht wäre genießen zu viel gesagt. Enodia hätte sich gern ausgeruht.

Aber ihr war nicht danach, in Blut zu liegen oder Blut von ihrem Körper anderswohin zu verteilen. Es würden Leute kommen, die den Ort reinigen und die Leiche wegschaffen würden. Je weniger das Blut durch den halben Raum verteilt wäre, desto leichter würden sie es haben.

Vielleicht hätte man von einer Auftragskillerin erwartet, dass sie sich unauffällig in den Schatten bewegte. Dass sie in der Menge untertauchte, sich ins Bild einfügte und nicht auffiele.

Enodias Tarnung war, dass sie in besagten Schatten nur selten anzutreffen war. Als sie später am Abend den Saal betrat, spürte sie die Aufmerksamkeit über ihren Körper streifen wie Mottenflügel. Sie trug ein rot gemustertes Kleid mit Spitze und darüber eine schwarze Korsettweste – eine andere als vorhin. Blicke hafteten kurz an der feinen, aber doch auffälligen Narbe an ihrer rechten Wange. Sie verlief dort entlang, wo manche sich dunkler schminkten, um Wangenknochen zu betonen, und hätte eine Ziernarbe sein können. War sie aber nicht.

Enodia kam es unintuitiv vor, dass sie nie verdächtigt wurde, obwohl sich stets alle erinnerten, dass sie am Tatort gewesen war. Vielleicht war tatsächlich einfach der Grund, dass immer bloß in den Schatten gesucht wurde.

Ihr eigener Blick streifte durch den Saal. Anna Süßhalm war der Name der Person, die sie hier töten sollte. Und wollte. Ihr drittes und letztes Opfer an diesem Tag. Ein Ball war vielleicht kein guter Ort für einen heimlichen Mord. Zu groß. Vielleicht doch mehr bloß als eine Spur zu weit außerhalb der Schatten. Aber es war essenziell, dass alle drei Morde noch an diesem Tag vollzogen wurden. Morgen wäre es zu spät.

Anna Süßhalm war promovierte Physikerin und hatte mit an der Entwicklung der Massenvernichtungswaffe gearbeitet, die morgen eine ganze Stadt dem Erdboden gleich machen sollte. Um sie zu zünden, brauchte es zwei Leute, die jeweils einen Code kannten. Zwei Codes, die sich ergänzten. Es wusste nicht eine Person beide. Aber für jede, die einen der Codes kannte, gab es ein Backup, eine zweite Person, die ihn kannte. Es reichte also, drei Leute zu töten, um die Zündung zu vermeiden. Wenn Enodia gewusst hätte, welche jeweils dieselben kannten, sogar nur zwei, aber das wusste sie nicht. Vielleicht hätte es auch gereicht, sie bloß wegzusperren, aber das hätte dann für immer sein müssen. Oder zumindest für sehr lange.