Die Nächtezettel der Sinsebal - Hans Leip - E-Book

Die Nächtezettel der Sinsebal E-Book

Hans Leip

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Beschreibung

"Die folgenden Aufzeichnungen entstammen dem Tagebuche der Tänzerin Sinsebal. Sie war schön und begabt, lebte einsam, wünschte sich einen Liebsten, fand ihn, verlor ihn und bekam ein Kind. Danach verließ sie diese Erde. Sie schrieb in ihrem letzten Jahre viele sonderbare Gedanken auf, die nun Zeugnis ablegen von ihrem zärtlichen und geheimnisvollen Wesen." Der Band versammelt Gedichte, Sinnsprüche, Gedanken und tagebuchartige Notizen voll tiefer Weisheit und eigenartiger poetisch-expressiver Kraft. In diesen intimen Bekenntnissen erleben wir Leib einmal von seiner besinnlich-lyrischen, zärtlich-leisen und oftmals geradezu philosophischen Seite, wobei, ganz Leip, auch der Humor keinesfalls fehlen darf.-

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Hans Leip

Die Nächtezettel der Sinsebal

Saga

Die folgenden Aufzeichnungen entstammen dem Tagebuche der Tänzerin Sinsebal. Sie war schön und begabt, lebte einsam, wünschte sich einen Liebsten, fand ihn, verlor ihn und bekam ein Kind. Danach verließ sie diese Erde.

Sie schrieb in ihrem letzten Jahre viele sonderbare Gedanken auf, die nun Zeugnis ablegen von ihrem zärtlichen und geheimnisvollen Wesen.

Jemand, der später darin las, hielt das Ganze für einen Sonnenmythos, nämlich so, als bringe die Nacht die Sonne zur Welt. Daraus erhellt aber nur, daß er die Sinsebal selber womöglich gar nicht gekannt hat, und ferner, daß es noch immer genug des Wunderbaren gibt.

Sinsebal, das spricht dein Mund,

Sinsebal, das spricht die Nacht.

Spricht die Nacht nicht wie dein Mund?

Sinsebal, du Mund der Nacht.

Das Nadelbuch

(Sinsebal erwacht eines Nachts, und ihr ist, als müßte sie manche Erinnerung aufschreiben)

Nun hebt sich meine Decke steil. Sie liegt der schwarzen Nacht auf.

O du süßer Tisch! War ich ein klein Kind, daß ich darunter kroch, in Dielenritzen die Nadeln stach, die meiner Mutter vom Schoß fielen. Silberne Nadelknopfreihe wie sanfte Abendperlen, die nicht weh tun, gebettet im Feudeldreck. Wann war denn die Zeit, daß die Spitzen sich wandten, in meine Finger stachen, in meine Schultern, in meine Knie, in meine roten Lippenkreise?

Kleine Nacht! Ach, kleine Sammetpfotennacht, wie schwarz machst du die Tropfen Blut, darob doch meine Augen schlafen sollen. Bist du verliebt in mich? O du, verliebt, daß ich an dich und an keins gedenken soll. Still! Nun ist meine Hand dir über! Schmal steigt sie über dich, scharf auf, hell von Mond. Nun bist du hart zurück, so flach, so steil gestreckt. Was will meine weiße Decke hinter meiner Hand? Sie spreitet sich dir an, du trägst sie, starr dir angelegt, kleine, einsame Nacht.

Was geht meine Hand von mir? Ist meine Hand mir über? Nun legt sie alle Nadeln von mir fort, aus meinen Fingern, aus meinen Schultern, meinen Knien, aus meinen roten Lippenringen, die im Herzen sich verflechten.

Hatte ich ein Nadelkissen, hergeweht ein Geschenk, war wie eins der kleinen Brüste, als ich sechzehn war.

Nun liegt eine Hand mir breit gehöhlt. O Lust, sprich nicht von ferne! O andre Hand, du klirrst vom Schreiben der Stunden. Von allen Spitzen schreibt das schwarze Nachtblut, Wort, Schrei und das erstickte Nichts, auch den Pulsschlag, Liebster, als du schliefest, und die Geschichten zwischen Wand und Unerforschlichkeit.

Nun hebt sich meine Decke wie ein Blatt. Nun ritzen alle Nadeln ihren Weg. Nun hebt sich meine Decke wie ein Buch.

Nun blättern seine Seiten aus mir auf.

Das Spiegellied

(Sinsebal tanzt vor einem Spiegel in ihrer einsamen Stube)

Dann tanze ich das Spiegellied. Das Spiegellied? Oho! Was weiß mein Bein von mir? Was weiß mein Nacken von mir? Was weiß die weiße Haut? Der Vorhang ist zu, der Teppich grau und ein einziger Kuß. Da schläft mein Bett allein. Nein, gaffen die Kissen? Und pumpen die Puppen im Stuhl in der Kuhle die Mäuler zum Wundern rund? Die Berge schmunzeln auf den Bildern. Was macht die Lampe denn? Die Lampe macht sich winzig, rennt in mein Knotenhaar, brennt in mein Bronzepudelhaar, ein Edelstein, mein süßer Karfunk!

Ei Fürstin, ei Engelbengel, hü! Ei Töchterlein, ei Schmatz, mein Schatz!

Nun neigen sich die Arme sehr, die Schultern schleichen hinterdrein. Nun schlüpft das Knie davon, nun ruft das andre zärtlich nach. Schnipp, macht der Finger.

Nun heben sich die Zehen, tirili. Nun scharwenzen die Hüften juja, nun klingeln ting, ting die Brüstelein.

Nun stülpt eine Glocke über mich. O schwanker Trunk, dunkles Blau! Wer schwingt mich so, o halt, nein! O ja, schön! Noch fängt mich der Spiegel, steif grapst mich sein Mantel, nun klemmt er nicht mehr, schmal bin ich ihm weg, fängt mich nicht, fängt mich nicht! Nun Kreisel, nun Mond im Griff. Wirft mich ein Gaukler? Ein Walfisch schnappt mich. Feuer ist, Feuer ist! O schauert mich Eis!

Nun kreiseln die Wiesen, viel Blumen wie Mücken, die Schwalben, die Rehe, o schwindelnder Duft; nun häng’ ich im Wind, wie Zweige geschaukelt, wie Blätter geschleudert, wie Sternschnuppen blank. Nun schieß’ ich hinauf, o dunkel, o sausend, nun schluckt mich die Sonne, nun ist sie mein Tanzrad, ist toll, ist toll, o Fieber, ich brenne! Zu Regenbögen gestriemt die Wände, die Puppen, die Stühle, mein Hemd, meine Kissen, mein Bett, meine Bücher, ich schwebe, ich falle!

Da schneidet der Spiegel die Welt auseinander, er fängt mich. Er torkelt.

Da steh’ ich ja nackt.

Mein Karfunkel dahin, ach, umgemünzt zum braven Mundgulden, zu den Pfennigen Tipf und Tupf, zum Spängelein Ungelöst, Ungetröst zwischen den hängenden Händen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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