Die neue Lust am Entscheiden - Wolfgang Frick - E-Book

Die neue Lust am Entscheiden E-Book

Wolfgang Frick

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Beschreibung

Nie zuvor bot das Leben mehr Auswahl, bis zu 60.000 Entscheidungen müssen wir täglich treffen. Wolfgang Frick bietet mit spitzer Feder geschriebene erfrischende Denkanstöße, beleuchtet historische Fehlentscheidungen und ertappt uns bei unproduktiven Entscheidungsmustern. Er plädiert für mehr Leichtigkeit und bietet praktische Entscheidungshilfen, die Sie privat und beruflich auf Kurs halten. Inhalte: - Die Qual der Wahl - was steckt wirklich dahinter? - Warum die tägliche Übung trotzdem keine Entscheidungsmeister aus uns macht - Entscheiden - warum das eine besser geht als das andere - Wegweiser zur besseren Entscheidungsfindung - Fatale Fehlentscheidungen - was Sie von ihnen lernen können  

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Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumWidmungVorwort1   Die Grundprinzipien der Entscheidung1.1   Der Krieg mit sich selbst1.2   Freier Wille? Von wegen!1.2.1   Freier Wille – nichts anderes als eine Illusion?1.3   Wann ist eine Entscheidung eine Entscheidung?1.4   Entscheidungen sind Wechselkurse1.5   Besser ungefähr richtig statt genau falsch1.6   Mut und Unmut – oder warum wir das Gefühl haben, ständig falsch zu entscheiden1.7   Entscheidungsmuster und wie sie uns immer wieder einholen1.7.1   Sind Entscheidungsmuster Entscheidungsgarantien?1.8   Verzögerte Entscheidungen bringen uns ins Schwitzen1.9   Der innere Dialog als Verführer1.9.1   Der innere Dialog als Entscheidungsmacher1.9.2   Lernen Sie, Ihre Selbstgespräche zu moderieren1.10   Fehlentscheidungen leicht gemacht in drei einfachen Schritten1.10.1   Erstens: Seien Sie mutlos1.10.2   Zweitens: Vertrauen Sie sich blind1.10.3   Drittens: Machen Sie immer alles richtig2   20.0000 Entscheidungen täglich2.1   Die Multiple-Choice-Gesellschaft2.1.1   Pilot oder Anwalt – alles eine Frage der Entscheidung2.2   Die tägliche Ohnmacht2.2.1   Guter Rat – Entscheidungsvorrat?2.2.2   Die Rezeptur gegen Entscheidungsmüdigkeit2.3   Entscheidungsneid2.3.1   Wir entscheiden mehr als wir denken2.4   Schlaf, Entscheider, schlaf2.4.1   Wer zu wenig schläft, handelt wie ein Schurke2.4.2   Appetit auf ein paar Fehlentscheidungen?2.4.3   Eitel Sonnenschein? Von wegen.2.5   Der ganz gewöhnliche Entscheidungsstau2.5.1   Die Ent-Scheidung2.5.2   Schau, stau, wem2.6   Kaufentscheide – und wie sie uns austricksen2.6.1   Der Preis ist gar nicht so heiß2.6.2   Gehen Sie vorsichtig um mit Ihrem Sympathiebonus2.6.3   Beim Kauf bekennen wir Farbe – mehr als wir denken!2.6.4   Wie einfach wir uns übertölpeln lassen und uns dabei auch noch richtig gut finden2.6.5   Erst wenn wir viel bezahlen, sind wir richtig glücklich2.7   Nein denken und Ja sagen2.7.1   Kleiner Ausflug in die Geschichte der Ja-Sager2.7.2   Ist der Schaden auch passiert, lässt er sich trotzdem beheben2.7.3   Fünf Dinge, die notorische Ja-Sager weiterbringt2.8   Die großen Lebensentscheidungen oder warum Diäten und Vorsätze scheitern2.8.1   Wir alle denken immer das Gleiche2.8.2   Wie aber nehmen Sie nun wirklich ab?2.9   Die Routine der Entscheidung2.10   Sternzeichen der Entscheider3   Entscheiden – zu Hause und bei der Arbeit3.1   Die Herren der Erschöpfung3.2   Miss-Entscheidung3.2.1   Bis dass unser Gehirn entscheidet3.3   Die ganz normale Dreiecksbeziehung3.3.1   Namensgebung & Co.3.3.2   Raus aus dem Überlebensmodus3.3.3   Das Überlebensprogramm für Eheleute3.4   Kinder, die Könige der Entscheidungslücken3.4.1   Wer zu Hause bestimmt – und warum3.4.2   Kinder an die Macht? Längst Realität.3.5   Erziehung zum Familienfrieden3.5.1   Von Kompensationsgeschäften und anderen Familienaffären3.6   Gewohnheiten sind Entscheidungsgarantien – nicht immer zum Besseren3.6.1   No pain, no gain3.6.2   Wem gehört eigentlich Ihr Leben?3.6.3   Replay – am liebsten in Super-Slowmotion3.6.4   Umfahrungsempfehlung bei Entscheidungsstau3.7   Entscheidungsträger oder -fäller – was sind Sie?3.7.1   Oft sind Entscheidungsträger das Problem und nicht die Lösung3.7.2   Entscheiden mit dem Weihnachtsmannprinzip3.8   Entscheidungseffizienz durch Vertrauen3.8.1   Vertrauen wächst nicht auf den Bäumen3.8.2   Wer Vertrauen aufbauen will, muss erst Vertrauen schenken3.8.3   Vom Vertrauen zur Effizienz3.9   Entscheiden als Führungsinstrument3.9.1   Grundprinzip für alle Vorgesetzten: Stellen Sie Leute ein, die besser sind als Sie3.9.2   Gut ist längst nicht mehr gut genug3.10   Entscheidungswege, -prinzipien und -taktiken3.10.1   Kompetenz ohne Macht bringt Entscheidungsohnmacht3.10.2   Die Mär vom Schaf im Wolfspelz3.10.3   Entscheidungskarussell3.10.4   High Noon für Entscheidungstaktiker3.11   Einsame Entscheidungen – bis zum Suizid3.11.1   Wir leben immer isolierter3.11.2   Wir machen uns immer einsamer3.11.3   Wir werden nicht weiser...3.11.4   ... aber wir können von einsamen Entscheidungen lernen3.12   Auf- statt untergehen – oder wie Sie die Sommerfrische des Entscheidens entdecken3.12.1   Schicken Sie Ihre Entscheidungen in die Ferien3.12.2   Der Frick’sche Sommer3.12.3   Machen Sie Urlaub – aber richtig!3.12.4   Seien Sie entbehrlich!4   Wegweiser zur besseren Entscheidungsfindung4.1   Entscheide, als wäre es dein letzter Tag – eines Tages wirst du recht haben4.1.1   Tipp 1: Machen Sie eine Trübsal-Liste – und den Sterbebett-Test4.2   Wissen ist Macht. Nicht alles wissen, macht auch nichts.4.2.1   Tipp 2: Seien Sie ruhig einmal nicht ganz hundertprozentig4.3   Die Neuentdeckung der Leichtigkeit4.3.1   Tipp 3: Die Würfel sind gefallen4.4   Sei mal nicht du selbst – Anleitung zum Perspektivenwechsel4.4.1   Tipp 4: Seien Sie mal nicht Sie selbst4.5   Neue Rituale fördern neues Denken4.5.1   Tipp 5: Der Aufzug zur Erleuchtung4.6   Das Ballaststoff-Wunder4.6.1   Tipp 6: Frühjahrsputz4.6.2   Der Rückspiegel des Lebens4.7   Neue Optionen erkennen – mit einem Hauch von Drama4.7.1   Tipp 7: Führen Sie sich Ihre Situation vor Augen4.8   In Ihrem Leben spielen Sie die Hauptrolle – aber kennen Sie auch Ihren Text?4.8.1   Tipp 8: Schenken Sie sich ein Motto4.9   Der Segen schwerer Entscheidungen4.9.1   Tipp 9: Denken Sie um die Ecke4.10   Der Entscheidungskompass4.10.1   Tipp 10: Peilen Sie den richtigen Weg an4.10.2   Gute Reise5   Friedhof der Entscheidungen5.1   Historische Fehlentscheidungen, die uns schmunzeln lassen5.2   Der Fehler meines Lebens – oder die ganz gewöhnliche Kränkung5.2.1   Eröffnen Sie ein Fehlerkonto5.3   Notlügen erlaubt? Die Entscheidung gegen die Wahrheit5.3.1   Kleine Lügen haben kurze Beine5.3.2   Nur mit der Ruhe5.4   Große Entscheider – und was wir von ihnen lernen können5.5   Die letzte Entscheidung – unser Testament5.5.1   Gibt es ein Leben vor dem Tod?AnhangEntscheidungskompass – in welche Richting tendieren Sie?Auf einen Blick: Zehn Tipps für lustvolles EntscheidenDer Autor
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print:ISBN: 978-3-648-08171-6Bestell-Nr.: 10150-0001ePUB:ISBN: 978-3-648-08172-3Bestell-Nr.: 10150-0100ePDF:ISBN: 978-3-648-08173-0Bestell-Nr.: 10150-0150

Dr. Wolfgang FrickDie neue Lust am Entscheiden1. Auflage 2016

© 2016, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg [email protected]: Jürgen Fischer

Lektorat/Redaktion: Barbara Buchter, extratour, FreiburgSatz: Content Labs GmbH, Bad Krozingen Umschlag: RED GmbH, KraillingDruck: BELTZ Bad Langensalza BmbH, Bad Langensalza

Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

Widmung

Dieses Buch widme ich ganz besonders meiner Frau Barbara und unseren vier Kindern Hannah, Felix, Julia und Konstantin. Sie haben mir nicht nur die Zeit, sondern auch die Inspiration dazu gegeben. Herzlichen Dank.

„Wir reifen mit den Entscheidungen, nicht mit den Jahren.“

Wolfgang Frick

Vorwort

Zu dir oder zu mir? Oder warum Mönche länger leben

Dieses Buch zu schreiben, war meine. Es zu lesen, Ihre. Und so bringen uns unsere Entscheidungen für eine kurze Zeit zusammen. Mich freut das ungemein, zumal es einem kleinen Wunder gleichkommt. Schließlich gibt es bereits ein paar Bücher, die sich dem komplizierten Vorgang der menschlichen Entscheidungsfindung widmen. Rund 30.000, um genau zu sein. Warum also um Himmels willen nehmen Sie ausgerechnet mein Buch in die Hand?[2]

Wahrscheinlich suchen Sie eine Inspirationsquelle abseits der akademischen Welt, die Ihnen fortan hilft, gezielter zu entscheiden. Vielleicht aber mögen Sie die Anekdoten, mit denen ich meine Standpunkte abseits von Theorie oder mahnendem Zeigefinger zu erörtern pflege. Allenfalls tut es auch gut zu lesen, wie sich historische Größen und der Autor selbst mit Fehlentscheidungen schon zum Narren gemacht haben. Oder Sie haben mein erstes Buch gelesen und versprechen sich von diesem etwas Ähnliches.

Worauf ich hinauswill: Hinter jeder Entscheidung steckt eine Motivation. Und die ist bei allen verschieden. In unserem Fall: Sie wollen etwas erfahren. Und ich? Ich kann nicht anders. Ich bin ein Triebtäter der Worte. Täglich fahre ich zwei Mal 45 Minuten, ein Fußballspiel lang also, von Österreich in die Schweiz zur Arbeit – und zurück. Längst habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, die Stille zu nutzen. Statt Musik zu hören, lasse ich meinen Gedanken freien Lauf. Ja, ich gestehe, ich spreche mit meinem Auto. Nein, ich bin nicht verrückt. Wir alle führen Selbstgespräche, wenn wir eine Entscheidung abwägen. Die Stimme der Vernunft versus das Bauchgefühl. Das „Ich“ versus das „Über-Ich“. Die linke versus die rechte Hirnhälfte – wie immer Sie es nennen wollen. Welche Stimme gewinnt, hängt manchmal von der Sache, aber viel häufiger von den Umständen wie Tageszeit, Schlafmangel oder Schmetterlingen im Bauch ab. Doch dazu kommen wir später.[3]

Zurück zu meiner Entscheidung, dieses Buch zu schreiben. In der Tat spielt mein Auto dabei eine zentrale Rolle. Denn es hat ein Talent, das immer mehr Menschen abhandenkommt: Es hört zu. Stundenlang. Ohne aufzumucken – und vergisst dabei kein einziges Wort. Dank modernster Technologie zeichnet es nämlich meine Stimme auf – und sendet mir täglich Sprachnotizen, die mich an all das erinnern, was über meine Lippen kam. Und wissen Sie was? Eines Tages las ich die gesammelten Gesprächsfetzen durch. Dabei fiel mir auf, dass es bei vielen Gedanken und Gesprächen immer nur um eines ging: Entscheidungen. Produkt XY im Sortiment behalten oder auslisten? Bei Orange an der Ampel Gas geben oder bremsen? Den einen gut und den anderen schlecht finden? Und nicht zuletzt: Holst du die Kinder ab – oder fahre ich?

Übung macht den Meister, würde man glauben. Denn wer rund 20.000 Entscheidungen täglich trifft, müsste doch eigentlich ganz gut darin sein. Nur: Das Gegenteil scheint zunehmend der Fall zu sein. Jedenfalls stelle ich fest, dass die unendliche Wahlfreiheit, die wir in unseren Breitengraden genießen, uns kaum freier und viele krank gemacht hat. Wieso, frage ich mich, schießt die Kurve des stetig wachsenden Angebots parallel zu den registrierten Depressionsfällen in die Höhe? Gibt es einen Zusammenhang? Müssen wir lernen, uns zu beschränken? Auch darüber werden Sie später in diesem Buch lesen.[4]

Aber zurück zu meinen digitalisierten Gedanken. In meinem Auto begann ich, Entscheidungen zu studieren. Wie und warum kommen sie zustande, welche Mechanismen und Entscheidungstypen gibt es? Ob Business-Talk, Familiengespräch oder Klatsch, ich sezierte sie alle. Für mich, der von Haus aus ein Schnellentscheider ist, war das eine faszinierende Studie – und letztlich auch die Inspiration zu diesem Buch. Nicht, weil ich meine Entscheidungen für besser halte. Schon gar nicht, weil ich mich damit zum „Entscheidungsmeister“ küren möchte. Keineswegs. Ich spürte einfach, wie schwer sich manche mit Entscheidungen tun. Zudem wurde ich in der Vergangenheit von Freunden schon mehrfach nach meinem „Entscheidungsrezept“ gefragt. Zwischen diesen Buchdeckeln gebe ich es gerne weiter.

Werden gute Entscheider in die Wiege gelegt?

Es versteht sich von alleine, dass ein Buch über Entscheidungen viele autobiografische Züge trägt. Denn wie wir entscheiden, hat weniger mit unseren Genen als mit den Erfahrungen zu tun, die wir bislang mit unseren Entscheidungsmustern gemacht haben. Was auch erklärt, warum sich Menschen mit „Entscheidungsstau“ damit zunehmend schwerer tun. Ich dagegen habe von Kindsbeinen an gelernt, schnell zu entscheiden. Naja, wahrscheinlich haben mich einfach die Umstände dazu gezwungen. Meine Eltern verstarben früh und im Kontext unserer Großfamilie mit acht Geschwistern gab’s keine Schonfrist und schon gar keine Zeit für langes Lamentieren oder Jammern. So hatte ich bereits als Dreikäsehoch verinnerlicht, was ich später in gescheiten Seminaren wieder hören sollte:[5]

Wichtig

Wer aufhört zu jammern, beginnt zu handeln.

Handeln ist gut, aber auch noch nicht die Lösung, musste ich früh genug feststellen. Denn ich befolgte längst nicht alle Regeln, die es für eine gute Entscheidung theoretisch braucht. Dazu braucht es

einen klaren Kopf, um die aktuelle Situation möglichst akkurat einzuschätzen,

ein Talent, um die Zukunft „vorauszusehen“,

ein Gespür, um sich in die Köpfe anderer hineinzuversetzen, und

die Abgeklärtheit, ein gewisses Maß an Unsicherheit auszuhalten.

So trampelte ich als Halbwüchsiger laufend in neue Stolperfallen der Entscheidungsfindung. Pech für mich, müsste man meinen. Doch genau dadurch lernte ich eine weitere, wichtige Lektion: mit meinen Fehlentscheidungen zu leben. Nicht zu hadern, mich nicht tagelang im Selbstmitleid zu suhlen, sondern mit der Konsequenz zu leben. Womit wir wieder am Anfang wären: „Wer aufhört zu jammern, …“. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin keiner, der fatalistisch „Je ne regrette rien“ singt. Denn natürlich gibt es Entscheidungen, die ich bedaure. Die gibt es bei uns allen. Nur wenn wir sie verarbeiten und uns damit arrangieren, werden sie uns nicht ein Leben lang verfolgen – am besten also, man schließt Frieden mit ihnen.[6]

Eine meiner besten Fehlentscheidungen war jene gegen die Diplomatie: Während meiner Studienzeit lud ein großer Braukonzern in Österreich angehende Absolventen zu einem Event am Arlberg. Zu jener Zeit hatten Studienabschlüsse, die in Innsbruck gemacht worden waren, noch nicht den besten Ruf. Kaum hatte ich am Tisch des Generaldirektors Platz genommen, kam auch schon die Frage: „Was studieren Sie und wann sind Sie fertig“. Dieser „rufschädigenden Frage“ wollte ich mit einer Gegenfrage ausweichen und sagte: „Wissen Sie, was das Schwierigste ist am Technikstudium in Graz?“ – „Nein“, antwortete der Generaldirektor. – „Das Umsteigen in Bischofshofen“, antwortete ich. Da sein Lachen sich in Grenzen hielt, kaschierte ich die Stille gleich mit einer weiteren Frage: „Wo haben Sie studiert, Herr Generaldirektor?“ – „An der TU in Graz“, war seine kurze Antwort.

Mit etwas mehr Diplomatie oder anderer Fragestellung wäre das Gespräch vielleicht anders verlaufen. Jedenfalls habe ich mich nicht beworben auf die ausgeschriebene Stelle.

Entscheiden wäre ja so einfach, wenn nur die anderen nicht wären

Wir alle kennen sie, unsere Mitmenschen, die bei ihrer Entscheidungsfindung Anlauf nehmen und gerne bei Adam und Eva anfangen. Ganz so falsch liegen sie dabei gar nicht mal. Denn im Paradies, so will man uns glauben machen, lebten wir in einem entscheidungsfreien Raum. Die Sonne schien, Milch und Honig flossen. Erst als sich Eva für den Apfel und nicht für Adam entschied, ging es los mit den bis heute nicht enden wollenden Dilemmas. Warum nur hatten Adam und Eva keine anderen kulinarischen Präferenzen? In China jedenfalls hätte der Apfel überlebt.[7]

Aber wir haben ja gelernt: Nur nicht hadern. Zumal ich auch auf etwas anderes hinauswill: Es sind die Sachzwänge und Mitmenschen, die unsere Entscheidungsfindung erheblich komplizieren. Denn es braucht manchmal viel Selbstvertrauen, um etwas, das für uns alleine, im eigenen Kämmerlein, ganz viel Sinn macht, auch „draußen“ im Leben zu vertreten – und durchzusetzen. Mit der Folge, dass all jene, die sehr genau auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind, „Egoist“ gescholten, und all jene, die dauernd auf das Wohlbefinden des Gegenübers schielen, sozial gelobt, aber als „Entscheidungsschwächling“ abgestempelt werden.

Was zeigt: Neben all den wissenschaftlichen Studien, Abhandlungen und Tipps, die es zu diesem Thema gibt, darf eines nie vergessen werden: Entscheidungen brauchen Mut. Ein Wort, das ich als Abkürzung verstehe für:

Möglichkeiten

Umsetzen

Tun

In diesem Buch widme ich dem Thema „Mut zur Entscheidung“ verschiedene Kapitel, denn ich halte es für einen der zentralen „Erfolgskomponenten“ für gute Entscheidungen. Angefangen vom Mut, sich eine eigene Meinung zu leisten, bis hin zum Mut, Nein sagen zu können. Selbst dann, wenn es bedeuten würde, die Hochzeit zehn Minuten vor dem Ja-Wort abzublasen – was mir glücklicherweise erspart blieb –, wenn es sich nicht richtig anfühlt. Immer noch besser, als schon den ersten Ehestreit anzuzetteln, nur weil man nicht aufs Hochzeitsfoto will. Denn nur zu häufig beobachte ich, wie manche es allen anderen recht machen wollen und dabei sich selbst vergessen. Was dann fatalerweise auch ihr Gegenüber nicht glücklich macht.[8]

Machen Sie es wie die Mönche: Die Leichtigkeit des Entscheidens entdecken

So. Genug der einleitenden Worte und forsch zur Sache. Einzig dies noch als Warnung: Wenn Sie an dieser Stelle eine abschließende, wissenschaftliche Erläuterung zur richtigen Entscheidungsfindung erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen. Denn erstens bin ich ein Praktiker und zweitens folge ich stets meinem inneren Kompass. Der orientiert sich an der systematischen Anwendung des Denkvermögens – oder anders gesagt: am gesunden Menschenverstand. Und der interpretiert gewisse Informationen vielleicht etwas anders, als Sie es erwarten. Ich hoffe, das inspiriert Sie. Ein kleines Beispiel: Neulich las ich eine Studie, in der ich zu meiner Verwunderung erfuhr, dass Mönche länger leben als wir, die wir uns intensiver mit den weltlichen Herausforderungen herumschlagen. Warum nur, habe ich mich gefragt. Weniger Stress? Wahrscheinlich. Ausgewogenere Ernährung? Da ich noch von keinem Fast-Food-Lokal in einem Kloster gehört habe, gehe ich davon aus. Weniger Qual der Wahl? Ich muss gestehen, ich kenne mich mit dem Leben hinter den klösterlichen Mauern nicht aus. Aber ich erwarte, dass sich die Auswahl an Kleidung, Kerzen und Hostien in engem Rahmen bewegt. Ist es also möglich, dass uns jede einzelne Entscheidung altern lässt? Dass 20.000 Entscheidungen täglich schlicht zu viel sind? Dass wir unseren freien Willen dem freien Markt entziehen sollten? Da ich von Natur aus kein rückwärtsdenkender Mensch bin, interpretiere ich es etwas anders. Ich verstehe es als Aufforderung, die Leichtigkeit des Lebens wieder zu entdecken. Nicht alles endlos schwer zu nehmen. Schließlich ist das Leben mit einem guten Schuss Humor immer besser genießbar. Und wenn es uns dazu noch gelingt, den Ballast von Tausend und einer Möglichkeit abzulegen und uns auf das Wesentliche zu besinnen, dann haben wir den ersten Schritt zu besseren Entscheidungen bereits gemacht.[9]

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende, spannende Lektüre.

Dr. Wolfgang Frick

Frastanz, im Frühjahr 2016