Die Rückkehr der Elfen - Dirk Schmidthaus - E-Book

Die Rückkehr der Elfen E-Book

Dirk Schmidthaus

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Beschreibung

Die Nordmarschen, ein Königreich auf dem Kontinent Amoria wird durch einen schrecklichen Tyrannen mit Namen Cain mit Krieg überzogen. Das letzte Bollwerk gegen diesen Despoten, das Fürstentum Seeland droht zu scheitern. Der Fürst von Seeland schickt seine Tochter Iriel weg um das Volk ihrer Mutter zu finden. Auf ihrem Weg lüftet sich Stück für Sück das Geheimnis um ihre Herkunft. Wird es Iriel gelingen Cain aufzuhalten und die Nordmarschen zu befreien?

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Index

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

Epilog

Impressum

Prolog

 

Die Nordmarschen, ein Königreich im Norden des Kontinents Amoria wurde über eintausend Jahre von fünf Fürstentümern regiert. Der Thron des Großkönigs blieb in dieser Zeit unbesetzt. Seit dem großen Krieg zwischen den Elfen und Menschen. Dies war eine der größten Katastrophen in der Geschichte der fünf Fürstentümer, denn seither galten die Elfen als ausgestorben. Die Fürsten von einst beschlossen den Thron nicht wieder zu besetzen und gemeinsam ihr Land zu führen. Das größte Unglück in ihrer Geschichte sollte sich nicht wiederholen. Dies gelang ihnen, denn tausend Jahre lang lebten die Menschen der Nordmarschen in Frieden und Wohlstand. Bis ein verrückter Tyrann namens Cain, ein Fürst der Nordmarschen, sich selbst zum Großkönig ausrief um die Fürstentümer allesamt zu unterwerfen. Alle bis auf Eines. Denn das Fürstentum Seeland leistete erbitterten Widerstand. Aber auch der Fürst des letzten Bollwerks gegen den Tyrannen drohte zu scheitern.

 

1. Kapitel

 

Der Fürst von Seeland stürmte in voller Rüstung durch die Gänge seiner Burg. Zwei junge Gardisten sowie eine junge Dienerin versuchten mühsam mit ihm Schritt zu halten und an seinen Fersen zu bleiben. Selbst mit seinen über fünfzig Jahren, war er immer noch sehr stark, schnell und besaß eine beeindruckende Ausdauer. Sein Alter sah man ihm überhaupt nicht an. Er fühlte sich immer noch wie ein junger Mann von Anfang zwanzig. Lediglich sein ergrauender Bart, gab einen Hinweis auf sein tatsächliches Alter. Die Zeit wurde allmählich knapp, denn ein Angriff seines Erzfeindes Cain, der sich selbst zum Großkönig der Nordmarschen von Amoria ernannte, stand unmittelbar bevor. Dieser verrückte Despot war krankhaft ehrgeizig und wollte mit allen Mitteln das gesamte Land erobern. Nichts war mehr vor ihm sicher. Wer sich ihm nicht unterwarf, dem drohte der Tod oder noch Schlimmeres. Seeland war das letzte Bollwerk gegen diesen Tyrannen. Alle anderen Fürstentümer der Nordmarschen waren bereits besiegt und unterworfen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er nach ganz Amoria greifen würde. Wer bei den Überfällen nicht zu Tode kam, wurde versklavt und musste Zwangsarbeit leisten oder in der Armee dienen um noch mehr Leid und Tyrannei zu verbreiten. Selbst Frauen und Kinder verschonte man nicht. Der Fürst von Seeland wollte sich jedoch niemals geschlagen geben und rief seine Getreuen zum Kampf auf. Seit mehr als fünfzehn Jahren kämpfte er nun schon für die Freiheit seines Volkes und beschütze es so gut er konnte. Aber wie lange würde er noch standhalten können? Er wusste darauf einfach keine Antwort. Aber der Tod war ihm allemal lieber, als seine Freiheit aufzugeben. Der Fürst hatte lediglich ein schlechtes Gefühl bei der bevorstehenden Schlacht. Nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte er endlich das Schlafgemach seiner Tochter. Ohne zu klopfen, öffnete er vorsichtig die Tür und ging hinein. Zuvor wies er seine Begleiter an, draußen zu warten. Der Fürst trat an das Bett seiner noch schlafenden Tochter und weckte sie so sanft wie es ihm möglich war. „Iriel. Wach auf!“, sagte er halblaut und so liebevoll wie es ihm unter den vorliegenden Umständen möglich war. Angesicht der drohenden Gefahr, stand er unter sehr großem Druck. Prinzessin Iriel, die Tochter des Fürsten von Seeland war bereits eine junge Frau. Sie war neunzehn Jahre alt und sein ganzer Stolz. Aber für ihren Vater selbst, war sie immer noch das kleine Mädchen ihrer Kindheit. Oft hatte er ihre aufgeschlagenen Knie versorgt und an ihrem Bett gewacht, wenn sie krank war. Es war schon lange her. Da sie nicht gleich auf ihn reagierte, rüttelte er sanft an ihrer rechten Schulter. Iriel erwachte langsam und erblickte ihren Vater, der in seiner Rüstung vor ihrem Bett stand.

„Vater? Was ist denn los?“, fragte sie noch halb verschlafen. Es war immerhin noch Nacht und stockdunkel draußen. Für gewöhnlich wurde sie niemals vor Sonnenaufgang geweckt. Er sah sie einen Moment schweigend an und wartete bis sie ein wenig munterer war. Dann begann er zu sprechen.

„Wir werden angegriffen. Cains Armee wird die Seefeste in weniger als einer Stunde erreichen“, berichtete er ihr. Nun war Iriel plötzlich hellwach.

„Was?“, fragte sie erschrocken. „Er wagt es uns anzugreifen?“ Ihr Vater nickte besorgt um es ihr nochmals zu bestätigen. Aufgebracht sprang die junge Prinzessin aus dem Bett. Sie trug lediglich ein einfaches Nachtgewand aus weißem Leinen und strich sich mit ihren Händen das Haar aus dem Gesicht.

„Du musst dich schnell ankleiden und fliehen“, forderte ihr Vater sie auf und rief die Dienerin in das Gemach, die sofort zu ihnen eilte. Undina, die Kammerdienerin des Fürsten, trug einen Korb mit Kleidung und einen kleinen Rucksack in das Schlafgemach.

„Bitte zieh schnell diese Sachen an. Es ist eine Lederrüstung, die einst deiner Mutter gehörte. Sie sollte dir inzwischen passen. Ich warte unterdessen draußen bis du fertig bist.“ Daraufhin verließ der Fürst das Gemach seiner Tochter und wartete mit seinen Wachen vor der Tür. Er strich sich mit der rechten Hand durch seinen inzwischen ergrauenden Bart und betrachtete seine Gardisten. Die beiden Männer wirkten sichtlich ein wenig nervös. Sie waren noch recht jung und hatten noch nie eine Schlacht erlebt. Ihr Fürst wusste das und versuchte die jungen Burschen etwas zu beruhigen.

„Macht euch keine Sorgen Männer“, sprach er zu seinen Gardisten um ihnen die Angst zu nehmen und Mut zu machen. „Die Mauern von Burg Seefeste haben schon viel überstanden. Es wird nicht so leicht für Cains Truppen.“ Die Gardisten schien das nur wenig zu beruhigen, dennoch verhielten sie sich wie richtige Männer und stimmten ihrem Fürsten mit fester Stimme zu. Gerade als der Fürst ein lockeres Gespräch mit seinen jungen Leibwachen beginnen wollte, stürmte sein Burgvogt auf sie zu.

„Mein Herr!“, rief er außer Atem. „Die feindliche Armee ist schon in Sichtweite. Sie werden bald hier sein“, meldete er. Der Fürst von Seeland wirkte nachdenklich. Das hieß also, sie hatten weniger als eine halbe Stunde um sich auf die bevorstehende Schlacht vorzubereiten. Er gab ihm schnell ein paar Befehle und schickte ihn zum Hauptmann der Wache. Der Vogt, der selbst einer seiner Ritter war, rannte so schnell es seine Rüstung zuließ los. Die Dienerin Undina trat unterdessen aus Iriels Schlafgemach und meldete, dass die Prinzessin nun angekleidet sei. Der Fürst betrat schließlich zusammen mit seinen Begleitern die Räumlichkeiten seiner Tochter. Er staunte nicht schlecht, als er sein kleines Mädchen in der Rüstung ihrer Mutter erblickte. Ebenso seine Wachen konnte nicht verbergen, wie verblüfft sie waren. Die leichte Rüstung saß wie angegossen und sie war einfach wunderschön. Ihr schulterlanges dunkles Haar war zu einem hohen Zopf zusammengebunden.

„Donnerwetter“, staunte der Fürst und stieß einen leisen Pfiff aus. „Du bist wunderschön. Ganz wie deine Mutter.“ Iriel freute sich über dieses Kompliment. Leider konnte sie keinen Vergleich anstellen, denn ihre Mutter hatte sie nie kennen gelernt. Zeit ihres Lebens kannte sie nur ihren Vater und die Menschen, die in der Burg Seefeste und in der direkten Umgebung lebten. Iriels Rüstung bestand zum größten Teil aus Leder und war in braun und grün gehalten. Dazu trug sie einen grauen Umhang, der an ihrem Hals mit einer Spange aus Kupfer zusammen gehalten wurde. Ihre Wildlederstiefel waren braun und reichten fast bis zu ihren Knien. Sie war eine beeindruckende Erscheinung und sah ein wenig wie eine Jägerin aus. Normalerweise trug sie sonst nur ihre Kleider oder ihre Reitkluft. Iriel war eindeutig die Tochter ihrer Mutter, dachte der Fürst.

„Veralberst du mich etwa Vater?“, neckte sie den Fürsten.

„Nein ganz bestimmt nicht. So war ich Fürst Aaron von Seeland bin!“, schwor er mit erhobener Hand. Iriel fiel ihrem Vater um den Hals und küsste ihn auf seine raue Wange. Sie liebte ihn von ganzem Herzen. Schließlich blickte Aaron von Seeland seine Tochter mit tiefstem Ernst an. Was er nun beabsichtigte, fiel ihm keineswegs leicht.

„Iriel. Du musst sofort aus der Burg fliehen. Ich möchte nicht riskieren, dass dir etwas zustößt.“ Die Prinzessin protestierte.

„Aber Vater, ich ...“ Der Fürst erhob seine rechte Hand und gebot ihr inne zu halten.

„Ich weiß durchaus, dass du mich nicht verlassen willst“, sagte er zu ihr. „Aber du musst. Ich bezweifle, dass wir diese Schlacht überstehen werden. Laut den mir vorliegenden Meldungen, greift Cain mit fünftausend Mann an.“ Er ließ seine Worte zunächst auf Iriel wirken und seine beiden Gardisten sowie Undina wurden sichtlich unruhig. Sie wirkten plötzlich allesamt sehr verängstigt. Nur die Prinzessin von Seeland nicht. Sie war eine mutige junge Frau.

„Ich verstehe Vater. Werde ich dich denn wieder sehen?“, fragte sie leise und fürchtete die Antwort.

„Das wissen nur die Götter mein Kind“, antwortete der Fürst und nahm sie liebevoll in seine starken Arme. Ein letztes mal, bevor sie sich voneinander trennen mussten. Sowohl Vater und Tochter liefen Tränen des Schmerzes über die Wangen. Aaron von Seeland löste sich von Iriel und übergab ihr seinen Dolch, damit sie sich im Notfall schützen konnte. Diesen Dolch hatte er als junger Mann von seinem Vater bekommen. Folglich hielt es der Fürst für richtig, diesen an sein Kind weiter zu geben. Er hatte ihr glücklicherweise seit ihrer Kindheit beigebracht, damit umzugehen. Anschließend gab er ihr den Rucksack, den Undina anfangs in das Schlafgemach mitbrachte. Dieser war gefüllt mit Lebensmitteln wie Brot, Käse und Trockenfleisch. Außerdem enthielt er eine Karte der Nordmarschen und diverse Heiltränke und Salben. Eine Flasche Met und eine Feldflasche mit Wasser waren ebenfalls eingepackt. Zusätzlich gab er ihr eine Börse mit Goldmünzen.

„Wo soll ich denn hingehen Vater?“, wollte Iriel nun wissen. Damit die weiteren Anwesenden es nicht mitbekamen, beugte er seinen Kopf an ihr Ohr und flüsterte:

„Gehe nach Norden ins Schneegebirge. Dein Instinkt wird dich leiten. Finde das Volk deiner Mutter. Sie werden dir sicher helfen.“ Prinzessin Iriel schien verwirrt zu sein.

„Das Volk meiner Mutter? Was meinst du damit?“, fragte sie neugierig.

„Das Volk der Elfen. Hast du dich denn nie gefragt, woher du die spitzen Ohren hast?“ Plötzlich schien sie zu verstehen. Ihre Mutter stammte also von den Elfen ab. Das hieß dann, sie war auch eine oder zumindest eine Halbelfe. Iriel hatte immer geglaubt, dass die Elfen ausgestorben waren. Aber nun wurde sie durch ihren Vater eines Besseren belehrt. Fürst Aaron von Seeland winkte einen seiner Gardisten zu sich. Dieser übergab ihm einen ungewöhnlichen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen. Der Fürst betrachtete diesen Bogen eingehend, denn er bewahrte in bereits seit mehr als neunzehn Jahren auf. Er war mehr als nur eine Waffe oder ein Erinnerungsstück für ihn.

„Dieser Bogen gehörte deiner Mutter. Bitte nimm ihn auf deine Reise mit. Es ist ein Elfenbogen“, erklärte Fürst Aaron seiner Tochter. Prinzessin Iriel nahm ihn voller Ehrfurcht entgegen und betrachtete ihn. Der Bogen wurde aus einer speziellen Art von Holz gefertigt und wies sehr schöne Verzierungen auf. Es musste die Kunst der Elfen sein; vielleicht sogar deren Schrift. Er war einfach wunderschön und vermutlich sehr wertvoll. Jetzt war Prinzessin Iriel von Seeland bereit ihre Reise anzutreten. Aber es war ja eher eine Flucht, dachte sie beiläufig. Den Bogen und Köcher nahm sie ebenso wie den kleinen Rucksack auf den Rücken. Der Dolch ihres Vaters oder vielmehr ihres Großvaters steckte bereits in ihrem Gürtel.

„Pass auf dich auf meine Tochter. Mögen die Götter dich schützen“, sagte Fürst Aaron zum Abschied zu seiner Tochter. Er schickte seine Gardisten und die Dienerin hinaus und verschloss die Tür zum Schlafgemach. Dann ging er zu dem Kamin des Raumes und zog kräftig an einen Fackelhalter, der mit einem ächzenden Geräusch aus der Wand glitt. Nachdem es klickte, drehte er ihn um neunzig Grad nach rechts. Ein weiteres Klicken war zu hören und plötzlich öffnete sich hinter dem Kamin eine geheime Tür. Es war der Zugang zu einem Geheimgang.

„Folge diesem Gang bis zum Ende. Er führt zum See und endet in einer Felsformation. Von da aus halte dich zunächst östlich. Sobald du den Wald erreichst, musst du nach Norden gehen. Ich habe dir den Weg auf der Karte markiert. Lebe wohl!“, sagte der Fürst und nahm ein letztes mal seine geliebte Tochter in die Arme. Iriel nahm eine Laterne in die Hand und ging in den Geheimgang. Als Aaron sie nicht mehr sehen konnte, schloss er den Gang und entzündete im Kamin ein prasselndes Feuer. Damit beabsichtigte er, von dem Geheimgang abzulenken. Er nahm sich noch schnell ein paar Kleider seiner Tochter aus deren Schrank und eilte aus dem Gemach. Seine Gardisten sahen ihn fragend an. Er bat Undina, die Kleidung der Prinzessin so schnell wie möglich anzulegen. Danach sollte sie mit seinen beiden Gardisten die Burg verlassen und mit einem Boot über den See nach Westen verschwinden.

„Ich verlasse mich auf euch. Legt eine falsche Fährte. Vielleicht könnt ihr ja entkommen. Ich wünsche euch viel Glück.“ Undina machte einen Knicks vor ihrem Herren und seine Gardisten verbeugten sich ehrfürchtig. Er rettete ihnen mit diesem Befehl wahrscheinlich das Leben. Sie wollten alles tun um die Prinzessin zu schützen. Fürst Aaron von Seeland nickte ihnen anerkennend zu und eilte davon. Eine Schlacht musste geschlagen werden.

 

2. Kapitel

 

Der Fürst von Seeland stand auf der Westbrüstung seiner Burg. Der Morgen dämmerte bereits und die ersten Sonnenstrahlen fielen auf das umgebene Land. Er konnte gerade noch erkennen, wie seine beiden Leibwachen und Undina, die als Prinzessin Iriel verkleidet war, mit einem Boot über den See ruderten. Die dünnen Nebelschleier, die vom See aufstiegen trübten leider seine Sicht. Aber das war auch gut so. Er hoffte insgeheim, es würde den Feind von der Spur seiner Tochter ablenken. Sie sollte eine Chance haben zu entkommen. Aaron musste sich allerdings nun auf die bevorstehende Schlacht vorbereiten. Er konnte bereits die Soldaten Cains vor den Burgmauern sehen. Auf ihrem Weg zur Seefeste hatten diese zuvor das Fischerdorf überfallen, das am See unterhalb der Burg lag und in Brand gesteckt. Der Fürst betete zu den Göttern, dass die Bewohner, die nicht mehr zur Burg geflohen waren, entkommen sind. Schließlich machte er sich auf den Weg zu seiner Position. Sein Kommandoposten befand sich direkt am Bergfried der Burg. Die Seefeste war zwar nicht die größte Festung in den Nordmarschen, aber dafür die mit den stärksten Mauern. Sie lag auf einem Hügel, der an einem der größten Seen der Gegend lag. Der Bergfried war um die dreißig Meter hoch und von jeweils zwei Burgmauern und sechs Türmen umgeben. Die Mauern an sich, waren zwischen fünf und sieben Metern hoch. Die Tore der Burg bestanden aus massiver Eiche, die mit Stahlbeschlägen verstärkt waren. Zusätzlich wurde das Haupttor durch ein Fallgitter geschützt. Daran musste die angreifende Armee zunächst vorbei. Der Fürst von Seeland hatte in weiser Voraussicht zuerst die Mauern mit Bogenschützen und Speerträgern besetzen lassen. Innerhalb der Mauern befanden sich seine Schwert- und Axtkämpfer. Mit Wurfsteinen und brennbarem Öl auf den Mauern waren sie ebenfalls ausgestattet. Da der Feind jedoch über Belagerungswerkzeuge verfügte, konnte er nicht vorhersagen, ob sie tatsächlich standhalten würden, oder wie lange. Aaron war davon überzeugt, dass es ein harter Kampf werden würde. Auf einmal ertönte das Horn eines Herolds, der den Burgherren aufforderte, in Verhandlungen zur Übergabe der Burg zu treten. Der Fürst von Seeland wusste, dass es reine Zeitverschwendung war. Aber andererseits hatten seine Soldaten dadurch noch etwas Zeit um sich auf die bevorstehende Schlacht vorzubereiten. Er wollte sich daher zum Schein die Bedingungen Cains anhören und machte sich auf den Weg zum Hauptportal der Seefeste. Nach wenigen Minuten stand er auf der Mauer neben dem Haupttor, flankiert von seinem Vogt und dem Hauptmann seiner Wache. Cains Herold trat vor dessen Truppen und las aus einer Schriftrolle laut vor, so das der Fürst von Seeland und seine Begleiter jedes Wort verstehen konnten. Fürst Aaron von Seeland wurde aufgefordert sich bedingungslos zu ergeben. Die Burg sollte an Cains General übergeben werden sowie Prinzessin Iriel. Sie sollte des Königs Braut und künftige Königin werden. Bei Annahme dieser Bedingungen sollten die Burg und dessen Bewohner verschont werden.

„Wie lautet Eure Antwort Fürst von Seeland?“, verlangte der Herold zu wissen. Der Fürst sah den Herold kühl an. Dann blickte er zu seinem Vogt und Hauptmann und grinste. Schließlich widmete er sich wieder dem Herold.

„Meine Antwort lautet Nein“, sagte er schließlich und wendete sich ab. „Alle auf ihre Posten. Gleich bricht die Hölle los“, rief er seinen Leuten zu. Der Herold seufzte, steckte die Schriftrolle wieder weg und begab sich zu König Cain und seinem obersten General um sie über die Antwort des Fürsten zu informieren. Er wusste, dass sein Großkönig toben würde.

*

„Er hat was?“, stieß Großkönig Cain wutentbrannt hervor.

„Fürst von Seeland lehnt Eure Bedingungen zur Kapitulation ab, Majestät“, antwortete der Herold. Der König ging in seinem Zelt auf und ab. Er trug keine Rüstung, sondern lediglich ein Gewand aus feinen Stoffen und einen langen roten Umhang, der über den Boden schleifte. Sein oberster General sah ihm dabei interessiert zu.

„Dieser Dummkopf. Wir stehen mit fünftausend Mann vor seinen Mauern und er will nicht aufgeben. Die Seefeste kann unserem Angriff nicht standhalten. Das muss Aaron doch klar sein“, überlegte er laut.

„Ich stimme Euch zu mein König“, bestätigte der oberste General Cains Gedankengänge. Dieser erschrak, als die Stimme des Heerführers ihn aus seinen Gedanken holte. Ihm war nicht bewusst, dass er laut gedacht hatte.

„Dann holen wir uns Burg Seefeste eben mit Gewalt“, entschied er endlich und gab seine Befehle an den obersten General. „Und ich wünsche die Prinzessin lebend, damit das klar ist!“, mahnte er. Der General salutierte vor dem König und verließ zügig das Zelt. Er machte sich nun auf den Weg, um den Angriff vorzubereiten und seine Soldaten zu instruieren. Die Katapulte und Rammböcke mussten noch in Position gebracht werden. Danach konnte die Attacke beginnen. Der General freute sich bereits darauf, denn er war von Kopf bis Fuß ein Krieger und lebte für Ruhm und Ehre in der Schlacht.

*

Fürst Aaron sah längst, dass die feindliche Armee sich für den Angriff aufstellte.

---ENDE DER LESEPROBE---