Die Sage der Goldenen - Jo Zybell - E-Book

Die Sage der Goldenen E-Book

Jo Zybell

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Beschreibung

Schon oft ist Ren Dhark auf gigantische goldene Statuen gestoßen, die Menschen ohne Gesicht zeigten. Doch auf einem 'verbotenen Planeten' in der Galaxis Orn steht ein goldenes Insekt – und dem Zyzzkt fehlt ebenfalls das Gesicht. Bringt die uralte Sage der Goldenen endlich Licht in das Dunkel?

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Ren Dhark

Drakhon-Zyklus

 

Band 22

Die Sage der Goldenen

 

von

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 13, 15, 17, 19)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 10, 12, 14, 16, 18)

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 1, 3, 5, 7, 9, 11)

 

Jo Zybell

(Kapitel 2, 4, 6, 8)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

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Impressum

Prolog

Im Frühjahr 2059 hat die von Ren Dhark geführte Expedition die Galaxis Orn erreicht. In diesem zehn Millionen Lichtjahre von der heimatlichen Milchstraße entfernten Sternensystem befindet sich die Heimat der Worgun. Diesem Volk, das von den Terranern einst »Mysterious« genannt wurde, hat die Erde eine Vielzahl technischer Hinterlassenschaften zu verdanken – vor allem die Ringraumer, die es erst ermöglichen, solche gigantischen Strecken zu überwinden.

Doch die Mysterious oder Worgun sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, wie Ren Dhark von Gisol erfahren hat, dem letzten freien Worgun und Rebellen gegen die Zyzzkt. Dieses Insektenvolk hat die Worgun in einem furchtbaren Krieg besiegt und die ehemaligen Beherrscher der Sterne auf ihrem Ursprungsplaneten Epoy zusammengepfercht. Aber der Sieg über die Worgun reicht den Zyzzkt nicht aus…

In der Sternenwolke Gardas findet die terranische Expedition eine Kolonie ehemaliger Terraner. Es handelt sich um Nachfahren der 48. Römischen Legion, die im Jahr 15 v. Chr. von den Worgun hierher verbracht wurde. In der Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres kosmischen Verstecks entwickelten die Römer von Terra Nostra – so nennen sie ihren Planeten – eine Technik, die derjenigen der Worgun in nichts mehr nachsteht.

Doch ein extremer Mangel an Tofirit, dem Superschwermetall, das zum Betrieb ihrer hochentwickelten Meiler benötigt wird, macht es den Römern unmöglich, den Kampf gegen die Zyzzkt aufzunehmen.

Ausgestattet mit der neusten römischen Tarntechnologie und unterstützt von drei römischen Verbindungsoffizieren, bricht die Flotte auf zu einem Erkundungsflug in die Tiefen von Orn. Die zehn terranischen Schiffe werden begleitet von den zehn Ringraumern des Worgun-Rebellen Gisol.

Die Terraner werden Zeuge, wie gnadenlos die Zyzzkt gegen jedes andere Volk vorgehen, und sie entdecken den Heerzug der Heimatlosen. Seit Jahrhunderten treibt diese Raumschiffsarmada der Vertriebenen in einem perfekten Tarnschutz durchs All. Von dieser Basis aus starten Ren Dhark und Gisol einen Erkundungsflug zu einem Planeten, der von den Zyzzkt offenbar besiedelt und dann wieder verlassen wurde – höchst ungewöhnlich für die Insektoiden. Doch auf dieser Welt gibt es Sporen, die absolut tödlich für sie sind. Dhark und Gisol aber fliegen weiter nach Epoy, der besetzten Heimatwelt der Worgun. Hier fällt ihnen eine Liste mit Planeten in die Hand, die für die Zyzzkt offenbar verboten sind. Sie fliegen eine der Welten an und stoßen nicht nur auf die Gigantstatue eines goldenen Zyzzkt ohne Gesicht, sondern auch auf einen unbekannten Ringraumer…

Niemand ahnt, daß in Orn noch jemand alles daransetzt, das Geheimnis der Niederlage der Mysterious zu ergründen: Im Auftrag der INSTANZ von Arkan-12 ist der von einem Menschen beseelte Wächter Simon mit einem Ringraumer auf der Suche nach der Erklärung für eine Niederlage, die es nie hätte geben dürfen. Und er findet eine Raumflotte voller Zyzzkt – so gigantisch, wie sie das Universum noch nicht gesehen hat…

Währenddessen setzt Colonel Huxley im Auftrag des Rates der Nogk seine Expedition fort mit dem Ziel, mehr über den geheimnisvollen Feind dieses Volkes zu erfahren. Endlich scheint seine Suche von Erfolg gekrönt. Die Spur führt in die Große Magellansche Wolke…

Auf der Erde tritt derweil der Wahlkampf in seine heiße Phase ein. Das Amt Ren Dharks als Commander der Planeten ist in Gefahr – und Dhark kann nichts gegen seine drohende Abwahl unternehmen, weil er zehn Millionen Lichtjahre weit weg ist. Der Großindustrielle Wallis befürchtet das Schlimmste und plant in aller Stille die Gründung eines eigenen Staates auf der Welt Eden und die Verlegung seiner sämtlichen Produktionsstätten auf diesen fernen Planeten…

1.

»He! Was…«

Maxwell blieben die Worte regelrecht im Hals stecken. In der Stimme des Zweiten Offiziers war ein leichter Anflug von Emotionen unüberhörbar. Dies geschah wirklich nicht oft, aber immer wenn es der Fall gewesen war, hatte es bedeutet, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Ungemach unmittelbar bevorstand.

Ein Ungemach, das aus einer Flotte mächtiger Ellipsenraumer bestand, die erst vor wenigen Minuten in einer Entfernung von nicht mehr als 300 000 Kilometern wie eine Fata Morgana aus dem Hyperraum gekommen war.

Huxley erstarrte mitten in der Bewegung und blickte zweifelnd auf die Instrumente seiner Konsole. Doch, es stimmte. Die Masse-Ortung gab ihm mit aller Deutlichkeit zu verstehen, daß es sich um keinen Irrtum handelte.

Die fernen, blinkenden Punkte wuchsen zu Raumschiffen an.

Mit einer unbewußten Geste fuhr sich der Colonel mit der Hand durch das eisgraue Haar. Dann erklang seine befehlsgewohnte Stimme: »Mister Perry! Wie viele haben wir da vor uns?«

»Sekunde, Sir…« Dann: »Exakt zweihundert Schiffe, Kommandant.«

»Nogk-Raumer!« erhob sich eine Stimme über den allgemeinen Lärm im Leitstand. Sie gehörte Sybilla Bontempi. »Es handelt sich um Nogk-Raumschiffe!«

Huxley nickte unwillkürlich, obwohl er nicht hundertprozentig sicher war.

»Aber was haben sie vor?« wunderte sich Henroy auf dem Platz des Kopiloten. »Ich habe selten einen so undisziplinierten Haufen gesehen.«

Henroys Eindruck fand allgemeine Zustimmung.

Während einige Schiffe direkt Kurs auf die CHARR nahmen, flog die überwiegende Mehrzahl mehr oder weniger plan- und ziellos durch den Raumsektor. Es schien, als hätte man Schwierigkeiten, die Manöver zu koordinieren, als säßen Kadetten hinter den Kontrollen anstelle ausgebildeter Piloten.

Huxley machte Perry ein Handzeichen.

»Holen Sie mir eines näher heran!« befahl er seinem Dritten Offizier.

»Kommt, Kapitän.«

Der Colonel sah zur Allsichtsphäre hinauf. Im Zentrum der Bugfelder wuchs durch die Umschaltung der Taster eines der fremden Raumschiffe förmlich aus dem Schirm heraus. Die Konfiguration war die eines Ellipsenraumers, daran bestand kein Zweifel. Allerdings war auch deutlich zu erkennen, daß es sich bei den Schiffen um einen Typ handelte, wie er so bei den Nogk nicht mehr im Dienst stand. Schon lange nicht mehr. Bis auf die ellipsoide Grundform hatten diese Schiffe dort draußen nicht viel mit dem Aussehen heutiger Nogk-Raumschiffe und deren glatten, fließenden Formen gemein. Die eingespiegelte Datensequenz gab dem fremden Schiff eine Länge von 600 und einen größten Durchmesser von 400 Metern. Der graufleckige Druckkörper war von Kuppeln und Aufsätzen übersät, hinter denen sich Offensivwaffensysteme verbargen, wie die halblaute Stimme des Funk- und Ortungsoffiziers erläuterte, der seine Instrumente konsultierte.

»Tantal!« wandte sich der Colonel an den Kobaltblauen. »Handelt es sich um Nogk-Schiffe?«

»Unsere Datenbänke können sie nicht klassifizieren«, äußerte der Nogk-Mutant, und seine Fühler pendelten leicht irritiert. »Unsere Aufzeichnungen reichen allerdings nur etwa fünf Generationen in die Vergangenheit. Dennoch bin ich ziemlich sicher, daß Nogk diese Schiffe erbauten.«

Huxley nahm die Unterlippe zwischen die Zähne, während er grübelte, weshalb diese große Flotte so plötzlich in der Region um McLanes Star aufgetaucht war.

Wer hatte sie gerufen?

Wodurch waren sie gerufen worden?

Sein Blick fiel auf einen Nebenschirm, der die Supernova zeigte, zu der McLanes Star geworden war. Ausgelöst durch eine von den Frogs auf Jagellovsk irrtümlich gezündete Sonnenbombe in der Korona des Sterns.

Zum Glück breiteten sich Sternexplosionen nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit aus. Was der CHARR, die auf Jagellovsk vom Ort des Geschehens acht Lichtminuten entfernt gewesen war und den Ausbruch per Hyperortung registriert hatte, Gelegenheit gegeben hatte, den Auswirkungen der stellaren Katastrophe praktisch »davonzulaufen« und rechtzeitig in eine größere Entfernung zu transitieren.

Inzwischen erhob sich eine Feuerwand wie ein wogender Vorhang quer im All und bewegte sich scheinbar langsam auf die jetzige Position der CHARR und der Flotte zu. Der explodierte Stern griff mit seinen feurigen Tentakeln nach allem, was sich ihm in den Weg stellte.

Huxley betrachtete das Bild auf dem Schirm und konnte verfolgen, wie eben die äußeren Planeten des Systems verschlungen und mit verhältnismäßig winzigen Lichtblitzen einfach ausradiert wurden.

Für einen Moment nahm er sich die Zeit, an die amphibischen Frogs zu denken, deren gesamte Population durch den Ausbruch der Nova hinweggefegt wurde, ausradiert aus den Annalen des Universums. Ob dies alles im Zusammenhang mit dem Auftauchen der Flotte stand?

Die anfliegenden Ellipsenraumer konnten durchaus von den Aktivitäten der unterirdischen, uralten nogkschen Wetterstation angelockt worden sein und kamen nun nachsehen, welche Bewandtnis es damit auf sich hatte.

Zu einer tiefergehenden Analyse dieses Gedankens blieb ihm keine Zeit, die Geschehnisse erforderten seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

Alarm ertönte.

»Wir werden abgetastet«, verkündete der Dritte Offizier sachlich von seiner Orterkonsole.

»Sie aktivieren ihre Waffen«, ließ sich der Taktische Offizier hören.

Lee Prewitt auf dem Sitz des Piloten sagte laut und scharf: »Sie greifen uns an! Wir sollten uns…« Weiter kam der Erste Offizier nicht.

Stark gebündelte Energiestrahlen aus den Antennen der vordersten Ellipsenraumer schossen auf die CHARR zu – und verpufften wirkungslos in deren gestaffelten Schutzschirmen.

»Sie schießen auf uns!« fluchte Prewitt. »Die verdammten Kerle schießen auf uns!«

»Bericht, Nummer Eins?«

»Keine Schäden«, informierte der Erste seinen Kommandanten. »Schirmstabilität hundert Prozent. Kein Transfer von Antriebsenergie nötig.«

»Gegenmaßnahmen, Sir?« kam Lem Forakers Stimme von der Feuerleitkonsole.

»Noch nicht«, beschied ihm der Colonel knapp. »Wir bleiben passiv, solange unsere Schutzschirme nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.«

Maxwell, auf die Schirme zeigend, sagte: »Wollen wir tatsächlich so lange warten, Sir? Ich bin dafür, daß wir uns wehren. Offensichtlich sieht man uns als Gegner an.«

»Ein Schiff ihrer eigenen Art?« warf Sybilla Bontempi ein. Ihre Skepsis war unüberhörbar.

»Warum nicht?« versetzte Maxwell. »Weshalb sonst sollten sie uns angreifen? Möglicherweise funken sie uns schon eine ganze Weile an, ohne eine Antwort zu bekommen, weshalb sie uns als Feinde einstufen. Ich jedenfalls würde mißtrauisch sein, wäre ich der Flottenkommandant dort drüben.«

»Nichts kommt von dort«, ließ Perry verlauten. »Alle Phasen sind offen, aber ich empfange nicht das geringste Zeichen.«

Huxley richtete sich ruckartig auf. »Tantal! Versuche Verbindung mit ihnen aufzunehmen! Mache ihnen verständlich, daß du von ihrer Art bist, und daß sie das Feuer einstellen sollen. Wir sind kein Feind. Schnell!«

Doch die Versuche des kobaltblauen Nogk-Mutanten, Funkkontakt herzustellen, liefen ins Leere. Niemand antwortete auf seine Rufe. Die Phasen blieben stumm. Die einzige erkennbare Reaktion, wenn es sich denn um eine solche handelte, bestand darin, daß sich die fremde Flotte jetzt besser organisierte. Sie hatte ihre Positionen im Nexus ihres Verbandes relativ zum Raum verändert. Die Schiffe versuchten, die CHARR in einer Kugelformation zu umschließen. Keine Formation war effektiver, wenn es um maximale Feuerkraft ging. Schiffe in einem derartigen Verband konnten zwar keine komplexen Flugmanöver ausführen, waren dafür aber in der Lage, aus jedem Anflugwinkel auf Ziele zu feuern.

Der Colonel seufzte unhörbar.

Die Mission Nokil stand unter keinem guten Stern.

Nein, das konnte man wahrlich nicht behaupten.

Erst Jagellovsk. Dann die Nova. Jetzt diese Flotte…

Was würde als nächstes geschehen?

Diese Frage bekam er beantwortet, als die Orterwarnung eine Folge von Warntönen produzierte.

Huxleys Kopf flog hoch.

»Mister Perry?«

»Sir! Die Hyperortung mißt Strukturerschütterungen an. Sekunde… drei Schiffe… nein, vier transitieren in den Hyperraum. Koordinate: Rot 22:04,77, Sektor Zwölf!« rief der Dritte Offizier. Dann: »Jetzt tauchen sie wieder auf – hinter unserem Rücken!«

»Natürlich, Mister Perry. Man will uns umzingeln.«

Und noch während Huxley das sagte, lärmte erneut die Orterwarnung.

Prewitt stieß zischend die Luft aus. »Zur Hölle, es springen schon wieder ein paar!«

Innerhalb eines Lidschlages verschwanden drei weitere Angreifer aus dem Normalraum – und gerieten beim Rücksturz zu nahe an den flammenden Rand der explodierenden Sonne, die den Weltraum vor ihrer Stoßfront aus dem normalen Raum-Zeit-Kontinuum wegbog.

Die Hyperortung machte es überdeutlich: Noch während die Schiffe rematerialisierten, wurden sie von der gravimetrischen Verzerrungsfront der Novaexplosion eingeholt.

Im Schrecken des feurigen Mahlstroms kämpften sie vergebens um ihr Überleben. Die Gravitationswellen rissen sie in einem einzigen Aufblitzen in Stücke. Die ultraharte Strahlung, der Schiffe und Besatzungen schutzlos ausgesetzt waren, zerrieb jede organische und anorganische Verbindung in Fragmente, die sich noch im gleichen Augenblick in ionisierte Atome aufspalteten.

»Puh!« Sybilla Bontempi schauderte unwillkürlich.

»Sie sind viel zu weit in Richtung Nova gesprungen«, stellte Perry nüchtern fest.

»Lausige Navigatoren«, hieb Iggy Lory in die gleiche Kerbe.

»Dennoch hätte ich nicht in ihrer Haut stecken mögen«, versetzte Captain Bontempi. »Muß ein schrecklicher Tod gewesen sein.«

»Die Besatzungen haben nichts gespürt«, versuchte Lem Foraker den Vorgang herunterzuspielen, der die Fremdvölkerexpertin und Anthropologin an Bord der CHARR offensichtlich beschäftigte. »Ihr Schicksal hat sie noch während des Überganges von einer Dimension in die andere ereilt. Ich… Sir! Wir werden wieder beschossen!«

Die Flotte war auf Schußweite herangekommen.

Grellblaue Lichtblitze sprangen aus den Abstrahlkegeln der angreifenden Flotte, bewegten sich lichtschnell auf die CHARR zu und schlugen in die Schirme ein. Jenseits der Schiffshülle schienen Sonnen zu explodieren. Der Weltraum leuchtete gleißend hell auf. Ein Chaos aus Licht und Schatten drang über die Allsichtsphäre ins Innere der CHARR und veranlaßte die Besatzung, für Bruchteile von Sekunden die Hände vor die Gesichter zu pressen, ehe die Polarisierung einsetzte und die Helligkeit auf ein für Nogk und Menschen gleichermaßen erträgliches Maß reduzierte.

Das konzentrierte Feuer brachte Huxleys Schiff trotz seiner überragenden Verteidigungsmöglichkeiten nun doch in Bedrängnis.

Die Integrität der Schilde wurde auf äußerste beansprucht.

Der auf Hyperraumbasis arbeitende Rechnerverbund der CHARR leitete in Nanosekunden erhebliche Teile der Schirmenergie von der vom Angriff nicht betroffenen Hüllensektion auf die in Mitleidenschaft gezogenen Stellen um.

Die CHARR erbebte erneut unter einem Strahlengewitter aus den Partikelkanonen von vierzehn gegnerischen Schiffen auf Abfangkurs.

»Schirme bei siebzig Prozent«, rief Perry, »jetzt bei fünfundfünfzig!«

Huxley traf seine Entscheidung in gewohnter Schnelle.

»Nummer Eins! Leiten Sie die Transition ein! Bringen Sie uns aus diesem Schlamassel raus, Lee! Schnell!«

Lee Prewitt zögerte keine Sekunde. Seine Finger glitten über die Bedienfelder seiner Konsole, während er die Befehle seines Kommandanten in die Tat umsetzte. Der hatte sich inzwischen schon an seinen Taktischen Offizier gewandt. »Erwidern Sie das Feuer, Mister Foraker! Nehmen Sie die Antriebssektionen der Gegner unter Beschuß, das sollte uns den Weg freimachen.«

»Aye, Sir.«

Foraker schalteten die nötigen Verbindungen. Die Führung der Schlacht ging in elektronische Hände über; der Feuerleitrechner verknüpfte alle zuständigen Computer an Bord zu einem Netzwerk und bestimmte mit seiner Hilfe den Ablauf der Kampfhandlungen.

Wieder schlugen grelleuchtende Blitze in die Abwehrschirme des ellipsoiden, golden schimmernden Druckkörpers der CHARR und versuchten, sie aufzureißen.

Doch jetzt erwiderte deren Gefechtscomputer das Feuer.

Sonnenhelle Lichtbalken zuckten durch das All auf die Position zu, die von den Tastern als gegnerische Schiffe erkannt wurden. Die Flotteneinheiten wurden unter konzentrierten Beschuß genommen. Das Ergebnis war ein Katarakt an lautlos aufblühenden Farbklecksen im All. Binnen kurzem war der Kampfbereich eine diffuse, rote Wolke im Weltraum mit einer Ausdehnung von mehreren hundert Kilometern, durchsetzt von Explosionen und aufbrechenden Schiffshüllen, von glühenden, wirbelnden Trümmern auseinandergebrochener, zerschossener Wracks.

Der grauhaarige Colonel musterte die Anzeigen auf seiner Konsole, die ihm Aufschluß über den Status seines Schiffes gaben. Dann runzelte er plötzlich die Stirn. Er wandte sich an Lee Prewitt.

»Was ist, Nummer Eins? Warum springt die CHARR nicht?«

Der Angesprochene hob die Schultern.

»Wir haben nicht genügend Energien für einen Notsprung«, erklärte er mit verkniffener Miene. »Ich kann machen was ich will, für eine Transition reicht’s einfach nicht.«

Huxley zuckte zusammen. »Nicht genug Energie?«

»So ist es, Skipper.«

Eine steile Falte entstand über Huxleys Nasenwurzel.

Eine der Besonderheiten nogkscher Kampfraumschiffe war ihr unbestreitbarer Vorteil, Nottransitionen sozusagen aus dem »Stand« zu vollbringen. Grob vereinfacht glichen diese Transitionen mehr einer Teleportation. Mächtige Konverterbänke stellten dafür die gewaltigen Energien bereit, mit denen die Sprunggeneratoren die Druckkörper der Schiffe mit einer Minussphäre umgaben. Dadurch wurden sie mit allem, was sich in ihrem Innern aufhielt, augenblicklich als Fremdkörper aus dem Normaluniversum ausgestoßen. Ein Wechsel der Polarität ließ sie auf die gleiche einfache Art in den Normalraum zurückkehren. Die CHARR konnte allerdings auch auf Transitionsgeschwindigkeit beschleunigen, was mit weniger Energieaufwand verbunden war und Sprunggeneratoren und Konverter schonte.

Huxley wußte nicht sicher, wie viele Nottransitionen die CHARR seit ihrer Indienststellung auf diese Weise schon hinter sich gebracht hatte – er hatte es bislang wohlweislich vermieden, sich die diesbezüglichen Datenprotokolle zu Gemüte zu führen – er wußte nur, daß, seit sie in seinen persönlichen Besitz übergangen war, zu keiner Zeit eine Fehlfunktion aufgetreten war.

Aber da es bekanntlich für alles ein erstes Mal gab…

Mit einem Mal verspürte Huxley ein leichtes Prickeln, als berühre jemand seine Schläfen.

Er drehte suchend den Kopf – und sah sich von Tantals Facettenaugen fixiert.

Ratsmitglied Huxley, sandte der Kobaltblaue seine Gedanken auf der semitelephatischen Ebene aus, der Gefechtscomputer läßt eine Nottransition im Augenblick nicht zu.

Was heißt das nun schon wieder? übermittelte Huxley seine Gedanken auf die gleiche Weise.

Unter extremem Beschuß leitet er alle verfügbare Energie in die Defensivschirme und die Waffensysteme.

Huxley schüttelte den Kopf. Ist das schon immer Bestandteil der Technologie der CHARR gewesen? Warum weiß ich davon nichts?

Tantal zeigte sich zerknirscht; seine Fühler spielten unruhig hin und her. Verzeih mir, Colonel Huxley. Es war Bestandteil der letzten Modifikation im Bereich der Waffentechnologie, die auf Reet an der CHARR durchgeführt worden ist.

Schön, daß ich das mal erfahre, übermittelte Huxley sein unverhohlenes Mißfallen an den Nogk-Mutanten.

Tantal erwiderte dazu nichts.

Huxley zögerte keine Sekunde mehr.

»Mister Foraker, Netzwerfereinsatz! Verschaffen Sie uns Luft zum Transitieren!«

»Aye, Sir.«

Huxley fuhr herum und starrte auf die Bugfelder der Allsichtsphäre. Aus den Abstrahlpolen der CHARR lösten sich grellleuchtende Strahlen und zuckten überlichtschnell auf den Pulk von zehn angreifenden Ellipsenraumern zu, die sich der CHARR wild feuernd in den Weg gestellt hatten.

Wie ein galaktischer Fischer, der seine Netze auswarf, so fächerten die Strahlen auseinander und fingen jedes der Schiffe beim Auftreffen in einer Art Netz ein, das sich wie feines Gespinst um die Angreifer legte, deren Abwehrschirmen bis zum Kollaps die Energie entzog und im Anschluß alle feste Materie zersetzte.

Noch im gleichen Augenblick flammte die Allsichtsphäre der CHARR auf, als zehn Miniatursonnen gleichzeitig explodierten und den Pulk von Ellipsenraumern zu einer einzigen, unfaßbar hellen Wolke zerstrahlten. Als die expandierende Lichtwolke sich auflöste, war der Weg frei für die CHARR, zu transitieren.

Gerade eben standen noch die Sterne als stechende Lichtpunkte in der Allsichtsphäre. Bruchteile von Sekunden später verloschen sie, als der golden schimmernde Druckkörper der CHARR aus diesem Raumsektor verschwand.

*

In einer Entfernung von nicht mehr als einem Lichtjahr kehrte die CHARR nach ihrer Kurztransition am vorausberechneten Punkt wieder in den Normalraum zurück.

Als die Sterne erneut auf den Schirmen zu sehen waren, war eine Veränderung der Konstellationen mit bloßem Auge nicht feststellbar. Lediglich McLanes Star war unter den Myriaden von Sonnen ein besonders hell leuchtender Stern. Daß er nicht mehr existierte, würde hier erst in einem Jahr sichtbar werden.

Frederic Huxley löste den Blick von der Allsichtsphäre.

»Voller Stop, Mister Prewitt«, befahl er.

»Voller Stop, Skipper. Aye, aye!«

»Statusbericht, Nummer Eins«

»Alle Systeme okay, Skipper«, meldete der Erste Offizier.

»Haben wir Schäden davongetragen?«

»Keine signifikanten, Sir. Nichts, was die Wartungsteams nicht binnen kürzester Zeit in den Griff kriegen würden.«

Huxley nickte und wandte sich an den Funk- und Ortungsspezialisten. »Mister Perry? Irgendwelche Anzeichen in der näheren Umgebung, worüber wir besorgt sein müßten?«

»Negativ, Sir. Nichts weit und breit. Wir sind sozusagen allein im Revier.«

»Die Nogk-Flotte ist uns nicht gefolgt?«

»Nein. Die Taster haben zwar registriert, daß die verbliebenen Schiffe des Gegners ebenfalls transitierten, aber wohin, das konnten sie auf Grund der hier herrschenden Strahlungsverhältnisse nicht feststellen.«

Die interstellare Materie, welche im Vakuum des Weltraumes permanent vorhanden war und die Schirme eines Raumschiffes im Allgemeinen kaum oder nur marginal belastete, war innerhalb der Großen Magellanschen Wolke doppelt so dicht wie normal. Es bestand aufgrund dieser Verhältnisse keine Gefahr für die Raumfahrt, führte allerdings zu einer Art Dauer-Grundbelastung der Schutzschirme, die jedoch nur mit Instrumenten registriert werden konnte, ohne sichtbare oder erfahrbare Auswirkungen. Allerdings erhöhten die vielen Emissionsnebel innerhalb der Großen Magellanschen Wolke auch die kosmische Strahlung. Diese Allianz aus Strahlung und erhöhter Materiedichte beeinträchtigte erheblich den Hyperfunkverkehr und zeigte Auswirkungen auch auf den normalen Funk.

»Danke, Mister Perry«, brachte der hagere, grauhaarige Offizier seine Zufriedenheit zum Ausdruck.

Er schloß einen Kontakt auf der verbreiterten Armlehne.

»Astrometrie hier. Colonel?«

Der Chefastronom der CHARR blickte von einer Nebensphäre. Wie viele an Bord der CHARR, so hatte auch Professor Allister Bannard schon auf der FO I unter Huxley als Leiter der Astroabteilung gedient. Sein profundes Wissen über Sterne war sprichwörtlich.

»Mr. Bannard«, wollte Frederic Huxley wissen, »was macht McLanes Star?«

Allister Bannards Augenbrauen zuckten.

»Die Nova dehnt sich weiter aus, aber weit weniger schnell als erwartet. Ich glaube, sie kommt bereits in Kürze zum Stillstand.«

Solch ein Stillstand war nichts Ungewöhnliches. Das Hauptcharakteristikum einer Nova bestand darin, daß sich die eruptierende Sonne durch einen plötzlichen Helligkeitsausbruch zum 100 000fachen des ursprünglichen Wertes aufblähte, um ihr Maximum in Stunden oder Tagen zu erreichen. Bei McLanes Star schien das bereits nach nicht einmal zwei Stunden der Fall zu sein.

»Warum fragen Sie, Colonel?«

»Wir könnten also zurückkehren, ohne Gefahr laufen zu müssen, von dem gefräßigen Ungeheuer verschlungen zu werden?«

»Zurück wohin, Colonel?«

»Zum Schauplatz der Auseinandersetzung mit diesem Nogk-Geschwader.«

»Im Prinzip ja, Sir!« erwiderte der Professor. »Aber was versprechen Sie sich davon?«

»Ich möchte eines der Wracks näher in Augenschein nehmen.«

»Um was zu tun?«

Jetzt war es an Huxley, die Augenbrauen zu wölben.

»Vielleicht bekommen wir einen intakten Datenspeicher in die Hand, der uns zu einem Hinweis auf die Heimatwelt der Flotte verhilft. Genügt Ihnen das, Professor?« Ein winziges Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

Während im Leitstand der CHARR verhaltene Heiterkeit spürbar wurde, hüstelte Allister Bannard und meinte: »War’s das, Colonel?«

Der bejahte und entließ einen noch immer etwas unglücklich dreinblickenden Wissenschaftler.

Huxley schloß kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, war seine Miene beherrscht wie stets.

»Lee!« wandte er sich an seine Nummer Eins im Pilotensessel. »Setzen Sie Kurs auf das McLane-System. Wir kehren zurück. Sie haben gehört, was ich zu tun beabsichtige.«

»Aye, Skipper.«

Kurz darauf verschwand die CHARR im Hyperraum… und glitt fast ohne Zeitverzug wieder in die dreidimensionale Bezugswelt des Weltalls zurück. Vor der atemberaubenden, sternflimmernden Kulisse erschien der aufgeblähte Moloch aus glühender Materie, zu dem McLanes Star inzwischen expandiert war.

Zwischen ihm und der Position der CHARR trieben auf dem Schlachtfeld die Überreste der im Feuer dieses Schiffes geborstenen Ellipsenraumer.

Huxley fuhr seinen Gliedersessel in den Schienen etwas vor, als könne er dadurch der Ansicht auf der Allsichtsphäre mehr Einzelheiten abgewinnen.

Die Schiffe, welche die Tastererfassung der Orterzentrale auf insgesamt 41 bezifferte – nicht mitgerechnet jene, die die Netzwerfer vollständig aus dem All getilgt hatten – waren von den überlegenen Waffen der CHARR mit nachgerade chirurgischer Präzision in Stücke zerteilt worden.

Die zerrissenen Hüllensegmente, die zur Unkenntlichkeit verdrehten Sektionen und Decks trieben langsam, unmerklich fast, durch die stumme Schwärze des Alls auf die Feuerfront der Nova zu, die wie ein gefräßiges Ungeheuer im Hintergrund darauf wartete, sie in ihren gierigen Schlund zu ziehen und zu verschlingen.

Während Lee Prewitt das Bremsprogramm aktivierte, meinte er: »Wird schwierig sein, in diesen Trümmern noch etwas Vernünftiges zu finden.«

Colonel Huxley lehnte sich zurück und sagte halblaut. »Wir werden sehen, Lee, wir werden sehen. – Mister Perry, was zeigen die Biotaster?«

»Keine Überlebenden in den Wracks, Sir. Sie müssen ihre Verwundeten geborgen haben, ehe sie aus diesem Sektor verschwanden.«

»Und vermutlich auch ihre Toten«, versetzte Captain Bontempi, und ihrer Miene war eine gewisse Betroffenheit anzusehen, die sie über das Sterben der Besatzungen empfand.

»Überaus aufschlußreich«, sagte Perry gedehnt. »Bringt uns das weiter?«

»Nicht im geringsten, Mister Perry. Viel aufschlußreicher ist vermutlich dieses Signal da auf Ihrem Ortungsmonitor.«

»Touché«, sagte jemand in der Zentrale; Huxley erkannte die Stimme als die seines Taktischen Offiziers und grinste leicht.

»Danke, Captain«, sagte Perry ohne Gewissensbisse, und seine Finger glitten über die Bedienfelder der Ortungskonsole. Aus dem Signal wurde ein rot umrandetes Dreieck, aus dem Dreieck ein verwertbares Bild.

»Ein halbwegs intaktes Schiff«, meldete der Ortungsspezialist. »Es fehlt lediglich die gesamte Antriebssektion.«

»Soll ich näher heran?« erkundigte sich Henroy, der inzwischen auf dem Kopilotensitz das Schiff übernommen hatte.

»Nein, Mister Henroy«, entschied Huxley nach einem Moment des Nachdenkens. »Wir schicken zunächst eine Robotsonde, um herauszufinden, ob sich eine intensivere Untersuchung überhaupt lohnt. Soviel ich weiß, lassen Nogk-Kommandanten bei Aufgabe des Schiffes alle verwertbaren Hinweise verschwinden. Ist es nicht so, Tantal?«

»So ist es, Ratsmitglied Huxley«, bestätigte der kobaltblaue Nogk-Mutant und wiegte irgendwie unentschlossen seinen monströsen Libellenschädel.

»Das klingt, als stünde für dich noch längst nicht fest, daß es sich um Nogk handelt, die uns angegriffen haben?«

Tantal versuchte sich erneut in menschlicher Gestik und nickte ein wenig ungelenk mit dem Kopf. Seine Fühlerenden verfielen dabei in merkwürdig rotierende Bewegungen.

»Wir haben bis jetzt noch kein einziges Besatzungsmitglied dieser Ellipsenraumer wirklich zu Gesicht bekommen«, kamen seine semitelephatischen Impulse.

»Du meinst, die Angriffe haben nicht Nogk zu verantworten, sondern möglicherweise eine Vasallen-Spezies?« erkundigte sich Sybilla Bontempi. »Aber widerspricht das nicht deiner vor nicht allzu langer Zeit gemachten Äußerung, es handele sich um Nogk-Raumer?«

»Das eine muß nicht zwangsläufig das andere nach sich ziehen«, erwiderte Tantal rätselhaft.

»Finden wir es doch einfach heraus«, entschied der Colonel, pragmatisch wie es seine Art war. Er hob kurz die Hand. »Nummer Drei!«

»Sir?«

»Alles klar mit der Sonde?«

»Positiv, Colonel.«

»Gut. Starten Sie das Baby.«

Das »Baby« war eine der Robotsonden, die die CHARR für Erkundungen im Vakuum und auf Extremwelten an Bord hatte. Nicht größer als 60 Zentimeter, autark durch ein Mikrotriebwerk in Modulbauweise, das ihr erlaubte, sich mit 90 Prozent Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen, und vollgestopft mit nogkscher Nanotechnologie.

Jetzt verließ sie ihren Abschußköcher und nahm Kurs auf das ausgewählte Objekt. Ein Holo meldete der Mannschaft der CHARR alle Systeme der Sonde positiv, Sensoren und Sichtanzeigen aktiviert.

Der kurze Flug brachte die Sonde zum Wrack. Vor dem hochaufragenden Gebirge aus verdrehtem und geschmolzenem Metall, das aus dieser Perspektive alles andere als einem Raumschiff glich, verringerte sie ihre Geschwindigkeit und drang dann langsam ins Innere. Im selben Augenblick schickte sie alles, was ihre Linsensysteme erfaßten, an die CHARR weiter.

Perry sagte: »Achtung, die ersten Bilder kommen!«

Henroy bestätigte, er hatte von seiner Konsole aus die Steuerung übernommen. Seine Finger glitten feinfühlig über die Kontrollen seines Pultes.

Das Bild der Übertragung stabilisierte sich.

Gebannt beobachteten die Männer und Captain Bontempi das Bild, das die Sonde lieferte.

Das Innere des Wracks war ein einziger großer Schrotthaufen. Die Spuren der Einschläge durch die Strahlkanonen der CHARR waren unübersehbar. Schwarze Streifen zogen sich über die Decken noch teilweise intakter Korridore. Bäche aus geschmolzenem Metall rannen wie erstarrte Katarakte von den Wänden. Die Sonde durchsuchte Deck für Deck, flog durch die engen, uniform wirkenden Quartiere der Besatzung, soweit diese noch vorhanden waren.

Und begegnete niemandem.

Das Wrack war tot, ohne Leben und bar jeglicher Energie.

Maxwell stieß einen kehligen Laut aus.

»Es ist niemand mehr an Bord. Die Überlebenden haben alles mitgenommen.«

Sybilla Bontempi beobachtete das Bild, das die Sonde lieferte. Plötzlich beugte sie sich vor. »Mister Henroy, halten Sie die Sonde an!«

Der Kopilot gehorchte.

»Captain?«

»Ich habe auf dem Schirm etwas gesehen. Sagen Sie… können Sie noch einmal zurückgehen bis zu jenem Schott, an dem die Sonde gerade vorbeigekommen ist?«

»Natürlich, Captain.«

Das Bild auf dem Bildschirm wanderte rückwärts.

»Hier ist es. Jetzt nach rechts und dann nach unten. Da!«

Auf dem Boden voller Löcher und Furchen lag ein bewegungsloser Körper. Gekleidet in eine Art silberner Montur, jetzt zerrissen und geschwärzt, die sichtbare Haut war kobaltblau.

Ein blauer Nogk!

Der Bioprüfer der Sonde schlug nicht an.

Ein toter blauer Nogk.

Er lag in einer Lache. Jeder erkannte, was es war, auch ohne die Analyse der Sonde: getrocknetes, im Vakuum des Alls dehydriertes Blut.

»Also doch«, sagte Lee Prewitt mit einer gewissen Härte in der Stimme. »Aber…« er verstummte, suchte nach Worten. Schließlich fuhr er fort: »Wie kann es sein, daß der Tote nicht zu Staub zerfallen ist?«

Er suchte Blickkontakt mit Tantal. Aber der reagierte nicht darauf – oder wollte nicht. Bei einem Nogk war man nie sicher, ob er es vorzog, keines der Geheimnisse seines Volkes preiszugeben, oder ob er es schlicht nicht wußte.

»Vielleicht ist die Zeitspanne noch nicht lang genug«, erwiderte an seiner Stelle die Exo-Linguistin und Fremdvölkeranthropologin Sylvia Bontempi. »Es gibt so viele Geheimnisse in der nogkschen Physiologie, daß wir möglicherweise niemals wirklich alle je erfahren werden.«

Huxley nickte. »So wird es sein. Na schön, suchen Sie weiter, Mister Henroy«, befahl er.

»Aye, Sir.« Henroy, der die Fahrt der Sonde gestoppt hatte, als der tote Nogk gefunden worden war, nahm sie jetzt wieder auf.

Es dauerte eine weitere halbe Stunde, dann endlich hatte die Sonde den Leitstand in der noch vorhandenen Bugsektion des Ellipsenraumers erreicht – und fand ihn nahezu unzerstört vor. Das Hauptschott war durch eine Explosion herausgerissen worden, ansonsten wies der kreisförmige Raum kaum Beschädigungen auf, wenn man davon absah, daß die Pulte zumeist implodiert waren.

Mehrmals umkreiste die Suchdrohne die zentrale Anordnung der Hauptkonsolen und lieferte dabei gestochen scharfe Bilder an die CHARR.

Huxley hatte die Unterlippe zwischen die Zähne genommen und nagte darauf herum.

Eine tiefe Falte hatte sich an seiner Nasenwurzel gebildet und zog sich hinauf bis auf die Stirn. Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, während er immer wieder die Innenansicht der Zentrale studierte. Schließlich gab er sich einen Ruck.

»Mister Henroy, bringen Sie die Sonde zurück. Ich habe genug gesehen.«

Er fuhr seinen Gliedersessel zurück und wandte sich an seinen Taktischen Offizier.

»Stellen Sie eine Einsatzgruppe zusammen, Mister Foraker, die dieses Wrack inspiziert. Die Männer sollen versuchen, die Datenbank des Bordrechners zu sichern.«

2.

Keine Geröllmassen schossen aus dem Boden, keine Staubwolke stieg in den Himmel, kein Erdbeben erschütterte den Platz vor der Statue, und vor allem erhob sich nicht die Spur von Lärm – vollkommen geräuschlos und irgendwie unwirklich schob sich das Ding aus dem rollfeldartigen Platz; dreihundertfünfzig Schritte entfernt, vielleicht auch vierhundert. Die Wolken am Himmel von Zaratan IV spiegelten sich im kalten Violett seiner gewölbten Hülle.

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