Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman - Johanna Söllner - E-Book

Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman E-Book

Johanna Söllner

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 328 Taschenbuchseiten ... Mein Name ist Julie de Abbeyville. Ich bin jung. Ich bin reich. Und ich bin frei. Denn mein Mann Charles ist tot. Er konnte mir nie geben, was ich brauche, besonders in sexueller Hinsicht. Wie oft bin ich schlaflos wach gelegen und habe von lustvollen Liebesspielen geträumt? Jetzt lasse ich meine Träume wahr werden. Ich plane eine Reise um die Welt. Ich möchte das pralle Leben erfahren, am eigenen Leib erleben, wie man woanders liebt. Sex in der Hauptstadt der Liebe. Die Geheimnisse des Orients. Und wie war das mit dem Kamasutra? Ich werde hemmungslos sein und keine Erfahrung auslassen, so seltsam oder verwegen sie auch erscheinen mag. Ich reise ohne Geld und bin zuversichtlich, dass es überall auf der Welt genügend Gentlemen gibt, die nur zu gern bereit sind, einer hübschen englischen Lady weiterzuhelfen. Selbstverständlich dürfen sie von mir dann auch eine Gefälligkeit erwarten. Möchtest du auch eine Gefälligkeit von Lady Julie? Dann warte nicht und komm … Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman

von Johanna Söllner

 

Johanna Söllner ist ein echtes Münchner Kindl. Sie ist dort aufgewachsen und hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Marketing und Journalismus studiert. Inzwischen ist sie glücklich verheiratet und hat zwei süße Kinder.Ihre Eltern hatten ein kleines Ferienhaus am Starnberger See, darum hat es sie schon immer aufs Wasser gezogen. Im Sommer stand sie in jeder freien Minute auf dem Surfbrett und reiste mit ihrem alten klapprigen VW-Bus quer durch ganz Europa, um ihrem Sport nachzugehen. Nach ihrem Studium und mit mehr Geld in der Tasche hat sie dann auch Fernreisen für sich entdeckt. Auf Mauritius lernte sie einen Mann kennen, der ihr das Tauchen beibrachte. Mit ihm hat sie dann tagsüber die Riffe unter Wasser erkundet und abends noch einiges mehr … Allgemein war sie nie ein Kind von Traurigkeit. Sie hat ihr Leben in vollen Zügen genossen und sich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig ausgetobt.Nach ihrer Heirat und der Geburt der Kinder lässt sie es jetzt ein wenig ruhiger angehen. Wahrscheinlich hat sie ihr Mann ein wenig gezähmt – aber nur ein wenig.Als ihre Kinder zur Welt kamen, war es zunächst vorbei mit den großen Reisen. Und so hat Johanna begonnen, Bücher zu schreiben. Anfangs nur für sich selbst und zum Spaß. Dann hat sie die Geschichten ihren Freundinnen und später auch ihrem Mann zum Lesen gegeben. Und alle haben sie ermuntert, weiterzumachen. Warum kommt nun eine Frau in den besten Jahren ausgerechnet auf die Idee, erotische Literatur zu schreiben? Warum nicht Kinderbücher? „Beim Schreiben geht es immer auch um Träume. Träume, die ich selbst ausgelebt habe, oder Träume, die ich gern noch erleben möchte. Für mich spielen Erotik und Sex eine wichtige Rolle im Leben. Ich möchte meine Leserinnen und Leser an meinen frivolen Abenteuern teilhaben lassen und freue mich, wenn sie mich in meine Träume begleiten.“

 

Lektorat: Daniela Jungmeyer

 

»Glücklich ist derjenige, für den die Wirklichkeit besser ist, als es ein Traum jemals sein kann.«

 

Originalausgabe

© 2019 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Maria Svetlychnaja @ shutterstock.com © Repina Valeriya @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783862775170

www.blue-panther-books.de

LONDON, AUGUST 1870

»Du spinnst ... Wirklich Julie, du spinnst. Das kannst du doch nicht machen. Wie stellst du dir das denn vor? Und wie lange ist dein Mann jetzt schon unter der Erde? Das sind doch noch keine zwei Monate, oder?«

»Nein ... Es sind genau 6 Wochen, 3 Tage und 8 Stunden.«

Meiner besten Freundin bleibt der Mund weit offen stehen. Denn ich habe ihr gerade meine Pläne für die Zukunft verkündet. Und das ist schon verrückt. Zumindest aus ihrer Sicht. Kein Wunder, dass sie so entrüstet reagiert hat. Wir sitzen uns in einem edlen Londoner Café am Themseufer gegenüber und schlürfen gerade unseren 5-Uhr-Tee. In diesem Café haben nur elegante Ladies der britischen Upperclass Zutritt. So wie meine Freundin Nancy. So wie ich. Nancy ist die 24-jährige Frau des Earl of Sussex. Und ich gehöre auch dazu. Zu dieser sogenannten besseren Gesellschaft. Seit meiner Heirat mit Charles. Ich kann mich noch gut an die Beerdigung erinnern. An die Beerdigung meines Mannes. Des Grafen Charles de Abbeyville. Wie sie alle dastanden und ihn betrauerten. Und ich. Ja, ich habe dicke Krokodilstränen vergossen. Aber innerlich habe ich gejubelt. Endlich frei. Ob ich ihn geliebt habe? Wer fragt in unserer Zeit nach Liebe. Mein Vater, ein verarmter Landedelmann mit einer hübschen Tochter, sah eine Chance, gesellschaftlich aufzusteigen und so hat er mich verkauft. Klingt das zu hart? Gut ... Sagen wir mal besser, er hat mich verheiratet. Ob ich dabei glücklich war? Ich sage jetzt nichts Negatives über meinen Mann. Man soll über Tote nicht schlecht reden. Aber ich wurde ja gar nicht gefragt. So ist das eben. Ich war 20 Jahre alt, als wir vor den Altar traten. Und er 67. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an die Hochzeitsnacht. Er hat auf unserer Hochzeit ziemlich über den Durst getrunken. Mann, dieser Kerl war trinkfest. Und dann ging es nach oben. Ins Schlafzimmer. Zu der Zeit war ich noch Jungfrau. Mein Vater hat auf mich damals aufgepasst wie ein Schießhund, damit ja niemand meine Unschuld gefährden konnte. Und dann kam Charles. Reißt mir die Kleider vom Leib und wirft mich aufs Bett. Es kam, was kommen musste. Er hat ihn nicht hochbekommen. Seinen kleinen Grafen. Hat mich dazu gezwungen, diesen verschrumpelten Zwerg in den Mund zu nehmen und so lange daran zu lecken und zu blasen, bis er wenigstens ein wenig Ähnlichkeit mit einem steifen Schwanz hatte. Mich hat es so was von geekelt. Mit Lust und Liebe hatte das rein gar nichts zu tun. Mit Müh und Not hat er mit diesem Ding mein Jungfernhäutchen durchstoßen. Doch gekommen ist er nicht. Denn danach war er schon wieder weich. Für die Blamage hat er mich verprügelt, weil er mir die Schuld an seinem Versagen gegeben hat. Und das in der Hochzeitsnacht. Irgendwann ist er dann von mir heruntergerollt und hat sich mit einem Grunzen umgedreht. Kurz darauf hat er schon geschnarcht. Und ich lag nackt neben ihm. Wusste nicht, wie mir geschehen war. In den nächsten Wochen hat er immer wieder mal versucht, mit mir zu schlafen. Gelegentlich hat es sogar geklappt, aber meistens war er körperlich dazu einfach nicht in der Lage. Schuld daran war immer nur ich. In den ganzen Jahren meiner Ehe habe ich kein einziges Mal erlebt, dass mich mein Mann befriedigt hätte. Ich hätte keine Ahnung von der Liebe, wenn es nicht James gegeben hätte. James ... Das ist unser Gärtner. Während meiner Ehe habe ich ein paar Mal mit ihm geschlafen. Denn Charles war zwar schon alt, aber trotzdem eifersüchtig ohne Ende. Ich musste sehr, sehr vorsichtig sein. Nur wenn Charles in London bei den Sitzungen des House of Lords war, dann war ich etwas freier. James hat mir die Freuden der körperlichen Liebe gezeigt. Ob er mein Geliebter ist? Nein, er ist unser Gärtner. Falsch. Jetzt ist er mein Gärtner. Aber er ist jetzt auch mein Freund. Gelegentlich sind wir miteinander intim. Ja, richtig, ich benutze ihn, um meine wachsenden körperlichen Bedürfnisse zu stillen. Aber er ist kein Freund auf Basis gleich zu gleich. Klingt das jetzt arrogant? Ja. Bestimmt. Aber auch er will es so. Denn eine Liebe zwischen einem Gärtner und einer Adligen passt nicht in unsere verschrobene Welt. So ist es einfacher. Wir reduzieren unser Verhältnis einfach auf einen guten Fick.

Und jetzt sitzt mir Nancy gegenüber und erwartet, dass ich um Charles trauere? Ganz im Gegenteil. Ich bin frei. Ich bin niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Niemandem. Nicht meinem Vater. Niemandem. Der Gutshof läuft von alleine, denn ich habe einen tüchtigen Verwalter. Ich könnte also ein sorgenfreies Leben führen. Mir vielleicht einen Geliebten suchen? Aber in unserer Gesellschaft ist das nicht so einfach. Während ein Witwer hoch angesehen ist, wenn er in den Klubs von London mit seinen Geliebten und seinen amourösen Abenteuern prahlt, ist das für eine Witwe anders. Von ihr wird erwartet, dass sie sich zurückzieht, bis die väterlichen Freunde ihres verstorbenen Mannes ihr einen neuen Mann ausgesucht haben. Ich weiß es. Es ist schon im Gange. Mein Vater wieder mittendrin. Aber diesmal haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Stopp ... Richtigerweise ohne die Wirtin. Ich werde mich nicht mehr verkuppeln lassen. Aus diesem Grund habe ich einen Plan. Und das ist es, was Nancy so schockiert. Eine Frau ... Eine Frau wie ich will sich plötzlich auf die eigenen Beine stellen und ihr Leben nicht mehr fremd bestimmen lassen. Sie wiederholt es noch mal:

»Julie ... Du musst verrückt geworden sein.«

Ein leises Lächeln umspielt meine Lippen. Scheinbar gedankenverloren blicke ich hinaus auf die Themse. Die Nachmittagssonne spiegelt sich im Wasser und lässt meine Gedanken fliegen. Weit weg fliegen.

»Nein, Nancy, ich bin nicht verrückt. Ich weiß, was ich will und ich ziehe das durch.«

»Aber ...«

»Doch, Nancy. Mein Entschluss steht fest. Ich mache eine Reise um die Welt. Nur James wird mich als mein Diener begleiten.«

»Aber du kannst doch nicht mit einem Gärtner ...«

»Und warum nicht? James ist ein zuverlässiger Mann, und wenn du glaubst, dass er nur mein Gärtner ist, dann täuscht du dich.«

»Du hast doch nicht mit ihm ...?«

»Doch ... hab’ ich ... und glaub mir ... Es war schön. Weißt du, Charles war im Bett ein totaler Versager. Die ersten Monate hat er mich jedes Mal verprügelt, als er seinen Kleinen nicht hochgebracht hat. Dann hab’ ich einmal zurückgeschlagen. Das war vor zwei Jahren. Seitdem hatte ich meine Ruhe. Aber ich bin eine junge Frau. Ich habe Bedürfnisse. Ich kann es mir nicht immer nur selbst besorgen. James hat das verstanden. Er versteht es immer noch. Und er begleitet mich. Denn ich werde während meiner Reise an Orte kommen, wo ich ohne männliche Begleitung als Frau nicht verkehren kann.«

Sie starrt mich an. Dann beginnt sie langsam zu grinsen.

»Du meinst das wirklich ernst? Du bist schon ein verrücktes Huhn. Wahnsinn ... eine Reise um die Welt. Aber das muss ja eine Menge Geld kosten. Wie machst du das?«

»Weißt du, Nancy ... Wenn man mit viel Geld reist, dann hat man nur jede Menge Sorgen. Man muss Angst haben, dass man überfallen wird, dass man es unterwegs verliert, und außerdem: Wo ist dann der Reiz des Abenteuers? Ich gehe einfach davon aus, dass es überall auf der Welt genügend Gentlemen gibt, die einer englischen Lady gerne weiterhelfen.«

Hat sie vorhin noch verständnisvoll dreingeschaut, so beginnt sie jetzt mit den Augen zu rollen.

»Julie! Was zum Teufel hast du vor? Reiz des Abenteuers ... So ein Blödsinn! Glaubst du ernsthaft, dass du nur einmal mit den Wimpern klimpern musst und schon rollen sie dir überall den roten Teppich aus? Komm runter aus deiner Traumwelt.«

»Sagen wir es mal so ... Wenn ein Gentleman einer vornehmen englischen Lady auf ihrer Reise behilflich ist, dann wird sich die Lady natürlich auch erkenntlich zeigen.«

Ich sage das so ganz unschuldig und reize sie damit noch mehr.

»Du willst was? Dich erkenntlich zeigen? Aber du hast doch ...«

Mitten im Satz bricht sie ab. Auf ihren Wangen erscheint eine Röte, die ich von ihr schon kenne. Immer wenn sie sich aufregt, dann wird sie ganz rot im Gesicht. Es ärgert sie, wenn das passiert, aber ich finde, es steht ihr gut. Auch wenn ich mir jetzt gleich eine Standpauke von ihr anhören darf.

»Verdammt, Julie ... Du meinst mit dem erkenntlich zeigen doch nicht, dass du dann deinen Körper verkaufen willst. Bist du jetzt so naiv oder tust du nur so?«

Ich packe sie an ihren Handgelenken und ziehe sie zu mir heran. Ganz dicht ist ihr Gesicht an meinem.

»Nein, Nancy, naiv bin ich wirklich nicht. Aber hungrig. Hungrig auf das Leben. Hungrig auf die Liebe. Auf einen richtig steifen Schwanz, der mir zeigt, was es heißt, Frau zu sein. Ohne Vorschriften. Ohne Konventionen. Nur ich. Nur er. Wer immer er auch sein mag. Keine Verpflichtungen. Ich komme, wann ich will und ich gehe, wann ich will. Ich will die Liebe in fernen Ländern erleben. Ich möchte die Liebe auf Französisch. Ich möchte die Geschichten aus 1001 Nacht am eigenen Leib erfahren. Ich möchte erleben, wie es ist, die verschiedenen Stellungen des Kamasutra auszuprobieren. Ich möchte von einem wilden amerikanischen Cowboy mit Gewalt genommen werden. Oder von einem feurigen Spanier. Ich möchte frei sein in allem, was ich tue. Ich treffe die Entscheidungen und nehme mir, was ich will. Auch wenn die Männer glauben mögen, es sei gerade umgekehrt. Ich werde jedem meine triefende Grotte präsentieren, der mir auf dem Weg um die Welt weiterhilft. Der mir dahin gehend weiterhilft, meine Sehnsüchte zu erfüllen.«

Ich lasse sie los ... Ich sehe Tränen in ihren Augen. Da kullert eine ihre rechte Wange herab. Jetzt ergreift sie meine Hände und drückt sie. Ganz leise höre ich ihr Flüstern.

»Ja, Julie ... Ich glaube, ich verstehe ... Ich glaube, ich verstehe dich.«

Natürlich versteht sie mich. Ihr geht es doch nicht anders als mir. Von ihrem Vater nur des Geldes wegen mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet. Sie macht die gleiche Leidenszeit durch wie ich. Und dann höre ich noch etwas ...

»Julie ... Ich würde dich so gerne begleiten. Du musst dich melden. Versprichst du mir das? Du musst mir unbedingt schreiben. An eine geheime Adresse hier in London. Und wehe dir, du lässt auch nur die kleinste Kleinigkeit aus. Dann kündige ich dir die Freundschaft.«

PARIS, SEPTEMBER 1870

 Paris. Endlich in Paris. Ich atme tief ein. Wir sind hier. Das erste Etappenziel ist erreicht. Wir sind in der Stadt der Liebe angekommen. Ich erinnere mich noch an den Abschied in London. Waterloo Station, London. Die schnaufende und rauchende Dampflok, die mich und James nach Dover gebracht hat. Natürlich hat es sich Nancy nicht nehmen lassen, uns zu verabschieden. Beinahe hätte sie mich nicht erkannt. Denn ich habe mich von einer englischen Lady in eine Abenteuerin verwandelt. Kurze und bequeme Lederstiefel haben die engen Schuhe ersetzt, mit denen ich sonst in Gesellschaft herumgelaufen bin. Dazu eine enge Lederhose und ein ebensolches Bustier, das meine Formen gut zur Geltung bringt. Ich kann die Knöpfe weit öffnen, um meine Reize herzuzeigen oder sie bis oben hin schließen. Je nach Situation. Weinend lag sie in meinen Armen. Sie hat sich mit einer Ausrede aus dem Haus geschlichen, denn ihr Ehemann darf nicht ahnen, was hier vor sich geht. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er versuchen würde, mich noch aufzuhalten. Sie hat mir einen Beutel mit Geld in die Hand gedrückt. Damit ich wenigstens bis Paris keine Sorgen haben muss. Und jetzt? Jetzt bin ich hier. In Paris.

Eine eigenartige Stimmung liegt über der Stadt. Ich habe das nicht gewusst. Die Franzosen befinden sich mit den Deutschen im Krieg. Und es läuft nicht gut für die Franzosen. Sie haben ein paar Mal gehörig Prügel bezogen. Jetzt ist der französische Kaiser an die Front abgereist. Um die Moral seiner Truppen zu stärken. Aber das ist ja alles weit, weit weg. Irgendwo an der Ostgrenze. Bei Belgien. Fast schon am Rhein. Hier in Paris sind wir sicher. Außerdem. Ich bin Engländerin und James ist Engländer. Was gehen uns die Streitigkeiten der Franzosen mit den Deutschen an. Ich bin aus anderen Gründen in die Stadt der Liebe gekommen. Eben der Liebe wegen. Ich will aber nicht nur die Liebe erleben. Nein. Auch der Kunst wegen bin ich nach Paris gereist. Und das Zentrum der Boheme ist der Stadtteil Montmartre im Norden von Paris. Mein Gott ... Was hat man von hier aus für einen tollen Ausblick über die Stadt. Mir ist, als läge mir die Welt zu Füßen. Zumindest wenn man es geschafft hat, über die steilen Treppen die Spitze des Hügels von Montmartre zu erreichen. Hier haben wir uns einquartiert. Von unserem letzten Geld haben James und ich uns ein einfaches Zimmer im Hinterhof eines Hauses angemietet. Durch die Ritzen pfeift der Wind und ein Nachttopf steht in der Ecke für unsere körperlichen Bedürfnisse. Ich habe nur noch ein paar Sou in meiner Tasche, als ich losziehe. Ich summe vergnügt vor mich hin, denn jetzt geht die Tigerin auf Beutezug. Ich habe mich schon ein wenig umgehört, wo sich denn die Künstler treffen. Vor dem alten Spiegel habe ich mich vorbereitet. Mein Bustier ist jetzt recht offenherzig geknöpft und auf Unterwäsche habe ich ganz verzichtet. Noch ein Knopf mehr und meine Nippel würden hervorspringen. Als ich allein auf der Straße stehe, beginnt mein Herz wie wild zu klopfen. Ich war doch vorhin so mutig. Ich bleibe stehen. Mein Blick schweift die Gasse hinunter zu diesem Lokal. Das »Maison de l’amour«. Das Haus der Liebe. Hier sind sie alle. Die Künstler. Ihre Modelle. Auch ein paar Huren. Ich falle hier bestimmt auf. Wenn ich dieses Etablissement betrete, dann werde ich es nicht allein verlassen. Da bin ich mir sicher. Meine langen roten Haare, die ich offen über die nackten Schultern fallen lasse, mein üppiges Dekolleté, das mehr herzeigt, als es züchtig ist. Das ist die Gewähr dafür, dass ich Aufmerksamkeit erregen werde. Und doch. Jetzt. Jetzt, wo ich das in die Tat umsetzen soll, wovon ich viele Monate lang geträumt habe, da habe ich plötzlich Angst. Angst vor mir selbst und Angst vor meiner eigenen Courage. Ich blicke hinunter. Hinunter auf Paris. Soll ich klein beigeben und eingestehen, dass es ein Fehler war? Ein Fehler, hierherzukommen? Diese ganze verrückte Idee mit der Reise um die Welt? Und während ich noch mit mir selbst darüber ringe, was ich tun soll, da spüre ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Ich erschrecke. Blicke mich um.

»Excusez-moi, Madame ... Ist Ihnen nicht gut?«

Hinter mir steht ein gut aussehender Mann, etwa 1,80 Meter groß und schlank. Er hat ein gewinnendes Lächeln und einen wirklich reizenden Schnauzer. Meine Zweifel sind wie weggeblasen.

»Nein, nein, danke, Monsieur ... kein Problem. Ich wollte nur die Aussicht genießen.«

Die Lüge geht mir glatt von den Lippen, wobei sich in meinem Hinterkopf die Aussicht auf etwas anderes zu bilden beginnt.

»Julie ... Mein Name ist Lady Julie de Abbeyville.«

»Sie sind Engländerin?«

»Ja. Aber woran erkennen Sie das?«

»Ihr wirklich reizender Akzent. Und dann natürlich Ihre ganze Persönlichkeit. Nur wenige Französinnen haben solch tolle feuerrote Haare. Aber ich bin unhöflich. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jacques. Ich darf Sie doch auf ein Glas Wein einladen? Kommen Sie. Ich verkehre regelmäßig in der Bar dort unten.«

Und ohne mich weiter zu fragen, hakt er mich unter und führt mich die Gasse hinab. Auch jetzt schlägt mein Herz wieder im schnellen Takt. Doch momentan ist der Grund ein anderer. Ja. Ich bin auf meinem Weg. Ich habe den ersten Schritt gemacht. Und nun bin ich bereit für alles, was mich erwartet.

***

Das Maison de l’amour ist eine enge verrauchte Kneipe. Von wegen Haus der Liebe. Das ist ganz schön hochtrabend für diese Absteige hier. Ein langer Tresen bildet die Rückseite des Gastraums. An ein paar grob behauenen Tischen sitzen Männer und auch einige Frauen. Jacques führt mich zu einer Stelle, wo gerade noch ein paar Plätze für uns frei sind. Dort sitzen bereits drei andere Männer. Jeder etwa in seinem Alter so um die 30 Jahre. Die könnten mir alle gefallen. Er stellt sie der Reihe nach vor: »Dies sind meine Freunde und Kollegen George, Maxime und Pascal.« Dann winkt er den Wirt heran und bestellt einen Krug roten Wein für uns. Dazu lässt er knuspriges Brot und eine delikate Paste reichen. Während ich noch die leckeren Schnitten verschlinge, beginne ich die vier auszufragen. »Du ... und deine Kollegen ... Was arbeitet ihr denn?«

»Nun ... weißt du, Julie ... Wir sind Künstler. Pascal, George und ich beschäftigen uns mit der Malerei, während Maxime etwas Neues und Ausgefallenes macht.«

»Na, kommt schon, lasst es euch nicht so aus der Nase ziehen«, necke ich die vier. »Jetzt habt ihr mich neugierig gemacht. Also, Maxime ... Womit beschäftigst du dich?«

Ein breites Grinsen umspielt seine Lippen.

»Du hast sicher schon davon gehört. Fotografie. Etwas total Neues. Ich mache Bilder. Aber nicht so wie die anderen drei.«

Und dann erklärt er mir lange und breit, wie seine neue Technik funktioniert. Mit seinem Höllenapparat, wie ihn die anderen aufziehen. Ja, ich habe davon schon mal gehört. So von gestern sind wir auf unserer Insel ja auch nicht. Doch dann entsteht plötzlich ein seltsames Schweigen. Keiner der Männer sagt einen Ton. Sie starren mich irgendwie so seltsam an.

»Was ist los, Jacques? Warum seid ihr plötzlich alle so schweigsam? Los, raus mit der Sprache.«

Doch irgendwie will keiner der vier so recht damit heraus, was jetzt los ist. Dann fasst sich Maxime ein Herz.

»Weißt du, Julie ... Wir kennen dich erst seit wenigen Minuten. Aber ich weiß nicht, wie es den anderen geht. Du bist einfach das perfekte Modell. Du bist ... Du bist so wundervoll ...«

Ich lache. »Und das ist alles? Darum seid ihr plötzlich so schüchtern? Wo soll das Problem liegen? Ich bin gern euer Modell, wenn ihr mich wollt.«

»Ja ... ja weißt du, Julie ... Da gibt es schon noch ein Problem. Denn ...«

Dieses Herumgedruckse macht mich noch ganz kirre.

»Ja, was ist denn? Rück damit raus. Sprich frei von der Leber weg.«

»Weißt du, Julie. Du müsstest ...«

Er schnauft ganz tief ein. Als ob jetzt etwas Gigantisches, Überwältigendes kommen würde.

»Ich weiß, dass das nicht geht. Nein, Julie, es geht nicht. Du bist eine vornehme englische Lady.«

»Na ganz so vornehm nun auch wieder nicht. Also, was macht denn eine englische Lady in deinen Augen nicht?«

»Nun ... Du müsstest ... Nun, du müsstest ... hmmmm ... äh, nackt posieren ...«

Ich tue ein wenig geschockt, doch dann lege ich meine Hand auf Maximes Arm.

»Wisst ihr, ihr habt euch da mit mir keine sooo vornehme englische Lady aufgegabelt. Ich möchte euch meine ganze Geschichte erzählen.«

Und so erzähle ich ihnen von meiner Ehe, vom Tod meines ungeliebten Ehemanns und von meinem Plan, um die ganze Welt zu reisen. Nur mit der Hoffnung, dass wohlwollende Gentlemen mich bei meinem Unterfangen unterstützen. Dabei deute ich an, dass eine englische Lady natürlich für einen Gefallen auch eine Gefälligkeit erweisen würde. Dabei zwinkere ich mit den Augen. Sie verstehen. Und so kommen wir überein. Der Handel gilt. Ich werde den vier Künstlern als Aktmodell zur Verfügung stehen. Ich wünsche mir lediglich eine venezianische Maske, die mein Gesicht verbergen soll, da ja nicht auszuschließen ist, dass meine erotischen Bilder auch den Weg in die feine englische Gesellschaft finden werden. Dafür erwarte ich mir ein paar Francs, um meine Weiterreise nach Marseille zu finanzieren. Sie sind damit einverstanden und beschreiben mir den Weg zu ihrem Atelier.

***

Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg. Obwohl die Sonne ihre wärmenden Strahlen über die Stadt legt, habe ich eine Gänsehaut. Mit jedem Schritt, den ich mache, nimmt meine Nervosität zu. Ich werde mich in wenigen Minuten nackt vor vier Männern präsentieren, die ich gestern um diese Zeit noch gar nicht gekannt habe. Es ist wie ein Schritt über eine verbotene Linie. Früher hat mich nur mein Ehemann entblößt gesehen. Und auch James. Sonst niemand. Und jetzt diese vier jungen Franzosen. Ich habe Angst. Angst vor dem Unbekannten. Ich gehe immer langsamer und meine Gedanken rasen. Ich könnte umkehren. Könnte mich verstecken. Sie würden mich nie finden. Sie wären vielleicht enttäuscht und würden sich denken: ja, das haben wir schon geahnt. Diese englische Lady. Sie hat nicht das Zeug dazu. Schade ... Sie hat einen Rückzieher gemacht.

Weiter unten in der engen Straße sehe ich das Haus, das sie mir gestern Abend noch gezeigt haben, bevor sie mich nach Hause gebracht haben. Ich bleibe stehen und atme tief durch. Schelte mich selbst: »Na, komm schon, Julie! Sei keine Memme!« Und so nehme ich allen Mut zusammen und gehe auf den Eingang zu. Klopfe, und schon bald öffnet sich die Tür. Es ist Jacques, der mich einlässt. Das Atelier der vier befindet sich im obersten Stockwerk. Weil da das Licht am besten ist. So erklären sie es mir. Dann schließt sich die Tür hinter mir. Jetzt wird es ernst. Doch alle Künstler sind redlich darum bemüht, mir die Unsicherheit zu nehmen. Auf einem kleinen Tisch ist eine Mahlzeit angerichtet worden.

»Hier, trink erst mal etwas.« Maxime kriecht hinter seinem Fotoapparat hervor und reicht mir ein Glas mit einem kräftigen Rotwein.

»Das hilft dir, die Nervosität abzubauen.«

Sie kümmern sich wirklich um mich und bald lachen und blödeln wir wie kleine Kinder herum. Und ich vergesse, warum ich eigentlich hier bin. Die Zeit vergeht und dann sagt Maxime plötzlich:

»Julie, ich glaube, wir sollten anfangen. Das Licht ist jetzt optimal.«

Meine Knie werden plötzlich ganz weich, als Pascal mir sanft das Weinglas aus der Hand nimmt. Jacques streichelt mir zärtlich über die Stirn.

»Ja, Julie ... Maxime hat recht. Lass uns anfangen. Bist du bereit?«

Wilde Gedanken rasen durch meinen Kopf. Immer noch könnte ich einen Rückzieher machen. Die vornehme Julie in meinem Kopf rät mir auch dazu. »Los, hau ab ... Lass diesen Unsinn. Denk doch daran, wer du eigentlich bist.« Doch dann drängt sich die wilde Julie nach vorne. »Ja, komm, du willst es doch auch. Zeig ihnen, was du hast und dann lass es dir von ihnen so richtig besorgen. Vier junge Kerle versprechen doch einen geilen Fick.« Und meine wilde Seite gewinnt die Oberhand. Langsam knöpfe ich mein Bustier auf. Ich mache die Jungs so richtig an. Ich spiele mit meinen Fingern an jedem einzelnen Knopf herum, bevor ich ihn öffne. Dann habe ich alles aufgeknöpft und meine vollen Brüste lugen vielversprechend hervor. Die Burschen kommen genauso außer Atem wie ich. Mit einer lässigen Bewegung schlüpfe ich erst aus einem Ärmel und dann aus dem anderen. Das Bustier gleitet zu Boden und ich lasse meine langen Haare wirbeln.

»Mein Gott ... welche Schönheit ...«

Ich weiß nicht, wer von den vieren das gesagt hat. Aber ich scheine durchaus Eindruck zu machen. Da heißt es, die Gunst der Stunde zu nutzen. Ich streife meine Stiefel ab und ziehe dann auch noch meine Hose aus. Unterwäsche habe ich absichtlich keine angezogen und so stehe ich nackt wie Gott mich schuf vor den Männern. Langsam nimmt mich Maxime in den Arm und führt mich durch den Raum zu einem kleinen Podest. Dann reicht er mir die Maske, die ich mir ausbedungen habe.

Die anderen drei nehmen mit ihrer Staffelei links und rechts von Maxime Aufstellung. Und dann zeigen sie mir, welche Posen sie gerne hätten. Mal präsentiere ich meine Brüste, mal knie ich mich hin und spreize meine Arschbacken, um mein zweites Loch zu präsentieren. Immer wieder fasziniert sind die vier auch von meiner Lustgrotte, die von meinem herrlichen roten Busch ein wenig verdeckt wird. Ich muss mich hinlegen. Mal auf den Rücken, mal auf den Bauch. Immer wieder blitzt es in dem Atelier, wenn Maxime den Abzug betätigt. Und meine anfängliche Scheu weicht einer ausgelassenen Professionalität und Lust an dem, was ich gerade mache. Ich male mir aus, wie es denn wäre, wenn die sogenannte feine Londoner Gesellschaft meine Bilder in die Finger bekäme. Wie sich die Lords daran aufgeilen. Nicht wissend, dass es die vornehme Lady Julie de Abbeyville ist, die sie da so gierig begaffen. Nur eine Person wird beim Betrachten der Aufnahmen wissen, wer hier Modell gestanden hat. Nur Nancy. Denn Maxime hat versprochen, ihr ein Set meiner Fotos zu schicken. Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich bin beinahe traurig, als mich Jacques in den Arm nimmt und mich zu seiner Staffelei führt. Stolz präsentiert er sein Werk. Und ich bin begeistert. Ich bin gut getroffen. Auch die anderen beiden Bilder sind klasse geworden und alle drei Künstler wollen mir ihr Exemplar schenken. Sie könnten ja anhand der Fotografien von Maxime neue anfertigen. Doch ich lehne ab. Denn auf meiner Reise kann ich die Kunstwerke nicht gebrauchen und sie nach Hause zu schicken, ist ebenfalls nicht möglich. Ich könnte sie niemals irgendwo aufhängen. Mit einem traurigen Blick wollen mich die vier verabschieden. Sie drücken mir den versprochenen Lohn in die Hand.

Doch ich bin noch nicht bereit zu gehen. Ich packe Jacques am Hinterkopf und ziehe ihn zu mir heran. Presse meine Lippen auf die seinen. Ich lasse meine andere Hand wandern. Er hat nur ein dünnes Hemd an und seine Brusthaare machen mich so richtig geil. Ich lasse meine Hand in sein Hemd hineingleiten und beginne an seinen Haaren zu zupfen und sachte an der Brustwarze zu spielen. Dann öffne ich einen Knopf nach dem anderen. Sein anfänglicher Widerstand erlahmt schnell. Scheinbar wie durch einen dummen Zufall wandert meine Hand immer tiefer und findet plötzlich seinen Zauberstab. Oh ja ... Was für ein strammer Junge. Ich löse meine andere Hand von Jacques’ Hinterkopf und winke in den Raum hinein. Und da tritt auch schon Maxime in Erscheinung und gewährt meinen fordernden Fingern Zugang zu seinem Allerheiligsten. Die Kleider fallen nun wie Laub in einem Herbststurm. Mein nackter Körper wird von allen Seiten gleichzeitig mit wilden Küssen bedeckt und meine Grotte wird feucht. Sie stupsen mich mit ihren harten Schwänzen, während ich versuche, meine Liebkosungen gleichmäßig zu verteilen. Dann lasse ich mich auf meine Knie herunter und versammle meine Knechte um mich herum. Ich sehe keine Gesichter mehr. Nur noch starke, steife, pulsierende Schwänze. Ich stülpe die Vorhaut von den Lustspendern zurück und packe sie. Mal fester und mal zärtlicher. Und dann schnappe ich mir den einen, der direkt vor meinem Gesicht baumelt. Lasse ihn sacht in mein weit aufgerissenes Lustmaul gleiten. Spiele mit meiner Zunge sanft mit der Eichel. Ein wollüstiges Stöhnen erklingt als Antwort. Gleichzeitig wichse ich die anderen drei Schwänze abwechselnd im Takt meines Zungenspiels.

»Ja, Julie ... mach weiter. Das ist so geil. Hör nicht auf.«

Stöhnen. Schreien. Anfeuerungen ... Ich befinde mich im Mittelpunkt eines Wirbelsturms der Lust. Jetzt ramme ich mir den Schwanz tief in meinen Rachen. Verstärke den Druck und die Geschwindigkeit, mit dem ich den Lustpropfen herein und heraus gleiten lasse.

Ich spüre ein Zucken. Ich glaube, dass er jetzt gleich kommt. Doch ich will seine Creme nicht schlucken. Ich wollte es schon immer mal auf meinem Körper spüren. Ich wollte schon immer mal wissen, wie es ist, wenn der heiße Liebessaft des Mannes von meinen Titten rinnt und sich mit meinem Lustschweiß verklebt. Ein letztes Mal drücke ich meine Zunge gegen sein Blasloch. Zwinge seinen Saft noch einmal hinein und dann reiße ich den Schwanz heraus. Wild zuckend entlädt er sich. Nicht einmal, nicht zweimal und auch nicht dreimal. In vier kräftigen Stößen entleere ich ihn. Sein klebriger Saft läuft mir übers Kinn auf meinen Oberkörper. Und während ich dieses feuchte Erlebnis noch genieße, greife ich schon nach dem zweiten mir dargebotenen Schwanz. Jetzt bin ich unersättlich. Ich nehme mir einfach, was ich will. Was ich brauche. Und heute brauche ich Sperma. Keiner soll ungeschoren davonkommen. Und keiner will mir entkommen. Während ich bereits meine Nummer zwei zu befriedigen beginne, streicht der bereits entleerte Schwanz seine Feuchtigkeit sanft an meinem Rücken ab. Wühlt in meinen Haaren, die mir vor Anstrengung und Schweiß überall festkleben. Mein zweites Opfer ist außergewöhnlich gut bestückt. Dieser Liebesstab ist deutlich größer als sein Vorgänger. Kurz male ich mir aus, wie es wohl wäre, mir diesen hier aufzuheben. Für einen geilen Fick. Doch ich verwerfe die Idee wieder. Heute will ich in Sperma baden. Und dann stört mich plötzlich jemand mitten in meiner Arbeit.

Ein kurzer Blick nach unten verrät die Absicht. Einer meiner Liebespartner kam zu der Einsicht, dass auch meine Grotte eines Besuchs bedürfe. Und so wächst plötzlich wie aus dem Erdboden empor ein strammer Schwanz. Gierig hebe ich mein Becken und dann lasse ich mich hineinfallen. Mit einem satten Plopp gleite ich bis zum Anschlag hinein. Ich muss kurz nach Luft schnappen, so erregt bin ich. Oben der mächtige Schwanz, der mich mit kräftigen Stößen oral fickt. Unten ein weiterer nicht minder fleißiger Krieger, der meine Lusthöhle kundig bearbeitet. Mit kräftigen Armen hebt er meinen Arsch an – und dann geht er los, der wilde Ritt. Auf und ab. Sodass ich mich voll meinem Oralkrieger widmen kann. Wilde Emotionen durchrasen meinen Körper. Ich spüre, wie es in meinem Mund wieder zu zucken beginnt. Gerade noch schaffe ich es, denn mächtigen Prügel herauszubekommen. Und dann ergießt sich auch schon eine wahre Spermaflut über mich. Ich schreie vor Vergnügen und Lust. Und dann schnappe ich mir ohne Umschweife den letzten der Schwänze. Der arme Kerl war bislang ja nur zum Zusehen verdonnert gewesen, doch jetzt soll auch er zu seinem Recht kommen. Und ja. Verdammt noch mal, er kommt zu seinem Recht. Ich vernachlässige keinen. Endlich überrollt auch mich mein Orgasmus und ich lasse mich zusammensacken. Schwer atmend liege ich inmitten eines Knäuels von nackten Männerleibern. Keiner von uns bringt auch nur ein Wort heraus. Immer wieder streicheln wir uns gegenseitig und flüstern uns heiße Liebkosungen zu, die keiner wirklich versteht. Es ist Nacht geworden und der aufgehende Mond scheint auf unsere glänzenden Körper. Doch ich will nicht loslassen, denn schon spüre ich wieder Leben in dem einen oder anderen Schwanz. Das wilde Treiben ist noch nicht zu Ende und meine triefende Fotze verlangt nach mehr. Einen nach dem anderen nehme ich mir sie noch einmal vor und lasse mich von den vier Männern nach allen Regeln der Liebeskunst verführen. Und jetzt finde ich auch heraus, wem dieser mächtige große Schwanz gehört. Es ist der von Maxime und er sprengt fast meine Grotte in mehrere Teile mit seinen heftigen Stößen. Jeder meiner Liebhaber bringt mich im Verlauf dieser heißen Nacht zur totalen Erfüllung. Und als der Morgen graut, sind wir endlich alle am Ende unserer Kräfte. Pascal bringt ein großes Gefäß mit Wasser und beginnt mich zärtlich zu säubern. Die anderen legen ebenfalls Hand an. Wie Venus stehe ich nackt in ihrer Mitte und flinke Hände reinigen mich von den unzähligen Spuren der vergangenen Nacht. Mein Gott ... und ich werde schon wieder geil ...

***

Ein paar Tage vergehen und James und ich rüsten uns zum Aufbruch. Der große Hafen Marseille im Süden Frankreichs ist unser nächstes Ziel. Und von dort aus weiter in die Levante. Nach Kairo oder Suez. Doch während ich die Zeit mit der Liebe verbracht habe, haben sich dramatische Dinge ereignet. Der französische Kaiser ist von den Deutschen gefangen genommen worden. Die Monarchie ist gestürzt und ganz Paris brummt voll revolutionärem Elan. Eine republikanische »Regierung der nationalen Verteidigung« wird gebildet, die jetzt den Verteidigungskampf gegen die bislang so siegreichen Deutschen organisieren will. Ich könnte mich immer noch ohrfeigen. Nur weil ich nicht von Jacques und seinen Freunden lassen konnte, zögerte ich den Zeitpunkt unserer Abreise immer weiter hinaus. Und dann steht plötzlich James vor mir. Er hat schlechte Nachrichten. Deutsche Truppen haben Paris eingekesselt. Unser Weg in den Süden ist abgeschnitten. Völlig zu Recht hält er mir eine gehörige Standpauke, denn während ich mich dem wiederholten Liebesspiel hingegeben habe, hat er sich auf den Märkten und Plätzen der Stadt umgehört. Er sah das Unheil kommen und konnte mich einfach nicht überzeugen, zu gehen:

»Verdammt noch mal, Julie, was machen wir jetzt? Wenn du nicht immer mit deiner Möse denken würdest, dann wären wir schon fast in Marseille.«

Geknickt muss ich ihm recht geben. Ich habe meine persönliche Lust über alles gestellt. Kleinlaut frage ich:

»Und, was meinst du? Sollen wir es trotzdem probieren?«

Er zuckt mit den Achseln ...

»Eher unwahrscheinlich, dass sie uns rauslassen. Aber einen Versuch ist es wert. Schließlich sind wir Engländer.«

Und so bereiten wir uns auf unsere Weiterreise vor. Schweren Herzens nehme ich Abschied von meinen vier Freunden, die mich so kunstvoll in das Liebesspiel von Paris eingeführt haben.

***

Neue Herausforderungen liegen nun vor uns. Und zwar schneller, als ich glaube. Bereits an den Stadttoren von Paris will man uns zurückweisen. Es sei viel zu gefährlich und direkt vor der Stadt lägen preußische Scharfschützen, die auf alles zielten, was sich bewegt. Von den Bastionen aus zeigen uns die Wachen, wo der Feind lagert. Und schweren Herzens muss ich einsehen, dass dieser Weg ins Verderben führen würde. Notgedrungen wenden wir uns zurück zum Stadtzentrum, wo scheinbar ganz Paris auf den Beinen und in kämpferischer Stimmung ist. Wir müssen hier irgendwie weg. Das sind fanatische Hilfstruppen, und wenn die Deutschen zum Sturmangriff blasen, dann möchte ich nicht wissen, was hier für ein mörderischer Häuserkampf entbrennt. Und plötzlich sehen wir ein merkwürdiges Gebilde am Himmel. Das ... das ist doch ... Das ist ein Ballon. In seinem Korb erkenne ich mehrere Leute, die emsig damit beschäftigt sind, Ballast abzuwerfen. Gemächlich steigt der Ballon in den Himmel. Er müsste schon jetzt mehrere Hundert Meter hoch sein. Nicht nur James und ich verfolgen gebannt den Aufstieg des Himmelsgefährts. Zusammen mit vielen anderen Parisern stürmen wir die Straßen entlang der Zugbahn hinter ihm her. Bejubeln stürmisch seinen Aufstieg. Und dann stehen wir vor den Toren der Stadt. Es gelingt uns, wieder die Bastionen zu erklimmen und fasziniert verfolgen wir, wie er über die deutschen Stellungen hinweggleitet. Wütendes Gewehrfeuer ist vom Boden zu hören. Doch scheinbar unberührt setzt der Ballon seine Fahrt gen Osten fort. Er wird kleiner und kleiner, bis er schließlich nach einer knappen Stunde mit dem Horizont verschmilzt. James und ich sehen uns an. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.

»Nein, Julie, nein ... Du willst doch nicht etwa? Mit so einem Ding? Willst du uns umbringen?«

»Aber James, wieso umbringen. Schau doch, die sind über alle Berge. Das ist doch einfach nur genial. Viel besser, als zu Pferd hier staubige Wege entlang zu reiten.«

Missmutig folgt er mir zurück ins Zentrum der Stadt. Denn ich will jetzt sehen, wo sie diese Ballone starten. Es muss mir gelingen, den Verantwortlichen für diese Himmelsstürmer zu bezirzen, damit er James und mir ein Plätzchen in einem dieser Ungetüme gibt. Wider Erwarten ist es kein Problem, den Abflugpunkt dieser Ballons zu finden. Denn die jubelnde Menge strömt genau dorthin und wir brauchen uns nur anzuschließen.

Die Vorbereitungen für den nächsten Abflug laufen bereits auf Hochtouren. Ein mit Orden behängter Militär dirigiert seine Helfer über den ganzen Platz hin und her, während die Hülle langsam für die Befüllung bereitgestellt wird. Ich glaube, das ist mein Mann. Problemlos kann ich ihn beobachten. Er dürfte etwa 50 Jahre alt sein, vielleicht auch schon etwas darüber. Seine Haare sind schon recht licht geworden, wenngleich er das durch einen üppigen Bart auszugleichen versucht. Wenn es hier wirklich hart auf hart kommt, dann hat der gute Mann auch etwas, wovon er zehren kann. Denn ein üppiger Bauch ziert seinen ansonsten dürren Körper. Das wird eine harte Nuss für mich. Denn ich bin ja gerade extrem verwöhnt worden von der Pariser Männerwelt. Doch es hilft nichts. Ich warte in aller Ruhe ab, bis er sich in sein Büro zurückzieht, das sich in einem prachtvollen Gebäude am Rande des Platzes befindet. Ich bin ihm knapp auf den Fersen und so fällt es mir leicht, innerhalb weniger Minuten vor seiner Bürotür zu stehen. Ich klopfe.

»Herein!«

Ich trete ein. Das Männlein mit dem riesigen Bauch thront hinter einem gigantischen Schreibtisch. Überall an den Wänden befinden sich Zeichnungen und Pläne dieser Luftungetüme. Ich sollte den Mann also besser nicht unterschätzen. Denn das scheint nicht irgendein Befehlsempfänger zu sein, der sich notgedrungen um diese Ballone kümmern muss. Vielleicht habe ich es hier sogar mit dem Konstrukteur zu tun. Die obersten Knöpfe meines Bustiers stehen wieder offen. Seine Waffe ist die Technik, meine Waffen sind vielleicht harmloser, aber in Bezug auf einen Mann mindestens genauso wirksam.

»Ähm ... Wie kann ich Ihnen helfen, Madame? Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«

»Mein Name ist Lady de Abbeyville. Julie de Abbeyville. Ich brauche Ihre Unterstützung. Und gleichzeitig biete ich Ihnen meine Hilfe an.«

»Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihre Hilfe brauchen könnte?«

»Nun, ist das nicht offensichtlich? Sie sind hier eingeschlossen in Paris. Und Sie sind verzweifelt darum bemüht, den Kontakt zu Ihren Armeen außerhalb der Stadt aufrechtzuerhalten. Oder irre ich mich?«

Er starrt mich an. Ich habe ins Schwarze getroffen. Ich muss seine Verwirrung ausnutzen.

»Ich bin keine Französin. Ich bin Engländerin. Ebenso wie mein Diener James. Ich könnte viel leichter geheime Nachrichten überbringen, als es ihre eigenen Landsleute tun können.«

»Die Deutschen sind keine Narren. Jeder, der in einem der Ballone sitzt, wird von ihnen als Spion erschossen, wenn sie den Betreffenden erwischen. Womit sie ja auch recht haben. Warum glauben Sie, dass ausgerechnet Sie eine Chance haben, von denen in Ruhe gelassen zu werden?«

»Vielleicht, weil ich eine Verwandte des englischen Königs bin?«

Er zuckt zusammen.

»Soooo ... Eine Verwandte des englischen Königs? Wie war noch mal der Name?«

»Mein Mann ist Graf Charles de Abbeyville, Mitglied des britischen House of Lords.«

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachricht vom Tod meines Mannes schon in Pariser Militärkreisen bekannt ist. Er war zwar eine wichtige Persönlichkeit, aber sooo wichtig nun auch wieder nicht.

»Und was wollten Sie in Paris?«

»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf. Ich bin sozusagen im offiziellen Auftrag hier.«

»Sie sind was?«

»Schauen Sie, Monsieur ... Es ist schon immer die Politik Ihrer britischen Majestät gewesen, für ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte auf dem Kontinent zu sorgen. Sagen wir es mal so. Ein starkes Deutschland ...«

Ich lasse den Satz unvollendet. Ich spüre förmlich, wie es in ihm arbeitet. Frankreich könnte jede Hilfe gebrauchen. Warum nicht auch die von England. Denen steht das Wasser bis zum Hals. Die Frage ist jetzt, ob er mir meine wilde Geschichte glaubt. Ob er es mir abnimmt, dass ich und James im Auftrag unserer Regierung hier sind. Und dass wir jetzt seine Hilfe brauchen, um so schnell wie möglich aus der belagerten Stadt herauszukommen. Dass wir so schnell wie möglich zurück nach London müssen, um Bericht zu erstatten. Dann fällt er eine Entscheidung. Oder besser gesagt, er schiebt die Entscheidung auf die hohen Tiere.

»Mylady ... Ich kann das nicht alleine beschließen. Kommen Sie bitte morgen früh hierher zurück. Ich werde mich umgehend mit unserem Führungsstab beraten und Ihnen dann die Entscheidung mitteilen.«

Als ich die Kommandantur wieder verlasse, bin ich erleichtert. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, auch mit ihm schlafen zu müssen. Ich hätte es getan. Nur weg von hier. Raus aus dieser Stadt. Um jeden Preis. Aber in diesem Fall bin ich froh darüber, vielleicht diesmal ohne vollen Einsatz mein Ziel erreichen zu können.

***

Am nächsten Morgen bin ich zusammen mit James schon kurz nach Tagesanbruch zur Stelle. Doch diesmal schaffe ich es nicht so einfach in das Gebäude. Wir werden abgefangen und müssen warten. Schließlich kommt die Wache zurück und bittet mich herein. James muss draußen bleiben. Obwohl es erst 8.00 Uhr in der Früh ist, herrscht schon geschäftiges Treiben. Vor einer großen Tür soll ich ausharren, bis ich ins Konferenzzimmer gerufen werde. Ich warte zehn Minuten, zwanzig Minuten. Eine halbe Stunde. Mit jeder Minute, die verstreicht, werde ich unruhiger. Durchschauen sie mein Spiel? Den Bären, den ich ihnen aufgebunden habe? Oder sind sie schon so verzweifelt, dass sie nach jedem Strohhalm greifen. Schließlich öffnet sich die Tür und ich werde eingelassen. An einem großen Konferenztisch sitzen etwa ein gutes Dutzend Männer, die mich misstrauisch beäugen. Alle in Uniform, alle mit goldenen Epauletten auf den Schultern. Ich fühle mich wie in der Löwengrube. Doch ich will ja raus aus dieser verdammten Stadt. Die sollen ihren Krieg alleine führen. Ich versuche so sicher wie möglich aufzutreten und nehme vor dem Tisch Aufstellung. Der Mann von gestern steht auf und stellt mich vor. Dann ergreift einer der Generäle das Wort:

»Sie behaupten also, die Frau von Lord Charles de Abbeyville zu sein?«

Das fängt nicht gut an. Ich fixiere den Mann und antworte:

»Sir, ich behaupte das nicht, ich bin die Frau von Charles de Abbeyville. Wie ich gestern schon erläutert habe, bin ich im Auftrag meiner Regierung hier. Und ich muss so schnell wie möglich die Stadt verlassen, um Bericht zu erstatten. Dabei könnte ich durchaus auch eine Nachricht an eine Ihrer Armeen überbringen.«

»Soso ... Die Regierung Ihrer britischen Majestät schickt ausgerechnet eine Frau. Das ist nicht so recht glaubhaft. Warum sollte Ihr Geheimdienst eine Frau beauftragen? Erklären Sie mir das mal.«

Ich setze mein gewinnendstes Lächeln auf.

»Sir, Sie beantworten Ihre Frage doch schon selbst. Weil niemand in mir eine Beobachterin oder eine Spionin vermuten würde. Nicht einmal die Deutschen.«

Die Franzosen sehen sich an. Es klingt einleuchtend. Doch der grauhaarige General gibt nicht auf.

»Können Sie sich irgendwie legitimieren? Haben Sie etwas dabei, das beweist, dass Sie wirklich die Lady de Abbeyville sind?«

Ich schüttle den Kopf.

»Nein, natürlich nicht. Ich würde ja Kopf und Kragen dabei riskieren, wenn ich ein Legitimationsschreiben meiner Regierung dabeihätte. Oder finden Sie nicht? Ich habe den klaren Auftrag Ihrer Majestät Queen Victoria herauszufinden, wie es um Frankreich bestellt ist. Denn ein Deutschland, das den Kontinent beherrscht, ist nicht in unserem Interesse.«

Wohin ich jetzt auch schaue ... nur nachdenkliche Gesichter.

»Wir müssen uns beraten. Mylady, wir möchten Sie bitten, noch einmal draußen zu warten.«

Das klingt jetzt schon nicht mehr ganz so schlecht. Ich habe die Herren neugierig gemacht. Und James hat gestern erfahren, dass es kaum Freiwillige für diese Ballonfahrten gibt. Wenn sie uns vertrauen ... wenn sie uns nur vertrauen ... Dann schweben wir vielleicht schon bald über Freund und Feind hinweg und können unsere Reise fortsetzen.

Die Warterei kommt mir endlos vor. Schließlich werde ich wieder hereingerufen. Jetzt bietet man mir auch einen Platz an dem Tisch an. Der Wind hat sich offenbar gedreht.

»Lady de Abbeyville. Wir glauben Ihnen, was Sie uns sagen. Wir planen, heute Nachmittag wieder einen Ballon aufsteigen zu lassen. Sie und Ihr Begleiter können mitfahren. Doch Capitaine Laurent wird Sie begleiten.«

Ein junger, hochgewachsener Mann, der in einer Ecke gewartet hat, tritt vor, schlägt die Hacken zusammen und verbeugt sich vor mir. Was soll ich mit einem Aufpasser? Ich muss mit James alleine fliegen, denn ich brauche meine Handlungsfreiheit. Sie trauen mir eben immer noch nicht gänzlich. Ich spüre es.

»Zu viel der Ehre, Monsieurs ... Aber dann muss ich Ihr Angebot ausschlagen. Drei Leute an Bord ist mir zu riskant. Wir werden nicht genug Höhe gewinnen und so im Schussbereich der preußischen Flinten bleiben. Nein, danke, meine Herren. Ihr Angebot, mir einen Beschützer beizustellen, ehrt sie, doch damit bringen Sie unser Leben und die Mission in Gefahr. Und außerdem. Bedenken Sie bitte. Wenn wir von einem französischen Capitaine begleitet werden, dann ist es doch offensichtlich, dass ich für Sie arbeite. Ich habe keine Lust, vor einem deutschen Erschießungskommando zu landen.«

Ich mache Anstalten, mich zu erheben. Doch dann bremst man mich ein.

»Warten Sie, Madame. Bitte warten Sie.«

Ein hochgewachsener Mann erhebt sich. Kantiges Gesicht. Hakennase. Ist er der Oberbefehlshaber hier? Der seine Untergebenen das Vorfeld erkunden ließ? Es scheint so.

»Ja, Madame. Sie haben möglicherweise recht. Capitaine Laurent wird Sie besser nicht begleiten. Aus den Gründen, die Sie eben so treffend dargelegt haben. Ich würde Sie bitten, sich vorzubereiten, denn Sie müssen so bald wie möglich aufbrechen. Die Lage hier ist ernst und wir benötigen so bald wie möglich Entsatz. Noch haben die Deutschen ihre Stellungen nicht vollständig ausgebaut, doch sie werden von Tag zu Tag stärker. Daher drängt die Zeit. Der Wind steht zudem günstig. Sie müssen die Armee de l’Est unter General Bourbaki erreichen. Sie befindet sich in einer guten Position, um die Deutschen im Rücken anzugreifen. Hier sind die Befehle, die ich für den General ausgearbeitet habe.«

Ich starre ihn an.

»Monsieur le General ... Das ist nicht Ihr Ernst. Ich kann keine schriftlichen Befehle mitnehmen. Dann können Sie auch gleich eine weitere Order für die Deutschen mitnehmen: Stellt diese Frau an die Wand, denn sie arbeitet für die Franzosen. Die ganze Umgebung von Paris wimmelt von deutschen Soldaten. Mit so einem Befehl in der Tasche kann ich niemanden glauben machen, dass ich nur eine harmlose englische Lady bin. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist die, dass sie mir weiter vertrauen. Öffnen Sie den Befehl und lassen Sie ihn mich auswendig lernen. Ich verspreche Ihnen, ich werde die Botschaft überbringen.«

Mit dieser Antwort haben sie nicht gerechnet. Man bestürmt mich, doch den Befehl an mich zu nehmen, doch ich bleibe hart. Mit diesem Schriftstück in der Tasche ist mein Leben keinen Pfifferling mehr wert, sollte ich tatsächlich von den Deutschen aufgegriffen werden. Ich nehme den versiegelten Brief und drücke ihn dem Stadtkommandanten in die Hand.

»Monsieur le General ... Ihre Entscheidung. Lassen Sie mich den Befehl lesen. Dann bin ich Ihnen gerne zu Diensten. Ansonsten kann ich Ihnen nicht helfen und ich muss abwarten, wie es mit der Belagerung weitergeht. Dann wird allerdings auch Seine britische Majestät keine Informationen aus erster Hand erhalten können.«

Wieder werde ich hinausgeschickt. Kein Wunder, dass es so schlecht um Frankreich bestellt ist. Wenn alle Entscheidungen so lange ausdiskutiert werden müssen. Als ich hereingerufen werde, wird mir der geöffnete Brief entgegengehalten. Ich habe 10 Minuten Zeit, mir das Ganze einzuprägen. Ich verzichte darauf, mich in den Einzelheiten zu verlieren. Die Botschaft für die Armee de l’Est lautet schlicht und ergreifend: Setzt euch so bald wie möglich in Bewegung und tretet den Deutschen in den Arsch.

***

Wir sind abflugbereit. Eine seltsame Euphorie hat sich in mir breitgemacht. Der Ballon ist jetzt fertig gefüllt und nur noch vier mächtige Halteleinen halten ihn am Boden fest. James und ich wurden instruiert, mit dem Ballast vorsichtig umzugehen. Wir haben etwa 300 kg an Bord und wir dürfen maximal die Hälfte davon gleich für den ersten Anstieg verbrauchen. Denn um Abstand von Paris zu gewinnen, werden wir immer wieder Ballast abwerfen müssen, um die Höhe zu halten. James und ich nehmen uns kurz in den Arm, um uns gegenseitig zu ermutigen. Dann winken wir der jubelnden Menge zu. Schließlich wird das Startzeichen gegeben. Wuchtige Axtschläge durchtrennen die Haltetaue und wir schweben nach oben. Schnell gleiten wir über die Firste der Dächer hinweg und ein frischer Wind treibt uns über die Stadt nach Südosten. Doch wir haben jetzt mächtig zu tun. Wir müssen an Höhe gewinnen. Denn wenn wir zu tief über die feindlichen Linien gleiten, dann ergeht es uns schlecht. Und so wuchten wir einen Sack nach dem anderen über die Kante des Korbes. Mühsam steigen wir höher. Ich blicke nach oben. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wir sind nicht so hoch, wie wir sein sollten. Ist in dieser verdammten Ballonhülle vielleicht ein Leck? Durchaus möglich. Ich blicke James an, der mich. Und dann beginnen wir von Neuem Sandsäcke über Bord zu befördern. Pfeif auf den Hinweis, sparsam mit dem Ballast umzugehen. Wir sind zu niedrig. Wir brauchen mehr Höhe. Und zwar schnell. Denn schon gleiten wir über die Bastionen der Stadtmauer hinweg. Nicht gut. Die Euphorie des Fliegens und des wie ein Vogel Dahinschwebens ist wie weggeblasen. Langsam steigt Panik in mir auf. Wir gewinnen nur mühsam an Höhe. Viel zu langsam. Und da fällt plötzlich auch schon der erste Schuss. Ich ducke mich weg. Holzsplitter fliegen um mich herum. Wir werden getroffen. Scheinbar unbeirrt wirft James weiter Ballast ab. Kugeln fliegen um uns herum und ich brülle ihn an:

»Verdammt noch mal, geh in Deckung, oder willst du dich für die verdammten Franzmänner abknallen lassen.«

Das Spiel ist aus. Kugeln schlagen nicht nur in den hölzernen Korb ein, nein, auch die Hülle wird mehrmals getroffen und ich höre, wie die Luft mit einem Pfeifen entweicht. Dann nimmt das Gewehrfeuer ab ... hört schließlich ganz auf. Wir haben die feindlichen Linien passiert. Hoffnung keimt in mir auf. Wir packen wieder die Ballastsäcke, um das weitere Sinken des Ballons zu verhindern. Wir sind schweißgebadet von der Anstrengung, doch es ist umsonst. Wir gewinnen nicht mehr an Höhe. Wir haben nur das sofortige Absacken etwas verzögert. Und dann geht es unwiderruflich nach unten. Immer näher kommen die Baumkronen. Und zu meinem großen Entsetzen sehe ich auch eine Reiterpatrouille, die uns verfolgt. Scheiße, das hat uns gerade noch gefehlt. Nicht nur, dass wir abstürzen, nein, wir haben in Kürze auch noch feindliche Soldaten am Hals. Der Korb streift die ersten Äste. So tief sind wir also bereits. Noch einmal hilft uns eine Windböe. Da vorne erkenne ich eine Lichtung. Aber wir werden es nicht schaffen. Wieder krachen wir in die Baumwipfel. Diesmal schon heftiger. Unser Auftrieb nimmt von Minute zu Minute ab. Und da passiert es auch schon. Irgendwie verhakt sich der Korb mit der Aufhängung im Baumgestrüpp. Ein großer Ast reißt die Hülle endgültig auf. Wir fallen und werden Gott sei Dank doch immer wieder von dem Astwerk der Bäume gebremst. Unsanft schlagen wir auf. Über uns blähen sich die Fetzen der Hülle. Laub und Äste prasseln auf uns herab. Doch wir leben noch.

VINCENNES, SEPTEMBER 1870

 »James, ist alles okay?«

»Ja ... Ich hab’ mir nur die Schulter ein wenig geprellt, aber sonst bin ich in Ordnung.«

»Wir müssen weg, jeden Moment können die Deutschen hier auftauchen.«

Doch gerade als ich mich aufrappeln will, um aus den Trümmern des Ballons zu krabbeln, da hält mir jemand eine Flinte unter die Nase. Zu spät. Ich wage es nicht, mich zu bewegen, denn wer will schon so jung sterben. Vorsichtig blicke ich hoch. Eine Gruppe deutscher Grenadiere hat das Wrack des Ballons umstellt. Die Musketen im Anschlag. Vorsichtig und ohne hastige Bewegungen hebe ich die Hände. Der Soldat vor mir zeigt mir an, dass ich aufstehen soll. Ich befolge den Befehl und krieche aus unserem zerstörten Fluggefährt. Ein Schlag mit dem Gewehrkolben treibt mich nach vorne. Dann ein Stoß und ich lande auf meinen Knien.

»Die Hände hinter dem Kopf verschränken!«

Vor mir sitzt ein Offizier auf seinem Pferd und betrachtet in aller Ruhe das Ganze von oben. Dann wird auch James herangeführt und er muss sich neben mir hinknien.

»Was machen wir mit den beiden Spionen? Gleich an Ort und Stelle erschießen?«

Ich habe plötzlich eine Scheißangst um mein Leben. Denn in meinem Nacken spüre ich das kühle Metall der Gewehrmündung. Wird er mir jetzt gleich das Lebenslicht ausblasen? Eine Träne rinnt mir über die Wange. Ich kann mich einfach nicht beherrschen. Kann man es mir denn verdenken, dass ich Furcht empfinde? Dieses Schweigen. Dieser Mann da oben auf dem Pferd. Er hat mein Schicksal in seinen Händen. Und auch das Schicksal von James. Mein Mund ist ganz trocken. Ich bekomme keinen Ton heraus. Selbst wenn ich möchte ... Und die Stimme hinter mir fragt noch einmal:

»Und, Herr Major? Sollen wir die verdammten Spione abknallen?«

Angstschweiß steht auf meiner Stirn. Mein Leben huscht in tausend schnellen Bildern einfach an mir vorbei. War es das? Aus und vorbei? Und dann nach einer schier endlosen Ewigkeit wird das Urteil über mein Leben gefällt.

»Nein, bringt die beiden zum Divisionsstab. Der Oberst wird sie verhören wollen.«

Mich verlässt die Kraft und ich sacke in mich zusammen. Grob werde ich gepackt und bäuchlings über ein Pferd geworfen. Die Hände hat man mir hinter dem Rücken gefesselt. Und dann geht es los.

***

Endlich erreichen wir unser Ziel. Es ist ein Gutshof mit einem großen Hauptgebäude. Hier wimmelt es von Soldaten. Offenbar hat hier eine Einheit Kavallerie Quartier bezogen. Man zerrt uns von den Pferden und treibt uns mit Gewehrkolbenschlägen zu dem Hauptportal.

»Hierbleiben«, lautet der barsche Befehl.

Der Major verschwindet in dem Gebäude. Es dauert nicht lange und wir werden in die Kommandantur der Kavalleriedivision geführt. In dem ehemaligen Wohnzimmer des Gutshofes werden wir von dem Kommandeur der deutschen Einheit in Empfang genommen.

»Na, Major Korek, welche Vöglein sind Ihnen denn diesmal ins Nest gefallen?«

»Jawohl, Herr Oberst, Vöglein ist der richtige Begriff. Unsere Truppen haben einen der Ballone abgeschossen und wir konnten diese beiden Spione ergreifen, ehe sie verschwinden konnten.«

»Und jetzt?«

»Sollen wir sie erschießen, Herr Oberst?«

»Natürlich. Spione werden sofort erschossen.«

Mir sackt das Herz in die Hose. Ein Menschenleben scheint nicht viel wert zu sein. Der Major wendet sich an uns:

»Na los, dann wollen wir mal. Hoch mit euch. Wollt ihr noch mal mit einem Priester sprechen, bevor es zu Ende geht?«