Die weiße Sklavin von Al Dschesair | Erotischer Roman - Johanna Söllner - E-Book

Die weiße Sklavin von Al Dschesair | Erotischer Roman E-Book

Johanna Söllner

3,0

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 160 Taschenbuchseiten ... Europa 1830: Mein Name ist Charlotte. Ich bin jung, attraktiv und die Tochter des britischen Diplomaten Sir Percy Seymore. Auf einer Reise nach Neapel wird unser Schiff von Berberpiraten geentert und ich bin die einzige Überlebende. Allein, nackt und hilflos werde ich zur Gefangenen der Piraten. Der Piratenkapitän rettet mich vor seiner Mannschaft, lässt mich als weiße Sexsklavin ausbilden und versteigert mich dann auf dem Sklavenmarkt in Algier. Mein Käufer ist der Herrscher der Stadt, dem ich meine Jungfräulichkeit opfern muss. Doch nicht nur von dieser Seite droht mir Gefahr. Zuleika, die Favoritin des Paschas, sieht in mir eine unliebsame Konkurrenz und sucht nach Mitteln und Wegen, mich aus dem Weg zu räumen. Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Die weiße Sklavin von Al Dschesair | Erotischer Roman

von Johanna Söllner

 

Johanna Söllner ist ein echtes Münchner Kindl. Sie ist dort aufgewachsen und hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Marketing und Journalismus studiert. Inzwischen ist sie glücklich verheiratet und hat zwei süße Kinder.Ihre Eltern hatten ein kleines Ferienhaus am Starnberger See, darum hat es sie schon immer aufs Wasser gezogen. Im Sommer stand sie in jeder freien Minute auf dem Surfbrett und reiste mit ihrem alten klapprigen VW-Bus quer durch ganz Europa, um ihrem Sport nachzugehen. Nach ihrem Studium und mit mehr Geld in der Tasche hat sie dann auch Fernreisen für sich entdeckt. Auf Mauritius lernte sie einen Mann kennen, der ihr das Tauchen beibrachte. Mit ihm hat sie dann tagsüber die Riffe unter Wasser erkundet und abends noch einiges mehr … Allgemein war sie nie ein Kind von Traurigkeit. Sie hat ihr Leben in vollen Zügen genossen und sich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig ausgetobt.Nach ihrer Heirat und der Geburt der Kinder lässt sie es jetzt ein wenig ruhiger angehen. Wahrscheinlich hat sie ihr Mann ein wenig gezähmt – aber nur ein wenig.Als ihre Kinder zur Welt kamen, war es zunächst vorbei mit den großen Reisen. Und so hat Johanna begonnen, Bücher zu schreiben. Anfangs nur für sich selbst und zum Spaß. Dann hat sie die Geschichten ihren Freundinnen und später auch ihrem Mann zum Lesen gegeben. Und alle haben sie ermuntert, weiterzumachen. Warum kommt nun eine Frau in den besten Jahren ausgerechnet auf die Idee, erotische Literatur zu schreiben? Warum nicht Kinderbücher? „Beim Schreiben geht es immer auch um Träume. Träume, die ich selbst ausgelebt habe, oder Träume, die ich gern noch erleben möchte. Für mich spielen Erotik und Sex eine wichtige Rolle im Leben. Ich möchte meine Leserinnen und Leser an meinen frivolen Abenteuern teilhaben lassen und freue mich, wenn sie mich in meine Träume begleiten.“

 

Lektorat: A. K. Frank

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Anatoly Tiplyashin @ shutterstock.com © laurenshin @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964773524

www.blue-panther-books.de

Teil 1. In der Hand des Piratenfürsten

Irgendetwas geht hier vor sich. Die Mannschaft rennt plötzlich wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen durcheinander. Zuerst habe ich es verdrängt. Doch nun ist es offensichtlich. Mein Blick schweift über das Achterdeck. Dort stehen sie alle zusammen. Der immer so finster dreinblickende Kapitän der Agamemnon. Dieser fesche zweite Offizier, der mir immer so lüstern hinterherblickt. Ich muss es zugeben. Immer wenn mein Vater nicht in der Nähe ist, dann werfe auch ich ihm glutvolle Blicke zu. Will ihn reizen. Ihn provozieren. Will ausprobieren, wie weit ich gehen kann. Und er ist eben auch nur ein Mann. Ja und da oben steht auch mein Vater. Sir Percy Seymore.

Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Und ich bin daher eigentlich alleine aufgewachsen. Immer nur von Ammen umsorgt. Ein richtiges Zuhause hatte ich nie. Denn mein Vater ist im diplomatischen Dienst ihrer britischen Majestät. Wir sind rastlos einmal hier und einmal dort. So auch jetzt wieder. Das Ziel der Agamemnon ist Neapel. Dort soll Sir Percy ab dem Sommer 1830 der neue Konsul werden. Ich freue mich schon auf Italien. Und noch mehr auf die Italiener. Auf die Kavaliere, die einer schönen jungen Frau zu Füßen liegen. Beim Gedanken daran muss ich lächeln. Dabei wacht mein Vater wie ein Schießhund über mich. Ich bin ja erst siebzehn Jahre alt und trotzdem schon zu einer üppigen Schönheit erblüht. Kein Wunder, dass er sich da Sorgen machen muss. Allerdings ist das bisher unbegründet. Denn bislang war ich keusch. Ich bin noch Jungfrau. Ich möchte mich für meine große Liebe aufbewahren. Er darf mich dann nehmen. Und mich zur Frau machen. Solange werde ich warten. Mit dem Sex. Doch es ist nicht so, dass ich keine Erfahrungen hätte. Man sagt, ich küsse ganz gut. Ich liebe es, wenn ein Mann gut küssen kann. Wenn dann das Kribbeln des Kusses meinen ganzen Körper elektrisiert. Wenn sich meine Nippel aufstellen und es in meiner Lustgrotte feucht wird. Oh ja!

Und dann ist da Marie. Unsere französische Hausangestellte. Sie ist jung und schön. Und ich weiß es sicher: Sie war nicht nur eine Hausangestellte. Denn immer wieder teilte sie mit meinem Vater das Bett. Es ist nichts dabei. Er ist der Herr, der Adlige. Sie die Dienstmagd.

Als wir England verließen, hat er sie reichlich entlohnt. Natürlich auch für ihre sexuellen Dienste. Sie war für mich in den letzten Jahren meines Heranwachsens wie eine ältere Schwester. Von ihr habe ich Französisch gelernt. Doch nicht nur die Sprache hat sie mich gelehrt. Sie hat mir auch die Freuden des menschlichen Körpers gezeigt. Wie ich es machen muss, dass ich Lust empfinde. Wie ich meine Geilheit zügle und wie ich es mir selber besorgen kann. Oh ja! Obwohl ich noch jung und Jungfrau bin, kenne ich die körperliche Liebe bereits. Marie und ich. Wir haben uns gegenseitig geleckt und geküsst. Haben unsere verschwitzten Körper aneinander gerieben, bis es uns gegenseitig gekommen ist. Die Heimlichkeit, in der wir es treiben mussten, hat uns noch weiter aufgegeilt. Vater hat nie von meinen geheimen Liebesspielen mit Marie erfahren. So haben wir beide uns an der sinnesfrohen Magd bedient. Mein Vater hat sie gestoßen und ich habe sie liebkost.

 Mein Vater. Ja, auch er steht bei der Gruppe der Offiziere. Was zum Teufel geht hier vor? Kommt Sturm auf? Das kann doch nicht sein. Es weht eine frische Brise, die Segel stehen voll im Wind und die Agamemnon macht gute Fahrt durchs Wasser. Alles ist irgendwie schöner geworden. Seit wir die Straße von Gibraltar passiert haben, ist das Meer irgendwie anders. Nicht mehr so bewegt. Auch die Luft. Sie ist heißer geworden. Insbesondere bei Südwind. Ein heißer Wind aus Afrika. Das große geheimnisvolle Land. Es ist Terra incognita. Das große Unbekannte. Sicher, man kennt die Küste. Doch dahinter folgt das große Sandmeer. Die Sahara. Und dahinter?

Was kann der Grund sein? Was kann denn schon passieren, dass alle plötzlich so aufgeregt sind? Die Agamemnon ist ein schnelles und starkes Kriegsschiff. Wir haben vierundsechzig Kanonen an Bord. Eine Abteilung Seesoldaten, die Rotröcke. So geheißen nach ihrer Uniform.

Jetzt kommt auch der Kommandeur der Seesoldaten zu den Offizieren aufs Achterdeck. Verdammt. Ich muss wissen, was da los ist. Ich richte mich auf. Der Schiffszimmermann hat mir einen Liegestuhl gebastelt. Aus Holz und aus Segeltuch. Es ist superbequem darin. Doch jetzt muss ich wissen, was da vor sich geht. Ich trete zu den versammelten Offizieren. Seltsam, alle blicken so sorgenvoll drein.

»Guten Tag Captain. Guten Tag die Herren. Guten Tag Vater.«

»Hallo Charlotte.«

»Lady Charlotte.«

»Miss Charlotte.«

Sie verbeugen sich knapp vor mir, so soll das sein. Ich genieße es, wenn diese erwachsenen Männer mich so hofieren. Mein Vater nimmt mich zur Seite. »Charlotte! Wir werden angegriffen.«

»Wir werden was?«

»Dort! Siehst du das am Horizont? Diese drei weißen Flecken?«

»Ja. Ich sehe es. Was soll das sein?«

»Berber. Das sind Berberpiraten.«

»Aber Vater! Unsere Agamemnon ist doch ein starkes Kriegsschiff. Mit den vielen Kanonen. Der starken Besatzung. Die können uns doch nichts.«

»Das hoffe ich auch. Aber erinnerst du dich noch an letztes Jahr? An die Wildschweinjagd. Dieser große starke Keiler?«

Ich erschrecke. Natürlich erinnere ich mich. Unsere Hunde haben das Tier von mehreren Seiten eingekreist. Er hatte am Ende keine Chance.

»Du meinst, wir sind diesmal der Keiler?«

Ich klammere mich an die Reling. Schaue nach hinten. Die Segel der Berberschiffe scheinen größer zu werden. Währenddessen schlagen die Trommeln »Klar Schiff zum Gefecht.« Die Kanonen werden ausgerollt. Die Agamemnon bleckt ihre Zähne. Vierundsechzig schwarze Mäuler ragen aus ihrem Rumpf hervor. Eine Breitseite dieses Schiffs hat eine verheerende Wirkung. Doch es ist die Frage, ob wir sie auf die Piraten richten können. Denn die Kampfkraft eines Linienschiffs, kennen auch die Berber. Ihre Taktik ist es, außer Reichweite dieser Geschoße zu bleiben, sie auszumanövrieren und ihre Gegner dann zu entern.

Ich blicke um mich. Die Seesoldaten haben ihre Plätze eingenommen. Die unteren Segel werden gerefft, um zu vermeiden, dass sie durch Funkenflug der Kanonen in Brand geraten. Denn nichts ist übler an Bord eines hölzernen Schiffes als Feuer.

»Charlotte! Ich will, dass du nach unten gehst.«

»Bitte Vater. Ich will hierbleiben.«

»Nein, du gehst! Es wird gefährlich werden. Sie werden uns entern. Es wird zum Kampf kommen. Hier auf diesem Deck. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist. Komm. Ich muss auch nach unten. Meinen Degen und meine Pistolen holen.«

Sein Blick duldet keinen Widerspruch. Ich folge ihm durch den Niedergang nach unten. Der Kapitän hat uns für die Überfahrt großzügig seine große Kabine am Heck überlassen. Vater bewaffnet sich. Er drückt mich an seine Brust.

»Charlotte, was auch geschieht: Bleib hier unten. Hier bist du am sichersten. Versprichst du mir das? Keine Extratouren. Verstanden?«

Mein Mund ist trocken. Die Tür fällt ins Schloss. Ich will noch rufen: Vater, ich liebe dich, doch ich bekomme keinen Ton heraus. Was geschieht jetzt?

Ich bin allein. Nur das Getrampel der Füße über mir und das Ächzen des Schiffes, ist zu hören. Die Befehle der Schiffsführung, die laut gerufen werden. Wie eine gut geölte Maschinerie macht sich die Agamemnon bereit, den Angriff der Piraten abzuwehren.

Ich habe ein Fenster der Heckgalerie geöffnet. So kann ich recht gut sehen, was geschieht. Es sind drei. Drei schlanke Schiffe, die schnell näher kommen. Ihre dreieckigen Lateinsegel blähen sich im Wind. Da können wir machen, was wir wollen. Die sind auf jeden Fall schneller. Unter mir rumpelt es. Nach hinten hat die Agamemnon nur eine schwache Bewaffnung. Nur zwei Geschütze, die jetzt auf dem Batteriedeck ausgerollt werden. Es kribbelt in meinem Bauch. Ich werde nervös. Ich habe bisher verdrängt, dass dies eine knifflige Situation werden könnte. Habe immer die Stärke unseres Schiffes bewundert. Die eleganten Uniformen. Was wird das alles jetzt wert sein? Plötzlich ein lauter Krach. Noch einer. Das Schiff zittert leicht. Rauch zieht zu mir herauf. Ich klammere mich fest. Kralle mich in den Fensterrahmen, dass meine Knöchel ganz weiß werden. Dann fällte es mir auf. Es ist nichts.  Nichts. Wir haben nur das Feuer eröffnet. Drüben bei den Berberschiffen spritzen zwei Wassersäulen hoch. Die sind jetzt schon verdammt nah. Jetzt holen sie die Segel ein. Fahren Ruder aus, die das Wasser schaumig peitschen. Dieses Manöver geschieht fast, ohne Fahrt zu verlieren. Das sind keine Anfänger. Wirklich nicht. Wieder krachen die Schüsse der beiden Kanonen unter mir. Die Führungsgaleere ist schon recht nah. Ich sehe Holz splittern. Treffer! Ich höre das Kriegsgeschrei bis zu mir herüber. Wieder sprechen unsere Kanonen. Die anderen schießen ja gar nicht zurück? Aber die Waffe dieser Galeeren ist nicht das Geschütz. Das sind die Mannschaften und die gute Manövrierfähigkeit. Wieder die Schüsse. Und diesmal ein echter Treffer! Der Mast des Führungsschiffes fällt wie ein Streichholz geknickt vom Sturm. Doch es wird nicht langsamer. Die Ruder treiben es voran.

Jetzt nehmen sie uns in die Zange. Zwei an Backbord. Eines an Steuerbord. Die Agamemnon dreht, um endlich ihre imposante Breitseite einsetzen zu können. Doch damit haben die Berber gerechnet. Mit Leichtigkeit drehen sie mit. Trotzdem lässt der Kapitän die Geschütze abfeuern. Ein gewaltiger Donnerschlag rollt über die See. Doch die vielen Geschütze treffen nichts. Die Piraten haben sich im toten Winkel gehalten. Harmlos fallen die Kugeln in die See, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Doch dann fällt die erste Musketensalve unserer Rotröcke.  Das richtet mehr aus als unsere ganzen Kanonenschüsse. Wutgeheul schallt von den Berbern herüber. Jetzt wird zurückgeschossen, da die vier Schiffe in Reichweite der Musketen sind. Ich höre Schmerzensschreie über mir, als auch oben die ersten Verwundeten zu beklagen sind. Jetzt sind die Piraten schon sehr nahe. Scheinbar kann sie nichts aufhalten. Ich kann die Gesichter schon erkennen. Bärtige Gestalten mit kantigen Zügen. Wütende Fratzen. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel.  Und dann kracht der erste Schiffsrumpf gegen die Agamemnon. Enterhaken fliegen durch die Luft. Getroffene Piraten stürzen zwischen die beiden Schiffe. Und dann ist der Kampf an Deck schon im vollen Gange. Jetzt helfen auch die Musketen nicht mehr. Das ist jetzt ein Kampf Mann gegen Mann. Auch das zweite und dritte Piratenschiff haben mittlerweile ihr Ziel erreicht. Die Berber fluten unsere Decks. Der Lärm verlagert sich. Offenbar werden die unsrigen zum Hauptdeck zurückgedrängt. Das Geschrei ist ohrenbetäubend. Diese Ungewissheit macht mich noch wahnsinnig. Nicht zu wissen, wie es um uns steht. Ob wir die Angreifer zurückschlagen können? Was ist, wenn einer der Piraten in diese Kabine eindringt? Ich muss mich verstecken. Nur für den Notfall. Ich kann mich ja wieder zeigen, wenn die Gefahr vorbei ist.

Da ist der große Wandschrank. Ich öffne die Tür und schlüpfe hinein. Es ist genug Platz für mich. Ich drücke mich an die Rückwand und ziehe die ganze Kleidung als Tarnung vor mich und halte den Atem an. Hoffe, dass alles bald vorbei ist.

***

Ich weiß nicht, wie lange ich hier drin stehe. Die Luft ist heiß und stickig. Ist es vorbei? Es ist so ruhig geworden. Haben wir sie geschlagen? Meine Knie zittern. Das schlimmste ist, in dieser Dunkelheit herumstehen zu müssen und völlig ahnungslos zu sein. Da höre ich Schreie vom Oberdeck. Aber, das ist nicht englisch. Das ist eine kehlige, gutturale Sprache, die ich nicht verstehe. Nein!  Das darf nicht sein! Haben sie uns besiegt? Was ist mit Vater? Ist er tot? Ich muss es wissen und gerade als ich die Hand ausstrecke, um die Schranktür zu öffnen, da höre ich laute Schritte auf dem Deckabgang. Es kommt jemand! Ich presse mich an die Rückwand. Wer kann das sein? Bitte nicht! Ich versuche, mich so unsichtbar wie möglich zu machen. Es müssen zwei sein. Mindestens. Sie lachen und scherzen in dieser seltsamen Sprache. Wenigstens soweit habe ich Gewissheit. Die Piraten haben das Schiff übernommen.

Was ist mit Vater? Was wird aus mir? Ich weiß nur eines: Sie dürfen mich nicht finden. Ich hab keine Lust, mich von denen gefangen nehmen zu lassen. Wirklich nicht! Aus den Geräuschen, die von draußen an mein Ohr dringen, höre ich, wie die beiden die Kabine durchsuchen. Oh nein! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie mich in meinem Versteck finden. Ich halte den Atem an. Dann wird die Schranktür aufgerissen. Ich habe mich hinter einem langen alten Mantel versteckt. Nur meine Füße sind sichtbar. Hoffentlich sehen sie die nicht. Ich halte die Luft an. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich habe das Gefühl, dass meine Herzschläge so laut sind wie Donnerschläge. Aber der Pirat ist offenbar in Eile. Er findet hier drin keine Schätze, sondern nur muffige Klamotten des Kapitäns. Er gibt der Tür einen Stoß. Quietschend schwingt sie zu. Aber nicht ganz. Wer noch genauer hinsieht, könnte mich sehr wohl noch entdecken. Ich wage es nicht, mich zu rühren. Dann laute Pfiffe vom Oberdeck. Ich habe es geschafft. Die beiden Kerle verlassen eiligen Schrittes die Kajüte. Erst als die Schritte draußen verklungen sind, wage ich mich vorsichtig aus dem Versteck. Die Kabine ist ein einziges Chaos. Die Schübe sind aufgerissen, der Inhalt ist über den Boden verstreut. Ich ducke mich und krieche zu der Heckgalerie. Linse vorsichtig nach draußen. Die Piraten sind gerade dabei, ihre Beute zu verstauen. Dann werden die Leinen gelöst. Zwei der Schiffe treiben bereits nach achtern weg. Das Dritte, das mit dem kaputten Mast liegt noch vertäut. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Es riecht so komisch. Rauch? Woher kommt der Rauch?

Ich reiße die Tür auf. Jetzt sehe ich es. Höre es. Es brennt! Ich höre ganz klar das Prasseln des Feuers. Ich muss hier raus und haste den Flur entlang. Es wird heißer. Ich öffne die Tür zum Hauptdeck. Das Schiff steht in Flammen! Überall liegen Leichen. Ich stolpere förmlich über sie. Wate in ihrem Blut. Mein Blick geht zum Oberdeck. Da oben sind noch ein paar Piraten. Sie sehen mich im selben Augenblick wie ich sie. Sie deuten zu mir. Ich weiß nicht, was sie sagen. Der eine will mich holen. Das sehe ich. Doch der andere, offenbar der Anführer winkt ab. Treibt zur Eile. Deutet auf die Flammen. Das soll vermutlich heißen: »Lasst die Ungläubige hier verbrennen!«

Durch Rauch und Flammen krieche ich nach oben. Hoch auf das Achterdeck. Wo ist Vater? Die Augen tränen mir. Funken fliegen um mich herum. Es ist glühend heiß. Und dann sehe ich sie. Den Kapitän, seine Offiziere und etwas abseits, da liegt Vater. Von mehreren Stößen mit dem Entermesser durchbohrt. Ich werfe mich über ihn. Vergieße bittere Tränen. Er war alles, was mir auf dieser Welt geblieben ist. Seine Augen sind glasig. Irgendwie ungläubig starren sie leblos in die grausige Welt. Dann trifft mich ein herabfallendes Teil aus der Takelage über mir. Bringt mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Der Schmerz ist nicht so wirklich. Es muss mich nur gestreift haben. Ich verdränge das Pochen in meiner Schulter. Noch lebe ich. Auch wenn alle anderen tot sind. Aber wenn ich nicht rasch handle, dann bin ich auch bald tot. Ich muss von diesem Schiff herunter. Die Agamemnon brennt jetzt wie eine lodernde Fackel. Und sie ist mehr als das. Sie ist auch eine schwimmende Bombe. Sobald die Flammen die Pulverkammern erreichen … Dann macht es »BUMM«. Ich haste zur Reling. Auch das dritte Piratenschiff ist nunmehr einige Hundert Meter entfernt. Durch seine Beschädigungen ist es nicht so schnell wie die anderen beiden. Ich blicke nach unten. Etwa fünf Meter. Oder sechs? Ich muss springen. Dann sehe ich mich an. Ich trage die typische Frauenkleidung meiner Zeit. Kleid. Rock. Unterrock. Sogar die Unterwäsche ist so bauschig. Was soll ich machen? Ich bin kein guter Schwimmer. Und ausdauernd schon gar nicht. Als Kind habe ich das mal gelernt. Aber jetzt? Ich bin schon seit Jahren nicht mehr geschwommen. Es ist nicht schicklich für eine junge, heranwachsende Frau. Es könnte ja jemand etwas zu viel von meiner Haut sehen. Aber wenn ich so wie ich bin, ins Wasser springe, dann komme ich nicht weit. Meine vielfältige Kleidung wird mich dann unter Wasser ziehen. Ich hab scheinbar nur eine Wahl. Mit Vornehmheit untergehen oder nackt überleben. Wenn dann nur so. Mit zittrigen Händen streife ich mir die Kleider ab. Es muss jetzt sein! Wenn ich mal im Wasser bin, dann bekomme ich die verdammten Verschlüsse nie auf. Und unter mir tickt die Bombe. Jede Sekunde wird zur Ewigkeit, während das Prasseln der Flammen immer lauter und die Hitze immer intensiver wird. Mit einem Krachen stürzt der vordere Mast über die Seite ins Meer. Die Agamemnon erzittert in ihren Grundfesten.

Endlich bin ich nackt. Ich klettere auf die Reling und stoße mich ab. Mit einem schmerzhaften Klatsch lande ich im kalten Wasser. Es schnürt mir die Brust zusammen. Ich bin tief eingetaucht und strample wie irre, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Ich huste und pruste. Dann sehe ich mich um. Offenbar im selben Moment als ich gesprungen bin, ist auch die übrige Takelage in einem Meer von Flammen umgestürzt. Ein wahrer Regen von Funken geht auf mich nieder.

So verrückt es klingt, meine einzige Rettung sind jetzt die Piraten. Ihr Schiff ist etwa dreihundert Meter von mir entfernt. Ich muss sie erreichen. Hastig und mit raschen Schlägen beginne ich zu schwimmen. Immer wieder schlucke ich Salzwasser. Tauche in einer der Wellen unter. Meine Augen verkleben von dem Salz. Wie ein Schatten taucht das Berberschiff in der Ferne auf. Ich muss sie einfach erreichen! Und plötzlich bricht hinter mir die Hölle los. Eine heiße Lohe weht über mich hinweg. Ich tauche unter. Ich werde von unzähligen kleinen Splittern getroffen. Durch meinen Körper jagen die Schmerzen. Ich brauche mich nicht umzusehen. Ich weiß es. Die Flammen haben die Pulverkammern erreicht.

Und dann muss ich es doch sehen. Hinter mir befindet sich ein flammendes Inferno. Ich halte den Atem an. Alles ist verloren. Ausgelöscht. Mein bisheriges Leben. Weg. Pulverisiert. Ich habe nur mein nacktes Leben gerettet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und nicht einmal das ist sicher. Denn wenn die Piraten keine Lust haben, mich aus dem Wasser zu ziehen, was wird dann? Und auch wenn sie mich aus dem Wasser ziehen? Ich habe nichts mehr. Ich bin so nackt, wie Gott mich schuf. Soll ich aufgeben?

Doch mein Lebenswille ist stärker. Stärker als alles, was man mich bislang gelehrt hat. Ich werde nicht aufgeben. Denn sie haben mich bemerkt. Das Schiff wartet auf mich. Mit letzter Kraft kämpfe ich mich durchs Wasser. Meine Muskeln drohen zu versagen. Ich habe Krämpfe. Immer wieder muss ich innehalten. Mit jedem Krampf werde ich panischer. Unter dem Gejohle der Schiffsbesatzung kämpfe ich mich die letzten Meter heran. Die haben längst bemerkt, dass sich eine nackte Meerjungfrau nähert. Das Schauspiel lässt sich keiner von denen entgehen.

Endlich bin ich am Ziel. Jemand wirft ein Seil mit einer Schlinge zu mir herunter. Nur mit Mühe schaffe ich es, mir die Schlinge, um den Leib zu binden. Dann zieht man mich hoch. Ich falle. Lasse mich fallen. Teils, um meine Blöße zu bedecken, teils um wieder zu Atem zu kommen. Jemand reißt mich hoch. Es wird mir keine Atempause gewährt. Ich stehe nun an Deck des Berberschiffs. Nackt unter lauter wilden Männern.

***

Wie ein gehetztes Tier in einer Falle blicke ich mich um. Allein unter Wölfen, so fühle ich mich. Verzweifelt bedecke ich mit den Händen meine vollen Brüste. Dann fällt mir ein, dass ich ja auch unten herum nackt bin. Ich reiße eine Hand nach unten, um den Zugang zu meiner Grotte zu verdecken. Mit dem anderen Arm decke ich dann mehr recht als schlecht den Busen ab. Da kommt einer von der Seite und schlägt mir die Hand weg. Schallendes Gelächter. Ich möchte im Boden versinken. Was machen die jetzt mit mir? Lauter raue Gesellen. Mörder. Männer, die von wenigen Minuten meinen Vater getötet haben. Die Schiffsbesatzung hingemetzelt haben. Was werden die wohl mit mir machen?

Nackt. Schwach. Wehrlos. Hilflos.

Ich weiß es genau. Sie werden jeden Moment über mich herfallen. Für sie bin ich Beute. Wie das Gold, das sie aus den Laderäumen der Agamemnon geraubt haben. Ich bin für die nur eine weiße Hure. Es wird geschehen. Ich bin mir sicher. Sie werden über mich herfallen. Einer nach dem anderen. Sie werden mir die Beine auseinanderreißen. Andere werden mich festhalten. Und dann werden sie mir meine Jungfräulichkeit rauben. Und wenn sie sich dann ausgetobt haben, dann werden sie mich mehr tot als lebendig über Bord werfen.

Ich habe mich falsch entschieden! Ich hätte an Bord der Agamemnon bleiben sollen. Bei meinem Vater. Dann hätte ich es schon hinter mir.

Und es geht schon los. Ich versuche, meinen Körper so hart zu machen wie einen Kiesel. Sie betatschen mich. Zwicken mich in die Brüste. Grapschen in meinen Unterleib. Zupfen an meinen Schamhaaren. Ich kauere mich zusammen, versuche mich, irgendwie vor den aufdringlichen Händen zu schützen. Doch es ist vermutlich zwecklos, sich zu wehren. Ich bete leise, es möge schnell vorbei sein.

So hätte ich mir mein erstes Mal wahrlich nicht vorgestellt. Plötzlich ein lauter Ruf. Die Hände verschwinden. Ich sehe hoch. Recke stolz mein Kinn empor. Ich versuche nicht mehr, meine Nacktheit zu bedecken. Welchen Sinn hätte es? Irgendeine Stelle bliebe immer entblößt. Es ist eben so, wie es ist. Meine Würde versinkt dort drüben. Die Situation ist jetzt eine andere. Es ist keine Zeit für Schamhaftigkeit. Denn es geht um nichts weniger als um mein Leben. Und das liegt in den Händen dieses Mannes.

 Er hat den lauten Befehl gegeben. Er muss der Anführer sein. Ich spüre förmlich, wie sein Blick meinen nackten Körper in Augenschein nimmt. Er erforscht mich. Jeder Zentimeter meiner nackten Haut wird genauestens erkundet. Keine Intimität bleibt ihm verborgen. Diesem harten, durchdringenden Blick. Was ist das für ein Mann? Er ist groß. Gut 1,80 Meter. Wenn nicht größer. Dunkle, wettergegerbte Haut. Ein langer Bart und dann dieses kantige Gesicht. Diese stechenden Augen. Ich versuche, seinem Blick standzuhalten. Doch ich schaffe es nicht. Seinen Kopf ziert ein großer Turban mit einem funkelnden Schmuckstück in der Mitte. Aber dann ändern sich meine Gedanken. Dieser Körper! Ich erinnere mich noch an die wollüstigen Gespräche mit Marie. Wie sie mir von ihren angeblichen Sexabenteuern vorgeschwärmt hat. Damit hatten wir uns gegenseitig aufgegeilt und es uns dann besorgt. Wie viel war davon Dichtung? Wie viel war davon Wahrheit? Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich. Dieser Mann hier ist Realität. Er trägt ein weit geschnittenes, ärmelloses Hemd. Ich kann fast seine ganze nackte Brust sehen. Ich bewundere seine Muskeln. Schwarzes Brusthaar kräuselt sich über seiner dunklen Haut. Seine Arme sind kräftig. Was für ein Bizeps! Ich verdränge den Gedanken, den ich nicht denken darf. Nicht denken will.

Wie es wohl mit ihm wäre? Sich ihm hingeben?

Da unterbricht einer der Piraten die angespannte Stille.

»Herr. Deine Mannschaft möchte dir einen Vorschlag machen.«

»Sprich Ibrahim. Ihr habt tapfer gekämpft. Wenn es in meiner Macht steht, dann werde ich Euch Eure Bitte erfüllen.«

Obwohl es warm ist, beginne ich plötzlich zu zittern. Ich ahne, um was für einen Gefallen es da geht. Es geht um mich. Die schachern hier um mich.

»Seht Herr, was für einen schönen Fisch wir da an Deck gezogen haben. Eine Dienerin, eine Hafenhure irgendeines Offiziers von diesem Schiff der Ungläubigen. Allah hat sie uns retten lassen, damit wir Freude mit ihr haben. Bitte überlasst uns dieses schöne weiße Fickfleisch, damit wir uns mit ihr vergnügen können.«

Das hatte ich befürchtet! Unbewusst weiche ich zurück. Niemand hält mich. Plötzlich stoße ich an etwas Hartes. Es ist die Reling. Hier ist der Weg schon wieder zu Ende. Was bleibt mir? Ich möchte leben! Aber um welchen Preis? Mich diesen dreckigen Mördern hingeben? Meine Beine für jeden dieser stinkenden Hurenböcke breitmachen? Um dann in einem Hurenhaus in Algier zu landen, bis ich dort zugrunde gehe? Oder lieber gleich ein Ende machen? Hier und jetzt. Ich könnte über Bord springen. Dann Wasser schlucken und mich untergehen lassen. Besser der Tod, als so zu leben. Während ich noch abwäge, was ich will, tritt der Anführer zu mir heran. Packt mich an der Schulter. Ein grober fester Griff. Es ist die Schulter, an der ich beim Untergang des Schiffes von Trümmern getroffen wurde. Tränen schießen in meine Augen. Unwillkürlich schreie ich auf. Es tut weh, aber der Griff lockert sich nicht.