Die verbotene Ehefrau | Erotischer Roman - Lucinda McShannon - E-Book

Die verbotene Ehefrau | Erotischer Roman E-Book

Lucinda McShannon

5,0

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 168 Taschenbuchseiten ... Gregor von Steinebach hat alles, was ein Mann sich nur wünschen kann: eine nymphomanische Verlobte, eine steile Karriere als Jurist, eine Sekretärin, die auch sexuell keine Wünsche offen lässt, und dazu seine fast unerschöpfliche Manneskraft. Doch für Gregor gibt es nur eine Frau, die für ihn unerreichbar scheint - weil sie seine Schwester ist! Doch dafür müsste er ein eisernes Tabu brechen. Noch hat er nicht den Mut dazu, doch dann kommt es zu einer überraschenden Wendung ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 205

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Impressum:

Die verbotene Ehefrau | Erotischer Roman

von Lucinda McShannon

 

Lucinda McShannon wurde 1980 im irischen Cork geboren. Sie besuchte Internate in Hastings und am Bodensee sowie Hotelfachschulen in Basel und Garmisch-Partenkirchen. In dieser Zeit schrieb sie bereits Romantikromane sowie erste Erotikerzählungen unter Pseudonym. Ab 2002 arbeitete sie als Hotelfachfrau in Prien/Chiemsee. Nach der Entdeckung ihrer Bisexualität und Erotiksucht begann sie eine Psychotherapie, die sie aber bald abbrach. Seit ihrem Umzug nach München arbeitet sie im Management eines großen Hotels. Das erotische Schreiben ist nach wie vor ihr Hobby.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © 4 PM production @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964777782

www.blue-panther-books.de

1. Zwischen zwei Frauen

»Nun mach schon, du alte Eule!« Gregor von Steinebach fluchte vor sich hin. Wozu fuhr man eigentlich einen teuren Sportwagen, wenn man damit kein bisschen schneller vorwärtskam als die »alte Eule«, die im klapprigen alten Kasten vor ihm am Steuer saß?

Er war schon spät dran und überlegte, ob er den Mittleren Ring verlassen und einfach quer durch die Münchner Innenstadt nach Milbertshofen hinausfahren sollte, wo Gisa schon auf ihn wartete. Doch der Altstadtring, den er dann nehmen musste, war eigentlich noch anfälliger für Staus. Er war einfach wieder mal zu lange bei seiner Schwester in Pullach geblieben.

Nicht dass Valerie sich in diesem mondänen Vorort im Münchner Süden eine Wohnung hätte leisten können – sie machte dort für einige Zeit House-Sitting. Sie hatte ansonsten nur ein kleines Zimmer mit Dusche und Kochnische in einem der alten Arbeiterviertel rund um den Schlachthof, aber in ihrem großen Bekanntenkreis gab es genügend Leute, die eine große Wohnung oder ein Haus in der Umgebung Münchens besaßen. Wenn jemand von denen verreiste, musste sich irgendwer um Haus und Garten, Katze oder Oma kümmern, und damit hatte Valerie sich einen guten Namen gemacht.

Sie wurde oft weiterempfohlen und hatte dadurch einen »Kundenkreis« aus Ärzten, Anwälten und professionellen Schauspielern. So hatte sie oft luxuriöse Wohnungen von zweihundert oder mehr Quadratmetern zur Verfügung, empfing berufliche Post unter eindrucksvollen Adressen und bekam auch noch Geld dafür. Manchmal beneidete Gregor seine drei Jahre ältere Schwester um ihre Lebensklugheit und ihre Unabhängigkeit, und auf jeden Fall bewunderte er sie dafür.

Zurzeit versorgte sie die Wohnung und die beiden Windhunde eines Prominenten-Zahnarztes, der mit seiner derzeitigen Gespielin für drei Monate an der Côte d’Azur weilte, weil halt der größte Teil seiner Patienten den Frühling dort verbrachte. Ein Glück für Valerie, denn sie konnte nicht nur von einem großen Panoramafenster ins üppige Grün des Isartals blicken, sondern hatte es auch nicht weit bis zum Bavaria-Gelände am Geiselgasteig, wo sie zurzeit als Statistin und als Darstellerin kleinerer Rollen jobbte. Bei ihrem guten Aussehen hatte sie keine Schwierigkeiten, immer wieder etwas zu finden. Und die ganz große Rolle, die stand auch kurz bevor, dessen waren sie beide sich sicher.

Die Lücke vor seinem Wagen wurde langsam größer, und er ließ ihn langsam voran rollen, wobei er der Versuchung widerstand, auf die linke Kolonne hinüberzuwechseln. Dort waren schon drei Fahrzeuge an ihm vorbeigefahren.

Als er wieder stand, sank seine linke Hand langsam vom Lenkrad auf den Oberschenkel. Unter dem Stoff lag ein dickes, fleischiges Rohr warm und pochend auf seinem Bein. Merkwürdig, dass ihn immer gewisse Fantasien überkamen, wenn er Valerie besucht hatte. Natürlich, sie war ziemlich attraktiv und bewegte sich in seiner Gegenwart, wie wenn sie allein wäre. Heute hatte sie nur ein T-Shirt und eine dünne, luftige Hose getragen, ganz in Weiß und nichts darunter, und statt des schwarzen Dreiecks hatte es nur rosa durchgeschimmert. Sie genierte sich nicht vor ihm. Er war ja nur ihr Bruder, den sie von klein auf kannte und vor dem sie nie eine Scheu gehabt hatte. Schon in Zeiten der Pubertät hatte er ihr so manch heftige Erregung zu verdanken gehabt, die er nicht verbergen konnte, aber sie beide waren ja geübt im Ignorieren. Er hätte es heftig von sich gewiesen, wenn jemand behauptet hätte, es gäbe eine erotische Verbindung zwischen ihm und seiner Schwester. Ihre Selbstbefriedigung verbargen sie nicht voreinander, aber das bedeutete nicht mehr als etwa das gemeinsame Zähneputzen.

Dieser Gewissheit widersprachen seine Fantasien manchmal. Er stellte sich ihre nackte, sauber mit Wachs enthaarte Möse vor, und kaum war das Bild in seinen Gedanken, da begann er schon, sie zu lecken – er lag auf dem Bauch, den Kopf zwischen ihren seidig glatten Schenkeln, küsste zärtlich ihre Schamlippen, wurde wilder, vergaß sich, saugte sich fest. Ihr Fleisch rieb sich an seinen Wangen und Ohren, ihr Schoß bockte gierig, als wollte sie nicht nur seine Zunge, sondern sein ganzes Gesicht in sich einsaugen. Sein Schwanz rieb sich zugleich am Stoff seiner Hose und verlangte drängend danach, am Geschehen beteiligt zu werden.

Er nahm sich zusammen und versuchte, seine Erektion zu ignorieren. Er war ja auf einer Stadtstraße und nicht auf der Autobahn, wo er sich bei schwachem Verkehr manchmal beim Fahren vorsichtig mit einer Hand Erleichterung verschaffen konnte. Er hatte ja immer eine Packung trockene Kondome dabei, die er rasch auf einem Pausenplatz überziehen konnte. Er wollte schließlich keine Flecken in der Hose haben, wenn es ihm kam. Hier im städtischen Stau konnte sich allerdings jederzeit jemand zu dicht an ihm vorbeidrängen und sehen, was er da machte.

Er seufzte und hantierte am Radio herum, fand aber keinen Sender, dessen Musik ihm gefiel. Der Verkehr setzte sich jetzt zum Glück auch wieder in Bewegung. Immerhin konnte Gregor schon im Schritttempo fahren. Fünf Minuten später sah er die Ursache für den Stau: Auf der Gegenfahrbahn war ein LKW ausgebrannt, und alle waren ganz langsam daran vorbeigefahren, um möglichst viel Sensationelles zu sehen. Manch ein Fahrer fotografierte sogar mit dem Handy.

Er widerstand der Versuchung, jetzt das Tempo aufzudrehen – mit etwas Glück konnte er auch so noch pünktlich sein. Gisa würde ihm auf alle Fälle Vorwürfe machen, weil er wieder bei seiner Schwester gewesen war. Daran störte sie sich immer. Ihre unbegründete Eifersucht ging ihm auf die Nerven und machte ihm manchmal sogar Angst. Gisa neigte zu irrationalen, übertriebenen Reaktionen, ganz aus heiterem Himmel, und irgendwann würde es zwischen ihr und Valerie zu einem großen Knall kommen, in dem er Stellung beziehen und sich entscheiden musste. Er war nicht sicher, ob die Entscheidung wirklich zu Gisas Gunsten ausfallen würde.

Valerie bedeutete ihm nun mal sehr viel, und heute hatte er ihr aufregend gute Neuigkeiten zu berichten gehabt.

Valerie war zwar lediglich seine Schwester, spielte in seinem Leben aber eine wichtige Rolle. Vielleicht war es sogar die Hauptrolle, dachte er, und dann war Gisas Eifersucht zum Teil verständlich. Aber was konnte er machen? Er hatte oft das Gefühl, zwischen zwei auf unterschiedliche Weise starken Frauen zu stehen, zwei attraktiven, beide auf ihre Art sehr sexy Frauen. Dass es zwischen den beiden oder zwischen ihnen dreien irgendwann zum »großen Knall« kommen musste, war offensichtlich, aber er tat alles, um dieses Ereignis in eine ferne, nebulöse Zukunft zu verbannen.

Gisa, die sich gelegentlich als »seine Verlobte« bezeichnete, war eine eher eifersüchtige Person, die ihn am liebsten ganz für sich allein gehabt hätte. Sie war schwer zu durchschauen, ihre Reaktionen schienen kaum berechenbar. Manchmal zeigte sie ihre Eifersucht deutlich, bei anderen Gelegenheiten gab sie sich überraschend großzügig – vor allem, wenn sie sich einen eigenen Vorteil dabei ausrechnete. Von ihm erwartete sie hingegen bedingungslose Toleranz in der Partnerschaft, weil bei ihr angeblich jede Art von eigenem Fremdgehen »geschäftlich bedingt« war. Insofern musste sie ihr Geschäft sogar als gut gehend betrachten, zumal sie es verstand, nicht ihren Körper, sondern Kunstwerke zu verkaufen. Im Grunde war sie eine Nymphomanin, die nur kaschieren wollte, dass sie ohne ihren täglichen Sex nicht leben konnte.

Er wusste nicht einmal, ob sie ihn selbst liebte oder eher die Karriere, die er als Jurist bei einer großen Versicherungsgesellschaft machte. Seine Zweifel waren in letzter Zeit gewachsen. Wenn Gisa eines geil fand, dann war es Erfolg, und davon hatte er zurzeit eine Menge. Damit zog er zugleich sie aus ihrem früheren Milieu mit hoch, denn durch ihn bekam sie so manche Kontakte mit Leuten, die sich für Kunst interessierten oder dies vorgaben. Sie merkte aber nicht einmal, dass er sie auf diese Weise förderte. Sie hatte zugleich ein zwiespältiges Verhältnis zu seinem Beruf und wusste seine Arbeit nicht zu schätzen. Nur eben das, was finanziell dabei herauskam.

Eigentlich hieß Gisa schlicht Gisela Schmitz, hatte sich aber den Künstlernamen Gisa Marie Waldhausen zugelegt, das klang deutlich besser, fand sie. Nun, damit hatte sie sicher recht. Der Name Gisela Schmitz passte nicht zu einer Künstlerin, die eine kleine Galerie besaß und den Ehrgeiz hatte, in Zukunft nicht nur eine bekannte Malerin zu sein, sondern zugleich auch zu den führenden Münchner Galeristinnen zu aufzusteigen. Der kleine Laden in Milbertshofen war ein bescheidener Anfang, aber angesichts dessen, was sie vorhatte, doch ein wenig lächerlich. Das würde er ihr allerdings so nicht sagen können.

Er war überrascht, als er in die kleine Straße einbog, in der sie wohnte. Er war die letzten zehn Minuten beinahe automatisch gefahren, während er seinen Gedanken nachging, und hatte nicht auf den Verkehr geachtet. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. Nicht auszudenken, wenn ihm jemand vor die Räder gelaufen wäre!

Er hielt vor dem ausgebauten Einfamilienhaus, in dessen Anbau, einem ehemaligen Wohnzimmer mit Wintergarten, Gisas Galerie war. Ein Plastikschild am Zaun wies auf »Das kleine Versteck« hin – ein Name, der eher eine Nachbarschaftskneipe oder einen Privatpuff vermuten ließ. Er hatte ihr schon mehrfach Vorträge über Marketing gehalten, doch sie blockte jedes Mal ab. Davon habe er als Versicherungsmensch keine Ahnung, hatte sie gesagt. Er hatte sich oft über ihre Unbelehrbarkeit, die manchmal an Arroganz grenzte, geärgert. Eigentlich verachtete sie seinen Beruf. Dabei war er Jurist und kein Hausierer, wie sie ihn mal im Streit genannt hatte.

Andererseits bildete sie eine gewisse Triebkraft hinter seiner Karriere. Okay, er hatte sein Studium und später beide Staats­examen mit Bestnoten absolviert, ohne ihr Dazutun, und er war einer der jüngsten Referendare in der bayerischen Staatskanzlei gewesen, aber ohne Gisa wäre er wahrscheinlich in irgendeinem Münchner Anwaltsbüro gelandet und bestenfalls irgendwann Teilhaber geworden. Sie hatte ihn dazu getrieben, in die freie Wirtschaft zu gehen, obwohl er eher auf ein Angebot für den Öffentlichen Dienst gehofft hatte.

Ihre Beziehung zueinander war ein Wechselspiel der Gefühle. Heiße Liebe, heißer Streit. Gisa war ein hochexplosives Weib, in jeder Hinsicht. Manchmal richtete sie mit ihrer Unüberlegtheit einen ziemlichen Schaden an, aber das schien sie nicht sonderlich zu bekümmern. »Künstlernatur« nannte sie das. In seinen Augen war sie eher unfähig, sich mal zusammenzureißen. Manchmal gefiel ihm das, zum Beispiel, wenn es um Sex ging, aber wenn sie sich stritten, ging Gisa häufig zu weit.

Ja, Streit gab es oft, und dabei flogen die Fetzen. Wenn die Versöhnung nicht immer so erstklassig gewesen wäre, hätte er sich längst bei so einer Gelegenheit von ihr getrennt, aber Sex war das, womit sie ihn festhielt. Sie war nicht einfach nur toll oder geil, sie war großartig. Bombastisch. Das Schärfste, was ihm in dieser Hinsicht bisher passiert war.

Sie öffnete die Tür. Offenbar hatte sie auf ihn schon ungeduldig gewartet und wie eine grüne Witwe hinter der Gardine gestanden. Wie sie ihn jetzt im Türrahmen empfing, raubte ihm den Atem.

Sie trug ein blau-weißes Satinmieder mit farblich passenden Strümpfen und weißen Strapsen, dazu ein weißes Schultertuch und einen knappen dunkelblauen Slip. Sie sah echt sexy aus, hatte eine tolle Figur, sorgfältig austariert im besten Fitnessstudio der Stadt. An keiner Stelle war ein Gramm zu viel oder zu wenig.

»Toller Empfang!«, rief er ihr entgegen. »Sieht ja heiß aus! Soll das bedeuten, dass es jetzt gleich einen Quickie gibt?«

Sie winkte ab. »Das heißt, dass in knapp einer Stunde die Ausstellungseröffnung ist. Das ist mein Kostüm, passend zum Thema. Und du bist noch nicht umgezogen. Du wolltest doch den Oberkellner spielen. Wo warst du denn so lange?«

»Im Stau auf dem Mittleren Ring.«

»Das war aber ein ziemlicher Umweg, oder? Warst du schon wieder bei ihr?«

»Ja«, gab er zu. »Wichtige Familiensache.«

»Quatsch. Ihr seid ja nicht mal eine richtige Familie«, wandte sie ein. »Da gibt’s nur dich und deine Schwester, und du bist verdammt oft bei ihr. Manchmal denke ich echt, ihr beide hättet was miteinander, so wie ihr an einander klebt. Du vögelst sie wahrscheinlich heimlich, oder? Was wollte Valerie denn wieder mal so Wichtiges von dir?«

»Ich wollte ihr eine tolle Neuigkeit mitteilen«, sagte Gregor und setzte vorbeugend hinzu: »Und dir natürlich auch.«

Ihr Einwurf, er könnte ein Verhältnis mit seiner Schwester haben, hatte ihm einen Stich versetzt. Ihr Verdacht, er würde mit Valerie schlafen, war völlig absurd. Sie hatte kein Recht, so etwas auch nur zu denken. Sie sollte mal ganz schön vorsichtig sein und diese Behauptung keinesfalls in Gegenwart anderer Leute äußern! Am liebsten hätte er auf der Stelle einen Streit vom Zaun gebrochen, der es in sich gehabt hätte. Heute war ihm aber überhaupt nicht danach, also hielt er sich zurück.

Zwischen ihm und seiner Schwester lief natürlich nichts Sexuelles. Andererseits hatte er sich schon seit Jahren in seinen Träumen und Tagträumen nach einem solchen »Verhältnis« gesehnt, oder wenigstens nach einem kleinen erotischen Erlebnis. Valerie! Sie war bestimmt ganz toll im Bett, und dass sie seine Schwester war, würde den Kick vollkommen machen. Aber das wagte er sich nicht einmal selbst ehrlich einzugestehen.

Er war Gisa ins Haus gefolgt. Der Eingangsbereich und die Wände im Durchgang zur »Galerie«, dem riesigen ehemaligen Wohnzimmer, waren mit Bildern vollgehängt – kleine, geschmackvolle Skizzen oder schwülstige Gemälde, allesamt mehr oder weniger erotisch – vom kunstvollen Aktbild bis hin zu fast pornografischen Szenen.

Jetzt fiel es ihm ein: Heute eröffnete sie ja ihre Ausstellung »München erotisch«, mit eigenen und zahlreichen fremden Bildern. Es sollten geladene Gäste, Prominenz aus Film, Fernsehen, Gastronomie und sonstiger Halbwelt kommen. Das hoffte sie wenigstens. Die festen Zusagen beschränkten sich auf drei oder vier nur halbwegs bekannte Namen.

Presse war ebenso eingeladen wie einige der Spießer aus der Nachbarschaft. Diese hatten die »ehrenvolle« Aufgabe, sich in Leserbriefen oder Fernsehinterviews mit Entrüstung zu äußern. Man würde sie nicht einmal dazu auffordern müssen. Ihre Empörung würde dann die richtigen Leute auf die Ausstellung aufmerksam machen. So dachte sie sich das. Sie sah ihre kleine Galerie als größer und wichtiger an, als sie war, und sie konnte sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass andere sie hinter vorgehaltener Hand immer nur »die Wohnzimmergalerie« nannten. Ihre Unbedarftheit in diesen Dingen würde sie eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen.

Gregor hatte Gisa vor ein paar Tagen angeboten, ihr bei den Vorbereitungen zu helfen, aber das hatte sie mit einem Achselzucken abgetan. Möglicherweise hatte sie es trotzdem von ihm erwartet. Hätte er vielleicht doch früher kommen sollen? Bei ihr wusste man nie, was man richtig oder falsch machte.

»Und was ist das für eine Neuigkeit?« Sie fuhr zu ihm herum. Die Bewegung, die hauptsächlich aus den Hüften heraus geschah, ließ ihre Brüste beben, gerade noch vom Mieder im Zaum gehalten.

Am liebsten hätte er sie auf der Stelle gegriffen und die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer getragen. Sie machte aber einen nervösen Eindruck, und wenn in einer Stunde schon die Ausstellungseröffnung war, dann hatte sie garantiert Lampenfieber.

»Eine Beförderung«, sagte er. »Du kannst ab sofort Herr Direktor zu mir sagen.«

»Oh. Und wie drückt sich das im Gehalt aus?«

Er ärgerte sich über diese Frage. Natürlich bekam er mehr Gehalt, aber musste sie denn immer gleich alles in Geld umrechnen? Sie konnte sich nie ganz normal freuen, einfach so. Es gab doch noch eine Menge andere Annehmlichkeiten, die mit so einer Beförderung verbunden waren: das Ansehen in der Firma, die veränderte Arbeitssituation, die eigene Sekretärin, das schönere und größere Büro und der außerberufliche, gesellschaftliche Rahmen derer, die in der Chefetage residierten.

»Es gibt etwas mehr«, sagte er nur und verschwieg die Leistungsprämien, sonst hätte sie ihn ständig gedrängt, mehr zu »leisten«. Dabei verstand sie überhaupt nichts von dem, was er machte, und es interessierte sie wohl auch nicht.

»Na ja«, sagte sie nur, »du stehst ja auf dem neuen Posten erst am Anfang. Du wirst es schnell schaffen, dich da unentbehrlich zu machen, und das zahlt sich dann aus.« Es war ein Gemeinplatz, bloßes Gerede, denn sie konnte sich die Wirklichkeit in der Arbeitswelt offensichtlich nicht einmal vorstellen. Hatte sie überhaupt jemals einen Job gehabt?

Plötzlich trat ihr der Schalk in die Augen. »Ich wollte dir gerade einen Kaffee machen«, erklärte sie, »aber soeben hast du etwas von einem Quickie geredet. Wir haben leider nur Zeit für eins von beidem.«

»Dann nehme ich den Quickie«, sagte er grinsend. »Kaffee macht zu viele Umstände. Und heute Abend will ich noch einen ausgiebigen Nachschlag. Ich hätte eigentlich eine Flasche Champagner mitbringen und morgen erst mittags ins Büro fahren sollen.«

»Ach, komm!« Sie hakte einen Finger hinter seinen Hosengürtel und zog ihn mit einem Ruck in die Mitte des Ausstellungsraumes, in dem bereits vier runde Stehtische mit Getränken bereitstanden. Er umarmte und küsste sie, und zusammen sanken sie zu Boden.

»Gut, dass du immer so weite Hosen trägst«, keuchte Gisa. »Diese engen Jeans, wie die meisten Kerle sie anhaben, gehen immer so schwer auf. Oh, du bist ja schon richtig schön steif!«

»Dafür sind weite Hosen schließlich da«, scherzte Gregor. »Jedenfalls hat man den nötigen Platz darin.« Er genoss es, wie Gisa jetzt seinen Schwanz in die Hand nahm und ins Freie holte.

Sie hockte sich hastig über ihn, als sei sie kurz davor, sexuell zu verdursten, schob den Schritt ihres Höschens einfach nur zur Seite und ließ ihre immerfeuchte Möse mit einem Ruck über seinen Steifen gleiten. Ohne weitere Vorbereitungen begann sie, ihn zu reiten.

»Oh, bist du nass! Das tut gut!«, seufzte er. »Oh Mann! Leider ist die Zeit viel zu kurz!« Seine Hände tasteten sich nach oben vor, um nach ihren Brüsten zu greifen, aber sie steckten im Mieder und waren unter den Schalen kaum zugänglich. Verlangend befühlte er den seidigen Stoff, der sich darüber spannte. Er packte jetzt ihre Hüften, um ihre hektischen Bewegungen zu unterstützen, aber sie wäre auch ohne diese Hilfe schneller und schneller geworden. Das Muskelspiel unter dem glänzenden, glatten Material ihres Mieders schenkte ihm einen besonderen Reiz, den er gern viel länger genossen hätte, aber ein Quickie muss nun mal so schnell wie möglich ablaufen, und sie beide waren schon lange auf einen Dreiminuten-Blitzstandard eingespielt.

Natürlich hatten sie auch häufig normalen, meist sehr schönen, ausgiebigen Sex, aber diese Akkordvariante war besonders spannend, wenn sie unter Zeitdruck standen – etwa zu Hause, wenn Besuch erwartet wurde, oder wenn sie knapp davor waren, einen Zug oder ein Flugzeug zu verpassen. Als letzte Patienten im Wartezimmer des Zahnarztes. Bei einem Gewitter im Wartehäuschen eines Linienbusses. Ihnen fiel immer etwas ein, und meistens war es Gisa, die die Idee hatte. Sie liebte es nicht nur hin und wieder auf die extreme Schnelle, sondern auch mit Risiko.

Als er daran dachte, wie sie es vor einiger Zeit einmal im Deutschen Museum im Cockpit eines alten Schulungs-Flugsimulators getrieben hatten, machte ihn die Erinnerung noch heißer, als er schon war. Er versuchte heftige Gegenstöße, sie wurde noch schneller. Sein Schwanz fluppte vorwitzig heraus und schleuderte dabei ein paar Tropfen Mösensaft bis in sein Gesicht. Gisa steckte ihn hastig zurück, ohne dass sie ihr Tempo unterbrach. Ihre Gier duldete keine Unterbrechung. Sie keuchte und fiepte, die Töne steigerten sich mit ihrer Lust.

»Komm, komm!«, röchelte sie. »Spritz mich voll! Mach schon, jetzt, schnell!«

Er war machtlos und konnte sich nicht mehr halten. Sein Schwanz explodierte schon Sekunden später in ihrer Hitze und badete sofort in heißer, klebriger Nässe. Es läutete an der Tür.

»Hab ich doch richtig gehört: Da war ein Taxi draußen!« Sie drehte den Kopf in Richtung Tür und rief: »Ich komme!«

Das tat sie. Und dann eilte sie hinaus. Gregor wischte hastig mit dem Taschentuch über die Tropfenspur, die sie auf dem Boden hinterließ.

Typisch Gisa.

2. Jetzt bin ich der Chef!

Es war der Personaldirektor Alexander Müller-Reifenstein persönlich, der Gregor am Tag darauf in die elfte Etage im modernen Schwabinger Hochhaus der Versicherungszentrale geleitete. Hier lag Gregors künftiges Büro, hier wartete seine neue Sekretärin – zum ersten Mal eine Angestellte, die nur für ihn zuständig war, nur seine Termine, nur seine Unterlagen verwaltete, für ihn Mails und Briefe schrieb, seinen Kaffee kochte.

Zuerst fiel Gregor die angenehme Stille auf. Hier ging man nicht auf Parkett, hier schwebte man auf dicken Teppichen. Er hatte zwar in den letzten Wochen öfter hier zu tun ge­habt, und das Gefühl, ein »Heiligtum« zu betreten, hatte sich ein wenig relativiert, aber die plötzliche Erkenntnis, dass dies jetzt »seine« Etage war und dass er mit den Direktoren – den anderen Abteilungsdirektoren – auf einer Stufe stand, ließ ihn alles besonders intensiv wahrnehmen und versetzte ihn in Hochstimmung. Er gehörte jetzt zu denen »da oben«!

Über ihnen, im zwölften Stockwerk, gab es nur noch die Vorstandsverwaltung. Der eigentliche Vorstand war in einer Jugendstil-Villa am Rand des Nymphenburger Schlossparks untergebracht, dort, wo eine einzige Monatsmiete das Jahresgehalt eines mittleren Angestellten kostete.

Er hatte mal davon geträumt, sich irgendwann mit Gisa hierher in die elfte Etage einzuschleichen und auf diesem herrlichen Teppichboden mit ihr Liebe zu machen. Daran hinderten ihn nur die zahlreichen Überwachungskameras, die zwar Gisas Begeisterung geweckt, seiner eigenen Karriere aber geschadet hätten.

Als Gregor jetzt hinter Müller-Reifenstein das Vorzimmer betrat, erhob sich eine junge, schlanke Frau hinter dem Schreibtisch, wo sie offenbar etwas vom Boden aufgehoben hatte. Ihr langes, offen getragenes Haar war ein wenig zerzaust, und ihr überraschter Blick machte sie besonders sexy. Gregor fand ihre schmale, fast knabenhafte Gestalt im schwarzen Hosenrock und streng gebügelter weißer Bluse verdammt attraktiv.

»Ah, Herr von Steinebach!«, sagte sie mit einem Lächeln. »Willkommen an Bord!« Sie streckte ihm eine schlanke Hand entgegen und schenkte ihm einen rehbraunen Augenaufschlag.

Es wirkte ein wenig burschikos, und Müller-Reifenstein runzelte die Stirn. Gregor sah ihm an, dass er gern selbst die Vorstellung übernommen hätte. Das holte er wenigstens teilweise nach, indem er sagte: »Das ist Frau Keyser, die sich hier um alles kümmern wird. Sie ist eine sehr tüchtige, zuverlässige und verschwiegene Fachkraft. Sie können sich in jeder Hinsicht auf sie verlassen.«

Sie lächelte ihn an. Es wirkte bezaubernd, so als meinte sie ihn persönlich damit und nicht nur den neuen Chef. Verlegen nickte Gregor ihr zu und folgte Müller-Reifenstein in sein künftiges Büro.

Der Raum wirkte mehr als großzügig. Er befand sich in einer Ecke des Gebäudes und hatte große Fenster zu zwei Seiten. Der Schreibtisch stand schräg in deren Winkel und hatte die Größe einer Kirchentür. Der Bildschirm eines PCs stand auf einem kleinen Beistelltisch, damit nichts die polierte Mahagonifläche störte außer einem dezenten Ikebana-Gesteck im Südostwinkel der Tischplatte.

Es gab noch eine moderne Sitzecke neben einem der Fenster, durch das man auf zwei benachbarte Hochhäuser und dazwischen auf das erfrischende Grün des Englischen Gartens blicken konnte. Das getönte Glas dämpfte die grelle Intensität der Sonne. Der übrige Raum wirkte fast leer und war sicher groß genug für eine Stehparty mit dreißig Leuten.

An einer der Innenwände gab es neben der Tür eine Liege in Form einer französischen Chaiselongue – Empire-Stil – und an der anderen Wand diente ein Edelholzschrank im spanischen Barock als Tresor und Hausbar, wie Müller-Reifenstein erklärte.

»Sie können mir einen Cocktail anbieten«, schlug er vor.

Gregor trat auf den Schrank zu, aber Müller-Reifenstein hob die Hand. »Ich sprach von anbieten«, sagte er. »Nicht machen. Sie haben an der Tischkante Ihres Schreibtisches einen dezenten Knopf. Drücken Sie mal.«

Gregor trat mit ein wenig Befangenheit hinter seinen Schreibtisch, fand den Knopf und drückte. Zwei oder drei Sekunden später stand die Sekretärin in der Tür. »Sie wünschen?«

»Könnten Sie bitte für Herrn Müller-Reifenstein und mich einen Cocktail machen?«, bat er. »Nehmen Sie sich auch einen.«

»Nennen Sie mich einfach Kelly«, gab sie zurück. »Ich selbst nehme mir keinen, weil sich das in Anwesenheit eines Besuchers nicht gehört. Ihrer Sekretärin dürfen Sie in so einer Situation nichts anbieten, das ist ein Stilbruch.«

Müller-Reifenstein lachte dezent über Gregors offenbar verdutztes Gesicht. »Da haben wir’s«, meinte er amüsiert. »Das ist jetzt Ihr Büro, Herr von Steinebach, und ich bin Besucher.« Er drehte sich zu Kelly um. »Mir bitte einen ›Manhattan Perfect‹, für Herrn von Steinebach besser einen ›Tequila Sunrise‹. Schließlich geht für ihn hier die Sonne auf.« Er kicherte über seinen Scherz, und Gregor lächelte pflichtgemäß.