Die Verletzlichen - Sigrid Nunez - E-Book + Hörbuch

Die Verletzlichen Hörbuch

Sigrid Nunez

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Beschreibung

Als eine gute Freundin der namenlosen Erzählerin in Kalifornien strandet, erklärt sie sich bereit, sich um deren Wohnung in New York zu kümmern – samt temperamentvollem Papagei. In der Wohnung trifft sie auf einen jungen Mann, der noch ganz am Anfang seines Lebens steht und vor den Erwartungen seiner Familie Zuflucht sucht. Gemeinsam gehen die beiden mit dem Papagei durch eine bewegte Zeit. Sigrid Nunez’ neuer Roman erzählt davon, was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst kleine Gesten der Fürsorge bewirken können.

Ein großes Buch über Nähe und Innigkeit in unwägbaren Zeiten, und ein hinreißender Roman über die Kunst des Schreibens selbst. 

»Eine begnadete Autorin.« Der Spiegel.

»Urkomisch und zutiefst nachdenklich.« TIME.

»Mit ihrem Witz, ihrer stilistischen Brillanz und ihrer Furchtlosigkeit, mit der sie die großen Fragen unseres Lebens adressiert, hat sich Sigrid Nunez eine große Leserschaft erschrieben.« Denis Scheck.

»Sigrid Nunez schmuggelt tiefgründige Reflexionen über Schmerz und Verlust in einen hinreißenden Roman von trügerischer Leichtigkeit.« NYT.

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Zeit:5 Std. 9 min

Sprecher:Vera Teltz

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Über das Buch

Als eine gute Freundin der namenlosen Erzählerin in Kalifornien strandet, erklärt sie sich bereit, sich um deren Wohnung in New York zu kümmern – samt temperamentvollem Papagei. In der Wohnung trifft sie auf Giersch, einen jungen Mann, der noch ganz am Anfang seines Lebens steht und vor den Erwartungen seiner Familie Zuflucht sucht. Gemeinsam gehen die beiden mit dem Papagei durch eine bewegte Zeit. Sigrid Nunez’ neuer Roman erzählt, was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst alltäglichste Akte der Fürsorge bewirken können. Ein großes Buch über Nähe und Innigkeit in unwägbaren Zeiten und ein hinreißender Roman über die Kunst des Schreibens selbst.

Über Sigrid Nunez

Sigrid Nunez ist eine der beliebtesten Autorinnen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für ihr viel bewundertes Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Für »Der Freund« erhielt sie den National Book Award und erreichte international ein großes Publikum. Auch ihr Roman »Was fehlt dir« wurde zum Bestseller. Im Aufbau Verlag sind von ihr außerdem »Sempre Susan. Erinnerungen an Susan Sontag« und »Eine Feder auf dem Atem Gottes« erschienen. Sigrid Nunez lebt in New York City. 

Anette Grube ist die Übersetzerin von Arundhati Roy, Vikram Seth, Chimamanda Ngozi Adichie, Mordecai Richler, Yaa Gyasi, Kate Atkinson, Monica Ali, Richard Yates und vielen anderen. Sie lebt in Berlin.

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Sigrid Nunez

Die Verletzlichen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Anette Grube

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Motto

Teil EINS

Intermezzo

Teil ZWEI

Der gefeierte Romanschriftsteller

Stolzer Autor

Noch schlimmer

Dank

Impressum

Hinter allem befindet sich … eine gewisse Eigenschaft, die wir Kummer nennen können.

JAMES SAUNDERS, Ein Eremit wird entdeckt

Das Leben ist nicht das, was man erlebt hat, sondern woran man sich erinnert und wie man sich erinnert, um es zu erzählen.

GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ, Leben, um davon zu erzählen

Wie offenbart man sich, ohne um Liebe oder Mitleid zu bitten?

MARGO JEFFERSON, Seminar zur Entstehung von »Negroland«

Teil EINS

»Es war ein launischer Frühling.«

Ich hatte das Buch vor langer Zeit gelesen, und abgesehen von diesem Satz erinnerte ich mich an fast nichts mehr. Ich hätte Ihnen die Personen nicht nennen können, die in dem Buch auftraten, oder was mit ihnen geschah. Ich hätte Ihnen nicht (oder erst später, nachdem ich nachgesehen hatte) sagen können, dass das Buch im Jahr 1880 begann. Nicht, dass es von Bedeutung war. Nur in meiner Jugend glaubte ich, dass ich mich an alles erinnern musste, was in jedem Roman passierte, den ich las. Jetzt kenne ich die Wahrheit: Wichtig ist, was man während des Lesens erlebt, die Gefühlszustände, die eine Geschichte hervorruft, die Fragen, die einem dazu einfallen, und nicht die fiktionalen Ereignisse, die geschildert werden. Das sollten sie einem in der Schule beibringen, aber sie tun es nicht. Stattdessen liegt der Schwerpunkt immer auf dem, woran man sich erinnert. Wie sonst sollte man eine Kritik schreiben können? Wie eine Prüfung bestehen? Wie einen Abschluss in Literaturwissenschaft erlangen?

Mir gefällt der Autor, der zugab, dass er sich nach der Lektüre von Anna Karenina nur an einen Picknickkorb mit einem Glas Honig darin erinnerte.

Was mir all die Zeit nach der Lektüre von Die Jahre im Gedächtnis blieb, war der Anfang, dieser erste Satz, gefolgt von einer Beschreibung des Wetters.

Keinesfalls ein Buch mit dem Wetter beginnen ist eine der ersten Regeln des Schreibens. Ich habe nie verstanden, warum nicht.

»Abscheuliches Novemberwetter« lautet der dritte Satz von Bleak House. Anschließend schreibt Dickens bekanntermaßen ausführlich über Nebel.

»Es war eine dunkle und stürmische Nacht.« Ich habe nie verstanden, warum dieser Satz allgemein (ich weiß nicht mehr für wen: noch etwas zum Recherchieren) als der schlechteste Anfang eines Romans gilt. Geschmäht, weil er belanglos und zugleich zu melodramatisch ist.

(Ursprünglich von Edward Bulwer-Lytton. In einem Buch mit dem Titel Paul Clifford, 1830. Andere nach ihm, spöttisch, am denkwürdigsten Ray Bradbury, Madeleine L’Engle und Snoopy.)

Phantasielos war das Wort, mit dem Oscar Wilde Leute charakterisierte, für die das Wetter ein Gesprächsthema war. Selbstverständlich war zu seiner Zeit das Wetter – insbesondere das englische Wetter – langweilig. Nicht das wesentlich unberechenbarere, oft apokalyptische Ereignis, von dem Menschen heute überall auf der Welt besessen sind.

Wichtig ist jedoch der Hinweis, dass es kein normaler Nebel – dichter Dunst, eine tief liegende Wolke – war, von dem Dickens sprach, sondern das von der entsetzlichen industriellen Luftverschmutzung in London verursachte Miasma.

Es war ein launischer Frühling.

Jeden Tag machte ich frühmorgens einen Spaziergang. Es war mein größtes Vergnügen in einer vergnügungsarmen Zeit, Tag für Tag den Anbruch einer neuen Jahreszeit zu beobachten: die Magnolien, die Blüten trieben und sie – so schmerzlich bald, so schien es mir jedes Jahr, aber nie so akut wie im Frühling 2020 – wieder abwarfen. Die Kirschblüten, sogar noch schöner – die schönsten, einverstanden –, doch ebenso kurzlebig. Die Narzissen oder Osterglocken, und die knallbunten Tulpen wirkten nahezu wie wilde Münder, die nach Aufmerksamkeit schrien. »Zu erregbar« fand Sylvia Plath einst eine Vase mit »zu roten« Tulpen. Und Rilke: »Einzelne Blumen in den langen Beeten standen auf und sagten: Rot, mit einer erschrockenen Stimme.« Für Elizabeth Bishop sahen die Flecken auf den Spitzen der Hartriegelblüten wie von Zigaretten verbrannt aus. Poeten.

Ist es Zufall, dass die Namen von Blumen auch immer wunderschöne Wörter sind? Rose. Veilchen. Lilie. So attraktive Namen, dass die Menschen sie ihren Töchtern geben. Jasmin. Iris. Ich kannte einmal eine Bulldogge namens Petunie. Eine Katze namens Mimose.

Mir fallen so viele weitere schöne Namen ein: Anemone, Flieder, Azalee. Natürlich muss es Ausnahmen geben. Es gibt immer Ausnahmen. Obwohl ich Phlox nicht besonders schön finde, fällt mir kein einziger wirklich hässlicher Blumenname ein, Ihnen?

Es gibt jedoch andere Pflanzen, wie Unkraut und Kräuter, mit hässlichen Namen wie Giersch. Wir überlegen, ob wir das Baby Giersch nennen wollen. Unsere Zwillinge: Beifuß und Borstgras. Andorn. Wanzenkraut. Wormwood, Wermut: der Name, den C. S. Lewis seinem Neffen in Dienstanweisung für einen Unterteufel gab.

Löwenmaul! Nicht für ein Mädchen, nie, aber ein guter Name für eine Katze.

An manchen Tagen blieb ich lange draußen – bis zu drei, vier Stunden. Ich ging eine Schleife. Von Park zu Park. Da waren die Blumen. Zu Beginn, bevor die Spielplätze geschlossen wurden, fand ich Trost darin, den kleinen Kindern zuzusehen oder auch nur ihre trillernden Stimmen zu hören, während ich auf einer Bank in der Nähe saß. (Ich las nicht, wie ich es zu gewöhnlichen Zeiten getan hätte. Ich hatte die Fähigkeit, mich zu konzentrieren, verloren. Nur die Nachrichten, das Einzige, das ich gern ignoriert hätte, fesselten mich.) Auch den Hunden sah ich gern beim Spielen zu, bevor die Hundeausläufe geschlossen wurden. Wir waren jetzt alle auf den Status von Kindern reduziert. Das waren die Regeln: brich sie und du wirst bestraft, die Privilegien, die dich glücklich gemacht haben, wurden dir genommen. Zum Wohl aller: verstanden. Aber die Hunde – was hatten sie getan?

Selbstverständlich sah ich immer noch viele Hunde, die ausgeführt wurden. Aber mir schien, dass sie verändert waren. Sie wussten, dass etwas nicht stimmte. Die bedrückte Weise, wie sie dahintappten, die Stirn gerunzelt, den Kopf gesenkt. Was haben sie jetzt bloß wieder angestellt, schien jede Stirn zu sagen.

Eine junge Freundin missbilligte, dass ich so viel Zeit im Freien verbrachte.

Du darfst raus, um frische Luft zu schnappen, sagte sie. Aber das heißt nicht, dass du stundenlang herumlaufen darfst.

Aber warum drückte sie es so aus, herumlaufen, als wäre ich eine schrullige, ziellos herumirrende alte Frau.

Ein kurzer Gang um den Block, zum Einkaufen, rein, raus, kein Trödeln. Bleib zu Hause. So lautet die Regel.

Stell dich nicht dumm, sagte sie. Du brichst die Regeln, und das weißt du auch.

Eine Vulnerable, nannte sie mich. Du gehörst zu einer vulnerablen Gruppe, sagte sie. Und du musst dich entsprechend verhalten.

Der Gouverneur von New York, der Mann, der die Regeln aufstellte, sah das wie sie.

Die sozialen Medien befeuerten die Geschichten von Frauen in Quarantäne, die masturbierten, während sie sich seine tägliche Pressekonferenz live im Fernsehen ansahen.

Heute Morgen eine E-Mail von einer Fremden, einer Frau, die sich über etwas, das ich geschrieben hatte, ärgerte. Es ist Schund, sagt sie. Jedes einzelne Wort.

Das kann nur heißen: Ich muss selbst Schund sein.

Wie diese andere Frau vor vielen Jahren, die mich kontaktierte, um ihren Ekel zum Ausdruck zu bringen, weil ich über zwei Figuren geschrieben hatte, die offenbar auf meinen Eltern basierten. Englisch war nicht ihre Muttersprache.

Nur kranke Person tut Mutter und Vater so unrecht, schrieb sie. Dafür Sie hoffentlich bestraft.

Ich mag diese wahre Geschichte über einen Schriftsteller, der eine erfundene Figur nach jemandem gestalten wollte, den er kannte. Er veränderte sie, sie hatte zum Beispiel einen Kurzhaarschnitt statt des Pagenschnitts, den das Vorbild aus dem echten Leben seit der High School trug, und eine Cat-Eye-Brille mit einer auffälligen Schildpattfassung. Obwohl die reale Frau kinderlos war, hatte sie im Buch einen Sohn Mitte zwanzig.

Ein paar Wochen bevor das Buch erschien, hatte die Frau so trockene Augen, dass sie ihre Kontaktlinsen nicht mehr tragen konnte. Als Brille entschied sie sich, unnötig zu erwähnen, für ein Cat-Eye-Modell mit Schildpattfassung. Da sie nicht mehr jung war und ihr Haar ausdünnte und grau wurde, ließ sie sich auf Vorschlag ihres Friseurs die Haare kurz schneiden. Weder der Autor noch sonst jemand im Leben der Frau wusste, dass sie als Teenager ein Kind bekommen und zur Adoption freigegeben hatte. Ausgerechnet jetzt, da er Mitte zwanzig war, beschloss der Sohn, seine leibliche Mutter zu suchen.

Ich habe gehört, dass Tschechow einen Roman mit dem Titel Geschichten aus dem Leben meiner Freunde schreiben wollte. Wahrscheinlich wollten seine Freunde nicht, dass er ihn schrieb.

Eine weitere wütende Nachricht, Anfang der Woche, von einer Person, die nicht gelesen hatte, aber von etwas wusste, das ich geschrieben hatte. So, wie er es verstand – besser gesagt missverstand –, hatte ich einen Professor attackiert, weil er junge Frauen sexuell belästigt hatte.

Wo waren SIE, schrieb diese Person, als eine ÄLTERE FRAU MICH benutzte? Wo waren SIE?

Wo war ich? Wo war ich? Warum nagt diese Frage an mir? Wenn ich erzähle, dass ich versucht bin, ihm zu antworten, sagen alle sofort Tu’s nicht.

Aber nicht alle Fremden, die dieser Tage Kontakt zu mir aufnehmen, sind wütend. Da ist eine Frau aus Albanien, die glaubt, dass ich ein Lieber Herr bin, und sich anerbietet, meine Frau zu werden. Sie wird mich gut lieben, verspricht sie. Sie wird mir das Gefühl geben, ein echter Mann zu sein. (Da fällt mir ein: Warum bekomme ich all die E-Mails mit Angeboten, meinen Penis zu vergrößern, nicht mehr?) Und ungefähr einmal pro Woche eine Voicemail von einer Frau, die ehrenamtlich Anrufe tätigt, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Die Botschaft ist jedes Mal die Gleiche: Gott liebt dich. Gefolgt von einem Bibelzitat.

Und so flattern mir aus unterschiedlichen Winkeln des Kosmos gute und schlechte Wünsche zu. Liebe und Hass.

Unterdessen arbeite ich an einer Umfrage für ein literarisches Symposium und versuche eine Frage zu beantworten, die mir ständig gestellt wird.

Ich kenne Studien mit Zwillingen, von denen ein Zwilling bei der Geburt starb. Die Folge für viele Überlebende waren lebenslange Gefühle des Verlusts, des Schmerzes, der Leere und der Schuld. In einem Fall erzählte ein Mann, der erst als Erwachsener von seinem totgeborenen Zwilling erfuhr, dass er große Erleichterung verspürte. Endlich hatte er eine Erklärung für die schmerzende Leere, die er stets empfand; jede Freude in seinem Leben, gleichgültig wie groß, wurde durch eine Spur Trauer getrübt.

Ich hatte nie einen Zwilling – warum also traf die Geschichte dieses Mannes einen Nerv in mir? Warum fühlte sie sich an wie eine Offenbarung? Etwas fehlt. Etwas ist verloren. Ich glaube, das ist der innerste Kern, warum ich schreibe.

Eine Weile, während derselben Zeit, als ich mich beim Lesen nicht konzentrieren konnte, war ich nicht sicher, ob ich je wieder würde schreiben können – nur eine der vielen Unsicherheiten jenes Frühlings. (Ich kenne keinen Schriftsteller, dem es nicht ebenso erging.) Doch das Gefühl hat überlebt und will nicht weggehen: Ich will wissen, warum ich das Gefühl habe, mein Leben lang zu trauern.

Jede Geschichte, die das Erzählen lohnt, ist eine Liebesgeschichte, sagte jemand, den ich sehr liebte.

Aber das ist nicht diese Geschichte.

Ich erinnere mich an einen Jungen. Er hieß Charles. Blondes, zur Seite gekämmtes Haar. Schmachtlocke. Klein für sein Alter (zwölf, dreizehn) und abstehende Ohren, die ihm in Kombination mit der Schmachtlocke ein etwas komisches Aussehen verliehen. Er hätte das Vorbild für Dennis, der Lausbub sein können.

Ein Junge, ein gewöhnlicher Junge, der eines Tages besessen war. Eines gewöhnlichen Samstagnachmittags ruft er an, dieser Mitschüler, den ich kaum kenne. Was will er? Warum sagt er nichts? Es klingt, als würde er erwürgt.

Sag was!

Ich will dich sehen, platzt es endlich aus ihm heraus. Er will wissen, ob er mich zu Hause besuchen kann.

Ich sage nein und lege auf.

Meine Mutter ist da (sie ist immer da: keine Privatsphäre, nie, bei dieser Frau). Sie will wissen, wer angerufen hat, und als ich es erkläre, nimmt sie wieder auf, was sie gerade getan hat, und starrt aus dem Fenster unserer Wohnung im zweiten Stock. (Ich habe nie jemanden gekannt, der so viel Zeit am Fenster verbrachte wie sie, stundenlang beobachtete sie die Nachbarschaft, als sähe sie fern, kommentierte hin und wieder, wie dick Mrs. Prysock geworden war, oder machte uns auf ein Ereignis aufmerksam, das uns zu ihr laufen ließ: eine Schlägerei – es gab viele Schlägereien – oder ein Mieter, der zwangsgeräumt wurde, und einmal, das war am denkwürdigsten, eine Leiche: Jemand war aus dem Fenster gesprungen und lag tot am Boden.)

Wie sieht dieser Junge aus?, fragt sie. Hat er blondes Haar?

Er musste von einer Telefonzelle aus angerufen haben. Wie er herausfand, wo ich wohnte, weiß ich nicht, aber er war auf seinem Fahrrad gekommen, und jetzt wird er für den Rest des Nachmittags auf der Straße vor unserem Block auf und ab fahren unter dem wachsamen, mitfühlenden und sogar bewundernden Blick meiner Mutter (ein Fremder – vor allem ein kleiner, blonder, weißer Junge – brauchte Mut, um allein in dieses Viertel zu radeln).

Hin und wieder hielt er an, um mich anzurufen und mich erneut zu fragen.

Ich erinnere mich, dass ich kein Mitleid hatte. Auch ich war von etwas besessen. Ich fühlte mich nicht geschmeichelt. Ich war wie die Prinzessin in der Geschichte, die angewiderte Blicke auf den Frosch warf, der ihr nach Hause folgte und dem sie nicht davonlaufen konnte. Aber sie hatte etwas versprochen: die beste Freundin des Froschs zu sein, wenn er ihr die goldene Kugel zurückbrachte, die sie dummerweise in einen Brunnen hatte fallen lassen.

Als es spät wurde und er immer noch da war, rang meine Mutter die Hände – Nach Einbruch der Dunkelheit sollte er nicht mehr hier sein! –, und ich begann zu weinen. So ein Drama an einem ansonsten völlig normalen Samstagnachmittag. Es war Frühling, und ich kann noch immer meine Demütigung angesichts seiner kleinen erbärmlichen Gestalt heraufbeschwören, die langsam die Ligusterhecke entlangradelte.

Je mehr Sympathie meine Mutter für ihn aufbrachte – er war den weiten Weg gekommen, das Mindeste, was ich tun könnte, war, mit ihm zu reden –, umso mehr verachtete ich ihn.

Später schärfte sie mir ein, es niemandem – und das hieß natürlich, den anderen Kindern in der Schule – zu erzählen. Ihre Besorgnis ärgerte mich. Wie vielen Frauen fiel es ihr immer leichter, mit einer männlichen Person mitzufühlen (außer natürlich mit ihrem Mann, dem sie ihr Leben lang unerbittlich zahllose Dinge nachtrug) als mit einer weiblichen. Aber was an ihrer Art und Weise legte nahe, dass irgendwie ich schuld war? Dass ich diesem Frosch tatsächlich etwas schuldete, vielleicht sogar viel, obwohl ich nichts getan hatte, um ihn zu ermutigen?

Zärtlichkeit für einen Jungen, den sie nicht kannte, Härte gegenüber ihrer eigenen Tochter. Sie schaute mich an, als würde sie etwas Neues in mir sehen. Etwas, das ihr nicht gefiel.

Am Montag blickte er mir in der Schule nicht in die Augen. Er blickte niemandem in die Augen. Er saß mit gesenktem Kopf und versteinertem Gesicht da, als wäre sein Großvater oder seine Großmutter gestorben. Als ich es in der Klasse herumerzählte, waren meine Freundinnen so empört wie ich.

Ich erinnere mich an seine Ohren: groß und so geformt, dass er jedes Flüstern und Kichern hörte. Er saß weit vorn, vornübergebeugt und absolut reglos. Reglos wie Beute. Man konnte sehen, wie die Röte seinen Nacken hinaufstieg, dunkel, gleichmäßig, als würde rote Farbe in ein Loch in seinem Schädel gegossen, und dann in seine Ohren, die noch größer zu werden schienen, als sie sich mit Blut füllten. Das war es, das alle in Aufruhr versetzte – Schaut euch seine Ohren an! Schaut euch seine Ohren an! –, bis der Lehrer uns zur Ordnung rief.

Schlimm von mir, ja. Aber ich bin nicht einverstanden mit den Göttern, dass sie mich nicht nur einmal, sondern so viele Male dafür bezahlen ließen.

Er behelligte mich nie wieder. Ja, er vergaß mich vollkommen. Nicht, dass er sein Augenmerk einem anderen Mädchen zuwandte. Er verlor jegliches Interesse an Mädchen. Es war, als hätte er, indem er es versucht hatte und gescheitert war, alles über die Liebe gelernt, und wäre zu etwas anderem übergegangen.

Ich vergaß zu erwähnen, dass er neu war; seine Familie war gerade in die Stadt gezogen. Doch er war ein guter Junge, er fügte sich sofort ein, schloss Freundschaften mit den anderen Kindern – auch mit mir. Wir wurden Freunde und blieben Freunde, als hätte es nie Verdruss zwischen uns gegeben. Kinder vergeben und vergessen bereitwilliger als Erwachsene – oder Götter –, und ich erinnere mich, dass es völlig natürlich war; es wäre seltsam gewesen, wenn Charlie es mir nachgetragen hätte.

Ich erinnere mich, dass ich in einer Schulaufführung, basierend auf Szenen aus Große Erwartungen, Estella spielte.

Ich erinnere mich, dass Pip sie, obwohl sie ihn so misshandelt, weiterhin liebt – für immer. Erinnere mich an die Lehrerin-Autorin-Regisseurin und wie schrullig sie war (eine dieser Lehrerinnen, die zu quälen für Schüler nahezu eine Pflicht ist), und mit am schrulligsten an ihr war, wie viel ihr dieses Mittelschul-Dramolett bedeutete. Bei den Proben schleuderte sie die Schuhe von sich und wütete auf der Bühne, führte vor, schmeichelte, bewegte sich so voller Energie, dass sich der Bund ihres Rocks verdrehte und der Schweiß auf ihrer Haut glänzte (während wir zitterten: nach dem Unterricht war es kalt in der Aula). Ich höre ihre Stimme, die diese Zeilen zum Leben erweckt:

Trödel nicht, Junge.

Ich finde sie sehr hübsch.

Aber er ist ein normaler Arbeiterjunge!

Na und? Du kannst sein Herz brechen.

Ich höre auch einen Akzent, und wenn meine Erinnerung es nicht erfunden hat, war sie aus dem Süden. Ich erinnere mich an ihre Enttäuschung mit Pip, der sich nicht in seine Rolle einfühlte; ihre Frustration mit mir, weil ich unfähig war, laut und deutlich zu sprechen; und wie sie ein anderes Mädchen dazu brachte, eine hexenhafte, alte, britische Jungfer zu verkörpern, die wahrhaft unheimlich war.

In einer anderen Klasse lasen wir einen verkürzten David Copperfield.

Ich werde aufgerufen, um Steerforth zu beschreiben. Den Guten und den Bösen.

Steerforth sieht gut aus, ist schlau und reich, Steerforth ist charmant, romantisch und beliebt. Steerforth ist egoistisch, unaufrichtig, er behandelt die kleine Em’ly schlecht und ist gemein zu den Armen.

Und meine ich, dass es viele Menschen wie Steerforth auf der Welt gibt?, fragt Mr. Rosenberg.

Ich bin mir der Antwort sicher und sage, gibt es nicht.

Wirklich?, fragt Mr. Rosenberg und gibt mir noch eine Chance. Und als ich nicke, sagte er: Dann bist du sehr naiv.

Die Welt ist voller Steerforths, sagt er und schaut mir in die Augen.

Ich war gewarnt worden.

Ein anderer Junge: Sein Name war Larry. Er ging zwar in eine andere Schule, eine katholische Schule, wohnte aber in der Nähe unserer Mittelschule und hing oft mit den Kindern von dort herum. Er verguckte sich in ein Mädchen namens Jill, und wie es damals dort üblich war, bot er ihr ein Armband mit seinem eingravierten Namen an. Sie wies ihn ab, und überlegte es sich dann nahezu sofort anders. Oder vielleicht hatte sie ihn auch gar nicht wirklich abweisen wollen – man weiß ja, wie so etwas passiert.

Doch jetzt, obwohl fast keine Zeit vergangen war, hatte Larry es sich anders überlegt. Möglicherweise war es eine Frage des Stolzes. Jedenfalls war alles verloren. Er war nicht grausam, er war ein netter Junge, mehr Copperfield als Steerforth, der bei seiner alleinerziehenden Mutter lebte (damals eine Seltenheit). Er war nicht schadenfroh. Er quälte unsere Jill nicht. Aber ihr Herz war gebrochen. Alles Leben wich aus ihr, als litte sie an einer auszehrenden Krankheit. Sie saß mit einer verdatterten Miene im blassen Gesicht im Unterricht – Helen Keller, spottete ein Junge –, völlig selbstvergessen.

Manchmal weinte sie, lautlos, diskret, doch ich erinnere mich, dass sie zumindest einmal in heftiges, lautes Schluchzen ausbrach, das den Unterricht störte. Ich erinnere mich, dass der Lehrer, ohne nachzufragen, was los war, scherzhaft bemerkte: Ach, du lieber Gott, ist jemand gestorben?

Ich erinnere mich, dass sie nicht mit uns, ihren Freundinnen, darüber reden wollte, obwohl wir uns meistens alles erzählten, insbesondere alles, was mit Jungen zu tun hatte. Und dieses Schweigen machte uns Angst und schien ihr Leiden auf die Ebene von anderen Krisen zu heben, über die niemand sprach: ein missbrauchter Ministrant, ein Vater, der die Mutter so heftig schlug, dass sie sich bei der Arbeit krankmelden musste, eine Mutter mit Brustkrebs, ein Mädchen oder eine Frau, die vergewaltigt worden war.

Zwar hatte ihr Leiden nichts Theatralisches (im Sinn von unaufrichtig), aber sie hatte doch etwas von einer Tragödin. Sie war ein hübsches Mädchen gewesen, doch ihr Martyrium veränderte sie, sie alterte und wurde groß und ernst. Sie saß zwischen uns Schulkindern, groß und ernst. Still, königlich und sehr schön.

Es dauerte nicht ewig – doch hat es sie für den Rest ihres Lebens geprägt? Ich, eine bloße Zeugin, änderte meine Meinung über die Liebe. Sie kam in allen Songs vor, aber hier war der Beweis, dass in diesen Songs nicht übertrieben wurde. Etwas, das über dich kam und dich verzehrte wie eine Krankheit. Ein gewöhnlicher Junge, der nichts gegen dich hatte, konnte dich niederringen und dazu bringen, nicht mehr leben zu wollen, obwohl du dein ganzes Leben noch vor dir hattest.

Am erschreckendsten war vielleicht, dass sie nur sich selbst die Schuld geben konnte, weil sie ihren Verehrer anfänglich verschmäht hatte. Liebe als Strafe, als Hohn und Grausamkeit. Wie entsetzlich.

Bei Dickens, bei dem so etwas die ganze Zeit passiert, würde es am Ende natürlich gut ausgehen. Es gäbe unendliches Leid, unendliche Schwierigkeiten und Missverständnisse. Aber auch wenn man bei diesen Passagen weinte, wusste man, dass man unterwegs war zu einem glücklichen Ausgang, und fühlte sich beschwichtigt.

Kein Wunder, dass ich Dickens damals liebte. Kein Wunder, dass ich ihn heute nicht mehr lesen kann.

Lange nach Ende meiner Schulzeit beschließe ich, zum ersten Mal Unser gemeinsamer Freund zu lesen. Ich freue mich auf die alte Aufregung und bin niedergeschmettert, weil ich – mich langweile. Aber das passiert: Schriftsteller, die einem einst alles bedeuteten, begeistern nicht mehr auf die gleiche Weise.

Oder hatte die Schwierigkeit damit zu tun, dass ich jetzt etwas wusste, was ich damals nicht gewusst hatte: die betrübliche Enthüllung seines Sohnes Charley, dass die Kinderfiguren, die sein Vater erfand, manchmal realer für ihn waren als seine Kinder aus Fleisch und Blut. Die bekannte Grausamkeit seiner Frau gegenüber, die er auch noch misshandelte, nachdem er sie für eine jugendliche Schauspielerin sitzen gelassen hatte.

Die Welt ist voller Männer wie Dickens.

Und was ist mit meinem Charles? Zu was für einem Mann wuchs er heran? Freundlich? Gemein? Und woran, wenn überhaupt, erinnert er sich aus dieser Zeit?

Das Letzte, das ich von Larry hörte, ist, dass er zum Militär ging wie so viele Jungen, die ich damals kannte. (Wie sein Armband in meinen Besitz kam ist eine andere Geschichte, auch eine Liebesgeschichte, aber eine andere, als Sie glauben.) Meine Mutter ist seit fünf Jahren tot. Die alte Nachbarschaft. Wurde ein Slum genannt, aber es war kein Slum. Wurde Ghetto genannt, aber es war kein Ghetto.

Aus einer Laune heraus googele ich die Straße, in der ich lebte, bis ich siebzehn war. Unter der Überschrift »Denken Sie darüber nach, in … zu leben?« findet sich die »offizielle Statistik«:

Öffentlicher Nahverkehr: mangelhaft. Infrastruktur: mangelhaft. Sicherheit: mangelhaft. Gesundheitsversorgung: mangelhaft. Sport- und Freizeiteinrichtungen: mangelhaft. Kultureinrichtungen: mangelhaft. Demographie: mangelhaft.

Zu den Letzten, die blühten, gehörten die Hydrangea. Auch als Hortensie bekannt: aus dem Garten. Widerstandsfähiger als andere Pflanzen, sie blühen viel ausdauernder – fast den ganzen Sommer. Die meisten, die ich sah, waren blau – babyblau –, doch es gab auch ein paar weiße und creme- und rosafarbene, und manche waren eine Mischung aus Rosa und Blau – lavendel- oder fliederfarben (gibt es einen Unterschied?) – abhängig vom Park.

Alt-Frauen-Blumen. Als ich aufwuchs, wurden sie so genannt, aber ich wusste nie, warum. War es wegen der Farbe, so verwaschen blau wie damals viele Frauen ihr weißes Haar färbten? Aber da blaues Haar ein ebenso sicheres Zeichen für Alter war wie weißes Haar, war es mir ein Rätsel, wie es diese Tatsache verschleiern sollte.

Nebenbei, was riechen Sie, wenn Sie »Alt-Frauen-Parfum« hören? Ich würde meinen, etwas süßlich Blumiges. Der Gedanke an die Umarmungen alter Damen, die ein Kind nahezu ersticken können.

An anderes Rätsel: Warum mögen so viele Leute Hortensien nicht? Vielleicht haben Sie das Video gesehen oder zumindest die Geschichte gehört: Was passiert ist, als ein Fan Madonna eine Hortensie überreichte. Spätere Spekulationen wollten, dass ihre extreme Reaktion – Ich hasse Hortensien, und sie legte die Rispe sofort aus ihrem Sichtfeld – mit dem Älterwerden in Zusammenhang stand. Das reflexhafte Entsetzen eines alternden Sexsymbols. (Sie war zu dem Zeitpunkt dreiundfünfzig.)

Ich mochte Hortensien früher auch nicht. Ich erinnere mich, sie um Häuser und am Rand von Rasenflächen gesehen zu haben, wie eine Ansammlung von Weintrauben oder feiste Korsagen an vollbusigen Büschen, und ich dachte, wenn dieses Haus, dieser Rasen mir gehörte oder wenn ich einen eigenen Garten hätte, würde ich sie nicht wollen. Ich würde sie alle durch Pfingstrosen ersetzen.

Aber jetzt, in einem Park nach dem anderen, hoben die Hortensien meine Stimmung, und ich fragte mich, wie ich ihre große Schönheit nicht hatte schätzen können. (Eine Freundin, die die gleiche Erfahrung gemacht hat, erklärt es so: Mir ist es in dem Jahr, in dem ich pensioniert wurde, so ergangen. Man erreicht ein gewisses Alter, und alles wird wichtig: Sozialversicherung, Krankenversicherung und die Liebe zu Hortensien.)

»Die Liebe zu Hortensien« klingt wie ein altmodischer Buchtitel. Und Hortense klingt natürlich wie der Name einer alten Frau. Wie Myrtle. Oder Mathilde. Oder Henriette. (Ich habe neulich gehört, dass es wieder Mode ist, Mädchen altmodische Frauennamen zu geben.)

Eine andere Freundin sagt, dass dort, wo sie aufwuchs, Rhododendron als Alt-Frauen-Blume galt.

Offenbar gibt es einen Unterschied: Lavendel ist blau-lila, Flieder dagegen ist rosa-lila.

»Blaue Hortensie«, »Rosa Hortensie«. Zwei Gedichte von Rilke.

Ich schrieb einmal etwas, in dem ich Madonna erwähnte, erinnere mich jedoch nicht mehr an den Kontext. Die Lektorin strich es und sagte, die Leser hätten demnächst vergessen, wer Madonna ist. Als sie hörte, dass Jonathan Franzens in Arbeit befindlicher Roman den Titel Die Korrekturen tragen würde, sagte dieselbe Lektorin: Das ist ein schrecklicher Titel. Davon werden sie drei Exemplare verkaufen.

Sie hasste Hortensien!

Pfingstrosen sind noch immer meine Lieblingsblumen.

Während der Zeit, als ich in Manhattan im Lockdown herumlief, spazierte Colm Tóibín durch Venedig – die schönste Stadt der Welt, die jetzt zur schönsten Geisterstadt geworden war –, wo ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging: »Wenn das Alter einsetzt, grübelt man unter anderem darüber nach, wie unfair das Leben ist.«

In der Tat. Er durfte in Venedig sein.

Spät im Leben erreichen laut J. M. Coetzee viele Schriftsteller »das Ideal einer einfachen schnörkellosen Sprache und der Konzentration auf Fragen von wirklicher Bedeutung, sogar Fragen von Leben und Tod«.