Die verschwundene Zeit - Charlotte Camp - E-Book

Die verschwundene Zeit E-Book

Charlotte Camp

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Beschreibung

Sie ahnte, was sie erwarten würde und dennoch begab sie sich zuversichtlich in die Tiefe der Zeit. Ein kleiner Trip nur sollte es sein. Einmal noch wollte sie ihn sehen, ihn, ihren Gefährten, so vieler Jahre, um das Unfassbare begreifen zu können. Er hatte sich von ihr abgewendet, eine Andere war nun an seiner Seite. Wie sollte sie weiterleben - ein Leben ohne ihn. Sie ahnte nicht, dass aus dem Trip ein endloses Martyrium begann.

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Zum Buch

Wir schrieben das Jahr…?

So beginnen viele Story’s - doch keiner wusste die Zeit. Keiner hatte die Winter und Sommer je gezählt.

Ein Jahr war unrelevant – zählte kaum, bei solch einer unglaublich langen Zeitspanne.

Denn sie vermuteten die Zeit, 1000 Jahre vor Christi,also 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung – das Ende der Bronzezeit.

Auf einer banalen Zeitreise, gelangten sie versehentlich in diese tiefe Vergangenheit.

So war ihr Erstaunen groß - doch aus Erstaunen erwuchs Entsetzen, als sie die Zerstörung des - Tores zur Ewigkeit - miterleben mussten.

Doch alles zu seiner Zeit...!

Zur Autorin

Nach einem turbulenten Leben,in selbst gewählter Ruhe und Abgeschiedenheit,in einem kleinen Harzdörfchen, widmet sie sich nun ausschließlich ihrem Hobby,dem Schreiben - fantastischer Abenteuer Romane.

Fortsetzung der Trilogie

Tor zur Ewigkeit

Band 1

Sternenstaub

Band 2

Am Rande der Zeit

Band 3

Tödliches Verlangen

Band 4

Zwischen den Welten

Band 5

Der Gesichtslose

Band 6

Hinter dem Regenbogen

Band 7

Schwarze Sonne

Band 8

Die weiße Sklavin

Band 9

Satans Erben

Band 10

Satans Rache

Band 11

Herrin der Welt

Band 12

Inhalt:

Kap. 1: Göttin der Unterwelt

Kap. 2: Verschlungene Pfade

Kap. 3: Der weise, Greis im Verborgenen

Kap. 4: Die falsche Welt

Kap. 5: Die unbekannte Macht

Kap. 6: Der Himmel stürzt ein

Kap. 7: In der tiefe der Zeit gefangen

Kap. 8: Die Unterwelt

Kap. 9: Heißer als die Hölle

Kap. 10: Auf Irrwegen

Kap. 11: Spur des Bösen

Kap. 12: Falsche Freunde

Kap. 13: Schreck in der Morgenstunde

Kap. 14: Fenster in die Vergangenheit

Kap. 15: Spur der Ahnen

Kap- 16: Karussell des Lebens

Kap. 17: Von der Hölle verschluckt

Kap. 18: Ein Hauch von Himmel

Kap. 19: Zwischen den Welten

Kap. 20: Vom Erdboden verschluckt

Kap. 21: Berg ohne Schatten

Kapitel 1: Göttin der Unterwelt

Überwältigt von Emotionen, fühlte ich mich unbesiegbar und erhaben über alles Irdische, glaubte einen Moment tatsächlich, die Herrin der Welt zu sein.

Der Jubel wollte nicht verstummen, schall an, erwuchs zu einem tosenden Dröhnen in meinen Ohren, explodierte in meinem Kopf.

Bin ich irre?

Ich schüttelte mich beklommen, doch der Lärm blieb.

Er galt einzig mir, doch was wusste ich von ihrer Welt in die ich so unwissend, naiv getreten war.

Das alles ist mehr, als ich zu ertragen vermag.

Ich schwankte, einer Ohnmacht nahe, glaubte ich den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen, nun mussten Taten folgen.

Ich straffte mich, überlegte fieberhaft und hob den Blick in die Menge, überschaute die in Lumpen gekleideten, erbärmlich anzuschauenden Gestalten.

Plötzlich entsann ich mich der Worte, Wolfgangs.

Er hatte von dem unterdrückten, versklavten Volk gesprochen, doch ich hatte nur halbherzig zugehört, war zu sehr mit meinen eigenen Belangen beschäftigt.

Augenblicklich war mir klar, was das gebeutelte Volk von mir erwartete.

Es würde keine leichte Aufgabe sein und erforderte meine ganze Kraft, Autorität und viel Fingerspitzengefühl, ihnen zu einem halbwegs normalen, würdigen Leben zu verhelfen.

Um dem lautstarken Trubel ein Ende zu bereiten, sog ich tief die Luft ein, füllte meine Lungen und ließ meine Stimme über sie erschallen.

„Ich begrüße Euch ihr Erdenbürger, sehet, ich bin gesendet Euch zu erlösen, ich werde mich nach Kräften bemühen, Euch in eine bessere Zukunft zu führen, doch alles zu seiner Zeit“.

„Nun bin ich erschöpft, überwältigt von eurem übermächtigen Empfang“.

Schlagartig war es totenstill um mich.

Ich ahnte, was mich erwarten würde und dennoch hatte ich mich zuversichtlich in die Tiefe der Zeit begeben.

Ein kleiner Trip nur, sollte es sein.

Einmal noch wollte ich ihn sehen, ihn, meinen Gefährten, so vieler Jahre, um das Unfassbare begreifen zu können.

Er hatte sich von mir abgewendet, eine Andere war nun an seiner Seite.

Wie sollte ich so weiterleben - ein Leben ohne ihn.

Ich ahnte nicht, dass aus dem Trip, ein endloses Martyrium für uns begann.

Notgedrungen hatte ich die Nachfolge, der strahlend schönen, als Göttin verehrten Venus angetreten.

> Sie sollte – Ich - sein < zumindest war sie mein Ebenbild in allen Facetten.

Sie war es, die mir meinen Liebsten genommen - ich jedoch sann nicht auf Rache an sie, denn mein Liebster war es, dem ich zürnte!

Vielmehr war es mein treuer Diener, der glaubte mich und meine Ehre sühnen zu müssen.

Ihr schändlicher Plan, mich unbedingt vernichten zu wollen, wurde in letzter Sekunde verhindert.

Jonny, unser Diener, war schneller als sie und hat die göttliche Hexe mit einer einzigen Salve, aus weiter Entfernung niedergestreckt, ja geradezu durchsiebt, und somit die Mär, ihrer angeblichen Unsterblichkeit - Lügen gestraft.

Doch keiner beklagte ihren Tot.

Zu sehr hatten alle unter ihrer Hartherzigkeit gelitten.

„So führt mich in die Gemächer der verblichenen Herrin“, bestimmte ich. .

Aus dem Gewirr von Leibern, löste sich eine vertrauenseinflößende, imposante Gestalt, doch er wurde rüde zur Seite gestoßen und niedergebrüllt, so dass er unterwürfig auf die Knie sank.

„Oh Göttliche Herrin“, erhob er seine Stimme, „lasst Gnade walten“.

„Endlich kann ich es wagen, mein ganzes Leid kundzutun, so wisset, dass unsere Väter und Brüder schuldlos ihr Dasein im Kerker verbringen müssen, bis sie verfaulen!“

„Unsere Schwestern, Frauen und Töchter hingegen, wurden uns fortgenommen auf Nimmerwiedersehen“, klagte er.

„Fort mit dir du Laus“, unterbrach ihn der Hauptmann, „belästige die neue Herrin nicht, glaubst du, sie kümmert dein erbärmliches Geschwafel“, knurrte er und senkte seine Waffe zwischen uns.

„Was fällt dir ein Kerl, geh auf deinen Platz und störe uns nicht“, brauste ich auf und wandte mich aufmerksam dem so gescholtenen Unterdrückten zu.

„Ich werde euch führen edle Herrin!“, erbot er sich und senkte ehrfürchtig sein Haupt.

Die Luft vibrierte in unwirklichem Taumel, als er mich zaghaft am Arm ergriff und auf einen ausgetretenen Pfad führte.

„Oh holde – hohe Dame - Göttin der Auferstehung, ihr seht mich völlig verwirrt, noch niemals habe ich ein solch liebreizendes Geschöpf geschaut“.

„Ihr strahlt wie die Sonne, man möchte meinen, euch umgibt ein leuchtender Schein, der mit euch wandelt“.

„Ich benötige einen klugen, erfahrenen Ratgeber und keinen albernen Schwätzer, der Sprüche klopft!“,

entgegnete ich lächelnd und kniff ihm scherzhaft in den Arm.

„Oh verzeiht, Schönste unter der Sonne, aber ich musste meinem Herzen Luft machen, ihr seht mich untröstlich, wenn ich mich im Ton vergriffen haben sollte“.

„Ich bin Euer ergebener Diener, allzeit bereit euch zu führen und euch in allen Belangen zur Seite zu stehen, wann immer ihr mich benötigt!“ Bekräftigte er.

„Ich hatte mit einem weisen Alten gerechnet, ihr aber seid jung, hm – nun ja, noch in den besten Mannsjahren, oder seid ihr ein Schamane?“

„Nein, ein Schamane bin ich nicht, jedoch besitze ich eine gewisse Bildung, ich rühme mich nicht, ein gebildeter Gelehrte zu sein“.

„So vermag ich, aeh – also ich besitze die Gabe, die hohe Schriftkunst zu deuten und zu nutzen, denn wisset, derer gibt es nicht viele, sie sind schmal gesät“.

„Um nicht überheblich zu erscheinen, begnüge ich mich mit dem Titel eines gewöhnlichen Tuchhändlers“.

„Wir hatten unser gutes Auskommen bis – nun ja, ihr könnt es nicht wissen was geschah, als die Welt sich verdunkelte und mir alles nahm, meinen gesamten Besitz, meine Kinder und was mich am schlimmsten traf, auch noch mein Weib!“

„Doch damit nicht genug, warf man mich auch noch in den Kerker wie einen gemeinen Verbrecher“.

„Das alles hat nur Sie veranlasst, sie war gewiss keine Göttin, eher eine böse Hexe, ihr Tod rührt mich nicht, eher befreit er mich und veranlasst mich zu neuer Hoffnung“, fügte er hinzu.

„Oh je, wie niederträchtig von ihr, ihr eigenes Volk auf solche Art zu schänden, das alles empört und schreckt mich, doch gönnt mir eine Verschnaufpause, ich gedenke, mich zunächst ein wenig zu erfrischen und zur Ruhe zu kommen!“, entgegnete ich gerührt.

Ein Raunen hinter mir, das sich zu einem einzigen Schrei des Erstaunens erhob, veranlasste mich, mich umzuwenden, was ich nun sah, ließ mich zutiefst erschüttern, ein Bild zum Erbarmen bot sich meinen Augen.

Mit bebenden Händen strich Günter, mein einstiger Liebster, dem toten Sohn über das kalte Gesicht, ein Weinkrampf ließ seine Schultern erzittern. Behutsam, als könnte er ihm Schmerzen zufügen, bettete er ihn in seine Arme.

Wolfgang mein Beschützer – Wolfgang, den der Pfeil traf, der mir gegolten hatte und der nun statt Meiner, leblos am Boden lag.

Auch mich würgte es in der Kehle, ich fühlte meine Augen feucht werden.

Oh Wölfchen, hätten wir beide doch nie dieses Tal betreten.

Ächzend unter der schweren Last, erhob er sich und stapfte gebeugt dem Berg, in dem sich der Zeitkanal befand, entgegen.

Die unsägliche Trauer, Hass und Wut, seinen letzten Sohn verloren zu haben, verliehen ihm Riesenkräfte.

Er musste seinen Sohn in Sicherheit bringen, in Seine Zeit, auf dem Friedhof Seiner Vorfahren sollte er ruhen.

Schnaufend erklomm er den Hang und entschwand den Blicken der umstehenden in der düsteren Höhle.

Ein Schrei des Entsetzens rang sich aus ihren Kehlen, denn niemand durfte die verwunschene Höhle betreten, keiner hatte sie je lebend wieder verlassen…

Das ist nun das Ende! Dachte ich wehmütig, wir werden uns nie mehr wiedersehen und starrte in die schwarze Öffnung, die sich hinter ihm schloss.

„Oh ihr dauert mich“, weckte mich eine sanfte Stimme neben mir, holte mich aus meiner Versunkenheit.

„War er nicht euer Gatte, der junge Herr?“

„Aber wer ist dann dieser Hüne, der ihn seinen Sohn nennt, war er auch ein Gott, in Menschengestalt, allwissend und mächtig, er wird uns fehlen!“

„Ja mein Gatte war er allemal, doch nun hat er mich verlassen“, murmelte ich zerstreut und versank in tiefe Schwärze.

Auf ein weiches Lager gebettet, von unzähligen Sklavenweibern umgeben, öffnete ich meine Augen.

„Was ist, warum starrt ihr mich so an, ich bin nur erschöpft, lasst mich allein, ich bedarf der Ruhe, geht an eure Arbeit, husch husch“, scheuchte ich sie aus dem Raum, in dem ich mich befand.

Nach anfänglichem Zögern, entfernte sie sich und überließen mich meinen Grübeleien.

Hier ist es also, das Reich meiner Vorgängerin.

Neugierig erhob ich mich, in der Hoffnung, intime Dinge von ihr zu finden, ein Tagebuch etwa. Doch ich sah mich enttäuscht, alles deutete nur daraufhin, das sich hier ihr Liebesnest befand.

Ein weiches Lager mit zahlreichen Kissen beherrschten den Raum. Krüge, Phiolen, Schalen mit Obst und Naschereien.

Vergebens suchte ich nach Reizwäsche und verführerischen Kleidungsstücken.

Hier hat er also seine Zeit mit erotischen Spielen verbracht und mich dabei vergessen. Wie viele Tage und Nächte haben sie sich zwischen den Kissen verausgabt.

Eine unbändige Eifersucht übermannte mich, fraß sich in meine Gedärme, plagte mich bis zur Übelkeit.

Wie kann ich noch Eifersucht empfinden, wenn er mir längst gleichgültig ist?

Wieder fühlte ich meine Augen feucht werden, konnte den Tränenstrom nicht mehr zurückhalten, bald heulte ich hemmungslos um unsere verlorene Liebe, die unsägliche Schmach, verraten und verlassen werden zu sein.

Ich versuchte dieses übermächtige Gefühl, das mein Herz in Flammen setzte, sich ausbreitete, mein ganzes Sinnen und Denken beflügelte, wenn ich ihn kommen sah, wieder heraufzubeschwören, doch es war nur eine trostlose Leere geblieben. Ich habe kein Zuhause mehr, dachte ich beklommen.

Mein Gatte wurde ermordet und mein Liebster hatte mich gegen eine Andere eingetauscht.

Was soll ich hier allein in dieser erbarmungslosen fernen Zeit, was hatte ich mir aufgebürdet?

Hätte ich damals gewusst, was mir noch schreckliches widerfahren würde…

So hätte ich alles, was mich zur Zeit bedrückte, als lächerliche Lappalie abgetan.

Oh hätte ich doch nur geahnt… – wie einfach wäre es gewesen, das Unfassbare und die folgende endlose Odyssee zu verhindern.

Alles hätte einen anderen Lauf genommen.

Gleichwohl hatte ich eine Aufgabe, die zu erfüllen mein Streben sein sollte und meine ganze Kraft erfordern würde.

Die Dämmerung hatte sich längst über das Land gesenkt.

Ich suchte fieberhaft nach Kerzen, konnte jedoch keine finden, dunkle Schatten breiteten sich aus, hüllten mich ein.

Gezwungen zur Untätigkeit, verkroch ich mich unter die Felldecken. Doch auch nach Stunden wollte sich der erlösende Schlaf nicht einstellen.

Von Hunger geplagt, wälzte ich mich von einer Seite auf die andere.

Ich bräuchte nur zu rufen oder laut in die Hände zu klatschen und ein ganzer Stab von Dienstboten würde auf dem Plan erscheinen.

Doch ich wollte keinen mehr sehen, musste mit mir selbst ins Reine kommen.

Die Einsamkeit, die undurchdringliche Schwärze in der fremden Umgebung, machten mir schwer zu schaffen.

So kramte ich in meinem Beutel nach der Taschenlampe, die ich zwingend auf meinen Trips in andere Zeiten benötigte und ließ den Strahl wandern.

Auf einem Wandbrett reihten sich allerlei verlockende Leckereien, die meinen Hunger stillen würden, doch möglicherweise konnten sie mit Rauschmittel versetzt sein, irgendwelche Liebesdrogen zur Stimulierung.

Oh – sie hat gewiss alle Register gezogen um meinen Liebsten stets bei Laune zu halten und gefügig zu machen, überlegte ich.

Konnte es nicht sein, dass er kontinuierlich unter Drogen stand? Doch das allein konnte ihn nicht reinwaschen von seiner Schuld.

Irgendwann musste ich wohl doch in einen Schlummer versunken sein, denn es war bereits heller Tag, als mich ein Pochen an der Tür aufschreckte.

Hartmut war es, der mir überpünktlich seine Aufwartung machte.

„Ich warte auf eure Anweisung - stets zu Diensten, verfügt über meine Person“, meldete er sich pflichtbewusst zur Stelle.

„Oh du kommst zu früh, ich muss mich erst stärken, wo sind die Dienstboten mit dem Frühstück?“

„Hier Herrin!“, klang es hinter der Tür und eine endlose Schlange von alten Weibern ergoss sich mit dampfenden Schalen bewaffnet in den Raum.

„Hab ich dich recht verstanden, du kannst schreiben“?

Eilig riss ich ein Blatt von meinem Block und reichte ihm einen Stift.

„Setz dich an den Tisch“, rief ich euphorisch und wartete gespannt auf die Schriftzeichen, die er gebrauchen würde.

„So schreib er“: Heute ist der 08. Dezember 1899…

„Oh verzeiht, aber ich verstehe die Zahlen nicht, um ehrlich zu sein, verstehe ich gar nichts“.

„Zudem kann ich nur Gegenstände betiteln und notfalls mit einander verbinden, wie Himmel, Mond, Wasser, Erdenvolk, Mann, Frau und Kind, zum Beispiel“.

„Nun, das ist doch schon recht passabel!“

„So schreib er“: Erst kam der Mann, dann die Frau, von dem mächtigen Volk der Elektroiker - nein schreib dem Halbgöttergeschlecht, doch Sie blieben nicht bei uns“, spann ich unsere Legende.

Schnaufend vor Anstrengung und Konzentration malte er, mehr als er schrieb, ungelenk krakelige Zeichen, die ich nie vorher gesehen.

Er durchstach mehrmals das dünne Papier, Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, als er innehielt und mich fragend ansah.

„Vortrefflich“, lobte ich seine Schreibkunst.

„Doch nun erklär er mir die Worte, ich werde sie mir einprägen!“

Worauf ich den Zettel wie ein kostbares Kleinod faltete und an mich nahm.

Nun hatte ich ein unleugbares Zeichen, einen lebendigen, wertvollen Zeitzeugen, denn es waren die berühmten, historischen Runen, deren Entzifferung noch keinem gelang – die ich nun, eigenhändig von einem Freund geschrieben, besaß.

Kapitel 2: Verschlungene Pfade

„Ich benötige deine Führung, sicher wird es ein beschwerlicher Weg!“, eröffnete ich meinen Plan.

„Wie angenehm wären jetzt Pferde, sie würden uns einen langen mühseligen Marsch ersparen“, schwärmte ich seufzend, „doch ich fürchte sie sind hier noch nicht bekannt“, fügte ich hinzu.

„Pferde sagt ihr?“, es gibt solche Tiere, ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, doch sie sind unter Verschluss, sie gehörten dem uralten Zauberer, der von einem Drachen bewacht, tief im Wald haust“, sprudelte Hartmut aufgeregt hervor.

„Es ist alles schon so lange her, dass keiner der Wächter mehr, von dem damals regierenden alten Herrscher genaues weis, es geht die Legende, er ist der Gott, der Erschaffung der Welt“.

„Doch er haust dort schon viele hundert Sommer und keiner hat ihn mehr gesehen!“

„Als Knabe habe ich ihn noch durch den Wind fliegen sehen, nun, da er sehr alt ist, hat er wohl seine Zauberkräfte verloren, niemand hat ihn je wieder gesehen“.

„Mir ist von einem solchen Greis zu Ohren gekommen, eben Jenen beabsichtige ich aufzusuchen, er existiert also noch, du machst mich neugierig auf ihn“.

„Die Pferde sind also bei ihm und sie sind eingesperrt, sagst du, aber sie müssen doch bewegt und beritten werden, wer versorgt und reitet sie?“

„Nun ich vermute die Herrin und ihr Hauptmann, aeh – die haben sich bisweilen in die Wildnis gewagt, doch was sie dort getrieben haben, wissen nur die Götter“.

„Als kleiner Bub glaubte ich gar, es waren Böcke mit Menschenköpfen, welche ihr Pferde nennt und habe mich gefürchtet, sie könnten mich niedertrampeln“, gestand er verlegen.

„Du meinst Zentauren, Zauberwesen?“, warf ich ein.

„Ihr kennt sie also auch, so gibt es sie wirklich“.

„Ich habe davon gehört, doch ich glaube nicht, dass es sie wirklich gibt, eher sind sie eine Sinnestäuschung, wie so vieles was ihr falsch deutet, aber glaubt nur weiter an eure Zauberwesen die ihr anbetet“, entgegnete ich schmunzelnd, „wo befinden sich die Pferde, so zeig sie mir!“

„Sie sind tief im Walde verborgen, keiner weis genau wo, schlagt es euch aus dem Kopf Herrin, ihr werdet keinen finden der sich so weit in die Wildnis wagt!“

„Du wirst mich führen, ich befehle es dir“.

„Oh nein, ich werde mich nicht versündigen, es ist bei Todesstrafe verboten, verlangt das nicht von mir“, jammerte er händeringend.

„Ich glaubte bisher, du bist ein Mann, ein ganzer Kerl, aber du bist nur erbärmlicher Feigling!“

„So werde ich mich allein auf den unbekannten Weg in die Wildnis begeben, denn wisset ich bin ohne Furcht vor Geistern, noch vor einem feuerspeienden Drachen“, betonte ich, „so weise mir den Weg, hernach kannst du dich verkriechen wie ein ängstliches Kaninchen, Memme die du bist!“

„Ich bin kein Feigling, das sollt ihr nicht von mir denken, ich werde euch begleiten, aber der Drache wird uns töten!“

„Ach der Drache ist es, der dir Furcht einflößt, ha – ich kann mir denken wer der Drache ist, ihn brauchst du am wenigsten zu fürchten, denn er ist eine Frau!“

„Sie war es, das gefürchtete Monster, sie, die ehemalige Herrin, doch nun ist der Spuk vorbei, denn ich bin die neue Herrin dieses Territoriums!“

„Doch über eines musst du mich noch aufklären, Hartmut, so darf ich dich doch nennen?“

„Gewiss, so lautet mein Name, fragt nur, ich bin bemüht euch Rede und Antwort zu stehen“.

„Hm - ja – also, es ist recht heikel, denn ich habe die Vermutung, das dir dieses Gemach gut bekannt ist - aeh, du zählst also auch zu ihren Liebhabern, nicht das ich es dir verüble, sie war ja recht reizend und…“ Ich bemerkte wie sein Gesicht die Farbe wechselte und er prustend nach Luft schnappte.

„Schon gut, du brauchst nicht zu antworten, ich sehe dir an das du kein Unschuldslamm bist, ein stattlicher Mann wie du, sei es drum, doch wie war es, habt ihr zu dritt…“

„Nein so war es nicht!“, protestierte er, in die Enge getrieben, „aeh - ich verstehe nicht recht wen ihr mit dem Dritten meint?“

„Nun ich meine den großen allwissenden Heiler, den du als den Gott der Weisheit bezeichnest, er hat doch hier mit ihr gelebt, hier in diesen Gemächern!“

„Nein, er ebenso wenig wie ich, denn er hauste in einer kleinen Hütte im Tal hinter den Kastanien und Weißdornbüschen mit Ziegen und Hühnern, ich werde euch hinführen, es ist nicht weit“, bot er sich eilfertig an.

„Ja ja später, doch nun keine Ausflüchte mehr, führe er mich jetzt zu den Pferden und dem weisen Alten, dem Greis, von dem du gesprochen“, bestimmte ich kauend.

Der Haferbrei schmeckte scheußlich, ebenso die Gerstenpampe, die ich angewidert beiseiteschob und mich genüsslich über den kalten Wildschweinbraten hermachte.

„Oh verzeih mir meine Unhöflichkeit, aber ich war ausgehungert, leiste mir Gesellschaft, komm stärke dich“, forderte ich ihn schmunzelnd auf und reichte ihm eine fetttriefende Entenkeule.

Später werde ich die anderen Gemächer erkunden, die nun auf mich warten, dachte ich, bevor ich zum Aufbruch dränge.

„Komm, lass uns keine Zeit verlieren“.

Kapitel 3: Der weise, mysteriöse Greis im Verborgenen

Wir wanderten auf verschlungenen Pfaden durch die urwüchsige Vegetation. Kaum das die Sonnenstrahlen uns erreichten. Knorrige Astgebilde, Wurzeln die sich aus dem Erdreich schlängelten und wie um Hilfe suchende Klauen mutierten, ließen sie wie verwunschene Zauberwesen anmuten.

Es war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, an die nur verharschte Schneereste erinnerten. Die Wintersonne stand tief, sie würde sich kaum erheben bevor sie wieder versank.

Eile war geboten, doch der Weg durch das Dickicht wollte kein Ende nehmen. Endlich erblickte ich hinter Fichten verborgen, eine menschliche Behausung.

Mein Herz pochte wild, meine Abenteuerlust erwachte, als wir uns der Hütte näherten.

„Siehst du, kein Drache verwehrt uns den Weg“, rief ich munter.

Der Schornstein rauchte und bezeugte Leben.

„Also ist er noch nicht gestorben, der legendäre Greis“, doch ich bekam keine Antwort, denn hier verhielt Hartmut seinen Schritt.

„Ich gedenke keinen Fuß in dieses verhexte Haus zu setzen!“ Eröffnete er mir und suchte Deckung im Gestrüpp der jungen Eschenschösslinge.

Plötzlich sah ich mich allein der Herausforderung ausgesetzt, mein Begleiter hatte sich in Luft aufgelöst.

Nun - ich hatte schon ganz andere Prüfungen allein gemeistert und überstanden.

Wer auch immer dieser Greis sein mag, ich fürchte mich nicht vor ihm, was sollte mir schon geschehen?

Beherzt klopfte ich an die Tür, ohne zu ahnen was und wen ich dort vorfinden würde, ein Gott war es mit Sicherheit nicht!

Zaghaft öffnete ich die Tür. Zunächst musste ich mich an das kümmerliche Licht gewöhnen.

Wie erwartet, erhob sich ein knorriger Alter aufgeschreckt aus den Kissen, seine Augen weiteten sich, ungläubig starrte er mich an.

Bis sich ein stammelndes Wort von seinen Lippen löste.

„Carla – oh Carla wie ist es möglich, dass ich ausgerechnet dich noch einmal zu Gesicht bekomme“.

Ich sah die jung gebliebenen Augen aus den faltigen Greisengesicht aufleuchten und glaubte einem Trugbild erlegen.

„Du bist es doch, Justin, mein alter Freund, so sehe ich dich also wieder, wie lange ist es her, welches ist es - unser 4. Oder 5. Leben?“