Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 747 - Claudia von Hoff - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 747 E-Book

Claudia von Hoff

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Beschreibung

Um sich ein Bild vom Beruf der Ärztin zu machen und später vielleicht noch Medizin zu studieren, will Sarah nach ihrem Germanistikstudium in einer Praxis als Aushilfe arbeiten. Ihre Eltern sind entsetzt. Sie möchten ihre Tochter möglichst schnell mit einem reichen jungen Mann aus ihren Kreisen verheiraten. Sarah möchte aber um ihrer selbst willen geliebt werden und nicht ihres Geldes wegen. Und so schlüpft sie fern ihres Elternhauses in einer Arztpraxis in die Rolle einer mittellosen Arzthelferin. Schon bald ist Sarah drauf und dran, ihr Herz an ihren charmanten, blendend aussehenden Chef zu verlieren. Der Doktor hat jedoch nach einer schweren Enttäuschung der Liebe abgeschworen und ist nun auf der Suche nach einer reichen Frau, die ihm mit ihrem Vermögen den Wunsch nach einer eigenen Klinik erfüllen soll ...

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Im Licht der Liebe

Vorschau

Impressum

Im Licht der Liebe

Ein kleiner Schwindel sollte ihr zum Glück verhelfen

Um sich ein Bild vom Beruf der Ärztin zu machen und später vielleicht noch Medizin zu studieren, will Sarah nach ihrem Germanistikstudium in einer Praxis als Aushilfe arbeiten. Ihre Eltern sind entsetzt. Sie möchten ihre Tochter möglichst schnell mit einem reichen jungen Mann aus ihren Kreisen verheiraten. Sarah möchte aber um ihrer selbst willen geliebt werden und nicht ihres Geldes wegen. Und so schlüpft sie fern ihres Elternhauses in einer Arztpraxis in die Rolle einer mittellosen Arzthelferin. Schon bald ist Sarah drauf und dran, ihr Herz an ihren charmanten, blendend aussehenden Chef zu verlieren. Der Doktor hat jedoch nach einer schweren Enttäuschung der Liebe abgeschworen und ist nun auf der Suche nach einer reichen Frau, die ihm mit ihrem Vermögen den Wunsch nach einer eigenen Klinik erfüllen soll ...

»Dazu habe ich keine Lust«, erklärte Sarah ihrer Familie klipp und klar.

»Aber Kind!« Ihre Mutter blickte sich verzweifelt um, als könne sie irgendwo einen Ausweg finden.

Ihr Vater räusperte sich, und Bruder Torsten schüttelte verweisend den Kopf.

»Du hast doch studiert«, sagte er endlich.

»Na, wenn schon! Ich habe mir das Studium von euch mehr oder weniger aufschwatzen lassen. Echtes Interesse hatte ich weder an Anglistik noch an Germanistik. Mir lagen Sprachen, sie jedoch zu studieren, hat mich oft gelangweilt.«

»Aber du hast doch dein Studium in recht kurzer Zeit mit einem Examen beendet.«

Sarah seufzte ungeduldig.

»Ich wollte es hinter mich bringen«, gestand sie ehrlich.

»Das freut uns alle sehr, Kind, das weißt du hoffentlich«, warf ihr Vater ein.

Sarah unterdrückte ein Grinsen. In ihren Kreisen war es üblich, dass auch die Frauen bis zur Heirat ein bisschen studierten, dann konnten sie mitsprechen. Die wenigsten hatten vor, das Gelernte später beruflich zu verwerten.

»Du bist schon immer ein schrecklicher Dickkopf gewesen, Sarah«, rügte Frau Helen ihre Tochter. »Warum machst du jetzt nicht eine große Reise? Du könntest dich von den Strapazen des Examens erholen, lerntest Länder und Leute kennen und amüsiertest dich.«

»Ich bin im Leben schon so viel gereist! Nein, gebt euch keine Mühe, mich umzustimmen. Ich möchte das tun, wonach es mich verlangt, und ein wenig in den medizinischen Beruf hineinschnuppern. Vielleicht mache ich mir völlig falsche Vorstellungen von der Arbeit einer Ärztin? Das möchte ich herausfinden. Meine ich, in dem Beruf eventuell Erfüllung zu finden, werde ich alles daransetzen, um noch Ärztin zu werden.«

Frau Helen schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.

»Du bist jetzt fünfundzwanzig Jahre alt, Sarah. Wann gedenkst du einmal zu heiraten?«

Das junge Mädchen lachte.

»Wenn ich ehrlich sein soll, Mama, habe ich mir darüber noch keinerlei Gedanken gemacht. Ich komme ganz gut ohne Mann zurecht.«

»Zählst du etwa zu jenen modernen Frauen, die in der Ehe eine völlig überholte Institution sehen?«, fragte die Mutter misstrauisch.

Das junge Mädchen wurde um einen Schein blasser. Es hatte keinen Zweck, ihrer Familie ihre oft recht romantischen Wünsche zu erklären. Man würde sie doch nicht verstehen.

Sie dachte jedoch nicht daran, irgendeinen Jüngling zu heiraten, weil er zu ihr passte und weil Geld zu Geld kam. Sie war auch nicht dafür, sich in flüchtigen Abenteuern zu verzetteln, wie es viele ihrer früheren Kommilitoninnen getan hatten.

Lieber würde sie gar nicht heiraten und sogar auf Kinder verzichten, die sie sich sehr wünschte, als nur zu heiraten, weil es nun einmal so üblich war. Sie wollte um ihrer selbst willen und nicht ihres Geldes wegen geliebt werden.

Aber das waren Dinge, die gingen nur sie allein etwas an. Ihre Familie würde sie nicht verstehen. Wenn es nach ihren Eltern ginge, würde man ihr nun Heiratskandidaten offerieren. Im Tennisklub, im Segelverein und auf Hausbällen kam sie mit den »richtigen« Ehekandidaten zusammen.

Sarah tat so, als nehme sie das Thema nicht ganz ernst.

»Ich kenne genug Frauen, die sich allein sehr wohlfühlen, andere leben ohne Trauschein mit einem Mann zusammen und fühlen sich moralisch nicht minderwertig.«

»Was hast du nur für Ideen, Kind«, sagte ihr Vater und schüttelte den Kopf.

»Ich muss Papa beipflichten, Sarah.« Torsten drehte gewiss unbewusst an seinem Verlobungsring. »Du bist schließlich eine Schulenberg, vergiss das bitte nicht. Wenn du ein unmoralisches Leben führst, schreiben wahrscheinlich morgen die Illustrierten darüber.«

Und wenn schon, hätte Sarah ihm am liebsten zugerufen. Torsten war und blieb ein Spießer, ein braver Junge, der immer nur das tat, was die Eltern von ihm erwarteten. Darum hatte sie sich auch mit ihm nie besonders gut verstanden.

»Ich verstehe eigentlich nicht, warum wir uns jetzt die Köpfe heiß reden«, sagte Sarah hitzig. »Nur weil ich meinen eigenen Neigungen nachgehen möchte, tut ihr alle so, als beschwöre ich einen Weltuntergang herauf.«

»Du willst etwas sehr Unvernünftiges tun«, warf Torsten ihr vor. »Stelle dir nur vor, du wirst tatsächlich bei einem Arzt Helferin und begegnest dort Bekannten!«

Sarah stutzte und lachte dann schallend.

»Wenn das deine größte Sorge ist, kann ich sie dir nehmen! Ich siedele in eine andere Stadt über, und ihr braucht euch meiner nicht mehr zu schämen.«

»Ich sehe schon, du setzt deinen Kopf wieder einmal durch«, resignierte ihr Vater.

»Na gut«, sagte Torsten. »Da du jetzt zu dickköpfig bist, um auf uns zu hören, lass dich als besseres Dienstmädchen bei einem Arzt anheuern. Du wirst sehr bald begreifen, wie schwer es ist, in untergeordneter Stellung zu sein. Wie ich dich kenne, hast du davon bald genug.«

»Bruderherz, du hast von mir wahrhaft eine hohe Meinung«, empörte sich Sarah.

»Ich kenne dich«, beharrte er. »Du willst ja nicht arbeiten, um von deinem Verdienst leben zu können, sondern startest ein Experiment. Das muss schiefgehen.«

»Du wirst dich wundern«, erboste sich Sarah. »Ich halte zumindest so lange durch, bis ich mir darüber klar geworden bin, ob Ärztin nun mein Traumberuf ist oder nicht.«

♥♥♥

»Karsten, nimm es mir nicht übel, aber ich verstehe dich beim besten Willen nicht! Du kannst doch nicht wirklich vorhaben, eine Frau zu heiraten, nur weil sie Geld besitzt!«

»Und warum nicht?« Dr. Karsten Heitmann hob das Weinglas, setzte es an seine Lippen und trank bedächtig einen Schluck. »Es gibt unwesentlichere Gründe.«

»Mein Gott, Karsten, ich kenne dich schließlich! Du führst dich vor mir als eiskalter Zyniker auf und bist es nicht. Übereile nichts, um deiner Verflossenen etwa beweisen zu wollen, dass sie schnell eine Nachfolgerin bekommen hat.«

»Du irrst. Das Kapitel Ruth ist abgeschlossen, ich weine ihr keine Träne mehr nach.«

Gerhard Müller war fassungslos.

»Dann verstehe ich dich überhaupt nicht mehr! Du hast es doch wahrlich nicht nötig, ein Heiratsbüro zu bemühen, wenn du eine Frau finden willst. Ich kenne niemanden, der auf Frauen mehr wirkt als du! Du siehst glänzend aus, bist sportlich ...«

»Hör auf«, unterbrach Karsten ihn lachend. »Du machst mich sonst tatsächlich noch eitel. Du siehst mich außerdem mit den Augen eines Mannes. Meine frühere Verlobte empfand jedenfalls nicht wie du, sonst hätte sie mir nicht den Laufpass gegeben.«

Gerhard unterdrückte einen Seufzer. Obwohl es Karsten leugnete, hatte er also die Enttäuschung noch nicht verwunden. Seine männliche Eitelkeit schien einen schweren Schlag bekommen zu haben.

»Erinnere dich, mein lieber Freund. Als du Ruth damals kennengelernt hast, standest du für sie sofort in Flammen! Ich warnte dich versteckt vor ihr, du wolltest mich jedoch nicht verstehen. Es gibt halt Frauen, die können nicht treu sein!«

Karsten lächelte bitter und schüttelte den Kopf.

»Ich möchte dich korrigieren: Es gibt wahrscheinlich wenige, die in ihren Gefühlen beständig sind. Auf jeden Fall erwarten alle, dass man ihnen täglich den Hof macht und ihrer Schönheit huldigt. Sie wollen verwöhnt werden. Der Mann ihrer Träume muss vor allem Geld haben und es auch für sie ausgeben.«

»Wenn du solch eine schlechte Meinung von den Frauen hast, kann ich noch weniger verstehen, dass du so erpicht darauf bist, dich in Kürze wieder zu binden.«

»Das bin ich im Grunde genommen auch nicht«, kam es zurück. »Ich bin nur zu dem Entschluss gekommen, den umgekehrten Weg zu beschreiten.«

»Du sprichst wahrlich in Rätseln, Karsten.«

»Das sieht nur im ersten Moment so aus. Aber lassen wir den Wein nicht warm werden, trinken wir ihn lieber aus. Prost!«

Die Freunde hoben die Gläser. Gerhard sah Karsten fragend an. Er wartete auf eine Erklärung.

»Also kurz und gut: Ich brauche Geld!«

»Steckst du etwa in der Klemme?« Gerhard war echt erschrocken. Dass Karsten in geldlicher Hinsicht leichtsinnig war, hätte er nie für möglich gehalten. »Ich könnte dir etwas leihen«, bot er ihm sofort an.

Karsten grinste und winkte ab.

»Nein, nein, ich habe keine Spielschulden. Mein Schneider bekommt von mir kein Geld, und die Steuern habe ich auch immer prompt bezahlt.«

»Mach keine Witze, wozu brauchst du dann Geld? Du hast eine gut gehende Arztpraxis und verdienst gewiss nicht schlecht.«

»Das stimmt!« Karsten nickte. »Aber ich habe vor, eine eigene Klinik zu bauen. In der Praxis kann ich mich nicht so entfalten, wie ich es gern möchte. Ich kann Diagnosen stellen und Nullachtfünfzehn-Verletzungen behandeln. Aber die interessanten Fälle muss ich in eine Klinik überweisen. Dabei habe ich eine bestimmte Operationsmethode entwickelt, die neue Möglichkeiten eröffnen würde und manchen Kranken, der heute noch unheilbar ist, gesunden lassen könnte.«

Dr. Heitmann sprach mit immer größer werdender Begeisterung und Eindringlichkeit.

»Warum gibst du dein Wissen nicht an Kollegen in Kliniken weiter, damit sie es anwenden?«

»Als Jurist siehst du die Dinge zu einfach! Ich muss Beweise bringen, Erfolge vorweisen, sonst wird man mich als romantischen Träumer oder gar als Scharlatan abtun! Nein, in der Medizin gibt es feste Gesetze, die ich nicht durchbrechen kann.«

Gerhard Müller war sprachlos. Dass Karsten schon als Student sehr begabt gewesen war und sein Examen mit besten Noten absolviert hatte, war ihm bekannt. Dadurch hatte er das Glück gehabt, seine Fachausbildung in der Universitätsklinik unter Anleitung eines Professors zu machen, der auf seinem Spezialgebiet eine Kapazität war.

Doch der Freund hatte angenommen, mit der Eröffnung einer Praxis, die bestens lief, habe Karsten sein berufliches Ziel erreicht. Mit so ehrgeizigen Plänen hatte Gerhard nie gerechnet.

»Der Bau einer Klinik und die Einrichtung kosten ein Vermögen«, gab er zu bedenken.

»Du sagst es, darum brauche ich eine reiche Frau!«

Gerhard merkte nicht, dass er den Mund öffnete und vergaß, ihn wieder zu schließen.

»So einen Weg willst du gehen?«, murmelte er endlich. »Glaubst du, auf diese Weise glücklich zu werden?«

Karsten sah ihn verständnislos an.

»Ich möchte meine beruflichen Pläne verwirklichen!«

»Welche Frau mit Geld lässt sich auf diesen Handel ein? Karsten, komme zur Besinnung. Du hast dich da in eine Idee verrannt, die dich nicht glücklich machen kann.«

»Du redest immer nur vom Glück! Dieses vermeintliche Glück habe ich an Ruths Seite genossen. Es ist wie eine Seifenblase geplatzt! Nein, mein Glück liegt in meinem Beruf.«

»Die Frau willst du sozusagen als lästiges Übel mit in Kauf nehmen«, stellte Gerhard sachlich fest.

Karsten stutzte, um dann unwillig den Kopf zu schütteln.

»Wie du die Dinge siehst, sind sie auch wiederum nicht. Schließlich biete ich meiner Zukünftigen auch etwas.«

»Was zum Beispiel?«, fragte Gerhard und grinste.

»Nun, die geachtete Stellung als Ehefrau eines Arztes. Unser sozialer Stand ist nicht zu verachten.«

»Und so willst du dir eine reiche Frau angeln? Ich weiß nicht, ob das klappt.«

»Wir wollen es abwarten. Auf jeden Fall werde ich versuchen, mein Vorhaben auszuführen.«

»Du willst dich also wirklich an ein Eheinstitut wenden?«

»Ja!«

»Es gibt verflixt viele unseriöse Unternehmen, die dir das Geld aus der Tasche ziehen und dir dafür nichts liefern«, warnte Gerhard ihn.

»Du bist Jurist. Gib mir bitte einen Tipp, wie ich die Spreu vom Weizen trennen kann«, bat Karsten.

»Ich wollte, ich könnte dich von deinem Vorhaben abbringen, aber du hattest schon immer einen verflixten Dickkopf. Darum weiß ich leider, dass in der Richtung nichts zu machen ist. Ich strecke auf jeden Fall meine Fühler aus, vielleicht finde ich ein seriöses Unternehmen, damit sich der finanzielle Verlust in Grenzen hält.«

»Du glaubst also nicht, dass ich auf diesem Wege die geeignete Partnerin finden werde?«

»Nein«, kam es prompt zurück. »Du erlebst eine zweite Enttäuschung.«

»Du vergisst, dass ich dieses Mal keinerlei Gefühle investiere.«

»Ja, gottlob, darüber bin ich auch herzlich froh. Aber ohne Zeitaufwand, Aufregungen und Kosten läuft nichts.«

»Diesen Aufwand kalkuliere ich halt ein.«

»Na, dann viel Glück!« In Gerhards Stimme schwang Spott mit.

♥♥♥

Zwei Tage später gab Gerhard dem Freund telefonisch zwei Institute durch, die in ihrer Branche einen guten Ruf besaßen. Karsten notierte sich die Namen und bedankte sich.

»Überschlafe die ganze Angelegenheit lieber noch einmal«, bat der Freund, bevor er sich verabschiedete.

Karsten tat es zwar, saß dann jedoch am nächsten Mittwochnachmittag, als seine Praxis geschlossen war, einer gepflegten Dame mittleren Alters gegenüber und sagte sein Sprüchlein auf.

Frau Behrmann, so hieß die Dame, hörte verständnisvoll zu. Wie überrascht sie jedoch war, zeigte sie nicht. Auf dem Platz des Klienten hatten ihr schon viele Menschen gegenübergesessen, überwiegend Damen, einsame Menschen, die sich nach Glück und Zweisamkeit sehnten. Wenn sie eine Geldheirat wünschten, kaschierten sie selbstverständlich ihre Wünsche.

Dieser blendend aussehende junge Arzt hatte in der Beziehung keinerlei Skrupel.

»Bevorzugen Sie irgendeinen besonderen Frauentyp?«, fragte sie.

»Nein«, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen.

»Darf die Dame auch etwas älter als Sie selbst sein?«

»Selbstverständlich.«

Er musste ein Aufnahmeformular unterschreiben.

»Sie hören in Kürze von mir«, sagte die Inhaberin des Instituts beim Abschied.

Karsten fühlte sich zu seinem Erstaunen doch nicht so wohl in seiner Haut. Die Unterredung hatte er als ein wenig peinlich empfunden, so diskret diese Frau Behrmann dabei auch gewesen war. Na, hoffentlich sprang etwas dabei heraus, dann war sein Besuch in dem Heiratsinstitut vergessen.

Als er dem Fahrstuhl zustürmte, stieß er fast mit einer jungen Dame zusammen.

»Hoppla«, sagte Sarah und lachte. Sie erlebte wohl zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie kein Echo erhielt.

Der Fremde verzog keine Miene, sah sie nur kurz an, dabei hatte sie das Gefühl, er nehme sie dennoch nicht wahr, murmelte dann eine knappe Entschuldigung und ging weiter. Er verschwand im Fahrstuhl, sah sich nicht mehr um und fuhr nach unten.

Sarah blickte ihm enttäuscht nach. Sein Verhalten wich vollkommen von dem anderer Männer ihr gegenüber ab. Normalerweise waren ihr die Herren der Schöpfung immer sehr zugewandt.

Vielleicht sucht er ja auch eine Wohnung und ist verzweifelt, weil er keine finden kann, überlegte sie. Am Ende hat er Frau und Kinder, die mit ihm zusammen bei den Eltern oder Schwiegereltern untergekrochen sind.

Sie spann den Gedanken weiter und stutzte, als sie an der Tür der Büroetage ein Schild las: Eheinstitut Behrmann. Himmel, sie wollte doch ein Wohnungsvermittlungsbüro aufsuchen.

Jetzt musste Sarah lachen. Da wäre sie doch fast in einem Heiratsbüro gelandet!

Unwillkürlich wandte sie sich um und erinnerte sich an den Fremden, mit dem sie sich in Gedanken beschäftigt hatte. Der musste durch die Tür gekommen sein! Also hatte er dort sicher die Frau seiner Träume gesucht und wohl nicht gefunden. Darum war er so zerstreut und fahrig gewesen!

Sie fragte sich, ob der große, blendend aussehende Mann es nötig hatte, sich auf diesem Wege eine Frau zu suchen.

Der erste Eindruck musste dieses Mal gründlich getrogen haben. Sehr wahrscheinlich war der so imponierende Mann in Wirklichkeit unsicher und schüchtern. Er sehnte sich nach Liebe und Zweisamkeit und brauchte die Vermittlung eines Dritten, um seine Schwierigkeiten zu überwinden.

Sarah hatte mit dem Fremden ein wenig Mitleid. Am liebsten hätte sie ihn ein zweites Mal getroffen, ein Gespräch mit ihm begonnen und ihm Mut gemacht.

Da schnurrte der Fahrstuhl heran. Sarah stieg ein, um zum Wohnungsvermittlungsbüro zu fahren. Sie stellte fest, dass sie den falschen Knopf gedrückt und eine Etage zu früh ausgestiegen war.