Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 771 - Claudia von Hoff - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 771 E-Book

Claudia von Hoff

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Die unscheinbare achtundzwanzigjährige Gerda hat sich damit abgefunden, für alle das späte Mädchen zu sein. Niemand glaubt mehr daran, dass sie noch einmal ihr Glück finden wird. So hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, sich aufopferungsvoll um ihre beiden Stiefgeschwister und ihre kränkliche Stiefmutter zu kümmern. Ihre bildhübsche jüngere Stiefschwester Irene arbeitet als Mannequin in einem exquisiten Modesalon und kann sich vor Verehrern kaum retten. Insgeheim sehnt auch Gerda sich nach Liebe. Als sie eines Tages den Neffen einer Bekannten kennenlernt und dieser nun häufiger ins Haus kommt, weiß sie, wie der Mann beschaffen sein müsste, dem sie ihr Herz schenken würde. Natürlich rechnet Gerda sich nicht die geringsten Chancen aus. Dennoch bleibt ein brennender Schmerz zurück, als die schöne Irene ihr den jungen Mann vor der Nase wegschnappt ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Inhalt

Die späte Heirat

Vorschau

Hat Ihnen diese Ausgabe gefallen?

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Die späte Heirat

Liebe geht eigene Wege

Die unscheinbare achtundzwanzigjährige Gerda hat sich damit abgefunden, für alle das späte Mädchen zu sein. Niemand glaubt mehr daran, dass sie noch einmal ihr Glück finden wird. So hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, sich aufopferungsvoll um ihre beiden Stiefgeschwister und ihre kränkliche Stiefmutter zu kümmern. Ihre bildhübsche jüngere Stiefschwester Irene arbeitet als Mannequin in einem exquisiten Modesalon und kann sich vor Verehrern kaum retten. Insgeheim sehnt auch Gerda sich nach Liebe. Als sie eines Tages den Neffen einer Bekannten kennenlernt und dieser nun häufiger ins Haus kommt, weiß sie, wie der Mann beschaffen sein müsste, dem sie ihr Herz schenken würde. Natürlich rechnet Gerda sich nicht die geringsten Chancen aus. Dennoch bleibt ein brennender Schmerz zurück, als die schöne Irene ihr den jungen Mann vor der Nase wegschnappt ...

Um das Haus fuhr ein scharfer Nordwestwind. Er trieb das letzte vertrocknete Laub vor sich her und kündigte den nahen Winter an.

Gerda Hagen stand am Fenster und blickte gedankenverloren in den Garten hinaus.

Ihre schlanke Rechte glitt über ihr Haar. Es lag glatt zurückgekämmt um den Kopf, war stumpf und glanzlos, wie das Haar eines Menschen, der kaum besondere Sorgfalt auf seine Pflege verwendete. Gerda trug es der Einfachheit halber zu einem Dutt im Nacken zusammengebunden.

Warum auch sollte sie sich besonders pflegen? Es fiel ja doch niemandem auf, ob ihr Äußeres verändert war oder nicht. In Kürze würde sie achtundzwanzig Jahre alt, und das war, nach Ansicht ihrer Schwester Irene, ein biblisches Alter.

»Mit achtundzwanzig war ich schon fünf Jahre verheiratet«, hatte vor einigen Tagen die Stiefmutter seufzend bemerkt. Ihre steifen, gichtigen Hände waren dabei über die leichte, warme Wolldecke geglitten, die auf ihren Knien lag.

»Für eine Achtundzwanzigjährige siehst du noch einigermaßen manierlich aus, Gerda! Es gibt Frauen, die bekommen dann schon die ersten grauen Haare und Gesichtsfalten.«

Irene hatte ihre Halbschwester bei den Worten genau gemustert, als wolle sie jede kleine Falte zählen. Sie hatte in ihrer Unschuld gar nicht bemerkt, wie viel Mühe Gerda aufbieten musste, um dieser stummen Musterung standzuhalten.

In Gerdas Leben hatte es bisher keine Liebe gegeben, nichts, was ihr Leben nach Irenes Ansicht hätte lebenswert machen können.

Ja, Gerda hatte noch nicht einmal einen Beruf, der sie, wie manche andere unverheiratete Frau, ausfüllte. Ihre Züge drückten Verlässlichkeit aus. Es wäre ein Durchschnittsgesicht gewesen, ein Gesicht wie viele andere, wenn in ihm nicht zwei große bernsteinfarbene Augen geleuchtet hätten, die von den Wimpern wie ein dunkler Strahlenkranz umgeben waren.

Seit dem Tod des Vaters war Gerda immer für alle da. Besonders für die Mutter, die damals, als der Vater plötzlich gestorben war, gerade in einem Rheumabad geweilt hatte.

Und natürlich auch für Irene, die es in ihrer sprühenden Jugend und Schönheit gewohnt war, nur zu nehmen! Sie brauchte um nichts zu kämpfen. Die Natur hatte sie mit einer wundervollen Figur, mit einem schönen, ebenmäßigen Gesicht und herrlich leuchtendem Blondhaar ausgestattet.

Es kam regelmäßig vor, dass Männer auf der Straße stehen blieben, um ihr bewundernd nachzusehen. Sie brauchte nur einen Wunsch zu äußern, schon wurde er ihr erfüllt.

Und für Horst, der seit drei Jahren studierte, war es auch selbstverständlich, mit seinen Kümmernissen zu Gerda zu kommen.

Gerda wusste für alles Rat. Sie besaß stets noch eine stille Reserve, wenn Horst Schulden gemacht hatte. Seiner Meinung nach war Gerda prima!

»Ein feiner Kamerad, goldrichtig, ein prima Kerl«, nannte er sie, aber selbst er würde niemals in der großen Halbschwester die Frau erblickt haben, ein Mädchen wie beispielsweise Irene – eben nur sieben Jahre älter als diese.

Die drei Familienmitglieder hätten wohl auch zuletzt erraten, dass Gerda wie ein törichtes junges Mädchen träumte.

Der Verstand sagte Gerda natürlich, dass für sie die Zeit der Jungmädchenträume längst vorüber war. Sie wandte sich vom Fenster ab.

»Gerda!«, rief in dem Augenblick jemand. Sie strich nochmals über ihr Haar, eine mechanische Bewegung, die nichts bedeutete. Ihr Körper straffte sich. Er war von einem etwas formlosen Wollkleid umhüllt. Es war nicht sehr kleidsam, aber praktisch. Was nützten die schicksten Kleider, wenn die Nähte platzten, wenn man sich bückte oder kniete?

Und Gerda musste sich bei der Hausarbeit oft hinknien und bücken, denn sie versorgte mit einem jungen Mädchen das gesamte Haus.

Früher, als der Vater noch gelebt hatte, hatte man für den Haushalt eine Köchin und zwei Hausmädchen gehabt. Der Vater hatte als hoher Beamter sehr gut verdient.

Als er gestorben war, hatte seine Witwe nur noch einen Teil seines Gehaltes als Witwenpension bekommen. Seitdem musste man sich einschränken, denn niemals hatte jemand daran gedacht, Rücklagen zu schaffen.

Der Vater war zwar ein sparsamer Mensch gewesen, aber Frau Else kannte das Wort »sparen« in ihrem Wortschatz nicht. Und ihr Mann hatte sie viel zu sehr geliebt, um zu widersprechen, wenn sie einen Wunsch geäußert hatte.

♥♥♥

Als Gerda die Tür öffnete, verzog sich ihr etwas zu großer, jedoch ausdrucksvoller Mund zu einem Lächeln.

»Mutter«, sagte sie freundlich. Sie wusste, dass Frau Else bei diesem Wind besonders unter Schmerzen litt.

Die Frau hatte noch immer ein hübsches Gesicht, das von einer aparten Frisur umrahmt wurde. So schlecht sie sich oft nur bewegen konnte, aber zum Friseur schleppte sie sich regelmäßig.

»Gerda, gib mir eine Tablette, und spiel mir noch etwas auf dem Flügel vor«, bat die Kranke.

»Gewiss, Mutter.« Gerda nickte. Sie hätte sich lieber für ein halbes Stündchen hingelegt, denn ihr Rücken schmerzte. Sie war müde und sehnte sich nach Entspannung. Aber sie hatte einen festen Willen, eine vom Vater ererbte Pflichtauffassung.

Also schlug sie den Flügel auf. Sie wirkte vor dem Instrument viel zu plump, man traute ihr nicht zu, dass ihr Spiel ein reiner Kunstgenuss war.

Sie spielte auch niemals vor Fremden. Dazu war sie zu schüchtern, sosehr sie im Lebenskampf auch ihren Mann stand.

Gerda war der ruhende Pol in der kleinen Familie, die sich seit dem Tod des Vaters nur auf sie stützte.

Schnell und spielerisch glitten Gerdas Finger über die Tasten. Sie hatte einen ungewöhnlich weichen Anschlag, den man bei ihr niemals vermutet hätte. Ihre Finger hatten eine klassisch schöne, schlanke Form. Aber niemandem fiel das auf, weil die Nägel meist abgebrochen waren, die Haut rissig und rot war.

Nun schloss Gerda die Augen. Sie spielte und träumte. Sonst hatte sie wenig Zeit, ihren Träumen nachzuhängen. Außerdem beflügelte die Melodie, die sie dem Instrument entlockte, ihre Fantasie.

Auch Frau Else regten die weichen Klänge zum Nachdenken an. Etwas, das ihr eigentlich gar nicht lag. Sie nahm das Leben vielmehr, wie es kam.

Durch eine Verbindungstür zum Nebenzimmer konnte sie Gerda am Flügel sitzen sehen.

Gegen Abend kam Irene heim. Sie trug einen weichen, wolligen Flauschmantel mit einem dazu passenden entzückenden Hütchen, hochhackige Schuhe, von denen sie zwar behauptete, großartig in ihnen gehen zu können, die sie jedoch meist schon im Flur auszog.

Irene brachte, wie immer, Neuigkeiten mit. Zuerst einmal kämmte sie sich wie an jedem Tag vor dem Spiegel im Flur und zupfte an ihrem wunderschönen Kleid herum, das wie eine zweite Haut auf ihrem Körper saß. Sie konnte sich nicht gut in dem Kleid bewegen, aber das brauchte sie ja auch nicht.

Ein Starmannequin des besten Salons am Platze musste nur schön sein. Irene verdiente mit ihrer Schönheit ein recht gutes Gehalt.

Einst hatte Gerda geglaubt, wenigstens einen Teil davon zur Haushaltsführung zu bekommen, bis ihr von Irene wie von der Mutter erklärt worden war, dass diese Erwartung natürlich unsinnig sei.

Ein Mannequin musste schließlich immer erstklassig gekleidet sein. Und gute Garderobe kostete viel Geld. Wie viel ein Kleid tatsächlich kosten konnte, begriff Gerda erst, als Irene einige Male Kleider mitgebracht hatte, die sie nach Feierabend zu guten Kunden tragen und nochmals vorführen musste.

♥♥♥

Horst kam einige Tage früher heim, als er erwartet worden war. Er glich mehr dem Vater als Frau Else, besaß dessen große, stattliche Figur. Gerda hatte sich schon immer mit ihm sehr gut verstanden. Ihre Zuneigung zu ihm war größer als die zu Irene, weil Horst ein tief veranlagter Mensch war.

Er wollte einmal Arzt werden. Das war seit seinen Bubenjahren sein sehnlichster Wunsch. Allerdings steckte auch, von Frau Else her, eine gute Portion Lebenshunger in ihm, der ihm oft genug zu schaffen machte und ihn mitunter daran hinderte, so intensiv zu studieren, wie es notwendig war.

Gleich bei der Begrüßung fiel Gerda auf, wie müde und abgespannt Horst aussah. Die sonstige Vitalität fehlte ihm.

»Guten Tag, Schwesterherz«, rief Horst laut und forsch, aber es lag etwas Fremdes in seiner Stimme. Er wich Gerdas forschenden Blicken aus.

»Guten Tag, Horst!« Gerda zeigte, wie sehr sie sich freute.

Sie war eigentlich nur immer so recht von Herzen glücklich, wenn sie die gesamte Familie um sich versammelt wusste. War sie vielleicht in den letzten Wochen zuweilen so unzufrieden gewesen, weil ihr Horst gefehlt hatte?

»Na, alles gesund und munter?« Er entwickelte eine nervöse Betriebsamkeit. »Wie geht es Mutter?«, fragte er dann, ohne Gerda anzusehen.

Sie stand hinter ihm, das Haar im Nacken zu einem schlichten Knoten zusammengesteckt, in ihrem einfachen, fast hässlichen, dafür aber bequemen Wollkleid.

»Wie immer«, erwiderte sie.

Horst wandte sich um.

»Ich habe ein neues Mittel für sie. Professor Gerlach hält es für ausgezeichnet.« Er machte eine kurze Pause. »Ich will sie schnell begrüßen«, murmelte er dann.

Gerda folgte ihm mit gekrauster Stirn. Irgendetwas stimmte doch mit ihm nicht. Was verbarg er vor ihr? Sie fühlte mit dem Instinkt einer Frau, die für die Geschwister mehr Mutter als Schwester war, dass Horst eine Dummheit angestellt hatte. War es nur eine Dummheit oder etwas Schlimmeres?

Frau Else schien ordentlich aufzuleben, seitdem ihr Sohn bei ihr war. Sie lachte einige Male herzlich, aber sie merkte nicht, dass Horsts Fröhlichkeit oft nicht echt war. Sie hatte ihre Kinder geboren, aber sie war ihnen nicht das, was man unter einer Mutter verstand.

Stolz war sie auf die beiden, weil sie blendend aussahen, weil Irene in ihrem Beruf die höchste Sprosse erklommen hatte und Horst in einem Jahr Herr Dr. Hagen sein würde. Allerdings verstand sie nicht, mit ihnen zu fühlen, ihre Sorgen und Nöte zu erraten.

Gerda richtete dem Bruder ein schmackhaftes Abendessen. Er aß mit Appetit, aber er führte die Gabel hastig zum Mund, seine Art war zu sprunghaft und unausgeglichen.

»Warum bist du schon zwei Tage vor der Zeit heimgekommen?«, fragte Frau Else geradeheraus.

Einen Moment schien Horst über die Frage entsetzt zu sein. Dann lachte er verkrampft.

»Sollte ich es nicht? Bist du darüber böse, Mutsch?«, fragte er.

»Dummer Junge, natürlich nicht!«

»Du siehst heute blendend aus, wirklich«, sagte er.

Und als Frau Else darauf prompt wie ein junges Mädchen errötete, lachte er gelöster. Es kam Gerda so vor, als sei sein Lachen an diesem Tage zum ersten Mal echt.

Irene kehrte, wie so häufig, erst spät heim. Sie ließ sich gleich vom Geschäft abholen, aß mit dem jeweiligen Kavalier irgendwo zu Abend, um sich anschließend in das Getriebe der Großstadt zu stürzen.

»Du solltest ihr das verbieten, Mutsch«, riet Horst ihr. Gerda war ihm für die wenigen Worte dankbar.

»Aber, Horst, nun fange du auch noch an wie Gerda, ewig Moral zu predigen!«, entgegnete die Mutter ein wenig verärgert.

Einen Moment blickte Horst seine Mutter verwundert an, dann erinnerte er sich daran, dass Irene ja stets mit besonderen Maßstäben gemessen wurde.

»Irene ist sehr schön, Mutter, und für schöne Mädchen ...«

»Sie passt schon auf sich selber auf«, kam es sorglos zurück. »So, und nun hilf mir einmal, Gerda, ich möchte ins Bett!«

Nur Gerda vermochte es, ihr unter den Arm zu greifen und sie vorsichtig hochzuziehen. Frau Else ging, auf einen Stock gestützt, in ihr Schlafzimmer.

♥♥♥

Gerda wusste, dass Horst noch etwas auf dem Herzen hatte, darum zog sie sich anschließend nicht, wie sie es am liebsten getan hätte, ebenfalls zurück. Sie nahm eine Stopfarbeit zur Hand. Der Schein der Stehlampe fiel auf ihr ruhiges, klares Gesicht.

Horst stand auf, ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück. Der Winter war ins Land gezogen und der Garten glich einem großen weißen Laken, das die kalte Jahreszeit über den Rasen gebreitet hatte.

Nervös spielte der junge Mann mit der Gardinenschnur.

Gerda wartete darauf, dass er sich umwandte, und das tat er dann auch mit einem Ruck. Sie wusste, dass das der Auftakt war.

»Sei froh, dass du so bist, wie du bist, Gerda!«, stieß er hervor.

Seine Schwester hob den Kopf. Donnerwetter, diese Einleitung war völlig neu!

»Wie meinst du das?«, fragte sie gelassen.

Horst steckte die Hände tief in die Taschen. Er lachte kurz und grimmig und marschierte dann vor ihr auf und ab.

»So männerfeindlich!«, erläuterte er.

Gerda schluckte heftig. Horst hielt sie also für eine Feindin des männlichen Geschlechts. Ihr Kopf sank wieder tief über ihre Arbeit.

»So hast du wenigstens nicht solche Sorgen wie ich!«, fügte Horst hinzu.

Sie hätte ihm jetzt erklären können, dass er sich irrte. Sie war keine Gegnerin des anderen Geschlechts. Die Männer übersahen sie, betrachteten sie als alte Jungfer, bemitleideten sie im Stillen, sahen in ihr wohl eine tüchtige Frau, aber kein Mädchen, das man begehrte. Das war ein himmelweiter Unterschied!

Aber Gerda erklärte es ihm nicht. Er würde es sowieso nicht verstehen. Erstens war er ein Mann, die oft ganz anders dachten als Frauen, und zweitens ihr Bruder. Als Bruder betrachtete er sie mit anderen Augen als ein Fremder. Für ihn war sie die Stütze, der Rettungsanker in höchster Not, nicht das späte Mädchen, das niemals geliebt worden war.

»Nun sag doch endlich etwas, Gerda, frag mich, mache mir Vorwürfe!« Er stand jetzt vor ihr – ein verzweifelter junger Mensch, der sich keinen Rat mehr wusste.

»Na gut. Ich frage dich also, was du wieder einmal angestellt hast.« Sie lächelte ihn aufmunternd an.

Horst sank in den anderen Sessel und stieß ein unglückliches Lachen aus.

»Du hast ganz recht! Ich habe wieder einmal etwas angestellt, und zwar etwas Entsetzliches!«

Er wartete auf eine weitere Frage, als die ausblieb, lehnte er sich zurück.

Gerda legte ihre Stopfarbeit jetzt endgültig beiseite und konzentrierte sich nun ganz auf ihren Bruder.