Die Wikinger-Saga - Band 1: Der Thorshammer - Kari Köster-Lösche - E-Book
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Die Wikinger-Saga - Band 1: Der Thorshammer E-Book

Kari Köster-Lösche

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Beschreibung

Eine aufregende Reise in die Welt der Wikinger: „Der Thorshammer“, Band 1 der Wikinger-Saga von Kari Köster-Lösche, jetzt als eBook bei dotbooks. Haithabu, die aufstrebende Stadt der Wikinger. Hier erlebt der junge Bootsbauer Folke die glücklichsten Tage seines Lebens; die schöne Tordis ist seine erste große Liebe, jede freie Minute will er mit ihr verbringen. Doch dann bricht plötzlich das Unheil über die Stadt herein: Ein Schiff sinkt vor der Küste, und im Wald wird ein Toter gefunden – von einem Baum hängend, am Arm den Thorshammer. War der Mann ein Schmuggler? Und welche Fracht barg das gesunkene Schiff? Unfreiwillig gerät Folke mitten in die Nachforschungen des Wikgrafen. Zu spät erkennt er, dass die Suche nach Antworten einen hohen Preis fordern könnte. Nicht nur seine Liebe steht auf dem Spiel – auch sein eigenes Leben … Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Der Thorshammer“, Band 1 der Wikinger-Saga von Kari Köster-Lösche. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

Haithabu, die aufstrebende Stadt der Wikinger. Hier erlebt der junge Bootsbauer Folke die glücklichsten Tage seines Lebens; die schöne Tordis ist seine erste große Liebe, jede freie Minute will er mit ihr verbringen. Doch dann bricht plötzlich das Unheil über die Stadt herein: Ein Schiff sinkt vor der Küste, und im Wald wird ein Toter gefunden – von einem Baum hängend, am Arm den Thorshammer. War der Mann ein Schmuggler? Und welche Fracht barg das gesunkene Schiff? Unfreiwillig gerät Folke mitten in die Nachforschungen des Wikgrafen. Zu spät erkennt er, dass die Suche nach Antworten einen hohen Preis fordern könnte. Nicht nur seine Liebe steht auf dem Spiel – auch sein eigenes Leben …

Über die Autorin:

Kari Köster-Lösche, 1946 in Lübeck geboren, Tierärztin und Wikingerexpertin, hat einen Großteil ihrer Jugend im schwedischen Uppsala, dem Zentrum der nordischen Kultur, verbracht. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Nordfriesland.

Die Wikinger-Saga umfasst folgende Bände:

Der Thorshammer. Band 1

Das Drachenboot. Band 2

Die Bronzefibel. Band 3

***

Neuausgabe März 2015

Copyright © der Originalausgabe 1992 by Ehrenwirth Verlag GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Atelier Nele Schütz, München

Titelbildabbildung: © shutterstock/Fernando Cortes

ISBN 978-3- 95824-015-5

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Kari Köster-Lösche

Der Thorshammer

Die Wikinger-Saga

Band 1

dotbooks.

Letzte Woche im Schlangenmonat

1. Sonnentag in Haithabu

Es war ein glutheißer Abend in den letzten Tagen des Schlangenmonats im Jahr 925. Die Arbeit in der Bootsbauerei ruhte längst, und auch die Buden der anderen Handwerker lagen still und leer am Ufersaum. In der Stadt stiegen schmale Rauchfahnen aus jedem der unzähligen Häuser und Höfe, Zeichen dafür, daß die Menschen nun nach einem langen arbeitsreichen Tag um das Herdfeuer versammelt waren. Vereinzelte Stimmen wurden hinter den Bretterumzäunungen der Häuser laut; mancher der Kaufleute, die von weit her in dieses Grenzgebiet zwischen Nordleuten und Franken gekommen waren, mochte unerwartet einem Freund wiederbegegnet sein und das Ereignis tüchtig begießen. Im allgemeinen aber waren die Menschen hier in Haithabu an der Schlei nüchtern und ruhig, denn wer im Handel tätig ist, muß einen kühlen Kopf bewahren.

Folke, der siebzehnjährige Gehilfe, gleichzeitig Neffe des Schiffbaumeisters Thorbjörn, trat durch die Pforte auf den bohlenbelegten Weg und sah sich um. In Richtung auf den Wall, der die Stadt umschloß, war alles ruhig, aber am Hafen schien einiges los zu sein. Er setzte sich in Bewegung, immer abwärts am Bach entlang.

Er wollte den heute erst gestreckten Kiel des neuen Langbootes noch einmal ganz in Ruhe und ganz allein in der Bootsbauerei betrachten – es war sein erstes Schiff und sein erster Kiel, und beide flößten ihm beinahe Ehrfurcht ein. Still und verschlossen, wie er war, mochte er seine Freude in Gesellschaft nicht laut äußern. Außerdem hatte er sich in der Gegenwart der Männer, für die die Kiellegung ein Alltagsgeschäft war, nicht blamieren wollen.

Wegen der Hitze war er nur mit einer dünnen Sommertunika und leichten Schuhen bekleidet; wäre es nach ihm gegangen – er wäre barfuß gelaufen, aber Hild, die Frau seines Oheims, die dem Haushalt vorstand, duldete das nicht. Folke grinste in sich hinein. Zu gut hatte er noch im Ohr, wie sie ihm gleich nach seiner Ankunft zu verstehen gegeben hatte, daß man zu der Oberschicht von Haithabu gehöre: »Hier nicht«, hatte sie mit einem Blick auf seine nackten Füße spitz bemerkt, und allein aus der Betonung der Worte hatte er sofort gewußt, daß sie auf den Bärenhof seines Vaters Björn anspielte. Als ob er nicht durch seine Mutter Aasa eine sehr sorgfältige Erziehung genossen hätte! Allerdings mußte er einräumen, daß seine Kenntnisse der bekanntesten Heldengesänge ihr wichtiger gewesen waren als die Überprüfung seines Schuhwerks.

Folke eilte die schmale Gasse entlang zum Hafen. Lang und schlaksig war er und wuchs immer noch; im Gehen schienen sich seine Knochen aneinander zu stoßen wie seine Zunge an allzu vielen Worten; aber im Laufen waren seine Bewegungen elegant wie die eines jungen Hirsches. Ohne innezuhalten, lauschte er. Seine leisen Schritte wurden von gleichmäßigem Pferdegetrappel übertönt: eine Patrouille des Wikgrafen.

Seit der schwedische König Knuba über Haithabu herrschte, gab es um das Grenzgebiet zwischen dem Deutschen Reich und dem Wikingerreich noch mehr Streit als vorher, und Haithabu war nun mal die südlichste Stadt der Wikinger. Seit anderthalb Jahrhunderten Drehscheibe für den Handelsverkehr zwischen Norden und Süden, zwischen Westen und Osten, gab es manchen Herrscher, der ein Auge auf die blühende Stadt geworfen hatte: mit neuerbauten Befestigungsanlagen, mit dem besten Hafen der südlichen Ostsee, mit der kürzesten Verbindung von Ostsee zur Nordsee überhaupt, mit einer königlichen Münzwerkstätte und einer rührigen Kaufmannschaft, war sie ein Leckerbissen für jedermann. Ja, es gab vielerlei Gründe, wachsam zu sein, und die meisten jungen Männer der Stadt besannen sich auf die Tugenden ihrer Väter und übten vor den Wällen mit dem Speer und der kurzen Axt fleißiger als noch vor einigen Jahren.

Die Straße endete am großen Speicher an der Bucht. Wie üblich während des hellen nordischen Sommers, wurden auch jetzt noch Schiffe beladen, die am nächsten Morgen in See stechen sollten. Folke wandte seinen Kopf der leichten Brise entgegen, die vom Wasser kam, und sog den salzigen Duft ein. Während seine Nase die toten Schollen und die vom letzten Sturm in den Hafen geworfenen Algen unterschied, nahm er mit den Augen wahr, daß die friesische Witwe noch laden ließ, ebenso der russische Kaufmann, der schon das dritte Jahr hintereinander nach Haithabu kam. Auch das größte ortsansässige Handelshaus kannte noch keine Nachtruhe: Kaufmann Högni, ein alter Erbfeind von Folkes Familie. Ihm gehörte das stattlichste der Schiffe, die ihren Heimathafen hier hatten.

Folke gab sich keine Mühe, sich zu verbergen. In der Stadt mußten Högnis Männer ihn in Ruhe lassen. König Knubas Vogt bewahrte den Marktfrieden zuverlässig, notfalls mit dem Schwert, und das wußte jeder, der sich hier aufhielt, ob Schwede, Norweger, Sachse, Franke oder Friese.

Drei Sklaven und einer von Högnis Gefolgsmännern hoben einen Kasten vom Transportwagen, der in eine Decke eingehüllt war. Als sie den Behälter über die Laderampe ins Boot schleppten, schwankte es wie ein Stückchen Kiefernborke im Tümpel, und das Wasser klatschte laut zwischen der geklinkerten Bordwand und der Spundwand des Anlegers.

Der junge Bootsbauer trat neugierig an das Kauffahrtschiff heran, das schnell wieder breit und behäbig wie zuvor im Wasser lag.

Die zwei älteren Sklaven setzten den Kasten neben dem Mast ab. Schweigsam und unscheinbar von Gestalt, waren sie für einen Wikinger in ihrer grauen Wollkleidung genauso unsichtbar wie die Götter Odin und Thor, und sie waren es gewohnt, unbeachtet zu bleiben. Einer von ihnen mühte sich ungeschickt mit einem langen Seil ab, das er mitgebracht hatte. Der dritte, der Jüngste von ihnen, nahm ihm das Tau ab und schoß es wie ein Seemann auf. Als er das Ende mit einem Palstek am Mastfuß belegte, war Folkes Neugier geweckt.

Der Sklave richtete sich auf, und ein kleines Kreuz glänzte auf seiner nackten Brust in der warmen Abendsonne auf. Mit seinem sonnenverbrannten klaren Gesicht unter hellbraunen Haaren sah er aus wie ein beliebiger junger Mann in der Stadt – er schien alles andere als ein Sklave zu sein. Für einen Moment lang schaute Folke in hellblaue Augen, die ihn ohne Scheu und Zurückhaltung musterten. Aber bevor Folkes flüchtige Gedanken sich näher mit ihm befassen konnten, wurden sie von Högnis Mann abgelenkt.

»Was spionierst du hier herum?« fauchte der: Folke hatte in ihm längst Sote den Schweden erkannt. Sein roter Bart war der längste und borstigste, den es in der ganzen Stadt gab, da konnte kein russischer mithalten. Kürzer als sein Bart war seine Rede. »Hau ab!«

Folke zog überrascht seine Hände von der Bordwand zurück. Während er aus den Augenwinkeln wahrnahm, daß unter der Plattform des Steuermanns ein sorgfältig in Decken eingehülltes Paket lag, das von dem älteren Sklaven mit dem Fuß außer Sicht geschoben wurde, antwortete er stolz: »Du scheinst mich nicht zu kennen, Sote Rotbart. Ich bin Folke Björnssohn aus der Sippe der Bären. Mein Vater ist Husbjörn Granesohn, freier Bauer auf Bärenhof zu Missunde, meines Vaters Bruder ist Thorbjörn Granesohn, bekannter Schiffbauer in Haithabu. Wir Dänen haben hier keine geringeren Rechte als ihr Schweden. Es steht dir nicht zu, mich zu beleidigen.«

Der Schiffer, kenntlich an der roten Kapuze, die ihm am Rücken herabhing, stieg vom Schiff. Seine Bewegungen waren bedächtig wie bei allen erfahrenen Seeleuten, die nur zu genau wissen, wie schnell jemand über, statt von Bord geht. Er baute sich vor Folke auf, so dicht, daß dieser die stumpf gekauten Schneidezähne sehen konnte. Angriffslustig schien er nicht zu sein, aber Folke war auf der Hut.

»Ich kenne dich«, sagte der Schiffer in der singenden Sprachmelodie der Schweden. »Aber ich kenne meinen Herrn noch besser, und darum achte ich sein Recht höher als deine Neugierde. Nie würde mein Herr deiner Familie Einblick in seine Geschäfte geben. Also mach, daß du fortkommst!«

Folke antwortete verblüfft: »Ich kam hier nur eben vorbei auf dem Weg zum Bootsplatz meines Vaterbruders. Du wirst verstehen, daß ich mir gern jedes gut gebaute Schiff ansehe. Und nun habe ich genug gesehen.« Er wandte sich ab, lief den kurzen Anleger entlang und sprang auf den Uferweg. Er ärgerte sich. Schon für weniger hatten Männer sterben müssen. Aber es war zu spät, jetzt noch umzukehren.

Der Rotbart sah mißmutig hinter ihm drein und feuerte dann den unscheinbaren der älteren Sklaven mit der Peitsche an. Den jungen verschonte er.

Hinter dem letzten Steg für die großen Schiffe hatten die Fischer ihre Bootsplätze. Ihre kleinen Nachen und Prähme schaukelten sanft in den Boxen, die sie am Ufersaum mit Hilfe von Holzknüppeln angelegt und durch Steinschüttungen mit Muschelschalenauflage voneinander getrennt und gut begehbar gemacht hatten. Zwischen den Boxen und dem dazugehörigen Grasland, wo die Netze und Reusen sauber aufgestapelt waren, führte Folkes Weg hindurch. Die aufgeblasenen, bunt angemalten Schweinsblasen zur Markierung leuchteten hell in der Dämmerung.

Allmählich wurde es stiller um Folke, in den Büschen raschelten die Igel, und er hörte das Pfeifen einzelner Fledermäuse, die am Wasser Mücken jagten. Zu seiner Linken lag das Noor, das innerste Ende der Förde, die sie die Schlei nannten. Hier war der beste Naturhafen weit und breit an der Ostsee. Auch die fernreisenden Kaufleute, die lieber ihre letzte Etappe im gastfreien Bärenhof bei Missunde unterbrachen, als in Haithabu bei Nacht einzusegeln, lobten ihn in hohen Tönen. Mit Wehmut mußte Folke plötzlich an den väterlichen Hof denken. Hier hatte er mit dem Vater Braunbär, Ur und Dachs gejagt und hatte mit ihm in der Schlei gefischt. Der Vater hatte seinem jüngsten Sohn Blätter von Buche, Eiche, Ahorn, Linde und Esche in die Hand gegeben, hatte ihn riechen und fühlen lassen. Er hatte ihm beharrlich beigebracht, wie man Bäume fällt und ein Haus baut und auch, wie und wann man Gerste und Roggen zu säen hat. Und obwohl Folke dieser bäuerlichen Kenntnisse zu Hause überdrüssig gewesen war, hatte er jetzt Heimweh.

Widerwillig löste er seine Gedanken vom Bärenhof und sah trotzig hinaus auf die Förde. Dort glitzerten die Pfähle der Hafenpalisade schwärzlich im Wasser. Die Sonne erreichte sie nun nicht mehr. Nur zwischen den Enden der Molen, die mit je einem Wachtturm gesichert waren, lag ein heller Streifen Wasser, der sich bis zum Horizont erstreckte und erst vom schwarzen Wald am jenseitigen Ufer verschluckt wurde.

Die Mole war leer bis auf die zwei Soldaten der Wachmannschaft des Wikgrafen. Die langweilten sich. Sie hatten ihre Speere abgestellt und hockten auf dem Boden, wohl ein Brettspiel zwischen den Füßen. Wahrscheinlich war ihnen das nicht erlaubt. Nun ja, was ging es ihn an. Er konnte die Männer verstehen – vermutlich besser als der Wikgraf, wenn es ihm zu Ohren käme.

Nach einigen Minuten stand er endlich vor der Bootsbauerei. Der große Schuppen, in dem sie ihr Handwerkszeug aufbewahrten und in dem sie auch die kostbaren zukünftigen Steven- und Kniehölzer trockneten, versperrte breit und entschieden den Uferweg: Hier war Haithabu zu Ende. Dahinter erhob sich der Wehrwall, dessen dem Feind zugewandte Pfahlreihe noch im letzten Licht des Tages lag. Da oben war alles still, die Soldaten waren wohl auf ihrer Wachrunde.

Eine kleine Brise bog die Birken und Holunderbäume am Fuß des Walls und fegte die Mückenschwärme weg, die sich auf dem stillen Gelände tummelten. Folke überquerte den Schiffsbauplatz zwischen Ufer und Werkstatt; er war von Rinde und Holzspänen übersät, zwischen denen das Gras büschelweise hochsproß. Es knisterte und knackte leise unter seinen Füßen. Folke stieß einen Brocken Eichenrinde mit dem Schuh beiseite und atmete tief ein. Der Holzteer, mit dem sie im Frühjahr die untersten Bohlen des Schuppens abgedichtet hatten, war am Tag in der Sonnenhitze wieder weich geworden und glänzte in Tropfen zwischen den Stoßkanten. Sein Duft mischte sich mit dem kräftigen Geruch der Bretter, die sie in den letzten Wochen mit der Axt zugehauen und zwischen schmalen Holzstreifen zum Trocknen aufgesetzt hatten. Drei Stapel Bauholz aus vergrauter Eiche, einer aus hellgelber Kiefer, die von weit herkam, und zwei aus kürzeren, besonders krummen Ästen von Esche: Sie würden sich in den nächsten Monaten unter den Händen des Meisters zu einem Schiff fügen, wenn Njörd ihm gnädig beistand. Diese Gerüche waren es, um derentwillen er darauf verzichtet hatte, sich auf einem der Langboote unter König Knubas Kommando Kriegsruhm zu erwerben.

Das Boot, an dem er zusammen mit Thorbjörn am selben Tag den Kiel gestreckt und die Steven angebolzt hatte, war auf Lagerhölzern aufgepallt. Folke umschritt den Kiel mit den Steven und den Stützhölzern. Dreißig Schritte benötigte er von einem Schiffsende bis zum anderen, und die äußersten Pallhölzer lagen schon fast im leise gluckernden Wasser. Ein Kriegsschiff sollte es werden, scharf geschnitten und schnell wie ein Windhund.

Folke kniff die Augen zusammen, legte den Kopf schief und sah es schon fertig in voller Schönheit auf der Helling stehen. Das Sonnenlicht würde sich auf dem bunt bemalten Drachenkopf spiegeln, und dessen Augen würden feurige Strahlen auf die Feinde an fremden Küsten werfen. Folke in Haithabu hat das Schiff gebaut, würde der Skalde später zum Ruhm des siegreichen Königs singen, und dieser und alle Zuhörer wüßten sofort, daß ein Teil des Ruhms auch auf den Schiffbauer des Königs fiel, und sie würden nicken und ihre Trinkhörner erst auf Knuba und dann auf Folke erheben.

»Warum seufzt du?« fragte eine leise Stimme hinter Folke, und er fuhr herum, in der Hand den Dolch, den er aus dem Gürtel gerissen hatte. Als er erkannte, wer hinter ihm stand, verzog er verärgert den Mund und steckte das Messer wieder weg. »Ach, du bist es«, sagte er. »Ich habe dich nicht kommen hören.«

»Ich bin auch nicht gekommen«, erwiderte der Alte, der nicht zu den Schiffbauern gehörte und sich dennoch das. Recht nahm, auf dem Platz ein und aus zu gehen, wie er wollte. »Ich war schon hier. Gekommen bist du.« Indem er das sagte, schloß er die Augen und hob den Kopf wie ein blinder Seher, der die Zukunft weissagt. »Gegangen aber sind Ragnvald und Assur. Beide starben in Särkland. Im Zweikampf wurde Öystein getötet. Frakki starb daheim. Tot ist auch Bue.« Trauer überkam den alten Mann, und er bewegte stumm die Lippen, während Folke in Ehrfurcht schwieg. Viele Söhne oder nahe Verwandte hatte der Alte verloren, und darüber mußten sich seine Sinne verwirrt haben.

Ein gewöhnlicher Mann konnte er nicht sein: aus seinem hageren langen Gesicht mit den tief eingekerbten Furchen neben den Nasenflügeln sprachen vergangene Kraft und Härte. Seine Waffen hatte er anscheinend schon vor langer Zeit abgelegt, nur den Helm nicht. Unter dem verbeulten und gekerbten Blech lugten dünne graublonde Haare strähnig hervor.

Der unhörbare Trauergesang ging in ein Murmeln über, aber erst nach einer Weile wurden daraus wieder Worte, die Folke verstehen konnte: »Niemand blieb übrig, ihnen einen Stein zu setzen. Außer Odin, dem Allwissenden, Suchenden, wird niemand bezeugen, daß sie in Walhalla auf den großen letzten, siegreichen Kampf warten.«

Folke fröstelte. Odin anzurufen war ungewöhnlich, der Umgang mit ihm war nicht ungefährlich; nur Könige, Jarle und Seher wagten das Zwiegespräch. Er kannte niemanden, der mit Odin wie mit seinesgleichen redete. Für ihn selber als freien Bauernsohn von guter Herkunft war Thor zuständig, ebenso wie für seinen Vater und seine Brüder; seine Mutter Aasa, die ihm immer und immer wieder von den Göttergeschlechtern erzählt hatte, bis er sie auswendig kannte, hatte stets mit Ehrfurcht von Odin gesprochen. »Odin muß es bezeugen«, verlangte der alte Mann bestimmt, nickte, als ob er sich jetzt selber sicher sei, und schlug die Augen wieder auf. Er musterte Folke erstaunt. »Ich wollte dich nicht stören«», sagte Folke lahm und hatte plötzlich das Gefühl, eingedrungen zu sein, wo er nichts zu suchen hatte. Auf seltsame Art fühlte er sich wehrlos in der Nähe dieses alten Mannes. Seit seinem Erscheinen war jegliches Geräusch in der Natur erstorben. Kein Igel und kein Käfer raschelten, die schlaftrunkenen Vögel waren verstummt. Sogar der Wind in den Büschen hatte sich gelegt, es war totenstill.

Der alte Mann schien Folkes Furcht nicht zu teilen. »Horch«, befahl er und deutete mit dem Zeigefinger in die Luft. »Odin holt Atem. Es ist sein Hain. Er wartet.«

Folke sah ihn an, ohne etwas zu erwidern. Sein Herz krampfte sich zusammen wie seine Hand. War der Alte ein Priester? Er hatte es in der Stadt flüstern hören. Und standen sie hier auf heiligem Boden, ohne daß er davon wußte? Eine Ewigkeit lang war es ihm unmöglich sich zu rühren, und seine Zunge war wie gelähmt.

Der Alte lauschte immer noch. In der Ferne rollte erster Donner. Plötzlich fuhr ein Windstoß zwischen die Männer und wirbelte Holzschnitt und trockenes Gras auf. Mühsam entspannte sich Folke. Er hatte sich ins Bockshorn jagen lassen. Vor einem Menschenalter wäre ein freier Mann auch in Haithabu vielleicht noch nicht viel wert gewesen, aber heutzutage herrschte hier das Gesetz des Königs. Heimliche Opfer gab es nicht mehr, und dieser Platz gehörte Thorbjörn.

Folkes Unsicherheit ging in Ärger über. Wahrscheinlich war der Mann nur einer von den Alten, die zu Hause als unnütze Esser unerwünscht waren. Viele von ihnen trieben sich im Sommer draußen herum, blieben als geduldeter Gast eine Mahlzeit lang auf entlegenen Höfen und zogen weiter. »Warte«, sagte er hitzig, »ich werde Thorbjörn erzählen, daß du wieder hiergewesen bist.«

Die Aufmerksamkeit des Alten wich unvermittelt einem unzufriedenen Brummeln. »Ich habe die Hand nicht gegen dich erhoben. Ich hätte es können«, erinnerte er Folke, aber der Bann, den er für einige Minuten über den jungen Mann geworfen hatte, konnte nicht mehr zurückgeholt werden. Der alte Mann schien es selbst zu spüren. Er sah Folke mit trüben Augen an, dann drehte er sich um und schlurfte auf bloßen Füßen davon.

Wie merkwürdig, daß er hei dieser Hitze einen Mantel trägt, dachte Folke unbestimmt und starrte ihm nach. Vielleicht weil er alt war. Alte Männer froren leicht. Um die Fünfzig schätzte ihn Folke.

Der alte Wikinger verschwand hinter der Ecke des Bootsschuppens, und Folke hörte noch einige Augenblicke sein trockenes Altmännerhüsteln, bis es von den glucksenden Wellen am Ufersaum und dem Gebrumm einer verspäteten Hummel übertönt wurde. Erst lange nach dem unerwünschten Besucher machte Folke sich nachdenklich auf den Heimweg.

In der Zwischenzeit hatte der Wind gedreht, und der Himmel war nachtschwarz. Folke sah nach oben und beschleunigte seine Schritte. Es würde gleich losbrechen. Thor hatte seine Böcke angespannt, irgendwo in weiter Ferne warf er bereits den Blitzhammer.

Als Folke wieder an den Hafenanlagen anlangte, waren sie fast leer. Die Kaufleute hatten ihre Arbeiten kurzerhand beendet. Als der Sturzregen begann, sprang Folke in die offene Tür eines Lagerschuppens: Er konnte den Regenguß gut hier abwarten. Die Wachleute durften sich nicht in Sicherheit bringen – die würden bis auf die Haut naß werden. Er grinste ein wenig und blinzelte dann aufmerksam durch die Regenschwaden.

Anscheinend hatten die Wachleute etwas gesichtet. Sie drängten sich zusammen an einer der Verteidigungslücken und spähten auf die Schlei. Aber es stieg weder ein Segel über der Palisade in die Höhe, noch erschien eines in der Hafeneinfahrt. Folke verlor das Interesse und fing gelangweilt an zu pfeifen.

2. Sonnentag auf See

Anderthalb Stunden von Haithabu entfernt, näherte sich der Stadt ein Langboot mit äußerster Reisegeschwindigkeit. Es kam von Birka, dem Zentrum des schwedischen Wikingerreichs und als Handelsstadt noch größer als Haithabu. Der Knorr gehörte dem Kaufmann Ivar, der Pelze nach Süden brachte. Nach Haithabu und dann weiter ins Frankenreich, wo die Nerze bei den Damen und Herren von Stand als Besatz an Kleidersäumen, als Brustlatz und als Kappe hochbegehrt und darum teuer waren. In diesem Jahr war er mit seiner letzten Fracht spät dran. Die kleinen wilden Jäger des äußersten Nordens, wo die Winterpelze am dichtesten waren, die Samen, hatten die Felle mit einem ganzen Monat Verspätung zu seinen schwedischen Zwischenhändlern gebracht. Ivar wußte nicht, warum, aber eines wußte er genau: den Franken würden die Gründe gleichgültig sein, weshalb er zu spät zum Markt und für das Herbstgeschäft kam. Sie würden sich nach zuverlässigeren Geschäftspartnern umsehen.

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