Die Wurzeln der Worte - Alfred J. Weidinger - E-Book

Die Wurzeln der Worte E-Book

Alfred J. Weidinger

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Beschreibung

Mit der Sprache konnten Menschen Geschichten, Ideen und Informationen austauschen, was eine höhere soziale Organisation ermöglichte. Naturphänomene wie Blitz, Donner, Erdbeben und Stürme jagten unseren Vorfahren Angst ein. Die Bewegungen von Sonne, Mond und Sternen warfen Fragen auf, die sie zu ergründen versuchten. Der Glaube an Götter und ein Leben nach dem Tod entstand und formte die frühen Gesellschaften. Mythologien und Religionen boten moralische Richtlinien, die jedoch oft zur Unterdrückung der einfachen Menschen führten. Der Übergang vom nomadischen Leben hin zum sesshaften Lebensstil und zur Landwirtschaft markierte einen Wendepunkt: Siedlungen und später Städte entstanden, die Bevölkerung wuchs. Mit den großen Gesellschaften kamen Hierarchien, angeführt von Priestern, Königen und anderen Eliten, die soziale Ungleichheit und Ausbeutung mit sich brachten. Die Erfindung der Schrift, die Entwicklung von Werkzeugen und die Beherrschung landwirtschaftlicher Techniken wie z. B. die Bewässerung in Mesopotamien und im Niltal verbesserten die Ernährung, beschleunigten jedoch auch die Ungleichheit. Die kulturelle und künstlerische Entwicklung der Menschheit brachte uns Schönheit und Ausdruckskraft. Die romantische Liebe spielte in frühen Zeiten kaum eine Rolle, doch mit der kulturellen Entwicklung fand sie Einzug in Verse und Gedichte, oft nur zugänglich für die oberen Schichten, die lesen und schreiben konnten. Wissenschaftliche Entdeckungen und intellektuelle Fortschritte vertieften unser Verständnis der Welt und verbesserten die Lebensbedingungen der Menschen. Trotz der Fortschritte in Wissenschaft, Technologie und sozialem Bewusstsein halten sich einige historische Muster von Hierarchie, Ausbeutung und Gewalt bis heute. Doch die Menschheit strebt weiterhin danach, eine gerechtere und harmonischere Gesellschaft zu schaffen. Indem wir aus unserer Vergangenheit lernen, können wir hoffen, eine Zukunft zu gestalten, in der die menschliche Würde und das Streben nach Frieden und Gerechtigkeit an erster Stelle stehen.

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Seitenzahl: 162

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Die Bilder auf der Titelseite und auf der Rückseite sind im Buch in schwarz-weiß gedruckt. Im Text um das Bild herum finden Sie nähere Erläuterungen.

Bilder auf der Titelseite:

Links oben:

Höhlenmalereien in der Cueva de las Manos, Río Pinturas, Argentinien

Rechts oben:

Frau aus der Induskultur mit kostbarem Schmuck

2. Reihe, links:

Afrikaner, die sich mit Klicklauten verständigen

2. Reihe, rechts:

Chinesische Schriftzeichen, darunter Yu der Große

3. Reihe, links:

Bildausschnitt; in Kursivhieroglyphen geschriebene Passage aus einem Totenbuch

3. Reihe, rechts:

Eine chinesische Frau bangt um ihren Mann

Bilder auf der Rückseite:

(von oben nach unten)

Ein Germane in den Wäldern Europas

Maya-Bilderschrift aus dem frühen 16. Jh.

Knotenschrift, Khipu aus dem Museo de la Nación in Lima

Japanische Lehrerin

Autor:

Alfred Johann Weidinger, geboren 1955 Ausbildung zum Metall-Modellbauer Ingenieurstudium für Maschinenbau 33 Jahre Ingenieur in einem Großbetrieb Seit 2015 im Ruhestand Nun auf der Suche nach Antworten

Abb. 1: Autor

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Die Entwicklung der Sprachen

2. Forscherdiskussionen um die Ursprache

3. Die menschliche Sprache

4. Die Sprachfamilien

4.1 Indoeuropäische Sprache

4.2 Uralische Sprachen

4.3 Kaukasische Sprachen

4.4 Altaische Sprachen

4.5 Sinotibetische Sprachen

4.6 Afrikanische Sprachen

4.7 Amerikanische Sprachen

4.8 Isolierte Sprachen

4.9 Australische Sprachen

4.10 Austronesische Sprachen

5. Die Entwicklung der heutigen Sprachen

5.1 Italische Sprachen

5.1.1 Italienisch

5.1.2 Spanisch

5.1.3 Französisch

5.2 Germanische Sprachen

5.2.1 Deutsch

5.2.2 Englisch

5.2.3 Schwedisch

5.3 Slawische Sprachen

5.3.1 Russisch

5.3.2 Polnisch

5.4 Südasiatische Sprachen

5.5 Südindische Sprachen

5.6 Sanskrit

5.7 Chinesische Sprachen

5.8 Japanische Sprachen

6. Die Entwicklung der Schriften

6.1 Höhlenmalerei und Petroglyphen

6.2 Hieroglyphen

6.3 Keilschrift

6.4 Minoische Schrift

6.5 Chinesische Schrift

6.6 Phönizische Schrift

6.7 Aramäische Schrift

6.8 Griechische Schrift

6.9 Römische Schrift

6.10 Indische Schriften

6.11 Maya-Schrift

6.12 Knotenschrift

6.13 Indonesische und Malaiische Schriften

6.14 Polynesische Schriften

7. Erste Literatur und Lyrik

7.1 Die Sumerer

7.1.1 Das Gilgamesch-Epos

7.2 Die Akkader

7.2.1 Die Sargon-Legende

7.2.2 Vertrag mit einem Skaven

7.2.3 Der Rat eines akkadischen Vaters an seinen Sohn

7.2.4 Die erste Schriftstellerin

7.2.5 Das erste Liebesgedicht

7.3 Die Babylonier

7.3.1 Hammurapi und seine Gesetze

7.3.2 Aus einem altbabylonischen Lied auf die Göttin Ischtar

7.4 Die alten Ägypter

7.4.1 Das Ägyptische Totenbuch

7.4.2 Papyrus Westcar

7.4.3 Die Lehren des Ptahhotep

7.4.4 Liebesgedichte der alten Ägypter

7.5 Die Indus-Kultur

7.6 Die Xia-Dynastie

7.6.1 Shanhaijing

7.7 Die Shang-Dynastie

7.8 Die westliche Zhou-Dynastie

7.8.1 "Shijing" oder "Das Buch der Lieder"

7.8.2 Das „Yijing“ oder „Das Buch der Wandlungen“

7.9 Die Olmeken

7.10 Die Maya-Zivilisation

8. Die Welt vor 4000 Jahren

(

Weltkarte)

SchlusswortAnmerkung zum QuellenverzeichnisQuellenverzeichnisNachweise für AbbildungenVeröffentlichungen des Autors

Vorwort

Dieses Buch ist eine Einladung, auf eine Reise durch die Jahrtausende zu gehen und Sprachen, Erzählungen, Religionen, Hochkulturen und große Reiche zu erforschen.

Mythen, Geschichten von Göttern und Helden, von Liebe und Tragödien, wurden über viele Generationen hinweg mündlich weitergegeben.

Sprachen sind das Fundament unserer Kommunikation und ein Schlüssel zur Verbindung der Menschen auf der ganzen Welt. Wir werden Sprachen und Schriften kennenlernen und zu ihren Wurzeln vorstoßen.

Frühe Hochkulturen (3000 Jahre und älter) sind in diesem Buch näher beschrieben. Wir werden die Zivilisationen vergangener Zeiten aufsuchen - von den Sumerern über die alten Ägypter, Akkader, Alt-Babylonier, Inder, Chinesen bis hin zu den frühen Kulturen Amerikas und ihre Geschichte kennenlernen.

Meine Recherchen basieren auf Informationen und Fakten aus verschiedenen Quellen, die im Quellenverzeichnis aufgeführt sind. Die Zahlen in eckigen Klammern [..], die Sie am Ende von Absätzen oder Seiten finden, dienen als Verweise auf die entsprechenden Quellen. Sie bieten Ihnen die Möglichkeit, sich tiefer in die beschriebenen Themen einzuarbeiten und weiter führende Erkenntnisse zu gewinnen.

Viele Autoren greifen mittlerweile auf Künstliche Intelligenz (KI) zurück, um ihre Schreibarbeit voranzutreiben und zu erleichtern. Dieser technologische Fortschritt hat auch mein Interesse geweckt, und ich habe mich dazu entschlossen, dieses Buch unter Zuhilfenahme von ChatGPT zu verfassen. [1]

Eine KI-gestützte Software ist jedoch nicht in der Lage, ein Buch in seiner Gesamtheit eigenständig zu erstellen oder zu bearbeiten. Als Autor war es mein Bestreben, meine menschliche Perspektive und mein Urteilsvermögen einzubringen.

Ich habe die von ChatGPT vorgeschlagenen Texte sorgfältig geprüft und angepasst, um sicherzustellen, dass sie meinen Vorstellungen und Ansprüchen entsprechen.

In diesem Buch habe ich einige Fantasiebilder mit Hilfe der KI erstellt. Manche dieser KI-Bilder konnte ich mit einer Bildbearbeitungs-Software verbessern.

Lieber Leser, möge dieses Buch für Sie eine Quelle des Wissens werden, um die Fallstricke unserer eigenen Geschichte zu entwirren und die Vielfalt unserer gesamten Menschheit zu würdigen.

Alfred J. Weidinger, 2024

1. Die Entwicklung der Sprachen

Der Ursprung und die Entwicklung der menschlichen Sprachen sind in der Wissenschaft nach wie vor ein riesiges Forschungsfeld.

Archäologische Funde (Steinwerkzeuge, Schmuck, Figuren) deuten darauf hin, dass Sprachen mit Grammatik und Vokabular, die unseren heutigen Sprachen ähneln, seit mindestens 40 000 Jahren existieren.

Abb. 2: Verbreitungsgebiet der Faustkeile dunkel, Gletscher im Norden und auf Hochgebirgen geflockt dargestellt

Der Homo sapiens, die heutige Menschenart, ist seit 100 000 bis 150 000 Jahren im Wesentlichen unverändert und verfügte über die notwendigen anatomischen Merkmale für Sprachlaute.

Der Toba-Ausbruch, der vor etwa 74 000 Jahren auf der Insel Sumatra (bildet heute den Toba-See) in Indonesien stattfand, war ein gewaltiger Vulkanausbruch. Dieser Ausbruch hatte massive Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt weltweit.

Der Ausbruch führte zu einem vulkanischen Winter, der durch den Ausstoß von Asche und Schwefeldioxid in die Atmosphäre verursacht wurde. Diese Partikel blockierten Sonnenlicht, was zu einem globalen Temperaturrückgang von mehreren Grad Celsius führte.

Der vulkanische Winter könnte mehrere Jahre gedauert haben, was zu weitreichenden Umweltveränderungen und einer Reduktion der Pflanzen-, Tier- und Menschenpopulationen führte.

Vor dem Toba-Ausbruch lebten mehrere Menschenarten auf der Erde:

Homo sapiens: Unsere eigene Art, die sich hauptsächlich in Afrika aufhielt.

Neandertaler (Homo neanderthalensis): Lebten in Europa und Westasien.

Denisovaner: Eine wenig bekannte Menschenart, deren Überreste in Zentral-Asien gefunden wurden.

Homo erectus: Eine langlebige Art, die in Asien und möglicherweise auch in anderen Teilen der Welt lebte.

Homo floresiensis: Eine kleine Menschenart, die auf der indonesischen Insel Flores lebte.

Nach dem Toba-Ausbruch existierten weiterhin mehrere Menschenarten, aber es gab Veränderungen in ihrer Verbreitung und Population:

Homo sapiens: Überlebte und breitete sich schließlich weltweit aus.

Neandertaler: Überlebten den Ausbruch ebenfalls, verschwanden aber vor etwa 30 000 bis 40 000 Jahren.

Denisovaner: Überlebten ebenfalls, zumindest in Teilen Asiens.

Homo erectus: Verschwand irgendwann nach dem Toba-Ausbruch, Daten sind unsicher.

Homo floresiensis: Überlebte den Toba-Ausbruch, verschwand vor etwa 50 000 Jahren.

Schätzungen zufolge wurden die Menschen (unterschiedliche Homo-Arten) durch den Toba-Ausbruch möglicherweise von maximal 100 000 auf etwa 10 000 (oder weniger) Menschen reduziert.

Die genaue Anzahl der Menschen in dieser Zeit bleibt jedoch spekulativ und stützt sich auf archäologische Funde und genetische Analysen.

Es ist schwierig, exakte Zahlen zu bestimmen, aber die Annahme einer kleinen, verstreuten Population wird allgemein akzeptiert.

Nach den genetische Studien haben die modernen Menschen weniger genetische Vielfalt als erwartet, was auf einem genetischen Flaschenhals hinweist, was bedeutet, alle modernen Menschen stammen von wenigen Überlebenden ab.

Einige Forscher weisen darauf hin, dass andere Faktoren, wie Migration und lokale Anpassungen, eine Rolle gespielt haben könnten. Neuere Forschungen legen nahe, dass die Überlebensstrategien der frühen Menschen ihnen geholfen haben könnten, die extremen Umweltbedingungen (siehe Abb. 3) besser zu überstehen. Eine Überlebensstrategie war wahrscheinlich die schnellere Entwicklung der Sprachen.

Klima und Vegetation vor etwa 125 000 Jahren,

vor etwa 24 000 Jahren,

Während der Eem-Warmzeit erlebte die Erde ein Wachstums-Klima.

Die Gletscher waren auf Hochgebirge (hellbraun) beschränkt, ähnlich wie heute. Der Meeresspiegel war etwas höher, und dichte Wälder (grün) wuchsen in weiten Teilen Europas.

vor etwa 6 000 Jahren

Ein beträchtlicher Teil Europas war von Eis bedeckt: Nordeuropa, Ostsee, Nordsee und Teile Großbritanniens.

Der Meeresspiegel lag mindestens 120 Meter tiefer als heute.

In dieser Zeit waren weite Teile Europas von Grassteppen (gelb) bedeckt.

Abb. 3: Eiszeiten und Klimawandel

Die Gletscher hatten sich zurückgezogen und waren auf die Gebirge (hellbraun) beschränkt. Europa war größtenteils von dichten Wäldern (grün) bedeckt - einige südöstliche Gebiete waren trockene Steppen (gelb). [2]

Bei den Neandertalern gibt es einige Unsicherheiten. Obwohl sie über große Gehirne verfügten, weisen ihre Schädelknochen und Kieferknochen einige Unterschiede zu denen des Homo sapiens auf. Dies könnte möglicherweise Auswirkungen auf die Fähigkeit gehabt haben, bestimmte Laute zu erzeugen.

Neuere Entdeckungen von Schmuck und Kunstgegenständen, die auf ein Alter von etwa 75 000 Jahren datiert sind, deuten darauf hin, dass das kulturelle und künstlerische Verhalten des Menschen viel früher begann als bisher angenommen. Diese Funde legen nahe, dass die damaligen Menschen bereits eine weiter entwickelte Sprache hatten, um die symbolische Bedeutung von Kunstgegenständen zu vermitteln.

Abb. 4: Neandertaler

Es ist jedoch auch möglich, dass die Anfänge der Sprache weit länger zurückreichen - bis zu etwa zwei Millionen Jahren, als unsere Vorfahren begannen, Werkzeuge aus Stein herzustellen.

Die genaue Zeitspanne und die Details der Sprachentwicklung sind nach wie vor Gegenstand intensiver Forschung und Diskussionen in der Wissenschaft. Genauere Erkenntnisse reichen nur ca. 10 000 Jahre zurück. Dennoch gibt es Forscher, die weiter zurückschauen möchten.

2. Forscherdiskussionen um die Ursprache

Die Diskussion um die Evolution von Sprachen, insbesondere die mögliche Existenz einer Ursprache, wird von Forschern intensiv geführt.

Die Klicksprachen, die bei den San in der Kalahari-Wüste und den Hadzabe am Eyasi-See in Tansania erforscht werden, stehen dabei im Fokus einiger Linguisten. Diese Forscher vertreten die Auffassung, dass sie zu den ältesten Sprachen der Welt gehören könnten und möglicherweise die Überreste der Ursprache des Menschen repräsentieren.

Die San und die Hadzabe sind über 2 500 Kilometer voneinander entfernt. Interessanterweise zeigt eine genetische Analyse, dass die San und die Hadzabe untereinander weniger eng verwandt sind als mit anderen Volksgruppen auf der Welt. Beide Klicksprachen könnten sich deshalb getrennt voneinander entwickelt haben.

Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickeln Anhänger der Ursprachen-Theorie folgendes Szenario:

Vor etwa 30 000 Jahren lebten Menschen im südlichen und östlichen prähistorischen Afrika, die sich mithilfe einer Klicksprache verständigten.

Klimatische Veränderungen bewirkten eine deutlichen Abnahme der Bevölkerungsdichte, was zur Bildung kleiner, geografisch isolierter Gruppen führte.

In diesen Gruppen entwickelte sich die ursprüngliche gemeinsame Klicksprache zu verschiedenen lokalen Sprachen.

Abb. 5: Afrikanische Ureinwohner, die sich mit Klicklauten verständigen

Während die Klicklaute in den meisten Sprachen im Laufe der Jahrtausende verloren gingen, blieben sie bei den San und den Hadzabe in einer relativ ursprünglichen Form erhalten.

Die erhalten gebliebenen Laute, darunter Vokale wie i, a und u sowie einfache Konsonanten wie p, t, k, m, n und l, seien sogar die ersten Laute, die Kleinkinder weltweit artikulieren können.

Trotz dieser Argumente bleibt die Ursprachentheorie umstritten. Ein entscheidendes Gegenargument besteht darin, dass die ursprünglichen Laute nur bei den San und den Hadzabe erhalten geblieben sind, während sie aus allen anderen Sprachen der Welt verschwunden sind.

Die Rekonstruktion von Ursprachen basiert auf linguistischer Forschung und vergleichender Methode. Durch die Analyse von Lautentsprechungen und systematischen Lautregeln versuchen Linguisten, die gemeinsamen Ursprünge von Sprachen zu rekonstruieren.

Ein Beispiel: Die Ursprache von germanisch-sprachigen Völkern wie Deutsch, Englisch, Schwedisch und Isländisch. Diese Rekonstruktion ermöglicht es, Ähnlichkeiten und Verbindungen zwischen den Sprachen zu erkennen.

Abb. 6: Ein Germane in den Wäldern Europas

Die Erkenntnis, dass das Urgermanische mit anderen Sprachen wie Urgriechisch, Urlateinisch und Urslawisch verglichen werden kann, führte zur Rekonstruktion des Ur-Indoeuropäischen. Diese Methode trug in den 1850er und 1860er Jahren wesentlich zum Verständnis der linguistischen Verwandtschaft zwischen verschiedenen indoeuropäischen Sprachen bei.

Im 19. Jahrhundert gelang es Linguisten auch, Ursprachen in anderen Sprachfamilien zu rekonstruieren.

Das Ursemitische, zu dem Sprachen wie Hebräisch, Arabisch und Aramäisch gehören, sowie das Ururalische mit Sprachen wie Ungarisch und Finnisch sind Beispiele dafür.

Abb. 7: Ein Araber in der Wüste

Selbst für Sprachen außerhalb der indoeuropäischen und uralischen Familien wurde das Uraustronesische rekonstruiert.

Die Rekonstruktion von Ursprachen, einer einheitlichen Sprache, die von allen Menschen vor 50 000 oder 100 000 Jahren gesprochen wurde, bleibt unrealistisch.

Sprachen unterliegen einem ständigen Wandel, und im Laufe der Zeit treten Veränderungen auf, die die Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen aufheben. Daher ist es nicht möglich, eine solche gemeinsame Ur-Sprache zu konstruieren. [3]

3. Die menschliche Sprache

Die menschliche Sprache ist ein einzigartiges Merkmal, das die menschliche Spezies von den Tieren unterscheidet. Die wichtigsten Faktoren, warum nur der Mensch eine so ausgefeilte und vielfältige Form der Kommunikation entwickelte, sind:

Die Anatomie des menschlichen Sprechapparats, einschließlich der flexiblen Zunge und des Kehlkopfes mit Stimmbändern, ermöglicht eine breite Palette von Lauten und die Bildung komplexer Worte und Laute. Die Stimmbänder im Kehlkopf sind entscheidend für die Stimmbildung. Der Luftstrom bei der Ausatmung bringt sie zum Schwingen, erzeugt Töne und bestimmt die Lautstärke. Verschiedene Tonhöhen entstehen durch unterschiedliche Spannungszustände der Stimmbänder. Die Grundschwingungsfrequenz wird von der Länge der Stimmbänder bestimmt, wodurch Männer mit längeren, kräftigeren Stimmbändern eine tiefere Stimme haben als Frauen.

Das menschliche Gehirn ist außergewöhnlich hoch entwickelt. Die evolutionäre Entwicklung des Gehirns hat es den Menschen ermöglicht, abstrakte Konzepte zu denken, Gedanken zu kreieren und zu organisieren sowie eine umfangreiche Grammatik zu entwickeln.

Die Fähigkeit zur Kommunikation und zur Verständigung in einer sozialen Gruppe war für die frühen Menschen von entscheidender Bedeutung. Die Zusammenarbeit in Gruppen und die Übermittlung von Informationen über Jagd, Nahrung, Gefahren und vieles mehr waren essenziell für das Überleben.

Die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten wie Planung, Vorstellungskraft, Abstraktion und das Verständnis von Symbolen könnte dazu beigetragen haben, dass Menschen in der Lage waren, schwierige Sachverhalte durch Sprache auszudrücken.

Die Weitergabe von Wissen von einer Generation zur nächsten spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Sprache. Die Fähigkeit, Informationen, Geschichten und Wissen zu teilen, förderte die Entstehung und den Ausbau von Sprache. [

4

]

Unser Sprechapparat lässt sich in drei Bereiche gliedern:

Rachenraum (Rachenhöhle),

Mundraum (Mundhöhle) und

Nasenraum (Nasenhöhle).

Die Änderung des Mund- und Rachenvolumens, bedingt durch die Zungenbewegung, schafft einen veränderlichen Resonanzraum für Laute. Obwohl das Nasenvolumen konstant ist, trägt die Nasenhöhle dennoch zur Resonanzbildung bei.

Unser Sprechapparat besteht im Wesentlichen aus:

Kehlkopf mit den Stimmbändern,

Zunge,

Lippen,

Zähnen,

Gaumen,

Gaumensegel und

Gaumenzäpfchen.

Abb. 8: Sagittalschnitt des menschlichen Sprechapparates

Computermodelle des Vokaltraktes der Affen, das auf Röntgenaufnahmen basiert, zeigten, dass Affen theoretisch in der Lage wären, eine Vielzahl von verschiedenen Sprachlauten zu produzieren. Dies könnte es ihnen ermöglichen, eine breite Palette von Wörtern und Botschaften zu formulieren. Darüber hinaus gingen die Forscher sogar so weit, zu untersuchen, wie die Sprache der Affen klingen könnte, wenn sie von einem menschlichen Gehirn kontrolliert würde, und sie erstellten Beispiele einer künstlichen Affensprache. Das heißt, dass es nicht ausschließlich an der Anatomie liegt, warum Affen keine höheren Sprachen entwickeln, sondern eher an den Fähigkeiten und dem Potenzial ihres Gehirns. [5]

4. Die Sprachfamilien

Eine Sprachfamilie ist eine ursprüngliche gemeinsame Sprache, die von ihren Sprechern genutzt wurde, bevor die regionalen Dialekte dieser Sprache sich so stark differenzierten, dass eine gemeinsame Verständigung nicht mehr möglich war.

Buchstaben in Klammern z. B. (A) (siehe dazu auch Abb. 9).

(A)

Indoeuropäische bzw. indogermanische Sprachen:

Die indoeuropäischen Sprachen bilden die weltweit am weitesten verbreitete Sprachfamilie. Sie erstreckt sich über Europa, Asien und Teile von Amerika und Australien. Zu den prominentesten Vertretern gehören Englisch, Spanisch, Hindi, Deutsch, Russisch und viele andere. Diese Sprachfamilie hat ihren Ursprung in einer Proto-Indogermanischen Sprache

(A1).

(B)

Uralische Sprachen:

Die Uralischen Sprachen sind vorwiegend in Nordeurasien beheimatet und umfassen Sprachen wie Finnisch, Estnisch und Ungarisch. Obwohl sie geografisch in Europa angesiedelt sind, sind sie nicht mit den indoeuropäischen Sprachen verwandt.

(C)

Kaukasische Sprachen:

Die Kaukasischen Sprachen werden in der Kaukasus-Region gesprochen, vor allem in Ländern wie Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Diese Sprachfamilie ist bekannt für ihre Vielfalt, da sie eine große Anzahl von nicht miteinander verwandten Sprachen umfasst.

(D)

Altaische Sprachen:

Die Existenz der Altaischen Sprachfamilie ist umstritten. Die Idee, dass Türkisch, Japanisch und Koreanisch miteinander verwandt sein könnten, wird diskutiert, da es keine eindeutigen Beweise dafür gibt. Es gibt aber auch Linguisten, die glauben, dass es Verbindungen zwischen diesen Sprachen gibt.

(E)

Sinotibetische Sprachfamilie:

Sie ist eine der vielfältigsten Sprachfamilien der Welt, die etwa 400 verschiedene Sprachen umfasst. Zur ihr gehören sehr frühe Sprachen wie Chinesisch, Tibetisch und Birmanisch, die in China, Indien, Birma und Nepal angewendet werden. Mit 1,4 Milliarden Menschen gehört sie heute zu der variantenreichsten Sprachfamilie der Welt.

(F)

Afrikanische Sprachen:

Afrika ist für seine beeindruckende sprachliche Vielfalt bekannt, mit über 1 300 dokumentierten Sprachen. Diese Sprachen gehören hauptsächlich zu den vier großen Sprachfamilien: Afroasiatisch, Nilo-Saharan, Niger-Kongo und Khoisan.

(G)

Amerikanische Sprachen:

Die indigenen Sprachen Amerikas sind äußerst vielfältig und werden von den verschiedenen indigenen Völkern in Nord- und Südamerika gesprochen. Die Vielfalt reicht von Sprachen wie Navajo in Nordamerika

(G1)

bis zu Quechua in Südamerika (

G2)

.

(H)

Isolierte Sprachen:

Isolierte Sprachen, wie z. B. Baskisch in Spanien, Ainu in Japan und Kaimbé in Brasilien, sind Sprachen, für die keine bekannten Verwandten existieren. Die Herkunft und Geschichte dieser Sprachen stellen eine Herausforderung für die Linguistik dar.

(I)

Austronesische Sprachen:

Auch die Sprachen der Südsee sind äußerst vielfältig und spiegeln die kulturelle und geografische Vielfalt der Inselwelten wider. Zu diesen Sprachen gehören Malagasy, Tahitian, Fijian, Maori und viele andere.

(J)

Australische Sprachen:

Nach Dixons Standardwerk von 2002 gab es zur Zeit der Ankunft der Europäer in Australien im 18. Jahrhundert insgesamt 250 Sprachen. Dixon betonte,

dass diese Vielfalt ein eindeutiges Merkmal der australischen Sprachlandschaft war.

Die Hälfte der damals existierenden Sprachen ist mittlerweile ausgestorben. Nur noch 20 Sprachen werden aktiv an Kinder weitergegeben. Die verbleibenden etwa 100 Sprachen werden nur von Menschen mittleren bzw. hohen Alters gresprochen, was darauf hinweist, dass diese Sprachen einem hohen Risiko ausgesetzt sind, in naher Zukunft ebenfalls auszusterben. [

6

]

Abb. 9: Weltweite Sprachfamilien

4.1 Indoeuropäische Sprache

Die meisten heutigen europäischen Sprachen können auf die indoeuropäische Ursprache zurückgeführt werden. Diese Sprache wurde von den Menschen gesprochen, die vor etwa 5 000 Jahren aus Gebieten West-Russlands und Anatolien nach Europa eingewandert sind.

Eine neue Theorie besagt, dass die vorindoeuropäischen Bewohner Europas (Ureuropäer) Basken waren. Diese These basiert auf linguistischen Untersuchungen. Insbesondere wird behauptet, dass viele geografische Namen in Europa auf baskische Wurzeln zurückzuführen sind. [7]

Es gibt auch genetische Hinweise, die auf eine mögliche Verbindung zwischen den Ureuropäern und den heutigen Basken hindeuten. Mindestens drei Viertel der heutigen Europäer stammen in ihrer weiblichen Abstammungslinie von Alteuropäern, die vor über 20 000 Jahren aus dem Nahen Osten nach Europa kamen. Dies deutet auf eine sehr alte und tiefe Verbindung zwischen den Menschen des Nahen Ostens und den europäischen Populationen hin.

Die genetischen Untersuchungen zeigen, dass die europäischen Populationen nicht auf Neandertaler, sondern auf den modernen Homo sapiens zurückzuführen sind. Dies steht im Einklang mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Neandertaler eine separate Menschenart war, die in Europa existierte, aber nur in sehr geringem Maße Vorfahren der heutigen Europäer sind. Wir tragen nur zwei bis vier Prozent Neandertaler-Gene in uns.