Die Zeit der Hochkönige - Freiheit - Neuntes Buch - Luca C. Heinrich - E-Book

Die Zeit der Hochkönige - Freiheit - Neuntes Buch E-Book

Luca C. Heinrich

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Beschreibung

«Die Finsternis umfängt mich, aller Glanz verblasst. Wenn auch das Böse heute besiegt werden mag, es wird niemals aus der Welten Gestaden entschwinden, während wir in den Schatten fallen.» Die Schlacht um das Schicksal Areyiticäs und jenes der Welt ist entbrannt. Die Wogen der Finsternis treffen auf die Bündnisvölker. Hier auf der Ebene der Mächte an der Pforte Narindariands entscheidet sich das Schicksal. Die hohen Völker sind zurückgekehrt, um in nie gesehener Pracht zu erblühen. Doch Skargol, Herr der Finsternis, strebt nach der Allmacht über alles Leben. So fällt die Entscheidung, jenseits von Welt und Zeit, wo reinstes Sternenlicht der allumfassenden Finsternis entgegentritt.

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Seitenzahl: 311

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Erster Teil: Treue

Erstes Buch

Zweites Buch

Drittes Buch

Zweiter Teil: Ehre

Viertes Buch

Fünftes Buch

Sechstes Buch

Dritter Teil: Freiheit

Siebtes Buch

Achtes Buch

Neuntes Buch

Inhalt

Karten

Areyiticä

Ceyiemnia

Caibreyiärea

Isula

Ekbar

Koboldien

Prolog

Sternenschöpfung

Geschichte

Erstes Kapitel – Schattenschlacht

Drittes Kapitel – Finsterthron

Viertes Kapitel – Wolkenflut

Fünftes Kapitel – Gedenkweiden

Sechstes Kapitel – Sternenkrönung

Siebtes Kapitel – Wüstenzeit

Achtes Kapitel – Sandgarten

Neuntes Kapitel – Ostritt

Zehntes Kapitel – Friedenssonne

Elftes Kapitel – Winterschmerz

Zwölftes Kapitel – Schneeblut

Dreizehntes Kapitel – Winterstadt

Vierzehntes Kapitel – Waldblick

Fünfzehntes Kapitel – Nebelstadt

Sechzehntes Kapitel – Glanzschöpfung

Siebzehntes Kapitel – Sternenzeit

Areyiticä

Koboldien

Freiheit

Neuntes Buch

«Wir sind nur dadurch erfolgreich, dass wir uns im

Leben oder im Krieg oder wo auch immer ein einzelnes

beherrschendes Ziel setzen, und diesem Ziel alle

anderen Überlegungen unterordnen.»

(Dwight D. Eisenhower)

Prolog

Sternenschöpfung

Weit erstreckt sich das reine Sternenzelt

Umhüllt es die leere, kalte Welt

Einsam wandert der Mächtige dar

Herr des Sternenzelts, der hohe Ceyinar

Allein auf ewig soll nicht sein

Wenn auch alles noch so rein

Eine Erde unter sich, kalt und leer

Bedeckt von kahlem Land und tiefem Meer

Weder Wind noch Wolke und kein Leben

Doch nach mehr soll die Erde streben

Statt Einsamkeit das vielfältige Sein

Erhebt er die Berge aus der Erde Gebein

Verbunden ist sie nun mit dem Sternenzelt

Die weite einsame und kahle Welt

Doch schön soll sie sein auf ewig

Seien ihre Wesen auf immer selig

Wind und Wetter schenkt er ihr

Doch auch Wesen, hohe, wie Tier

Über alle Lande hinweg sollen leben

Schreitet hinab der Welt Segen

Die Wesen erobern Meer und Land

Wesen, geschaffen von Ceyinars Hand

Hohe Menschen erheben sich über Ceyiemnia

Edle Eyilreä erschaffen Städte auf Eyilrea

In Eintracht sollen sie leben auf immerdar

Geht auf die Erde nieder der edle Eyilrear

Steht er den Unsterblichen in ihren Landen bei

Lässt er sie erblühen, erhebe sich seine Weih

Goldene Hallen, klare Brunnen, blühende Haine

Erweitert der Geiste vom mundenden Weine

Wunderbarste Werke erheben sich in Geist und Stein

Erheben sie sich hoch über der Erde starkes Gebein

Areyitica, mit dem grossen Land betraut

Ist sie des Sternezelts Hüter Braut

Wundervolle Gärten blühen in alle Ferne

Wandelt sie dahin im Lichte der Sterne

Durch ihre wunderbaren Geschöpfe gepflegt

Durch der Herrin wundersame Hand gehegt

Erblüht das Land in Harmonie und Eintracht

Erstrahlt der Glanz in silberner Sternenpracht

Ob Kobold in der saftigen Wiese oder Gnom im Stein

Ob Eyilreä im Wald oder Zwerg in der Berge Gebein

Von Areyitica geschaffene Wesen leben glücklich einher

Die prächtigen Gärten umgeben von schützendem Meer

Von Ceyinars edelsten Wesen hoch überflogen

Haben die Neyir ihre Kreise weithin gezogen

Über das weitläufige wundervolle Land

Geschaffen von Areyiticas sorgsamer Hand

Calisaria in ihrem wundervollen Reich

Areyitica in ihrem Denken ganz gleich

Doch keine hohen Wesen will sie schaffen

Derweil lassen ihre Gärten alles erblassen

Bunt ihre vielen duftenden Blumen erblühen

Golden ihre fruchtbaren Bäume erglühen

Friedvoll streift sie durch ihr Land dahin

Einsam und doch glücklich im Sinn

Danoldron, Herr der unendlichen See

Bestimmt, wie es dem Meer ergeh

Steigt nieder und segelt dahin

Auf seinem Schiff im Anbeginn

Wellen türmt er in Ceyinars Wind

Gleitet sein Schiff geschwind

Zwischen den weiten Landen umher

Ist er Herrscher über See und Meer

Inaria, Herrin vieler wundervoller Gestade

Allein im weiten Meer, doch ohne Klage

Schreitet sie durch den weissen Sand

Wandelt sie darüber in leichtem Gewand

Erheben sich ihre Inseln in des Himmels Sonne

Geniesst sie unter Palmen die fruchtbare Wonne

Lässt sie Danoldron in ihre einsamen Lande schreiten

Lässt er sie auf den Wellen seiner See weithin reiten

Skargol steigt aus dem Sternenzelt nieder

Alles Einträchtige ist ihm zuwider

Finster sein kaltes düsteres Land

Mächtig seine gewaltige Hand

Strebt er einzig nach der Allmacht

Überzieht er sein Land mit Nacht

Voller Hass auf Areyiticas Harmonie

Zwingt er Danoldron in die Knie

Die Finsternis überschreitet das schützende Meer

Der Schatten fällt düster über Areyiticas Land her

Erhebt seine unüberwindbaren Mauern

Lässt Areyiticas Wesen darnieder kauern

Gnarnomsarais Bastionen erheben sich in Narindariand

Gewaltig die Macht in Skargols finsterem Land

Drohend zieht der Schatten über Ceyiemnia

Doch hält ihnen stand die Festung Polaria

Schreitet die Schwarze Flamme in allen Landen

Lässt Skargols Wogen gegen den Schutzwall branden

Zerbrechen die Wälle unter der finstersten Gewalt

Hinterlässt unermessliche Verwüstung, düster und kalt

Strebt der Herr der Finsternis nach der Macht übers Sternenzelt

Zerbricht unter seiner mächtigen Hand die ganze Welt

Stehen sie entgegen, die Wesen des grossen Ceyinar

Ihre Herzen voller Mut entschlossen und im Geiste klar

In eine Schlacht ums Schicksal der düsteren Welt

Damit sich das Land Areyiticas wieder erhellt

Gegen die Macht der Finsternis wird geschritten

Um Werke von Stein und Geist unerbittlich gestritten

Reicht Ceyinar seine Macht darnieder in die Klinge

Dass diese in des Polariä Hand Hoffnung erbringe

Im Kampfe gegen den Schatten bestanden

Vertrieben ist dieser aus Areyiticas Landen

Die grosse Schlacht verloren

Ist ein Nachfolger längst erkoren

Das Böse nicht entschwunden

Der Schlachtlärm nicht verklungen

Skargol kehre zurück in sein finsteres Reich

Streben nach der Macht, der Opfer gleich

Sollen sie ihm alle sein untertan

Ihm gehorchen auf ewig fortan

Nicht einmal Ceyinar soll sich seiner Macht erwehren Sollen ihn alle Geschöpfe hingebungsvoll verehren Die Finsternis wird herrschen, wenn Nurumcinia fällt Über die Erde, alles Leben und selbst das Sternenzelt Die Stunde Skargols naht voller drohender Macht Vernichten will er der Freiheit unermessliche Pracht Welt zerbreche, Zeit ende, kein Herz mehr erhellt In Skargols Streben nach dem ewigen Sternenzelt

Geschichte

Erstes Kapitel – Schattenschlacht

Die Heere trafen mit voller Wucht aufeinander. Der Schlachtlärm schwoll über die Lande hinweg an. Blitze zuckten, Donner grollte und die Wolken türmten sich weit und finster auf, wo sie von den Winden durcheinandergewirbelt wurden. Das Heer aus Polaria ritt mitten in die weiten Reihen der verblieben Skralgas aus dem Heer der Schwarzen Flamme hinein. Filandior schwang seine Klinge und liess zahlreiche Skralgasköpfe zu Boden gehen. Neben ihm stiess Areyitica mit ihrem golden glühenden Speer zu und liess so manchen Skralgas vollständig aus dieser Welt verschwinden. Die Blitze zuckten von ihr aus zum Himmel hin, von wo die Greifs immer wieder niederstiessen und die scheusslichen Kreaturen aus den Höhlen Narindariands zermalmten. Siraniar und die Nalineyisars fochten an der Seite ihres Hochkönigs gegen die Schrekbari. Diese Schatten vermochten die Eyilreä nicht einzuschüchtern, doch beim Anblick der lebenden Toten erinnerten sie sich jener Schatten, die im Heer Skargols schritten und dieses anführten. Irgendwann würden sie auf die Skargoyialis treffen, jene grausamsten Wesen, die einstmals so vielen ihrer Kameraden den qualvollsten Tod bereitet hatten.

Grendair und Glirior kämpften an der Seite Lariors und erschlugen zahlreiche Skralgas und auch mancher Totenlegionär fiel ihren Klingen zum Opfer. Lakalt gelangte immer näher zu seinem alten Freund, dessen glänzende Klinge gerade einen Schrekbari in den endgültigen Tod sandte. Endlich erreichte er ihn und gemeinsam mit Hendrior und Rendrior kämpfte er nun Seite an Seite mit seinem alten Freund, dem Jungen aus Gar, dem Erbe der Hochkönige. Der Statthalter von Marsat trieb einem Totenlegionär die Klinge dorthin, wo einstmals dessen Herz geschlagen hatte und ein greller Blitz zuckte zum Himmel hin. Den folgenden Donner konnte er gar nicht mehr heraushören, zu laut dröhnten der Schlachtlärm und der Sturm, der über der Ebene der Mächte tobte.

Seyicräi stieg höher, um den Armbrustbolzen der Skralgas auszuweichen und erblickte die ganze Schlacht in ihrem vollen Ausmass unter sich. Die glänzenden Heere der Bündnisvölker drängten heran. Golden leuchteten die Rüstungen der Eyilreä im Norden und silbern jene der Polariä aus dem Süden, während jene des Heeres aus Polaria wie Kristalle schimmerten. Ihnen gegenüber lag der Schatten, der scheinbar unendlich von dieser gewaltigen und unüberwindbar erscheinenden Festung herabströmte. Fern lagen Narkenda und Salkenda. Jene, die zurückgeblieben waren, standen angespannt auf der Mauer. Frandor konnte kaum fassen, was sich auf dieser Ebene und in den Höhen darüber abspielte. Zeit seines Lebens hatte er im Schatten der Städte der Schwarzen Flamme verbracht, doch solche Gewalten, die nun aufeinandertrafen, hätte er sich niemals vorstellen können. Dennoch spürte er irgendwo in der ganzen Verzweiflung, die sein Herzen umfing, noch einen Funken Hoffnung, der erglühte. Die Pracht jenes Heeres, das an ihnen vorbeigeritten war, gab ihm diese und ihm schien, als würde Bildenia eine Rolle in dieser Welt zukommen, die er nicht einmal erahnen konnte.

Währenddessen stiessen die Polariä im Süden immer weiter in die Richtung Grak Kereskos vor, bald schon würden sie das Tor des südlichen Wachtturms Narindariands erreichen. Sirenior preschte voller Stolz zwischen die feindlichen Linien und durchbrach mit einem Speer den Panzer eines Telinkars. Dicht nebenbei focht Nibeniair zu Fuss, denn sein Pferd war einem Armbrustbolzen zum Opfer gefallen. Der Statthalter Sirenarias fühlte sich lebendiger denn je, als er einem weiteren Skralgas den Kopf von den Schultern schlug. Um ihn herum drangen mehrere dieser sonderbaren hüpfenden Wesen vor und droschen erbarmungslos auf die Skralgas ein. Die Krieger auf ihren Rücken schossen ihre giftigen Pfeile ab und mehreren Telinkars drangen diese in die glühenden Netzaugen. Die riesigen Skorpione spürten, wie sich jene Waffe in ihrem Körper ausbreitete, mit der sie selbst zu töten pflegten, ehe ihre acht Glieder nachgaben und sie regungslos zusammenbrachen.

Baldrior kämpfte nicht fern von ihnen. Nun, da die Hoffnung in seinem Herzen neu entfacht worden war, kämpfte der Calkelem der Tarkan sender umso heftiger. Niemals würde er Dogru vergessen und tausendfach wollte er ihn rächen. Seref schwang einige Meter entfernt seinen Krummsäbel und manch ein Skralgas wich vor dem jungen Darnkelem zurück. Doch keiner der Tarkans und Tarkan sender kämpfte so erbittert wie Trendior. Wut und Trauer erfüllten ihn, aber auch die Gleichgültigkeit über sein eigenes Leben. Umso tödlicher zuckte seine Klinge zwischen den Skralgas aus Grak Keresko auf und nieder. Er sah das Tor vor sich, aus dem der Schatten Farlkors geschritten war. Er wollte dort hinein und jeden vernichten, der in dieser Stadt weilte, jedes dieser finsteren Wesen, die Schuld an Garlias Tod trugen. Bis zu seinem letzten Atemzug wollte er gegen die Festung der Schwarzen Flamme schreiten und wenn es das Schicksal so wollte, würde er in dieses Land dahinter ziehen und noch viel mehr dieser Bestien niedermachen. Nicht nur Garlia trieb ihn an, alle Kameraden, die er in Isula, Ekbar, Kailad Mallabas oder nun in dieser grössten aller Schlachten verloren hatte, kehrten in seine Gedanken zurück und liessen ihn sein Schwert noch heftiger führen. Niemand konnte dem Jäger aus der Sonnenfestung widerstehen.

Währenddessen stiessen die Eyilreä von der Silfiya aus vor und die ersten Reiter erreichten die Bastionen Grak Narims. Seit der Dunkelsten Stunde war kein vergleichbares Heer des Volkes aus dem Lande Eyilrea mehr in die Schlacht gezogen. Angeführt wurden sie von Barjil, der mit erhobenem Speer voranritt. In seiner Jugend hatte er viel Zeit mit Dreyijil verbracht, bis dieser zum Hochkönig der Eyilreä gekrönt worden und an der Spitze des ersten Heeres nach Areyiticä gesegelt war. Auch Barjil war schliesslich in diese vom Krieg gequälten Lande gesegelt, doch während Dreyijil in böser Vorahnung in jenen Landen zurückgeblieben war, die zu erobern das Böse versucht hatte, war er selbst nach gewonnener Schlacht mit all seinen fürchterlichen Erinnerungen nach Eyilrea zurückgekehrt, wo er gehofft hatte diese Finsternis vergessen zu können. Doch weder Distanz noch Zeit hatten geholfen, denn der Geist des Bösen währte weiter und kehrte schliesslich zurück. So hatte es nun auch Barjil getan. Sein Speer durchbohrte einen Todesengel, der versucht hatte, den alten Eyilreä am Einritt in die nördliche Bastion Farlkors zu hindern. Bald hatten die goldenen Reiter den Platz hinter dem Tor eingenommen und ritten weiter in die Stadt hinein und die Strassen hinauf in Richtung der höheren Anlagen.

In der Mitte der Ebene stiess Filandior mit seinem Heer aus Polaria immer weiter vor und erreichte schliesslich Larior. Die Reiter Polarias trieben ihre Pferde an den letzten Totenlegionären vorbei. Nun öffnete sich vor ihnen einen Augenblick lang die Ebene, und das Heer Polarias stand den finsteren Skralgashorden Skargols gegenüber. Die Erde bebte unter dem Gleichschritt und die beiden Heere näherten sich.

Schliesslich war es so weit. Die kräftig gebauten grossgewachsenen Skralgas aus den Höhlen Narindariands erhoben ihre Speere gegen die herandonnernden Pferde. Filandior ritt gemeinsam mit Areyitica und dem Bannerträger voran. Das Banner Polarias wehte majestätisch im Wind, der aus den finsteren Landen heranzog. Es trennten sie nur noch einige Meter, als ein Blitz niederbrach, der alles Land um sie herum erhellte und die Skralgas blendete. Ihre Augen waren die Finsternis Narindariands und nicht eine solche Helligkeit gewohnt. Sie wichen kurz zurück, als der Blitz nicht enden wollte, und in diesem Augenblick ritt Areyiticä mit erhobenem Speer in die Reihen der blutrünstigen Bestien. Der Blitz endete an der Spitze ihres Speeres und jene Skralgas, die von diesem getroffen wurden, erglühten im Feuer, ehe sie aus der Welt schwanden. Doch nicht nur die Herrin dieser Lande preschte mit vernichtender Macht in diese finsteren Reihen. Über die ganze Breite brachen die Reiter Polarias durch die dichten Reihen ihrer Feinde und schlugen unzählige nieder. Das dunkle Blut der Skralgas fror am vereisten Boden des Reiches Skargols fest. Doch scheinbar endlos strömten die Horden nach. Skralgas, Telinkars, Yetis, alle weit stärker als jene aus Farlkors Heer, doch auch Wesen, deren Namen niemandem von ihnen bekannt waren und solche, die von manchen zur Dunkelsten Stunde bekämpft worden waren, jedoch niemals einen Namen in der Sprache der Bündnisvölker erhalten hatten. Dies mochte das erste Gefecht der Krieger Polarias sein, doch hatten sie nichts von der Kampfkraft ihrer Vorfahren eingebüsst. Über viele Generationen hatten sie sich auf diesen Tag vorbereitet. Immer weiter drangen sie in die Reihen der Skralgas ein, als Areyitica auf einmal stockte. Es wurde noch kälter, als es ohnehin schon war und ihre Stimme schrie zitternd zu Filandior: «Sie sind hier, die Schattenschwadron ist gekommen und das Schwert Nurumcinias ist fern. Nur wenige eures Heeres vermögen die Skargoyialis aus dieser Welt zu vertreiben.»

Vor ihnen wurde es finster in den Reihen der Skralgas und mehrere Reiter Polarias entschwanden mit verzweifelten gequälten Todesschreien für immer in dieser Dunkelheit. Man sah die Klingen, doch vermochte man ihre Umrisse der Gestalten, die sie führten kaum zu erkennen. Filandior sprang von seinem Pferd und mehrere Palastwachen Polarias folgten ihm. Sie waren seine besten Krieger im Zweikampf, während die Hofgardisten Polarias ihre grösste Stärke in der offenen Schlacht besassen. So waren es auch diese, die immer weiter in die Reihen der Skralgas zu beiden Seiten der Schatten weiter vordrangen, während sich die Palastwachen aus der grossen Stadt der Polariä an der Seite ihres Statthalters den finstersten Schatten entgegenstellten. Es mochten dieser finstersten Diener des Bösen nur zehn sein, doch schon manche tapfere Krieger Polarias und deren Pferde waren ihnen innert kurzer Zeit zum Opfer gefallen. Nun jedoch trafen die Skargoyialis auf den Gilai Polaria und dessen Palastwachen. Die Klingen trafen aufeinander und Funken sprühten, doch fühlten sie sich eisige kalt an. Einer der Palastwachen konnte einer dieser finsteren Klingen gerade noch ausweichen und stiess dann selbst zu. Doch der Schatten entschwand nicht aus der Welt. Der Palastwächter fühlte einzig, wie sein Arm von einer eisigen Kälte durchstossen wurde und dann die finstere Klinge, die auf sein Herz zugestossen wurde. Sie durchdrang den harten Stahlpanzer aus den Meisterschmieden Polarias und er fühlte, wie sein Körper noch viel kälter als sein Arm wurde. Er schrie auf, so voller Verzweiflung und von Qualen gepeinigt, dass Filandior neben ihm zusammenzuckte und er das Gefühl hatte, als würde ihm das Blut in den Adern gefrieren. Der Palastwächter fiel nieder und aus seinen Augen erschienen Verzweiflung und endlose Trauer. Filandior wurde nun seinerseits von aller Hoffnung verlassen. Wenn nicht einmal die besten Krieger Polarias diese Schatten vernichten konnten, wer dann. Doch dann stiess der Gilai Polaria selbst zu und ein eisiger Schrei erfüllte die Luft, gefolgt von einem Sturm von Sternenlicht, der aus den Wolken niederbrach und einem gewaltigen Donner. Sein Schwert glühte auf. Er erinnerte sich einer Überlieferung, und ihre Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Die Schatten konnten nur von jenen Klingen getötet werden, welche der Hochkönig in den Öfen neben dem Goldenen Frineyi geschaffen hatte. Seine Klinge war eine jener uralten Klingen, eine der ältesten, einstmals geschmiedet für Caridior, den ersten Statthalter Polarias, seinen Urahnen. Ein Funken Hoffnung erglühte wieder in seinem Herzen und er rief jene Palastwachen zu sich, deren Ahnen bereits in dieser stolzen Truppe gedient hatten. Denn einstmals erhielten alle Palastwachen und Hofgardisten Schwerter aus den Händen des Hochkönigs, welche dieser in den heissen Öfen auf der Spitze Polarias selbst gefertigt hatte. Seit Beleyior wurden allerdings keine solchen Klingen mehr geschmiedet, jedoch in vielen Familien weitervererbt. Viele solcher Klingen waren nach dem Verschwinden Polarias mit Alendior nach Osten getragen worden. Dennoch waren damals auch zahlreiche Klingen bei den Wächtern des Palastes in Polaria verblieben, deren Nachfahren nun Seite an Seite mit dem Statthalter Polarias kämpften. Mehrere Stürme von Sternenlicht erhoben sich zum Himmel und Donner rollten mächtig über das Schlachtfeld hinweg und liessen die Kämpfenden erzittern. Manch ein Palastwächter verlor sein Leben und so wich die Hoffnung wieder der Verzweiflung. Gerade, als Filandior fürchtete, zurückweichen zu müssen, erschallte majestätisches Gebrüll am Himmel und der Statthalter Polarias erblickte die königliche Erscheinung Cylianeyirs, der aus der Höhe niederstürzte. Er setzte gerade hinter den Palastwachen Polarias auf und eine Gestalt sprang von seinem Rücken. Es war Larior, in dessen Hand die Klinge von Nurumcinia im Sternenlicht glühte. Er schritt vor, mitten zwischen den Reihen der Palastwachen hindurch und liess seine Klinge in den Schatten niedergehen. Seite an Seite mit dem Erben der grossen Hochkönige von einst fochten sie nun, die Palastwachen Polarias, und so gelang es ihnen endlich, den Schatten zurückzudrängen. Wohl gab es noch viele weitere dieser grausamsten aller Schöpfungen der Finsternis, doch ein erster Trupp war besiegt. Dennoch wurde Filandiors Herz schwer, als er so manchen seiner besten Kämpfer mit der puren Verzweiflung im Gesicht am Boden liegen und in den düsteren Himmel starren sah, als warteten sie darauf, endlich das Sternenzelt erblicken zu können.

Die Palastwachen schwangen sich wieder auf ihre Pferde und folgten den Hofgardisten, die immer weiter in die feindlichen Reihen eindrangen. Die Gnome und Zwerge eilten hinter ihnen mit schweren, jedoch schnellen Schritten unter der Führung ihres Hochkönigs Bosurus. Dreyijil stiess Seite an Seite mit seinem Bruder und den Nalineyisars voran. Sie hatten die letzten Totenlegionäre auf der Ebene besiegt und jeder Skralgas, der den donnernden Hufen und den langen Speeren der Reiter aus Polaria ausgewichen war, wurde entweder von den Grimbolds aus den Sonnenbergen niedergemacht oder von den edelsten Kriegern der Eyilreä vernichtet. Doch obwohl viele Tausend der Kreaturen des Bösen gefallen waren, hatten Areyitica und Filandior die Pforte zum Land des Schattens noch immer nicht durchschritten. Der Wind zog immer heftiger von Gnarnomsarai heran und selbst Cylaneyir wurde von ihm zurückgetrieben, als er versuchte die Pforte nach Narindariand in der Luft zu überwinden. Skargol vermochte selbst dem Herrn der Lüfte den Weg in sein Reich zu versperren.

Während das Heer Polarias um den Zugang in das Land der Finsternis kämpfte, ritten Nibeniair und Sirenior endlich durch das Tor Grak Kereskos. Die Menschen, die Farlkor gedient hatten und nun dessen Herrn dienten, stellten sich den Reitern, die über die See gekommen waren, entgegen, doch fielen sie deren Speeren und Klingen zum Opfer. Trendior hatte sich auf ein Pferd eines Tarkans geschwungen, dessen Herz von einem schwarzen Bolzen eines Skralgas durchbohrt worden war. Er ritt nun Seite an Seite mit den Heerführern des Heeres der Polariä von jenseits des Meeres. Er spaltete die Maske eines Todesengels und ritt sogleich über diesen hinweg, um den nächsten niederzumachen. Vor der Schlacht hatte er kaum geglaubt, dass sie diese Stadt erreichen würden, doch nun ritt er immer weiter in sie hinein und erschlug unzählige Feinde. Immer weiter wollte er hineinreiten, um so viele dieser finsteren Gestalten wie möglich niederzumachen. Je weiter er zwischen die grossen Bauten der finsteren Stadt hineinritt, desto heftiger umfing ihn seine unendliche Trauer. Er schrie laut auf und schlug einem weiteren Todesengel den Kopf ab. Selbst Sirenior hielt sich einige Meter entfernt vom Jäger aus der Sonnenfestung, denn dessen Schwert sauste so rasch auf und nieder, dass sich der Admiral aus Sirenaria nicht mehr sicher war, wie gezielt die Streiche vonstatten gingen.

Zur gleichen Zeit, wenn es denn eine solche überhaupt noch gab, wie das Heer der Polariä aus dem Süden die ersten Bastionen Grak Kereskos einnahm, standen die Eyilreä vor dem letzten Tor Grak Sarims. Sie hielten ihre Schilde den Bogenschützen über dem Tor entgegen. Niemals hätten diese gedacht, dieses Tor jemals verteidigen zu müssen, doch nun war es so weit. Vielerorts in der nördlichen Festung der Pforte zu Narindariand bekämpften die Eyilreä die letzten Menschen, die noch immer unter dem Banner Farlkors die Stadt zu verteidigen versuchten. Während viele Eyilreä um Barjil immer wieder den Schildwall öffneten und die Bogenschützen von der Mauer schossen, waren einige andere Eyilreä der Mauer entlang davongeschlichen und warfen Stricke an Haken über die Brüstung. Bald standen die ersten Eyilreä auf der obersten Bastion Grak Sarims. Nur noch der Palast stand ihnen im Weg. Immer mehr Eyilreä erreichten die Mauer und bald hatten sie die Verteidiger überwältigt. Doch obwohl sie die eine Bastion der Schwarzen Flamme schon fast eingenommen hatten, wurde Barjil bang ums Herzen, als er sich ebenfalls auf die Mauer schwang. Von dieser aus erblickte er die Pforte nach Narindariand und das Heer Polarias, das dort gegen die Übermacht aus Gnarnomsarai ankämpfte. Die edlen Krieger aus der Stadt inmitten Areyiticäs mochten dort gemeinsam mit den Dailceyibrä und den Grimbolds weit vorgedrungen sein, doch nun stockte ihr Vorstoss, denn die Skralgas drängten ihnen ungeachtet ihrer Verluste immer weiter entgegen. So erhob Barjil seine Stimme über der nördlichen Bastion und befahl so laut, dass seine Worte weit über Grak Sarim schallten: «Eyilreä, die nicht hier oben benötigt werden, folgt mir.»

Der Heerführer aus Eyilreä übertrug seinem treuen Freund Calibriar das Kommando zur Einnahme des Palastes und liess sich an einem Seil niedergleiten. Daraufhin eilte er zu seinem Pferd zurück und preschte die Strasse durch die Stadt hinab. Aus den vielen finsteren Strassen und Gassen folgten ihm zahlreiche Eyilreä und so ritt er mit dem grössten Teil seines Heeres wieder aus der finsteren Festung der Schwarzen Flamme heraus auf die Ebene der Mächte, um den Polariä beizustehen, die Pforte zu Narindariand einzunehmen.

Bald erreichten sie ihren Hochkönig und die Nalieyisars, die Seite an Seite mit den Polariä gegen die Skralgas vorgingen. Immer mehr kämpften zu Fuss, denn viele waren abgeworfen worden oder ihre Pferde waren den langen Speeren der Skralgas zum Opfer gefallen. Mittendrin liess Areyitica ihren goldenen Speer mit zuckenden Blitzen auf Skargols Kreaturen niedergehen, die sogleich aus der Welt schieden. Nicht weit focht Maral mit einer langen Klinge in der Hand und stiess sie gerade einem Skralgas in den Leib, als vor ihm ein grosser Schatten auftauchte. Maral murmelte einige Worte und der Schatten wurde blass. Majestätisch erschien dessen Gestalt. Ein mächtiger Krieger alter Zeit stand vor ihm, seit jeher in den Diensten des Bösen und zu allem bereit für seinen Herrn und Schöpfer. Seine Klinge blitzte auf, als sie Maral entgegensauste, doch dieser erhob seine Hand, an seinem Finger glühte ein Ring mit bläulich glitzerndem Kristall. Das Sternenlicht durchbrach die Wolken und fiel auf den Ring nieder, als der alte Mann sein langes Schwert mit reiner weisser Klinge erhob, jenes des Schattens abwehrte und ihm seines in den Leib stiess. Die Gestalt wurde wieder von Schatten umfangen, doch entschwand sie nicht einfach aus der Welt. Sie wurde in einem Sturm von Sternenlicht in die Höhe getragen und verschwand im Dunkel des Schlachthimmels.

Die Bündnisgardisten kämpften an der Seite Lariors mitten in den Horden der Skralgas. Die Klinge des Erben der Hochkönige zuckte auf und nieder und selbst die furchtlosen Skralgas aus den Tiefen Gnarnomsarais wichen vor dieser Klinge zurück, aus der das Licht der Sterne gleisste. Gileyi erfüllte es mit Stolz neben seinem Kameraden zu kämpfen. Er fühlte die Jugend in sich zurückkehren, als würde er das erste Mal gegen diese finsteren Mächte an der Seite Jariors kämpfen. Grendair konnte es noch immer kaum fassen, was aus dem jungen Soldaten aus dem Spitzbachtal geworden war und Lakalt erinnerte sich an jenen Jungen, der ihn einstmals in Gar zu seinem Vater geführt hatte. Damals, als Larior noch fern seiner Bestimmung gelebt und diese noch nicht einmal im Ansatz erahnt hatte, ebenso wenig wie er selbst. Nun waren sie beide hier und kämpften nicht mehr im Scharmützel um Gar, sondern in der grössten Schlacht aller Zeiten. Doch Lakalt sah Larior auch an, dass dieser voller Sorgen gegen ihre Feinde kämpfte. Immer wieder blickte er hin zu jener Gestalt, die elegant eine Skralgaskehle nach der anderen aufschlitzte und nur lächelte, als der rechtmässige Erbe der Hochkönige zu ihr hinblickte.

Nicht fern von ihnen kämpfte Jianor Seite an Seite mit zwei seiner verbliebenen Söhnen und vielen weiteren Polariä aus Satenia. Trondor und Wandor waren auf dem Hof bei Satenia geblieben. Brindor und Caror konnten sich hingegen nun vielfach für den Tod ihres Bruders in Kailad Mallabas rächen, doch mit jedem toten Skralgas stieg die Trauer in ihren Herzen weiter. Immer heftiger stiessen sie zu und wollten gemeinsam mit den edlen Kriegern aus Polaria gegen den Feind vorstossen.

Niemals hätten sie sich ein solches Heer von solcher Pracht vorstellen können wie dieses, in dessen Mitte noch immer das Banner ihres Volkes im eisigen Wind Narindariands wehte. Immer näher kämpften sie bei jenen Kriegern, die mit den mächtigen geflügelten Löwen angekommen waren, immer näher bei jenem, der das Schwert der Hochkönige von einst trug. Schliesslich waren sie so nah, dass Jianor das Gesicht sehen konnte. Er erkannte es wieder, dies war einer jener Bündnisgardisten, die einstmals an seinem Hof angelangt waren. Dies war jener, der damals die Verliesse der Schwarzen Flamme überlebt und nun deren Herrn besiegt hatte.

Gerade gelangte es mehreren riesenhaften kräftigen Skralgas durch die Reihen der Polariä hindurch zu brechen. Die blutrünstigen Kreaturen kamen auf Jianor und seine Söhne zu und bald trafen ihre Klingen aufeinander. Die langen gekrümmten, mit Widerhaken besetzten Schwerter der Skralgas schlugen mit voller Gewalt auf die Bauern aus Ceyiemnia nieder, doch waren diese flink und vermochten den tödlichen Schlägen auszuweichen. Caror stiess zu und ein erster dieser Skralgas ging nieder. Brindor zwinkerte ihm anerkennend zu und Jianor fühlte den Stolz in seinem Herzen. Sogleich folgte der nächste Skralgas und liess seine schwere Klinge auf Caror niedergehen. Dieser blockte sie erneut ab, doch wurde er von der Wucht zu Boden geschleudert. Gleichzeitig wurden Jianor und Brindor ebenfalls angegriffen und konnten sich ihrer Gegner nur unter Aufwendung all ihrer Kräfte erwehren. Caror war beim zweiten Mal jedoch zu langsam. Er konnte den kräftigen Schlag nicht mehr aufhalten. Die schwarze Klinge des Skralgas ging auf ihn nieder und die Bestie bleckte die Zähne. Der Schmerz erschien in Carors Gesicht und Tränen füllten seine Augen. Niemals wieder würde er die wunderbaren Weidelande Ceyiemnias betreten. Niemals wieder würde er seine Mutter und seine Schwestern in die Arme schliessen können. Der körperliche Schmerz, den ihm diese Kreatur versetzte, war nichts gegen die Trauer, die er nun fühlte. Hier an diesem Ort des Bösen, fern des geliebten Hofes. Weit über sich glaubte er einen Stern zwischen den Wolken zu erblicken, ehe sein Bewusstsein schwand, und er glaubte die Stimme Sairbrors zu hören, scheinbar aus unendlicher Ferne und doch nah. Jianor glaubte, dass sein Herz stehen blieb. Er holte ungeachtet seiner Deckung zum Streich aus und schlug dem grossgewachsenen Skralgas vor ihm den Kopf ab. Er sah, wie sich der blutrünstige Skralgas über Caror bückte, um ihm die Kehle aufzubeissen. So riss der Bauer aus Ceyiemnia die Bestie von seinem Sohn hinfort und trieb ihr einen Dolch in den Hals. Röchelnd verreckte der Skralgas vor Jianors Auge, doch mochte ihm dies kein bisschen Trost spenden. Er sprang auf und stürzte zu seinem Sohn. Dessen Augen blickten leer zum Himmel hin, als sein Vater sein Gesicht zwischen seine Hände nahm. Jianor konnte sich seiner Tränen nicht mehr erwehren. Noch einen Sohn hatten ihm die schrecklichen Kreaturen dieser finsteren Macht genommen. Voller Wut stürzte er sich wieder in den Kampf und drosch mit seinem Schwert auf die Skralgas ein. Mit jedem toten Skralgas wuchs seine Trauer an und umso rasender kämpfte er gegen die Feinde. Er trennte mehrere Fratzen von den Schultern. Brindor folgte seinem Vater voller Hass auf diese abscheulichen Kreaturen. Er trieb einem Skralgas gerade seine Klinge in den Leib, als er den Stich spürte. Er bekam keine Luft mehr, er versuchte zu atmen, doch gelang es ihm kaum. Der junge Bauer aus Ceyiemnia griff sich an die Kehle und spürte den Armbrustbolzen eines Skralgas. Er verlor seine Kräfte und sank auf die Knie. Jianor hatte gerade einen weiteren Skralgas erschlagen, als er sich umdrehte und seinen Sohn auf den Knien sah, mit einem Pfeil, der ihm aus der Kehle ragte. Jianor eilte zu Brindor hin, um ihn aufzufangen, ehe er zur Seite hin kippte. Er hielt seinen Sohn in den Armen, aus dessen Augen die pure Verzweiflung schien. Dieser versuchte etwas zu sagen, doch brachte er bloss ein Röcheln raus. Seine Augen wurden matt und schliesslich verliessen ihn seine letzten Kräfte. Voller Trauer schrie Jianor zum Himmel hin, als er mitten in der Schlacht seinen Sohn in den Armen hielt, dessen Herz seine letzten Schläge tat, ehe es für immer verstummte. Jianor fühlte sich leer, er fühlte sich als wäre er mit Brindor gemeinsam gestorben. Sanft legte er ihn auf den blutdurchtränkten Boden, umgriff sein Schwert und stürzte sich noch wütender als zuvor in die Schlacht. Er fühlte sich, als hätte er alles verloren. Sein eigenes Leben war ihm nun egal, das einzige, was noch zählte, war, dass diese Bestien niemals seinen Hof erreichen würden, wo seine anderen Söhne, sein Frau und seine Töchter in Frieden lebten. Sein Schwert durchdrang die nächste Skralgaskehle und viele weitere folgten. Immer rasender hieb er voller seelischen Schmerzes auf diese Kreaturen des Bösen ein, als der Schatten vor ihm erschien. Er blickte von einem Skralgas hoch, den er gerade erschlagen hatte. Er konnte keine richtige Gestalt erkennen, nur die Verzweiflung spürte er, die von ihr ausging. Die letzte Hoffnung erlosch in Jianors Herzen und er sah vor seinem inneren Auge, wie die Schergen des Bösen brandschatzend durch Ceyiemnia zogen, Wandor und Trondor auf langen Speeren aufspiessten und seine Frau und seine Töchter jagten. Dann spürte er ihn, den eisig kalten Schmerz, der sich von seinem Herz aus in den ganzen Körper ausbreitete. Vollkommene Leere umfing ihn nun und er erblickte die unendlich erscheinenden Massen der Feinde, die aus dem Land der Finsternis herausdrängten. Ein Sieg war bei diesem Feind ausgeschlossen, egal mit welcher Macht und Pracht die Heere des Bündnisses in die Schlacht schritten. Doch während er zur Seite fiel und ihn die vollkommene Dunkelheit umfing, erblickte er auch Lichter. Es waren ihrer drei, die immer näher kamen.

«Willkommen», sprach Sairbror und reichte seinem Vater die Hand, während Brindor und Caror daneben standen. So ging sein Leben also zu Ende, auf dem gequälten Boden Narindariands und er würde fortan mit seinen Söhnen durchs Sternenzelt wandeln, bis seine Frau und seine anderen Kinder nachkämen.

Während Jianor aus der Welt der Lebenden schied, schritt der Skargoyiali weiter durch die Reihen der Polariä und liess viele von ihnen in die Finsternis stürzen. Eine elegante Gestalt war ihm nun im Weg und er spürte ihre edle Abkunft. Sie durchtrennte gerade einige Skralgaskehlen mit ihren edlen Dolchen, als sich der mächtige Schatten sicher war, wessen Linie diese Eyilreä entsprang, denn einstmals hatte ihr Ahne Gnarnomsarai betreten. Jener Eyilreä, der nun wieder mitten in dieser Schlacht kämpfte. Der Mächtigste dieses Volkes von Ceyinars Hand aus Eyilrears Land. Der Schatten strebte weiter auf diese Gestalt zu und bald traf seine finstere Klinge auf die hellen Dolche, Dolche deren Schöpfer nur jemand sein konnte. Der Skargoyiali spürte die Kraft, die von den Klingen ausging ebenso wie jene ihrer Trägerin. Celeyia hatte es nun mit einem Gegner zu tun wie noch nie zuvor. Sie wehrte mehrere Streiche ab, während der Schatten bedrohlich um sie herum glitt. Ein weiteres Mal sauste die Klinge auf ihr Herz zu und sie wehrte sie mit ihren Dolchen ab, doch dabei glitt sie auf dem gefrorenen Boden aus und stürzte nieder. Ihr wurde neblig im Geiste und sie nahm nichts mehr um sich herum wahr. Dreyijil stockte bei diesem Anblick kurz vor Schreck, ehe er sich durch die Reihen der Skralgas kämpfte. Eine dieser bestialischen Kreaturen folgte der anderen aus der Welt der Lebenden. Nichts vermochte den Hochkönig der Eyilreä aufzuhalten, weder Schwert noch Speer noch Schild.

Niemals wollte er zulassen, dass der Tochter seines Sohnes etwas zustiess. Selbst bei allem Leid, das er schon gesehen hatte, wäre dies das Schlimmste gewesen. Die finstere Klinge näherte sich Celeyias Herzen. Dreyijil war einige Meter entfernt, als die Klinge des Schattens der Finsternis nur noch einige Finger breit von ihr entfernt war. Celeyia fand das Bewusstsein wieder und blickte in den finsteren Schatten über ihr. Sie sah die Klinge, die sie sogleich durchbohren und ihr die eisige Kälte des Bösen durch den Körper treiben würde. So endete es also. Vor dieser Schlacht hätte sie sich dies gewünscht, um wieder mit Larior vereint zu sein, doch nun, da sie wusste, dass er noch lebte, umfing sie unendliche Trauer. Hätte er sie doch noch einmal in den Armen gehalten und hätten sich ihre Lippen doch noch ein letztes Mal berührt. So nah war er und doch so fern. Sie schloss ihre Augen und erblickte das Licht der Sterne. So würde sie also ins Sternenzelt gehen und diese Welt verlassen. Sie spürte keine Kälte, die sie umfing, nur das Licht der Sterne, das die Verzweiflung aus ihrem Herzen vertrieb. In gewisser Weise fühlte sie sich nun erlöst und Erleichterung umfing sie. Bald würde ihr auch Larior folgen und dann wären sie im Sternenzelt endlich wieder vereint. Auf einmal hörte sie eine Stimme. Sie schlug ihre Augen auf und das Licht der Sterne gleisste hell. Der Schatten entschwand und ein Donner rollte über die Ebene. Das Sternenlicht leuchtet noch heller, als der Schatten entschwunden war und es sich ihr näherte. Erst jetzt erkannte sie, dass dieses Licht aus einer Klinge schien, deren Träger zu ihr niederkniete und ihren Körper sanft anhob. Sie blickte in die vertrauten Augen. Dies war nicht der Tod sie lebte noch und ihre Lippen berührten jene Lariors. Er half ihr wieder sich aufzurichten und sie küssten sich noch einmal, ehe sich der Erbe der Hochkönige wieder wortlos in die Schlacht stürzte.

Die Soldaten der Polariä aus dem Süden überwanden Mauer um Mauer, vielfach mit schlagkräftiger Hilfe der Reittiere der Gurunes, welche dank ihrer Sprungkraft hohe Mauern hinaufspringen konnten.

«Solche brauchen wir auch», meinte Sirenior augenzwinkernd zu Nibeniair, als sie gerade durch ein weiteres Tor ritten, das ihnen die Kämpfer aus Terzenia geöffnet hatten. Doch je höher sie stiegen, desto heftiger wurde die Gegenwehr. Im Vergleich zu Grak Sarim war Grak Keresko besser befestigt, je näher man zum Palast der Schwarzen Flamme gelangte. Denn hier war Beleyior einstmals eingedrungen und hatte Farlkor besiegt, doch hatte der letzte Hochkönig Polarias damals den finsteren Palast tot auf den Armen seines Sohnes Alendior wieder verlassen.

So erreichten sie das letzte Tor, die schwarze Flamme loderte noch immer, genährt von der Finsternis und der Macht Skargols. Farlkor selbst mochte zwar besiegt sein, doch die Macht, die ihm vom Bösen verliehen war, bestand weiter. Dunkel brannte sie über dem Palast. Ein schwerer Rammbock, besetzt mit dem kunstvollen Kopf eines Steinbockes, donnerte gegen das Tor. Sie hielten ihre Schilde gegen den Pfeilhagel der Schattenmenschen, welche die oberste Mauer besetzt hielten. Immer wieder krachte Eisen auf Eisen. Funken stieben und schliesslich barst das Tor. Dieses war weniger gegen Gegner als gegen die Kreaturen in der Stadt erbaut worden. Niemals hätte Farlkor in seiner ganzen Macht gedacht, dass es den niedergegangenen Völkern des Bündnisses gelingen könnte, überhaupt eine einzige seiner vielen Bastionen zu überwinden. Zwar hatten es die Polariä einstmals getan, doch nichts in der Welt schien dem alten Volk der Menschen eine solche Macht zurückgeben zu können. Dieser Steinbockkopf stammte aus den Händen der meisterhaften Schmiede von Calisaria. Barior blickt voller Stolz zu, wie der Steinbock ein letztes Mal mit seinen gewaltigen Hörnern zustiess und die Torflügel aufschwangen. Viele Schattenmenschen warteten mit erhobenen Lanzen dahinter, doch sogleich brachen die Reiter Sirenarias unter der Führung ihres Statthalters Nibeniair und ihres Admirals Sirenior durch. Besonders ein Reiter mitten unter ihnen liess die letzten Verteidiger Grak Kereskos zurückweichen. Trendior ritt weiter voller Wut jenem Palast entgegen, von wo aus jene finsteren Kreaturen entsandt worden waren, die seine Liebe und viele seiner Kameraden getötet hatten. Sein Schwert zuckte auf und nieder, bis sich eine Lanze seinem Pferd in die Brust bohrte. Das Tier aus den nördlichen Steppen Ekbars bäumte sich auf und brach nieder. Trendior jedoch sprang ab, mitten zwischen die silbrig maskierten Menschen und durchtrennte einem sogleich die Kehle. Immer mehr Polariä, Gurunes mit ihren Kängurus und einige Tarkans