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Um erfolgreich Veränderungen im Unternehmen umzusetzen, braucht es eine klare und durchdachte Vorgehensweise. Gerade bei Veränderungen, die durch die Digitalisierung getrieben sind, fehlt oft der Blick auf die Auswirklungen auf die Mitarbeiter und die Kultur. Neue Technologie wird eingesetzt, aber kulturell nicht angenommen. Es wird falsch kommuniziert, Betroffene werden nicht einbezogen, Ängste und Sorgen ignoriert. Eine echte Veränderungskultur ist nicht vorhanden. Das Buch liefert eine klare Systematik und Struktur mit konkreten Tools, um Unternehmen und Mitarbeiter erfolgreich durch Changeprozesse zu führen. Anhand von Cases werden Vorgehensweisen, Abläufe, Methoden und Instrumente beschrieben, mit denen Change erfolgreich durchgeführt und umgesetzt wird. Inhalte: - Die emotionale Achterbahn bei Betroffenen durch digitale Veränderungen - From-To-How: Analyse der Ausgangslage, Nutzen klären, Akzeptanz erzeugen, Mitgestaltung sichern - Realisierung und dynamische Umsetzung digitaler Veränderungen - Schwierige Situationen und Widerstände bei digitalen Veränderungen erfolgreich meistern - Roadmap und Best Practices für digitale Veränderungen
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Seitenzahl: 396
Haufe Lexware GmbH & Co KG
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar.
Print:
ISBN 978-3-648-13759-8
Bestell-Nr. 10516-0001
ePub:
ISBN 978-3-648-13761-1
Bestell-Nr. 10516-0100
ePDF:
ISBN 978-3-648-13762-8
Bestell-Nr. 10516-0150
Marcus Reinke, Thomas Fischer, Sandra Lengler
Digitale Veränderungen meistern
1. Auflage, Oktober 2020
© 2020 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
www.haufe.de
Bildnachweis (Cover): © Julien Eichinger, Adobe Stock
Produktmanagement: Anne Rathgeber
Lektorat: Maria Ronniger, Text+Design Jutta Cram, Augsburg
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.
»Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber Du kannst lernen zu surfen.«
Jon Kabat Zinn
Im März 2020 waren wir mitten in der Erstellung dieses Fachbuches über Veränderungen und die Digitalisierung, als sich plötzlich »alles« änderte: Die weltweite Corona-Pandemie war und ist ein unglaublicher Beschleuniger der Digitalisierung und hat vielen Organisationen sehr hart und deutlich gezeigt, wo sie sich digitalisieren können und müssen. Die Digitalisierung ist eine Welle, die niemand stoppen kann.
Darum passt dieses Buch gerade jetzt: voll mit Hintergründen zu Verhaltensweisen im Change und mit erfolgreichen Methoden und Tools aus unseren Praxiserfahrungen als internationale Organisationsberater und Leadership-Trainer im Change-Management. Es wird Ihnen helfen, mit und in Ihrer Organisation die Wellen der Veränderung zu surfen und dabei »auf dem Brett zu bleiben«.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und mit den vielen digitalen Tools, die Sie über die smARt-Haufe-App abrufen können.
Scannen Sie das Bild mit der smARt-Haufe-App.
Marcus Reinke, Sandra Lengler, Thomas Fischer
München und Rostock, im September 2020
Thomas Fischer
Kapitelintro: Scannen Sie das Bild mit der smARt-Haufe-App.
Der digitale Wandel ist schon lange da. Er hat sich geschmeidig eingeschlichen und lautlos in alle Lebensbereiche ausgeweitet. Inzwischen ist er alles durchdringend und umfassend. Und mit der COVID-19-Pandemie hat er zudem noch mal einen Turbo-Boost bekommen. Man schreibt keine Briefe mehr, sondern E-Mails, man fährt nicht mehr mit der Mitfahrzentrale, sondern mit BlaBlaCar, man verabredet sich nicht mehr mit Freunden, sondern nimmt über Spontacts an Aktivitäten mit anderen Menschen teil.
Je jünger jemand heute ist, desto vertrauter ist ihm naturgemäß die digitale Technik. Heutzutage können aber auch fast alle älteren Menschen gut mit Computern und dem Internet umgehen. Es geht gar nicht mehr anders! Nur wenige wollen oder können nicht.
Diese neuen digitalen Technologien tauchen in immer schneller werdenden Zyklen auf. Die damit einhergehenden Veränderungen sind so rasant und grundlegend, dass sich ganze Geschäftsmodelle durch Digitalisierung ändern: Früher hat man Präsenzseminare durchgeführt – mit der COVID-19-Pandemie haben Online-Seminare ihren Siegeszug angetreten. Früher hat man ein Taxi gebucht – heute könnte es auch ein Uber-Fahrer sein. Früher hat man in einem Hotel übernachtet – heute ist Airbnb auch [20]eine Option. In diesen beiden Fällen wird privates Eigentum über eine digitale Plattform »verallgemeinert«, Privatpersonen stellen ihr Auto oder ihre Wohnung zur Verfügung, um damit Geld zu verdienen. Wer anfangs noch dachte, das sei sicher nur eine wirtschaftliche Nische, der wird heute eines Besseren belehrt. Laut Statista (Statista, o. J.) hatte Uber 2019 einen Umsatz von 14,1 Milliarden Dollar. Airbnb wurde für 2017 auf 2,6 Milliarden Dollar geschätzt und schreibt seit 2018 schwarze Zahlen.
Solche fundamentalen Veränderungen müssen Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Einzelnen haben. Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Bildung sind von der fortschreitenden Digitalisierung gleichermaßen betroffen. Die Digitalisierung hat uns fest im Griff und ist Fluch und Segen zugleich: Als Endverbraucher sind wir oft Nutznießer, während wir als Arbeitnehmer häufig auch die Nachteile der Digitalisierung sehen. Sehr viele Menschen haben zu Hause einen Computer, mit dem sie im Internet recherchieren oder arbeiten. Wir nutzen die Vorzüge des Online-Bankings und -Shoppings, wir tracken Postsendungen und sparen uns Behördengänge. Gleichzeitig sind wir aber auch wegen der Sicherheit unserer persönlichen Daten, wegen Identitätsdiebstahls oder der 5G-Strahlung besorgt. Als Endnutzer freuen wir uns darüber, dass wir uns über das Internet ein Wunschkennzeichen für unser Auto reservieren oder eine Geburtsurkunde online beantragen können. Als Mitarbeiter einer Behörde sehen wir die Risiken solcher Dienste und machen uns Sorgen um unsere zukünftige Arbeit.
Thomas Fischer
Die Digitalisierung bringt sowohl im Arbeits- als auch im Privatleben Vor- und Nachteile mit sich. Allein darüber ließe sich ein ganzes Buch schreiben – wir möchten hier nur die wichtigsten Vor- und Nachteile aufzählen.
Vorteile der Digitalisierung:
Prozesse werden einfacher und schneller. So können Sie heute Behördengänge genauso wie den Kauf von Kinokarten kurzfristig und spontan von zu Hause aus erledigen. Für Flug- und Reisebuchungen müssen Sie nicht mehr in ein Reisebüro gehen, sondern können sie bequem vom Sofa aus tätigen. Damit geht eine zum Teil erhebliche Erleichterung des (Arbeits-)Alltags einher. Genauso sind heutzutage betriebliche Supply-Chain-Prozesse hochgradig digitalisiert. Bestellungen sowie Auftragsbestätigungen erfolgen digital. Auf diese Weise bringt uns die Digitalisierung Zeitersparnisse.Gleichzeitig bringt die Digitalisierung sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich Kostenersparnisse. Voice over IP hat die Kosten für Telefonie deutlich reduziert. Elektronische Akten, papierlose Aufbewahrung von Dokumenten und [21]die digitale Automatisierung von Produktionsprozessen sparen vielen Unternehmen enorme Kosten.Die Digitalisierung ermöglicht zusätzliche Gewinne durch neue Geschäftsmodelle. Als Beispiele seien Airbnb, Uber, den Robo Advisor im Banking oder zum Beispiel Parship genannt.Digitalisierung schafft zusätzliche Arbeitsplätze. Zu diesem Thema gibt es inzwischen unzählige Studien, die größtenteils behaupten, dass bei einer Aufrechnung von Arbeitsplatzverlusten und -gewinnen letztendlich mehr Arbeitsplätze entstehen als verloren gehen, zum Beispiel die IAB-Prognose von Gerd Zika (Zika, 2019) oder der OECD-Beschäftigungsausblick 2019 (OECD, 2019). Die Entstehung neuer Arbeitsplätze führt dazu, dass die Verluste mehr als kompensiert werden. Diese Studien zeigen allerdings auch, dass es in den verschiedenen Arbeitsbereichen und Branchen Gewinner und Verlierer geben wird. Beschäftigungszuwächse werden vermutlich in Branchen wie der Energie- und Wasserversorgung, Elektronik, IT (Software, IT-Dienstleistungen, Infrastruktur), Telekommunikation und Fahrzeugbau entstehen. Als Faustregel gilt: Je höher das aktuelle Gehalt und je mehr Ausbildung ein Beruf benötigt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Automatisierung des jeweiligen Jobs.Es entstehen neue Arbeitsbilder und Berufe, die wir uns vor 20 Jahren vielleicht noch gar nicht vorstellen konnten. So gibt es inzwischen Data Scientists, Drohnenpiloten, Search Engine Optimizer, 3D-Druck-Experten oder E-Sports-Manager. Zukünftig wird es vielleicht Berufsbilder geben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.Die Digitalisierung ermöglicht eine hohe Flexibilität, zum Beispiel durch neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder Arbeitszeitmodelle, in denen man eine Lebensarbeitszeit ansparen und nach eigenem Gusto verwenden und gestalten kann.Dank digitaler Technologien ist heute eine einfache Vernetzung über große Distanzen möglich. Mit einem immer schnelleren Internet, der Nutzung von Computern und Smartphones kann der Mensch heute von nahezu überall aus mit anderen Personen in Verbindung treten, Meetings halten, Informationen austauschen und vieles mehr. Man kann heute problemlos aus Tokio ein mehrstündiges Coaching mit jemandem in Düsseldorf durchführen. Die Distanzen schwinden und die Welt wächst zusammen.Während der COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung zudem auch einen gewissen gesundheitlichen Schutz ermöglicht. Durch den Einsatz von Videomeetings war es möglich, geschäftliche Vorgänge und unternehmerische Aktivitäten fortzuführen, ohne sich der Gefahr eines direkten Treffens und damit einer Ansteckung auszusetzen.Die Digitalisierung produziert eine Art »Jedermann-/Jedefrau-Effekt«. Jeder kann heutzutage Songs und Videos produzieren, seine Fotos wie ein Profi bearbeiten oder irgendwelche Geschäftsmodelle erfinden und umsetzen. Eine fleißige Künstlerin und/oder Geschäftsfrau kann quasi im Alleingang Musik oder Videos [22]komponieren, produzieren, vermarkten und verkaufen oder sonstige Erzeugnisse vertreiben, ohne sich fremden Interessen unterzuordnen.Die Digitalisierung kann zum Aufbau und zur Stärkung von sozialen Kontakten beitragen. Mobiltelefone oder Skype dienen zum Beispiel der Aufrechterhaltung und Bestärkung bestehender Kontakte. Gerade während der COVID-19-Pandemie ist das sehr deutlich geworden. Unzählige Menschen haben in Zeiten des Lockdowns von Videomeetings profitiert und über Zoom, Jitsi, Blizz, MS Teams oder WebEx Kontakte mit Freunden und Kollegen aufrechterhalten.Abb. 2: Verdichtung der Arbeitsprozesse
Alle Vor- und Nachteile werden nichts daran ändern, dass die Digitalisierung in allen Bereichen fortschreiten wird. Durch die COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung zudem einen erzwungenen Quantensprung erfahren. Viele Menschen mussten sich mit digitaler Kommunikation auseinandersetzen und sie nutzen, um Geschäftsprozesse aufrechtzuerhalten. Insgesamt wird die Frage allerdings sein, wie sich dieser Fortschritt der Digitalisierung weiterhin vollziehen wird. Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, beklagt in der etventure-Studie »Digitale Transformation 2019« zum Beispiel, dass sie Waschkörbe voller Zuschriften gegen 5G bekommt und dass für Deutsche das Hauptaugenmerk bei vielen technischen Neuerungen auf deren Gefährlichkeit zu liegen scheint (Depiereux, 2019). Alle wollen den Fortschritt, aber keiner die Veränderung. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass die Lust auf Neues bei den meisten Menschen letztendlich die Angst vor der Digitalisierung besiegen wird. Aber es wird sehr darauf ankommen, wie wir die Einführung neuer Technologien und den Übergang in eine weitere Digitalisierung gestalten werden.
Thomas Fischer
Je nach Persönlichkeit und Erfahrung mit digitaler Technik reagieren Menschen unterschiedlich auf digitale Veränderungen. Zudem kommt es sehr darauf an, ob wir die Einführung einer Digitalisierung selbst wollen, sie mitbeeinflussen oder sogar kontrollieren können und darin einen Nutzen oder Vorteile für uns sehen. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Menschen digitalen Veränderungen umso negativer gegenüberstehen,
je weniger positive Erfahrung sie bereits mit Digitalisierung gemacht haben,je weniger sie diese Veränderung gewollt haben,je weniger sie die Einführung beeinflussen oder kontrollieren können undje weniger Vorteile oder Nutzen sie darin sehen.In der Tat kommt hier auch noch ein Persönlichkeitsfaktor hinzu. Grundsätzlich lassen sich nach Riemann (2013) und Thomann (1988) vier gegensätzliche Grundausrichtungen des Menschen beobachten. Alle vier Grundausrichtungen kommen bei jedem Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vor. Diese Ausrichtungen sind Nähe und Distanz sowie Stabilität und Wechsel. Die beiden letzten Faktoren beeinflussen auch unsere Haltung gegenüber Wandel im Allgemeinen und der Einführung von digitalen Veränderungen im Speziellen. In Abbildung 3 werden die Merkmale der beiden Ausrichtungen bzw. Typen aufgezeigt.
Abb. 3: Riemann-Thomann-Modell (eigene Darstellung)
[27]Letztendlich ist es somit auch ein Stück weit in unserer Persönlichkeit angelegt, ob wir offen gegenüber Veränderungen und somit digitalem Wandel sind oder eher die Stabilität bevorzugen. Auch aus diesen persönlichen Grundausrichtungen ergibt sich die Tendenz, First Mover oder Nachzügler zu sein.
Unabhängig davon, ob wir die Einführung einzelner digitaler Veränderungen positiv oder negativ beurteilen, durchlaufen wir in fast allen Fällen einen Prozess der sogenannten emotionalen Achterbahn.
Thomas Fischer
Die emotionale Achterbahn geht auf ein Modell von Elisabeth Kübler-Ross zurück (Kübler-Ross, 2012). Als Psychologin befasste sie sich mit dem Umgang mit Trauer und mit Trauerarbeit. Dabei beschreibt sie folgende fünf Phasen des Sterbens von unheilbar Kranken und der Reaktionen aus deren Umfeld:
Nicht-wahrhaben-Wollen, Verleugnung und SchockLeugnen und ZornDepression und LeidEntscheidungen treffenAnnahme und AkzeptanzDiese fünf Phasen scheinen Betroffene auch bei der Einführung von digitalen Veränderungen zu durchlaufen. Das Modell wird als die »Kübler-Ross-Change-Kurve« (Abb. 4) bezeichnet und trifft vor allem auf Veränderungen im betrieblichen Umfeld zu.
Abb. 4: Die emotionale Achterbahn bei Veränderungen (eigene Darstellung)
Die Einführung digitaler Veränderungen geschieht oft nicht von heute auf morgen, sondern bedarf immer einer Konzeptionsphase. In dieser Phase haben die Mitarbeiter eines Unternehmens ausreichend Zeit für Spekulationen. Bevor es zur eigentlichen Einführung einer digitalen Veränderung kommt, haben die meisten Mitarbeiter schon viele Gerüchte darüber gehört, worum es geht – sie haben also eine Vorahnung: Es soll SAP eingeführt werden, Bewerber sollen mittels einer App den Status ihrer Bewerbung abfragen können, Gutachten sollen zukünftig über eine Spracherkennungssoftware diktiert werden oder Kunden von Behörden sollen sehen können, von welchem Mitarbeiter ihre Anträge gerade bearbeitet werden bzw. bei wem sie so lange liegen bleiben. Die Spekulationen sind nicht immer nur positiv. Gerüchte und durchaus auch wildere Annahmen machen die Runde. So recht glaubt jedoch noch niemand daran.
Dann kommt irgendwann der Moment, in dem der Start der Veränderungen bekannt gegeben wird: Der Roboter wird gekauft und in das Pflegeheim gebracht, das Customer-Relationship-System oder Online-Buchungsportal für Flugkunden wird freigeschaltet oder die digitale, papierlose Personalakte wird realisiert. Bis hierhin hatten viele Mitarbeiter zwar schon geahnt und zum Teil auch gewusst, dass eine digitale Veränderung ansteht, aber erst jetzt begreifen die meisten, was das wirklich bedeutet. Damit geht ein Schock einher. Es entsteht eine emotionale Betroffenheit, die natürlich je nach Person und Situation unterschiedlich stark sein kann und dazu führt, dass das Energielevel zunächst einmal sinkt.
[29]Es mag manche verwundern, dass Menschen in solchen Situationen mit einem Schock reagieren, obwohl die Veränderung doch schon mehr oder weniger vorhersehbar war. Aus unserer Perspektive gibt es dafür folgende Gründe:
Die Persönlichkeit der Betroffenen: Wer nach Riemann-Thomann eher stabilitätsorientiert ist, reagiert mit stärker ablehnenden Emotionen auf die Einführung digitaler Veränderungen.Wiederholt man ein gewisses Verhalten häufig, schleicht sich eine gewisse Routine ein. Man könnte auch sagen, es entstehen Gewohnheiten oder eine Art »Verhaltensbequemlichkeit«. Gewohnheiten sind in vielen Fällen sehr praktisch und erleichtern unser Leben. Unsere bisherige Art zu arbeiten ist oft einigermaßen erfolgreich und wird nun durch eine mehr oder weniger starke Veränderung unterbrochen. Das mögen viele Menschen nicht und reagieren mit einem mehr oder weniger starken Schock. Ein solcher Schock entsteht nicht nur bei Veränderungen, die wir negativ beurteilen, sondern selbst bei Veränderungen, die an sich positiv sind, wie zum Beispiel einem Lottogewinn.In der darauffolgenden Phase wird die anstehende Veränderung zunächst einmal geleugnet. Man möchte es nicht wahrhaben und verschließt die Augen vor dem Change. Es fallen Aussagen wie »Das glaube ich nicht«, »Das kann doch nicht wahr sein« oder »Das gibt’s doch nicht«. Dieses Leugnen kann auch in Ärger, Wut oder Zorn übergehen. Man ärgert sich darüber, dass man nun mit einem Roboter zusammenarbeiten, seine Kundenbesuche in einer Software minutiös dokumentieren, seine Gutachten mit einer Software diktieren muss oder Personalakten nur noch am Bildschirm und nicht mehr in Papierform bearbeiten kann. Dabei handelt es sich manchmal um irrationale Reaktionen, die nicht auf Vernunft basieren. Man befürchtet also Nachteile oder dass man seine Gewohnheiten ändern muss oder einfach auch nur Altbewährtes nicht mehr beibehalten kann. In dieser Phase steigt das Energielevel vorübergehend. Man versucht sich zu wehren, man argumentiert, diskutiert, disputiert und demonstriert. Oft sind digitale Veränderungen aber so enorm und deren Einführung wird von anderen bestimmt und gesteuert, sodass man sich zwar wehren, den Zug aber nicht wirklich aufhalten kann. Über diese Erkenntnis entsteht Trauer und das Energielevel sinkt deutlich.