Dorian Hunter 107 - Roy Palmer - E-Book

Dorian Hunter 107 E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

Ein Ruck ging durch den Jumbojet. Menschen schrien in panischem Entsetzen auf. Tsutomu Kono wollte der am nächsten stehenden Stewardess die Anweisung geben, die Erste-Hilfe-Ausrüstung zu holen. Die Frau lief jedoch fort. Dann blieb sie mitten im Gang stehen, breitete die Arme aus und schrie mit schriller Stimme: »Wir fliegen in den Tod! Wir fliegen alle in den Tod ...!«

Unter dem Einfluss des Januskopfes Olivaro bringt Tomotada eine voll besetzte Linienmaschine in seine Gewalt. Der Cro Magnon Unga, der sich an die Fersen des schwarzen Samurais geheftet hat, versucht das Schlimmste zu verhindern. Doch ebenso wie Dorian Hunter, der in Gestalt des Kappas das Rätsel um den geheimnisvollen Puppenkopf O-tuko-San zu lösen versucht, muss Unga erkennen, dass Olivaro Angst hat. Angst vor einer Macht, die auch Hermes Trismegistos’ Feind ist ...


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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE BRAUT DER BESTIE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Bald darauf veranlassen die Erinnerungen an seine Existenz als Michele da Mosto Dorian, nach der Mumie des Dreimalgrößten Hermes Trismegistos zu forschen. Er findet jedoch »nur« den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon einst gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos und richtet sich in dessen Tempel ein. Wie es sein Vorgänger Grettir prophezeit hat, verspürt Dorian schon bald keinen Drang mehr, in sein altes Leben zurückzukehren, zumal er von seinen Freunden seit Monaten für tot gehalten wird: Nur Coco, die einen Doppelgänger von Dorian vernichtet hat und seitdem als seine Mörderin gilt, weiß, dass Dorian, ausgestattet mit den Kräften des Hermes Trismegistos, die Gestalt des harmlosen Richard Steiner angenommen hat.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben als Tomotada: Wie es aussieht, ist der »Samurai des Teufels« in der Gegenwart auf einmal wieder aktiv. In Japan können Dorian alias Steiner sowie Coco und ihre Freunde Hideyoshi Hojo, Abi Flindt und Unga nicht verhindern, dass Tomotada sein gefürchtetes Schwert, das Tomokirimaru, an sich bringt. Allerdings stoßen sie auf eine geheimnisvolle Puppe, die O-toku-San, die möglicherweise mehr über Tomotada und seinen Herrn Olivaro weiß. Während Dorian ihr in Gestalt des Meerdämons Kappa folgt, hat Unga sich zuvor bereits an Tomotadas Fersen geheftet ...

DIE BRAUT DER BESTIE

von Roy Palmer

Träge bewegte sich das fliegende Tier über ein feucht glänzendes Meer aus grünen und bläulichen Blättern hinweg.

Es besaß einen ansehnlichen Umfang und stellte eine Mischung aus Libelle und Echse, aus Insekt und Eibrüter dar. Seine sechs roten Flügel erzeugten trockene Geräusche.

Sein winziges Hirn signalisierte keinen Alarm, denn seine Fischaugen sichteten keinen Feind, seine spitzen Ohren vernahmen keinerlei besorgniserregende Geräusche, seine aufgeblähten Nasenflügel witterten keinen Verdruss. Und doch lauerte perfekt getarnt im sumpfigen Dickicht unter ihm das Verderben.

Plötzlich schoss das Etwas zwischen lappigen Blättern hervor. Das dahinschwirrende Tier fand keine Zeit zum Ausweichen. Jäh fühlte es sich von etwas Klebrigem umwickelt, aus der Flugbahn gerissen und in das düstere Dickicht gezerrt.

Das Ding, das es ereilt und gepackt hatte, entpuppte sich als lange Zunge, und ihr Besitzer war ein räuberisches Schuppentier. Das Beutewesen sah sich auf ein relativ kleines, jedoch mit spitzen Zähnen ausgestattetes Maul zugleiten.

1. Kapitel

Verzweifelt bäumte es sich unter dem erbarmungslosen Druck der Fangzunge auf, flatterte mit seinen sechs Flügeln, biss um sich.

Doch alle Gegenwehr hatte keinen Sinn. Das Schuppentier, wenngleich auch nicht besonders groß, verfügte über größere Kräfte. Es hatte sich mit seinen stämmigen Pranken im Untergrund festgekrallt, schlug mit dem kurzen Schwanz um sich und holte die Nahrung rasch und unerbittlich zu sich heran. All das Strampeln und Zappeln rettete das Flugwesen nicht.

Das quiekende Lebewesen verschwand in dem grausigen Rachen. Während die zusammengerollte Zunge die Kreatur noch festhielt, packten die mörderischen Zähne bereits gnadenlos zu. Unter den malmenden Kiefern der Bestie zerplatzte der Leib, der eben noch arglos durch die Luft geschraubt war. Roter und gelber Lebenssaft quoll aus den Wunden des zum Tode verdammten Wesens. Er rann dem Schuppenmonster über die schwartigen Kinnlappen bis auf die Brust und die Vorderpranken hinab. Leib, Beine und Flügel der Beute verschwanden nun vollends in seinem Maul. Es kaute und schmatzte, würgte die Mahlzeit herunter. Zum Abschluss gab es einen gedehnten Grunzlaut von sich, putzte sich mit der langen Fangzunge Maul, Nase und Kinn und setzte dann schwerfällig seinen Weg durch das Dickicht fort.

Sobald es den Saum des feuchten, schlüpfrigen Dschungels erreicht hatte und seinen borkigen Schädel ins Freie hinausstreckte, offenbarte sich ihm die prädiluviale Landschaft in ihrer ganzen fantastischen Scheußlichkeit.

An den riesigen Wald in seinem Rücken und das Dickicht aus Bärlappgewächsen, Schachtelhalmen, Farnen, Schling- und fleischfressenden Pflanzen schloss sich eine gewaltige Senke an. In der Ferne wurde sie von einer Kette bizarr geformter, rötlich schimmernder Berge begrenzt. An vielen Stellen wurde das Massiv von Feuer speienden Vulkanen durchbrochen, gähnenden Kratern, aus denen flüssige rote Erde schwappte, emporbrodelte, in gewaltigen eruptiven Ausbrüchen in den Himmel hinaufgeschleudert wurde. Ströme kochender Lava flossen zu Tal und wurden von Gewässern verschlungen und daran gehindert, bis in die Senke vorzudringen.

Unter einem schmutzig roten und schwefelgelben Himmel, an dem sich Wolken schwarz und drohend zusammenballten, wurden furchterregende Geschöpfe geboren. Sie lernten es, sich auf den Beinen zu halten. Von der Mutter verstoßen und vom Vater bedroht, suchte sich jede heranwachsende Kreatur selbst ihre Nahrung – und später einen Partner.

Wesen, die den Augenblick der Paarung auch nur ein einziges Mal genießen durften und dem Fortbestand ihrer Gattung und Art dienten, waren bereits privilegiert – denn die Gefahren waren allgegenwärtig, und manches Tier wurde nicht einmal groß. Überall konnte ein größeres, stärkeres Wesen auf der Lauer liegen, um zuzuschnappen. Auch die größten Geschöpfe bekriegten sich untereinander, und immer wieder fand ein ganz Starker seinen Bezwinger. Es hatte den Anschein, als wollte sich die Schöpfung durch Selbstzerstörung ein Ende setzen.

Und doch siegte der immense Lebenswille der Spezies über die totale Vernichtung, der Selbsterhaltungstrieb über die Gefräßigkeit. Was die Fleischfresser in sich hineinschlangen, wurde von der Zahl der Geburten überboten. Wo von fünf Jungen aus einem Wurf drei vertilgt, zwei jedoch von der Mutter versteckt wurden oder sich selbst verbargen, wo es auch nur einem der beiden noch gelang, die volle geschlechtliche Reife zu erlangen und ein Weibchen zu begatten, dort war ein Sieg erlangt worden.

Auf dem trockenen, heißen Land, im Dickicht, in den Sümpfen und in den Gewässern gab es kleinere Formen des Lebens, die sich durch Teilung vermehrten, millionenfach, doch die Chance, zu wachsen und sich selbst zu teilen, war ungleich geringer. Größere Wirbeltiere verschluckten die primitiven Ein- und Mehrzeller in ganzen Schwärmen, um dann selbst wieder gefressen zu werden. Das Dasein wurde durch fortwährendes Jagen und Gejagtwerden bestimmt.

Unheilvolles Licht flimmerte über der Landschaft. Dichter schoben sich die Wolken zusammen. Die Feuermäuler der Vulkane würgten heftigere, breitere Ströme Lava heraus, und Donnergrollen wurde unterschwellig vom heißen Wind über die Landschaft getragen. Drückende Schwüle lastete über dem Kontinent.

Das kleine Monster mit dem Schuppenleib äugte in die Senke hinab und stand eine Weile unschlüssig da. Eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf, doch es wusste sie nicht genauer zu definieren. Irgendetwas nahte, etwas Fürchterliches, Einschneidendes.

Das Monster hatte das dringende Bedürfnis, noch so viel Nahrung wie möglich in sich hineinzustopfen. Es war eine Art Torschlusspanik. So wagte es sich ganz gegen seine Gewohnheit aus dem Dickicht heraus und kroch in die Senke hinab. Ein paar kleinere Echsen wichen vor ihm aus. Dann aber musste es sich selbst in Sicherheit bringen. Der ausladende Schatten eines Flugsauriers war über ihm. Mit knapper Not entwischte das Monster in eine Höhle.

Der Flugsaurier stieß ihm nach, warf ein paar Felsbrocken vor dem Grotteneingang zur Seite, schnaubte, steckte seinen langen harten Schnabel mit den vielen spitzen Zähnen herein.

Das Schuppenmonster biss ihm in die Nase, dass er brüllte. Sofort darauf wich das Monster in einen an die Höhle angrenzenden Stollen aus.

Der Saurier schnappte wütend um sich, aber tiefer in den Gang konnte er seinen Schnabel nicht schieben.

Keuchend geriet das kleine Monster wieder an die glühende Erdoberfläche und blickte sich um. Zwischen rundum aufgetürmten Quadern lagen Äste, Zweigwerk und faulig riechendes Laub. Etwa in der Mitte zeichneten sich die Konturen dreier großer Eier ab. Und nicht weit davon entfernt kämpfte ein erbostes Großechsenweibchen mit einem Tyrannosaurus.

Mit vor Gier geweiteten Augen verfolgte das kleine Monster, wie eines der Eier ein emsiges Eigenleben entwickelte. Risse zeigten sich in seiner Schale. Es knackte laut, und schließlich bröckelten ganze Teile ab. Ein Junges streckte seine feuchte Schnauze in die heiße Luft hinaus und wackelte tollpatschig mit dem hässlichen Schädel.

Nichts hielt das kleine Monster noch in seiner Deckung. Es nutzte die Gelegenheit. Der Kampf zwischen den beiden Riesenechsen dauerte an, fand seinen blutigen Höhepunkt. Flink verließ das kleine Schuppenmonster sein Stollenloch, bewegte sich auf den Jungsaurier zu und richtete sich neben ihm auf.

Das Junge war zu unerfahren. Es fehlte die Alte, die ihm die Gefahren der Umwelt lehrte. Es blinzelte seinen Gegner neugierig an und unternahm nichts, um sich seinem Zugriff zu entziehen. Der Rachen schwang auf, näherte sich, schnappte wieder zu und trennte den Schädel von dem noch zarten Körper ab.

Rasch, bevor die Alte es bemerkte, zerrte das Schuppenmonster das Junge aus dem Eischalenrest hervor und vertilgte es. Dann machte es sich daran, das zweite Ei aufzubrechen.

Fast hatte es ein Loch in die harte Kalkfläche getrieben, als sich urplötzlich der Himmel verdunkelte und der Untergrund zu beben begann. Das Donnergrollen nahm zu, riss nicht mehr ab. Die Lava deckte die Gewässer zu, verbreitete unheimliches Licht und noch mehr Hitze.

Im rötlich flackernden Schein brachte das Großechsenweibchen dem Tyrannosaurus den tödlichen Biss bei. Sie zerfetzte seinen Leib und wandte sich dann von der blutigen, noch zuckenden Masse ab, um besorgt zu ihren Eiern zurückzueilen.

In diesem Augenblick erspähte sie das kleine, gefräßige Monster. Es stand noch aufrecht vor dem zweiten Ei. Angst stieg in seinem Innern auf. Einen wehmütigen Augenblick lang entsann es sich der Zeit, in der es selbst just aus einem ähnlichen Ei gekrochen war und, von seiner Mutter behütet, die ersten tapsigen Kriechversuche unternommen hatte.

Das Brüllen der Alten riss ihn in die Gegenwart zurück. Es wandte den Schädel um und sah sie herüberkommen. Seine Angst verdoppelte sich. Sein Herz schlug wild in seinem widerwärtigen schuppigen Leib. So schnell es konnte, hetzte es in den Stollen zurück. Vollkommene Dunkelheit umfing es. Das Brüllen und Heulen der Alten war hinter ihm, doch es fühlte sich sicher.

Die Erde vibrierte. Immer mehr Massen gerieten in Bewegung, die Kreaturen schrien gellend vor Panik und traten die Flucht an. Eine Verschiebung der Dimension kündigte sich drohend an. Mit einem berstenden Laut klaffte die Stollendecke über dem kleinen Monster auseinander. Das Saurierweibchen stieß ein triumphierendes Röhren aus.

Osaka, Anfang Mai

Der internationale Flughafen lag nicht sehr weit von der durch die Abwässer der vielen Fabriken total verschmutzten Osaka-Bai entfernt, nämlich zwischen den Trabantenstädtchen Amagasaki und Nischinomija, südwestlich unterhalb des Rokkozan-Berges. Die Nacht war klar. Tausende von Lichtern glitzerten am Ufer der Bucht. Ohne Verzögerungen konnte der Flugbetrieb auf dem Airport abgewickelt werden. Unter ohrenbetäubendem Dröhnen und Fauchen hoben die Jets der verschiedenen Luftfahrtsgesellschaften von den Betonpisten ab, während sich die zuckenden Positionslichter eintreffender Maschinen scheinbar langsam durch die Einflugschneise bewegten und auf die Landebahnen niedersenkten.

Das hübsche Mädchen hinter dem Ticketschalter der JAPAN-AIRLINES stellte einen Flugschein für JAL 2115 aus – nonstop Osaka San Francisco, planmäßiger Abflug 22.45 Uhr, Boeing 747 – und zwar auf den Namen Unga Triihaer. Sie studierte die Eintragungen in seinem Reisepass, schrieb die Daten ab. Es handelte sich um einen isländischen Pass, und sie hatte keinen Anlass, an seiner Echtheit zu zweifeln oder sonst irgendwelche argwöhnischen Überlegungen über den Besitzer des Passes anzustellen.

Ein breites männliches Gesicht war auf dem Passfoto abgebildet. Sie schaute auf und lächelte das lebende Ebenbild an. »Mr. Triihaer, mit dem Ticket gehen Sie bitte rechtzeitig zum Abfertigungsschalter und lassen sich die Bordkarte aushändigen.«

Er nickte.

Mr. Triihaer war ein hünenhafter Mann mit bronzefarbenem Gesicht. Er sah sehr gut aus und sprach fast akzentfreies Englisch.

»Vielen Dank«, erwiderte er, zahlte, nahm Pass und Ticket entgegen und musterte sie noch einmal ziemlich ungeniert. Danach wandte er sich ab und spazierte durch die Halle zu den Flugsteigen.

Unga, der Diener des Dämonenkillers, näherte sich den Gates und hielt aufmerksam Ausschau. Er nahm einen Imbiss in einer nahe gelegenen Snackbar, suchte dann den Abfertigungsschalter auf und ließ sich gleich die Bordkarte geben. Gepäck hatte er nicht aufzugeben. Er trug lediglich eine Tasche bei sich, in der er unter anderem das von Dorian Hunter geschmiedete Samuraischwert und seinen aus einem echten Tierknochen gearbeiteten Kommandostab verstaut hatte.

Der Flug nach San Francisco wurde aufgerufen. Etwas widerstrebend begab er sich zur Passkontrolle und ließ sich in den Warteraum durchschleusen. Bisher hatte er weder von dem Schwarzen Samurai noch von dessen unfreiwilligen Helfern etwas entdeckt. Wo mochten sie stecken?

Er hatte ganz genau verfolgt, wie sie im Flughafengebäude verschwunden waren. Zu übersehen waren sie beileibe nicht; sie erregten sogar eher einiges Aufsehen. Tomotada, der Samurai mit der Maske, reiste wegen seines auffälligen Aufzuges in einem Sarg und wurde von vier von ihm beeinflussten Männern begleitet. Unga hatte unbemerkt recherchieren können, dass einer der vier Männer am JAL-Schalter Tickets nach San Francisco gelöst hatte. Die Maschine, die um 22.45 Uhr starten würde, war ein Jumbo-Set. Schleunigst hatte sich der Cro Magnon ebenfalls um einen Platz in dem Flugzeug bemüht.

Und das habe ich nun davon, dachte er jetzt verbittert. Als er das Ticket gekauft hatte, waren sie ihm entwischt. Verdrossen stand er an der dem Rollfeld zugekehrten Wand des Warteraums. Er verschränkte die Arme und verfolgte durch die riesige Fensterfront, wie der Düsenriese heranrollte und beladen wurde, zunächst mit Collico-Kisten, dann mit Koffern und anderen Gepäckstücken.

In Osaka hatte Tomotada den Schnellzug verlassen, und während Coco, Hideyoshi Hojo und Abi Flindt nach Tsuwano weitergereist waren, hatte Unga die Verfolgung des Unheimlichen aufgenommen. Unga überlegte kurz, wie es den Freunden wohl inzwischen ergangen war und wo sie jetzt steckten, dann kehrte er zu seinem quälendsten Gedanken zurück: Wohin waren der Schwarze Samurai und seine vier Begleiter verschwunden? Hatten sie ihn bemerkt und ihn absichtlich in die Irre geführt? Befanden sie sich am Ende gar nicht mehr im Flughafengebäude?

Ungas Grübeleien wurde ein überraschendes Ende bereitet. Gebannt beobachtete er, wie ein düsteres längliches Objekt in den Bauch des Jumbojets gehievt wurde.

Der Sarg!

Da er nun sicher sein konnte, dass Tomotada im Gepäckraum der Maschine mit nach San Francisco reisen würde, stand sein weiteres Handeln unumstößlich fest. Dass von den vier Trägern jede Spur fehlte, betrachtete er als zweitrangiges Problem.

Der Flug wurde zweimal aufgerufen. Unterdessen rollte die gigantische Maschine an den Flugsteig heran. Es gab keine Gangways. Schlauchartige Verbindungsgänge wurden an die Luken der Boeing 747 geschoben. Die Passagiere konnten sich direkt vom Warteraum aus an Bord begeben.

Unga betrat als einer der Letzten die Maschine. Immer wieder schaute er sich nach den vier Sargträgern um, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Schließlich hob er die Schultern und stieg in das Flugzeug ein. Eine unverbindlich lächelnde Stewardess begrüßte ihn. Er schritt an ihr vorüber und wählte einen Fensterplatz an der Backbordseite, etwas hinter der Tragfläche.

Sekunden später ließ sich ein Geschöpf neben ihm nieder, das sofort sein Herz höher schlagen ließ. Das Geschöpf besaß ganz entzückende dunkle Augen, brünettes Lockenhaar, das in leichten Wellen fast bis auf die Schultern hinabfiel, volle sinnliche Lippen, zarte Nasenflügel – und einen berückenden, wohlgerundeten Körper, der in einem beigen Hosenanzug steckte, einem so verteufelt engen Ding, dass Unga über die Maße ihrer Proportionen so gut wie keine Zweifel blieben. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt.

Er wandte sich gewaltsam ab und blickte in die Wartehalle. Von seinem Fensterplatz aus konnte er durch den gesamten Raum und über die Sperre hinweg bis in einen Flügel der Abfertigungshalle sehen. Irgendwie rechnete er immer noch damit, dass die vier Tomotada-Begleiter sich blicken ließen.

Unga glaubte fest daran, dass sich der Schwarze Samurai in dem Sarg befand. Er wusste, dass somit alle Passagiere in Sicherheit waren. Neben dem schönen Mädchen erschien ihm dieser Umstand plötzlich ungemein wichtig.

Durch die leicht getönten Fensterscheiben der Wartehalle gewahrte er hastige Bewegungen. In dem Flügel der Abfertigungshalle, in den er zu sehen vermochte, brach ein richtiger Tumult los. Unga hätte etwas darum gegeben, in die Halle zurückkehren zu können, doch das war unmöglich. Wenig später erkannte er aber auch von seinem Platz im Jumbojet aus, was der Anlass für den jähen Aufruhr war.