Dorian Hunter 115 - Roy Palmer - E-Book

Dorian Hunter 115 E-Book

Roy Palmer

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Beschreibung

Der Abt drehte sich um und atmete schwer. »Die absolute Reinheit verlangt nach Opfern«, stieß er keuchend hervor. »Wir infizieren uns und unsere Umwelt auf magische Weise, sind dazu verdammt zu degenerieren.«
Er riss mit beiden Händen an dem Halsausschnitt seiner Kutte. Sie klaffte auf, und er blickte auf seine eingefallene alte Brust herab. Sie war wieder etwas geschrumpft. Ein Verfallsprozess, den er erst in den letzten Tagen richtig erkannt hatte.
»Morbid!«, stöhnte er. »Schwach!« Er ließ sich am Pult nieder und schob die Folianten fort, dass sie zu Boden stürzten. »Aber wir geben nicht auf!«, schrie Sephirotus. »Niemals! Das ewige Leben ist kein Wunschtraum, der unerfüllt bleiben muss.«

Abi Flindt ist immer noch auf der Suche nach Dorian Hunter, der ihm - in der Maske eines Ghouls - den Tipp gegeben hat, nach einer alten Klosterruine zu suchen. Abi folgt der Spur ... und begegnet dem weißen Mönch!


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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER WEISSE MÖNCH

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Bald darauf veranlassen die Erinnerungen an seine Existenz als Michele da Mosto Dorian, nach der Mumie des Dreimalgrößten Hermes Trismegistos zu forschen. Er findet jedoch »nur« den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon einst gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst.

Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos und richtet sich in dessen Tempel ein. Wie es sein Vorgänger Grettir prophezeit hat, verspürt Dorian schon bald keinen Drang mehr, in sein altes Leben zurückzukehren, zumal er von seinen Freunden seit Monaten für tot gehalten wird: Nur Coco, die einen Doppelgänger von Dorian vernichtet hat, weiß, dass er, ausgestattet mit den Kräften des Hermes Trismegistos, die Gestalt des harmlosen Richard Steiner angenommen hat.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada war er damals im Auftrag des Januskopfes Olivaros aktiv, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, unternimmt derweil alles, um den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln. In der Not lüftet »Richard Steiner« gegenüber seinem Freund Abi Flindt das Geheimnis, dass er noch lebt, zeigt sich ihm aber nicht in seiner wahren Gestalt. Abi schwört, den Dämonenkiller gemeinsam mit Coco und Unga zu finden – aber dafür muss zunächst Luguri zurückgeschlagen werden ...

DER WEISSE MÖNCH

von Roy Palmer

Bleich stand der nahezu volle Mond über den Höhen des Bayerischen Waldes und sandte kaltes Licht auf den von sieben großen Steinen umsäumten Platz nieder.

Wie das Antlitz eines stummen Riesen mutete das schale Weiß des Trabanten an, eines Riesen, der in ewiger Ohnmacht dem fluchwürdigen Treiben auf Erden beiwohnte und zur Tatenlosigkeit verdammt war.

Kühler Nachtwind bewegte die Wipfel der Laub- und Nadelbäume. Sie formten einen düsteren Vorhang vor den Hängen. Auf einem von Felsblöcken begrenzten Platz inmitten einer Lichtung ragten sieben mit Blutschalen versehene Menhire drohend empor.

Der Wind strich leise raunend um die Steine, doch über der unheiligen Versammlung lagen sonst Totenstille und der Fluch der Verdammnis. Das Licht ging in ein unwirkliches bläuliches Flimmern über, nuancierte zu violetten und grünlichen Farbtönungen hin und leitete eine furchteinflößende Zurschaustellung dämonischer Kräfte ein.

1. Kapitel

Ein kleiner Verein gräulicher Wesen umgab die Gestalt, die sich im Zentrum der von ihr geschaffenen Opferstätte erhoben hatte. Groß und kahlköpfig war dieser unheimliche Geselle, und er trug ein schwarzes, mit magischen Symbolen verziertes Gewand. In seinen schwarzen Augenhöhlen glühten schwarze Froschaugen. Sein Gesicht war scharf geschnitten und hatte eine lange, krumme Nase. Lange Nägel wuchsen aus seinen an Spinnenbeine erinnernden Fingern. Sein halb geöffneter Mund war eine schwarze Höhle mit einem einzigen großen Zahn im Unterkiefer.

Die abscheulichen Kreaturen um ihn herum waren Ausgeburten der Hölle, zum Teil halb Mensch, halb Tier; hässliche Schimären und Wer-Ungeheuer, Vampire, Kobolde, Gnome, Nachtmahre und andere Monster der Finsternis. In hüpfenden Bewegungen umtanzten sie den Kahlkopf. Sie warteten auf seine Anordnungen, auf einen Hinweis von ihm. Und immer wieder stießen sie seinen Namen hervor: »Luguri, Luguri!«

Luguri, der Erzdämon, stand reglos und mit erhobenem Haupt da. Sein Gesichtsausdruck war entrückt. Etwas huschte auf die Opferstätte zu und verschaffte sich blitzschnell Einlass und stieg in Form von wimmelnden, glühenden Flecken bis zu dem Schrecklichen empor. Plötzlich lag ein unverständliches Wispern in der Luft, und das ehedem schon furchtbar anzusehende Antlitz Luguris verwandelte sich in eine mörderische Fratze. Sie spiegelte grenzenlosen Hass, Vergeltungssucht und alle Gräuel der Apokalypse wieder.

»Satan! Hölle, Tod und Teufel! Verflucht sei die ganze Menschheit!«

Luguri begann zu toben, und seine gebrüllten Schmähungen und Verwünschungen waren obszön. Das Tuscheln und Raunen um seinen Kopf verstummte. Die Irrwische, die ihn soeben über die jüngsten Ereignisse unterrichtet hatten, zogen sich zurück.

Luguri schrie, drehte sich im Kreis, gestikulierte wild und bückte sich schließlich. Einem der Dämonen zog er seine rechte Krallenhand durch das feiste Gesicht. Der Dämon, ein buckliger Gnom, kreischte vor Entsetzen auf. Schwarzes Blut rann aus den langen Kratzwunden. Luguri heulte und trat nach ihm.

Der Gnom wurde gegen einen der Menhire katapultiert. Beim Aufprall gab es einen dumpfen, knirschenden Laut. Schlaff rutschte der Gnom am Stein zu Boden und blieb dort stöhnend liegen.

Luguri verkrallte seine Hände im Untergrund, hob große, dunkle Brocken und ganze Grasbüschel aus und schleuderte damit um sich.

Die Dämonen krochen zitternd bis an den äußersten Rand des Magischen Bannkreises zurück. Luguri hatte Schaum vor dem Maul. Er trampelte auf der Stelle und rief: »Schlangengift und Teufelsdreck! Die Schreckensnacht in der Villa der Ghoule hat für uns einen schlechten Abschluss gefunden. Meine Blutopfer wurden durch ganz normale Menschen gerettet. Satan, Pest und Cholera! Ich weiß, wer dahintersteckt. Ich weiß es, weiß es, weiß es!«

Schaurige Laute kamen über seine Lippen, und das Licht des Mondes verblasste. Donnergrollen kam auf und fand an den Bergwänden ein vielfaches Echo. Blitze zuckten über den Himmel, und der Wind fuhr mit lautem, drohendem Geheul über die Blutstätte hinweg.

Luguri bekam einen der Vampire zu fassen, schüttelte ihn und riss ihm fast einen der Fledermausflügel aus. Verängstigt duckte sich das Ungeheuer, sobald sein Herr es wieder losließ.

Luguri erging sich fast eine halbe Stunde in wüsten cholerischen Ausbrüchen, dann kam er endlich zur Ruhe.

Grünlich-gelbes Licht überzog sein grauenvolles Antlitz, und er sprach: »Aber ich habe einen Hinweis. Einer der Ghoule – zerspringen und im heißesten Höllenfeuer schmoren soll er – hat diesem Bastard Abi Flindt einen Tipp gegeben.«

Die Dämonen reckten pflichtschuldigst die Häupter und lauschten ergeben.

Luguri stellte sich in Positur, lachte meckernd und fuhr fort: »Am Großen Arber gibt es eine Klosterruine. Dort hat dereinst ein Weißer Mönch gelebt. In dessen Schreckenskammer soll Dorian Hunter auf Hermes Trismegistos' Geheiß hin gefangen gehalten werden.« Er ballte die dürren Hände und schüttelte sich vor Wut. »Hunter! Es soll eine meiner größten Taten sein, diesen Hund endgültig zu Strecke zu bringen.«

»Ja!«, riefen einige Kobolde. »Langsam ausbluten soll er! Grässliche Schmerzen leiden soll er!«

»Reiß ihm den Kopf ab!«, schrien die Schimären im Chor.

»Liefere ihn mir aus, ich zerreiße ihn!«, verkündete ein Werwolf.

Luguri bedeutete ihnen durch eine herrische Gebärde zu schweigen. »Ich muss alle mir zur Verfügung stehenden Kräfte vereinigen«, sagte er. »Wo immer ich zurzeit Energie vergeude, ziehe ich meine Helfer und Helfershelfer von dort ab und versammle sie zum großen Kräftemessen mit Hermes Trismegistos.« Wieder heulte er vor Wut auf. Allein der Name schon brachte ihn in Raserei. »Ich werde mich für die Schmach rächen, die er mir angetan hat. Auch die letzten Ereignisse sind sein Werk. Das zahle ich ihm doppelt und dreifach heim.«

Die Dämonen bezeugten durch heisere, kläffende und keuchende Laute ihren Beifall, wurden durch den Erzdämon aber erneut zur Ordnung gerufen.

Luguri breitete die mageren Arme aus, spreizte die skeletthaften Finger mit den überlangen Nägeln, reckte sie empor in den Nachthimmel und rief in die erneut eintretende Stille: »Zu mir, Verbündete! Zu mir, meine Kreaturen, auf dass wir gemeinsam in den Kampf ziehen und die Schlacht endgültig gewinnen!« Seine Stimme senkte sich und wurde zu einem kaum noch verständlichen Knurren. »Und wenn mir der Dämonenkiller in die Hände fällt, so beiße ich ihm, der mich zum Narren gehalten hat, höchstpersönlich den Kopf ab und schleuderte ihn in die tiefsten Schlünde der Finsternis hinab.«

Die elektrische Beleuchtung im unterirdischen Gewölbe des Castillo Basajaun begann plötzlich zu flackern. Als sie ganz zu erlöschen drohte, verfiel Phillip, der Hermaphrodit, wieder in eine seiner berüchtigten Krisen. Er warf sich auf den Boden, wälzte sich und fing zu schreien an.

Tirso zog sich in eine Ecke zurück und hielt sich die Ohren zu. Er drehte sich so, dass er nichts von dem Anfall Phillips zu sehen bekam.

Auftritte wie diese konnte der sensible Zyklopenjunge nun einmal kaum ertragen.

Ira Marginter zwang sich, die Ruhe zu bewahren. Sie war derzeit die einzige Frau in der Burg. Coco Zamis befand sich zusammen mit Abi Flindt, Burian Wagner, Unga und Donald Chapman in Süddeutschland.

Seit das Castillo Basajaun von Luguris Dämonen angegriffen worden war und nun unausgesetzt belagert wurde, waren Iras geistige und körperliche Reserven bis zum äußersten beansprucht worden. Die Männer trachteten danach, ihr die Situation so erträglich wie möglich zu gestalten, aber an Phillips und Tirsos Ängsten hatte ihre Geduld einen harten Prüfstein gefunden. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, den Hermaphroditen festzuhalten. Wie ein Epileptiker konnte er sich leicht etwas brechen oder sich den Kopf so empfindlich anstoßen, dass er sich einen Hirnschaden holte und dann endgültig den schmalen Grat übertrat, der das Normalsein vom Wahnsinn trennte.

Ira beschränkte sich darauf, Phillip ein Kissen unter den Kopf zu schieben. Der Zwitter mit der knabenhaft schlanken Gestalt lag für einen Augenblick ruhig da. Er blinzelte, sah das sanfte Gesicht der blonden Frau über sich und atmete tief durch.

Ira bemerkte sofort, dass Phillip wieder Brüste gewachsen waren. Das war ein Zeichen für seinen aufgewühlten Gemütszustand. Im Zuge ihrer fortwährenden Kämpfe gegen die Dämonen hatten die Männer in der Burg sogar einen Teil des Erdgeschosses zurückerobern können, zum Teil unterstützt durch Tirso, der in extremen Notwehrfällen seinen Feuerblick gegen die Ausgeburten der Verdammnis angewendet hatte. Die Dämonen vermochten ihre Gegner nicht zu überrennen und endgültig zu vernichten, wie sie es sich vorgestellt hatten. Im Grunde hatte Phillip im Moment nicht den geringsten Anlass zu seinen hysterischen Ausbrüchen. Aber eine Kleinigkeit genügte, und er geriet wieder total aus dem seelischen Gleichgewicht.

Das Licht fiel aus. Finsternis herrschte im Gewölbe. Phillip stöhnte, zappelte, kroch vor Ira Marginter davon und flüchtete ins Verlies. Er krabbelte in die Zelle, in der Unga, der Cro Magnon, untergebracht gewesen war, solange er seine Tobsuchtsanfälle hatte. Phillip knallte die Tür zu, warf sich auf das Bett, schluchzte, stand wieder auf und wanderte rastlos in der Zelle auf und ab. Hin und wieder stieß er wegen der Dunkelheit irgendwo an und keuchte entsetzt. Ira spähte durch die Sichtklappe, aber sie konnte nicht erkennen, was im Innern der Zelle vorging. Sie öffnete die Tür, und sofort wurde Phillips Koller wieder heftiger. Ira befürchtete, dass er sich wehtat.

»Phillip«, rief sie, »mein Gott, so beruhige dich doch! Vor mir brauchst du nicht davonzulaufen. Das Licht flammt bestimmt gleich wieder auf.«

Die Stimme des Hermaphroditen war leise und ein unverständliches Gestammel. Es blieb dunkel, aber Ira redete so eindringlich und ausdauernd auf ihn ein, dass er schließlich zu ihr kam und sich gegen sie drängte. Er umarmte sie und wurde erneut vom Schluchzen geschüttelt.

Ira strich mit der Hand über seinen Kopf. Es berührte sie eigenartig, dass sich seine schwellenden Brüste gegen sie pressten und sein gesamter Körper eisig kalt war. Sie empfand jedoch keinen Widerwillen, eher Mitleid. Ich werde noch eine zweite Miss Pickford, dachte sie. Die Haushälterin in der Jugendstilvilla hatte ihre schützenden Fittiche auch immer über Phillip ausgebreitet und war Dorian Hunter gegenüber oftmals richtig rabiat geworden, weil sie Dorian die Schuld für die Anfälle des Hermaphroditen zuschrieb; das hatte Ira Coco Zamis' Erzählungen entnommen.

Plötzlich war das Licht wieder da. Ira schloss geblendet die Augen und öffnete sie dann wieder.

Phillip atmete ruhiger. Als oben Gepolter ertönte und Stimmen laut wurden, als Schritte herangetrappelt kamen und jemand »Wo steckt ihr denn?«, rief er, hielt sich jedoch immer noch an der Restaurateurin fest.

Hideyoshi Hojo, der zierliche Japaner mit dem Bürstenschnitt, betrat als Erster das Verlies. An der Hand führte er den verstörten Zyklopenjungen Tirso. Burkhard Kramer, der Amerikaner Virgil Fenton und Colonel Bixby drängten hinter ihm herein. Sie registrierten, in welcher Verfassung sich Phillip befand, und nickten sich zu.

»Das Licht war weg«, sagte Ira.

»Oben hättest du sein sollen«, entgegnete Burkhard Kramer. »Da wackelten plötzlich die Türen und Fenster. Ein paar Scheiben gingen in die Brüche, und Bilder und andere Gegenstände fielen von den Wänden.«

Der Hermaphrodit wimmerte, und Ira Marginter zog die Brauen zusammen. »Macht ihn doch nicht noch verrückter!«, sagte sie.

Colonel Bixby machte eine beschwichtigende Geste. »Aber nein, nein! Versteh das nicht falsch! Es hat nicht etwa einen neuen Angriff der Dämonen gegeben, wie ihr vielleicht annehmt. Am besten kommt ihr selbst mit rauf und seht euch das an.«

»Es besteht keine Gefahr«, fügte Fenton aufmunternd hinzu.

Ira hob die Schultern und folgte den Männern. Phillip ließ sich nur widerstrebend mitziehen. Eigentlich war es der Kölnerin nicht recht, ihn gegen seinen Willen mitzunehmen, andererseits hatte sie aber auch Bedenken, ihn allein im Gewölbe zurückzulassen. Er konnte sich in seiner Verwirrung ernsthaft etwas zufügen; dafür hätte sie sich dann persönlich schuldig gefühlt.

Yoshi und Tirso immer noch an der Hand, und so schritten sie nach oben – der Japaner mit dem Zyklopenjungen voraus, dann die blonde Frau mit Phillip, von Kramer, Fenton und Bixby flankiert. Sie strebten durch das Erdgeschoss des Hauptgebäudes auf den Eingang von Castillo Basajaun zu: ein Doppeltor aus dicken Bohlen mit schweren eisernen Beschlägen.

Ira überraschte es, nicht mehr das nervtötende und allmählich zermürbende Grunzen, Kreischen und Knurren der Dämonen zu vernehmen. Hauptsächlich deswegen hatte sie sich mit Phillip und Tirso im unterirdischen Gewölbe aufgehalten, um es nicht mehr hören zu müssen und langsam psychisch vor die Hunde zu gehen.

Ira erschrak, als der Japaner den rechten Torflügel einfach aufzog. Der Flügel schwang weit auf, und der bronzene Türklopfer hob sich ein Stück ab, um gleich darauf wieder dumpf aufzuschlagen.

Das elektrische Licht fiel von der Säulenhalle aus ins Freie und zeichnete ein schiefes Viereck auf den Boden. Draußen wie drinnen herrschte Stille.

Ira sah die Männer der Reihe nach an. Sie grinsten plötzlich. Da wagte sie es, Phillip loszulassen und ins Freie zu treten. Sie drehte sich vor dem Tor um und schaute hoch. Das Tympanon, das Giebelfeld mit den Reliefs, war ebenfalls beschädigt worden; es bot einen beklagenswerten Anblick. Ein Wunder, dass der zwanzig Pfund schwere Türklopfer noch heil war. Die Dämonen hatten kaum einen Mauerstein der Burg unversehrt gelassen. Sie hatten ihre Wut über die Zähigkeit der Insassen auf diese Weise abreagiert.

Ira Marginter hatte stark darunter gelitten, denn schließlich hatte sie das alte Gemäuer und dessen Kunstschätze im Auftrag von Thomas Becker restauriert.

Jetzt sagte sie nur: »Wo sind sie?«

Burkhard Kramer lachte. »Fort. Einfach weg. Sie sind getürmt, die Monster, Wer-Ungeheuer, Vampire, Kobolde und wie sie alle heißen. Ohne unser Zutun.«

»Vielleicht ist es ihnen hier zu langweilig geworden«, warf Colonel Bixby ein.

»Ich verstehe das nicht«, gestand Ira Marginter maßlos verblüfft.

Sie suchten das ganze Gemäuer und die nähere Umgebung ab, aber nicht eine Schauergestalt ließ sich mehr blicken.

Die Dämonen hatten fürchterlich gehaust. Sie hatten ein wahres Chaos im Castillo Basajaun zurückgelassen. Der Schaden war nicht irreparabel, aber trotzdem war Ira Marginter über den Umfang des Sachschadens zutiefst betroffen. Dann aber siegte die Freude über den unverhofften Rückzug von Luguris Spießgesellen. Vorläufig herrschte absolute Ruhe.

Sie zogen sich in den Rittersaal zurück – nicht, ohne vorher das Äußere der Burg mit neuen Dämonenbannern abzusichern. Ira servierte Landwein, und sie stießen auf den unerwarteten Erfolg an.

Phillip blieb bei alledem ernst und zurückhaltend. Seine Brüste waren wieder etwas geschrumpft, aber sie kündeten nach wie vor von einer orakelhaften Mitteilung, die er ihnen vielleicht zu machen hatte. Vorerst brachte er jedoch nichts Konkretes hervor.

»Ich kann mir nicht denken, dass er allein wegen der Dämonen so aus dem Häuschen gerät«, sagte Hideyoshi Hojo nachdenklich. »Schließlich fürchten sie ihn wie die Pest. Das haben wir ja alle gesehen, als er den Ausbruch gewagt hat. Sie flohen vor ihm. Selbstverständlich räume ich ein, dass er um uns besorgt ist. Aber da muss noch etwas anderes sein.«