Dorian Hunter 13 - Horror-Serie - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 13 - Horror-Serie E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

DER KOPFJÄGER
von Neal Davenport


Vergebens versuchte Pierre Gormat, den Kopf zu bewegen. Er konnte sich nicht erklären, weshalb er seinen Körper nicht spürte.
Vor seinem Bett stand eine kleine Frau, deren blauer Morgenrock offenstand. Ihr Haar war zerzaust. »Ich bin Madelaine Dupont. Sie haben mich eingesperrt, aber ich konnte die Schwester ausschalten. Ich will fliehen. Kommen Sie mit?«
»Ich kann mich nicht bewegen.«
»Ach was!«, sagte sie. »Ich wette, Sie sind überhaupt nicht verletzt.« Sie riss die Bettdecke zurück und erstarrte.
Pierre Gormat hatte keinen Körper mehr.


Die unberechtigten Anschuldigen des Secret Service haben Spuren hinterlassen: Dorian Hunter beschließt, seinen Kampf allein fortzusetzen. Auf Umwegen und ohne Wissen der Inquisitionsabteilung begibt er sich nach Paris, um den letzten seiner Brüder zu stellen - Fredric de Buer ...

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Seitenzahl: 131

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Inhalt

Cover

Impressum

DIE WEISSE WÖLFIN

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7669-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privatklinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern darüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiveltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisitionsabteilung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mitautor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren, in dem er zunächst mühsam seine verschütteten Erinnerungen freilegen muss. Und tatsächlich gelingt ihm als Dorian Hunter, woran er in allen früheren Inkarnationen gescheitert ist: Asmodi zu vernichten!

Aber das Oberhaupt, das Hunter alias de Conde damals das ewige Leben versprochen hatte, war in der Gegenwart nur noch ein armseliges, schwaches Geschöpf. Auf dem Thron der Schwarzen Familie sitzt längst sein Nachfolger – Asmodi II.! Er ist Dorians Vater, und so bleibt die Rache des Dämonenkillers weiterhin unerfüllt …

DIE WEISSE WÖLFIN

von Neal Davenport

»Mr. Hunter!«, sagte eine sanfte Stimme hinter mir.

Ich blieb stehen und wandte den Kopf. Der Mann war klein und trug einen unauffälligen grauen Anzug. Sein Gesicht war faltig und das Haar kurz geschnitten. Er sah wie ein pensionierter Bankbeamter aus.

»Der O. I. schickt mich.« Aus der Innentasche seiner Jacke holte er ein Etui, das ich nur zu gut kannte. Secret Service. Ich verglich das Foto mit meinem Gegenüber. Der Mann hieß Turan Capote. »Ich soll Sie abholen, Mr. Hunter. Der O. I. erwartet Sie schon sehnsüchtigst.«

»Weshalb hat er keinen der mir unterstellten Agenten geschickt?«

»Sie sind alle mit einem wichtigen Fall beschäftigt.«

Ich folgte ihm. Vor zehn Minuten war die Maschine aus Wien in London gelandet. Ich hatte meine Ankunft nicht avisiert, aber der Geheimdienst verfügte über Möglichkeiten, die für mich noch immer nicht ganz zu durchschauen waren.

1. Kapitel

Wir verließen das Flughafengebäude. Das Wetter war scheußlich, der Himmel grau, und es nieselte leicht. Vor einem beigen Morris blieb Capote stehen. Ich setzte mich in den Fond des Wagens und stellte den Koffer neben mich auf den Sitz.

»Sind Sie informiert, worum es geht, Mr. Capote?«, fragte ich.

Der kleine Mann schüttelte den Kopf und glitt hinters Steuer. Er startete und fuhr sanft an.

»Nein, Sir«, sagte er bedauernd. »Ich kann Ihnen leider nichts sagen. Ich soll Sie nur ganz dringend zum O. I. bringen.«

Ich nickte. Trevor Sullivan tat immer so geheimnisvoll. Trotzdem hatte ich kein gutes Gefühl. Man würde mir sicherlich einen Haufen Vorwürfe machen – berechtigterweise, wie ich grimmig zugeben musste. Ich war einfach aus London verschwunden und nach Wien geflogen, ohne dem Secret Service oder Coco Bescheid zu geben. Sicherlich wusste der O. I. bereits über die Geschehnisse in Wien Bescheid. Und vor allem Coco. Bei dem Gedanken an sie krampfte sich mein Herz zusammen. Ich hatte ein wenig Angst vor dem Zusammentreffen mit ihr. Sie musste annehmen, dass ich am Tod ihrer Familie die Hauptschuld trug; dabei hatte ich nichts damit zu tun.

Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz nach siebzehn Uhr. Der Regen wurde stärker, und das monotone Geräusch der Scheibenwischer machte mich schläfrig. Ich schloss die Augen.

Irgendwie musste ich eingenickt sein. Als ich die Augen wieder aufschlug, befanden wir uns in einer Gegend von London, in der ich noch nie zuvor gewesen war. Ich starrte verwundert aus dem Fenster. Es hatte zu regnen aufgehört. Der Himmel war dunkelblau.

»Wo sind wir?«, fragte ich überrascht.

»In der High Lane, Brentham«, sagte Capote. »Links liegt der Brent-Golf-Platz.«

Ich nickte. »Wohin bringen Sie mich, Capote?«

»In die Manor Court Road, Sir«, sagte er.

Irgendetwas stimmte nicht. Ich war schläfrig, und mein Hirn war wie gelähmt. Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Sie war staubtrocken; ebenso die Straße. Keine Spur, dass es vor kurzer Zeit noch geregnet hatte.

Capote erreichte die Church Road, verlangsamte das Tempo und bog in die Manor Court Road ein. Es war eine schmale Straße. Links und rechts lagen großzügig angelegte Gärten; zweifelsohne eine Gegend, in der keine armen Leute wohnten. Vor einem mit einem schmiedeeisernen Gitter umgebenen Grundstück hielt er an.

»Hier erwartet Sie der O. I.«

Vom Haus konnte ich nicht viel erkennen. Sträucher und Bäume versperrten die Sicht. Capote stieg aus und öffnete die Tür. Ich kroch aus dem Wagen und blickte mich um. Capote hatte den Wagen zwischen einem Cadillac und einem Rover geparkt. Es stand noch ein ganzer Haufen sündhaft teurer Wagen auf der Straße, doch kein Mensch war zu sehen. Ich hörte Vogelgezwitscher, und betäubender Rosenduft lag in der Luft.

»Das Tor ist offen, Sir. Ich werde hier auf Sie warten.«

Meine Schläfen fingen zu pochen an. Ich blickte in Capotes lächelndes Gesicht. Irgendetwas stimmt nicht, dachte ich wieder und schüttelte den Kopf, doch der Nebel wollte nicht verschwinden; jeder Gedanke fiel mir schwer.

Ich öffnete das Gartentor. Ein weißer Kiesweg führte zum Haus. Der Garten musste von einem Künstler angelegt worden sein. Das Haus selbst war ein merkwürdiger Bau: ganz aus Glas und Beton. Die tiefstehende Sonne spiegelte sich in den riesigen Scheiben.

Der Kies knirschte unter meinen Füßen. Ich ging langsam aufs Haus zu. Rasensprenger waren angestellt. Ich stutzte. Als wir London überflogen hatten, war die Stadt von düsteren, grauen Wolken bedeckt gewesen, und inzwischen hatte es geregnet. Doch der Kies war staubtrocken. Ich wandte mich um. Vom beigen Morris und Capote war nichts mehr zusehen. Ich lief zur Straße zurück, aber Capote blieb verschwunden. Einige Sekunden überlegte ich, was ich tun sollte, dann hob ich die Schultern und ging wieder den Weg zum Haus entlang. Ich ging ziemlich rasch. Vom Sonnenlicht geblendet, kniff ich die Augen zusammen. Je näher ich dem Haus kam, umso stärker wurde das Hämmern in meinem Schädel. Ich hatte dröhnende Kopfschmerzen. Meine Stirn war schweißbedeckt. Ich wollte meine Schritte verlangsamen, aber etwas trieb mich weiter. Ich schwitzte noch stärker, als ich das Haus erreichte. Die Tür stand offen. Ich musste drei Stufen hochsteigen. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen.

Ich tauchte aus unergründlichen Tiefen empor. Die Kopfschmerzen waren weg. Dunkelheit lastete um mich, doch durch eine halb offenstehende Tür fiel Licht. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das Dämmerlicht. Ich stand in einem Raum, den ich nie zuvor gesehen hatte. Die Wände waren schräg, den Boden bedeckte ein dicker Hochflorteppich. Undeutlich erkannte ich eine Sitzgarnitur und einige kleine Tischchen, auf denen Gläser und Aschenbecher standen.

Ganz langsam kehrte meine Erinnerung zurück. Zögernd machte ich zwei Schritte. Völlige Stille umgab mich. Ich erreichte die Tür und bemerkte, dass ich etwas in der rechten Hand hielt. Ich betrachtete den Gegenstand und schüttelte den Kopf. Meine Hand umklammerte ein riesiges Krummschwert. Die Klinge funkelte. Ich sah sie näher an. Sie war mit Blut befleckt. Überrascht starrte ich auf meine Hände; das Schwert entglitt meinen Fingern. Meine Hände waren ebenfalls voller Blut. Auch mein Anzug war blutbespritzt.

Ich hörte eine Tür zufallen und zuckte erschrocken zusammen.

»Hunter!«, rief eine Stimme. Es war Steve Powell, einer der jüngeren Exekutor Inquisitoren, die mir unterstellt waren.

»Hier bin ich!«, schrie ich.

Schritte kamen näher, und die Tür wurde aufgerissen. Powells roter Schopf tauchte im Rahmen auf. Seine Augen weiteten sich, als er mich sah. Fassungslos starrte er auf das blutbesudelte Schwert. Langsam trat er einen Schritt zurück. In der rechten Hand hielt er eine entsicherte Pistole.

»Was ist los?«, fragte er.

»Das frage ich mich auch«, sagte ich grimmig. »Wo ist der O. I.?«

»In seinem Büro«, sagte Powell verwundert. Er blickte mich misstrauisch an. »Sie haben uns angerufen, Mr. Hunter. Wir sollten ganz dringend hierherkommen.«

»Ich habe niemanden angerufen«, sagte ich.

»Steve!«, brüllte jetzt eine Stimme. Ich kannte sie ebenfalls. Sie gehörte Marvin Cohen, einem anderen meiner Agenten.

»Hier!«, rief Powell.

Cohen tauchte in der Tür auf. Sein Gesicht war bleich. Er starrte mich mit zusammengepressten Lippen an und hob die Pistole.

»Bewegen Sie sich nicht, Hunter!«, sagte er.

»Was soll der Unsinn?«, fragte ich wütend. »Ich möchte …«

»Ich bin ja nicht gerade zartbesaitet«, sagte Cohen, »aber das, was Sie in diesem Haus anrichteten, das geht zu weit. Sie müssen verrückt geworden sein.«

»Ich verstehe kein Wort«, sagte ich und trat näher.

»Stehenbleiben!«, schrie Cohen. Die Mündung der Waffe war auf meinen Bauch gerichtet. »Einen Schritt noch, und ich schieße.«

»Ich bin Ihr Vorgesetzter!«, brüllte ich. »Ich dulde es nicht, dass Sie in so einem Ton mit mir sprechen. Ich werde …«

»Sie werden gar nichts«, sagte Cohen bestimmt.

»Das wird Sie teuer zu stehen kommen, Cohen«, keuchte ich.

»Abwarten!«, sagte er. »Steve, ruf den O. I. an! Er soll sich die Schweinerei mit eigenen Augen ansehen, die Hunter da veranstaltet hat.«

Steve blickte Cohen an und wandte sich schließlich unsicher an mich.

»Was soll ich tun, Mr. Hunter?«, fragte er.

»Nachdem Cohen anscheinend übergeschnappt ist«, sagte ich, »folgen Sie einfach seinem Befehl.«

Kopfschüttelnd verließ Powell das Zimmer.

»Wollen Sie mir nicht endlich erklären, was das alles zu bedeuten hat, Cohen?«

Er lachte höhnisch. »Da gibt es nicht viel zu erklären. Sehen Sie sich doch an! Ihr Anzug und die Hände sind blutbesudelt. Dazu das Schwert! Ich habe ja schon einiges gesehen, aber das schlägt dem Fass den Boden aus. Der O. I. wird toben, wenn er die Sauerei sieht.«

Ich atmete einmal tief durch. »Können wir uns nicht wie normale Menschen unterhalten?«, fragte ich.

Er gab keine Antwort.

»Ich bin heute in London angekommen«, sagte ich. »Noch auf dem Flughafen wurde ich von einem Agenten namens Turan Capote abgeholt, der mich hierher brachte und mir sagte, dass mich der O. I. erwarte.«

»Unsinn!«, schnaubte Cohen. »Vor einer halben Stunde haben Sie bei uns in der Baring Road angerufen. Ihre Stimme ist während des Gesprächs fast übergeschnappt. Sie sagten, dass wir sofort hierher kommen sollten, Sie wären einer ganz großen Sache auf der Spur. Steve und ich sind wie die Wahnsinnigen gefahren. Wir haben das Haus durchsucht, und da sah ich es. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, so etwas hätte ich nie für möglich gehalten. Sie sind kein Mensch mehr, Hunter. Sie sind ein Monster, ein Ungeheuer!«

»So hören Sie mir doch zu!«, schrie ich ungehalten. »Ich habe keine Ahnung, was hier gespielt wird. Was haben Sie entdeckt?«

»Spielen Sie nicht den Naiven!«, rief Cohen entrüstet.

Powell trat ins Zimmer. »Ich habe den O. I. verständigt«, teilte er mit. »Er kommt sofort. Was ist los? Warum bedrohst du Hunter?«

»Geh in die Diele!«, sagte Cohen. »Die zweite Tür links. Aber blick nur kurz ins Zimmer! Du wirst den Anblick nicht ertragen.«

Steve entfernte sich.

»Was ist in diesem Zimmer, Cohen?«

»Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, Hunter, was?« Wir blickten uns böse an. »Wohl in einen Blutrausch verfallen, wie?«

»Ich verstehe Sie leider nicht.«

Steve Powell kehrte zurück. Er war leichenblass. Seine Hände zitterten. Er schloss die Augen und stützte sich an der Tür ab. Dann sah er mich an. Er hatte den Blick eines gehetzten Tiers. Und plötzlich beugte er sich vor und übergab sich. Als er sich nach einiger Zeit aufrichtete, waren seine Augen blutunterlaufen.

»Wie konnten Sie das nur tun?«, fragte er entsetzt. Er wich zurück, als wäre ich ein Ungeheuer.

»Was haben Sie gesehen?«, fragte ich.

Steve schüttelte nur immer wieder den Kopf.

»Reden Sie endlich, Powell!«, brüllte ich.

Er antwortete nicht, aber eines war mir nun klar: Ich war in eine Falle der Schwarzen Familie gelaufen. Meine blutbesudelten Hände, der blutbespritzte Anzug und das Krummschwert ließen in mir die bösesten Ahnungen aufsteigen. Es hatte keinen Sinn, mit Cohen und Powell zu diskutieren. Ich konnte nur auf das Eintreffen des O. I. warten.

Wenig später betrat Trevor Sullivan das Zimmer. Er war ein kleiner, schmächtig wirkender Mann mit einem unscheinbaren Gesicht; sein Alter war schwer zu schätzen. Er befand sich in Begleitung zweier hochgewachsener Männer, die ich nie zuvor gesehen hatte. Knapp vor mir blieb er stehen, warf mir einen flüchtigen Blick zu und starrte dann auf das Krummschwert. Nach einer Weile hob er den Kopf.

»Erstatten Sie mir Bericht, Cohen!«, sagte er.

Cohen hatte noch immer die entsicherte Pistole auf mich gerichtet. »Um siebzehn Uhr zweiunddreißig bekamen wir von Hunter einen Anruf. Norman Winter war am Apparat. Hunter sagte, dass Powell und ich sofort in die Manor Court Road kommen sollten, er sei einer großen Sache auf der Spur. Um achtzehn Uhr fünf trafen wir ein. Die Haustür stand offen. Von Hunter keine Spur. Wir machten uns an die Durchsuchung der Zimmer, und Powell fand Hunter hier, während ich …« Cohen brach ab. »Ich zeige es Ihnen besser.«

»Warum bedrohen Sie Hunter mit der Waffe, Cohen?«, fragte der O. I.

»Das werden Sie gleich verstehen, Sir. Bitte folgen Sie mir!«

»Ich möchte auch sehen, was es da Entsetzliches gibt«, sagte ich. »Ich bin nämlich völlig ahnungslos.«

Cohen schnaubte verächtlich.

»Kommen Sie mit, Hunter!«, sagte der O. I.

Cohen ging voraus, Sullivan und ich folgten. Hinter mir gingen Powell und die beiden anderen Beamten. Cohen öffnete eine Tür, und wir traten in die Diele hinaus. Vor einer weiteren Tür blieb er stehen und drehte sich um.

»Öffnen Sie die Tür!«, sagte der O. I. ungeduldig.

Cohen hob die Schultern und drückte die Tür auf. Er und der O. I. versperrten mir die Sicht. Ich beobachtete Sullivans Gesicht. Er streckte den Kopf vor, und sein Mund öffnete sich. Dann schloss er die Augen, keuchte und wandte sich schaudernd ab. Sein Gesicht war grau geworden. Er sah mich nicht an, als er einen Schritt zur Seite trat.