Chefarzt Dr. Holl 1852 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1852 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Das Gespräch nach der OP
Was Dr. Holl seiner Patientin am liebsten verschweigen würde
Von Katrin Kastell

Für die Starabsolventin der juristischen Fakultät ist es kein guter Start in der renommierten Anwaltskanzlei Kramer & Partner. Ihr Mentor Markus Schocher macht Michaela von Anfang an das Leben schwer. Seine zweideutigen Anspielungen, seine anzüglichen Blicke, seine wie zufällig wirkenden Berührungen und seine Machtdemonstrationen sind unerträglich.
Zuerst beißt Michaela die Zähne zusammen, aber eines Tages reicht es ihr, und sie gibt Schocher ordentlich Kontra. Es kommt zu einem offenen Streit. Auf der Weihnachtsfeier der Kanzlei bietet Schocher ihr plötzlich die Hand zur Versöhnung.
"Stoßen Sie mit mir an, Schneewittchen!", bittet er sie und reicht ihr ein Cocktailglas. "Lassen Sie uns Frieden schließen."
Michaela bleibt kaum etwas anderes übrig, als auf sein Friedensangebot einzugehen. Ein fataler Fehler! Die Feier endet mit einem FILMRISS!
Wochen später begibt sich Michaela mit starken Unterleibsbeschwerden zu Dr. Holl in die Berling-Klinik. Der Klinikchef diagnostiziert eine gefährliche Geschlechtskrankheit ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Das Gespräch nach der OP

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: kupicoo / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7517-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Gespräch nach der OP

Was Dr. Holl seiner Patientin am liebsten verschweigen würde

Von Katrin Kastell

Für die Starabsolventin der juristischen Fakultät ist es kein guter Start in der renommierten Anwaltskanzlei Kramer & Partner. Ihr Mentor Markus Schocher macht Michaela von Anfang an das Leben schwer. Seine zweideutigen Anspielungen, seine anzüglichen Blicke, seine wie zufällig wirkenden Berührungen und seine Machtdemonstrationen sind unerträglich.

Zuerst beißt Michaela die Zähne zusammen, aber eines Tages reicht es ihr, und sie gibt Schocher ordentlich Kontra. Es kommt zu einem offenen Streit. Umso überraschter ist Michaela, als Schocher ihr auf der Weihnachtsfeier der Kanzlei plötzlich die Hand zur Versöhnung reicht.

„Stoßen Sie mit mir an, Schneewittchen!“, bittet er sie und reicht ihr ein Cocktailglas. „Lassen Sie uns Frieden schließen.“

Michaela bleibt kaum etwas anderes übrig, als auf sein Friedensangebot einzugehen. Ein fataler Fehler! Die Feier endet mit einem FILMRISS!

Ein paar Wochen später begibt sich Michaela mit starken Unterleibsbeschwerden zu Dr. Holl in die Berling-Klinik. Der Klinikchef diagnostiziert eine gefährliche Geschlechtskrankheit …

„Und natürlich hat unsere Überfliegerin eine Stelle bei der Kanzlei Münchens bekommen! Michaela hat eine Zusage von Kramer & Partner“, erzählte Christian Gabler seinen Freunden.

Er setzte sich gerade zusammen mit seiner Freundin, Michaela Werner, zu ihnen an den Tisch.

„Die haben ihr ein Anfangsgehalt geboten, mit dem wir Normalsterblichen irgendwann einmal in den Ruhestand gehen. Leute, lasst euch etwas einfallen, damit wir mithalten können! Ich will die Frau heiraten, da darf ich doch nicht total abschmieren!“

Michaela streckte ihm die Zunge heraus und verdrehte genervt die Augen. Sie hatte Christian wirklich sehr gerne, aber in solchen Momenten hätte sie ihn erwürgen können. Sie begriff nicht, warum er sich immerzu mit ihr messen musste. Er war ein guter Jurist – genau wie sie.

Jura war ihr sozusagen in die Wiege gelegt worden. Ihre Eltern führten eine Kanzlei, die sich gegenüber Kramer & Partner ganz bestimmt nicht verstecken musste, und ihre Mutter hielt als Professorin Vorlesungen an der juristischen Fakultät in München.

Andere Kinder unterhielten sich am Frühstückstisch mit ihren Eltern über Walt Disney und Kinderparadiese. Für Michaela hatte es von klein auf zum Alltag gehört, jede Kleinigkeit juristisch zu hinterfragen. Es war ihr nie langweilig dabei gewesen. Die Leidenschaft für juristische Fragestellungen hatte sich von ihren Eltern früh auf sie übertragen.

In der urigen Studentenkneipe ging es an diesem Abend hoch her. Die vier Freunde hatten zusammen Jura studiert, für das erste Staatsexamen gemeinsam gepaukt, und nun lag das zweite Staatsexamen erfolgreich hinter ihnen.

Die Suche nach einer passenden Arbeitsstelle hatte begonnen, und Michaela war die Erste, die eine Zusage bekommen hatte. Das gab natürlich ein großes Hallo, obwohl alle gedacht hatten, dass sie sich nicht anderswo bewerben würde.

„Warum hast du dich überhaupt bei Kramer & Partner beworben und fängst nicht gleich bei deinen Eltern an? Irgendwann wirst du ihre Kanzlei doch ohnehin übernehmen“, fragte Jonas unverblümt, dessen Spitzname unter seinen Freunden „der Zweifler“ war. Er zweifelte an allem und jedem, und mit seiner Skepsis konnte er unschuldige Gemüter in den Wahnsinn treiben.

„Wolltest du dir deine ersten Sporen etwa bei deinen Eltern verdienen?“, fragte Michaela zurück. „Keine Ahnung, ob ich irgendwann für Mama und Papa arbeiten werde. Die Kanzlei findet auch einen Nachfolger ohne mich. Das wird man alles sehen. Auf jeden Fall möchte ich mich beruflich beweisen und entwickeln können, ohne unter ihrem Einfluss zu stehen.“

„Das verstehe ich gut.“ Jonas nickte zustimmend. „Ich habe heute Mittag elf Bewerbungen losgeschickt, und wisst ihr, was ich dabei dachte?“ Fragend sah er sich in der Runde um.

Seine Freunde hatten keine Ahnung und warteten ab. Bei Jonas musste und konnte man immer mit allem rechnen.

„Hoffentlich nehmen die mich nicht! Ist das nicht verrückt? Ich will nicht in dieses Hamsterrad geraten und kleine Gedanken denken. Ich will nicht, dass Recht und Gerechtigkeit in meinem Leben endgültig nichts mehr miteinander zu tun haben und Honorarabrechnungen im Vordergrund stehen. Es ist Wahnsinn, und ich weiß das, aber ich glaube, ich miete mir ein winziges Büro, nagle ein Schild an die Hauswand und hoffe, dass ich über die Runden komme“, gestand er.

Manfred oder Manne, wie sie ihn nannten, atmete tief durch und lächelte erleichtert.

„Dann bin ich nicht alleine verrückt. Jonas, was hältst du davon, wenn wir zwei Schuhschachteln nebeneinander mieten und Kompagnons im Kleingeldzählen werden? Dann können wir uns irgendwann vielleicht sogar zusammen eine Sekretärin leisten. Wir bestimmen die Regeln! Wir entscheiden, für welche Klienten wir arbeiten wollen, und wir bestimmen unsere Preise. Das wäre doch etwas?“, schlug er vor und strahlte vor Erleichterung. Ihm hatte der Mut gefehlt, den anderen zu sagen, was in ihm vor sich ging.

„Drei Schuhschachteln! Ich bin dabei!“, rief Christian, ohne lange nachdenken zu müssen, winkte der Bedienung und bestellte eine Runde für alle. „Seit ich mich bei Kanzleien vorstelle, merke ich, wie wenig es mich dazu zieht, auf diese Weise zu arbeiten. Ich möchte unabhängig sein, und ganz ehrlich, bisher sind wir doch auch wunderbar ohne das große Geld ausgekommen. Solange wir unser Auskommen haben und nicht mit Geldsorgen zu kämpfen haben, ist doch alles wunderbar.“

„Genau!“, kam es von Jonas und Manne. „Darauf trinken wir!“

Michaela stieß mit den dreien an, blieb aber eher still und hielt sich zurück. Das entging den anderen natürlich nicht. Jonas grinste sie breit an und konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.

„Arme Michaela! Mit was für Versagern hast du dich umgeben? Sagt das etwas über dich aus oder nur über uns?“, spöttelte er. „Du hältst uns für komplett verrückt, oder?“

„Nein, eher beneide ich euch für euren Mut, und das sagt eindeutig etwas über mich aus, was mir ganz und gar nicht gefällt. Ich bin zu feige für so eine Entscheidung. Da gibt es noch so vieles, was ich von den alten Hasen lernen kann. Ich mag das System so wenig wie ihr und finde es klasse, dass ihr es anders machen wollt“, gestand Michaela.

Sie trank einen Schluck und sprach dann sofort weiter.

„Vielleicht steige ich in vier oder fünf Jahren bei euch ein, wenn ihr mich dann noch wollt. Im Moment bin ich noch viel zu unruhig. Noch weiß ich doch kaum, wohin es mich zieht, welche Fachrichtung mich auf Dauer fesselt. Da ist so viel offen. Ich muss noch sehr viel lernen, bevor es ruhiger in mir wird.“

„Schatz, ich liebe dich …“, begann Christian.

„Hört, hört!“, riefen Manne und Jonas dazwischen und klopften mit den Fäusten auf den Tisch.

„Idioten!“, schimpfte er und wandte sich wieder Michaela zu. „In dir wird es nie ruhig werden, Michi. Du bist der wissbegierigste Mensch, den ich kenne, und nie ist dir etwas genug. Du musst es immer noch genauer ergründen und verstehen. Das macht dich aus. Du bist wunderbar, und wohin dich dieses Verlangen auch führen mag, ich werde dich immer dafür bewundern.“

Michaelas Augen wurden feucht. Sie schmiegte sich an Christians Seite und hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen.

„Nö! Nö! Nö! Und wer denkt hier an die zwei einsamen Junggesellen, die sich vor Einsamkeit die Flügel ausreißen? Leutchen, solche Sachen macht ihr brav zu Hause!“, beschwerte sich Manne.

Alle wussten, dass er ein wenig in Michaela verliebt war. Hin und wieder war er für ein paar Wochen mit einer Frau zusammen, aber sie konnten seinen Ansprüchen alle nie gerecht werden. Michaela setzte ein Niveau, an das keine bei ihm heranreichte.

„Sprich für dich allein!“, stellte Jonas augenblicklich richtig. „Mir kommt keine Frau in mein Leben. Ich bin nicht einsam. Ich bin frei, zufrieden und emanzipiert. Jawohl! Und wenn ich sexuelle Gelüste habe, dann werden sie befriedigt ohne Trauschein und rosarote Liebesschwüre. Selbst wenn ich mich dereinst reproduzieren wollte, finden sich dafür wunderbare Lösungen, ohne jeden Morgen neben demselben grimmigen Gesicht aufwachen zu müssen.“

„Amen!“, kam es von seinen Freunden, und alle lachten.

Jonas hielt wenig von trauter Zweisamkeit und vertrat die Ansicht, dass Frauen und Männer prinzipiell nicht zusammenpassten und dass es keine glücklichen Familien gab. Seiner Theorie nach hatten alle Angst, allein zu sein, und nahmen es in Kauf, gemeinsam unglücklich zu sein. Das nannten sie dann Glück, damit sie sich nicht gar zu betrogen fühlten.

„Seid gesegnet, ihr konventionellen Geister, denn ihr wisst nicht, was ihr euch antut!“, erwiderte er und machte ein Segenszeichen über ihnen.

Die Freunde saßen noch bis weit nach Mitternacht zusammen. Sie planten ihre gemeinsame Kanzlei, überlegten, wo sie zahlbare Büroräume mieten konnten und wie sie am Anfang an Klienten kamen.

Michaela beteiligte sich jetzt eifrig am Gespräch und konnte mit praktischen und guten Tipps aufwarten, die zeigten, dass auch sie heimlich darüber nachgedacht hatte. Sie hätte sich den anderen zu gerne angeschlossen, aber ihr Ehrgeiz ließ es nicht zu.

Kramer & Partner war eine hervorragende Kanzlei, die Experten für alle Bereiche hatte. Man hatte ihr gleich gesagt, dass man sie in den ersten Jahren mit Arbeit eindecken würde und sie sich am besten ein Schlafsofa in ihr Büro stellen sollte.

„Wir schenken Ihnen hier nichts, vollkommen egal, wer Ihre Eltern sind. Wir fordern Höchstleistungen von Ihnen. Sollten Sie dem gewachsen sein und sich bewähren, öffnen wir Ihnen jede Tür. Sollten Sie versagen, sind Sie so schnell wieder aus Ihrem Büro ausgezogen, wie Sie eingezogen sind.“ Mit diesen Worten hatte Dr. Ralph Kramer, der Senioranwalt der Kanzlei, sie im Team willkommen geheißen.

Michaela scheute sich nicht vor der harten Arbeit. Ganz im Gegenteil, sie brannte darauf, zu zeigen, was sie konnte, und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Dennoch wollte sie Christian und die anderen unterstützen, wo sie konnte, und beim Aufbau ihrer Kanzlei helfen, denn etwas in ihr war hin- und hergerissen.

***

„Kind, du bist keine Traumtänzerin, sondern stehst mit beiden Beinen stabil auf dem Boden. Das ist gut so. Ich hätte etwas mehr Ehrgeiz hinter Christian vermutet. Vielleicht ist er doch nicht der richtige Partner für dich.“ So lautete Frau Professor Mathilde Werners gnadenloser Kommentar, als ihre Tochter ihr am nächsten Tag von den Plänen ihrer Freunde erzählte.

„Mama, deine Arroganz kann Berge versetzen. Wie gut, dass du über dieses grenzenlose Einfühlungsvermögen verfügst!“, meinte Michaela ironisch.

„Nicht wahr! Genau das braucht man, wenn man als Anwältin ganz vorne mitmischen möchte“, erwiderte ihre Mutter ohne die Spur eines Lächelns.

„Tja, und Humor, den braucht man auch …“, sagte Michaela bissig, und Mutter und Tochter gingen in Kampfstellung. Es war nahezu unmöglich, Mathilde Werners Ansprüchen gerecht zu werden.

Ihre Tochter hatte gelernt, sich ihr gegenüber zu behaupten und auf Konfrontation zu gehen, anstatt sich einschüchtern oder unter Druck setzen zu lassen.

„Frauen meines Hauses, heute ist Sonntag, und ich habe Feiertagslaune und möchte ausnahmsweise einmal das komplette Rechtswesen vor der Tür lassen. Zudem ist das Thema Karriere für heute vom Gesprächskatalog gestrichen! Wir widmen uns anspruchsvollen Dingen wie zum Beispiel der Zubereitung eines exzellenten Mittagessens“, mischte sich Dr. Dietmar Werner ein.

Zumindest sorgte er so dafür, dass Mutter und Tochter sich zwar mit den Augen maßen, aber keinen offenen Streit mehr begannen.

Der Mittag verlief dann auch relativ friedlich, und sowohl Michaela als auch ihre Mutter mieden schwierige Themen und bemühten sich um Freundlichkeit. Nach dem Kaffeetrinken konnte Michaela gehen.

Einmal im Monat fand dieser Familiensonntag statt. Er war für alle Beteiligten anstrengend, aber dennoch hielten sie nicht nur aus Tradition daran fest.

Michaela schätzte ihre Eltern und hatte sie gern. Sie verdankte ihnen die optimale Möglichkeit, ihre Interessen zu erkennen und zu entfalten. Ihr war klar, was für ein Glück sie gehabt hatte, und sie nahm die Machtkämpfe mit ihrer Mutter gerne dafür in Kauf.

Mathilde Werner war stolz auf ihre Tochter, auch wenn ihr eine derartige Bemerkung nie über die Lippen gekommen wäre. Michaelas Wissbegier, ihre selbstbewusste, souveräne Art und ihre Natürlichkeit bereiteten der Mutter Freude. Im Grunde vertraute sie ihrem Kind, auch wenn sie immer etwas zum Optimieren fand und selten nicht nörgelte.

„Christian sollte sich am Riemen reißen und alles tun, damit er sich von dir karrieretechnisch nicht abhängen lässt! Paare müssen sich auf Augenhöhe begegnen, sonst hält das nicht lange“, sagte Mathilde Werner beim Abschied zu ihrer Tochter.

„Vielleicht sollte ich mich am Riemen reißen, damit ich mit ihm Schritt halten kann, Mama. Es gibt nicht nur öffentliche Anerkennung und gesellschaftliche Stellung als Kriterien. So etwas wie Moral und Ethik und Menschlichkeit im Allgemeinen – das kann auch eine entscheidende Rolle spielen. Lies das einmal nach! Du findest bestimmt ein Buch darüber!“, antwortete Michaela, umarmte ihre Mutter flüchtig, ihren Vater herzlich und ging.

„Du kannst es nicht lassen, Mathilde!“, beschwerte sich Dietmar Werner. „Musst du Michaela jedes Mal vor den Kopf stoßen und alles tun, damit sie irgendwann nicht mehr zu uns kommt? Keine Ahnung, wie zwei verkopfte Menschen wie wir es geschafft haben, eine so lebendige und offene junge Frau zu erziehen.“

Er stöhnte laut und strich sich durchs Haar.

„Kannst du dich nicht einfach an ihr freuen und sie annehmen, wie sie ist? Bei all ihrer Selbstständigkeit tut sie noch viel zu oft Dinge, weil sie dir etwas beweisen möchte. Das ist nicht gut.“

„Ein wenig Druck hat noch keinem geschadet. Michaela ist nicht wegen mir auf der Überholspur, sondern weil es ihr entspricht. Ich bin vielleicht ein kleiner Stachel in ihrem Fleisch, aber mehr auch nicht. Was ist dabei, wenn wir uns aneinander reiben? Ich mag das, und sie weiß es vielleicht nicht, aber sie mag es auch“, rechtfertigte sich die Mutter.

„So! So!“, meinte ihr Göttergatte und unterdrückte ein Schmunzeln. „Wie lange wirst du es denn noch mit einem Mann aushalten, den du karrieretechnisch überrundet hast, Frau Professor? Muss ich mich auf eine schmutzige Scheidung einstellen, mein Herz?“ Ihm war ihre Bemerkung zuvor nicht entgangen.

„An dir werde ich nie vorbeikommen, sosehr ich auch strample, Schatz. Ich bin ein Machtmensch, und ich manipuliere gerne, aber ich weiß, wo ich meinen Meister gefunden habe. Vor allem weiß ich, bei wem ich zu Hause bin“, entgegnete Mathilde und schmiegte sich an ihn.

„Christian ist ein aufrechter junger Mann. Halte dich da raus! Er tut Michaela gut, und sollte sie ihn je verlassen, dann ist das allein ihre Entscheidung. Finger weg!“, forderte Dietmar.

„Spielverderber!“

„Versprichst du mir, nicht mehr gegen ihn zu stacheln und es den jungen Leuten zu überlassen?“, hakte er nach.