Chefarzt Dr. Holl 1811 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1811 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Dr. Mario Brandes ist verhaftet worden. Seine Freundin Katrin ist fassungslos. Eben hat die Medizinstudentin sich noch auf ein romantisches Wochenende mit dem erfolgreichen Chirurgen gefreut, jetzt wird sie ihn höchstens im Gefängnis besuchen können.
Auch Dr. Holl steht vor einem Rätsel. Was soll der zuverlässige, freundliche Kollege verbrochen haben? Er stellt Nachforschungen an und findet schließlich heraus, was man Dr. Brandes vorwirft. Im Vertrauen bittet er Katrin zu sich.
"Was wird ihm zur Last gelegt?", fragt die junge Frau mit zitternder Stimme.
Dr. Holl räuspert sich. "Vergewaltigung."

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Inhalt

Cover

Impressum

Nur ein einziges Mal …

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Air Images

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4750-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nur ein einziges Mal …

Dr. Holl und die gefährliche Affäre eines Kollegen

Von Katrin Kastell

Dr. Mario Brandes ist verhaftet worden. Seine Freundin Katrin ist fassungslos. Eben hat die Medizinstudentin sich noch auf ein romantisches Wochenende mit dem erfolgreichen Chirurgen gefreut, jetzt wird sie ihn höchstens im Gefängnis besuchen können.

Auch Dr. Holl steht vor einem Rätsel. Was soll der zuverlässige, freundliche Kollege verbrochen haben? Er stellt Nachforschungen an und findet schließlich heraus, was man Dr. Brandes vorwirft. Im Vertrauen bittet er Katrin zu sich.

„Was wird ihm zur Last gelegt?“, fragt die junge Frau mit zitternder Stimme.

Dr. Holl räuspert sich. „Vergewaltigung.“

Katrin Schönfeld war eine äußerst attraktive Erscheinung: jung, schön, schlank und langbeinig. Jeder Mann, der an ihr vorbeiging, warf ihr mehr oder weniger verstohlene Blicke zu. Auch die beiden Herren, die ebenfalls vor dem OP-Trakt warteten, schauten immer wieder herüber.

Doch davon bemerkte die junge Medizinstudentin nichts. Mit einem sehnsüchtigen Seufzer warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wie lange dauerte der Eingriff denn noch?

Ihr Liebster, der wunderbarste Mann der Welt, befand sich im OP 2 und entfernte einem Kranken die Gallenblase. Mit modernster Technik natürlich, minimal-invasiv und gewebeschonend. Niemand musste nach einem solchen Eingriff heute noch mit einer großen Narbe herumlaufen.

Eigentlich hätte Katrin der OP gern zugeschaut. Es gab einen kleinen, etwas erhöhten Raum mit einer großen Glasscheibe und Lautsprechern, sodass auch Studenten an Operationen teilhaben konnten, ohne dass sie dem Chirurgenteam im Wege standen. Aber leider war sie zu spät gekommen.

Seit der Begegnung mit Mario wurde Katrins Leben von einer goldenen Glückssonne erhellt. Sie ging wie auf Wolken und wusste: Das war die ganz große Liebe, eine Liebe, wie man sie nur einmal im Leben traf. Die wenigen Freundschaften, die sie zuvor gehabt hatte, waren in ihrer Erinnerung bis zur Unkenntlichkeit verblasst.

Mario Brandes, der Mann ihres Lebens. Seine sinnliche Ausstrahlung war geradezu atemberaubend. Jede Minute sehnte Katrin sich in seine Arme.

Katrin und Mario hatten gemeinsame Vorlieben, was Sport und Freizeitaktivitäten betraf, aber auch berufliche Interessen verbanden sie. Dr. Mario Brandes war Chirurg an der Berling-Klinik und führte trotz seiner erst dreißig Jahre schon große Eingriffe durch. Ein Wunderkind der Medizin, so hatte Chefarzt Dr. Holl ihn neulich genannt.

Zudem schrieb Mario Artikel in medizinischen Fachzeitschriften und hatte sich beim letzten Ärztekongress in Berlin mit einem landesweit beachteten Referat hervorgetan.

Dieser Mann mit einer großartigen Zukunft liebte sie, Katrin! Die junge Frau seufzte beglückt. Sie war zwar erst im siebten Semester, aber fest entschlossen, es ihm an Ehrgeiz und Fleiß gleichzutun. In nicht allzu ferner Zukunft würde sie fertige Kinderärztin sein.

Zurzeit fiel es ihr allerdings ziemlich schwer, sich auf das Studium zu konzentrieren. So erfüllt war sie von der Liebe zu dem gut aussehenden Mann, dem es an Zärtlichkeit und Herzenswärme ebenso wenig fehlte wie an Temperament und Humor.

Wenn Katrin da an Erik dachte! In einem Anflug von Verachtung runzelten sich die zart geschwungenen Brauen, und die smaragdgrünen Augen verengten sich. Streich ihn aus deinem Leben! Verschwende keinen Gedanken mehr an ihn! Er ist es nicht wert!

Das, was er sich geleistet hat, wird er kaum jemals wiedergutmachen können. Arrogant ist er und überheblich. Ein Feigling noch dazu.

In Gedanken ließ sie kein gutes Haar an ihrem Exfreund Erik, einfach, weil es keins gab, das man ihm lassen konnte.

Mario aber war genau der Mann, den Katrin sich erträumt hatte. Ungeduldig ging sie jetzt ein paar Schritte hin und her und fragte sich, ob es drinnen im OP Komplikationen gab, denn eigentlich sollte Mario längst fertig sein.

Gleich im Anschluss würden sie an den Starnberger See fahren, um ihre junge Liebe dort ein ganzes Wochenende ungestört zu genießen, und zwar in einem romantischen Hotel direkt am Strand.

Katrin kannte sich bereits gut in der Berling-Klinik aus. Ein Praktikum hatte sie hier schon absolviert, in den Semesterferien würde ein weiteres folgen. Das verdankte sie Daniela Holl, der Tochter des Klinikchefs. Dani gehörte zu Katrins Freundeskreis und studierte ebenfalls Medizin, allerdings hatte sie gerade erst damit begonnen.

Jetzt begannen auch die beiden Männer ungeduldig auf die Uhr zu schauen. Katrin hielt sie für Angehörige des Patienten oder der Patientin. Auf jeden Fall durften sie dem Himmel dankbar sein, dass Mario der Chirurg war.

Zwei wundervolle Tage mit ihm waren für Katrin die Krönung. Das Paar hatte schon im Voraus vereinbart, dass beide ihre Handys ausschalten und für den Rest der Welt unerreichbar sein würden.

Hinter der breiten Glastür, die den OP-Trakt von anderen Abteilungen trennte, entstand nun endlich Bewegung.

Und da sah sie auch schon Mario. Er sprach noch ein paar Augenblicke mit dem Kollegen Dr. Stein, lachte in seiner wunderbar fröhlichen Art und legte ihm dann kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er sich zur Tür wandte.

Katrin ging ihm entgegen. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Nein, sie würde ihm hier in der Berling-Klinik nicht um den Hals fallen, denn sie hatten Diskretion vereinbart. Aber wenigstens nach seinen Händen wollte sie greifen.

Jetzt stand er vor ihr, der Mann, dem ihr ganzes Herz gehörte …

„Das hat aber lange gedauert“, sagte sie lächelnd.

Mario neigte sich vor und flüsterte ihr zu: „Du bist so schön, ich muss direkt an mich halten, um nicht …“

„Herr Doktor Mario Brandes?“, fragte der ältere der beiden Männer, die ebenfalls gewartet hatten.

Mario lachte wieder. „Ja, der bin ich.“

Sein Lächeln entblößte weiße Zähne. Katrin hätte ihn küssen können. Seine Augen strahlten in inniger Vorfreude auf das romantische Wochenende.

„Was kann ich für Sie tun?“

Der Mann mit den kurz geschorenen Haaren zog etwas aus seiner Brusttasche und hielt es Mario vors Gesicht.

„Obermüller ist mein Name, Kriminalpolizei München. Herr Doktor Brandes, Sie sind verhaftet.“

***

Chefarzt Dr. Holl legte beide Hände auf den Tisch und schaute den jungen Mann aufmunternd an.

„Wir haben die Ursache für deine Muskelschwäche aufgespürt. Dein Problem heißt Myasthenia gravis und ist eine chronische Autoimmunerkrankung.“

Der blasse Patient lächelte schwach. „Ich habe Latein. Gravis heißt schwer, heftig.“

„Keine Panik, Maximilian. Früher war dieses Leiden kaum behandelbar, das hat sich inzwischen gründlich geändert. Heute gibt es gute Medikamente, und vor allem können wir auch chirurgisch eingreifen.“ Dr. Stefan Holl betrachtete den siebzehnjährigen Burschen voller Mitgefühl. „Das erklärt deine Muskelschwäche und die Müdigkeit. Ich schlage vor, dass wir einen Teil des Thymus entfernen, denn je früher die Operation vorgenommen wird, umso größer sind die Chancen auf Besserung.“

Der Klinikchef griff nach einem weißen Blatt, skizzierte einen menschlichen Oberkörper, deutete Herz und Lungen an und zeichnete dann ein kleines Organ mit zwei unterschiedlich geformten Lappen ungefähr in die Mitte des Brustkorbs.

„Das ist die Thymusdrüse. Sie liegt genau hinter dem Brustbein. Im Verhältnis zum Herzen ist sie ziemlich klein.“

„Und trotzdem macht sie so viel Ärger“, seufzte Maximilian. „Ich würde so gern Sport treiben oder mit den anderen Jungs Fußball spielen. Aber was will man mit einem wie mir, der schon nach kurzer Zeit vollkommen fertig ist? Ich bin ja nur ein Hindernis.“

„Lass den Kopf nicht hängen!“, verlangte Dr. Holl und dachte kurz an seinen Sohn Marc, der nur wenige Jahre älter war als Maximilian. Aber wenn Marc diese Krankheit hätte, würde er ihm die gleiche Therapie verordnen. Erst ein chirurgischer Eingriff, dann die besten Medikamente.

„Wie kommt man überhaupt an so was?“

Maximilian war ein hübscher Junge mit großen nussbraunen Augen, die immer fragend in die Welt schauten. Dichtes dunkles Haar umrahmte sein schmales Gesicht. Sein ganzes Leben lag noch vor ihm. Stefan Holl wollte ihn nach Kräften darin unterstützen, dass es weitgehend normal ablief.

„Die Ursache ist noch ungeklärt, aber …“

Weiter kam er nicht. In diesem Moment wurde ihm von Moni Wolfram eine Besucherin angekündigt. Auch die Sekretärin hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als die Dame schon wie selbstverständlich an ihr vorbeirauschte.

„Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, Herr Doktor Holl, aber ich bin noch in der Vorstandssitzung aufgehalten worden.“

Sie reichte ihre Hand mit den dezent lackierten Fingernägeln dem Chefarzt wie ein Geschenk dar. Dann wandte sie sich zu dem Jungen.

„Nun, mein Schatz, wie fühlst du dich?“

Sie küsste und streichelte ihn ausgiebig, was Maximilian sichtlich peinlich war. Er mochte es nicht, wenn seine Mutter an ihm herumfummelte, als wäre er noch ein Kleinkind.

„Ich hatte schon angefangen, mit Maximilian die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Sie bekommen von meiner Sekretärin noch eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse und den Zeitplan für die Therapie. Ein Eingriff erscheint mir unumgänglich.“

„Ach Gott, mein armer Bub! Warum ausgerechnet er? Hat meine Familie nicht schon genug durchgemacht?“

Maximilians Mutter war eine elegante, selbstbewusste Frau von Ende Dreißig, ein Alter, das man ihr nicht ansah. Stefan Holl kannte sie gut. Schon einige Male hatte sie in der Berling-Klinik Schönheitskorrekturen an sich vornehmen lassen. Und die waren außerordentlich gut gelungen.

Obwohl sie reich und schön war, so war sie dennoch nicht vom Glück verwöhnt worden. Vor einigen Jahren war ihr Mann mit seiner Piper tödlich verunglückt. Sie hatte lange gebraucht, um über diesen Verlust hinwegzukommen, doch dann hatte sie seine Kosmetik-Firma übernommen, die unter ihrer Leitung expandiert war.

Dann wäre ihr vor einigen Wochen fast dieser abendliche Spaziergang mit ihrer Dogge Amalia zum Verhängnis geworden, als sie nachts von einem Wagen angefahren wurde. Eine Nierenquetschung hatte sie davongetragen und einen Beinbruch. Die Dogge war auf der Stelle tot gewesen.

Nur durch lautes Rufen in der ruhigen Villengegend hatte sie auf sich aufmerksam machen können. Beim Gassi gehen ließ sie das Handy immer daheim. Diese halbe Stunde am Tag brauchte sie ganz für sich allein. Während dieser Zeit konnte sie nachdenken oder leise Zwiesprache mit Amalia halten. Und mit ihr als Beschützerin brauchte sie auch die einsamen Wege nicht zu fürchten.

Allerdings hatte sie nicht an ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit gedacht, das plötzlich um die Ecke preschte und sie und die Dogge im nächsten Augenblick durch die Luft wirbelte.

Der Verlust des Tieres schmerzte sie heute noch. Amalias Unfalltod kam ihr viel schlimmer vor als ihre eigenen Verletzungen, aber darüber konnte sie zu niemandem sprechen. Gefühle zu äußern, fiel ihr schwer, lieber gab sie die starke Frau, die nichts erschüttern konnte.

Nach ein paar Tagen Klinikaufenthalt wurde sie mit einer Platte und drei Nägeln im linken Unterschenkel wieder nach Hause geschickt, kam aber noch regelmäßig zur Nachsorge.

Und nun noch diese Katastrophe mit Maximilian, ihrem einzigen Kind! Dass ausgerechnet er an dieser Krankheit leiden musste, empfand sie fast als persönliche Niederlage. Und sollte das Schicksal ihr den Jungen auch noch nehmen, dann sah sie für sich selbst auch keine Lebensperspektive mehr.

„Frau von Siegen, wir haben für Maximilian eine maßgeschneiderte Therapie. Wenn er sich daran hält, können wir die Krankheit im Zaum halten.“

Hauptsache, es kommt nicht zu einer myasthenen Krise, fügte er im Stillen hinzu, denn die kann durch akute Schwäche, Schluckstörungen und respiratorisches Versagen zum Tod führen, eine Krise also, die unbedingt verhindert werden musste.

Aber Chefarzt Dr. Holls Berufsethos war Optimismus auf sachlicher Grundlage und keine Panikmache, zudem er fest davon überzeugt war, dass Sohn und Mutter den Therapieplan einhalten würden.

„Dann ist es wohl das Beste, ich besorge für Maxi gute Privatlehrer, die ihn zu Hause unterrichten.“

Veruschka von Siegen sprach diese Worte nicht als Frage, sondern als soeben gefasste Entscheidung aus.

Dr. Holl nickte ihr zu. „Ganz wie Sie meinen. Aber in ein paar Monaten wird er sicher wieder normal zur Schule gehen können. Hast du denn auch schon berufliche Vorstellungen?“, wandte er sich jetzt wieder an den jungen Patienten, damit der sich nicht übergangen fühlte.

Doch seine Mutter gab schon Antwort, bevor Maximilian den Mund aufmachen konnte.

„Natürlich wird er die Firma eines Tages übernehmen. Aber das hat ja noch ein paar Jahre Zeit. Erst einmal soll er Betriebswirtschaft studieren und einen guten Abschluss machen, gell, Bub?“

Wieder strich sie ihm über das leicht gewellte Haar, das er von seinem Vater geerbt hatte. Und diesmal ließ Maximilian sie gewähren. Widerspruch war ihm jetzt zu anstrengend.

***

„So lassen Sie ihn doch los!“

Katrins Stimme überschlug sich und sie machte Anstalten, sich auf den Mann in der Lederjacke zu stürzen.

„Verdammt noch mal, das ist ein Irrtum! Begreifen Sie das doch endlich!“

Der ältere der beiden Polizisten lächelte maliziös.

„Liebe Dame, versuchen Sie nicht, uns von unserer Arbeit abzuhalten, sonst bekommen auch Sie ganz schnell Probleme mit uns.“

„Was werfen Sie mir eigentlich vor?“, grollte Mario, der sich nur langsam von der bösen Überraschung erholte.

„Das erzählen wir Ihnen im Präsidium“, bedeutete ihm der Beamte mit der Lederjacke etwas rüde und legte Mario die Hände auf den Rücken.

„Machen Sie jetzt kein Theater, es ist nur in Ihrem Interesse. Oder wollen Sie, dass die Leute hier Zeugen werden?“

Und dann schnappten die Handschellen ein, ein Geräusch, das Katrin nie mehr vergessen würde. Endlich besann sie sich und unterließ es, gegen das scheinbar Unvermeidliche anzukämpfen.

„Hast du einen Anwalt?“, fragte sie den Liebsten.

„Nein, noch nicht. Bitte frag den Chefarzt. Er hat einen Schwager, der …“

„Los, kommen Sie!“

Die beiden Männer nahmen Mario in die Mitte und gingen mit ihm weg. Freundlicherweise hatten sie ihm sein Jackett über die Schulter gelegt, sodass die Handschellen einigermaßen verborgen blieben. Dennoch war die Dreiergruppe alles andere als unauffällig.

Katrin rang noch immer so sehr um Fassung, dass sie hilflos in Tränen ausbrach.

„Na-na, was ist denn los? Nun wein doch nicht, er kommt ja wieder.“

Peter Stein, der nicht ahnte, was sich soeben vor dem OP-Trakt abgespielt hatte, trat hinter die verzweifelte junge Frau und legte ihr die Hände auf die Schultern.

Katrin fuhr herum. „Gerade eben ist Mario verhaftet worden. Wir müssen ihm helfen.“

„Echt?“ Dr. Stein, einst Playboy vom Dienst, nun aber braver Familienvater, grinste breit. „Hat er den Tresor einer Bank mit dem Skalpell geöffnet?“

„Das ist kein Witz!“, heulte Katrin auf. „Und dabei wollten wir doch an den Starnberger See … jetzt hat die Polizei ihn mitgenommen.“

Peters Gesichtsausdruck veränderte sich.

„Aber das gibt’s doch nicht! Das ist wohl nur ein übler Scherz.“

„Wenn ich es Ihnen sage. Sie haben ihm sogar … haben ihm sogar … Handschellen …“

Sie brachte das letzte Wort kaum über die Lippen, so schrecklich fühlte es sich an.

„… als wenn er ein Schwerverbrecher wäre.“

Peter Stein traf eine schnelle Entscheidung.

„Kommen Sie, wir gehen gleich zum Chef. Der wird schon wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist.“

Eine gewagte Aussage von Dr. Stein, denn auch Dr. Holl reagierte erst einmal bestürzt.

„War das auch ganz sicher die Polizei?“, erkundigte er sich kopfschüttelnd.

„Es waren Beamte in Zivil“, sagte Katrin. „Sie hatten einen Ausweis und auch gleich die Handschellen mit dabei.“

„Vielleicht wollen ihm die Männer ja nur ein paar Fragen stellen?“, mutmaßte Dr. Holl.

„In Handschellen?“, fragte Dr. Stein und deutete durch leichtes Heben der Schultern seine berechtigten Zweifel an.

„Augenblick, das haben wir gleich.“