Dr. Stefan Frank 2516 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2516 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Eine ungewöhnliche Visite
Wie Dr. Frank eine Kollegin rettete

Zögernd blickt Dr. Stefan Frank hinauf zu dem Fenster des Frauenhauses. Dahinter befindet sich das Zimmer der jungen Wiebke, die mit ihrer kleinen Tochter hierher geflüchtet ist, um ihrem gewalttätigen Ehemann zu entkommen. Hier sollte sie Sicherheit und Frieden finden. Doch nun sieht es so aus, als könnte die Frau womöglich in Schwierigkeiten stecken. Hinter ihrer Zimmertür erklingen hin und wieder polternde Geräusche, aber ansonsten reagiert sie seit Stunden auf kein Klopfen an ihrer Tür. Vielleicht handelt es sich um einen medizinischen Notfall?
Eine besorgte Mitarbeiterin des Frauenhauses hat Dr. Frank deshalb um Hilfe gebeten. Der überwindet schließlich seine moralischen Bedenken und steigt über das angelehnte Fenster in Wiebkes Badezimmer ein. Von dort führt eine Tür in den Wohnraum der jungen Mutter. Dahinter erklingen qualvolles Stöhnen und Wimmern. Alarmiert tritt Stefan Frank in das Zimmer - doch dort prallt er entsetzt zurück. Nicht nur Wiebke, sondern auch Dr. Franks Kollegin Sarah befinden sich in dem Raum. Und sie sind nicht allein! Dem Grünwalder Arzt bietet sich ein Bild des Grauens. Die beiden Frauen schweben in akuter Lebensgefahr ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Eine ungewöhnliche Visite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Squaredpixels / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8454-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Eine ungewöhnliche Visite

Wie Dr. Frank eine Kollegin rettete

Zögernd blickt Dr. Stefan Frank hinauf zu dem Fenster des Frauenhauses. Dahinter befindet sich das Zimmer der jungen Wiebke, die mit ihrer kleinen Tochter hierher geflüchtet ist, um ihrem gewalttätigen Ehemann zu entkommen. Hier sollte sie Sicherheit und Frieden finden. Doch nun sieht es so aus, als könnte die Frau womöglich in Schwierigkeiten stecken. Hinter ihrer Zimmertür erklingen hin und wieder polternde Geräusche, aber ansonsten reagiert sie seit Stunden auf kein Klopfen an ihrer Tür. Vielleicht handelt es sich um einen medizinischen Notfall?

Eine besorgte Mitarbeiterin des Frauenhauses hat Dr. Frank deshalb um Hilfe gebeten. Der überwindet schließlich seine moralischen Bedenken und steigt über das angelehnte Fenster in Wiebkes Badezimmer ein. Von dort führt eine Tür in den Wohnraum der jungen Mutter. Dahinter erklingen qualvolles Stöhnen und Wimmern. Alarmiert tritt Stefan Frank in das Zimmer – doch dort prallt er entsetzt zurück. Nicht nur Wiebke, sondern auch Dr. Franks Kollegin Sarah befinden sich in dem Raum. Und sie sind nicht allein! Dem Grünwalder Arzt bietet sich ein Bild des Grauens. Die beiden Frauen schweben in akuter Lebensgefahr …

„Dieser Flug wird alles andere als angenehm, fürchte ich.“ Schnaufend schob sich ein korpulenter Mann an Stefan Frank vorbei. Er prüfte kurz die Sitznummer, ehe er sich auf den Fensterplatz fallen ließ. Seine dunklen Haare ringelten sich feucht. Kein Wunder, draußen regnete es in Strömen!

Ein kräftiger Wind wehte von Norden heran und rüttelte an dem Flugzeug. Die Motoren der Maschine liefen bereits. Das sanfte Dröhnen mischte sich mit den gedämpften Stimmen der übrigen Passagiere, die sich miteinander unterhielten.

„Bei einem Unwetter fliege ich äußerst ungern“, ließ sich der Unbekannte vernehmen und schnallte sich an. „Diese Wolkentürme verheißen nichts Gutes, glauben Sie mir. Wenn ich könnte, würde ich meinen Flug verschieben, aber ich werde erwartet und muss wohl oder übel mitfliegen.“

„So schlimm wird es hoffentlich nicht werden.“ Stefan Frank ließ seinen Gurt einschnappen und lehnte sich zurück. Er verstand die Sorgen seines Platznachbarn. Draußen ballten sich bleigraue Wolken über Hamburg zusammen. In der Hansestadt regnete es seit Stunden, und ein Ende war nicht abzusehen.

Doch den Flug verschieben? Auf keinen Fall!

Dafür freute er sich viel zu sehr darauf, an diesem Abend wieder in seinem eigenen Bett zu schlafen – ohne die Ohrstöpsel, die im Hotel notwendig gewesen waren, um halbwegs Ruhe vor dem Verkehrslärm zu haben. Außerdem konnte er es kaum erwarten, seine Freundin wieder in die Arme zu schließen. Sie fehlte ihm so sehr!

Der Ärztekongress in Hamburg war ausgesprochen informativ gewesen, aber nun sehnte sich Stefan Frank nach seinen eigenen vier Wänden. Der Rückflug nach München sollte eine Stunde und fünfzehn Minuten dauern. Sein Auto wartete am Flughafen auf ihn. Wenn alles nach Plan verlief, würde er noch im Hellen daheim ankommen.

Vier Tage war er fort gewesen, und er ertappte sich dabei, dass er sich auch darauf freute, am nächsten Tag wieder an die Arbeit zu gehen. Als Hausarzt hatte er alle Hände voll zu tun, und er hätte es gar nicht anders haben wollen.

Auf dem Kongress hatte er etliche Vorträge von Kollegen besucht und viel Neues erfahren. Es war diskutiert worden: über moderne Krebstherapien, neue Schmerzbehandlungen – und ihre Grenzen. In seinem Gepäck befand sich ein dicker Ordner mit Unterlagen und Berichten. Wissenswertes, das ihm viele Lesestunden füllen und bei seiner Arbeit helfen würde.

Ein melodisches Klingeln war zu vernehmen.

„Sehr geehrte Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Mein Name ist Jan Sörensen, und ich freue mich, Sie an Bord begrüßen zu dürfen. Wie Sie sicherlich bereits bemerkt haben, ist unser Flug nach München nicht besonders voll, deshalb dürfen Sie sich Ihren Sitz gern frei auswählen. Wir würden uns freuen, wenn Sie einen Fensterplatz einnehmen und der Konkurrenz den Eindruck verschaffen, wir wären ausgebucht.“

Einen Moment lang herrschte verdutzte Stille in der Kabine. Dann erklang Gelächter.

Einige Fluggäste tauschten tatsächlich ihren Sitz gegen einen Fensterplatz ein. Wenig später leuchteten die Anschnallzeichen auf, und das Flugzeug rollte über die Startbahn.

Stefan Frank wurde in den Sitz gepresst, als das Flugzeug beschleunigte. Er spürte einen leichten Druck in den Ohren. Regen peitschte von außen gegen die Fenster.

Sie stiegen durch die Wolkendecke höher und höher, bis sie ihre vorgeschriebene Flughöhe erreicht hatten.

Der Sturm hatte die Maschine fest im Griff. Sie machte einen Satz – und der Magen des Arztes tat es ihr nach. Weiter vorn würgte jemand.

Ein ruhiger Flug würde es wohl tatsächlich nicht werden! Stefan Frank tastete in seinem Rucksack nach dem sorgsam in blaues Seidenpapier gewickelten Päckchen. Ja, es war noch da. Darin verbargen sich ein Paar Ohrringe aus Silber, mit filigran gearbeiteten Anhängern in der Form eines Kolibris. Er freute sich darauf, die Augen seiner Freundin zu sehen, wenn sie das Mitbringsel auspackte.

Die vier Tage ohne sie waren ihm endlos erschienen.

Noch zwei bis zweieinhalb Stunden, dann bin ich daheim, dachte er. Endlich!

Wieder machte das Flugzeug einen Satz.

Auf der anderen Seite des Gangs stöhnte jemand. Ein Mann war es. Er konnte nicht älter als dreißig Jahre sein. In seinem dunklen Smoking hätte er eher in einen Festsaal oder ein Orchesterensemble gepasst als in ein Flugzeug. Er trug eine rosafarbene Rose im Knopfloch seines Revers. Kam er etwa gerade von einer Hochzeit?

Sein Gesicht hatte eine gräuliche Färbung angenommen. Er presste beide Hände auf seinen Bauch. Schweiß perlte von seiner Stirn über seine sonnengebräunte Haut.

„Entschuldigen Sie, bitte“, sprach Stefan Frank ihn an. „Geht es Ihnen nicht gut?“

„Es … geht schon“, presste der Unbekannte hervor.

„Sind Sie sicher?“

„Hm-m“, kam es undeutlich zurück. Der Unbekannte schloss die Augen und krampfte die Finger in die Lehnen.

Derweil knisterte Dr. Franks Platznachbar auf der anderen Seite mit einer Papiertüte. Er zog einen belegten Bagel heraus und lächelte entschuldigend.

„Ich muss immer essen, wenn ich nervös bin. Möchten Sie auch einen Bagel? Ich hab noch einen.“

„Vielen Dank, aber …“ Stefan Frank stockte kurz, als die Maschine erneut einen Satz machte wie ein störrisches Maultier. „Es wird besser sein, wenn ich meinen Magen leer lasse.“

„Wie Sie meinen. Diese Turbulenzen sind wirklich unangenehm. So schlimm habe ich es selten erlebt.“

„Fliegen Sie häufig?“

„Ja, das kann man wohl sagen. Meine Freundin wohnt in München und ich in Flottbek. Wir führen eine Vielfliegerbeziehung.“ Sein Nachbar biss herzhaft in den Bagel.

Stefan Frank lehnte sich wieder auf seinem Platz zurück und schloss die Augen. Er döste eine Weile und ließ das Rumoren und die Stimmen in der Kabine an sich abgleiten wie Wasser von einem Felsen.

Vielleicht hätte er doch lieber mit dem Auto fahren sollen? Er hatte den Flug der langen Fahrt vorgezogen, aber nicht geahnt, dass die Reise so holprig werden würde. Es fühlte sich an, als würden sie über altrömisches Kopfsteinpflaster rumpeln!

Sollte er versuchen, ein wenig zu lesen? Nein, bei diesen Turbulenzen war das wohl eher keine gute Idee …

So weit war er gerade mit seinen Überlegungen gekommen, als er ein gedämpftes Stöhnen hörte. Es klang so schmerzerfüllt, dass er sich unwillkürlich umsah.

Der Mann im Smoking krümmte sich auf seinem Sitz. Er presste seine Lippen zu einem Strich zusammen, konnte leise Schmerzenslaute jedoch nicht unterdrücken.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Dr. Frank.

„Ich fürchte, nein“, ächzte sein Nachbar.

„Ich bin Arzt.“

„Wirklich? Das ändert die Lage. Allerdings glaube ich nicht, dass Sie hier oben … etwas für mich tun können. Sie … o Gott!“ Der Unbekannte warf den Kopf zurück und presste beide Hände auf seinen Bauch. „Es tut so weh!“

„Sie haben Schmerzen? Wie stark schätzen Sie sie ein? Auf einer Skala von eins bis zehn …“

„Zehn!“, kam es prompt zurück. „Oder zehneinhalb!“

„Ich verstehe.“ Stefan Frank stand auf und trat vor den Mann hin. Er wollte mit ihm sprechen, ohne dass jemand von den Passagieren mithörte. „Wo genau tut es weh?“

„Überall“, keuchte der Angesprochene. „Mein Bauch … es ist, als hätte ich hundert Stangen Dynamit da drin. Es zerreißt mich!“

„Wie lange geht das schon so?“

„Begonnen hat es kurz nach dem Start.“

„Also erst hier im Flugzeug?“

„Ja, genau.“

„Haben Sie noch andere Beschwerden?“

„Mein Kopf tut weh, und in meiner linken Schulter zwackt es, aber die Bauchschmerzen sind am schlimmsten.“

„Alles klar. Ich würde gern Ihren Bauch einmal abtasten, wenn Sie es mir erlauben. Mein Name ist übrigens Stefan Frank. Ich habe eine Hausarztpraxis in Grünwald. Verraten Sie mir auch, wie Sie heißen?“

„Ich bin Lucas … Lucas Rieder.“

„Woher kommen Sie, Lucas?“

„Aus Hamburg. Geradewegs von meiner Hochzeit.“

„Oh, von Ihrer Hochzeit? Sie haben heute geheiratet?“

„Nein, dann doch nicht.“ Ein Schatten huschte über das Gesicht des jüngeren Mannes. Sekundenlang blickte er ins Leere, als würde er auf ein Bild schauen, das in tausend Scherben zerbrochen war. „Ich habe das erstbeste Flugzeug genommen, das von Hamburg aus abflog.“

„Nun, das hört sich so an, als hätten Sie einen turbulenten Tag hinter sich.“

„Turbulent?“ Lucas lachte leise auf, stöhnte jedoch sogleich wieder. „Ja, das könnte man sagen.“

„Hatten Sie schon vorher einmal solche Schmerzen? Gibt es vielleicht eine Vorerkrankung?“

„Nichts, das mit meinem Bauch zusammenhängt. Ich bin vor zwei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Aber nicht wegen einer Bauchsache, sondern weil ich das Pfeiffersche Drüsenfieber hatte. Beinahe hätten wir die Hochzeit verschieben müssen. Ich war so froh, gerade noch rechtzeitig wieder gesund zu sein. Bis heute Morgen …“ Lucas atmete gepresst ein und aus.

Stefan Frank ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Drüsenfieber? Bauchschmerzen? Der Flug? Ein Verdacht befiel ihn. Behutsam tastete er den Leib seines Patienten ab und nahm bei der ersten Berührung eine deutliche Abwehrspannung wahr.

Der Kranke keuchte. Sein Stöhnen fand ein Echo im Aufstöhnen der anderen Passagiere, als unvermittelt erneut eine Sturmbö an der Maschine rüttelte.

Die nächsten Fluggäste griffen hastig nach den Tüten …

***

„Kann ich Ihnen helfen?“ Eine Flugbegleiterin trat neben Stefan Frank. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem fröhlich wippenden Pferdeschwanz gebunden. Das Namensschild an ihrem Revers wies sie als Monika aus. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Herr Rieder fühlt sich nicht gut. Könnten Sie ihm bitte eine Decke bringen?“

„Natürlich. Sofort.“ Sie eilte davon, um das Gewünschte zu holen.

In der Kabine nahm das Raunen zu.

Ein Fluggast rief nach einem Glas Tomatensaft. Eine Passagierin bat um eine frische Tüte. Ihr Nachbar betete lautlos. Die Flugbegleiterinnen hatten alle Hände voll zu tun, um die besorgten Passagiere zu beruhigen.

Die unruhige Reise ging inzwischen völlig an Stefan Frank vorbei. Er holte seinen Rucksack, in dem er nicht nur Lektüre, sondern auch einige medizinische Ausrüstungsgegenstände mit sich führte. Seine Freundin neckte ihn gern damit, aber er war tatsächlich gern auf alle Eventualitäten vorbereitet.

So maß er nun den Blutdruck seines Patienten und blickte besorgt auf die Werte. Neunundneunzig zu fünfundvierzig. Das war viel zu niedrig! Der Pulsschlag war normal, ebenso Atmung und Sauerstoffsättigung. Fieber hatte Lucas nicht. Aber sein Blutdruck, der war alarmierend!

Die Flugbegleiterin kam mit einer Decke und einem Kissen zurück. Damit machten sie es Lucas ein wenig bequemer. Das angebotene Getränk lehnte er matt ab.

Leider enthielt Dr. Franks Rucksack nichts, womit er seinem Patienten eine Infusion hätte legen können. Das bereitete ihm Sorgen. Wenn der Blutdruck des Mannes noch tiefer sackte, würde er erhebliche Probleme bekommen.

„Wie lange dauert es noch bis zur Landung?“

„Zwölf Minuten, Herr Doktor.“

„So lange halte ich schon durch“, murmelte Lucas. „Dreizehn wären ein Problem, aber zwölf schaffe ich noch.“

„Ich freue mich, dass Sie noch scherzen können, Herr Rieder.“

„Reiner Galgenhumor.“ Ein schiefes Lächeln huschte über das Gesicht des Kranken. Er war so fahl, als würde mit jedem Atemzug das Leben ein wenig mehr aus ihm weichen – und das tat es auch, wenn der Verdacht von Dr. Frank zutraf.

Ohne medizinische Apparate war eine Diagnose schwer zu stellen, aber er befürchtete, dass das Problem die Milz seines Patienten war. Wenn sie durch seine Infektionserkrankung vorgeschädigt war, war es denkbar, dass sie den Druckschwankungen im Flugzeug nicht standgehalten hatte und gerissen war. Mit verheerenden Folgen!

Die Milz war ein ausgesprochen gut durchblutetes Organ. Ein Riss verursachte schwere innere Blutungen und damit ein Versagen des Kreislaufs und starke Bauchschmerzen. Wenn er richtiglag, war der Leib seines Patienten inzwischen voller Blut!

Dr. Frank wandte sich an die Flugbegleiterin.

„Können Sie bitte am Boden Bescheid sagen, dass wir unmittelbar nach der Landung einen Rettungswagen brauchen? So nah am Flugzeug wie irgendwie möglich. Herr Rieder muss auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus gebracht werden.“

„Natürlich. Ich gebe das sofort durch.“ Monika nahm sich noch einen Moment, um ihrem Fluggast beruhigend zuzunicken. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kümmere mich darum“, sagte sie, dann eilte sie, um den Notruf durchzugeben.

Derweil flatterten die Augenlider des Kranken.

„Sie müssen wach bleiben, Herr Rieder“, mahnte Stefan Frank. „Das ist wichtig. Hören Sie mich?“

„Bin … so … müde“, nuschelte sein Patient.

„Ich weiß, aber Sie müssen mir zuhören. Das Flugzeug landet bald. Dann bringen wir Sie gleich ins Krankenhaus. Bis dahin müssen Sie bei Bewusstsein bleiben, haben Sie verstanden? Sagen Sie in Gedanken das Einmaleins auf, wenn das hilft.“

„In Mathe war ich immer schlecht.“

„Das macht nichts. Heute gibt es keine Noten. Versprochen.“ Stefan Frank bettete die Beine des Kranken auf dem Nachbarsitz und schob seinen Rucksack darunter. Die erhöhte Lagerung würde hoffentlich dafür sorgen, dass das Gehirn seines Patienten weiterhin gut durchblutet wurde und er keinen Schock erlitt. „Bewegen Sie Ihre Füße, Herr Rieder. Kreisen Sie damit.“

„Autsch, das tut weh!“

„Ich weiß, aber im Moment ist der Schmerz Ihr Freund. Er hält Sie wach. Bewegen Sie die Füße. Ganz vorsichtig.“

„Kann ich nicht einfach hier liegen und auf den Absturz warten? Lange kann es nicht mehr dauern, so, wie die Maschine schaukelt.“

„Wir werden nicht abstürzen. In wenigen Minuten landen wir in München. Dann bringen wir Sie gleich ins Krankenhaus. Sie müssen nur noch ein bisschen durchhalten.“

„Ich versuch‘s.“ Die Augen des Kranken verdrehten sich. Er schien sich kaum noch konzentrieren zu können.

„Also schön“, sagte Stefan Frank entschlossen. Er hatte weder Infusionen noch Medikamente zur Verfügung. Dann musste er eben improvisieren, um seinen Patienten wach und bei Besinnung zu halten. „Schoko oder Banane?“, fragte er.

„W-was meinen Sie?“

„Mögen Sie lieber Schoko-Eis oder Bananen-Eis?“

„Erdbeer, wenn ich ehrlich bin.“