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Endlich dürfen sie glücklich sein: Nach zwei Fehlgeburten erwarten Barbara und Tobias Surholt nun ein Kind, die Schwangerschaft hat sich nach den ersten kritischen Wochen stabilisiert. Voller Elan suchen die beiden Babykleidung aus, renovieren liebevoll Barbaras Elternhaus und freuen sich riesig auf das kleine Wunder, das in Barbaras Bauch heranwächst. Dass sie immer öfter starke Kopfschmerzen und manchmal sogar Schwindelanfälle hat, schiebt Barbara auf die Schwangerschaft und ist gerne bereit, diese "Nebenwirkungen" auszuhalten. Erst auf Drängen ihrer besorgten Mutter erklärt sie sich bereit, deren erfahrenen Hausarzt Dr. Frank deswegen aufzusuchen. Doch noch vor dem ersten Termin bricht Barbara bei einem Spaziergang zusammen und wird bewusstlos in die Waldner-Klinik eingeliefert. Stefan Frank und Ulrich Waldner müssen eine niederschmetternde Diagnose stellen, die selbst die erfahrenen Ärzte zutiefst erschüttert - denn es ist keineswegs gewiss, ob Mutter und Kind überleben werden ...
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Die heimliche Gefahr im Kopf
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
Eine Frau zwischen Geburtswunder und Todeskampf
Endlich dürfen sie glücklich sein: Nach zwei Fehlgeburten erwarten Barbara und Tobias Surholt nun ein Kind, die Schwangerschaft hat sich nach den ersten kritischen Wochen stabilisiert. Voller Elan suchen die beiden Babykleidung aus, renovieren liebevoll Barbaras Elternhaus und freuen sich riesig auf das kleine Wunder, das in Barbaras Bauch heranwächst. Dass sie immer öfter starke Kopfschmerzen und manchmal sogar Schwindelanfälle hat, schiebt Barbara auf die Schwangerschaft und ist gerne bereit, diese »Nebenwirkungen« auszuhalten. Erst auf Drängen ihrer besorgten Mutter erklärt sie sich bereit, deren erfahrenen Hausarzt Dr. Frank deswegen aufzusuchen. Doch noch vor dem ersten Termin bricht Barbara bei einem Spaziergang zusammen und wird bewusstlos in die Waldner-Klinik eingeliefert. Stefan Frank und Ulrich Waldner müssen eine niederschmetternde Diagnose stellen, die selbst die erfahrenen Ärzte zutiefst erschüttert – denn es ist keineswegs gewiss, ob Mutter und Kind überleben werden ...
»Nächster Halt Hohenzollernplatz.«
Blechern klang die Ansage aus den Lautsprechern der U-Bahn. Bremsen quietschten, mit einem Zischen öffneten sich die Türen.
Barbara Surholt schulterte ihre Tasche und stieg aus. Um sie herum wimmelten und drängelten Menschenscharen. Es war laut und stickig. Barbara fuhr sich über die Stirn, als könnte sie so die Kopfschmerzen vertreiben, die sie in letzter Zeit immer wieder einmal quälten.
Das lästige Phänomen hielt sie aber nicht davon ab, mit flinken Schritten die Stufen hinauf an die Oberfläche zu springen. Die Vormittagssonne blendete sie, und Babsi schob die Sonnenbrille vom Haar vor die Augen.
Sie hatte noch etwas Zeit bis zu ihrem Treffen mit ihrer Freundin Alva. Versonnen schlenderte sie durch die Straßen, die vor Jahren einmal ihr Revier gewesen waren, vertraut und jetzt doch völlig verändert. Dort, wo einmal ihr Lieblingscafé gewesen war, standen heute die Tische eines indischen Imbisses auf der Straße. Der Buchladen daneben hatte seine Pforten vor einer Weile geschlossen. Zerrissene Folien hingen an den Scheiben.
Anderen Ladenbesitzern war es besser ergangen. Mit leuchtenden Augen musterte Barbara das nostalgische Spielzeug, für das sie sich schon damals hatte begeistern können. Wenn das Baby, das in ihrem Bauch wuchs, alt genug war, würde sie ihm eines dieser magisch-bunten Kaleidoskope kaufen, einen Hund aus Schurwolle mit Holzrädern daran zum Hinterherziehen und auf jeden Fall ein paar dieser Bilderbücher, bei denen sich beim Umblättern immer neue Szenen mit zauberhaften Illustrationen aufklappten.
»Aber heute sind erst einmal Babyklamotten dran«, erklärte Alva, die ihre Freundin mit einer herzlichen Umarmung begrüßt hatte, lachend. »Ach, ich freue mich so, dass ihr endlich nach München gezogen seid. Es war mir gar nicht so bewusst, aber ich habe dich wirklich sehr vermisst.«
Als ambitionierte Hobby-Sportlerin war Barbara schon als junge Frau durch halb Europa gereist, um an Marathon-Läufen teilzunehmen. Bei einer dieser Veranstaltungen hatte sie ihren heutigen Mann Tobias kennengelernt und war nach zwei Jahren Fernbeziehung zu ihm nach Bremen gezogen.
Seither waren zehn Jahre vergangen, Jahre voller Glück, aber auch voller Trauer und Leid. Aber jetzt war endlich alles gut. Die Zukunft lag in leuchtenden Farben vor ihr – und sie sollte in München stattfinden.
»Und ich dich erst.« Strahlend hängte sich Barbara bei Alva ein. Seite an Seite schlenderten sie die Straße entlang. »Natürlich habe ich in den letzten Jahren viele neue Leute kennengelernt. Aber das war irgendwie nicht dasselbe wie mit dir.«
»Kein Wunder. Schließlich hast du nur eine Blutsschwester.« Alva kicherte. Barbara dachte noch an jenen Nachmittag im Wald vor dreiundzwanzig Jahren, als ihre Freundin nun die Hand ausstreckte, um ihr etwas zu zeigen. »Schau mal, da drüben. Da müssen wir unbedingt rein.«
»Aber das ist ein Wollgeschäft. Ich dachte, wir wollten Babyklamotten kaufen.«
»Das ist das Wollgeschäft«, korrigierte Alva übermütig und zog Babsi mit sich in das Lädchen. »Und Babysachen kann man auch selber machen.«
Zwischen raumhohen Regalen, randvoll mit Wollknäueln in allen Qualitäten, Farben und Stärken, war die Verkäuferin erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Sie saß in einem Ohrensessel, Strickzeug in der Hand. Neben ihr stand ein Ventilator und summte leise vor sich hin. Ansonsten herrschte angenehme Ruhe.
Beim Anblick der beiden Frauen legte die Frau ihre Handarbeit beiseite und stand auf.
»Alva, wie schön, dich mal wiederzusehen. Es ist schon eine Weile her«, begrüßte sie ihre Kundin.
»Im Gegensatz zu dir stricke ich meistens nur im Winter«, gab Alva zu. »Aber große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.«
Sie deutete auf den Bauch ihrer Freundin.
Obwohl von Babsis Schwangerschaft noch kaum etwas zu sehen war, wusste die Verkäuferin sofort Bescheid. Im Handumdrehen lagen verschiedene Knäuel weicher Babywolle auf dem Tresen. Dazu passend gab es auch gleich Anleitungen für Babyschühchen, Mützchen und Overalls dazu.
Alva verfiel geradezu in einen Kaufrausch, in den Barbara gar nicht einbezogen wurde. Das konnte ihr nur recht sein, denn der Druck in ihrem Kopf war stärker geworden. Mit geschlossenen Augen saß sie im Ohrensessel. Die Fachsimpeleien der beiden Frauen rauschten an ihr vorbei.
»Alles in Ordnung, Süße?«
Die besorgte Stimme ihrer Freundin riss Babsi aus ihren Gedanken. Eine Papiertüte baumelte an Alvas Arm.
»Natürlich«, versicherte sie schnell und rappelte sich hoch. »Nur ein bisschen Kopfweh. Das liegt bestimmt an unseren Renovierungsarbeiten im Haus.«
Auch das Schwindelgefühl, das sie manchmal überfiel, schob Barbara darauf. Ihre Eltern hatten ihr und Tobias das Einfamilienhaus für den Rückzug nach München überlassen und waren selbst in ihre Eigentumswohnung gezogen. Seit Wochen arbeitete das junge Paar in jeder freien Minute daran, das in die Jahre gekommene Gebäude in ein Zuhause zu verwandeln. Bis das Baby auf die Welt kam, sollte alles so schön und modern wie möglich sein.
»Hoffentlich übernimmst du dich nicht.« Alva runzelte die Stirn. »Sollen wir unseren Einkaufsbummel verschieben?«
»Auf keinen Fall.« Babsi zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Von so ein bisschen Kopfweh lasse ich mir doch den Spaß nicht verderben.«
Das Glöckchen über der Tür klingelte. Die beiden traten auf die Straße. Barbara sah sich um und dachte nach.
»Gibt es das Kindermodengeschäft am Ende der Straße noch?«
»Die ›Krümelkiste‹? Klar. Die hat sich zum Geheimtipp unter den Münchner Müttern gemausert.«
»Das muss ich sehen. Auch wenn ich mir wahrscheinlich nicht mehr als einen Body dort leisten kann«, schützte Barbara Fröhlichkeit vor und lachend zogen die beiden Freundinnen los.
***
»Ich liebe meine Arbeit. Wirklich!«, versicherte Marie-Luise Flanitzer, als sie nach der Mittagspause in die Praxis von Dr. Frank zurückkehrte. »Aber bei diesem herrlichen Wetter wäre ich auch gerne Bademeisterin. Oder Gärtnerin. Auf jeden Fall irgendwas, wo man draußen sein kann.«
Sie legte eine Papiertüte auf den Tresen und raschelte verheißungsvoll damit.
»Wir könnten den Chef ja fragen, ob wir die Sprechstunde im Garten abhalten können«, scherzte ihre Kollegin Martha Giesecke. Ihr hungriger Blick ruhte auf der Tüte. »Hast du etwa Süßigkeiten mitgebracht?« Sie lächelte. »Gegen ein Croissant übernehme ich heute die Dokumentation«, erklärte sie übermütig. »Dann kannst du eine Stunde früher Schluss machen.«
Marie-Luise lachte. »Ich glaube, ich sollte öfter mal im Eckcafé vorbeigehen.«
Die Sprechstunde begann erst in einer halben Stunde – Zeit genug für einen süßen Snack. Martha Giesecke biss in eine Vanilleschnecke. Genüsslich verdrehte sie die Augen und leckte sich einen Klecks Creme aus dem Mundwinkel.
»Ist der Chef schon von seinem Hausbesuch zurück?«, fragte Marie-Luise.
Kurz nach Ende der Vormittagssprechstunde war Dr. Frank zu einem Notfall gerufen worden.
Martha Giesecke nickte. »Wenn ich seine hungrigen Blicke richtig gedeutet habe, hat er sicher auch nichts gegen eine Stärkung einzuwenden.«
Ihre junge Kollegin verschwand prompt in der Küche. Geschirr klapperte. Kaffeeduft zog durch die Praxis. Mit einem Tablett in der Hand kehrte Marie-Luise zurück. Sie legte die erste Patientenkarte des Nachmittags dazu und machte sich auf den Weg zum Chef.
Sie war kaum vor das Sprechzimmer getreten, als sich die Tür öffnete und Stefan Frank herauseilen wollte. Es fehlte nicht viel und er hätte seine Sprechstundenhilfe umgerannt.
Vor Schreck stieß er einen Schrei aus. »Herrje, haben Sie mich erschreckt!«
Marie-Luise lachte belustigt auf.
»Sehe ich so furchterregend aus? Dann sollte ich heute Nachmittag vielleicht lieber freinehmen ...«
»Diesen Gefallen kann ich Ihnen leider nicht tun.« Dankbar und sichtlich erfreut nahm Dr. Frank das Tablett mit Kaffee und Gebäck entgegen. »Schwester Martha hat mich schon gewarnt. Heute Nachmittag bekommen wir noch einmal ein volles Haus.« Sein Blick fiel auf die Patientenkarte neben dem Croissant. »Ah, Frau Jensen macht heute den Anfang.«
Während er die süße Kleinigkeit genoss, blätterte der Grünwalder Arzt durch die Unterlagen und öffnete die Patientenakte im Computer.
Petra Jensens Darmkrebserkrankung lag sieben Jahre zurück. Inzwischen galt sie als geheilt, die Untersuchungsintervalle in der Waldner-Klinik waren auf fünf Jahre angestiegen.
Doch Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Sicherheitshalber bat Stefan Frank seine Patientin einmal jährlich in die Praxis und überprüfte ihren Gesundheitszustand. An diesem herrlichen Sommernachmittag war es wieder einmal soweit.
Schon auf den ersten Blick erkannte der erfahrene Mediziner, dass etwas anders war als sonst.
»Sie strahlen ja so!«, begrüßte er seine Patientin und bot ihr einen Platz vor dem Schreibtisch an. »Haben Sie etwa im Lotto gewonnen?«
»Viel besser, Herr Doktor, viel besser«, verkündete Petra Jensen. »Stellen Sie sich vor, mein Mann und ich werden endlich Großeltern.«
»Ich gratuliere. Das ist ja wirklich ein Grund zum Feiern.«
»Vor allen Dingen deshalb, weil wir die Hoffnung ja schon fast aufgegeben hatten.« Aufgeregt erzählte Petra von den jahrelangen erfolglosen Versuchen ihrer Tochter, schwanger zu werden. Sie berichtete von den beiden Fehlgeburten, die Barbara und Tobias fast an ihre Grenzen gebracht hatten. »Doch jetzt ist endlich alles gut. Babsi ist im fünften Monat schwanger, das Baby entwickelt sich genauso, wie es soll.«
Als Facharzt für Geburtshilfe wusste Stefan Frank besser als viele andere seiner Kollegen vom Leid, das ein unerfüllter Kinderwunsch mit sich bringen konnte. Umso mehr freute er sich über diese guten Nachrichten, die mit Sicherheit auch Petra Jensens Gesundheitszustand zugutekommen würden. Die Geburt eines Kindes verhieß immer Hoffnung.
»Wenn ich mich nicht irre, lebt ihre Tochter im Norden Deutschlands«, erinnerte Dr. Frank sich, während sich Röhrchen für Röhrchen mit Blut füllte, das er der Patientin abnahm.
Petra schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Es war immer klar, dass sie zurück nach München kommen wollen, wenn sich Nachwuchs ankündigt.« Wenn möglich, strahlten ihre Augen noch mehr. »Wenn ich so darüber nachdenke, wie sich alles gefügt hat, kann ich es kaum glauben. Ganz so, als sollte es so sein. Unser Schwiegersohn hat eine gute Stelle bei einem Münchner Sportartikelhersteller bekommen. Als Fitnesskauffrau konnte Babsi trotz der Schwangerschaft wieder in ihrem alten Studio anfangen.«
»Das klingt wirklich wie im Märchen.« Dr. Frank bestrich den Schallkopf des Ultraschallgeräts mit Gel. Auf der Suche nach Auffälligkeiten in der Leber ließ er ihn über Petras Flanke gleiten. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich für Sie freue.« Noch mehr freute er sich, ihr zu sagen, dass augenscheinlich alles in Ordnung war. »Jetzt müssen wir nur noch das Blutbild abwarten. Aber ich bin fast sicher, dass alles in schönster Ordnung ist«, konnte er seiner Patientin mit gutem Gewissen beim Abschied mitteilen.
»Vielleicht bekommen Sie das Ergebnis ja bis zum Wochenende«, hoffte Petra. »Dann kann ich den Kindern die frohe Botschaft gleich beim Kaffeetrinken verkünden.«
***
Das gelb gestrichene Haus mit den grünen Fensterläden stand in einem großen Garten. Durch die Sprossenfenster fielen die Sonnenstrahlen schräg auf den frisch gebohnerten Kinderzimmerboden.
Schon kurz nach acht Uhr abends! Seit geschlagenen drei Stunden werkelte Barbara nun schon wieder in den Räumen herum, in denen sie ihre Kindheit verbracht hatte. Ächzend richtete sie sich auf. Sie stemmte die Hände in die Hüften und pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
Das Bohnerwachs roch intensiv, und immer wieder musste sie niesen, wenn ihr der Geruch zu sehr in die Nase gestiegen war.
Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Holzboden leuchtete in einem satten Honigton, der so schön zu dem Pastellgrün der Wände harmonierte.
Normalerweise half Tobias nach Feierabend bei der Renovierung mit. Doch an diesem Abend lud seine Firma zum Sommerfest. Als neuer Mitarbeiter konnte und wollte er nicht schwänzen.
Dafür hatte Babsi Verständnis. In letzter Zeit hatte Tobias viele Opfer gebracht. Er hatte nicht nur Heimatstadt und Freunde verlassen, sondern verzichtete auch auf einen Großteil seiner Leidenschaft: den Sport. Fahrradfahren, Klettern, Marathonlaufen – noch vor ein paar Monaten war kein Tag vergangen, an dem sie nicht eine Feierabendrunde geradelt waren oder einen Fünfzehn-Kilometer-Lauf absolviert hatten.
»Kein Problem«, versicherte Tobias trotzdem immer wieder, wenn Barbara ihn darauf ansprach. »Du kannst ja momentan auch nicht so, wie du willst. Wenn das Baby erst auf der Welt ist, schaffen wir einen Jogging-Kinderwagen an. Dann hält uns nichts mehr auf.«
Was für ein großartiger Gedanke! Lächelnd drehte sich Babsi um die eigene Achse und bewunderte ihr Werk.
Grün war eine neutrale Farbe. Sie wollten sich überraschen lassen, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekamen. Darin waren sie beide altmodisch. Was sie allerdings wussten, war der Name für einen Jungen: Silas.
Barbara hatte ihn Tobias vor ein paar Wochen vorgeschlagen, und er war sofort einverstanden gewesen. Damit war es beschlossene Sache. Mit einem Mädchennamen war es weitaus schwieriger. Aber es war ja noch genug Zeit, die Babsi neben anderen Dingen dafür nutzen wollte, Dschungelmotive auf die Wände zu kleben. Im Internet hatte sie tolle Motive entdeckt. Äffchen, die in Lianen turnten, bunte Vögel in Fantasieblüten, exotische Pflanzen. Ihr Kind sollte es schön haben.
Mit den Fingern massierte sie ihre Stirn und bewegte die Augen von links nach rechts. Die Kopfschmerzen waren hartnäckig. Sie atmete tief durch. Wahrscheinlich würde es ihr guttun, noch einmal an die Luft zu gehen. Um diese Uhrzeit hatte die Sommerhitze etwas nachgelassen. Um die Schwangerschaft nicht zu gefährden, verzichtete die junge Frau zwar aufs Joggen. Aber eine Runde Walking konnte eigentlich nicht schaden.
»Vielleicht habe ich heute auch zu wenig getrunken«, murmelte Babsi auf dem Weg ins Schlafzimmer zu sich selbst.
Oder sie hatte sich in den vergangenen Wochen einfach zu viel zugemutet.
In einem sauberen Kleid stieg sie schließlich die Treppe hinunter. Wie froh würde sie erst sein, wenn endlich alle Baustellen Geschichte waren. Durch die aufgerissenen Wände war immer überall Staub und Dreck. Putzen hatte überhaupt keinen Sinn.
Unter der Treppe standen ihre Schlappen. Auch sie waren staubbedeckt. Lächelnd schlüpfte Barbara hinein. Sie trat vor die Haustür und atmete tief ein. Der Kopfschmerz wurde leichter, und sie wusste: Nie war sie glücklicher in ihrem Leben gewesen als jetzt.
***
Stefan Frank hatte recht behalten. Die Tumormarker im Blutbild waren unauffällig. Es gab keinen Grund zur Sorge. Ungeduldig wartete Petra Jensen darauf, ihrer Familie diese schönen Neuigkeiten zu verkünden. Wo blieben Babsi und Tobias nur?
»Schon Viertel nach drei.« Petra brachte den Pfirsichkuchen zur Kaffeetafel auf der Terrasse. »Dabei sind die beiden doch sonst so pünktlich.«
Gerald folgte ihr mit einer Thermoskanne Kaffee.
