Dr. Stefan Frank 2607 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2607 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Luisa Gronauer wird von ihrem zukünftigen Verlobten Tilo Dobmeier bedrängt, sich nach der Heirat, die noch in diesem Jahr stattfinden soll, mehr um Heim und Kinder zu kümmern und die Arbeit nach und nach aufzugeben. Tilo will unbedingt bald Kinder, die junge und engagierte Anwältin will aber erst einmal an ihrer Karriere arbeiten.
Am Tag der offiziellen Verlobungsfeier ist von diesem Konflikt nichts zu merken. Doch der Abend ist verdorben, als Luisa beim festlichen Essen plötzlich unerträgliche Schmerzen im Unterbauch verspürt. Luisa nimmt ein Schmerzmedikament, damit wird es etwas besser. Doch die Stimmung kann nicht mehr gerettet werden.
In den nächsten Tagen treten die Schmerzen immer wieder auf. Sie sucht Dr. Frank auf, der eine Eierstock-Zyste diagnostiziert, die man im Auge behalten muss. Aber aufgrund der hohen Arbeitsbelastung lässt Luisa den Kontrolltermin schleifen. Eine Weile geht es einigermaßen gut, bis sie bei einem Pressetermin vor Schmerzen zusammenbricht ...


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Inhalt

Cover

Weil jede Minute zählt!

Vorschau

Impressum

Weil jede Minute zählt!

Dr. Frank und ein akuter gynäkologischer Notfall

Luisa Gronauer wird von ihrem zukünftigen Verlobten Tilo Dobmeier bedrängt, sich nach der Heirat, die noch in diesem Jahr stattfinden soll, mehr um Heim und Kinder zu kümmern und die Arbeit nach und nach aufzugeben. Tilo will unbedingt bald Kinder, die junge und engagierte Anwältin will aber erst einmal an ihrer Karriere arbeiten.

Am Tag der offiziellen Verlobungsfeier ist von diesem Konflikt nichts zu merken. Doch der Abend ist verdorben, als Luisa beim festlichen Essen plötzlich unerträgliche Schmerzen im Unterbauch verspürt. Luisa nimmt ein Schmerzmedikament, damit wird es etwas besser. Doch die Stimmung kann nicht mehr gerettet werden.

In den nächsten Tagen treten die Schmerzen immer wieder auf. Sie sucht Dr. Frank auf, der eine Eierstock-Zyste diagnostiziert, die man im Auge behalten muss. Aber aufgrund der hohen Arbeitsbelastung lässt Luisa den Kontrolltermin schleifen. Eine Weile geht es einigermaßen gut, bis sie bei einem Pressetermin vor Schmerzen zusammenbricht ...

Es war eine gute Entscheidung gewesen, an diesem wundervollen Sommertag eine beschauliche Tour durch den Englischen Garten zu unternehmen. Der Kleinhesseloher Sees glitzerte in der Sonne. Immer wieder sprangen Graskarpfen oder Hechte kurz aus dem Wasser, als wollten sie schnell mal einen Blick außerhalb ihrer Welt werfen.

Tilo radelte schon ein Stück voraus. Vor dem Restaurant bremste er ab.

»Bierpause!«, rief er über die Schulter seiner Begleiterin zu.

Luisa stieg ab, schob ihr Rad die letzten Meter und versuchte, das leichte Stechen im Unterbauch zu ignorieren. Auch sie hatte Durst und freute sich auf ein kühles Radler.

Nachdem sie ihre Räder gesichert hatten, ließen sie sich an einem freien Tisch nieder. Erleichtert registrierte Luisa das Verschwinden ihrer Beschwerden.

»Das war eine schöne Fahrt«, sagte sie lächelnd. »Ich fühl mich richtig gut.«

»Ich erst dann, wenn das Weizenbier vor mir steht«, erwiderte Tilo und streckte seine Hand aus, um sie zärtlich am Arm zu berühren.

Als Bier und Radler gebracht wurden, prosteten sie sich zu und bestellten nach dem Studium der Karte noch was zu essen. Tilo nahm Fleischpflanzerl mit Schalottensauce, Luisa hausgemachten Obazda, den bayrischen Streichkäse, der so pikant riecht, wie er auch schmeckt.

Sie saßen unter einem Sonnenschirm. Luisa ließ ihre Blicke schweifen, aber unter den Gästen entdeckte sie niemand, den sie kannte.

»Ah, da kommt unser Essen!«, sagte Tilo. »Ich bin am Verhungern.« Ziemlich hastig machte er sich über seinen Teller her, während Luisa eher genussvoll den Obazda auf ihre Breze strich. »Solche Fahrten werden wir jetzt öfter machen«, beschloss Tilo. »Die halten uns fit.«

»Du hast recht. Wir sind viel zu wenig draußen. Aber es liegt ja noch viel Sommer vor uns.«

Tilo leerte sein Bier und bestellte sich gleich noch eins.

»Du siehst wunderhübsch aus, mein Schatz«, sagte er und beäugte sie wie einen Leckerbissen. »Ich hab schon ein großes Glück, so eine Frau zu kriegen.«

»Aber noch hast du mich nicht«, erwiderte Luisa scherzhaft. »Also, woher kommt deine Gewissheit?«

»Du weißt doch, dass ich dich liebe. Das habe ich dir schon hundert Mal gesagt. Und du liebst mich auch.«

Sie verzog ein wenig den Mund. Tilo nannte diesen Ausdruck ihr Sphinx-Lächeln.

»Und weil es nun mal Tatsache ist, dass wir uns lieben, wollte ich heute mal Nägel mit Köpfen machen«, fuhr er fort.

Sie bemerkte seine wachsende Nervosität. »Da bin ich aber gespannt.«

»Entschuldige bitte, wenn ich mich nicht hinknie. Wegen der anderen Leute hier.« Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Bauchtasche und schob sie langsam mit den Fingerkuppen über den Tisch. »Liebste Luisa, willst du meine Frau werden?«

Weder jubelte sie entzückt auf noch traten Tränen der Rührung in ihre Augen. Mit einem solchen Antrag hatte sie schon gerechnet. Spätestens, als Tilo verstohlen einen ihrer Ringe stibitzte, der zwei Tage später wieder in ihrer Schmuckschale lag, ahnte sie schon, dass er ihn für ihre Ringgröße ausgeliehen hatte.

Voller Zuneigung schaute sie ihm in die kastanienbraunen Augen.

»Ja«, sagte sie ruhig. »Da muss ich nicht lange überlegen. Ich will sogar sehr gern deine Frau werden.« Sie öffnete das Kästchen, nahm den Ring heraus, schob ihn über den Ringfinger und betrachtete ihre gespreizte Hand. »Er ist wunderschön«, sagte sie. »Danke, Tilo.«

Er stand auf, zog sie hoch und küsste sie.

»Jetzt sind wir verlobt«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Und ich werde alles tun, damit du immer glücklich bist.«

Schon seit zwei Jahren waren sie zusammen. Noch nie hatte sie sich mit einem Mann so wohl gefühlt wie mit ihm. Sie teilten nicht unbedingt die gleichen Interessen, aber das spielte für Luisa keine Rolle. Mit den Gegensätzen, die nicht allzu groß waren, kam sie gut klar.

Tilo leitete den holzverarbeitenden Betrieb, der schon seit vier Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde. Als Tilos Vater sich mit 70 Jahren zur Ruhe setzte, übernahm selbstverständlich sein Sohn die Firma. Eine andere Berufswahl hatte gar nicht zur Diskussion gestanden.

Luisa arbeitete als angestellte Anwältin in einer Kanzlei, wo sie zu Tilos Leidwesen ziemlich eingespannt wurde. Seiner Meinung nach war ihr Chef einer von den Unerbittlichen, die ihre Mitarbeiter am liebsten 24 Stunden pro Tag beschäftigten.

Aber Luisa liebte ihre Arbeit. Es war ihr erster Job nach dem 2. Staatsexamen. Sie machte sich voller Ehrgeiz über alle Fälle her, die ihr vom Kanzleichef Friedberg zugeteilt wurden. Nach jedem Erfolg fühlte sie sich sicherer und erfahrener.

Als ihr bewusst wurde, dass sie immer noch in inniger Umarmung im Biergarten standen, löste sie sich von Tilo.

»Ja, wir werden zusammen glücklich sein«, versprach Luisa. »Ich weiß es.« Sie liebte ihn und war bereit für ein gemeinsames Leben mit ihm.

»Für mich ist es ja auch endlich an der Zeit, eine Familie zu gründen.«

Bei dem Wort Familie horchte Luisa zwar auf, aber sie widersprach jetzt nicht. Sie kannte Tilos Wunsch, bald einmal Vater zu werden, was sie ja auch durchaus verstand.

Mit seinen 41 Jahren war er etliche Jahre älter als sie, was sie überhaupt nicht störte. Aber deswegen hatte er es auch eiliger in Sachen Familie. Er wollte nicht schon im Großvateralter sein, wenn sein Sohn die Schule abschloss.

Natürlich hatte Luisa aufgemerkt, als er wie selbstverständlich von einem Sohn sprach, aber ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekamen, regelte immer noch die Natur beziehungsweise das entsprechende Chromosom auf der Samenzelle, die als Erste die mütterliche Eizelle erreichte.

Sie hatten wieder Platz genommen. »Und deine Eltern? Wissen sie es schon?«

»Keine Sorge, mein Schatz, sie mögen dich. Und wie ich Mama kenne, wird sie wahrscheinlich ein großes Fest zu unserer Verlobung ausrichten.«

Um den schönen Tag nicht zu verderben, unterdrückte Luisa ein Aufseufzen. Sie hatte schon erfahren müssen, dass Familienfeiern unter der Regie von Tilos Mutter nicht immer gut verliefen.

Tilo zahlte die Rechnung, dann gingen sie Hand in Hand zu ihren Rädern, um die Fahrt fortzusetzen.

***

Auch Stefan Frank und Alexandra Schubert hatten an diesem Sonntag das heimische Grünwald verlassen und spazierten schon seit einer guten Stunde durch den Englischen Garten.

Stefan warf seiner Gefährtin einen Seitenblick zu.

»Du siehst aus, als hättest du Lust auf ein Eis. Oder lieber Kuchen? Vielleicht was Deftiges? Wonach steht dir der Sinn? Sprich es aus. Ich erfülle dir jeden Wunsch.«

Alexandra lachte auf. »Warum versteckst du dich hinter meinen Wünschen? Ich glaube, du bist derjenige, der nach einer Erfrischung schmachtet.«

»Ertappt.« Stefan grinste breit. »Ich brauche jetzt unbedingt eine Pause, wollte aber nicht schlapp erscheinen. Ich sehe schon die ganze Zeit ein kühles Glas Weißwein vor mir, vielleicht ein Schmankerl dazu ... Was hältst du davon?«

»Da hinten liegt das Paradies.« Alexandra deutete auf den Biergarten. »Ein paar Schritte noch, die wirst du schaffen. Komm, die Belohnung winkt.«

Doch bevor sie ihr Ziel erreichten, kam es zu einem Zwischenfall. Eine junge Frau verlor die Kontrolle über ihr Rad und stürzte zu Füßen der beiden Ärzte.

Reflexartig lief Stefan zu ihr. »Haben Sie sich wehgetan?«

»Ich weiß nicht.« Die Frau verzog das Gesicht. »Ein bisschen.«

»Haben Sie das Bewusstsein verloren?«

Inzwischen kehrte der Mann, der vorausgeradelt war, wieder um.

»Luisa!«, rief er besorgt. »Was machst du denn für Sachen?«

Die Gestürzte stand schon wieder auf den Beinen und bewegte ihre Glieder. Am linken Knie war etwas Haut abgeschürft, aber es trat kein Blut aus.

»Danke, aber es ist nichts passiert. Ich war einen Moment unaufmerksam.«

»Wenn Sie irgendwo Schmerzen spüren, gehen Sie bald zum Arzt oder in eine Krankenhaus-Ambulanz«, riet Dr. Frank.

»Vielen Dank, aber das wird wohl nicht nötig sein«, erwiderte die Frau etwas kurz angebunden. »Danke für Ihre Hilfe.«

Ihr Begleiter hatte inzwischen das Rad aufgehoben und festgestellt, dass es keinen Schaden genommen hatte.

»Wir können weiterfahren, wenn du okay bist«, sagte er.

»Wiedersehen. Und fahren Sie vorsichtig«, gab Dr. Frank der jungen Frau noch mit auf den Weg.

Eine Minute später betraten sie den Biergarten und nahmen genau an dem Tisch Platz, an dem zuvor die Radfahrer gesessen hatten, und bestellten zwei Gläser weißen Sauvignon.

»Sie ist einfach so aus heiterem Himmel umgefallen«, sagte Stefan. »Ich hab's gesehen. Wusstest du, dass mehr als ein Drittel aller Verkehrstoten in Deutschland Kraft- und Radfahrer sind?«

»Na ja, auf dem Rad ist man ungeschützt, ohne Airbag, ohne Sicherheitsgurt. Aber trotzdem fahre ich gern mit dem Rad. Um allen Gefahren aus dem Weg zu gehen, können wir uns ja nicht zu Hause einigeln.«

»Du hast ja recht«, stimmte Stefan seiner Lebensgefährtin zu. »Aber manchmal ist auch das Einigeln schön, ganz besonders zusammen mit dir.«

»An was du schon wieder denkst!«

Die Kellnerin stellte die Getränke auf den Tisch.

»Auf uns!«, sagte Dr. Frank und hob sein Glas.

Sie saßen nebeneinander, um den Blick auf den See freizuhaben. Alexandra drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

»Wir passen einfach immer auf uns auf, dann wird uns nichts passieren.«

»Genau.« Stefan nutzte die Gelegenheit, einen kleinen Kuss zurückzugeben.

***

Die Kanzlei befand sich in der Münchner Altstadt im Lehel. Um neun saß Luisa schon an ihrem Schreibtisch und schaute auf den Entwurf ihres Schriftsatzes. Immer wieder blickte sie auf den Ring, einen runden Brillanten in Weißgoldfassung. Er schmückte ihre Hand ungemein. Sicher war er sehr teuer gewesen.

Die Dobmeiers gehörten zu den begütertsten Familien in München. Neben der großen Firma besaßen sie auch etliche Häuser und Grundstücke in den besten Gegenden. Vater Albert nannte sogar ein großes Stück Wald sein eigen.

Das Smartphone läutete. Luisas Freundin Jenny war dran und berichtete vom Wander-Wochenende mit ihrem Freund Lukas in Tirol. Sie musste das unbedingt sofort loswerden.

»Anfangs war alles gut, aber dann begann er wieder mit mir zu streiten. Ich glaube, ich werde mich von ihm trennen.«

»Wirklich? Du warst doch so begeistert von ihm.«

»Anfangs ja. Aber wenn man sich dann näher kennenlernt, erlischt halt mitunter das Feuer. Aber erzähl mal, wie war's bei dir?«

»Tilo hat mir einen Antrag gemacht und mir einen tollen Ring geschenkt.«

»Wie romantisch! Ach, Luisa, mit ihm hast du dir einen Goldfisch geangelt. Ich bin neidisch. Aber ich gönne dir dein Glück.«

»Von Angeln kann da gar keine Rede sein. Wir haben uns einfach nur kennengelernt und uns verabredet. Und mit der Zeit festgestellt, dass wir uns mögen. ich hab ja erst später erfahren, dass er dieses gutgehende Unternehmen leitet.«

»Falls du ihn doch noch eines Tages loswerden willst, sag mir Bescheid, den übernehme ich gern. Sogar mit Kusshand.«

»Mach ich«, erwiderte Luisa lachend. »Wenn Tilo mit dir einverstanden ist, soll es mir recht sein.« Sie wurde wieder ernst. »Und was deinen Lukas betrifft, wirf nicht gleich alles hin. Ich finde, ihr passt wunderbar zusammen.«

»Er ist so rechthaberisch. Das ertrage ich immer weniger.«

»Du hast an jedem etwas auszusetzen. Nimm ihn doch so, wie er ist. Wenn die erste Verliebtheit vorbei ist, müssen wir doch alle in irgendeiner Form miteinander klarkommen.«

»Jaja«, meinte Jenny abwehrend. »Du hast gut reden mit Tilo an deiner Seite. Mit ihm hast du ausgesorgt. Und er frisst dir auch noch aus der Hand.«

»Betrachte die Dinge doch nicht immer nur von der materiellen Seite. Frag dein Herz, was es will.«

»Ach mein Herz, das denkt heute so und morgen anders. Sehen wir uns heute Abend?«

»Ich weiß noch nicht, wie lange ich hier zu tun habe. Auf jeden Fall rufe ich dich an.«

»Ach, noch was, feiert ihr eure Verlobung?«

»Ich denke, dass Tilos Mutter da etwas arrangieren wird, so was macht sie liebend gern. Du bist natürlich jetzt schon eingeladen.«

»Du hast ein unglaubliches Glück.« Luisa lauschte Jennys Seufzern. »Hätte ich doch nur ein kleines Stück davon.«

»Ich muss Schluss machen«, raunte Luisa, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. »Bis später.«

***

Ein Schatten kam um ihren Schreibtisch herum. Auch dann, wenn ihr Chef nur in der Kanzlei arbeitete und keinen Auftritt bei Gericht hatte, war er immer tadellos gekleidet. Seine Anzüge zeugten von einem guten – und teuren – Geschmack. Er war der vollende Gentleman, aber leider auch ziemlich arrogant, manchmal sogar verletzend. Wenn jemand von seinen Mitarbeitern patzte, konnte er ihn oder sie ziemlich rüde zusammenstauchen.

»Guten Morgen, Frau Gronauer. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich Privatgespräche während der Arbeitszeit nicht so gern sehe?«

Luisa wäre nicht Luisa gewesen, wenn sie sich von solchen Worten hätte verunsichern lassen.

»Nein, das haben Sie nicht noch nicht gesagt, Herr Friedberg, aber ich hätte es mir denken können. Sie haben ja recht mit Ihrer Kritik. Es wird nicht mehr passieren.«

»Ich sehe, wir verstehen uns. Freut mich, Frau Gronauer. Wie weit sind Sie im Fall Zimmermann?«

»Ich habe die Ermittlungsakten angefordert, aber sie sind noch nicht gekommen.«

»Dann haken Sie noch mal nach«, empfahl der Anwalt. »So haben Sie mehr Zeit für die Einarbeitung. Wie ist ihr erster Eindruck?«

»Der Beschuldigte Bruno Haller weist die Vorwürfe einer unnützen Behandlung zurück. Doch die vorliegenden Gutachten sprechen dafür, dass er die Krebspatientin Erika Wiesner falsch behandelt hat beziehungsweise zur Therapie überhaupt nicht berechtigt war.«

»Warum hat sich die Frau auf so jemanden eingelassen? War sie so leichtgläubig?«

»Er hat sich als Arzt ausgegeben, der hauptsächlich mit Naturheilkunde arbeitet, und hat gefälschte Zeugnisse vorgelegt. Aber er hat keine medizinische Ausbildung. Als unsere Mandantin dann endlich eine andere Therapie erhielt, war es fast zu spät. Sie konnte gerade noch gerettet werden. Hinter dem Mann steht eine sinistre Firma, die ihre sogenannten Krebs-Produkte hauptsächlich über das Internet vertreibt. Aber Haller konnte festgesetzt werden. Er wird seine Strafe bekommen, ganz sicher. Und wir fordern auf zivilrechtlichem Weg ein hohes Schmerzensgeld für unsere Mandantin. Und ich hoffe, dass dann auch die ominöse Firma zerschlagen ist.«

»Gut. Bleiben sie dran und informieren Sie mich regelmäßig. Und vergessen Sie nicht – unsere Aufgabe ist es, die Richter glauben zu machen, dass unsere Partei immer im Recht ist. Lassen Sie die Fälle und die Menschen dahinter nicht zu nahe an sich herankommen. Es muss immer eine Grenze geben, die niemals überschritten werden darf. Wahren Sie die Distanz.«

Zu Beginn ihrer Tätigkeit in der Kanzlei Friedberg war vereinbart worden, dass sich Luisa hauptsächlich um Familiensachen kümmerte, doch nun befasste sie sich auf Wunsch ihres Chefs mit den ersten Strafsachen. Er hielt sie bestens geeignet für diesen Bereich, was er auch immer wieder betonte.