Drachenbrüder Teil 1 - Margo Wolf - E-Book

Drachenbrüder Teil 1 E-Book

Margo Wolf

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Beschreibung

  In alten Zeiten fürchteten sich die Menschen vor allen möglichen Ungeheuern und Dämonen, allen voran vor einem Drachen, der regelmäßig eine Jungfrau von den Leuten verlangte und obwohl es tapfere Männer immer wieder versuchten ihn zu töten, schaffte es keiner. Schweren Herzens opferten sie ihm ihre Töchter, um sich damit Ruhe und Sicherheit zu erkaufen. Anni, fromm in einem Kloster erzogen, wurde ebenfalls ausgewählt und sie war bereit sich zum Wohle der Menschen zu opfern, doch weder sie noch die anderen ahnten, was wirklich auf sie zukam, als der Drache sie holte….....   Teil 1 der 5 teiligen Drachenbrüder Saga, neu überarbeitet

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Margo Wolf

Drachenbrüder Teil 1

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Drachenbrüder

Teil 1

Der Drache und die Jungfrau

Prolog

Es geschah in einer längst vergangenen Zeit irgendwo in Europa, wo die Menschen noch von Ungeheuern heimgesucht wurden und sie nur ihr frommer Glaube das schwere Leben ertragen ließ…

1.Kapitel

„Was willst du?“ Pater Jakob sah den Mann vor sich streng an.

Er war ungehalten, denn nach der langen Messe hatte er ordentlich Hunger und freute sich schon sehr auf das üppige Frühstück, dass ihm seine Magd bestimmt schon auf den Tisch gestellt hatte.

Der Mann drehte verlegen seine Mütze in den schwieligen Händen.

„Ich bin der Schmied Matthias“, versuchte sich der Mann vorzustellen.

„Ich weiß, wer du bist“, wehrte der Pater ab, er wäre ein schlechter Priester, wenn er seine Schäfchen nicht kennen würde und den Schmied Matthias kannten alle Bewohner des Dorfes, seine große und massige Gestalt fiel überall auf. Er war ein guter und gottesfürchtiger Mann, den das Schicksal schwer geprüft hatte, denn er hatte erst vor kurzem seine zweite Frau verloren.

Matthias hatte seine Frau sehr geliebt, sie geradezu angebetet, sie war aber auch ein besonderes Wesen. Keiner des Dorfes hatte verstanden, dass die schöne und zarte Anna ausgerechnet den derben Matthias heiraten wollte. Zuerst wollten ihre Eltern seinen Antrag ablehnen, denn der Schmied war um vieles älter als Anna, verwitwet und noch dazu Vater von drei ebenso starken Söhnen wie er selbst, aber ihre Eltern waren arme Schlucker und der Schmied ein angesehener Mann und so gaben sie ihre Einwilligung. Die beiden dürften sich wirklich geliebt haben, denn nie sah man die beiden streiten und Matthias behandelte seine Frau wie ein adeliges Fräulein.

Anna schenkte ihrem Mann zwei prächtige Söhne und eine Tochter, aber dann war ihr zarter Körper den vielen Schwangerschaften, es gab auch einige Fehlgeburten dazwischen, nicht mehr gewachsen und die nächste Geburt überlebte weder sie noch das Ungeborene. Matthias war seither ein gebrochener Mann, der nur mehr mürrisch und stumm seiner Arbeit nachging.

Und nun stand der große Mann vor dem Pater und wollte mit seinem Anliegen nicht so recht rausrücken.

„Matthias, was hast du auf dem Herzen?“ nur mühsam konnte der Mann Gottes seine Ungeduld unterdrücken.

Der Schmied griff hinter sich und zerrte ein kleines Mädchen an seine Seite.

„Das hier ist Anni, meine Tochter“, fuhr der Schmied fort.

„Ja, und?“ der Pater betrachtete das kleine Ding, dass eher an ein nasses Kätzchen erinnerte als an ein Menschenkind.

„Ich kann mich nicht mehr um sie kümmern“, erklärte Matthias verlegen, „Ihr wisst doch, meine Frau ist vor kurzem gestorben und jetzt…, meine Söhne sind tüchtig und stark, mir eine große Hilfe, aber die Kleine…, sie taugt zu nichts, jede Arbeit ist zu schwer für sie, sie braucht eben noch die Fürsorge einer Mutter, aber die kann ich ihr nicht geben.“

„Schmied, auf was willst du hinaus?“ fragte der Pater unwillig.

„Ich dachte mir“, Matthias schluckte, „ob nicht vielleicht Ihr…“

„Was soll ich mit einem kleinen Mädchen?“ fragte Pater Jakob ungehalten, ja wenn sie schon älter wäre, eine hübsche Jungfrau, dann könnte er sich schon vorstellen, wofür er sie brauchen könnte!

„Nein, nein“, wehrte der Schmied ab, mein Gott, war das schwer! Er mochte das kleine Spätzchen an seiner Hand, aber er konnte ganz einfach nicht für sie sorgen, er wollte es nicht, denn die Kleine war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten und sein Herz schmerzte jedes Mal, wenn er die kleine Anni ansah.

„Ehrwürdiger Vater“, fing er noch einmal von vorne an, „ich dachte mir, ob Ihr sie nicht vielleicht zu den Nonnen bringen könntet? Ich würde es ja selbst machen, aber ich kann nicht weg, meine Söhne, die zwei Jüngsten, ich kann sie noch nicht zu lange allein lassen und außerdem, meine Arbeit…“

Pater Jakob hob eine Hand, um Matthias ungewohnten Redefluss zu stoppen, er sah sich das Kind genauer an.

Ängstlich sahen ihn blaue Augen aus einem schmutzigen Gesichtchen an, ein Gewirr aus Locken umgaben das Gesicht. Leider konnte man die Farbe nicht erkennen, denn auch die Haare waren schmutzverklebt. Ein Kittel aus undefinierbarer Farbe bedeckte die zarte Kindergestalt. Das Mädchen erschien so zart, dass es schier unmöglich schien, dass der Schmied ihr Vater sein konnte.

„Wie alt ist denn die Kleine?“ fragte Pater Jakob.

„Um die fünf Jahre“, antwortete Matthias eifrig.

„Das ist ein bisschen sehr jung“, sagte Pater Jakob überlegend, eigentlich nahm das Kloster Kinder erst ab sechs Jahren auf, noch dazu, wo die Kleine so zart war, dass man glauben mochte, sie wäre kaum mehr als drei Jahre alt.

„Ich weiß, ehrwürdiger Vater, aber ich kann mich nicht um sie kümmern“, flehend sah ihn der Mann an.

„Du weißt, dass du sie dann nie wieder sehen wirst?“ Pater Jakob sah den Schmied forschend an.

„Bei mir und ihren Brüdern würde sie den nächsten Winter nicht mehr überleben“, versuchte Matthias den Pater weiter zu überreden.

Pater Jakob dachte nach und Matthias wurde immer nervöser.

„Nun gut“, nickte Pater Jakob und der Schmied hätte ihm vor Erleichterung am liebsten die Hände geküsst.

„Kommst du zu mir?“ der Pater streckte der Kleinen die Hand hin.

Anni sah ihren Vater fragend an.

„Sei ein braves Kind und geh mit dem ehrwürdigen Vater mit“, sagte Matthias zu ihr. Er ließ ihre Hand los und strich ihr unbeholfen über die Wange.

„Leb wohl Anna“, sagte er heiser und meinte nicht nur das Kind damit, dann drehte er sich um und stapfte davon.

Pater Jakob nahm die Hand des Kindes und zog es mit sich. Da hatte er sich aus purer Gutmütigkeit wieder einmal etwas aufgehalst! Bis zum Kloster waren es gut zwei Tagesreisen, wenn man flott ausschritt und mit dem Kind würde er ewig brauchen!

Nun, vielleicht konnte er den Bürgermeister überreden, dass dieser ihm im Gegenzug zum Ablass seiner Sünden seinen Pferdekarren borgte, der gute Mann hatte genug Sünden, um zehn Karren zu verleihen!

Im Pfarrhaus angekommen, rief er sofort nach seiner Magd Kathi, eine dralle junge Frau, die nicht nur sehr gut kochen konnte, sondern ihm auch öfters das Bett wärmte.

„Ja, was habt Ihr denn da für ein Vögelchen gefunden, Pater?“ fragte sie erstaunt.

Pater Jakob schob ihr Anni zu.

„Wasch sie und gib ihr dann etwas zu Essen“, befahl er, „ich bringe sie morgen ins Kloster.“

Damit drehte er sich um und ging ins Esszimmer, um endlich seinen Hunger zu stillen.

*****

Nach dem ausgiebigen Mahl begab sich Pater Jakob zum Bürgermeister. Dessen Haus war das bei weitem größte im Dorf, das hieß, es war im Gegensatz zu den vielen kleinen Bauernkaten aus Holz, eines der wenigen richtig gemauerten Häuser.

Er traf den Bürgermeister in der Stube, wo dieser gerade einen seiner Knechte zusammenstauchte.

„Ehrwürdiger Vater“, begrüßte der Bürgermeister den Mann Gottes und stemmte seinen massigen Körper aus dem Stuhl hoch, mit einer Handbewegung bedeutete er dabei dem Knecht, dass er verschwinden soll, was dieser umgehend tat, froh, dem Donnerwetter entkommen zu sein.

„Ich habe dich heute in der Frühmesse vermisst, Bürgermeister“, Pater Jakob reichte seinem Gegenüber die Hand.

„Ich wurde aufgehalten“, versuchte sich der Bürgermeister zu entschuldigen, „es gab Probleme und ich…“

Pater Jakob hob seine Hand, er wollte jetzt nicht die fadenscheinigen Entschuldigungen des Mannes hören.

„Es sollte dir bewusst sein, dass du als Bürgermeister ein Vorbild sein solltest“, rügte er ihn trotzdem, „aber du kannst es wieder gut machen, denn ich brauche etwas von dir.“

„Alles, was ihr wollt, ehrwürdiger Vater“, antwortete der Bürgermeister erleichtert. Er musste den Kirchenmann bei Laune halten, denn wenn er dessen Gunst verlor, konnte er seinen einträglichen Bürgermeisterposten vergessen. Er lud den Pater ein, mit ihm einen Becher Wein zu trinken, denn er hatte dessen begehrlichen Blick zu dem Weinkrug, der auf dem Tisch stand, sehr wohl bemerkt.

„Ich brauche morgen ein Fuhrwerk“, erklärte der Gottesmann, „ich muss zum Kloster fahren.“

„Gerne“, nickte der Bürgermeister, er goss Wein in einen Becher und reichte diesen Pater Jakob, „wollt ihr den Nonnen etwas bringen, oder etwas holen? Obwohl, wir haben hier selbst nicht genug, nicht mehr, seit das Ungeheuer so viel vernichtet hat“, er seufzte, „ich fürchte, es gibt im Winter eine Hungersnot.“

„Ich weiß“, antwortete Pater Jakob, „die Leute gehen so brav wie schon lange nicht mehr in die Kirche und beten sehr inbrünstig.“

„Wie konnten wir auch wissen, dass Sophie keine Jungfrau mehr war“, stimmte ihm der Bürgermeister wieder seufzend zu.

Er dachte mit Schaudern daran, als plötzlich die arme Jungfer Sophie vom Himmel mit einem grausig anzuhörenden Platsch zu Boden fiel und mit aufgeplatztem Körper mitten auf dem Dorfplatz liegen blieb. Dass sie keine Jungfrau mehr war, wurde für jeden ersichtlich, der den Leichnam näher betrachtete, denn in ihrem aufgerissenen Bauch war deutlich ein Ungeborenes zu erkennen. Aus Wut, ihn betrogen zu haben, vernichtete das Ungeheuer fast die ganze Ernte und nun fürchteten sich die Leute vor dem kommenden Winter, denn es gab schon jetzt nicht mehr genug zu Essen.

„So ein Missgeschick darf uns nie wieder passieren“, sagte der Bürgermeister ernst.

„Ihre Eltern versicherten mir bei der heiligen Madonna, dass sie noch eine Jungfrau sei“, verteidigte sich Pater Jakob.

„Die Eltern wissen auch nicht alles“, winkte der Bürgermeister ab, „das nächste Mal müssen wir ganz sicher sein.“

Pater Jakob nahm einen großen Schluck vom guten Wein.

„Vielleicht sollten wir uns das nächste Mal nicht mehr auf die Eltern verlassen, sondern uns selbst vergewissern“, sagte er bedächtig.

Der Bürgermeister nickte gedankenverloren, aber dann riss er die Augen auf.

„Ihr meint, wir sollten selbst…?“

„Wir sollten es selbst kontrollieren“, nickte der Pater.

„Wir beide sollen das selbst kontrollieren?“ wiederholte der Bürgermeister, er fuhr sich lüstern über seine feisten Lippen, „kontrollieren, ob die nächste Jungfrau wirklich noch eine Jungfrau ist?“ vergewisserte er sich.

„Ja“, wieder nickte Pater Jakob, „sichtlich können wir uns auf andere nicht verlassen. In unserer Position muss man auch manchmal unangenehme Dinge tun, aber es ist schließlich zum Wohl der Gemeinde.“

Der Bürgermeister nickte eifrig, aber er konnte sich etwas Unangenehmeres vorstellen, als bei einem jungen Mädchen selbst die Jungfernschaft zu kontrollieren!

Allein schon bei dem Gedanken, wurde ihm die Hose eng, wie wohl so ein junges Mädchen da unten aussah? Als er seine Frau geheiratet hatte, war diese zwar noch sehr jung, aber ebenso fromm und so spielte sich sein Eheleben seit Anfang eher freudlos ab, angezogen und im Dunklen, seine Frau ließ es über sich ergehen, meist mit gefalteten Händen, ein Gebet murmelnd. Wenn er nicht hin und wieder in die nächste Stadt reisen würde, um dort „Geschäftliches“ zu erledigen und sich ausgiebigst mit den Mädchen eines gewissen Hauses beschäftigen würde, wäre sein Leben sehr trübsinnig und freudlos.

„Ich verstehe ohnehin nicht, wie das Ungeheuer es bemerkt, ob das Mädchen noch unberührt ist“, versuchte er sich abzulenken, „er frisst sie doch bloß und junges Fleisch bleibt junges Fleisch, egal ob Jungfrau oder nicht.“

„Ich weiß es nicht“, zuckte der Pater mit den Schultern, „vielleicht riecht er es. Aber nun zu meinem Anliegen, ich bringe den Nonnen sehr wohl etwas, aber keine Lebensmittel.“

Nun erzählte Pater Jakob dem Bürgermeister von dem Anliegen des Schmieds.

„Die arme Anna“, nickte der Bürgermeister, „aber es war eigentlich nichts anderes zu erwarten“, sein Mund verzog sich zu einem Grinsen, „der Schmied und die zarte Anna! Das konnte auf Dauer nicht gut gehen.“

Seine Hose wurde noch enger, als er sich vorstellte, wie der Schmied sich mit der zierlichen Anne vergnügte, seinen sicherlich riesigen Schwanz in ihr zartes feuchtes Fleisch versenkte. Der Bürgermeister räusperte sich und dachte an seine Frau, damit sein eigener Schwanz wieder auf die erlaubte Größe schrumpfte.

„Ja, der Herr holt die vor ihrer Zeit zu sich, die er besonders liebt“, sagte Pater Jakob salbungsvoll, dann hob er seine Augenbrauen, „was ist jetzt, kann ich mit deiner Hilfe rechnen?“

„Ich schicke Euch morgen das Fuhrwerk“, bot der Bürgermeister an, „und ich gebe Euch einen meiner Knechte mit, der Euch fahren wird. Dann braucht ihr Euch mit den Pferden nicht abmühen.“

Oha, der Bürgermeister hatte sichtlich noch mehr Sünden begangen, als der Pater vermutete!

Pater Jakob erhob sich und reichte dem Bürgermeister seine Hand, dieser hätte ihm, wenn er wie ein Bischof einen Ring getragen hätte, wohl diesen geküsst, so tief verbeugte sich der Mann vor ihm. Im Hinausgehen hielt ihn der Bürgermeister noch einmal kurz auf.

„Was meint ihr, ehrwürdiger Vater, wann kommt Er wieder?“ fragte er.

Pater Jakob sah ihn kurz verwirrt an, aber dann wusste, wovon der Bürgermeister sprach.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte er ehrlich, „aber nach meiner Erfahrung und den Berichten aus den anderen Dörfern, dürfte es so ungefähr zehn Jahre dauern, bis er wieder ein Mädchen von uns fordert.“

„Zehn Jahre“, der Bürgermeister legte überlegend einen Finger an den Mund, „dann müsste das Mädchen jetzt schon auf der Welt sein“, er sah den Pater mit listigem Blick an, „dann sollten wir vielleicht schon jetzt ein Mädchen aussuchen, um es unter Beobachtung halten zu können.“

Jetzt überlegte der Pater ebenfalls, dann nickte er.

„Das ist keine schlechte Idee, ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen und am kommenden Sonntag der Gemeinde den Vorschlag unterbreiten.“

*****

Die Sache ging Pater Jakob die ganze lange Fahrt zum Kloster nicht mehr aus dem Kopf. Der Bürgermeister hatte ihm das Fuhrwerk im Morgengrauen geschickt und einen Korb mit Brot und Wein hineinstellen lassen, sogar einige Decken fehlten nicht.

Pater Jakob hatte angesichts der Annehmlichkeiten in sich hineingelächelt. Der Bürgermeister hatte wohl viele Sünden, die er beichten sollte, aber er würde ihm die Buße trotz der Bestechungsversuche nicht ersparen. Obwohl er zugeben musste, dass es so in warme Decken gehüllt in einem von Pferden gezogenen Wagen viel angenehmer zu reisen war, als zu Fuß über die staubige Landstraße zu wandern.

Er sah zu dem kleinen Ding neben ihm, das in der um sie gewickelten Decke kaum zu sehen war.

Er hatte gestern nicht schlecht gestaunt, als ihm Kathie die kleine Anni frisch gewaschen präsentiert hatte. Seine Magd hatte zwar gejammert, dass es ewig gedauert hatte, bis sie den ganzen Schmutz von dem Kind entfernt hatte, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen!

Die blauen Augen strahlten ihn aus einem rosigen Gesichtchen an, das von langen, goldenen, glänzenden Locken umrahmt war, einem Engel gleich. Schnell bekreuzigte sich Pater Jakob ob des sündigen Gedankens, aber es fiel ihm keine andere Bezeichnung für die kleine Anni ein. Nach anfänglicher Scheu hatte ihm das Mädchen sogar die Hand gegeben, allerdings kein Wort gesagt. Er hatte seine Magd gefragt, ob sie meine, dass Anni stumm sei, aber Kathi hatte das verneint, denn Anni hätte „Aua“ und „wo Mama“, einige Male gesagt. Also dürfte der Wortschatz des Kindes noch nicht all zu groß sein, aber darum konnten sich ja die Nonnen kümmern.

Pater Jakobs wandte sich von Anni ab und sah auf die verbrannten Felder, die das Dorf umgaben.

Er seufzte, warum nur musste er ausgerechnet hier seinen frommen Dienst versehen, wo dieses Ungeheuer wütete?

Viel lieber wäre er in Rom oder wenigstens in einer bischöflichen Residenz, aber nein, er musste sich hier mit einem Ungeheuer, einem Drachen, herumschlagen!

Laut Erzählungen von den ganz Alten hatte es den Drache schon immer gegeben, oft war er nur alle paar Jahrzehnte erschienen, ja es gab sogar eine Zeit, da hatten die Leute vergessen, dass es ihn gab, wurde er zu einer Märchengestalt, aber dann war er wieder aufgetaucht und nun kam er regelmäßig, forderte seinen Tribut, eine unschuldige Jungfrau.

Pater Jakob war erst kurz im Dorf, als der Drache ein Opfer verlangte und er wollte der damaligen Jungfrau bis zur letzten Sekunde beistehen, wollte sie nicht verlassen, obwohl ihn die Dorfbewohner gewarnt hatten.

Er hielt neben ihrem Pfahl aus und obwohl die Jungfrau von Alkohol so benebelt war, dass sie gar nicht mitbekam, was mit ihr geschah, betete er für sie und bat alle Heiligen um Hilfe für das arme Mädchen. Als ein donnerndes Rauschen den Himmel erfüllte, war Pater Jakob erstarrt und ohne es zu wollen, zurückgewichen. Das war sein Glück, denn der Drache spie einen Feuerring um den Pfahl und hätte ihn verbrannt, wenn er nicht geflohen wäre. Während die Flammen meterhoch emporloderten, ergriffen die Klauen des Drachen das Mädchen und er verschwand damit in den Abendhimmel.

Wenn der Drache mit dem Opfer zufrieden war, vergingen manchmal bis zu zehn, oder auch zwanzig Jahre, bis er wieder kam, aber wenn er betrogen wurde und das Mädchen keine Jungfrau mehr war, dann kam er schnell wieder, oft schon nach wenigen Tagen und er bestrafte das Dorf, indem er einen Teil der Ernte vernichtete. Nicht alles, oh nein, denn die Menschen sollten ja weiterleben, damit er weiter seinen Tribut fordern konnte.

Die Dorfleute wussten, wenn der Drache am Himmel auftauchte und mit seinen mächtigen Schwingen den Tag verfinsterte, dass sie vier Wochen Zeit hatten, ein geeignetes Mädchen zu finden und das wurde durch ein Los entschieden, die Mädchen wurden nicht gefragt. Sie wurden allerdings in den letzten Wochen wie Heilige behandelt, alle Wünsche erfüllt, doch oft hatten die Mädchen gar keine Wünsche, sie befanden sich eher einer Schockstarre und ließen alles über sich ergehen.

Allerdings gab es auch einige, die es schamlos ausnutzten, sich bedienen ließen und Wünsche hatten, die das ganze Dorf in Schulden stürzte. Sophie war auch eine von dieser Sorte. Sofort, nachdem das Los auf sie gefallen war, rührte sie keinen Finger mehr, ließ sich die köstlichsten Speisen bringen, trank die besten Weine aus der Stadt, war die meiste Zeit ziemlich betrunken, ja sie scherzte sogar, dass sie so viel essen müsse, damit sie dem Drachen gut schmecken würde und so wunderte sich auch keiner der Dorfbewohner, dass Sophie in den Wochen vor der Opferung einiges an Gewicht zulegte. Doch als man sie in den Karren setzte, um zum Opferplatz gebracht zu werden, wurde sie zum ersten Mal seit vier Wochen schlagartig wieder nüchtern. Sie jammerte und wehrte sich, so dass man sie am Karren festbinden musste und auch, als sie schon am Pfahl angebunden war, fand sie sich nicht mit ihrem Schicksal ab, sondern schrie, dass sie ja gar keine Jungfrau mehr sei und alle deshalb getäuscht hätte. Sie nannte sogar die Namen der Männer, die bei ihr gelegen hätten, aber als man diese ansah, schüttelten sie nur entsetzt den Kopf und verneinten heftig. So hatte ihr niemand geglaubt, auch Pater Jakob nicht und das lastete seitdem schwer auf ihm und er hatte deshalb viele Stunden betend auf Knien verbracht, um Buße zu tun.

Die armen Eltern der unglückseligen Sophie mussten für deren Betrug bezahlen, denn sie mussten eine weitere Tochter opfern, so war das Gesetz. Zum Glück hatten sie noch zwei unverheiratete Töchter und es stand ihnen frei, welche sie opfern wollten. Opfern…, fast hätte Pater Jakob höhnisch aufgelacht, es war für die meisten Eltern kein Opfer, sondern ein Geschäft!

Töchter waren nicht sehr beliebt, sie konnten nicht so schwer arbeiten wie Söhne und wenn sie heirateten, musste noch eine Mitgift aufgebracht werden, aber wenn Eltern eine ihrer Töchter opferten, dann bekamen sie etwas Geld und kostenloses Brot bis zu ihrem Lebensende.

Pater Jakob seufzte wieder schwer, das mit Sophie war mehr als unangenehm und er hatte seinen Vorschlag, selbst die Unversehrtheit der Jungfrau zu kontrollieren, durchaus ernst gemeint, natürlich wollte er nicht selbst Hand anlegen, der Gedanke war ihm durchaus gekommen und er hatte sich zur Strafe selbst gegeißelt, aber er und der Bürgermeister sollten zumindest zugegen sein, wenn die Hebamme des Dorfes das jeweilige Mädchen untersuchte. Auch der Vorschlag des Bürgermeisters, das Mädchen schon als Kind auszusuchen und dann strengstens zu bewachen, hatte etwas für sich, nur wo konnte ein junges Mädchen wirklich vor Männern sicher sein?

‚Bei mir im Pfarrhaus‘, kam Pater Jakob spontan in den Sinn, aber er verwarf den Gedanken schnell wieder und sprach ein hastiges Gebet, um die sündige Vorstellung, was er mit einem jungen Mädchen alles machen könnte, zu büßen.

Nun war ihm auf dieser Reise noch eine Idee gekommen und daran war die kleine Anni schuld. Er musste unbedingt mit der Äbtissin des Klosters darüber sprechen.

Als er an der Pforte des Klosters läutete, hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung, was er mit der Mutter Oberin besprechen wollte.

„Pater Jakob, welch eine Freude, Euch zu sehen“, begrüßte ihn die Pförtner Nonne, nachdem sie ihm geöffnet hatte.

„Ich freue mich auch, wieder hier zu sein“, erwiderte er freundlich, „ich würde gerne mit der ehrwürdigen Mutter sprechen.“

„Ich bringe Euch zu ihr“, bot die Nonne an, dann sah sie Anni, die der Pater an der Hand hielt.

„Welch eine hübsche Begleitung habt Ihr denn heute mit?“, fragte sie lächelnd.

„Das ist Anni und der Grund meiner Reise“, erklärte Pater Jakob.

Die Nonne nickte und ging dem Pater und der kleinen Anni voraus ins Klosterinnere.

Die Mutter Oberin begrüßte Pater Jakob lächelnd und sah auch Anni wohlwollend an. Dann brachte Pater Jakob sein Anliegen vor und bald waren die beiden Diener Gottes in einem langen Gespräch vertieft und bis sie schließlich zu einer Einigung kamen.

2. Kapitel

Jahre später…

„Willkommen, Pater Jakob, schön, euch zu sehen“, begrüßte die Mutter Oberin den Besucher, „was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?“

„Danke, ehrwürdige Mutter“, erwiderte Pater Jakob ernst, „ich bin gekommen, um mich zu erkundigen, wie es unserem Schützling geht.“

„Ihr meint Anni?“ fragte die Mutter Oberin, „gut wie immer. Sie ist ein sehr frommes Mädchen, fest in ihrem Glauben.“

„Wie alt ist sie jetzt eigentlich?“ fragte der Pater weiter.

„Wir haben erst vor kurzem ihren 18. Geburtstag mit einem langen Gebet gefeiert, aber das müsstet Ihr eigentlich doch selbst wissen“, irritiert sah die Klostervorsteherin ihr Gegenüber an.

„Hat sie nun endlich…“, Pater Jakob stockte, druckste verlegen herum, „…was ich fragen wollte…, hat sie endlich ihren…äh…Monatsfluss?“

Die Mutter Oberin hob ihre Augenbrauen, das war eine Frage, die der Pater in den vergangenen Jahren bei jedem Besuch gestellt hatte und die sie bis jetzt immer verneinen musste.

„Warum wollt Ihr das schon wieder wissen?“ fragte sie stattdessen.

„Es ist so weit“, mehr sagte Pater Jakob nicht, aber es genügte, um die Mutter Oberin bleich werden zu lassen.

„Ihr meint, Er war da?“ fragte sie zurück und als der Pater nickte, fragte sie weiter: „wie lange haben wir Zeit?“

„Vier Wochen.“

„Heilige Madonna, das arme Mädchen!“ die Mutter Oberin schlug die Hände zusammen, jetzt wusste sie, warum der Pater gefragt hatte.

„Sie ist so zart, dass wir schon hofften, dass bei ihr der Monatsfluss ausbleiben und diese Bürde an ihr vorbeigehen würde“, seufzte die Nonne, „aber vor drei Monaten ist sie zur Frau geworden.“

„Ich hoffe, das Mädchen wurde von Euch wohl behütet?“ fragte Pater Jakob mit hochgezogener Augenbraue.

„Sie wurde nie aus den Augen gelassen“, erwiderte die Mutter Oberin empört, „der einzige Mann, den sie je zu Gesicht bekommen hat, wart Ihr, wenn Ihr ihr die Beichte abgenommen habt.“

„Ich muss mich trotzdem vergewissern, ob sie noch Jungfrau ist“, Pater Jakob bemühte sich um einen sachlichen Tonfall.

„Wie wollt Ihr…?“ die Mutter Oberin sah den Pater an, dann wurde ihr Gesicht mehr als abweisend, „das kommt überhaupt nicht in Frage!“

„Wollt Ihr, dass wieder so etwas wie mit der armen Sophie geschieht?“ gab Pater Jakob zurück, „es wieder eine Hungersnot gibt?“

„Nein, natürlich nicht“, wehrte die Mutter Oberin ab, „aber Ihr werdet Anni nicht untersuchen, Ihr müsst Euch schon mit meinem Wort zufriedengeben.“

„Das ist mir zu wenig“, Pater Jakob hob eine Hand, als die Mutter Oberin etwas einwerfen wollte, „ich will das Mädchen nicht selbst untersuchen, aber ich werde anwesend sein, ebenso wie der Bürgermeister und der Dorfrichter. Ich werde mit ihnen und der Hebamme in einigen Tagen wiederkommen, um sicher zu gehen“, er seufzte, „wir können uns keinen Fehler erlauben, das Wohlergehen der ganzen Gegend hängt davon ab.“

Die Mutter Oberin seufzte ebenfalls ergeben.

„Ihr habt ja recht, Pater Jakob, aber das Mädchen ist mir in den Jahren richtig ans Herz gewachsen, wenn ich denke, dass sie von diesem Ungeheuer…“

„Dafür wird sie ins Paradies eingehen“, sagte Pater Jakob sanft, „Heerscharen der Engel werden sie begrüßen, sie wie eine Heilige verehren und ich werde etliche Seelenmessen für das Mädchen abhalten. Sie gibt ihr Leben und rettet damit viele.“

Nachdem sich der Pater verabschiedet hatte, blieb die Mutter Oberin nachdenklich zurück. Dann fasste sie sich und nachdem sie in einem langen Gebet um Kraft und Stärke gefleht hatte, bat sie eine Schwester, das Mädchen Anna zu ihr zu bringen.

*****

Anni war verwirrt, die Mutter Oberin hatte mit ihr gesprochen und mit ihr gebetet, aber Anni hatte von dem Ganzen kaum etwas verstanden.

Der Pater wollte kommen, um sie anzusehen? Aber er kannte sie doch! Jedes Jahr kam er und nahm ihr die Beichte ab!

Warum kam er also mitten im Jahr und warum war die ehrwürdige Mutter so ernst und so…so…liebevoll? Sonst war sie immer sehr streng, ließ nicht den kleinsten Fehler oder auch nur ein Widerwort durchgehen!

Obwohl, wenn Anni ehrlich war, war sie von ihr immer schon anders behandelt worden als die Nonnen hier im Kloster. Das fing schon damit an, dass Anni gar keine Klosterschwester war, die Mutter Oberin hatte ihr diesen Wunsch all die Jahre immer verweigert. Auch durfte Anni nicht an der allgemeinen harten Arbeit teilnehmen, weder im Garten noch im Kloster. Die älteren Nonnen behandelten sie wie eine Heilige und die jüngeren waren auf sie eifersüchtig, das machte sie zur Außenseiterin. Das Einzige, was sie tun sollte, was die ehrwürdige Mutter von ihr verlangte, war beten, beten, beten….

Auf Annis Bitten, sie doch auch ein wenig im Garten arbeiten zu lassen, meinte die Mutter Oberin, sie wäre zu etwas anderem, viel Größerem berufen. Sie würde einst ein Engel sein und vom Himmel aus alle beschützen. Das klang für Anni nicht besonders aufregend, da doch alle Nonnen annahmen, einst in den Himmel zu kommen und als Engeln auf die Welt und deren Bewohner zu achten.

Und soeben hatte die Mutter Oberin ihr mitgeteilt, dass es schon in ein paar Tagen so weit sein sollte, was die ehrwürdige Mutter auch immer damit gemeint haben mag, und Anni deshalb noch mehr beten sollte.

Noch mehr?!

Ihre Knie waren im Gegensatz zu ihren zarten Händen von einer dicken Schicht harter Haut bedeckt, denn all die Gebete mussten natürlich auf Knien gesprochen werden.

*****

Am drei Tage, nachdem die Mutter Oberin Anni zu sich gerufen hatte, kam eine Nonne Frühmorgens in Annis Kammer.

„Du sollst das heute anziehen und sonst nichts“, sagte sie und hielt Anni einen weißen, einfachen Kittel hin.

„Warum soll ich das tun?“ fragte Anni irritiert, sie trug, wie jeden Tag, ein Kleid aus grobem Leinen, bodenlang mit langen Ärmeln und hochgeschlossen, das vom vielen Waschen schon ganz grau geworden war.

„Woher soll ich das wissen?“ gab Ida schnippisch zurück, sie war erst kurz eine Nonne und das nicht ganz freiwillig, aber ihre Eltern wollten einen Esser loswerden, und nun war sie eifersüchtig auf Anni, um die alle herumscharwenzelten, als wäre sie ein adeliges Fräulein.

Anni nickte, zog ihr Kleid aus und wollte Ida den Kittel abnehmen, aber diese hielt sie zurück.

„Die ehrwürdige Mutter sagte ausdrücklich, du sollst nur den Kittel anziehen“, sagte sie bestimmt, „und dann zur Mutter Oberin kommen.“

„Aber ich…“, hilflos blieb Anni mitten in der Kammer stehen.

Sie trug wie alle im Kloster ein aus mehreren Lagen bestehendes Untergewand, das nur zum Waschen gewechselt wurde.

„Du sollst alles andere ausziehen.“

Ida sah Anni neugierig an, noch nie hatte sie einen anderen Menschen außer sich selbst nackt gesehen und auch das war strengstens verboten. Es war Gottes Gesetz, sich mit geschlossenen Augen umzuziehen und wenn doch einmal im Monat gebadet wurde, dann mit dem Badekittel. Während der schrecklichen Tage der Blutungen, die das Ergebnis der Erbsünde waren und die monatliche Erinnerung an alle Frauen, wie sündig sie doch waren, zog man sich in seine Kammer zurück und verbrachte diese Zeit betend und fastend, hoffend, dass diese Bürde so bald wie möglich wieder vorbei gehe. Und in dieser Zeit war es noch strenger verboten, sich nackt wie einst Eva zu betrachten, nur so konnte man einen kleinen Teil dieser großen Schuld sühnen. Sollte man doch die Sünde begehen, sich anzusehen, wenn man nackt war, dann musste man mit vielen Gebeten Buße tun und noch besser, sich selbst geißeln, und Ida musste viel Buße tun!

Anni war total verstört, welche Sünde verlangte da die Mutter Oberin von ihr?

„Nein, du musst dich irren, das kann die ehrwürdige Mutter nicht gemeint haben“, sagte sie bestimmt und zog den Kittel über ihr Untergewand an.

Ida zuckte mit den Schultern, Anni würde schon sehen, dass sie recht hatte und die Mutter Oberin würde mit Anni schimpfen, weil sie dem Befehl nicht gefolgt war.

Darauf freute sich Ida schon und deshalb war ihre Enttäuschung sehr groß, als die ehrwürdige Mutter sie fortschickte.

„Wie ich sehe, bist du meinen Anordnungen gefolgt“, sagte die Mutter Oberin freundlich zu Anni, aber als sie näher zu ihr trat, verfinsterte sich ihr Gesicht.

„Hat Schwester Ida dir nicht gesagt, dass du nur den Kittel anziehen sollst?“ fragte sie streng.

„Das schon, aber…, es ist doch Sünde, wenn ich…“, verlegen brach Anni ab

Die Vorsteherin des Klosters fasste Anni am Kinn.

„Es ist in Ordnung“, sagte sie betont sanft, „es gehört zu deiner besonderen Berufung, aber wenn es dich erleichtert, Pater Jakob ist hier und du kannst nachher bei ihm beichten.“

Ja, das erleichterte Anni wirklich, sie würde nachher Buße tun, wenn sie auch nicht wusste, was mit „Nachher“ gemeint war.

„Du kannst dich ruhig hier entkleiden, ich bete so lange“, sagte die Mutter Oberin und wandte Anni den Rücken zu. Sie kniete sich in ihren Betstuhl und versank im Gebet.

Nachdem Anni noch kurz unschlüssig stehen geblieben war, kniff sie fest die Augen zu und zog sich aus.

Als sie nur mit dem wadenlangen Kittel dastand, fühlte sie sich nackt und sie fror jämmerlich. In den alten Mauern des Klosters war es immer kalt und sie hatte noch nie so wenig an, vor allem unten herum.

Die Mutter Oberin bekreuzigte sich noch und erhob sich ächzend von den Knien.

„Braves Mädchen“, sagte sie zu Anni, als sie sah, dass das Mädchen getan hatte, was sie ihr befohlen hatte.

Sie wollte schon gehen, aber als sie das unschuldige Gesicht des Mädchens sah, wurde ihr schwer ums Herz. Anni war zwar nun in einem Alter, wo andere Mädchen schon längst verheiratet und oft genug auch schon Mütter waren, auch das Mädchen war zur Frau erblüht, aber sie wirkte um vieles jünger, als sie an Jahren tatsächlich war, ihre ganze Ausstrahlung war noch immer kindlich, unschuldig…

Die Mutter Oberin setzte sich auf einen Stuhl und winkte Anni zu sich.

„Anna, mein liebes Kind“, begann sie, zögerte, wusste nicht, wie sie dem Mädchen erklären sollte, was nun geschehen würde.

„Anna“, begann sie nochmals, „du hast dich die ganzen Jahre gewundert, warum ich es dir verweigert habe, Nonne zu werden.“

Anni nickte eifrig, jetzt würde sie es endlich erfahren!

„Eine Nonne zu werden, ist für dich eine viel zu geringe Sache“, fuhr die Mutter Oberin fort, „du bist für etwas viel Höheres bestimmt worden. Unser barmherzigster und allergnädigster Gott hat dich auserwählt.“

„Mich?“ fassungslos und mit großen Augen sah Anna die ehrwürdige Mutter an.

Diese musste den Blick abwenden, zu unschuldig und rein waren diese strahlend blauen Augen. Wenn sie daran dachte, was mit Anni in wenigen Tagen passieren würde, sie von diesem Ungeheuer…

„Ja dich“, fuhr die Vorsteherin des Klosters strenger als beabsichtigt fort, „du bist auserwählt, viele Menschen zu retten und nun ist es schon bald so weit.“

„Ich? Aber was soll ich machen und wie…?“ Anni war verstört, wusste überhaupt nicht, was los war.

„Du braucht gar nichts zu machen“, beruhigte die Mutter Oberin sie, „du musst nur fest im Glauben bleiben und beten, um für das, was dich erwartet, bereit zu sein.“

Mehr konnte sie nicht sagen, brachte sie nicht über die Lippen.

„Und nun komm“, sie nahm die immer verwirrtere Anni bei der Hand, verließ die Kammer und ging mit ihr in das Besucherzimmer. Alle Nonnen, die ihnen auf dem Weg dorthin begegneten, starrten Anni an und tuschelten hinter ihnen her, was zur Folge hatte, dass sich Anni in Grund und Boden schämte.

Und Anni schämte sich noch mehr, als sie sah, dass sie nicht allein waren. Pater Jakob und noch zwei ebenso alte Männer saßen am großen Tisch, wo sich üblicherweise die Nonnen mit Besuchern unterhielten, und betrachteten das Mädchen neugierig. Außerdem war noch eine ältere Frau dabei, stämmig und in einem fleckigen Kleid, die Anni eher mitleidig ansah.

Dem Bürgermeister und dem Dorfrichter fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie Anni sahen. Zart wie eine Elfe stand sie da und obwohl sie vom Pater wussten, dass Anni bereits 18 Jahre alt sein musste, wirkte sie kaum älter als eine Vierzehnjährige. Der Kittel wölbte sich zwar unübersehbar über eine sichtlich appetitlich feste Brust, doch ihre Augen leuchteten so blau wie der Sommerhimmel und ihre Haare fielen wie Goldgespinst lockig bis zu ihren Hüften, was ihr den Anschein eines ganz und gar unschuldigen Engels gab.

Der Dorfrichter und auch der Bürgermeister leckten sich über die Lippen. Die wäre schon etwas anderes als das welke Fleisch ihrer alten Weiber zu Hause! Und diesen Engel mussten sie dem Ungeheuer zum Fraß vorwerfen! Es war kein Wunder, das beiden die Hose eng wurde. Pater Jakob wäre es ebenso gegangen, aber er hatte Anni regelmäßig gesehen und war deshalb nicht so überrascht. Allerdings, der Anblick ihrer nackten Beine, die unter dem Kittel zu sehen waren und der Gedanke, dass sie nichts darunter anhatte…auch Pater Jakob musste schlucken.

„Wie stellen sich das nun die ehrenwerten Herren vor?“ fragte die Mutter Oberin unfreundlich, sie war nach wie vor nicht mit dieser „Untersuchung“ einverstanden, aber das Kloster brauchte öfters die Hilfe der Dorfbewohner, sei es Lebensmittel oder Männer für schwere Arbeiten, deshalb musste sie den Bürgermeister und die beiden anderen Herrn bei Laune halten.

„Das Mädchen soll sich da auf den Tisch legen“, bestimmte die Hebamme.

Anni sah die Mutter Oberin an, aber diese nickte ihr zu und so kletterte Anni auf den Tisch. Dort zog sie die Beine unters Kinn hoch und versuchte, mit dem Kittel so viel wie möglich von sich zu bedecken. Besagte Männer rückten zwar ein wenig zur Seite, machten aber keine Anstalten, sich vom Tisch zu erheben. Die Hebamme drängte sich zwischen die Männer an den Tisch, sah sich prüfend nach dem einfallenden Sonnenschein um.

„Leg dich hin, Kleine, aber so, dass die Beine in der Sonne sind, damit ich gut sehen kann“, sagte sie sanft, ihr tat das Mädchen von Herzen leid, denn diese Angelegenheit hier war ganz einfach entwürdigend, ausgedacht von alten lüsternen Männern. Anni tat wie geheißen, streckte die Beine aus und zerrte den Kittel bis über die Knie.

„So und nun stellst du die Beine hoch“, befahl die Hebamme weiter und als auch dieses Mal Anni dem Befehl nachkam und die Beine anwinkelte, rutschte der Kittel hoch und entblößte sie. Entsetzt und vor Scham blutrot streckte sie wieder die Füße aus.

„Du musst die Beine stehen lassen“, mahnte die Hebamme, aber Anni schüttelte heftig mit dem Kopf.

„Ihr habt ihr nicht erklärt, was jetzt passiert?“ fragte die Hebamme unwirsch die Oberin.

„Nein, ich…ich konnte es nicht“, verlegen sah die sonst so sichere Vorsteherin des Klosters zu Boden.

Die Hebamme seufzte und wandte sich wieder Anni zu.

„Liebes Kind“, sagte sie so freundlich als möglich, „ich muss dich untersuchen. Es tut überhaupt nicht weh, das verspreche ich dir. Du darfst dich nur nicht wehren, dann ist es gleich vorbei.“

Anni sah sie mit großen Augen an und dann wandte sie den Blick zur Mutter Oberin und diese nickte.

„Tu, was die Hebamme sagt, der Herr ist mit dir.“

Gehorsam, aber noch immer schamrot stellte Anni ihre Beine wieder auf. Zu ihrem immer größer werdenden Entsetzen, schob die Hebamme ihr den Kittel bis zum Bauch hoch und zwang mit der Hand ihre Knie auseinander.

„Stemme dich nicht dagegen, lass die Füße locker“, mahnte die Hebamme Anni und spreizte ihre Beine noch weiter.

Anni spürte, wie sich die Hände der Hebamme an ihr zu schaffen machten, diese ihre Oberschenkel hochglitten und in der verbotensten Zone landeten. Verzweifelt fing Anni zu weinen an.

„Bete, Anna, bete“, befahl die Mutter Oberin, selbst hatte sie den Blick von Anni abgewandt, denn sie wollte sich nicht der Sünde schuldig machen.

Die Hebamme teilte mit ihren Fingern zuerst die äußeren und dann die inneren Schamlippen Annis und besah sich das Ganze. Von der Sonne hell beleuchtet lag die rosige jungfräuliche Scheide vor ihr und auch das Häutchen war unversehrt.

„Alles in Ordnung“, sagte die Hebamme zufrieden, „sie ist noch Jungfrau.“

Sie ließ von Anni ab und zog ihr den Kittel wieder runter. Diese war so verstört, dass sie sich nicht rührte.

„Woher sollen wir wissen, ob du die Wahrheit sagst?“ fragte der Bürgermeister ungehalten, „da müssen wir uns schon selbst überzeugen.“

„Nein!“ das war der Mutter Oberin zu viel, „das ist zu viel! Das lasse ich nicht zu!“

„Wollt Ihr es verantworten, wenn Er wieder die Ernte vernichtet und unschuldige Kinder verhungern?“ gab der Bürgermeister scharf zurück.

Zuerst erwiderte sie seinen Blick, aber dann schüttelte sie den Kopf und trat zurück.

Die Hebamme seufzte und hob erneut Annis Beine an und drückte sie wieder auseinander, diese ließ es ohne Abwehr geschehen.

„Wo genau ist nun dieses Häutchen?“ fragte der Dorfrichter und beugte sich zwischen Annis Beine. Die Hebamme zog deren Schamlippen weit auseinander.

„Hier ist es, rein und unversehrt“, sie und zeigte darauf.

Der Dorfrichter sah noch genauer hin, kroch fast in Annis Scheide hinein, seine klobigen Finger strichen über das rosige Fleisch.

„Weg da!“ die Hebamme schlug ihm auf die Finger, „nur schauen! Sonst zerstört Ihr noch das Häutchen und dann war alles umsonst!“

Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass auch der Bürgermeister und sogar der Pfarrer sehr genau und lange hinsahen. Die Hebamme hatte gar nicht gewusst, dass die ehrenwerten Herren soooo kurzsichtig waren!

Als die Vorsteherin des Klosters laut und mit scharfer Stimme zu beten anfing, besannen sich die Männer endlich und wandten sich ab.

„Es ist vorbei, du kannst aufstehen“, sagte die Hebamme zu Anni, als sich diese nicht rührte.

Sie half dem Mädchen, sich aufzusetzen, noch immer weinte Anni, sie war verstört, entsetzt, traumatisiert.

„Wenn du willst, kannst du nun beichten“, bot die ehrwürdige Mutter ihr an.

Erleichtert nickte Anni und als Pater Jakob ihre Hand nahm, wehrte sie sich nicht, im Gegenteil, sie war dankbar, gleich diese schreckliche Sünde beichten zu können.

In ihrer Kammer angekommen, fiel sie auf ihre nackten Knie und betete. Pater Jakob war dankbar, dass er ein weites Priestergewand anhatte und so niemand sehen konnte, dass sein Schwanz steif wie ein Stück Holz war.

„Mein liebes Kind, nun beichte mir deine Sünden“, sagte er salbungsvoll, setzte sich auf die Kante von Annis Liegestatt und forderte das Mädchen auf, sich danebenzusetzen.

Anni begann ganz leise, beichtete, dass sie verbotenerweise ein zweites Stück Brot genommen hatte, sich an dem Geruch einer Blume gelabt hatte und ihre Gedanken während des Gebets abgeschweift waren. Das waren ihre üblichen Vergehen, wiederholten sich Jahr für Jahr, immer das Gleiche.

Als Anni geendet hatte, hob Pater Jakob seine Brauen.

„Von deiner schwersten Sünde sprichst du gar nicht?“ mahnte er streng.

Zuerst sah Anni ihn verwirrt an, dann senkte sie ihren Kopf.

„Ich habe mich dem Befehl der ehrwürdigen Mutter widersetzt“, sagte sie leise mit gesenktem Kopf.

„Was?“ Pater Jakob war verwirrt, das hatte er ganz und gar nicht gemeint, „das habe ich nicht gemeint. Ich habe von der großen Sünde gesprochen, die du vorhin begangen hast.“

„Vorhin?“ ratlos sah Anni ihn an, dann wusste sie, wovon der Pater gesprochen hatte.

„Aber ich habe doch gar nichts getan?“ verwirrt sah Anni ihn an.

„Und was ist das da?“ fragte Pater Jakob streng und legte seine Hand auf Annis nacktes Knie.

„Und das? Und das?“ während er sprach, fuhr er mit der Hand immer weiter unter Annis Kittel den nackten Oberschenkel hinauf.

Diese starrte entsetzt auf die Männerhand, die unter ihrem Kittel verschwunden war.

„Du hast dich der Sünde der Unzucht schuldig gemacht“, fuhr Pater Jakob mit erhobener Stimme fort, „du hast dich entblößt und nicht nur das, du hast dich schamlos benommen!“

„Aber ich habe doch nur getan, was mir befohlen worden war!“ stammelte Anni verstört.

„Nur dem himmlischen Vater bist du Gehorsam schuldig“, erwiderte Pater Jakob salbungsvoll, noch war seine Hand unter Annis Kittel, „du hättest dich widersetzen müssen, so wird deine Strafe fürchterlich sein!“

„Aber Ihr wart doch selbst dabei“, weinte Anni los, „Ihr habt doch auch…“

„Schweig still!“ unterbrach er sie streng, „mach deine Sünde nicht noch größer, du verdorbenes Ding.“

Er zog seine Hand unter Annis Kittel hervor und erhob sich.

„Komm, wir werden gemeinsam um Vergebung deiner Sünden beten.“

Er fiel schwerfällig auf die Knie, zog Anni neben sich und begann eine lange Litanei zu beten. Anni fiel sogleich voll Inbrunst mit zittriger Stimme ein, hoffend, dass ihr vergeben wurde, denn der gute Pater hatte recht, sie hatte eine furchtbare Sünde begangen, dafür würde sie einst in der tiefsten Hölle schmoren!

Während Pater Jakob automatisch die Gebete herunter leierte, quälte ihn ganz etwas anderes. Er konnte den Anblick der Jungfräulichkeit von vorhin nicht aus seinem Kopf bringen und sein Schwanz platzte fast. Warum zum Teufel musste diese Jungfer unberührt geopfert werden? Dem Untier konnte es doch egal sein, wen er fraß?! Und Anni würde bestimmt nichts sagen, wenn er sich intensiv mit ihr beschäftigte, zu sehr hatte er sie jetzt schon eingeschüchtert.

Nein, was dachte er da nur!

Kurz widmete er sich intensiv dem Gebet, aber der Drang wurde immer stärker, sein bestes Stück pochte schmerzhaft, fast nicht mehr zum Aushalten.

„So ist es brav“, sagte er zwischendurch, „bete, mein Kind, bete.“