Drachenbrüder Teil 3 - Margo Wolf - E-Book

Drachenbrüder Teil 3 E-Book

Margo Wolf

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Beschreibung

Jahrhunderte verwehen wie Sand im Wind, doch die Zeit heilt keine Wunden, dass musste der Drache Azar immer wieder von Neuem schmerzlich feststellen und so wird seine Suche nach seiner wahren und einzigen verlorenen Liebe wohl nie enden… Doch dann hörte er jemand einen Namen sagen und er wurde hellhörig, sollte seine seit Jahrhunderten dauernde Suche endlich ein Ende haben? Konnte SIE abermals wiedergeboren sein? Egal, er musste dieses Mädchen haben!   Teil 3 der 5 teiligen Drachenbrüder Saga, neu überarbeitet

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Margo Wolf

Drachenbrüder Teil 3

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Drachenbrüder

 

Teil 3

 

Die Schwestern

Prolog

In Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts lebt der Adel wie eh und je, verprasst Geld, dass er nicht hat und bemerkt nicht, dass das einfache Volk zu murren beginnt…

Noch immer gilt die oberste Regel, Söhne und Töchter möglichst gewinnbringend zu verheiraten, nach Liebe fragt da niemand und wenn dann jemand kommt und mit Juwelen nur so um sich wirft, kann man es Louis Henri nicht mal verdenken, dass er schwach wird und dem Fremden seine Tochter überlässt, auch wenn er keine Ahnung hat, wer dieser Fremde eigentlich ist…

 

1. Kapitel

 

Die Strahlen der Abendsonne trafen auf rotgoldene Schuppen und entfachten ein wahres Feuerwerk aus funkelnden Lichtblitzen, das noch verstärkt wurde, wenn sich der riesige Drache leicht bewegte. Doch das tat er kaum, glich eher einer Statue, wie er da auf der Bergspitze saß, selbst seine Reptilienaugen sahen starr in die Ferne, so als ob sie etwas suchten, was sie nicht finden konnten.

Azar seufzte, würde der Schmerz denn nie vergehen?

‚Nein, und das weißt du nur zu gut!‘

Egal, wieviel Zeit vergangen war und noch vergehen würde, sein Herz brannte ungehindert vor Trauer und Sehnsucht weiter und er wusste, dass es nur ein Heilmittel gab… IHRE Wiedergeburt.

Eunike, Anni… Anni, Eunike…, wie würde sie jetzt heißen? Wie sollte er sie am Namen erkennen?

‚Dein Herz erkennt sie. Namen haben keine Bedeutung. Sind nur Schall und Rauch.‘

Ja, das wusste er auch, aber woran sollte er sich orientieren? Wo sie suchen? Er reiste von Ort zu Ort, hielt sich viel unter Menschen auf, nahm in Kauf, dass ihn die Verwandlung in ein ganz menschliches Wesen unerträgliche Schmerzen bereitete, dass ihm die Augentropfen, die er verwendete, um aus seinen Reptilienpupillen normal erscheinende zu machen, in seinen Augen brennende Schmerzen verursachte und seine Sicht eintrübte, aber was war schon dieser Schmerz und aller Unbehagen im Vergleich zu dem Schmerz in seinem Herzen?

Nur einmal wurde dieser Schmerz für kurze Zeit von maßloser Wut vertrieben, Wut auf seinen Heimatplaneten, auf den Rat der Ältesten….

Er hatte sich für seinen Bruder Tao gefreut, als dieser mit seiner Gefährtin Keyomi bei ihm aufgetaucht war und ihm glücksstrahlend erzählt hatte, dass Keyomi nun für alle Ewigkeit bei ihm bleiben konnte, sie die Sterblichkeit der Menschen hinter sich gelassen hat.

Azar hatte ihm ungläubig zugehört, ihn nach dem Wie ausgefragt und als er erfahren musste, dass der Rat der Ältesten es in der Hand hatte, ewiges Leben zu geben, war er rasend vor Wut auf seinen Heimatplaneten geflogen, in die ehrwürdige Halle der Alten gerast und hatte diese dort mit Vorwürfen überfallen, warum sie Tao etwas ermöglicht hatten, was er sich so sehr gewünscht hatte. Fast hätte er die alten Drachen in seiner Wut angegriffen und nur herbeigerufene Soldaten konnten ihn daran hindern, es zu tun, nicht zuletzt die Kinder seiner geliebten Anni, die versuchten, beruhigend auf ihn einzuwirken.

Als er so weit ruhig war, dass er zuhören konnte, erklärten ihm die Alten, dass er nie danach gefragt hätte und sie deshalb auch keinen Grund sahen, ihm von dieser Möglichkeit zu erzählen.

Wie hatte er etwas fragen können, wovon er keine Ahnung hatte?

Zur Strafe, weil er den Rat der Ältesten tätlich angegriffen hatte, wurde er in Ketten gelegt und bewacht, es war ihm egal, er war gebrochen, er wollte nichts mehr, nie wieder…

Doch der Ältesten Rat wollte auf seine Nachkommen nicht verzichten und so wurde er wieder losgeschickt mit dem neuerlichen Auftrag, möglichst viele Kinder zu zeugen. Er wollte sich erst weigern, doch dann keimte in ihm die Hoffnung auf, dass SIE vielleicht doch noch einmal wieder geboren werden könnte und so kehrte er zu dem kleinen unbedeutenden Planeten zurück, nahm seine Pflicht wieder auf…

 

*****

 

Die Sonne hatte der Dunkelheit Platz gemacht und nun tauchte der Mond alles in ein silbriges Licht. Azar seufzte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der nächsten Umgebung zu, ließ den Blick über seine Insel schweifen. Er hatte sie vor unendlich langer Zeit entdeckt, zufällig, da sie weit weg von allen anderen Kontinenten allein inmitten des Ozeans lag, wie ein verlorenes Weizenkorn inmitten einer großen Wüste. Hier hatte er seine Gartenanlagen bauen lassen, umgeben von niedrigen langgezogenen Häusern, wo die Frauen ihre Wohnräume hatten und er sie dort besuchen konnte.

Doch in den letzten Jahren wurde die Gefahr, dass seine Insel von Außenstehenden entdeckt werden könnte, immer größer. Die Menschen machten technische Fortschritte, ihre Schiffe wurden immer größer und waren auch immer besser geeignet, große Entfernungen übers Meer zu bewältigen, so wurden auch die letzten Kontinente auf der anderen Seite dieses Planeten von ihnen erobert und der Mensch breitete sich immer weiter aus. Zum Glück lag die Insel weit abgeschieden von allen Schiffsrouten, noch dazu hatte die Insel keine flache Küste, überall fiel der Felsen steil zum Meer hin ab, es gab nur kleine Sandbuchten, zu klein, dass hier Schiffe anlegen könnten. Azar wachte über seine Insel und hatte schon einige Schiffe, die auf ihrem Kurs unweigerlich auf die Insel gestoßen wären, in Brand gesetzt und samt Besatzung versenkt. So hatte dieser Teil des Meeres einen sehr schlechten Ruf unter den Seefahrern, man munkelte von Ungeheuern, die sich die Schiffe in die Tiefe holten, um die Besatzung zu fressen. Azar war das nur recht, denn schließlich war er ein Ungeheuer, zwar nicht aus den Tiefen des Meeres, er war ein Feuer speiender Drache, ein wie aus einem Märchenbuch wahr gewordenes Monster.

Ein Ungeheuer war er auch für die Frauen, die hier lebten, die von ihm hierhergebracht worden waren und nur einem Zweck dienten, seine Kinder zu bekommen. Kinder, die seine Spezies auf seinem Heimatplaneten vor dem Aussterben retten sollten. Die Frauen waren nicht immer freiwillig hier, in alten Zeiten wurden Jungfrauen dem Drachenungeheuer geopfert, damit dieser die Dörfer und dessen Bewohner in Ruhe ließ und Azar hatte das zu seinem Zweck auch weidlich ausgenutzt, aber diese Zeiten waren längst vorbei. Nun entführte er junge Mädchen, holte sie sich ganz einfach von den Feldern, kaufte sie aber auch oft verarmten Eltern ab, bezahlte deren Schulden. Geld war kein Problem für ihn, denn wer von einem Planeten stammte, wo Edelsteine wie auf der Erde Kieselsteine überall zur freien Entnahme herumlagen und Goldadern offen ganze Bergkette durchzogen, war für diesen kleinen Planeten unermesslich reich. Die Mädchen mussten jung, oder noch besser, sehr jung sein, denn sie mussten Jungfrauen sein, noch kein menschlicher Mann durfte mit ihnen Geschlechtsverkehr gehabt haben, denn dann funktionierte die Zeugung nicht mehr, die Frauen waren für ihn nutzlos.

Er gab sich auch oft als reicher Prinz aus dem Morgenland aus und machte auch kein Hehl daraus, dass er mehrere Frauen in seinem Harem hatte und doch waren die Leute bereit, ihre Töchter ihm zu überlassen, in der Hoffnung, dass sie dort ein besseres Leben führen konnten. Manchmal heiratete er die Mädchen auf Verlangen der Eltern, dass diese zu beruhigen schien, hofften sie doch auf eine bevorzugte Behandlung ihrer Tochter, ein Irrtum, aber Azar fand es unnötig, dies richtig zu stellen.

Zu seiner Überraschung waren oft die Mädchen auch ganz angetan davon, von einem reichen Prinzen in sein Märchenschloss entführt zu werden, das Erwachen kam zu spät, aber dann gab es für die Frauen kein Zurück mehr.

Wieder seufzte Azar, eigentlich wollte er das alles gar nicht tun, aber sein Auftrag war ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er gar nicht anders konnte, er und seine Brüder waren nur zu diesem Zweck überhaupt geboren worden, der Rat der Ältesten hatten sie von Geburt an darauf gedrillt, dass sie die einzigen waren, die ihre Spezies vor dem Aussterben retten konnten. Retten, indem sie mit Frauen eines anderen Planeten Kinder zeugten.

Diese Gedanken erinnerten ihn an seine Verpflichtung und so streckte er seine mächtigen Schwingen aus und schwebte langsam von der Bergspitze zu Tal, um vor den Gärten zu landen. Er verwandelte sich gerade so weit in ein menschliches Wesen, dass der Zeugungsakt funktionieren konnte und blieb doch ein schuppiges halbmenschliches Ungeheuer. Sich noch mehr zu verwandeln hielt er für unnötig, es kümmerte ihn kein bisschen, dass sich die Frauen anfangs schrecklich vor ihm fürchteten, sie waren nur Mittel zum Zweck.

 

Er betrat durch eine kleine versteckte Pforte den ersten Garten, dieser lag ganz still und verlassen da, die Frauen erwarteten ihn jede in ihrem eigenen Schlafraum. Das hielt er seit Anfang so, es war ein Zugeständnis an die Frauen, die bei dem Geschlechtsakt wohl lieber keine Zuseherinnen hatten, denn was er da tat, war keine Vereinigung aus Liebe, sondern lief eher gefühlskalt, routinemäßig ab und bereitete den Frauen meist Schmerzen. Er konnte sich zwar von seiner wahren Drachengestalt in ein nahezu menschliches Wesen verwandeln, aber seine Größe von mehr als 2 Metern konnte er nicht ändern und dementsprechend groß war auch sein Geschlechtsteil, zu groß für die Menschenfrauen, doch leider waren die Erdenfrauen die Einzigen in den Weiten des Alls, mit denen seine Brüder und er Kinder zeugen konnten.

Die erste Frau, die er besuchte, hatte ihm schon einige Kinder geschenkt und sie nahm es eben als Schicksal hin, einem Ungeheuer gefällig sein zu müssen, biss die Zähne zusammen, als er in sie eindrang und konnte doch nicht einen erleichterten Seufzer verhindern, als er sein Tun mit einem Samenerguss beendete. Die nächste war ein noch junges Mädchen, die sich schrecklich fürchtete und jedes Mal weinte, egal, wie sehr er versuchte, vorsichtig zu sein. So ging es weiter, fünfzehn Frauen, die er besuchte, eine konnte er in den nächsten Garten schicken, denn diese hatte ein Kind empfangen und gehörte somit in den Garten, wo die schwangeren Frauen auf die Geburt warteten, einer musste er erklären, dass sie raus musste, das hieß, sie musste die Gärten verlassen und draußen mit den anderen alten Frauen in Hütten leben, arbeiten, das Land bestellen und die jungen fruchtbaren Frauen bedienen. Die meisten Frauen waren darüber froh, ihn nicht mehr ertragen zu müssen und doch hatten die Worte: ‚Raus müssen‘ einen schrecklichen Beigeschmack, denn er tötete diese Frauen nach einiger Zeit, machte ihre noch verbliebenen Lebensjahre von der Anzahl der Kinder, die sie bekommen hatten, abhängig. Das hatte zur Folge, dass es trotz allem unter den fruchtbaren Frauen geradezu einen Wettstreit gab, möglichst viele Kinder zu bekommen.

Vor der Tür zur Kammer der letzten Frau, die er noch besuchen wollte, verharrte Azar kurz. Eigentlich sollte er diese Frau auch rauswerfen, zu lange hatte sie schon nicht mehr empfangen, aber Ruth war etwas Besonderes.

Er hatte sie in der Nähe eines Dorfes entdeckt, als sie abends allein zu ihrem Elternhaus unterwegs war, mit ihrem rosigen Gesicht und ihren dicken braunen Zöpfen, ein gesundes und munteres 16-jähriges Mädchen, hatte sie einfach mit seinen Drachenklauen geschnappt und entführt. Als er sie am nächsten Abend in ihrer Kammer besuchte, um mit ihr das erste Mal Geschlechtsverkehr zu haben, war sie vor ihm auf die Knie gefallen und hatte ihm ihr Leben und ihre Seele angeboten und dass sie alles tun würde, was er von ihr wolle, wenn er ihr nur ein paar Wochen Aufschub gewähren würde. Sie müsse sich um ihre alten kranken Eltern kümmern, die sonst niemand außer ihr hätten und die elend verhungern würden, wenn sie nicht mehr bei ihnen sein konnte. Sie versprach, dass sie freiwillig mit ihm kommen würde, sobald ihre Eltern tot wären.

Irgendetwas hatte Azar an dieser Geschichte gerührt, er wusste selbst nicht, was es war, aber er brachte das Mädchen dorthin zurück, wo er sie geholt hatte, sagte ihr aber, dass sie Jungfrau bleiben müsste, sonst würde er sie töten.

Er beobachtete sie eine Weile aus der Ferne, aber dann verlor er das Interesse und kümmerte sich nicht mehr darum. Mehr oder weniger zufällig überflog er ein paar Jahre später wieder das Dorf und sah zu seiner Überraschung das Mädchen, nun eine 19-jährige junge Frau, an genau der Stelle stehen und warten, wo er sie einst geholt hatte. Er beobachtete sie weiter und war noch mehr überrascht, als sie am nächsten Abend dort wieder auftauchte und am darauffolgenden ebenfalls. In der vierten Nacht holte er sie und wie versprochen, wehrte sie sich nicht, ergab sie sich in ihr Schicksal, sie blieb ihm gegenüber respektvoll, aber nicht unterwürfig. Mit ihrer ruhigen Art nahm sie ihn für sich ein und bald schon beließ es Azar nicht nur beim Geschlechtsakt, sondern sprach auch immer ein paar Worte mit ihr. So erzählte sie ihm, dass sie schon einige Wochen lang jeden Abend auf ihn gewartet hatte und auch, dass sich der Sohn des reichsten Bauern um sie bemüht hatte, ihr angeboten hatte, mit ihr weit fortzugehen, um sie vor dem Ungeheuer zu retten.

Verwundert darüber fragte Azar sie, warum sie dessen Angebot nicht angenommen hatte, aber Ruth hatte ihn nur groß angesehen und gemeint, dass sie versprochen hatte, mit dem Drachen mitzugehen und dass man Versprechen nicht brechen durfte.

Noch mehr war er überrascht, als sie ihn eines Nachts fragte, warum er so traurig sei.

„Wieso glaubst du das zu wissen?“ hatte er unwillig gefragt.

„Meine Mutter war die letzten Jahre gelähmt, sie konnte nur mit den Augen ihre Wünsche mitteilen und so habe ich gelernt, auf die kleinsten Hinweise zu achten“, hatte Ruth lächelnd geantwortet, „und Ihr tragt einen großen Schmerz in Euch.“

Er hatte sich damals umgedreht und wortlos ihre Kammer verlassen, ihr aber dann in kommenden Nächten doch von seiner Trauer erzählt, es tat ihm gut, mit jemand über Eunike und Anni reden zu können. Ruth hatte immer Verständnis gezeigt, Mitgefühl ohne falsches Mitleid und so begannen sie miteinander zu reden und oft war Azar nur bei ihr, um zu reden.

 

Das war nun etliche Jahre her und Ruth hatte ihm viele Kinder geboren, doch nun hatte sie schon lange nicht empfangen, ihre Zeit war ziemlich abgelaufen und das bedauerte er. Azar mochte die ruhige Ruth, Liebe war es nicht, denn er hatte keine Liebe übrig, diese war ebenso tot, wie seine Seelengefährtin, aber die vielen angenehmen Gespräche mit Ruth würden ihm fehlen, ihr nicht ausgesprochenes Verständnis über seine nicht immer leichte Aufgabe.

 

Als er eintrat, saß Ruth wie immer am Bettrand, bereit, sich sofort für ihn hinzulegen. Sie war nicht mehr das junge frische Mädchen, sie hatte die Vierzig überschritten und Falten von Nase zum Mund und auch in den Augenwinkeln zeigten sich. Ihr Körper war fülliger geworden, hatte seine jugendliche Spannkraft eingebüßt, was nach zwölf Schwangerschaften kein Wunder war. Nur ihre Augen waren noch immer von dem warmen hellen Braun, blickten offen und ehrlich in die Welt.

„Ruth, du weißt, dass es an der Zeit ist?“ sagte Azar beim Eintreten.

„Ja, Herr“, Ruth deutete zum Tisch und er sah, dass dort eine gepackte Tasche stand, „ich bin bereit.“

„Unsere Gespräche werden mir fehlen“, bekannte Azar.

„Ja, Herr“, Ruths Lippen umspielte ein kleines Lächeln, „mir werden sie auch fehlen.“

„Du musst mich aber dann nicht mehr ertragen“, versuchte Azar ihr den Rausschmiss leichter zu machen.

„Herr, es war mir immer eine Ehre, Euch Kinder schenken zu dürfen“, sie zögerte kurz, „und es war mir nie eine Qual, dass Ihr bei mir gelegen seid.“

„Damit bist du eine Ausnahme unter vielen.“

„Weil Euch keiner so kennt wie ich“, Ruth sah ihn offen an, „ich sah den Schmerz in Euren Augen und wollte Euch nicht noch zusätzlich Kummer bereiten.“

Azar legte seine schuppige große Hand an ihre Wange.

„Ruth, wenn ich lieben könnte, so würde ich dich lieben“, seine Stimme klang sanft.

Ruth schmiegte ihre Wange in seine Hand.

„Herr, Eure Freundschaft ist mehr als ich je verdient hatte und bedeutete mir immer alles“, erwiderte sie errötend.

Eine ganze Weile standen sie so, dann zog Azar seine Hand zurück.

„Ich werde dich nicht rausschicken“, beschloss er, „ich will nicht auf unsere angenehmen Gespräche verzichten.“

„Herr, es wird unter den Frauen Unmut geben, wenn ich bleibe“, war sie sich sicher.

„Es steht keiner der Frauen zu, meine Anordnungen zu kritisieren“, erwiderte Azar scharf, „wenn dir eine der Frauen Übles will, dann sag es mir und ich werde einschreiten.“

„Herr, damit werde ich schon allein fertig“, wehrte sie lächelnd ab, „Ihr solltet Euch mit solchen kleinen Streitigkeiten nicht abmühen müssen.“

„Wie ich schon sagte, du bist eine Ausnahme unter den vielen Frauen, die ich bisher kannte“, er wandte sich zum Gehen, „und ich freue mich auf unsere weiteren Gespräche.“

Azar war schon fast bei der Tür, als sie ihn nochmals ansprach.

„Herr… “,

„Ja?“ wandte sich Azar nochmals um.

Verlegen knetete Ruth nun ihre Hände.

„Herr, ich weiß, dass die Chance nicht sehr groß ist, dass ich noch ein Kind empfange, aber wenn ich hierbleibe…, ich meine…, dann könnten wir es doch weiter versuchen…, natürlich nur, wenn es Euch nicht zu lästig ist“, endete sie hastig.

Azar kam zurück zu ihr, versuchte nun seinerseits in ihrem Gesicht zu lesen.

„Du willst, dass ich weiter mit dir Geschlechtsverkehr habe?“ erkannte er erstaunt.

„Ja, Herr“, Ruth senkte ihren Kopf, „ich sagte doch schon, dass es mir nie eine Qual war.“

Mehr wollte sie nicht sagen, ihm nicht bekennen, dass sie jede Vereinigung genossen hatte, sich jedes Mal darauf freute, wenn es nach einem Kind wieder so weit war, dass er zu ihr kam, um mit ihr das nächste zu zeugen, sie durfte ihm nicht sagen, dass sie ihn mit jeder Faser ihres Herzens liebte, denn sie wusste, dass er das nie erwidern würde. Seine Freundschaft war alles was sie erwarten konnte und diese bedeutete ihr mehr als alles auf dieser Welt.

„Gut, dann werden wir es weiterhin versuchen und sollte es doch noch ein Kind geben, so wird dieses Kind ebenso etwas Besonderes sein, wie du, ein Kind unserer kostbaren Freundschaft“, er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich kann dir nicht geben, was du so sehr ersehnst“, sagte er leise.

„Ich weiß, Herr“, erwiderte sie ebenso leise.

Er wandte sich abermals zum Gehen.

„Gut, dann auf einen neuen Versuch morgen Abend“, sagte er noch mit einer nun betont neutralen Stimme und dann war er weg.

 

Ruth sah noch lange auf die nun verschlossene Tür. Sie war überwältigt, ihre Stirn brannte nach seinem Kuss wie Feuer und ihr Herz glühte ebenso. Er hatte zugegeben, dass er sie sehr mochte! Als er ihr sagte, dass er sie lieben würde, wenn er könnte, war das für sie wie eine Liebeserklärung, ja mehr, die Erfüllung der langen Jahre hier.

Sie hatte sich halb zu Tode gefürchtet, damals am ersten Abend nach der Entführung, aber die Sorge um ihre kranken Eltern war noch größer gewesen, hatte sie sprechen lassen und zu ihrem maßlosen Erstaunen hatte das Ungeheuer nachgegeben, sie zurückgebracht. Die ganze Zeit, während sie ihre Eltern umsorgte, hatte sie Nacht für Nacht gebetet, um himmlischen Beistand gefleht, damit sie nicht der Mut verließ und sie ihr Versprechen brechen würde. Auch Hans, dem Sohn des Bürgermeisters, der sich um sie bemühte, erteilte sie eine Absage, zu groß war ihre Angst, dass das Drachenungeheuer Rache am Dorf nehmen könnte, wenn sie wortbrüchig wurde.

Dann war es so weit, ihre Eltern waren tot und begraben, sie hatte gebeichtet und die heilige Kommunion empfangen, war nun bereit, in den Tod zu gehen, denn dass der Drache, die Ausgeburt des Teufels, sie töten würde, dessen war sie sich sicher. Sie wartete jeden Abend auf ihn und schon verspotteten sie die Leute, dass sie während der Pflege ihrer Eltern wahnsinnig geworden sei und irgendwelchen Hirngespinsten folge, aber sie wusste es besser.

 

Umso überraschter war sie, dass sie noch lebte, nachdem er sie wirklich geholt hatte und

dann von den anderen Frauen erfuhr, um was es in den Gärten wirklich ging. Nicht dass sie nicht über das Zusammenleben zwischen Mann und Frau Bescheid gewusst hätte, in einem Dorf und den beengten Wohnverhältnissen in den kleinen Bauernkaten blieb nichts den Augen und auch Ohren verborgen, aber trotzdem hatte sie mit allem gerechnet, getötet zu werden, ihre Seele auf ewig in der Hölle verdammt, aber nicht, in einem schönen Garten leben zu dürfen, mit dem einzigen Zweck, einem Ungeheuer gefällig zu sein und dessen Kinder zu bekommen.

Auch ihr erstes intimes Zusammentreffen mit dem Drachenmann war eine sehr schockierende und auch schmerzliche Erfahrung, und doch, mit der Zeit gewöhnte sie sich daran, sie begann sich mehr Gedanken über diesen seltsamen rotschuppigen Drachenmann mit seinen gelben Reptilienaugen zu machen, beobachtete ihn und erkannte, dass er oftmals gedankenverloren, traurig wirkte, einen Schmerz in sich trug.

Eines Nachts kam ihr ungewollt die Frage über die Lippen, warum er so traurig sei, aber zu ihrer Überraschung wurde er nicht wütend, sondern ging ganz einfach. Aber dann erzählte er so nach und nach von seinem Kummer, der Trauer um seine verlorene Geliebte und da sie ihm so ruhig zuhörte und ihn sogar ermunterte, mehr von seiner Eunike zu erzählen, wurden ihre Gespräche länger und auch freundschaftlicher, intimer.

Ruths Herz erwärmte sich für diesen einsamen trauernden Mann, der so stark und grausam nach außen wirkte und doch so verletzlich und empfindsam war. Sie fühlte sich immer mehr zu ihm hingezogen, ja sie begann ihn zu lieben, wusste aber gleichzeitig, dass er ihre Liebe nie erwidern würde. Aber nun genoss sie ihre Zusammenkünfte, ihre Vereinigungen, wenn sie auch von seiner Seite nur dem Zweck dienten, Kinder zu zeugen, jedes Mal, wenn sein großer männlicher Geschlechtsteil in sie eindrang, träumte sie davon, dass es ein Akt der Liebe war, wie es wäre, wenn er sie danach in seinen Armen halten würde. Aber Ruth war eine kluge Frau, stand mit beiden Beinen auf dem Boden der harten Wirklichkeit und so blieben ihre Träume und Sehnsüchte ihr wohlgehütetes Geheimnis.

 

2. Kapitel

 

Von diesen Geschehnissen hatte man im fernen Frankreich keine Ahnung und vor allem gerade andere Sorgen.

„Maman, wirklich?“ die großen blauen Augen der achtzehnjährigen Eugenie begannen zu strahlen, „ich darf wirklich auf den nächsten Ball mitgehen?“

„Ja, mein Kind“, nickte Jeannette, ihre Mutter, „ich habe schon der Schneiderin einen Boten geschickt und wenn sie da ist, werden wir ein Kleid von mir aussuchen, dass sie dann für dich umändern kann.“

„Och, Maman, ich hätte gerne ein neues Kleid“, Eugenie machte einen Schmollmund, „es ist doch mein erster Ball.“

„Mein liebes Kind, du weißt selbst, dass das nicht möglich ist“, seufzte Jeannette, „aber ich verspreche dir, dass man gar nicht bemerken wird, wenn du ein umgearbeitetes Kleid trägst.“

„Bekomme ich wenigstens eine Perücke?“

„Deine Haare sind viel zu schön, um sie unter einer Perücke zu verstecken“, wehrte Jeannette auch diesen Wunsch ab.

Eugenie war den Tränen nahe.

„Dann will ich auf gar keinen Ball gehen“, quengelte sie wie ein kleines Kind.

„Du wirst auf diesen Ball gehen“, sagte Jeannette streng, „es ist höchste Zeit, dass du in die Gesellschaft eingeführt wirst. Und nun geh, der Abbé wartet bestimmt schon.“

Eugenie zögerte einen Augenblick, doch dann deutete sie vor ihrer Mutter einen Knicks an und verließ den Raum.

Jeannette sah ihr seufzend nach, nur zu gerne hätte sie ihrer ältesten Tochter ein neues Kleid vergönnt, aber das überstieg ihre momentanen finanziellen Möglichkeiten. Momentan? Fast hätte Jeannette bitter aufgelacht, diese finanziellen Engpässe gab es, seit sie verheiratet war. Ihre Eltern waren sehr vermögend gewesen, doch leider von niedrigem Adel und deshalb nicht sehr angesehen und ohne Zutritt bei Hofe in Paris, worunter vor allem Jeannettes Mutter immer sehr litt. Als Jeannettes Vater mit der Nachricht nach Hause kam, dass er einen Ehemann für seine damals siebzehnjährige Tochter Jeannette gefunden hätte, war diese natürlich sehr neugierig und als sie Louis Henri, Duc de Joyeuse, zum ersten Mal sah, war sie sehr angetan von ihm. Weltgewandt, elegant, sehr hübsch und fast zehn Jahre älter als sie, war sie hin und weg von ihrem zukünftigen Ehemann, hatte sie doch Angst gehabt, irgendeinem alten dicken Mann heiraten zu müssen. Und nicht nur sie war verzaubert, auch ihre Mutter war begeistert, denn Louis Henri war von so hohem Adel, dass er nicht nur Zutritt bei Hofe hatte, er durfte sich sogar in der engsten Umgebung des Königs aufhalten.

Schüchtern stand sie ein Jahr später mit ihm am Traualtar, innerlich war sie jedoch so aufgeregt, dass sie kaum mitbekam, was um sie geschah. Und dann stand sie ihm im Brautgemach gegenüber, unsicher und voller Angst, wusste sie doch nur ungenau, was nun geschehen würde. Im Beisein fast der gesamten Hochzeitsgesellschaft vollzog er die Ehe, es war allerdings eher nur ein Ansatz dazu, als ein wirklicher Vollzug, doch reichte es, um den so erwünschten Blutfleck, Beweis der Unschuld der Braut, den Zeugen vorweisen zu können. Danach verließ er fast fluchtartig den Raum und ließ seine frisch angetraute Ehefrau verwirrt zurück. Auch in den nächsten Monaten geschah nichts, er begegnete seiner Ehefrau höflich, aber gänzlich unbeteiligt, so als ob sie jemand Fremder wäre und besuchte sie nie in ihrem Schlafgemach. Erst als sein Schwiegervater und auch andere begannen, Scherze zu machen, wo denn der Nachwuchs bliebe, bequemte er sich, seinen Pflichten als Ehemann nachzukommen. Er tat es wie eine lästige Pflicht, sah seine junge hübsche Ehefrau gar nicht an, sondern verlangte von Jeannette, sich vorzubeugen, hob ihr Nachtgewand hoch und dann drang er in sie ein, ein paar Stöße und es war vorbei. So hielt er es weiterhin, tauchte nur alle paar Wochen bei ihr auf und für Jeannette war es ein Wunder, dass sie so überhaupt schwanger wurde. Sie konnte im Laufe ihrer Ehejahre diese Begegnungen wohl an ihren Fingern abzählen und doch bekam sie einen Sohn und drei Töchter und alle überlebten auch. Lange Zeit war ihr unklar, warum sich Louis Henri ihr gegenüber wie ein Fremder verhielt, bis sie ihn mit seinem Diener im Bett erwischte. Kleinlaut und zutiefst beschämt gestand er ihr, dass er homosexuell sei und nicht nur für sie nichts, sondern für keine Frau etwas empfinden könne. Das erklärte, warum er sich keine Mätresse hielt, wie es damals in Adelskreisen üblich war und Jeannette sich deshalb schon gewundert hatte. Die Eheleute arrangierten sich, gingen höflich und formvollendet miteinander um, lebten aber weiterhin wie Fremde nebeneinander.

Doch das war noch nicht alles, denn obwohl Jeannette ein riesiges Vermögen mit in die Ehe gebracht hatte, schienen sie immer in Geldnöten zu sein, bis sie entdeckte, dass Louis Henri auch noch ein Liebhaber des Kartenspiels war und fast ständig horrende Summen verlor. So schmolz ihr Vermögen wie Schnee in der Sonne dahin und sie mussten mit dem auskommen, was die kümmerlichen Pachteinträge der Bauern auf ihrem Besitz ergaben. Es war ein Glück, dass Louis Henri zwar Zutritt zum Hofe Ludwig XVI hatte, es ihm aber egal war und er dort nur auftauchte, wenn es um die Verteilung einträglicher Posten ging. So hatte er für seinen nun 22-jährigen Sohn den Eintritt in eine angesehene Militärakademie ergattern können, die mit der Belohnung eines hohen Offiziersrangs abschloss.

Nun aber war ihre älteste Tochter Eugenie schon längst im heiratsfähigen Alter, mit 18 Jahren gehörte sie schon fast zu den überfälligen alten Jungfrauen, noch dazu, wo sich weit und breit kein potenzieller Ehekandidat auftat. Nicht nur für die Familie Jeannettes waren es schwere Zeiten, es herrschte Unruhe im Land, das Volk begann sich gegen die Unterdrückung zu wehren und nun war nicht nur Jeannette froh, in einer ländlichen Gegend, weit ab von Versailles zu leben, der ganze Landadel hielt sich ziemlich bedeckt und zurückhaltend. Um sich doch noch untereinander treffen zu können, wurden Bälle veranstaltet, die eher einer Brautschau dienten, um die heiratsfähige Jugend möglichst lukrativ miteinander verbinden zu können.

Louis Henri und Jeannette hatten nicht die Mittel, um ein Fest selbst zu geben, aber der gute Name des Duc de Joyeuse, man munkelte, dass er ein Nachkomme eines der illegitimen Kinder Louis XIV sei, öffnete so manche Tür und so hatten sie eine Einladung zu einem Ball bei einer sehr angesehen Familie von Adel bekommen, es war zwar nur ein einfacher Landadel, aber sehr reich. Beide hofften, dort einen passenden Ehemann für Eugenie zu finden, denn was für sie beide gegolten hatte, reich zu arm, aber adelig, musste doch auch für ihre Tochter gelingen, wenn auch mit umgekehrten Voraussetzungen.

 

*****

 

„Maman hat mir gerade gesagt, dass wir eine Einladung zu einem Fest bekommen haben und ich mit ihnen hingehen darf!“ platzte Eugenie aufgeregt ins Zimmer, in dem ihre beiden Schwestern saßen und mehr oder weniger aufmerksam dem Lehrvortrag des Abbés folgten.

„Mademoiselle Eugenie, Ihr benehmt euch ungebührlich“, rügte der Abbé das Mädchen.

Er war ein älterer Mann, hager, dem man an seinem verkniffenen Gesicht deutlich ansah, dass er allen Genüssen des Lebens abgeschworen hatte. Eigentlich würde er viel lieber irgendwo in der Einsamkeit sein Leben als Eremit verbringen, betend und alte Schriften studierend, aber selbst er brauchte hin und wieder etwas zu essen und so hatte er sich um eine Anstellung als Hauslehrer umsehen müssen. Er hatte gehofft, Knaben unterrichten zu können, um diese der Kirche als Mönche oder Priester zu zuführen, aber er fand keine geeignete Anstellung und so war er im Haus des Duc de Joyeuse gelandet. Leider war der einzige Sohn des Hauses nicht anwesend, sondern in einem Kadetteninternat, wo die hoffnungsvolle männliche Jugend zu strammen Offizieren erzogen wurden. So musste sich der arme Abbé mit dem Unterrichten der drei Mädchen zufriedengeben, ihnen Anstand und Moral beibringen, wobei ihm das wichtiger war als die Mädchen im Lesen und Rechnen zu unterweisen, denn nach seiner Ansicht war das weibliche Geschlecht voll Sünde und die Verderbnis der Männer. Auch war es seiner Ansicht nach völlig unnötig, dass die Mädchen Musikunterricht erhielten oder gar tanzen lernten, eine Frau hatte sich zu Hause aufzuhalten und dafür zu sorgen, dass es dem Hausherrn an nichts fehle. Nicht tanzen und musizieren sollten die Mädchen lernen, sondern spinnen und weben, so wie in alten Zeiten.

 

Natürlich kümmerten sich die Mädchen nicht um die mahnenden Worte, sondern bestürmten ihre Schwester mit Fragen.

„Bei wem wird der Ball stattfinden?“

„Bekommst du ein neues Kleid?“

„Du musst unbedingt noch tanzen üben!“

„Ich will auch mitkommen!“ rief Adele.

„Du bist noch viel zu jung“, erwiderte Eugenie von herab.

„Das stimmt nicht, einige unserer Freundinnen sind in meinem Alter schon verlobt“, trumpfte die 16-jährige Adele auf.

„Erst bin ich an der Reihe“, wies Eugenie ihre Schwester zurecht.

„Meine Damen, wir sind mitten im Unterricht“, mahnte der Abbé hilflos.

Eugenie sah ihn an.

„Ja Monsieur, wir haben Unterricht“, gab sie ihm zu seiner Überraschung recht, „und zwar heißt es ab sofort Tanzunterricht!“

Sie lachte den verdutzt dreinsehenden Abbé ganz einfach aus, dann nahm sie ihre Schwestern bei den Händen und lief ins Musikzimmer. Die kleine 14-jährige Louise setzte sich ans Spinett und fing mehr oder weniger gut eine Melodie zu spielen an, während ihre Schwestern sich in Tanzschritten übten.

 

Jeannette, die gerade mit der Schneiderin in ihrem Ankleidezimmer nach einem passenden Kleid suchte, dass sie für Eugenie zu einem Ballkleid umarbeiten konnten, horchte auf.

„Ich wusste gar nicht, dass der Abbé musizieren kann“, wunderte sie sich.

Sie gab der Schneiderin noch kurz ein paar Anweisungen, dann machte sie sich auf, um nach dem Rechten zu sehen.

„Madam, ich konnte die Damen nicht davon abhalten“, empfing sie der Abbé händeringend schon an der Tür zum Musikzimmer.

Jeannette musste lächeln, als sie ihre drei Mädchen sah, die trotz ihrer 14 Jahre noch sehr kindlich wirkenden Louisa, die mit hochroten Wangen eifrig die Tasten des Spinetts quälte, um mehr falsch als richtig eine Melodie zu spielen und die beiden anderen, die sich in Schritten übten, die nur entfernt an Tanzschritte erinnerten. Jeanette klatschte in die Hände, worauf alle drei zu ihr herumfuhren.

„Soviel ich weiß, habt ihr doch jetzt Unterricht bei unserem guten Abbé“, rügte Jeannette ihre Töchter.

Eugenie kam zu ihr gelaufen, deutete einen Knicks an und nahm dann ihre Hand.

„Maman, das, was wir hier tun ist doch jetzt viel wichtiger“, sagte sie aufgeregt, „bald muss ich auf einen Ball und kann doch nicht mal die einfachsten Tanzschritte.“

„Ja, wir brauchen einen Tanzlehrer“, mischte sich Adele ein, „und jemand, der auf dem Spinett spielen kann“, setzte sie noch seufzend hinzu.

„Am Spinett kann ich spielen“, wehrte Jeannette das Ansinnen der Töchter, extra dafür jemand anzustellen, ab.

„Und ich weiß einen Tanzlehrer, der ein Meister in seinem Fach ist“, setzte sie noch lächelnd hinzu.

„Ja, wer?“ Eugenies blaue Augen sahen sie neugierig an.

„Euer Vater, er war ein fantastischer Tänzer und ich bin sicher, dass er die Tanzschritte noch immer perfekt beherrscht“, erklärte sie.

Es stimmte, bei all seinen Fehlern war Louis Henri ein Charmeur und ein begnadeter Tänzer, dem die Frauen zu Füßen lagen und noch immer taten. Viele ihrer Freundinnen beneideten Jeannette um diesen Mann, der sie so zu lieben schien, dass er nicht mal eine Mätresse hatte. Wenn die wüssten!

„Der Herr Papa?“ Eugenie zog einen Schmollmund, „aber er hat doch nie Zeit für uns.“

„Ich werde mit ihm reden“, versprach Jeannette, „schließlich will auch er, dass du eine perfekte Figur auf dem Ball abgibst.“

Und wir für dich einen Ehemann dort finden, aber das sagte Jeannette nicht. Sie wandte sich an den Mann neben ihr.

„Mein lieber Abbé, ich glaube, das wird heute nichts mehr mit dem Unterricht, außerdem brauche ich Eugenie bei der Schneiderin.“

Der Abbé deutete eine kleine Verbeugung an und dann verschwand er so schnell er konnte, froh, den Rest des Tages in seiner Kammer beim Gebet verbringen zu können.

„Maman, ich bin doch auch alt genug für den Ball“, versuchte Adele ihre Mutter für sich einzunehmen.

Jeannette sah ihre mittlere Tochter an. Adele war ganz das Gegenteil von der blonden, blauäugigen Eugenie. Ihre Haare waren glänzten dunkel wie Ebenholz und auch ihre Augen waren von der gleichen Farbe, ein Ebenbild ihres Vaters und auch ihr Körper wirkte schon fraulicher, als es ihrem Alter entsprochen hätte. Ja, Adele hatte recht, auch für sie war es an der Zeit, einen passenden Ehemann zu finden. Nur für beide Töchter eine Mitgift aufzubringen war fast unmöglich, aber kommt Zeit, kommt Rat!

„Du hast recht, meine Liebe“, nickte Jeannette, „dann kommt, wollen wir doch sehen, ob wir auch für dich ein passendes Kleid finden.“

 

*****

 

Als Louis Henri, der Duc de Joyeuse, am frühen Morgen nach Hause ritt, war er zwar zum Umfallen müde, aber bestens gelaunt.

Jeannette, die in ihrem Morgengewand gerade an der Frisierkommode saß und sich von ihrer Zofe frisieren ließ, schreckte hoch, als ihr Ehegemahl unangemeldet ihr Schlafgemach betrat, denn das hatte er seit Monaten, nein, seit Jahren nicht mehr getan.

„Oh, meine Liebe, ich störe doch hoffentlich nicht?“ fragte er, ließ sich aber ungeniert auf einen Stuhl fallen.

Jeannette bedeutete der Zofe, dass sie verschwinden sollte, dann wandte sie sich ihrem Ehemann zu. Sie betrachtete ihn, wie er da so saß, sehr selbstzufrieden, so als ob es überhaupt keine Sorgen auf der ganzen Welt gäbe. Er war nun über 50 Jahre alt und im Gegensatz zu vielen anderen Männern in seinem Alter sah er noch immer sehr gut aus, man sah kaum den Ansatz eines Bauches und auch sein Gesicht zeigte kaum Falten, nur die grauen Strähnen in seinem Haar, dass er zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden trug, deuteten auf das fortgeschrittene Alter hin.

„Was verschafft mir die unverhoffte, wie seltene Ehre Eurer Anwesenheit?“ fragte sie zurück, als sie allein waren.

„Ich habe gute Nachrichten, nein, sehr gute Nachrichten“, strahlte Louis Henri.

„Habt Ihr weniger als sonst beim Kartenspiel verloren?“ Jeannette konnte nicht verhindern, dass sie zynisch klang.

„Nicht der Rede wert“, wischte er mit der Hand die horrende Summe, die er vor wenigen Stunden verloren hatte, aus seinem Gedächtnis.

„Ich habe einen Ehemann für unsere Tochter gefunden!“ verkündete er seine Heldentat und nun wandte Jeannette ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu.

„Gefunden? Und wer soll das sein?“ fragte sie.

„Die Einladung zum Ball wird keine Brautschau für unsere Tochter, sondern dort werden wir ihre Verlobung verkünden!“

„Mit wem?“ hakte Jeannette nach, hoffentlich hatte ihr feiner Ehemann in seinem Leichtsinn das Mädchen nicht irgendeinem dahergelaufenen Spieler versprochen!

„Der Sohn des Hauses des Vicomte de Brézé, wo der Ball stattfindet!“

Die de Brézés waren zwar nur Vizegrafen, ein kaum nennenswerter Adels Titel, doch die Familie hatte durch geschickten Handel zu See und Land ein großes Vermögen im Laufe der Jahre angehäuft, was den niedrigen Adel wieder wett machte.

Jeannette dachte scharf nach, versuchte, die Kinder der Familie Brézé auf die Reihe zu bekommen.

„Meint Ihr vielleicht Etienne?“ fiel Jeannette ein Name ein, „aber der ist doch gerade erst 13 Jahre alt!“

„Ja und?“ zuckte Louis Henri mit den Schultern, „besser so einen jungen Ehemann als einen alten Kerl, der nichts mehr auf die Reihe bringt.“

Jeannette hob die Augenbrauen, aber insgeheim musste sie ihrem Gemahl recht geben. Die Vorstellung, ihre hübsche, so lebensfrohe Tochter bekäme einen alten Mann, der sich dann ächzend und stöhnend über sie hermacht…, nein, da war ein Junge wie Etienne viel besser und schließlich wird aus jedem Knaben auch mal ein Mann!

Louis Henri erhob sich und trat hinter seine Frau, betrachtete ihr Spiegelbild. Jeannette war noch immer eine schöne Frau, der man die 44 Jahre fast gar nicht ansah. Ihre Schultern, die von dem leichten Morgengewand nicht bedeckt wurden, wirkten wie die eines jungen Mädchens, ihre Haut war glatt und seidig zart.

„Ich habe dich in letzter Zeit sträflich vernachlässigt“, sagte er leise und strich mit der Hand über ihrer Schulter, „wenn du willst, bin ich bereit, zu tun, was des Ehemannes Pflicht ist.“

Jeannette zuckte zusammen, was war denn in ihn gefahren? Hastig bedeckte sie ihre Schulter, erhob sich und trat einen Schritt von ihrem Gemahl weg.

„Euer Ansinnen ehrt mich“, versuchte Jeannette ruhig und freundlich zu antworten, „aber es ist unpassend. Ich muss mich eilen, da im Dorf einige Frauen meine Hilfe brauchen und auch die Schneiderin braucht noch einige Anweisungen.“

Auch Louis Henri trat einen Schritt zurück.

„Ist schon gut“, murmelte er, „ich dachte mir nur… und weil wir schließlich verheiratet sind…“,

Fast tat er Jeannette nun leid, sie trat wieder zu ihm und legte eine Hand auf seine berüschte Hemdbrust.

„Louis, ich weiß es wirklich zu schätzen“, sagte sie, „und ich kann nur erahnen, was dich so ein Angebot kostet. Aber wegen mir brauchst du dich nicht verleugnen, wir wissen, was wir aneinander haben und das genügt.“

Louis Henri nahm ihre Hand und küsste diese.

„Meine liebe Jeannette, wenn ich fähig wäre, Frauen zu lieben, dann würde mein Herz vor Liebe zu dir glühen. Aber auch wenn du es mir nicht glaubst, ich weiß, was für einen Schatz ich in dir habe und soweit ich in meiner Unfähigkeit lieben kann, liebe ich dich.“

Jeannette konnte nicht antworten, sie starrte ihm nach, selbst als er längst verschwunden war. So etwas hatte er bisher in all den Ehejahren nicht zu ihr gesagt! Wurde er alt und deshalb sentimental? Jeannette seufzte, wahrscheinlicher war, dass er wieder mal eine riesige Summe verloren hatte und gut Wind bei ihr machen wollte!

 

3. Kapitel

 

Louis Henri war inzwischen in seine Privatgemächer geeilt und dort angekommen, blieb er erst mal unschlüssig mitten im Raum stehen. Er hatte sein Angebot ernst gemeint, seine Frau hatte ein Anrecht auf seine ehelichen Pflichten, noch dazu, wo heute während des Kartenspiels einige Mitspieler Bemerkungen über Jeannette fallen ließen, ihr Aussehen lobten und Andeutungen gemacht hatten, dass es für ihn wohl ein Vergnügen sein musste, seine Pflichten bei ihr zu erfüllen. Er hatte nur wissend genickt, hatte versucht, ein anzügliches, dreckiges Grinsen zu zeigen, worauf ihm die anderen auf die Schultern schlugen und meinten, wenn Not am Mann wäre, hätten sie nichts dagegen, einzuspringen. Blanke Eifersucht war in ihm aufgestiegen, auch wenn er mit Frauen nichts am Hut hatte, so war Jeannette doch seine Frau und nur er hatte das Recht, sie zu besteigen, auch wenn er das gar nicht wollte.

 

Diese Gedanken hatten ihn so erregt, dass er nun Abhilfe brauchte, er zog an einem gestickten Band, das an der Wand hing und kurze Zeit später trat sein Diener ein.

Es war nicht der alte Diener, Louis Henris Vertrauter und Geliebter, denn leider war dieser vor einer Zeit gestorben und er hatte aufrichtig um ihn getrauert, doch dann hatte er zufällig bei einem Ausritt einen jungen Kerl auf einem Feld arbeiten gesehen, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte und ihn zu sich gerufen. Ein paar Locken seines schwarzen Haarschopfes waren dem Jungen in die erhitzte Stirn gefallen und rehbraune Augen sahen Louis Henri unsicher an, die Figur war schlank wie eine junge Tanne und in Louis Henris Hose war es eng geworden. Er wollte diesen Knaben haben!

Er hatte ihn um seinen Namen gefragt und nachdem er dessen Eltern, armen Bauersleuten, ein paar Münzen hingeworfen hatte, hatte er den Jungen mitgenommen, um ihn als seinen persönlichen Diener anzustellen. Nun war der 19-jährige Jean seit ein paar Wochen in seinen Diensten und bisher hatte sich Louis Henri zurückgehalten, ihn nur hin und wieder gestreichelt, aber heute hatte er Lust auf mehr.

„Hole einen Krug des besten Weines, ich habe etwas zu feiern, und komme schnell damit zurück“, wies er den Diener an, worauf sich dieser beeilte, dem Befehl nachzukommen.

Louis Henri befreite sich inzwischen so weit von seiner Kleidung, dass er nur mehr Hemd und Hose trug. Er richtete zwei Gläser her, konnte kaum die Vorfreude bändigen und als Jean mit einem Krug zurückkam, nahm er ihn dem Jungen ab und goss die Gläser voll.

„Hier mein Junge, trink“, hielt er ihm ein Glas, das Jean zögernd nahm.

„Herr, ich weiß nicht, ich…“, stammelte Jean verlegen.

Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, sein Dienstherr machte ihn immer verlegen, er war ganz einfach zu nett zu ihm, Jean wusste von anderen Dienstboten, dass es in anderen Häusern ganz anders zuging, da wurde oft gleich hingeschlagen, wenn man etwas nicht zur Zufriedenheit der Herrschaft erledigte, auch von seinem Vater wurde er als Kind oft geschlagen, das war normal, alle Väter taten es. Auch der Duc de Joyeuse, sein Dienstherr, hatte ihn schon geschlagen, obwohl, nein, es war kein Schlagen, eher ein Streicheln über seine Hinterbacken, ein eigenartiges, aber schönes Gefühl.

„Trink ruhig, ich erlaube es dir“, nickte ihm Louis Henri zu, worauf Jean einen Schluck nahm.

Sein Dienstherr trank das Glas in einem Zug aus, stellte es auf das Tischchen zurück.

„Jean, hast du getan, was ich dir befohlen habe?“ fragte Louis Henri nun.

„Herr, ich habe alles getan, wie geheißen“, gab Jean gehorsam zur Antwort.

„Wirklich?“ Der Duc hob die Augenbrauen, „zieh dich aus.“

Jean starrte ihn verwirrt an.

„Zieh dich aus, ich will sehen, ob du dich wirklich ordentlich gewaschen hast, wir sind hier nicht in einer Bauernkate und ich hasse Schmutz“, ließ Louis Henri keinen Einwand zu.

Zögernd und mit rotem Kopf zog sich Jean aus, bis er nur mehr in der Hose dastand. Louis Henri wandte sich ab und goss sich das nächste Glas voll, der Anblick des makellosen nackten Oberkörpers Jeans ließ seinen eigenen Schwanz hart werden und drückte gegen die enge Hose.

„Sehr gut“, nickte er nach einem großen Schluck, „du scheinst wirklich sauber gewaschen zu sein.“

Er ging um den Jungen herum, ließ seine Hand wie zufällig über dessen Schulter gleiten, dann tiefer, fuhr mit einem Finger den Hosenrand entlang, bis er wieder vor ihm stand.

„Aber der Oberkörper ist nicht alles, zieh die Hose aus“, forderte er.

Jean starrte ihn an.

„Herr, das geht nicht“, stammelte Jean nach ein paar Sekunden des erschrockenen Schweigens.

„Ach ja und warum nicht?“ Louis Henri zog unwillig die Augenbrauen hoch.

„Die Kirche sagt, es gehört sich nicht, sich anderen nackt zu zeigen“, Jeans unschuldige Augen brachten Louis Henri fast zum Lachen.

Natürlich, der Knabe stammte aus einem Dorf, dort war man noch religiös und hielt auf Anstand. Die Leute hatten keine Vorstellung, wie es hinter den schweren Brokatvorhängen in den Schlössern des Adels wirklich zuging!

„Lass die Kirche aus dem Spiel, sie ist der größte Lügner überhaupt! Sie verbietet dem Volk alles, was Spaß macht und doch sind die größten Sünder in den eigenen Reihen zu suchen“, antwortete Louis Henri mit scharfer Stimme, dann fuhr er etwas ruhiger fort, „mein lieber Jean, wir beide sind Männer und ich weiß nur zu gut, wie du da unter deiner Hose aussiehst, also kannst du sie ruhig ausziehen.“

Er zog an den Bändern der Hose, um Jean einen Anstoß zu geben und wirklich zog dieser, wenn auch langsam und zögernd, seine Hose aus. Schnell versuchte er mit seinen Händen sein Geschlechtsteil zu bedecken, doch Louis Henri hatte genug gesehen, um sich vor Lust über die Lippen zu lecken.

„Nimm die Hände weg“, forderte er mit heiserer Stimme.

Jean befolgte auch das, aber nun lief sein Kopf vor Scham rot an, noch dazu, wo ihn sein Herr so ausgiebig betrachtete, dass Jean unsicher wurde, ob bei ihm alles normal aussah. Er wusste nicht, dass Louis Henri ganz versunken in dem Anblick war. So einen schönen Schwanz hatte er noch nie gesehen! Auch die Hoden, noch jugendlich fest, schrien direkt nach einer Liebkosung! Wieder umrundete er den Jungen, sah dessen stamme Hinterbacken und der Spalt gab einen Hinweis auf den paradiesischen Eingang, den es da verborgen gab, am liebsten hätte Louis Henri sich gebückt, um mit der Zunge über den Spalt zu lecken und noch tiefer, aber er wusste, dass er langsam vorgehen musste.

„Sehr schön“, nickte er zufrieden, doch dann zogen sich seine Augenbrauen unwillig zusammen, „du weißt wohl nicht, dass ich das so nicht dulden kann?“

„Herr, ich habe mich aber sorgsam gewaschen“, stammelte Jean unsicher.

„Das sehe ich mit Gefallen“, erwiderte sein Herr, „aber weißt du nicht, dass gerade hier viele Krankheitserreger lauern können?“

Er zeigte auf den dunklen Haarflaum, den Jeans Geschlecht umgab, „diese Haare sind oft die Ursache von ganz Üblem.“

„Herr, verzeiht, dass wusste ich nicht“, wurde Jean immer verlegener, er wusste auch nicht, was man gegen diese Haare da unten tun könnte.

„Ein Mann, der auf seine Gesundheit achtet, entfernt die Haare nicht nur aus seinem Gesicht, sondern auch da unten“, erklärte Louis Henri in schulmeisterlichen Ton.

„Oh, ich…“, wieder brach Jean ab, er wusste ganz einfach nicht, was er sagen sollte, genauso, wie er nicht wusste, was er überhaupt von dem Ganzen hier halten sollte.

„Lege dich auf das Bett, ich werde dich rasieren“, ordnete Louis Henri an.

Jean starrte seinen Dienstherrn an, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.

„Wenn es dir lieber ist, kann ich auch den Barbier rufen“, schlug Louis Henri vor, doch damit der Junge nicht darauf einging, fuhr er schnell fort, „ich weiß allerdings aus eigener Erfahrung, dass der alte Mann etwas ungeschickt ist und es manchmal Verletzungen gibt.“

Das stimmte zwar nicht, denn seit sein Geliebter tot war, erledigte er das selbst, zwar etwas mühsam, aber den alten Barbier wollte er doch nicht an sein bestes Stück ranlassen.

Jean sah zögernd zum Bett seines Dienstherrn, durfte er das wirklich? Was war, wenn das nur als Scherz gemeint ist und er Schläge oder gar einen Rauswurf riskierte?

„Nun komm schon, lege dich hin“, forderte Louis Henri, „ich hole inzwischen die Seife und das Messer.“

Er verschwand kurz in seinem Ankleidezimmer und Jean setzte sich auf die Bettkante, er strich andächtig über das seidene Bettlaken. Das Bett war so weich und duftete so gut!

Das wäre etwas für die alten schmerzenden Knochen seiner Eltern, aber er durfte nicht undankbar sein, denn seit er hier in Anstellung war, konnte er ihnen hin und wieder ein bisschen Geld geben und auch Essen bringen.

„So ist es schon besser“, riss ihn sein Herr aus den Gedanken.

Louis Henri tippte ihn an, um ihm zu zeigen, dass er sich endlich hinlegen sollte und gehorsam ließ sich Jean auf die Kissen sinken.

Louis Henri nahm eine kleine Schale, in der schon Seife war und schlug diese mit dem Pinsel schaumig.

„Mach die Beine etwas breiter“, befahl er und auch das tat Jean, schloss aber nun vor Scham seine Augen, denn er konnte seinem Dienstherrn nicht mehr ins Gesicht sehen. Was sie da taten, war eine große Sünde!

Fast hätte er die Hand weggeschlagen, als er spürte, wie Louis Henri ihn mit dem Pinsel da unten berührte, aber er beherrschte sich, hatte Angst, sonst seine Anstellung zu verlieren. Und außerdem… eigentlich fühlte sich das gut an… sogar sehr gut… zu gut!

Er fühlte, wie sein Penis hart wurde und sich aufstellte.

„Verzeiht Herr, ich…“, mit hochrotem Kopf brach er ab, wusste nicht, was er sagen sollte.

„Schon gut, mein Junge“, die Stimme seines Dienstherrn klang dunkel, wie schwarzer Samt, „es ist nur natürlich, dass du auf meine Berührung so reagierst.“

Jean wusste nicht, dass es auch in Louis Henris Hose zu eng geworden war. Er sollte dringend seinen eigenen Schwanz befreien, aber zuerst musste er den Jungen fertig machen.

„Das könnte jetzt ein bisschen ziepen“, warnte er, bevor er zum Rasiermesser griff.

Jean nickte, ließ aber die Augen geschlossen, wollte gar nicht sehen, was da unten vor sich ging. Ein Aufstöhnen entwich ihm, als eine Hand seinen Schwanz fest umschloss.

„Ich weiß, wie gut das tut“, murmelte Louis Henri, er beeilte sich, um mit dem Rasieren fertig zu werden.

„Nein, lass sie breit“, mahnte er, als er die Hoden des Jungen berührte und dieser die Beine zusammenpressen wollte, „ich tue dir sonst weh und das wollen wir doch an dieser empfindlichen Stelle nicht, oder?“

Jean schüttelte heftig mit dem Kopf, eigenartige Wellen durchliefen seinen Körper, es war ein Gefühl wie… wie, er konnte es nicht beschreiben, es war unglaublich, es war zu viel! Jean begann zu stöhnen, er spürte, wie sich seine Hoden zusammenzogen, er spürte…

„Hoppla, nicht so schnell“, rief Louis Henri überrascht, als eine milchige Flüssigkeit aus Jeans Schwanz rausschoss.

„Verzeiht Herr“, keuchte Jean, er hatte das nicht gewollt, wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.

„Auch das ist nur natürlich“, beruhigte ihn Louis Henri, er war soeben mit der Rasur fertig geworden und wusch ihn nun mit feuchten Tüchern ab.

„Nicht so gut ist, dass du mich auch beschmutzt hast“, fuhr er strenger fort.

„Das wollte ich nicht“, stammelte Jean zunehmend verzweifelt, „ich wollte das überhaupt nicht, Ihr könnt mich dafür bestrafen.“

„Bestrafen“ Louis Henri lächelte, „warum sollte ich dich für die natürlichste Sache bestrafen? Deine Reaktion zeigt mir ja nur, dass du ein gesunder junger Mann bist!“

Er stand auf und holte einen Handspiegel.

„Siehe dir an, wie schön das jetzt aussieht“, sagte er und drückte Jean den Spiegel in die Hand.

Verlegen drehte Jean den Spiegel hin und her, wollte gar nicht hinsehen, doch dann ließ ihm seine Neugierde doch keine Ruhe. Erstaunt sog er die Luft ein, er sah wie ein kindlicher Knabe aus, die Haut war glatt und rein wie die eines Kindes, nun, nicht ganz, dazu war sein Schwanz zu männlich zu…, Himmel, der wurde schon wieder hart! Schnell legte er den Spiegel weg und bedeckte sein Geschlecht mit der Hand, drehte sich zur Seite. Er sollte aufstehen, sollte schleunigst verschwinden, dieses seltsame Geschehen beenden…, und doch blieb er liegen.

„Nicht doch“, eine Hand fasste nach seiner Schulter und drehte ihn wieder auf den Rücken.

„Du bist zu schön, um es zu verstecken“, sagte der Duc de Joyeuse, „lass mich mein Werk bewundern.“

„Aber ich…“, Jean blieb das Wort im Hals stecken, denn sein Herr stand nun ebenfalls nackt vor ihm. Auch dessen Geschlecht war glattrasiert und sein Schwanz nicht gerade schlaff, sondern zeigte ziemlich auffordernd in seine Richtung. Louis Henri setzte sich wieder auf die Bettkante.

„Hattest du schon mal ein Liebchen?“ fragte er unvermittelt.

„Herr, ich versteh nicht“, war Jean nun verwirrt.

„Ich fragte, ob du schon mal Geschlechtsverkehr hattest“, erklärte Louis Henri etwas ungeduldig.

„Nein“, wehrte Jean entsetzt ab, „ich bin ja nicht mal verheiratet.“

„Nun, dazu muss man nicht unbedingt verheiratet sein“, musste Louis Henri schmunzeln, „hast du wenigstens schon mal Hand an dich selbst angelegt?“

Jean bekam einen roten Kopf.

„Das ist eine Todsünde!“

„Ja, das sagt die Kirche und doch tun es alle“, nickte Louis Henri, er legte seine Hand auf Jeans Geschlecht, dieser zuckte zusammen, wehrte aber die Hand nicht ab.

„Und es gibt noch mehr, was die Kirche verteufelt und doch tun es gerade die kirchlichen Würdenträger besonders oft“, sagte er geheimnisvoll, worauf ihn Jean mit großen Augen ansah.

„Weißt du, es wird so viel über die Liebe gesungen und gedichtet“, fuhr der Duc fort, „aber die Liebe zwischen Mann und Frau ist eine Täuschung, die Ehe dient nur dem Zweck, Nachkommen und Erben zu bekommen. Die wahre Liebe gibt es nur zwischen Männern, sie ist frei vom Zwang Kinder haben zu müssen oder wenn man nicht verheiratet ist, frei von Angst Kinder zu bekommen.“

Jean hatte ihm immer verwirrter zugehört, konnte gar nicht verstehen, was sein Dienstherr damit sagen wollte.

„Und ich werde dir zeigen, was wahre Liebe ist“, schloss Louis Henri seine Ausführungen, er beugte sich über den Jungen und gab ihm einen Kuss, gleichzeitig begann er, dessen Hoden zu streicheln. Jean hatte den Kuss verwirrt zugelassen, aber nun durchfuhren ihn wieder diese eigenartigen Schauer, Erregung erfasste ihn und ohne es zu wollen, begann er zu stöhnen.

„Ja, gut so“, flüsterte eine Stimme an seinem Ohr, Louis Henri hatte sich zu ihm gelegt und nun ergriff er Jeans Hand und führte sie zu seinem eigenen Geschlecht.

„Berühre mich, streiche mich, so wie ich dich streichle“, forderte sein Dienstherrn mit heiserer Stimme. Nach einigen Zögern folgte Jean der Aufforderung, ahmte die Handbewegung nach, die sein Dienstherr an ihm vollführte. In Jean kämpfte schlechtes Gewissen aus Angst vor der Sünde, die sie beide gerade begingen mit einem unsagbaren wohligen Gefühl, das alsbald die Gedanken an Sünde vertrieb, ja Jean hatte immer mehr Mühe, überhaupt zu denken. Plötzlich war die Hand seines Herrn weg und ungewollt seufzte er enttäuscht auf.

„Keine Angst, jetzt wird es noch besser“, versprach Louis Henri, er drehte sich um, so dass sein Kopf auf Höhe von Jeans Geschlechtsteil war. Er beugte sich darüber und berührte dessen Schwanz mit seinen Lippen.

„Ahhh!“ stöhnte Jean auf, „was tut Ihr da?!“

Louis Henri antwortete nicht sofort, sondern umschloss Jeans Penis mit seinen Lippen, saugte daran. Jeans Körper begann zu vibrieren, er krallte seine Finger in das Bettlaken, er spürte, wie sich sein Unterleib wieder verkrampfte, seine Hoden sich zusammenzogen.

„Nimm meinen Schwanz auch in den Mund“, forderte Louis Henri ihn auf, doch Jean zögerte wieder, es wurde ihm nun doch unheimlich.

„Ich kann doch nicht…“, stammelte er abwehrend.

„Du kannst mir nicht verwehren, was ich dir Gutes tue“, sagte Louis Henri ungehalten, doch dann erhob er sich, „aber ich verstehe, wenn du noch Hemmungen hast.“

Er ging zum Tischchen, wo er zuvor die Weingläser abgestellt hatte, und füllte beide wieder voll.

„Hier trink“, reichte er ein Glas dem jungen Diener, doch als dieser wieder nur einen Schluck machen wollte, hob er das Glas etwas hoch, so das Jean weiter trinken musste, bis das Glas leer war.

„Ich hoffe, du hast jetzt weniger Hemmungen“, sagte Louis Henri, stellte das nun leere Glas ab und nahm sein noch volles Glas, doch er trank nicht daraus, sondern tauchte seinen Penis darin ein.

„Nun ist er ganz sauber und schmeckt auch noch gut“, sagte er breit grinsend, er stellte auch dieses Glas ab und legte sich wieder wie vorhin auf das Bett.

„Jetzt tun wir es gleichzeitig“, forderte er seinen Diener auf und nahm dessen Penis wieder in den Mund.

Jean hatte ihm atemlos zugesehen, als sein Dienstherr den Schwanz in den Rotwein getaucht hatte, er selbst fühlte sich von dem ungewohnten Alkohol wie benebelt. Nicht, dass er noch nie Wein getrunken hätte, es war üblich, Wein statt Wasser zu trinken, doch er hatte bisher nur leichten, verwässerten Wein getrunken und noch nie so einen schweren wie dieser Rotwein, den ihm sein Herr gegeben hatte. Nun lag er da, den Schwanz seines Herrn direkt vor seinem Gesicht, der Rotwein tropfte auf das weiße Laken und ohne recht zu wissen, was er tat, leckte er den Wein ab.

„Fester, nimm ihn ganz in den Mund“, befahl Louis Henri und gleich musste er ein Aufstöhnen unterdrücken, denn der Junge war ungeübt, hatte nicht die Erfahrung seines alten Dieners, er war fast ein wenig zu grob und doch…, wieder stöhnte Louis Henri auf, fast hätte er selbst in den Schwanz in seinem Mund gebissen. Schnell überließ er sich der Routine, denn er hatte noch etwas ganz anderes mit dem Jungen vor, und wirklich, nur kurze Zeit später schoss Samenflüssigkeit in seinen Mund, er schluckte diesen jugendlich frischen Saft gierig hinunter, dann entließ er den Schwanz aus seinem Mund, entzog seinen eigenen dem Mund seines Dieners.

Jean hatte die Augen geschlossen, er fühlte sich erschöpft, wie losgelöst von allem, wollte nicht mehr als für immer so liegen bleiben.

„Nun, hat es dir gefallen?“, hörte er eine Stimme und mühsam öffnete er seine Augen.

„Ich weiß nicht, Herr…“, er stockte, „ja doch, Herr“, gab er dann zu.

„Henri, sag Henri zu mir“, forderte der Duc ihn auf, er streichelte dem Jungen über die Wange, strich ihm eine Locke aus dem verschwitzten Gesicht.

„Ja, Her…äh…Henri, es hat mir gefallen“, antwortete Jean gehorsam.

„Das ist gut, sogar sehr gut“, nickte Louis Henri lächelnd, doch dann wurde er ernst.

„Ich habe dich verwöhnt und du bist zweimal gekommen, ich hingegen noch gar nicht, findest du nicht, dass das ungerecht ist?“

„Doch Herr, Henri, ich kann euren…, euren…, wieder in den Mund nehmen, wenn Ihr…“,

„Nein“, unterbrach ihn der Duc, „du wirst mir einen noch größeren Genuss bereiten und ich versichere dir, dass du dabei auch nicht zu kurz kommen wirst.“

Wieder erhob er sich, verschwand kurz im Nebenraum und kam mit einem Tiegel zurück. Jean, der fast weggedämmert war, sah ihn nun an, neugierig, was sein Herr nun vorhatte. Dieser hatte den Tiegel geöffnet und mit der Creme darin seinen Penis so eingestrichen, dass er glänzte. Also, wenn er ihn jetzt wieder in den Mund nehmen musste, würde ihm diese fette Creme aber bestimmt nicht schmecken, durchfuhr es Jean.

„Knie dich hin und stütze dich mit den Armen auf dem Bett ab“, befahl Louis Henri und Jean tat es sofort, froh, nun den Schwanz nicht in den Mund nehmen zu müssen. Jean fühlte, wie die Hände Louis Henris über seine Hinterbacken strichen.

„Dein Schwanz ist schön, aber dein Hinterteil ist ganz einfach herrlich“, schwärmte dieser.

Er nahm mit zwei Fingern eine größere Menge der Salbe aus dem Tiegel und bestrich damit Jeans Po Spalte, ließ die Finger in die Spalte gleiten. Jean zuckte zusammen, versuchte, die Pobacken zusammen zu pressen.

„Nicht, entspann dich, dann wird’s umso schöner“, hörte er die Stimme seines Herrn.

Jean versuchte, sich zu entspannen, aber dann…, bei allen Heiligen was tat sein Herr da?! Er fühlte dessen Finger an seiner Rosette, wie diese die Salbe verteilten, ein Finger berührte den Rand des Schließmuskels, drang tiefer und Jean entfuhr ein erschrockener Ausruf.

„Schsch, alles ist gut“, beruhigte ihn Louis Henri, er musste sich mit aller Kraft beherrschen, am liebsten hätte er seinen Schwanz bis zum Anschlag in diesen jungfräulichen Hintern gerammt, aber er wusste, dass er beim ersten Mal vorsichtig vorgehen musste, um den Jungen nicht zu verletzen. Er nahm noch einen zweiten Finger dazu, um dessen Analmuskel etwas zu dehnen, um ihn bereit zu machen, bereit für ihn, für seinen Schwanz, der schon voll Vorfreude pochte, zum Platzen prall war.

„Nun entspanne dich und versuche, so locker wie möglich zu bleiben“, forderte Louis Henri, er dirigierte seinen steifen Schwanz vor den Eingang, hielt kurz inne und dann drang er vor, trat ein in das Paradies.

„Ahhh!“ schrie Jean auf, als sein Schließmuskel mit Schmerz reagierte, er wollte das nicht, versuchte, diesen Schwanz aus sich wieder rauszupressen, wollte fort, weg von diesem Bett, fort aus diesem Zimmer, fort von diesem sündhaften perversen Tun.

„Gleich wird’s besser“, versprach Louis Henri, er zog sich etwas zurück, stieß wieder vor, langsam, vorsichtig.

„Ich will das aber nicht“, versuchte sich Jean zu wehren.

„Doch, du willst es und du wirst es immer wieder wollen“, versprach sein Dienstherr und stieß nun vollends zu.