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Meine Idee war, einmal abseits der üblichen Touristenpfade den südliche Teil des amerikanischen Kontinents zu besuchen. Ecuador, Bolivien, Paraguay und Uruguay sollen die Länder sein, die ich erkunden wollte und quasi als Bonusmaterial die Dominikanische Republik als Abschluss und Buenos Aires als Startpunkt. Und, nicht zu vergessen, Barcelona als Umsteigepunkt, was ich aber als Tagesbesuch umgestellt habe. Ich habe viel gesehen, viel erlebt, viele Kontakte gehabt und wieder viel gelernt.
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Seitenzahl: 592
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ich widme dieses Buch meinen Lesern und vor allem den Followern auf meinem Blog. Sie begleiten mich auf meinen Reisen und erleben alle Höhen und Tiefen mit mir. Der Gedanke daran gibt der Zeit eine weitere Qualität.
Einleitung
Spanien
Argentinien
Uruguay
Paraguay (1)
Brasilien
Paraguay (2)
Bolivien
Ecuador
Dominikanische Republik
Nachwort
Es ist eine schöne und lieb gewordene Tradition: Irgendwie muss ich im frühen Jahr auf die Walz gehen. Der Winter wird dadurch kürzer und ich habe meist ab November etwas, auf das ich mich freue oder vor dem ich Manschetten habe: Je nachdem.
In dieser Zeit sitze ich oft am Rechner und sammele Informationen. Und dann entwerfe ich Szenarien. Es geht immer um die Kombination von klimatischen Voraussetzungen (gerne so um die 25 Grad, damit ich nicht so viel Kleidung brauche) und wenig oder kein Regen. Die erste Idee war Nordindien und die Bay of Bengal (Kalkutta). Das steht schon lange auf meiner Liste, aber es ist schwierig. Der Norden (Ladakh) ist sehr kalt und geht eigentlich nur im europäischen Hochsommer. Kalkutta wäre zu Weihnachten erträglich. Indonesien hat in der ersten Jahreshälfte viel Regen.
Der Balkan (es muss ja nicht immer so weit sein) oder das Baltikum gehen auch nur im Sommer. Australien ginge. Australien mit dem Camper? Sounds good. Vielleicht von Adelaide aus über Melbourne und Sidney hoch bis Brisbane? Aber es ist eine verdammt weite Anreise. Meine beiden Besuche in dem Land habe ich im Rahmen von Weltreisen quasi „en passant“ gemacht, jetzt müsste ich NUR anreisen. Schwierig. Eine Freundin aus dem Gym, eine Australierin, hat mir dann auch noch verraten, dass das Land eigentlich fast überall gleich aussieht. Viel Land, wenige Menschen und wenige Städte. Aber das Wetter wäre ok…..
Und da war dann auch noch Südamerika. Der Subkontinent hat keinen guten Ruf. Die Städte gelten als gefährlich und Leute wie Maduro oder Milei tragen nicht zur Verbesserung bei. Aber spannend sind diese Länder. Es gibt im Februar / März viel Regen und in den Kordilleren auf über 3000m kommt man nicht ins Schwitzen. Aber spannend sind die Länder. Die Anreise ist auch sehr lang und die Flüge sind ein einziges Desaster. Keine Direktflüge, sondern viele Umstiege. Wenige Flüge mit wenigen Alternativen. Und schweineteuer. Aber spannend sind die Länder.
Ich bin immer wieder sehr angetan von den Internetforen auf Facebook. Hier gibt es Foren für jedes Land und man erhält immer wieder gute Tipps. Eine sehr nette Schweizerin im Ecuador-Forum hat mir viel über das Land erzählt und mir gute Tipps für die Reiseroute gegeben. Ein Amerikaner im Venezuela-Forum hat mir dringend abgeraten, Caracas zu besuchen. Zu unsicher, zu gefährlich. So verging eine Zeit bis sich ein Bild formte. Und dann füllten sich meine Excel-Tabellen. Ich schreibe eine Reiseroute runter, von A nach B nach C und notiere pro Ort eine geplante Aufenthaltsdauer in Abhängigkeit von den lokalen Attraktionen.
Dann checke ich, wie lange ich brauche, um von A nach B zu kommen: gibt es Verbindungen (möglichst ohne Umsteigen, das klappt ja schon hier in der Zivilisation nicht!!) und wenn ja, wie lange dauern die. Busfahrten über 6 Stunden mag ich nicht. Züge dürfen auch schon mal 10 Stunden brauchen und für Flugzeuge gibt es keine Alternativen. Wenn es konkrete Fahrpläne gibt, trage ich das auch ein. Wenn da ein Bus von A nach B um 8 Uhr losfährt und um 11 ankommt, habe ich ja fast einen ganzen Tag in B, wenn ich dort erst um 21 Uhr ankomme, muss ich anders planen.
Diese Tabelle ändert sich laufend. Mal ein Tag mehr hier oder einen Ort komplett weglassen, weil es sonst zu stressig wird. Das Tuning nimmt viel Zeit in Anspruch.
Und irgendwann ist es dann so weit. Die Route steht, der Abreisetag auch, dann kann man anfangen, zu buchen. Bei mir sind es dieses Mal 14 Flüge und 73 Übernachtungen, die es in 32 Unterkünften zu buchen gilt. Dazu muss ich 4 Fähren heraussuchen und 33 Busverbindungen. Aber jeder dieser Schritte ist ein weiteres Detail in meinem aktuellen Traum und bringt mich dem Tag näher, an dem alles losgehen soll: der 26. Februar 2025.
Und alles ist, wie immer, spannend. 2 Tage vor meiner Abreise begann Ver.di den Streik auf dem Düsseldorfer Flughafen. Das ist etwas, was niemand braucht. Aber glücklicherweise bekam ich davon am Abreisetag nichts mehr mit.
Und dann ist der Tag da. Nervös. Ich bin nervös. Jedes Mal. Habe ich an alles gedacht? Alles eingepackt? Die richtige Kleidung? Tickets?
Die Liste bezüglich „was kann schiefgehen“ ist lang.
Ich bin gestern auch schon um 4 Uhr morgens aufgewacht und heute ist es kurz nach 5. Zeit, zu duschen, gemütlich frühstücken und Zeitung lesen. Trump und neue Regierung in Deutschland dominieren die Schlagzeilen. Daggi ist mit mir aufgestanden und am liebsten würde ich hierbleiben. Alles ist sehr gemütlich und vertraut. Aber dann ist das Frühstück vorbei und ich schaue aus dem Fenster. Shit! Es regnet. In Strömen. Es sind knappe 500m zur S-Bahn, genug, um nass zu werden. Regenkleidung ist ganz unten im Rucksack. Daggi (immer praktisch denkend) sagt: komm, zieh dir irgendeine Regenjacke an, ich gehe mit dir zur S-Bahn und nehme sie dann mit zurück!
Brillante Idee! Ausnahmsweise ist die S-Bahn pünktlich (am Dienstag gab es mehrere Ausfälle) und bald bin ich am sehr leeren Flughafen. Montag sind hier wegen des Streiks über 300 Flüge ausgefallen. Ich habe Glück!
Vor ein paar Tagen kam eine Mail von der Fluggesellschaft. Man konnte auf Plätze mit mehr Beinfreiheit bieten. 15€ wurde als erfolgversprechende Summe genannt. Ich habe 5€ geboten (sind nur etwas über 2 Stunden) und bekam tatsächlich den Zuschlag.
Gemütlich!
Der Flug war etwas „bumpy“, aber ich saß gemütlich und entspannt und genoss den Flug. Auch wurde ich langsam etwas ruhiger, wie immer, wenn ich endlich in der Luft bin. Die Reise kann beginnen.
Der Flughafen in Barcelona ist viel größer, als ich gedacht habe. Es ist sehr modern und sauber, aber auch sehr voll. Ich laufe eine Weile bis zu einem Informationsstand. Kurz darauf weiß ich Bescheid, wie ich in die Stadt komme, und wie ich ein Ticket kaufen kann. Auf Rat der Dame im Infostand habe ich ein Tagesticket gekauft, mit dem ich auch morgen wieder zum Flughafen zurückkommen kann.
Die ebenfalls sehr moderne U-Bahn brachte mich in die Stadtmitte. Dort musste ich umsteigen und fuhr über sechs oder sieben Stockwerke mit entsprechend sechs oder sieben Rolltreppen aus der Tiefe der Erde an die Oberfläche und ging zu dem anderen Bahnsteig. Nach circa 1 Stunde war ich im Zentrum, beziehungsweise da, wo meine Herberge war. Ich bin in einem Hostel mit Schlafsaal untergebracht, weil sich ein relativ teures Hotel in der Innenstadt für so einen kurzen Aufenthalt nicht lohnt. Leider kann ich noch nicht einchecken, darf aber mein Gepäck in die Aufbewahrung geben.
Dann laufe ich durch die alten Straßen von Barcelona mit ihren sehr hohen Häusern. In solchen Orten wird mir immer wieder klar, dass meine Heimatstadt nicht wirklich eine Großstadt ist. Hier gibt es sehr viele sechs- oder siebengeschossige Häuser mit offensichtlich hohen Decken. Viel Stuck ist zu sehen, aber auch viel Verkehr.
Ich laufe zur Familia Sagrada, die ich mir gerne nicht nur von außen angesehen hätte. Am Infostand erfahre ich aber, dass für übermorgen noch Karten zu haben sind. Also muss das Wiedersehen (das ist mein dritter Besuch in Barcelona) auf Äußerlichkeiten beschränkt bleiben.
Schon bei der Landung konnte ich das strahlend blaue Meer und die in der Sonne liegende Stadt sehen. Das Wetter hier ist toll. Es sind fast 18° und die Sonne scheint. So macht dieser Gang durch die Stadt viel Spaß und sorgt für gute Laune. Ich laufe einen recht großen Bogen, vorbei an dem Torre Glòries. Der Torre Glòries ist ein futuristisch anmutendes 142 Meter hohes Bürogebäude. Er hat eine schillernde Aluminium-Glas-Fassade, die sich je nach Licht verändert, und war ursprünglich der Sitz eines Wasserunternehmens.
Danach ging ich zum Triumphbogen. Durch Zufall komme ich an einem recht großen Flohmarkt vorbei, auf dem Antiquitäten, Haushaltsgegenstände, Textilien und wasweiß-ich verkauft wurde.
Es ist ein buntes Treiben und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Allerdings ist meine Angst vor Taschendieben auch sehr präsent. Ich laufe das ganze Stück hinunter bis zum Plaza Catalunia und dann auch noch weiter bis zum Meer. Wenn es irgendwo eine Jachthafen gibt, finde ich den.
Aber der Weg dahin war eigentlich das wirkliche Ziel.
Die Ramblas.
Das ist ein altes Viertel in Barcelona, das aus einer Prachtstraße mit vielen Shops und Restaurants und aus vielen Nebenstraßen, die ebenfalls sehr pittoresk sind, besteht. Die Ramblas sind wunderschön oder besser gesagt, sie waren wunderschön.
Bis sie letztendlich von den Touristen zerstört worden sind. Heute ist es eher eine Abzock – Meile, die nur für die Touristen am Leben gehalten wird. Schade eigentlich. Die alte Architektur ist aber immer noch sichtbar und zeugt von der vergangenen Gloria dieser Straße.
Als ich dann nachmittags im Hostel einchecke, habe ich knapp 14 km auf dem Tacho. Städtetrips haben mit Urlaub wenig zu tun.
Das Hostel ist schön. Die Leute sind freundlich und alles ist recht sauber. Es ist ein 6er Dorm und ich habe zum Glück ein Bett unten.
Es gibt einen gemütlichen Gemeinschaftsraum mit gutem WLAN, bequemen Sesseln und Sofas. Unser Raum hat eine eigene Toilette und eine eigene Dusche. Und das Ganze ist mitten in der Stadt mit unzähligen kleinen Restaurants und Kneipen in der Gegend. Sehr empfehlenswert!
Bis 2019 war ich ja der Meinung, dass Paris die schönste Stadt der Welt ist, aber nach meinem Besuch in der argentinischen Hauptstadt habe ich meine Meinung geändert. Sicherlich ist Mumbai die interessanteste Stadt der Welt und gute Laune und Beschwingtheit umfängt einen in Rio de Janeiro. Ich kann aber auch nicht beschreiben, was mich an BA (wie es genannt wird) so fasziniert. Eigentlich ist die Stadt von einer Schwermut überzogen, die in dem allgegenwärtigen Tango ihren Ausdruck findet. Aber lassen wir es dabei: für mich ist es die schönste Stadt.
Basta!
In der Stadt selber leben nur etwas mehr als 3 Millionen Menschen, aber in der Metropolregion sind es 14 Millionen. Gegründet wurde die Stadt in erstmals in 1536 und dann später noch mal in 1580. Von 1880 an ist sie die Hauptstadt des Landes. Die Stadt beherbergt einen wichtigen Seehafen. Wichtige Söhne und Töchter der Stadt sind unter anderem Sky DuMont, Gabriela Sabatini und Königin Maxima von den Niederlanden.
Aber mal der Reihe nach. Gestern Abend war ich in der sehr lebhaften Umgebung des Hostels essen. Anschließend zurück ins Hostel, noch was lesen und dann ins Bett. Mein Schlafraum hat 3 Stockbetten, bei denen man mit einem Vorhang etwas Privatsphäre schaffen kann. Außer mir sind noch 2 Frauen da. Also alles sehr entspannt.
Heute früh bin ich dann auch sehr leise aufgestanden und habe mich fertig gemacht. Ohne Frühstück ging ich um kurz nach 5 durch die dunklen und menschenleeren Straßen zur U-Bahn.
Den Weg kenne ich ja jetzt. Gestern musste ich mich noch mit Hilfe der in Schriftgröße 2 gedruckten Karte helfen, heute ist es einfacher. Ich habe gestern tatsächlich die virtuelle Lupe vom iPhone benutzen müssen - wie so alte Leute das machen….
Und warum waren die Straßen so menschenleer? Weil die Leute alle in der U-Bahn waren. In die erste Bahn bin ich gar nicht mehr gekommen, aber hier (anders als in Düsseldorf) starten die Bahnen schon um 5 Uhr mit einem 5-Minuten - Rhythmus.
Beim Umsteigen war ich wieder in der Station, wo ich endlos lange mit der Rolltreppe bergab fahren musste. Heute habe ich gezählt: 7 Rolltreppen waren es. Die haben hier echt tief gegraben.
Auch am Airport war die Hölle los, aber die Organisation klappte gut und schnell. Nach den Sicherheits- und Zollkontrollen gab es aber leider nur noch 2 kleine Restaurants, die hoffnungslos überfüllt waren. Also Kaugummi als Frühstücks-Ersatz. Wird mir nicht schaden, allerdings wird es ein langer Tag. Knappe 14 Stunden liegen vor mir. Aber ich habe mir heute einen Sitz in der Premium-Economy Klasse gegönnt mit mehr Platz. Aber die 14 Stunden bleiben…..
Der Flug war so „mittel“. Der Sitz und der Platz waren gut und in der kleinen Kabine waren dann auch nicht so viele Menschen, die immer hin-und herlaufen. Aber aus den 14 wurden dann auch fast 15 Stunden, und ich habe trotz des Komforts vielleicht nur 1/2 Stunde geschlafen. Laaaaaangweilig!
Die Immigration ging schnell, wenn auch ohne Stempel im Pass. Die Digitalisierung ist auch hier angekommen. Ich erkenne den Flughafen wieder und finde auch schnell den Starbucks Laden, bei dem das WLAN kein Passwort hat. Es ist deutlich stärker als das, dass der Flughafen anbietet. Von hier aus rufe ich mir einen Uber und gebe den Vermieter Bescheid, dass ich auf dem Weg bin.
Der Fahrer kommt auch erfreulich schnell und so fahren wir durch die nicht ganz so schönen Vororte von Buenos Aires. Ich sehe viele Mietskasernen, die ich als Lost Places identifizieren würde, aber weit gefehlt. Wäscheständer auf den wenigen Balkonen und teilweise auch Menschen in den Fenstern zeigen: den Leuten hier geht es nicht so sehr gut.
Das ist ein krasser Gegensatz zum Zentrum der Stadt. Zugegeben: architektonische Schönheiten zeigen auch hier, dass der Zahn der Zeit daran genagt hat.
Aber egal. Meine Wohnung ist im Theaterviertel und, was ich auf den ersten Blick sehe, ganz in der Nähe von dem Ort, wo ich vor fünf Jahren gewohnt habe. Ich werfe nur kurz mein Gepäck ab und mache mich dann erst mal auf die Suche nach einem Geldautomaten. Bei der dritten Bank gebe ich auf, weil ich nirgends ein Visa Zeichen sehe. An den anderen Automaten kann ich entweder nichts abheben oder es werden happige Gebühren fällig.
Also suche ich mir erst mal ein Restaurant, in dem ich hoffentlich mit Karte bezahlen kann.
Hier, rund um den Plaza de Mayo, ist die Hölle los. Hier im Viertel sind viele Theater, Kinos, Restaurants und Bars. Es ist DAS Ausgehviertel. Allerdings fällt auch die viele Polizei auf, die hier überall gut bewaffnet rumsteht.
Aber die Stimmung ist unbezahlbar. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Leute haben kein Geld und wenig Zukunft und trotzdem ist hier viel los und die Stimmung ist super.
Aber warm ist es hier. Wahrscheinlich sind es auch abends noch um die 28° und die Luftfeuchte ist sehr hoch. Mit langer Hose und Socken in den Schuhen bin ich hier etwas overdressed. Aber das lässt sich ja ändern.
Aber jetzt bin ich erst mal müde. Es war ein langer Tag und ich werden sicher gut schla……
Der letzte Abend brachte noch eine kleine Überraschung mit sich. Meine Kreditkarte wurde bei dem Versuch, damit meine Uber-Rechnung zu bezahlen, gesperrt. Ich hatte der Bank eine Mail geschrieben und auf die Möglichkeit von Abhebungen in Südamerika hingewiesen, aber scheinbar wurde das ignoriert. 20€ hat die Fahrt gekostet (immerhin fast 30 km). Na ja, dann also nicht mehr mit Netz und doppeltem Boden…
Ich habe ganz gut geschlafen, war aber natürlich wegen der Zeitverschiebung viel zu früh wach. Ein kleines Frühstück, ein wenig lesen und schon war ich marschbereit. Mein Weg führte mich nach San Telmo, ein älterer Teil dieser Stadt mit einem sehr schönen Markt. Der Weg führte über kleine Straßen mit viel Verkehr und leider auch relativ viel Unrat. Ich hatte gehofft, auf dem Weg einen Bankautomaten zu finden, aber die, die ich bisher gefunden hatte, hatten kein Visa Zeichen und nahmen dann auch immer um die zehn Euro Gebühr für eine Abhebung. Ich brauche aber nicht viel, weil ich nur kurz hier bin und ohnehin das meiste mit Karte bezahle. Trotzdem wäre ich flexibler mit etwas Cash. Aber es soll wohl nicht sein.
Anders als bei uns sind die Bäume hier sehr grün und es gibt auch viele Blumen. Kleine Vögel singen gegen das Verkehrschaos an, aber es ist abzusehen, dass sie es nicht schaffen werden. In dem Stau komme ich an einem Fahrschulwagen vorbei, in dem der Fahrlehrer gerade mit Händen und Füßen auf seinen Schüler einredet. Keine Ahnung, was da schief gegangen ist, aber hier in Buenos Aires den Führerschein zu machen, kann nicht einfach sein.
Immer wieder bezaubernd mich die wunderschöne Häuser, die hier stehen. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen, weil manchmal die Häuser sehr schmucklos sind, nur das oberste Geschoss oder das Dach ist mit pittoresken Zinnen oder Türmen versehen. Natürlich nagt überall der Zahn der Zeit, aber auch das macht ein wenig den Charme der Stadt aus.
Auch anders als vor sechs Jahren, als ich das letzte Mal hier war, sieht man jetzt viele Obdachlose auf der Straße liegen. Einen sehr erschreckenden Fall konnte ich kurz beobachten: ein Mann lag auf der Straße und es sah fast so aus als ob er einen einarmigen Handstand machte, aber dann ließ er sich mit Wucht auf den Boden fallen, und zwar mit dem Kopf auf die Pflastersteine. Er stimmte sich sofort wieder hoch und ließ sich wieder fallen. Das tat er vielleicht 7–8-mal, dann macht er eine kurze Pause und dann fing er wieder damit an. Leider konnte ich nirgendswo Polizei oder andere Hilfe finden, und ich selber mochte mich da jetzt auch nicht einmischen. Furchtbar!
Der Markt in San Telmo hatte gerade geöffnet und war auch sehr leer. Ich gehe ein bisschen durch die Gänge, aber ohne die vielen Besucher wirkte der Markt nicht so wie ich ihn von früher her kannte.
Habe ich schon gesagt, dass es warm ist? Es ist warm. Sehr warm! Es sind nur 28 oder 29°, aber alles ist feucht.
Dann habe ich Malfalda gesucht, das ist eine berühmte argentinische Comicfigur. Es ist ein kleines Mädchen, das sehr clever und geschickt in seinem Umfeld agiert. Die Comics gab es auch in Deutschland, aber sie hatten nie den Stellenwert wie hier. Hier kommt erst Malfalda, dann eine Weile nichts, und dann vielleicht Micky Maus. Man hat dem Mädchen hier ein nettes kleines Denkmal gewidmet.
Ich gehe weiter bis zum Wasser. Es ist der Rio Dock Sud, der hier als Hafen dient und ins Meer mündet. Hier liegt ein sehr schöner alter Frachtsegler, den ich damals auch besichtigt habe. Dann fing es an zu regnen. Laut Wetterbericht sollte es trocken sein, aber was weißt der schon. Ich flüchtete mich in einen McDonald’s und kaufte mir einen Kaffee. In Deutschland gehe ich eigentlich nie in einen McDonald’s, auf Reisen immer! Die Toiletten sind sauber, der Kaffee ist ganz lecker und bezahlbar. Außerdem sind die immer klimatisiert und haben WLAN.
Auch hatte ich hier vor, die Toilette zu benutzen, stellte dann aber fest, dass man einen Zahlencode braucht, der auf der Quittung steht. Und was macht man, wenn man die schon weggeworfen hat? Ganz einfach: man kauft sich noch ein Eis und voila: Neue Quittung! Ich bin schon ein Fuchs!
Ich ging dann weiter, aber die Regenpause war nur sehr kurz. Circa 2 km später sah ich aus, als habe ich einen wet - T-Shirt Contest verloren. Die gute Nachricht: wenn es endlich mal aufhört, trocknen die Sachen hier sehr schnell.
Bevor ich dann wieder in mein Viertel kam, musste ich noch die Straße des 9. Juli überqueren. Sie hat 20 Spuren, und die Ampeln sind natürlich nicht so geschaltet, dass man in einem Mal rüberkommt. Aber dann war ich auch schon in meiner Nachbarschaft, die überwiegend aus Geschäften besteht, die Gold ankaufen. Ein Laden ist neben dem anderen und alle bieten Höchstpreise für Gold, Schmuck, Uhren und anderes teures Zeug. Es scheint eine gute Zeit für Leute zu sein, die über Barreserven verfügen.
Danach habe ich erst mal eine kurze Pause zum Ausruhen und Hemd – trocknen eingelegt.
Hier hat Evita ihre Reden gehalten
Theaterbezirk in BA
Fantastische Bäume in BA
Avenida 9 de Julio
Der Plan sah vor, dass ich den Friedhof Recoleta besuche. Das ist ein sehr alter, sehr schöner Friedhof, auf dem viel Prominenz aus Buenos Aires begraben ist, unter anderem auch Evita Peron. Die zweieinhalb Kilometer bis zum Friedhof sind schnell gelaufen, und mein Hemd mein Hemd ist auch schon wieder trocken.
Aber dann die Überraschung: auf meinen vielen Reisen, auf denen ich öfter mal Friedhöfe besuche einfach um zu sehen, wie das jeweilige Land mit seinen Toten umgeht (das kann durchaus interessant sein) ist das mein erster Friedhof, wo man Eintritt bezahlen muss. Unglaublich, oder? Einheimische bezahlen fünf Euro, Touristen 17 €.
Unglaublich! Obwohl ich mich dort gerne umgesehen hätte (nicht nur wegen Evita Peron) verzichte ich auf einen Besuch. Für 17 € bekomme ich ein kleines Abendessen!
Als Nächstes ging ich in das Museum der schönen Künste. Es ist nicht weit von Recoleta entfernt, und nach 10 Minuten war ich da. Dieses Museum nimmt keinen Eintritt, allerdings muss man spenden.
Auch ein interessanter Weg.
Ein Automat schlägt vor, 5000 Peso zu spenden oder alternativ 10.000 oder eine beliebige Summe. Aber okay, 5000 ist das alle Tage wert.
Es ist eigentlich ein sehr konservatives Museum, und da ich von Kunst nicht viel verstehe, ist das oft Perlen vor die ……! Aber hier gibt es neben „alten Schinken“ auch durchaus modernere Bilder oder zu mindestens Werke mit denen ich etwas anfangen kann.
Neben mir unbekannten Künstlern gibt es Bilder von Chagall, Picasso, Joaquin Torres Garcia, Gauguin, Toulouse-Lautrec, Manet, Degas oder Van Gogh.
Interessant ist auch ein Teil der Ausstellung, wo es um die Kunst im 15. oder im fünften Jahrhundert v. Chr. ging. Die überwiegend aus Stein hergestellten Plastiken stellen oft Fantasiegestalten da, die unter Einfluss von Halluzination Halluzinogen erschaffen worden sind. Herrlich? So sehen sie auch aus ehrlich!
Sehr begeistert war ich vor allem von den viele beeindruckende Plastiken von Auguste Rodin.
Ich war relativ lange in dem Museum, vielleicht auch ein wenig deshalb, weil es trocken und klimatisiert war.
Auf dem Weg zurück zu meiner Unterkunft passierte ich einen Park mit unglaublich großen Bäumen. Die Pflanzen waren nicht etwa hoch, sondern sie hatten beeindruckend mächtige Stämme.
Es war nun immer noch sehr warm, aber der Himmel sorgte mit einem kräftigen Regen, für die nötige Abkühlung. Es ist erstaunlich, wie man sich mit so einem Wetter abfinden kann. Einerseits werden die Sachen schnell wieder trocken, andererseits sind die meisten anderen auch nass. Man ist also nicht alleine.
Das relativ schlechte Wetter kann aber meine Vorliebe für diese Stadt nicht schmälern. Es ist schwer zu beschreiben, man muss es einfach mal erleben. Meine gute Laune wurde dann noch besser, als ich eine Nachricht von meinem Vermieter bekam:
Hii Jo! There is very good place to eat, is called "La estancia, asador criollo", near of the apartment, crossing 9 de Julio, good prices. Close late today
Sind die nicht nett hier?
Argentinien ist ziemlich teuer. Das war es auch schon vor sechs Jahren, aber jetzt ist es schon eher in der USA-oder in der Australien-Liga. Ein Bier oder ein Kaffee kostet fünf Euro, eine Pizza 15 €. Auch meine Unterkunft war nicht billig. Ich frage mich ernsthaft, wie die ärmeren und oftmals auch heute arbeitslosen Einheimischen so etwas verkraften. Man sieht immer noch viele große Autos und sehr teure Restaurants. Ein leckeres Steak vielleicht ein Wein oder ein Bier dabei in einem Restaurant kommt auf knappe 40 €. Trotzdem eine wunderschöne Stadt.
Über Argentinien
Der Name des ca. 50 Millionen Einwohner zählenden Landes leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber (argentum) ab, weil man damals glaubte, hier das begehrte Metall zu finden. Mit 2,8 Millionen Quadratkilometern ist es der 8-größte Staat der Welt.
Ein Drittel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt am Rio Plata, Buenos Aires. Der Westen des Landes wird von den Anden eingenommen, es gibt hier über 100 Berge, die höher als 6000 m sind.
Die Bevölkerung besteht aus 30 verschiedenen indigenen Völkern und zu 90% sind es Nachfahren von Einwanderern, meistens Italienern. Die politische Lage war immer fragil. Da ist die Zeit der Herrschaft von Peron mit der vom Volk verehrten Evita während ihr Mann eher auf der faschistischen Seite der Welt unterwegs war und heute haben wir den Kettensägen-Mann (Milei), der das Land in seinen Grundfesten erschüttert.
Scheinbar macht er aber auch die ersten Fortschritte. Das ist auch notwendig. Argentinien ist heute ein armes Land. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt hier bei 475 €. Viel ist das nicht. Zum Vergleich folgende Aufstellung (in der Reihenfolge meiner Reise:
Spanien
2250$
Argentinien
475$
Uruguay
876$
Paraguay
387$
Bolivien
732$
Ecuador
1360$
Domrep
685$
Und übrigens: In Argentinien zahlt man mit dem Peso. Das Umrechnen ist einfach: 1000 Peso sind 0,93 €, also ca. 1€
Und dann gibt es hier noch Mateo. Er ist der Hauptakteur in der Geschichte Mateo und die Mapuche.
In den endlosen Weiten der argentinischen Pampa galoppierte Mateo, ein einsamer Gaucho, unter einem Himmel voller Sterne. Eines Nachts entdeckte er ein verborgenes Amulett in einer verlassenen Hütte – das Relikt eines längst vergessenen Mapuche-Häuptlings. Es hieß, das Amulett könne das Schicksal verändern, doch nur mit einem hohen Preis. Mateo spürte seine Kraft, als seine Felder plötzlich erblühten und sein Vieh gesund wurde. Doch die Idylle währte nicht lange: Eine rätselhafte Dürre ergriff das Land, und dunkle Gestalten suchten nach dem Amulett. Mateo musste sich entscheiden: seine Macht behalten oder das Amulett zurückgeben, um das Gleichgewicht der Natur wiederherzustellen.
Die Mapuche sind eine Volksgruppe in Südamerika, vorwiegend in der Gegend von Chile und Argentinien. Mapuche bedeutet: Mensch der Erde. Sie haben sich über die Jahre erfolgreich gegen die Inka und später auch gegen die Spanier gewehrt. Auch heute noch kämpfen sie für ihre kulturellen Rechte, die Rückgabe ihres Landes und die Anerkennung ihrer Autonomie. Sie sind eine der größten indigenen Gruppen in Südamerika und bewahren trotz vieler Herausforderungen ihre Sprache und Traditionen.
Und dann ist da noch eine besondere Fähre: Von hier aus werde ich nach meinem Besuch nach Uruguay weiterreisen. Und da werde ich wahrscheinlich auch eine der Attraktivitäten hier sehen: Die Francisco. Die Francisco ist die Fähre zwischen Buenos Aires und Montevideo und es ist die schnellste Fähre der Welt. Sie hat 48.000 PS und schafft in der Spitze fast 61 Knoten, also über 100 km/h. Zum Vergleich: Wasserski fährt man bis zu einer Geschwindigkeit von 38 Knoten und ein Formel 5 - Katamaran, den ich auf der Bootsmesse in Düsseldorf gesehen habe, kommt auf 50 Knoten. Und die Francisco ist ein Riesenschiff, das neben den max. 1000 Passagieren auch noch 150 Autos mitnehmen kann. Unglaublich!
vergleichbare Geschwindigkeit mit Fähre
