Vom "betreuten Reisenden" zum Backpacker - Jo Walsdorff - E-Book

Vom "betreuten Reisenden" zum Backpacker E-Book

Jo Walsdorff

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Beschreibung

Wir, meine Frau und ich, sind keine Helden. Wir sind eher Schisser! Aber wir haben uns was getraut. Wir sind anfangs sehr behütet, später aber ganz auf uns gestellt durch Asien getingelt. Thailand, Kambodscha, Laos und andere Länder, aber auch China und Indien waren dabei. Ein schwieriger Schritt raus aus der Komfortzone, aber meine kleine, behütete Frau war mit ganzem Herzen dabei! Das war der Anfang unserer Reisetätigkeit, mittlerweile bin ich mit 68 ein ganz normaler Rucksacktourist und in der ganzen Welt unterwegs.

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Seitenzahl: 695

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Sammlung meiner Reiseberichte aus den Jahren 2006 bis 2021. Hier sind überwiegend die Fernreisen beschrieben, die ich mit meiner Frau Dagmar gemacht habe. Das sie ‚die Eier‘ gehabt hat, diese Abenteuer mit mir zu bestehen, rechne ich ihr hoch an.

Dieses Buch ist deshalb gewidmet meiner Freundin und Frau Daggi, die es wie-auch-immer mit mir aushält und allen Scheiß mitmacht.

Kälte, Hitze, Regen, lange Flüge, fensterlose Hotelzimmer, Insekten, Ratten, Mäuse, für sie ‚schwieriges‘ Essen und vieles mehr!

Bravo! Sehr cool, Daggi!

Umschlagbild: Saigon (HCMC) im Jahre 2010 am großen Markt

Inhalt

Vorwort

Indien 2006

Thailand 2006

NL 2006

Indien 2007

Thailand/Kambodscha 2008

Kambodscha 2009

Vietnam 2010

Griechenland 2011

Laos 2011

Burma (Myanmar) 2012

Sri Lanka (Ceylon) 2013

China 2015

Mexico 2017

Nachwort

Vom „betreuten Reisenden“ zum Backpacker

Was schreibe ich hier?

Das vorliegende Buch ist eine Geschichtensammlung von Reisen, die ich mit meiner Frau Dagmar in den Jahren 2006 – 2017 durchgeführt habe. Wir sind schon vorher gereist und wir werden das auch weiter tun, aber das hier beschriebene war eine sehr interessante Entwicklung von oder für uns beide(n).

In meiner Kindheit / frühen Jugend bin ich nicht viel gereist. Mit den Eltern zum Camping nach Jugoslawien und nach Frankreich. Später dann mit meinem Bruder und meiner Freundin nach Spanien und wieder nach Jugoslawien.

Dann bin ich der Segelei verfallen und habe die Jahre von 72- 2012 oft auf dem Wasser verbracht.

Aber es hatte sich was geändert. Beim Camping hatten wir immer ein Ziel. Wir sind zu einem Ort gefahren und da 2-3 Wochen geblieben, bevor wir wieder zurückgefahren sind. Die Tour nach Spanien ging durch große Teile Frankreichs und fast durch ganz Spanien. Von Barcelona aus quer durch das Land über Madrid bis zur Atlantikküste unterhalb von Portugal und dann auf der Mittelmeerseite wieder Richtung Norden und Richtung Deutschland.

In Jugoslawien waren wir eine Zeitlang, dann sind wir nach Ungarn zum Plattensee gereist und von da aus über Budapest und Wien wieder nach Deutschland.

Und die Segelei war eine reine Wanderschaft. Ein paar Stunden segeln, dann rein in den nächsten Hafen. Da vielleicht kurz geblieben und am nächsten oder übernächsten Tag weiter. Nur auf den Friesischen Inseln sind wir mal 4-5 Tage geblieben, bevor es uns weitertrieb.

Und das war dann ein wenig charakteristisch für unsere Reise Art: kein definiertes Ziel, immer weiter von Ort zu Ort. Viel sehen und erleben. Das machte mir mehr und mehr Spaß.

Bei Daggi war das anders. Sie ist früher als Kind oft mit den Eltern nach Holland gefahren und hat dann später meist mit Freundinnen zusammen Strandurlaube in Frankreich und Griechenland gemacht. Ansonsten ziehe ich sie immer damit auf, dass sie immer im näheren Umkreis ihres Elternhauses geblieben ist. Die Eltern haben ein Mehrfamilienhaus in Unterbilk und wohnen selber in einem schönen Hinterhaus. Daggi ist dann, als sie erwachsen wurde, in eine der Wohnungen des Vorderhauses gezogen und da wohnte sie auch noch, als ich sie kennenlernte.

Als sie mich das erste Mal in Hassels besuchte, kam sie mit ihrem Auto vorbei. Danach verabschiedeten wir uns und sie versprach, abends noch mal anzurufen. Aber sie rief nicht an. Erst nach ca. 2 Stunden schellte mein Telefon. Sie hatte sich auf dem Rückweg in der für sie fremden Stadt verfahren. Wenn man von Hassels aus nach Unterbilk will, fährt man eigentlich immer über die nahe Autobahn bis Hafen und dann sind es noch 2km bis zu ihr. Oder man fährt durch Eller, Oberbilk und Bilk und ist dann auch da, wo sie wohnte. Die Strecke ist länger, aber man fährt eigentlich immer geradeaus.

Man kommt auf diesem Weg NICHT über den Rhein und auf keinen Fall in den Ortsteil Heerdt. Aber dieses Kunststück hatte sie fertiggebracht und so habe ich sie immer aufgezogen, dass sie sich nicht auskennt und sich auch nicht so weit von ihrem Elternhaus entfernt hat.

Aber das sollte grundsätzlich anders werden. Im Laufe dieses Buches werde ich schildern, wie diese kleine, sehr behütete Frau mit mir in Indien, China, Kambodscha, Vietnam und Mexico war. Und in vielen anderen Ländern. Mutig! Und sehr weit entfernt von dem, was für sie mal früher eine Komfortzone war.

So weit zu unserer Reisevergangenheit. Aber ich will noch einen Hinweis geben. Ich war früher ein schlechter Schüler. Ein sehr schlechter Schüler. Nur in einem Fach waren meine Leistungen ok: Deutsch. Ich habe immer gerne geschrieben. Und 2006 habe ich das wieder aufgegriffen und habe begonnen, Reiseberichte zu schreiben. Zuerst habe ich mir unterwegs kleine Zettel mit Notizen gemacht, damit ich mich an Namen und Orte besser erinnern konnte, später habe ich dann ein Notebook bzw. ein iPad mit auf die Reise genommen.

So sind meine Reiseberichte entstanden; erst offline, dann später als Blog und seit 2017 habe ich begonnen, Bücher zu veröffentlichen.

Hier will ich jetzt (wie bei Starwars) die alten Berichte ebenfalls in einem Buch zusammenfassen.

Hier wird aber auch eine Entwicklung beschrieben vom ‚Betreuten Reisen‘ hin zu relativ normalen Backpackern, die alles selber organisieren.

Der Anfang war wirklich sehr behütet und wir haben die für uns sehr fremde Welt wie in einem Kokon geschützt besucht. Aber wir haben das Schritt für Schritt aufgeweicht und haben mehr Kontrolle und Verantwortung übernommen. Und damit den Spaß am Reisen und an fremden Kulturen deutlich erhöht.

Und wie fing das an?

Wie beschrieben, haben ich viel Zeit auf Schiffen verbracht. Und es war eine tolle Zeit. Viele Abenteuer, viele Erlebnisse, viele Begegnungen. Meine erste Frau wollte gerne reisen, aber ich wollte nur reisen, wenn das was mit Meer und Schiffen zu tun hatte. So fuhr sie mit einer Freundin auf die Kanaren und es hat ihr gut gefallen.

Dann hat sie mich überredet, auch mal mit ihr da hin zu fahren. Ich tat das und es machte mir auch viel Spaß. Teneriffa, Lanzarote, Fuerteventura….Wir sind da oft im Winter hingefahren und haben die Unterbrechung des deutschen Winters (bei 22-25 Grad) sehr genossen. Auch mit Daggi war ich da und sie war auch begeistert.

Irgendwann fiel mir auf, dass ich nach einigen Monaten nicht mehr wusste, wo wir Weihnachten verbracht haben. War es auf Teneriffa? Oder war es Gran Canaria? Nein, Gran Canaria war das Jahr davor. War es nicht doch Fuerte? Wir wussten es nicht, weil sich die Urlaube so glichen wie ein Ei dem anderen. Komisches Gefühl.

Und dann kam 2003. In dem Jahr startete ich ein gigantisches Projekt in der Firma, in der ich zu der Zeit arbeitete. Es ging um ein neues ERP-System. Das ist das IT-Herz einer Firma und solche Projekte haben normalerweise eine Erfolgsaussicht von 50%. Die Hälfte aller Projekte dieser Art scheitern. Und wenn die scheitern, geht das nicht um das Projektbudget (>2 Mio €) sondern es geht um Folgeschäden und nicht wenige Firmen sind in den Konkurs getrieben worden. Ein sehr spannendes Projekt.

Um es schwieriger zu machen, hatte ich als Programmleiter (ein Programm ist ein Bündel von Einzelprojekten rund um die Implementierung) einen schweren Motorradunfall und war von September 2003 – Mai 2004 im Krankenhaus und in der Reha.

Ich hatte ein supergutes Team und extrem engagierte Partner und irgendwie haben wir es geschafft.

Ein hoher Manager aus dem Konzern kam nach Deutschland, um sich zu erkundigen. Ich wurde zum Rapport gerufen und berichtete, dass der Status Quo ‚so lala‘ sei. Das System würde laufen, aber es wäre noch viel zu tun. Aber das Data-Warehaus (hier wird das Berichtswesen, die Statistiken erstellt) wäre nicht fertig geworden. Deshalb würde ich dem Gesamtprojekt eine 4-5 geben.

Er antwortete: Bullshit! Dann berichtete er, dass er unangekündigt in unseren Standorten gewesen sein und mit den Mitarbeitern geredet hätte. Und die hatten sich durchweg positiv geäußert: über den Projektverlauf und über das Ergebnis.

Er gratulierte mir und setzte dann mit einem Blick auf die Geschäftsleitung hinzu: Wenn dich jemand angreift wegen der fehlenden Statistiken: schick ihn zu mir!

Der Erfolg wurde dann auch mit einer riesigen Fete gefeiert. Wir hatten das Maritim-Hotel in Köln gemietet und über 250 Mitarbeiter trafen sich da für eine 2-tätige Fete. Unter anderem hatte ich eine Art Oscar-Verleihung organisiert, während der Leute aus den verschiedenen Projektteams für bestimmte Eigenschaften, die sie in das Projekt eingebracht hatten, geehrt wurden.

Die Ehrung bestand aus einer Plexiglas-Trophäe und einem Briefumschlag.

In dem war ein Dankesschreiben und eine Prämienmitteilung. Die bewegte sich zwischen 1.000€ und 10.000€. Die Kollegen hatten hart gearbeitet und sollten dafür auch belohnt werden; dafür hatte ich gekämpft.

Meinen eigenen Lohn hatte ich eher darin gesehen, dass ich das Projekt gesund überstanden hatte, mehr hatte ich nicht erwartet, aber nach der Oscar-Verleihung wurde ich eines Besseren belehrt. Ich wurde auf die Bühne gerufen und bekam tatsächlich einen richtigen kleinen goldenen Oscar und auch einen Brief. Darin war keine Prämie, sondern ein Reisegutschein: 14 Tage segeln auf der Sea Cloud in der Caribik. Luxus pur im Werte von 10.000€ netto oder eine alternative Reise nach meinen Wünschen!

WOW!

Zuhause bei Daggi haben wir uns dann vor den alten Diercke Schulatlas gesetzt und beim Anblick von Amerika, Afrika und Asien nach Inspirationen gesucht. Aber die Länder sagten mir so wenig.

Ein Telefonat mit dem Reisebüro brachte uns auch nicht weiter. Südafrika sollte schön sein oder Maya-Tempel in Südamerika ebenfalls.

Beides sagte uns wenig.

Da fiel mir ein Gespräch mit einer sehr netten Beraterin ein, dass wir mal beim Mittagessen geführt hatten. Sie erzählte von Indien (eine mir sehr fremde Welt) und davon, dass sie in der Wüste Tharr im Zelt übernachtet und nachts die Sterne im Sand der Dünen liegend, betrachtet hatte.

Wir fanden im Atlas diese Wüste im Norden von Indien und Pakistan, aber wie könnten wir weiterkommen?

Auf einem Seminar hatte ich mal 2 Inder aus unserer Schwesterfirma kennengelernt und das schien mir eine gute Idee. Ich schrieb Shantanu eine Mail und bat ihn um Hilfe: Ob er mir wohl eine Reiseroute zusammenstellen könne, die unter anderem auch durch diese Wüste führen würde?

Er konnte.

Mit seiner Antwortmail fuhr ich in das Reisebüro und übergab die Anweisung. Es war ein Lufthansa-Reisebüro mit Filialen in allen Ländern der Erde und so schalteten die wiederum die Kollegen in Delhi ein und das Resultat konnte sich sehen lassen:

Ein Bündel Flugscheine, ein Bündel Hotelvouchers und Informationen über gebuchte Fahrer und Guides. Es war eine all-inclusive-Reise, die am Airport in Delhi mit Abholung durch einen privaten Fahrer begann und an diesem Indira Ghandi – Airport auch wieder endete.

So ermutigt schrieb ich dann auch meine Kollegin Jongkol in Bangkok an, die ich auf dem gleichen Seminar kennengelernt hatte. Sie wollte ich nur besuchen und auch sie freute sich auf mich. Also fügten wir noch einen Flug von Delhi nach Bangkok hinzu und organisierten zusammen mit dem Reisebüro (da kannten die sich aus) eine kleine Reise in Thailand.

So wurde unser erstes, großes Abenteuer geboren! Indien, Thailand und retour. Wir 2. Unglaublich!

Indien 2006 (Rahjastan)

Die Reise geht los:

Morgens früh mit dem Taxi zum Flughafen Düsseldorf, dort mit der Air France nach Paris, nach 1h weiter nach Delhi. Es ist ein Jumbo und wir sitzen in der oberen Etage. Nicht sehr komfortabel, aber es geht.

Wir sitzen in einer 3er – Reihe neben einer jungen Inderin, die aus Iowa kommt und zu ihren Eltern nach Delhi will. Sie interessiert sich für unsere Motive, das Land zu besuchen und gibt uns erste Informationen.

Gegen Mitternacht (Ortszeit) kommen wir an und werden, wie geplant, vom Chef des dortigen LCC abgeholt. Für Daggi hat er sogar Blumen mitgebracht. Ein guter Anfang. Wir kommen aus dem klimatisierten Airport und uns schlägt 28 ° warme Luft, Krach und ein ziemlicher Gestank von Abgasen entgegen. Wir steigen in einen großen Geländewagen (klimatisiert) und erleben erste Eindrücke des Indischen Individualverkehrs: Katastrophe.

Ich bin in Paris und Madrid selber Auto gefahren. Spätestens in Istanbul habe ich mich entschlossen, hier nicht mehr selber zu fahren, sondern mich auf die ortsansässigen Fahrer zu verlassen (Istanbul hat ca. 14.000.000 Einwohner. Delhi hat 21 Mio!! Das ist ein großer Unterschied. Aber nicht der einzige.

Wir sehen seltsame Gefährte: Unbeleuchtete Fahrräder, Rikschas, Tuktuks, Pferdefuhrwerke, aber auch jede Menge Busse, LKWs und PKWs.

Die PKW sind überwiegend Oldtimer; wir sollen später erfahren, dass das keine Oldtimer sind sondern englische Austin Morris, die heute noch mit dem Aussehen und der Technik aus den 50ern in der Nähe von Kalkutta gebaut werden. Darüber hinaus gibt es Fahrzeuge der Marke Tata, einer lokalen Automarke, die vom PKW bis zum Nutzfahrzeug alles bauen. Daneben gibt es eine Indische Kooperation mit Suzuki und einige wenige Importautos.

Gegen 2:00h sind wir im Grand International Hotel in Delhi im 26 Stock. Die Fahrt hierher war bereits ein Abenteuer. Im Hotel bestellen wir uns noch einen vegetarischer Burger und eröffnen damit die vegetarische Saison; ich habe da erst argwöhnisch reingebissen, fand das aber dann lecker. Das sollte bis Ende der Reise auch so bleiben. Namaste: Guten Tag!

Morgens wurden wir von einem seltsamen Kreischen geweckt. Irgendwann bin ich dann aus dem Bett und an das Fenster gegangen. Wir waren immer noch im 26. Stock. Und was sah ich da auf dem breiten Fenstersims? Einen Adler! Ich habe mich nicht getraut, das laut zu sagen und habe nur von einem großen Vogel (Raubvogel?) gesprochen. Später haben wir aber erfahren, dass es in Delhi viele Adler gibt. Andere Länder, andere Sitten.

Um 9h meldet sich pünktlich unsere erste Führerin, Geeta! Eine junge Inderin, die am Rande von Delhi wohnt (ca. 1 ½ Stunden mit dem Bus entfernt) und die sich auf englischsprachige und italienische Touristen spezialisiert hat. Kurz darauf findet sich auch der Fahrer ein, der uns in den nächsten 4 Tagen durch Indien bis Jaipur fahren soll.

Und wieder der Verkehr: Fahrräder, Rikschas, Tuktuks, Autos, Lkw, Busse, aber auch Affen, Hunde, Esel, Pferde, Elefanten, Ochsen Kühe, später auch Kamele und schließlich Bären sehen wir auf der Straße!! Es gibt irgendwie keine Regeln, die Ampeln sind nur Deko (Ich sehe später ein Schild mit der Erklärung: Rot=Stop, Gelb=Attention, Grün=Go). Man hört ein unablässiges Hupen, der Hupknopf scheint nicht zum Hupen da zu sein, sondern nur zum kurzfristigen Unterbrechen der Hupe. Wahnsinn!!!

Es folgt die Besichtigung des Stadtpalastes, Ghandi’s Grab des Forts, Qutb Minar, Jama Mashid, einer riesigen Moschee. Hier sehen wir auch wichtige moslemische Artefakte: Ein Barthaar Mohammeds, sein Koran und eine Marmorplatte mit seinen Fußabdrücken. In der Legende ist der Marmor geschmolzen, als Mohammed dort gestanden hat.

Mittags gehen wir mir Geeta essen. Sie sucht, nachdem sie uns nach unseren Vorlieben befragt hat (original indisches Essen, am liebsten ein Restaurant, in dem wenig Europäer verkehren) ein nettes Restaurant aus.

Hier essen wir etwas, das man vielleicht mit „Eintopf“ übersetzen kann. Dazu gibt es Nan, ein leckeres Fladenbrot. Und Wasser! Bei den Temperaturen trinkt man gerne 2-3 Liter am Tag. Das Essen ist wirklich lecker und nicht so scharf, wie befürchtet. Am Schluß gibt es Körner, die leicht minzig schmecken; sie neutralisieren den Geschmack im Mund. Sehr interessant.

Wir unterhalten uns beim Essen über Indien, Delhi, aber auch über Deutschland. Geeta war ein Jahr in Italien und hat dort Italienisch studiert, Deutsche hat sie immer für arrogant gehalten. Offensichtlich sind wir anders, und nachdem wir von dem Essen so begeistert waren und sie erfahren hatte, dass wir eine Woche später noch einmal in Delhi sind, hat sie uns privat zu sich zum Essen eingeladen. Wir bekommen die Adresse und sind sehr gespannt….

Und dann entdecken wir Old Delhi. Das ist (neben den Monumenten und dem unglaublichen Verkehr) unser erster Eindruck von Indien. Enge Gassen, unglaubliches Kabelgewirr, stinkende Strassenrinnen, kleine „Geschäfte“, Garküchen am Straßenrand, verwahrloste Hunde, Kühe, kleine Hindutempel, Gerüche und Geräusche, Menschen, die durch die Gassen laufen, ärmliche aber auch „normale“, keine „Weißen“.

Wir sind hier die Fremden, das spüren wir. Aber wir fühlen uns mit unserem Guide sehr wohl. Wenn ich über den Schmutz und Gestank spreche: Ja, er ist hier in Indien allgegenwärtig. Der Gestank ist mehr in den großen Städten, aber schmutzig ist es hier überall. Man darf aber auch nicht mit den Europäischen oder gar den Deutschen Maßstäben rangehen: Unsere klinisch sauberen Bürgersteige brauche ich in einem Land, in dem es überhaupt keine Bürgersteige gibt, nicht zu suchen. Sind wir da so sehr im Vorteil?

Wir werden ja schon krank, wenn wir indisches Wasser nur sehen, wir benutzen nur das in den Flaschen. In Delhi kommen wir an einer kleinen Moschee vorbei, an dessen Eingang eine Wasserrinne ist. Die Gläubigen trinken daraus, benetzen sich mit dem Wasser und waschen dann ihre staubigen Füße darin, bevor sie ihr Heiligtum betreten.

So was wäre bei uns nicht denkbar! Ich kann mir nicht vorstellen, dass man verstehen kann, was ich schreibe.

Man muss es gesehen / erlebt haben! Am Abend kommen wir in unser Luxus-Hotel mit Klimaanlage zurück. Wir verabschieden uns von Geeta, unser Fahrer wird uns morgen abholen. Morgen geht es nach Agra, ca. 200 km entfernt. Na ja, das wird so 1-2 Stunden dauern. Morgen werde ich es besser wissen.

Wir essen im 28. Stock unseres Hotels zu Abend: Traditionelle Indische Küche, sehr vegetarisch, ziemlich scharf. Danach in der Bar noch ein ‚Black Label’ – Bier, schön kalt!

Die Fahrt nach Agra dauert (obwohl wir um 07:30 losgefahren sind) 4 Stunden. Der ‚Highway’ ist eine 2-spurige Straße, die wie uns (wir gewöhnen uns langsam dran) mit Kamelkarren, Fahrrädern und Tuktuks teilen müssen. Auch hier steht immer mal wieder eine Kuh oder ein Ochse auf der Straße. Und irgendwie müssen Fußgänger ja auch mal über die Trasse. Es sieht absolut chaotisch aus, aber irgendwie kommen wir gegen Mittag in Sikandra an.

Hier besichtigen wir das Grabmal von Akbar, einem bedeutenden Mogul, der auch das rote Fort in Jaipur gebaut hat, das wir später besichtigen werden. Das Mausoleum ist riesig groß mit unglaublich schönen Gartenanlagen darum. Prächtige Architektur, die den Hindu-Stil und den Moslemischen Stil vereinen. Hindu: Wieder ein Stichwort. Ca. 80 % der Inder sind Hindus, der Rest Moslems und wenige Christen. Die Hindus haben ihre 3 Hauptgötter und weitere 70 ‚Nebengötter’ (Ich vereinfache stark). Die Hauptgötter sind Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Bewahrer) und Shiva (der Zerstörer). Der Glauben ist ca. 1000 Jahre v.C. entstanden aus dem Brahmanismus, dem Kastenwesen und verschiedenen Opferkulten.

Das Kastenwesen kennt im Wesentlichen die Brahmanen, das sind Wissenschaftler und Priester, die Kshatriya (Prinzen, Krieger, Beamte), die Vaishya (Kaufleute / Landwirte), und die Shudra (Knechte). Und, nicht zu vergessen, die Paria, die Unberührbaren.

Spätestens Ghandi hat das Kastenwesen abgeschafft, aber man trifft es immer wieder. Wir fragen unsere Fahrer und Guides jedes Mal, welcher Kaste sie angehören und keiner sagt: So was gibt es nicht mehr! Alle ordnen sich in dieses veraltete Sozialsystem ein. Wir haben gelesen, dass das Kastenwesen im Laufe der Jahrhunderte durch Korruption und Günstlingswirtschaft verwässert wurde; die Korruption ist in Indien jederzeit spürbar.

Wir Deutschen kennen das nicht in dem Ausmaß! Weiter geht es zum Taj Mahal. Jeder kennt diesen Namen, jeder hat auch mal ein Bild davon gesehen. Wir halten ca. 2km vor der Anlage an; der nähere Bereich ist wegen der Umweltbelastung für Verbrennungsmotoren gesperrt. Von hier aus geht es nur mit Kamelkarren weiter. Das Taj Mahal ist ein Grabmal, das einer der Großmogule in 1630 für seine Frau hat bauen lassen.

Es ist eingerahmt von 2 riesigen Moscheen aus rotem Sandstein, das Taj Mahal selber ist aus weißem Marmor mit Intarsien. Wenn man durch das Haupttor in die Anlage geht (von dort aus sind noch ca. 300 m bis zum eigentlichen Taj Mahal zurückzulegen) wirkt dieses Tor wie der Schleier einer Frau: Aus der Ferne kann man nichts erkennen, erst, wenn man durch das Tor geschritten ist (den Schleier entfernt hat) kann man die Pracht und Schönheit des Bauwerkes erkennen.

Es gibt vereinzelt Besichtigungen bei Nacht. Wenn der Mond scheint, schimmert der weiße Marmor mit den Intarsien. Das muss toll aussehen. Aber auch am Tage ist es sehr eindrucksvoll! Ansonsten finden wir Agra als Stadt furchtbar. Hier ist wirklich alles nur laut, schmutzig und eng. Wir erfahren später, dass diese Region um Agra einer der sozialen Brennpunkte in Indien ist. Extrem hohe Kriminalität, Morde, Brutalität an Schulen: Fast wie zuhause…

Das Hotel, in dem wir wohnen, hat auch einen Internet-Raum. Ich will abends mal Mails abrufen und gehe da hin. Ein Computer ist kaputt, der andere hat keinen Netzwerkanschluss. Ich spreche den Manager an, der schaut sehr betroffen und sagt: Make you feel comfortable (Mach’s die gemütlich) und zeigt auf einen Sessel in der Lobby. Ich denke natürlich, der bringt die Maschinen jetzt ans Laufen, aber wenn ich ehrlich bin: Das hat er nicht gesagt. Nach einer halben Stunde gehe ich aufs Zimmer. Wir sind nicht in Europa!

Am Abend suchen wir ein Restaurant und finden ein großes Gelände mit vielen Zelten und aufgebauten Buffets. Das gefällt uns, es sind noch nicht viele Leute da, und die, die da sind, essen nicht, sondern wandeln umher. Wir gesellen uns erst mal dazu, bis uns einer der Inder fragt, was wir wünschen? Es stellt sich heraus, dass wir auf einer privaten Hochzeit gelandet sind. Der Februar und der März sind wegen der milden Temperaturen die Hochzeitsmonate in Indien.

Der Inder lädt zu der Hochzeit (hier suchen übrigens die Eltern die Partner für die Kinder aus) zwischen 500 und 2000 Leute ein. Das kann man nur im Freien machen und das wiederum geht nur im Winter. Im Sommer gehen die Temperaturen deutlich über 45 °! Wenn man als Inder reich ist, holt man s einen Schatz mit einem Elefanten ab (wir haben in Delhi mehrere gesehen) oder aber mit einem reich geschmückten Pferd. Ein schöner Brauch! Aber wir finden wir in der Nähe des Hotels ein Restaurant, das im Freien serviert und wo eine Gruppe traditionelle Tänze zeigt.

Wir genießen den Abend. Aus dem Hotelfenster können wir das Taj Mahal auch noch am Abend sehen! Am Nächsten Tag setzen wir die Fahrt auf einem diesmal einspurigem Highway nach Jaipur fort.

Nach kurzer Zeit erreichen wir die Grenze zu Rajasthan. Wir warten 3-4 Minuten und der Wagen ist umlagert von Bettlern, manche haben Affen und Tanzbären dabei; verrückte Welt.

Nach einiger Zeit erreichen wir Fatephur Sikri, die alte Hauptstadt. Akbar, der keinen Sohn hatte, ist der Legende nach zu diesem Ort gepilgert, und als er dann einen Sohn bekam, hat er die Stadt gebaut. Das Fort ist gewaltig groß und unglaublich schön. Es gibt im Fort einen kleinen Marmorpalast, die Fenster sind aus geschnitztem Marmor. Wenn Paare einen Kinderwunsch haben, besuchen sie den Palast und knüpfen ein rotes Wollfädchen in das Fenster. Ein schöner Brauch.

Wir fahren weiter nach Jaipur und kommen am Abend an. In Jaipur gibt es die alte Stadt (Pink City) und eine neue, am Reißbrett geplante Stadt mit rechtwinkligen Straßen, sehr modern. Unser Fahrer will uns beweisen, dass Indien sehr modern ist und macht mit uns einen Abstecher zu einem modernen Einkaufszentrum mit McDonald und Pizza Hut!. Er ist etwas traurig, dass wir dort nicht essen wollen.

Das Hotel ist wieder einmal sehr gut, nur etwas außerhalb gelegen. Im Garten (wir kennen uns jetzt aus) findet eine Hochzeit statt und im 20. Stock ist eine Valentins – Fete. Wir kaufen uns Tickets und gehen da hin. Außer einem älteren englischen Ehepaar ist nur noch ein englisches junges Pärchen und wir da. Der Rest sind junge Inder.

Die Musik: Indischer Disco-Sound. Wir stehen da erst mal betreten rum, machen dann aber Flucht nach vorne. Wir tanzen und haben eine Menge Spaß. Nach einer Stunde sind wir irgendwie mittendrin, die Inder reichen uns Sekt an: Wir gehören dazu. Wir wechseln ein paar Worte (bei der Lautstärke war eine ‚Unterhaltung’ nicht drin) und haben viel Spaß.

Noch am nächsten Morgen beim Frühstück grüßen uns Leute! Am nächsten Tag besichtigen wir die Pink City und das rote Fort. Auch hier gilt wieder: Man kann das nicht beschreiben. Unglaubliche Ausmaße, wahnsinnig schön! Hier haben Herrscher gewohnt, die gewusst haben, wie man lebt. Ein Hauptpalast, 12 Paläste für die Frauen und ein größerer Bereich für die Konkubinen! Große Flügel für die Eunuchen, das Personal und für die Wachen. Riesige Gärten, ein künstlicher See: Unfassbar. Wir nähern uns dem Fort auf einem Elefanten.

Die Tiere sind bunt Tätowiert und stampfen schwankend den Berg mit uns hoch. Als wir später runtergehen, kommen wir an einem Schlangenbeschwörer vorbei. Unser Guide ist etwas beleidigt, als ich den fotografiere. Er erklärt uns später, das Indien früher als das Land der Schlangenbeschwörer bekannt war, von dem Image will man weg, man will als das Land der Bauwerke und der Informationstechnologie bekannt sein. Darüber hinaus sei die Schlangenbeschwörerei sowieso Humbug: Schlangen hätten keine Ohren! Gutes Argument!

Wir besichtigen noch das Observatorium Jantar Mantar aus dem 18. Jahrhundert. Sehr beeindruckend. Die beiden Tage in Jaipur begleitet uns unser Guide Mr. Singh. Der Nachname lässt den Rückschluss auf seine (heute nicht mehr gültige) Kaste zu: Die Kshatriya! Er ist auch sehr selbstbewusst und schiebt auch schon mal ganze Reisegruppen und deren Guides auf die Seite, damit wir besser sehen können. Wir wissen, dass es das Kastenwesen nicht mehr gibt, genießen aber den Komfort. Abends machen wir noch einen Trip in die alte Stadt. Zusammen mit unserem Fahrer fahren wir ins Zentrum und gehen dann alleine durch die Straßen. Für uns ist das recht abenteuerlich, natürlich werden wir angesprochen, angebettelt. Das gehört hier dazu. Nun sind wir mutig und fragen ihn, ob es noch was zu sehen gibt.

Nach einigem Nachdenken fährt er uns zum spicemarket, zum Gewürzmarkt. Das ist eine lange enge Straße (es wird nun auch dunkel), recht schmutzig, viele kleine Läden / Märkte, viele Menschen auf der Straße, viel Verkehr, viele Tiere. Er gibt uns seine Handy-Nummer, weist uns an, diese Straße nicht zu verlassen (keine Seitenstraßen!) und immer auf die Hausnummern zu achten. Wenn was wäre, sollten wir ihn anrufen und die Hausnummer sagen, dann würde er uns da rausholen! Cool.

Wir kaufen in einem Gewürzladen ein paar typische Gewürze und treten irgendwann unseren Rückweg an. Wir werden wiederholt von Bettlern angesprochen, wir ignorieren die und gehen weiter. Aber irgendwann haben wir die Rechnung ohne eine alte Frau gemacht. Die blieb uns auf den Fersen und hielt uns immer wieder die Hand unter die Nase. Wir haben 2 mal die Straße überquert, aber sie ließ sich nicht abschütteln. Als wir dann entnervt in den Wagen einstiegen, hat sie die Faust geballt, übel geschimpft und mir sicher die eine oder andere Krankheit gewünscht. Andere Länder, …

Am nächsten Tag machen wir uns auf zum Airport, zum Flug nach Jodpur (blue City). Hier erleben wir, wie eine Frau in Indien gesehen wird. Wir kommen an, am Flughafen steht wie immer jemand mit dem Schild ‚Walsdorff’ in der Hand, wir geben uns zu erkennen und er nimmt mir sofort die schwere Reisetasche und meinen Rucksack ab. Und geht zum Auto.

Gefolgt von mir, hinter mir Daggi. Sie konnte nicht so schnell, da ihre Tasche auch ganz schön schwer war. Ich nehme ihr die Tasche ab und erst dann kehrt der junge Mann zurück und nimmt sie auch. Soviel dazu!

Wir wollen weiter nach Jaisalmer, der Wüstenstadt. Fast 400 km liegen vor uns, unser Fahrer beruhigt uns und verspricht einen guten Highway. Er soll recht behalten. Wir fahren in die Wüste. Das Land wird sehr karg, immer weniger grün. Viele Steinbrüche. Wir fahren nach Westen, Pakistan ist nicht mehr weit. Wir überholen riesige LKW mit Anhängern mit Raketenwerfern. Viele davon. Wir sehen von der Straße aus viele getarnte militärische Stellungen. Bedrückend! Unterwegs halten wir an und essen eine Kleinigkeit.

Das indische Essen bekommt uns gut und die Schärfe ist in der Hitze gut zu vertragen. Wir sitzen im Schatten unter Bäumen und bekommen Besuch von einem großen Hammel, der gerne was abhaben will. Was tut man da? Hier in Deutschland würde ich sagen: Einen Klaps auf den Hintern und ab dafür! Aber da? Die Hindus glauben an Wiedergeburt, der Hammel kann also theoretisch Onkel Klaus sein; dem gibt man doch keinen Klaps!!

Bevor ich was Falsches mache, rufe ich den Kellner und bitte ihn, Onkel Klaus zu entfernen! Gegen Abend kommen wir in Jaisalmer, der ‚golden City’ an. Hier sind alle Gebäude in gelb/goldenen Tönen gestrichen. Das Hotel ist einem Palast nachempfunden und wunderschön.

Wir werden mit Blumenketten empfangen. Man kommt sich wirklich wie ein Maharadja vor. Am großen Pool ist ein Restaurant im Freien, ein paar Feuer brennen, hier wird etwas verbrannt, das die Insekten abhält. Das Licht ist toll und wir genießen den Abend. Am nächsten Tag besichtigen wir die Stadt, den künstlichen See und das Fort. Jaisalmer ist die schönste Stadt, die wir in Indien gesehen haben. Ich denke, sie ist wegen der Touristen auch recht reich, deshalb sind die Schattenseiten hier nicht so sichtbar. Wir sehen einen Friedhof.

Das ist sehr ungewöhnlich, da sich die Hindus sonst einäschern lassen; die Asche wir (üblicherweise) in den Ganges oder einen anderen Fluss geschüttet. Wir sehen auch einen Haschisch – Laden. Das Zeug wird hier legal gehandelt (ich will nicht wissen, was noch), aber der Guide rät uns als Europäer, besser die Finger davon zu lassen. Indische Gefängnisse sollen sehr unbequem sein!

Wir gehen durch die engen Gassen, mieten ein Tuktuk, kaufen ein paar T-Shirts und andere kleine Andenken. Gegen 16h fahren wir mit einem Jeep in die Wüste. Ca. 45 km in Richtung Sonnenuntergang. Dann wechseln wir und setzen uns auf Kamele. Mit denen reiten wir dann standesgemäß in die Wüste, durch die Dünen. Auch das ist unbeschreiblich. Die Ruhe, die Hitze…..Wir suchen uns einen schönen Platz, an dem wir auf den Sonnenuntergang warten. Toll! Als die Sonne weg ist, reiten wir im letzten Tageslicht zu unserem Camp.

Ca. 20 Zelte stehen da, wir werden mit feuchten Tüchern begrüßt, es gibt frisches, kaltes Wasser und wir bekommen das rote Mal auf die Stirn. Das soll Glück bringen. Wir besichtigen als erstes unser Zelt. Es ist groß wie ein Hotelzimmer, hinten ist eine Tuch-Türe, die ins Bad führt: Eine Toilette und ein Waschbecken sind da. Licht gibt es auch. Was will man mehr? Im Eingangsbereich des Camps stehen Stühle, davor bereiten sich ein paar Leute auf eine Folklore – Veranstaltung vor. Wir sehen zum Schein eines Lagerfeuers hinreißende, lebendige Tänze dieses Volkes. Dazu gibt’s was zu essen und zu Trinken.

Viel besser kann es den Maharadjas auch nicht gegangen sein. Unser Guide verabschiedet sich und informiert uns, dass auch die anderen Gäste bald gehen. Wir sind die einzigen, die die Übernachtung im Zelt gebucht haben. Hoops! Alle anderen fahren zurück in die Stadt, und der Stromgenerator geht automatisch um 2h aus. Na gut. Die Leute gehen, das Licht und das Lagerfeuer verlöschen und wir sind alleine mit dem wunderschönen Sternenhimmel. Am nächsten Morgen werden wir um 6:30h geweckt und bekommen Kaffee und Tee vor unser Zelt gestellt. Wir setzen uns auf die beiden Sessel und warten auf den Sonnenaufgang.

Als die Sonne dann oben ist, sind auch schon ein paar andere Leute gekommen und machen das Frühstück für uns. Danach machen wir uns auf den Rückweg nach Jodpur, um von da aus nach Delhi zurückzufliegen. Unterwegs besichtigen wir noch ein weiteres Fort, und dann lösen wir uns langsam von Rajasthan.

Wir machen noch einen Rundgang in Jodpur. Dabei platzt uns irgendwie der Kragen. Warum? Jeder Guide, den wir bisher hatten, hat versucht, uns in irgendeine Verkaufsveranstaltung zu locken. Die hatten alle irgendeinen Freund, der einen Teppichladen, ein Textilgeschäft, einen Schmuckladen, eine Holzschnitzerei oder irgendetwas in der Art hatte. Diese ‚Freunde’ wollten uns nichts verkaufen, sondern wollten nur stolz ihre Arbeit präsentieren und uns zeigen, wie so etwas in Indien hergestellt wird. Wir sind da ein paar mal aus Höflichkeit mitgegangen, aber am Schluss hatten die Händler immer Tränen in den Augen, wenn wir dort nichts kaufen wollten. Und hier war es wieder so weit. Diesmal war es sogar ein Großhändler, der normalerweise nichts an Touristen verkauft; bei uns wollte er eine Ausnahme machen. Wir haben auch eine Ausnahme gemacht und waren diesmal nicht höflich, sondern haben den Laden recht schnell wieder verlassen.

Danach führt uns unser Weg durch die Altstadt der ‚blue City’ und zum Kornmarkt. Das war ein sehr großer Getreide- und Gemüsemarkt mit allen möglichen Geschäften. Im Vorbeigehen kamen wir an einem kleinen Silberschmied vorbei; der ‚Laden’ war ca. 2 * 2 Meter in der Fläche, aber auch nur ca. 1,50 m hoch, ein richtiges Loch. Diesen ‚Laden’ teilte der gute Mann aber auch mit einem 65 cm Fernsehgerät. Das lief, und die Temperatur in dem Loch war sicher jenseits der 40° - Grenze. Die ganzen ‚Läden’ haben im Schnitt ein Maß von 2,50m * 6m, es ist aber deutlich, dass die Betreiber darin auch schlafen.

Überall in den Gassen stehen Kühe herum, räudige Hunde und es herrscht eine unglaubliche Unruhe. Natürlich ist auch der Straßenverkehr in diesen Gassen unterwegs, die Tuktuks passen überall durch, Motorräder und Fahrräder auch. Wahnsinn! Wir landen gegen 22:00h in Delhi. Ein Asiate (wahrscheinlich ein Koreaner) steht mit dem ‚Walsdorff’-Schild bereit und bringt uns zu einem großen Geländewagen. Der macht ihn offensichtlich zum König von Delhi! Zumindest fährt er so.

Er fährt so verrückt, wie alle Inder, nur schneller und aggressiver! Wir haben uns zwar an den ‚Indian way of live’ gewöhnt, freuen uns aber schon auf das Hotel. Leider findet er es nicht! Super! Nach dem langen Tag irgendwo in Delhi mit einem aufgeregten Koreaner, der nicht weiß, wo das ‚Grand International’ ist.

Irgendwann findet er es und wir sind froh, wieder im klimatisierten Bereich zu sein. Schnell noch ein Black Label in der Bar und dann ins Bett! Am nächsten Tag ist wieder Sonntag, unser letzter Tag in Delhi. Beim Aufstehen sind die Adler wieder auf dem Fenstersims. Wir gehen nach dem Frühstück für eine Stunde an den Pool im 30. Stock, über uns Krähen, Tauben und die Adler.

Dann machen wir uns fein für den Besuch bei Geeta. Ich gehe mit der Adresse zum Concierge und bitte ihn, mit einem Taxifahrer den Preis auszuhandeln. Wir als Europäer bezahlen bei solchen Dingen in der Regel das Auto mit. Keiner der Taxifahrer kennt die Adresse. Keiner! Der Concierge ruft Geeta an, und nach einer Weile sind die sich einig, wo ungefähr Geeta wohnt. Das wird dem Taxifahrer erklärt und der Preis wird verhandelt. Das dauert lange, weil der Fahrer mittlerweile weiß, dass wir europäische Millionäre sind.

Endlich bekomme ich die Anweisung: Maximal 350 Rupies!. OK. Wir fahren los und der Fahrer erklärt mir wortreich, dass das Geld nicht mal für die Hälfte der Strecke reicht. Er braucht mehr und schließlich muss er wieder zurück. Ich sage ihm, er solle einfach da hin fahren und unterhalte mich angeregt mit Daggi. Er scheint zu fluchen, stellt den Taxameter (ja, so etwas hatte er in dem alten Morris!) ab und fuhr.

Nach einer ¾ Stunde (wir waren immer noch in Delhi, 21 Millionen Einwohner brauchen Platz) fragte er zum ersten mal nach dem Weg. Danach noch 3-4 mal, und schon waren wir da. Eine stille, etwas versteckte Seitenstraße in einem Randbezirk von Delhi, hier war es merklich sauberer und ruhiger. Die Türe zum dem Haus war offen, man erwartete uns.

Geeta hatte ein sehr schönes, farbenfrohes indisches Gewand an, sehr traditionell. Sie stellte uns ihrem Onkel, ihrer Tante, ihrer Mutter und ihrer jungen Cousine vor. Man bot uns einen Platz an und frisches Wasser. Wir unterhielten uns mit dem Onkel und Geeta über unseren Trip, die anderen Frauen gingen nach hinten.

Es stellte sich heraus, das Geetas Onkel Physiker war, der in Ostdeutschland studiert und dann später in Leipzig gelehrt hatte. Den Rest seines Lebens hatte er in verschiedenen Städten in Indien zugebracht und hatte Professuren an verschiedenen Indischen Universitäten. Er sprach noch gebrochen Deutsch, das im Laufe der Zeit zu seiner Freude immer besser wurde. Wir 3, Daggi, der Onkel und ich saßen am Tisch, Geeta stand und die anderen Frauen waren in der Küche. Ich sagte: Setz dich doch zu uns!, aber Geeta erklärte uns, dass erst die Gäste und die Männer essen, dann erst die Frauen. Und so wurde es auch gehandhabt.

Wir aßen ein Leckeres Curry mit Reis und etwas Salat und Nan, unterhielten uns und wurden bedient. Danach gab es leckeres Obst und die minzigen Körner. Und als wir sagten, dass wir satt seinen und uns bedankten, kamen die Frauen aus der Küche, setzten sich neben dem Tisch auf den Boden und aßen auch. Wir haben uns bis in den Nachmittag hinein unterhalten und haben viel über das ‚normale’ Leben in Indien gehört. Wir hatten sicherheitshalber 2 Bildbände über Düsseldorf aus Deutschland mitgebracht, da wir uns sicher waren, jemand zu finden, dem wir damit eine Freude machen könnten und hatte einen davon mit einer Widmung für Geeta versehen und ihn ihr als Dank gegeben, damit sie auch einen Eindruck davon bekommt, wie Deutschland resp. Düsseldorf aussieht.

Sie hat sich darüber sehr gefreut. Ich hatte auch noch einen Fossel im Marketing ‚abgestaubt’, der liegt jetzt in der Schatztruhe von Geetas Cousine! Dann ging’s ans Abschied – nehmen. Der Onkel wollte uns ein Taxi besorgen.

Das wollte er an der nächsten Hauptstraße tun, wir sollte mit möglichst großem Abstand langsam hinterherkommen, um den Preis nicht zu verderben. Er redete mit verschiedenen Leuten und winkte uns dann schließlich zu sich. Wir setzten uns in einen Privat PKW (mit dem Taxifahrer war er sich nicht einig geworden) und der fuhr dann los. Die Fahrt schien nicht zu enden.

Obwohl unser Hotel im Zentrum lag, fand er es nicht. Auch er fragte mehrfach, und nach dem 4. oder 5. Mal fragen sprang das Auto nicht mehr an. Klasse! Wir haben den Wagen (Tata) dann angeschoben und dann hat er das Hotel auch gefunden.

1 Stunde später waren wir im Hotel mir Manoj Saraogi verabredet. Manoj ist Inhaber eines Softwarehauses (die haben damals mit Simon Franken zusammen die www.lpginfo.com geschaffen) und ich hatte in der damaligen Zeit mehrfach Mail Kontakt mit ihm. Er war in seinen Mails immer sehr nett und ich hatte ihn im Vorfeld informiert, dass wir kommen und jetzt war es so weit. In der Hotelhalle gab es einen Meeting-Point und genau da trafen wir aufeinander. Er hatte seine junge Frau dabei (auch im traditionellen Sari) und wir verstanden uns von Anfang an.

Wir hatte ein anregendes Gespräch und er hat uns eingeladen, beim nächsten Mal seine Gäste zu sein. Ich bin mir sicher, dass ich Indien und damit auch Delhi wieder besuchen werde. Bis dahin muss er mit 2 weiteren Fosseln für seine Töchter vorlieb nehmen! Gegen 22:00h kam dann unser Fahrer, der uns zum Airport bringen sollte. Nach ½ Stunde kamen wir da auch an und machten uns auf den Weg nach Bangkok / Thailand.

Dort wollten wir Jonkol Manatschuang treffen, die war früher mal Sales-Managerin von Worldgas, der Thailändischen Gasfirma von SHV; SHV hat die Firma aber vor 3 Jahren verkauft. Ich habe Jongkol mal auf einem internationalen Training in Holland kennengelernt und in der Zwischenzeit den Kontakt gepflegt. Und ich habe sie natürlich auch direkt ‚angemailt’, nachdem ich beschlossen hatte, auch Thailand zu besuchen.

Ursprünglich wollte ich nur Tipps haben wie von den indischen Kollegen Shantanu und Shreekanta, Jongkol dagegen hatte darauf bestanden, uns selber zu führen! Mein letzter Mailkontakt mit ihr war kurz nach Weihnachten gewesen, danach habe ich mehrfach geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen. Schade. Auch unterwegs habe ich jedes Web-Cafe genutzt, um ihr zu schreiben, wo wir sind und wann wir kommen. Vergebens! Also würden wir die ersten 3 Tage in Bangkok selber organisieren müssen. Aber so weit waren wir noch nicht. Wir standen erst mal in unglaublich langen Schlangen vor den Sicherheitskontrollen des Flughafens der 21 Millionen-Metropole. Alles verzögerte sich, aber außer uns aufgeregten Europäern regte sich darüber keiner wirklich auf. Reisen kann ganz schön anstrengend sein! Um 06:00 h morgens setzte dann der Flieger zum Landeanflug auf Bangkok an; unser Indien-Abenteuer war damit zu Ende!

Thailand: Sawadee Krap! Willkommen!

Gegen 6:00h landen wir in Bangkok. Der Flug war ok, aber doch anstrengend. Wir waren gegen 21 Uhr gestern Abend am Indira Gandhi Airport in Delhi. Es war sehr voll, unter anderem auch, weil sehr viele Blauhelmsoldaten auch auf ihre Flieger warteten. Mit etwas Verspätung ging es dann aber los. So erreichten wir dann Thailand 1 ½ Stunden zu spät, aber komplett mit unseren Koffern. Wir werden auch hier erwartet, erstaunlicherweise spricht die junge Frau von der Reiseagentur perfekt deutsch. Wir sind so perplex, dass wir erst mal konsequent auf Englisch antworten. Als wir das Flughafengebäude verlassen, schlägt uns 33°warme Luft entgegen - und auch recht feucht.

Aber etwas ist anders: Moderne Autos, geordneter Verkehr, moderne Häuser, alles ist ,westlicher'. Wir sind natürlich total kaputt. Wir haben so gut wie nicht geschlafen, es war eine elende Warterei im Flughafen in Delhi und wir sind total verschwitzt. Da sich Jonkol nicht gemeldet hat, planen wir, ins Hotel zu fahren, dort zu duschen, 2-3 Stunden zu schlafen, was zu essen und dann unseren Tag zu organisieren. Die Fahrt zum Hotel dauert eine ¾ Stunde, und als wir näherkommen, bleibt uns der Mund offen stehen.

Man muss wissen: Bangkok ist eine riesige, hochmoderne Stadt. Unzählige Hochhäuser (eines sieht wie ein Elefant aus) stehen da, der ,Skytrain', eine Eisenbahnlinie in ca. m Höhe entlastet den Wahnsinnsverkehr, der asientypisch mit Tuktuks, Rikschas, Mopeds und unzähligen Autos durch die Straßen zieht. Ein Fußgängerleben scheint hier nicht viel wert zu sein, das Überqueren von Straßen außerhalb der Ampeln (die werden hier beachtet) wird nur in Gruppen empfohlen.

Das Hotel überwältigt uns. Es ist ein Sheraton direkt im Stadtzentrum, am ,Fluß der Könige' (Chao Phraya). Und in der Halle wartet schon Jongkol auf uns. Sie hatte meine mails erhalten, konnte aber aus irgendwelchen Gründen nicht antworten. Da stehen wir nun: Wir, übernächtigt, verschwitzt und hungrig, Jongkol mit ihrem Finanzchef (sie fährt nicht selber Auto) frisch aus dem Ei gepellt (Thais scheinen nie zu schwitzen) und voller Tatendrang. Wir kommen überein, mal schnell zu duschen uns umzuziehen und eine Kleinigkeit zu essen.

Das Hotelzimmer im 28. Stock lässt keine Wünsche offen. Schon das Einchecken war spektakulär. Wie gewohnt hatte ich mich an der Rezeption angestellt, aber als die uns dann identifiziert hatten, hieß es: No! No!

Und dann brachte man uns zu einem anderen Check-In im 20. Stockwerk. Dort wurden wir in ein weiches Sofa gesetzt, die Klimaanlage arbeitete auf 18° und wir bekamen frischen Fruchtsaft. Dann nahm man uns die Pässe ab und erledigte alles für uns und brachte uns dann in unser Zimmer. Es war riesig groß und hatte bodentiefe Fenster zum Chao Phraya River.

Der Blick über die Stadt und auf den Fluss ist unglaublich. Unten jagen die Longtail-Boote stromauf und stromab, dazwischen Dschunken, Lastkähne und die für Bangkok typischen Flussboote, die sehen aus wie große Longtail-Boote, sind innen aber wie eine Straßenbahn mit Sitzen und Haltestangen ausgestattet. Wir werden später erfahren, dass das das schnellste Verkehrsmittel in Bangkok ist. Keine Staus, kurze Zyklen, billig. Aber davon später.

Viel ausruhen konnten wir uns nun nicht, da Jongkol auf uns wartete. Jongkol habe ich bei einem Management-Training in Holland kennengelernt. Damals war sie Vertriebschefin bei der Worldgas einem Schwesterunternehmen in dem Konzern, wozu auch die Firma gehörte, für die ich arbeitete. Worldgas ist aber vor einem Jahr verkauft worden und sie hat dann die Firma auch verlassen. Wir haben aber immer per mail den Kontakt gehalten und nun war sie hier, um mir wenigstens Bangkok zu zeigen.

Wir sind dann wenigstens kurz zum Frühstück gegangen und hier wartete dann die nächste Überraschung auf uns. Das Buffet war schätzungsweise 35m lang und um es auf den Punkt zu bringen: es gab alles! Alle Getränke incl. Champagner. Und alle warmen und kalten Speisen aus Asien, aber auch aus Europa bis hin zu Austern. WOW. Und wir hatten keine Zeit!

Wir steigen in die angenehm kühle Limousine von Jongkol ein (draußen sind es mittlerweile 36° und ziemlich feucht) und machen uns auf den Weg nach Ayutthaya. Bangkok wird von den Thais Krung Thep (Stadt der Engel) genannt. Von den ca. 2000 Tempeln, die es im Lande gibt, stehen ca. 300 in Bangkok! Aber Bangkok ist erst seit 200 Jahren die Hauptstadt. Vorher war das Ayutthaya.

Wir erreichen die Stadt und sehen die Ruinen von großartigen Tempelanlagen. Wirklich beeindruckend und riesig groß. Wir (wie halt Touristen so sind) erklimmen alle Treppen, von denen manche so steil sind, dass wir auf dem Hintern rutschend wieder runterklettern. Wir sind beeindruckt und verbrauchen dabei ca. 1 L Wasser auf 2 Stunden. Mittags führen uns unsere Gastgeber in ein kleines, einfaches Restaurant in Ayutthaya. Die Karte ist Thai, d.h., wir können noch nicht einmal die Zeichen erkennen.

Jongkol macht den Übersetzer und z.B. ,Spring-Rolls' (Frühlingsrollen) hört sich für uns bekannt an. Aber Jongkol erkennt unsere Ratlosigkeit und bestellt für uns. . .. . Wir bekommen sehr leckeres, offensichtlich im Wok zubereitetes Gemüse (eines davon, .Morning Glory' wird unser absoluter Favorit für die nächsten 2 Wochen), das teilweise ,spicy' zubereitet ist.

Spicy heißt soviel wie ,hot' oder scharf. Es ist aber absolut lecker und wir lernen, dass scharfes Essen in der Hitze irgendwie gut tut. Das Essen ist auch sehr leicht, man fühlt sich gut danach. Wir genießen unser Essen, erkunden weiter die Stadt und fahren dann zu einem Nebenfluss des Chao Phraya und machen einen Trip mit einem Longtail-Boot.

Wir sehen das Leben der Thai am Fluss, sie baden darin, waschen sich oder ihre Wäsche, Lastkähne ziehen gemächlich den Fluss hinunter, die Leute grüßen alle freundlich und vor jedem Haus sieht man ein Geisterhäuschen. Diese prachtvollen kleinen Häuser werden dort hingestellt, damit die Geister auch ein Zuhause haben und nicht in das Haus der Menschen eindringen. Jeden Tag werden Opfergaben in diese Häuser gebracht, das können Speisen oder Blumen sein, aber auch ganz profane Dinge wie Cola oder Zigaretten.

Andere Länder ..... Während wir in Indien in einer Hindu - Kultur waren, sind wir nun in einem Buddhistisch geprägten Land. In den Tempeln (Wat) ist Buddha allgegenwärtig, meistens in einer Haltung, die als ,lehrend' bezeichnet wird.

Die Thai (ich denke, dass ist bei den meisten Asiaten so) haben ein anderes Verhältnis zur Religion als wir. Wir lernen Jongkol als praktizierende Buddhistin kennen, die in jedem Wat deutliche Gesten macht und betet und in einem sehr prächtigen Tempel auch ein Opfer zelebriert. Dieser Tempel beherbergt den größten Buddha in Thailand.

Das Gebäude wurde um die Figur herum gebaut. Der Buddha hat (fast immer) ein goldenes Tuch um die Schultern. Das wird täglich gewechselt. Jongkol und ihr Fahrer kaufen ein solches Tuch und legen es in einer kleinen Zeremonie auf einen kleinen Stapel; so hat Buddha auch in Zukunft für jeden Tag etwas zum Anziehen. Jongkol lädt uns ein, eine kleine Zeremonie mitzumachen. Wir knien uns hin, nehmen einen bereitstehenden Becher mit länglichen, Bleistiftartigen Stiften darin und schütteln den.

So lange, bis einer herausfällt. Auf dem steht eine Nummer, und bei einem Mönch kann man sich einen kleinen Zettel mit seiner Zukunft holen. Wir haben das beide gemacht und Jongkol hat hinterher übersetzt. Meine Zukunft hört sich nicht schlecht an!

Eben schrieb ich ‚Jongkol und ihr Fahrer‘. Sie hatte uns nicht richtig vorgestellt, wie wir später herausfanden. Sie sagte anfangs, der Mann sei ihr ‚financial guy‘ und ich nahm an, dass er ihr Finanzchef sei. Jongkols Beruf war mir damals ein Rätsel. Sie machte irgendwas mit Coaching für Führungskräfte und vielleicht brauchte man da einen ‚financial guy‘- Später stellte sich aber heraus, dass Paitoon ihr Freund war.

Am Abend finden wir ein kleines Restaurant (keine Klimaanlage®) in dem wir eine typische Thai-Mahlzeit essen.

Es ist wieder vegetarisch, sehr leicht und sehr lecker. Es wird in einer Art ,Kochgeschirr' serviert, das nehmen die Thais üblicherweise mit aufs Feld resp. die Kinder nehmen so was mit in die Schule. Ein netter Brauch. Wir schlafen sehr gut! Früh am nächsten Tag steht Jongkol wieder auf der Matte. Wir wollen heute Bangkok erkunden. Dazu benutzen wir die Flussboote. Man kann für umgerechnet 2 € pro Person den ganzen Tag hin und herfahren, wie man will. Wir tun das auch, vor allem, weil die Luft auf dem Fluss herrlich ist!

Thailand hat ja auch noch einen König: Bhumibol (Rama IX) wird von seinem Volk sehr verehrt. In den Reiseführern steht auch, dass man keine Witze über ihn machen soll, da sind die Thais sehr kleinlich. Der berühmte Film ,Anna und der König' ist hier auch verboten, da die Thais das als Beleidigung ihres Königshauses werten. Ich werden ,Bhumi', so nenne ich ihn für mich, auch noch treffen, aber davon später.

Ich komme darauf, weil wir das Museum besuchen, in dem die königlichen Boote (die bei Festlichkeiten auch noch benutzt werden) aufbewahrt werden. Teilweise über 40m lange, schmale, geruderte Longtail - Boote, wunderbar geschmückt. Man kann sich kaum sattsehen.

Wir sehen Wat Phra Keo, Wat Po, machen einen Abstecher nach Chinatown mit seinen verrückten Straßen, nehmen Teil am hektischen Verkehr und gehen zwischendurch immer wieder zu kleinen Straßenverkaufsständen, um uns frisches Wasser (unser Verbrauch steigt), gebratene Bananen, geeistes Obst, Melonen, oder auch mal einen kleinen ‚Chicken-Stick‘ zu kaufen.

Wir nutzen immer wieder die Boote, aber auch oft Tuktuks. Bei den Tuktuks bekommt man auch was von der Luft in den Straßen mit. Der Tag ist unglaublich vielfältig und wir beenden ihn in einem Restaurant am Fluss, Blick auf den schwarzen Strom, auf dem prachtvolle Dschunken hin und her fahren. Wir nehmen Morning Gory, andere Gemüsearten, Pilze und Prawns. Dazu Singha - Bier, schön kalt.

Nach dem Essen machen wir noch einen Abstecher in ein kleines Viertel, in dem sich jeden Abend die ,Backpacker', d.h. die Rucksacktouristen treffen. Die Königsallee zu Karneval ist nichts dagegen. Unzählige junge Leute, Kneipen, Restaurants, Tattoo - Studios, kleine Verkaufsstände: Es gibt kein Durchkommen. Alle sind freundlich, wir werden angesprochen: Woher, wohin und wir staunen.

Jongkol zeigt uns ein Hotel und deutet auf die Preistafel. Ein Zimmer kostet hier 300 Bath, das sind umgerechnet 6 €. Das Mitnehmen von weiblichen Thai aufs Zimmer ist aber ausdrücklich verboten. Patpong (das ist das Rotlichtviertel) ist nicht fern. Wir müssen uns von Jongkol verabschieden. Wir haben auch für sie ein Buch über Düsseldorf mitgebracht, sie freut sich sehr darüber. Wir umarmen uns noch lange. Aber wir werden uns bestimmt wieder sehen.

Den Tag darauf haben wir ‚frei'. Wir erkunden auf eigene Faust die Stadt. Wir fahren mit einer Fähre über den Fluss und gehen über einen kleinen Markt. Ich habe meine Uhr zuhause in Deutschland vergessen und frage Daggi seit einer Woche immer wieder nach der Zeit. Hier finde ich eine einfache Quarzuhr mit Metallband und bis 3,5 bar Wasserdicht. Preis nach einigem Handeln: 120 Bath, also etwas mehr als 2 €. Das kann ich mit leisten.

Nach einer Zeit fahren wir wieder mit der Fähre zurück auf ,unsere' Seite. Hier geht die Uhr bereits 10 Minuten nach. Ich stelle sie neu und wir bewegen uns in Richtung des großen Palastes. Wir sind nicht weit davon entfernt, da ist das Uhrglas von innen beschlagen. Sehr wasserdicht scheint sie nicht zu sein. Bangkok hat offensichtlich viele Seiten. Daggi und ich trennen uns und gehen eigene Wege.

Es macht Spaß, die Stadt zu erkunden, auch wenn die Entfernungen einfach riesig sind und die Luftfeuchtigkeit in den engen Straßenschluchten macht einem auch zu schaffen. Plötzlich spricht mich ein Mann an: Schöne Schuhe! Ich schaue auf meine ausgelatschten Sandalen, als er fragt, wo ich die herhabe. Na ja, wir kommen ins Gespräch und als ich behaupte, ich komme aus Köln, sagt er: Was für ein Zufall. Seine Schwester wäre Krankenschwester in einem Kölner Krankenhaus. Und hier (er zeigt hinter mich) wäre seine andere Schwester! Ob ich die gerne mal näher kennen lernen wollte? Jetzt habe selbst ich verstanden.

Ich gehe weiter und überquere unter Lebensgefahr mehrere 6-spurige Straßen, gehe durch kleine Gassen, nehme starke Gerüche wahr bis ich zu einer großen, aber sehr leeren Straße komme. Ich schaue kurz, sehe gegenüber ein Polizist, und setze an, die Straße zu überqueren, aber der Uniformierte ruft: Stopp. Na gut, bleibe ich halt stehen. Ich gehe zum Straßenrand und schaue links und rechts, ob da irgendwas ist. Aber er ruft: Go back! Mir ist das zu dumm, weil ich nicht verstehe, warum ich weder über die Straße gehen darf, noch zum Straßenrand und ich gehe die Straße weiter runter. Er ruft mir zu, dass ich stehen bleiben soll. Ein paar Thais bekommen die gleichen Anweisungen und sicherheitshalber bleibe ich nun auch stehen..

Dann kommen plötzlich 20 - 30 weiße Harleys um die Ecke, dahinter ein weißer Rolls Royce mit wem darin? Genau: Bhumi! Uns war schon aufgefallen, dass die ganze Stadt geschmückt war mit Bildern von ihm, da er sein 60-jähriges Thronjubiläum feiert. Ihm zu Ehren war auch Juan Carlos aus Spanien in der Stadt; Ich denke, er hat auch in dem Auto gesessen, konnte ihn aber in der Kürze nicht erkennen.

Wir stromern durch die Stadt und abends machen wir auf einer der Pracht - Dschunken eine Tour auf dem Fluss, mit einem tollen Abendessen an Bord und einer Tanzdarbietung von 3 Thai - Schönheiten. Abends vom Fluss aus wirkt die Stadt wunderbar!

Tags drauf geht es nach Norden. Wir gehen nach Kanchanaburi in Kanchanaburi. Der Name steht gleichzeitig für eine Provinz in Zentralthailand und für deren Hauptstadt. Hier sind wir im Revier des River Kwai, von dem auch der berühmte Film erzählt. Die Japaner hatten im 2. Weltkrieg eine Eisenbahnlinie gebraucht, die von Burma nach Malaysia führen sollte, um den Nachschub zu sichern.

Zu diesem Zweck hat man alle Kriegsgefangenen (Engländer, Holländer und Australier) nach Siam / Thailand gebracht und auch noch fast 200.000 Kulis aus Laos, Kambodscha und Burma . angeworben, die unter unmenschlichen Bedingungen diese Linie gebaut haben. Wir haben 2 Museen besucht und sind auch auf dem riesigen Friedhof gewesen, wo die Opfer dieser Maßnahme liegen.

Wieder mit einem Longtail-Boot fahren wir zur ,Brücke am Kwai', die aber nicht sehr spektakulär ist. Die Fahrt mit dem Boot ist ok. Die Boote hier sind ca. 15m lang und 2 m breit. Hinten ist ein nicht schallgedämpfter, ca. 100 PS - Motor an einer langen Stange befestigt, der die Schiffe unter unglaublichem Lärm auf ca. 50 km/h bringt Wir fahren von hier aus weiter mit dem Boot fast eine Stunde stromauf in den Dschungel.

Die Natur ist atemberaubend. Wir kommen an Wäldern und Felsen vorbei, jede Biegung des Flusses zeigt uns ein neues Bild. Seltsame Vögel, Wasserbüffel…nicht zu beschreiben. Nach einer knappen Stunde kommen wir an unserem Dschungel-Raft an.

Das sind Hausboote aus Bambus, die schwimmen auf dem reißenden Kwai und bestehen aus einem Schlafzimmer einem Bad und einer vorderen und hinteren Terrasse mit Liegestühlen. Wir beziehen unser Raft. Es sind ca. 12 - 15 Häuser, in der Mitte ist eine Art Kneipe und daneben ein Massagesalon. Wir gehen mit unserem Guide in den Dschungel und er führt uns zu einem Mon-Dorf.

Die Mon sind eine buddhistische Sekte, die überwiegend aus Burma kommen. Auch unser Guide ist Burmese. Man erkennt sie oft an weißen Kreisen auf der Wange. Die Mon leben hier und jobben für das Dschungel - Raft. Sie kochen für die Gäste, putzen, tanzen und kümmern sich um alles. Wir sind weit vom nächsten Menschen entfernt und der kleine Stromgenerator ist für den Kühlschrank zuständig.

In dem Dorf gibt es auch Elefanten, auf denen die Touristen durch den Dschungel reiten können, aber wir verzichten. Die Elefanten, die man reiten kann laufen nach Dienst frei im Dschungel herum. Ich lese eine Warntafel, auf er erklärt wird, dass man sich den Elefanten, wenn sie den Kopf hoch und runter bewegen (also nicken) nicht nähern soll. Sie regen sich dann gerade auf. Man soll sich ihnen auch nicht von vorne nähern, da können sie einen nicht sehen, sondern von der Seite, am besten von rechts; das wurde ihnen antrainiert. Gut zu wissen.

Später kommt ein kleinerer Elefant zum Raft und wir füttern ihn mit Melonenstücken. Wenn er mit dem Rüssel die Melone aus der Hand nimmt, spürt man, dass er mit genau diesem Rüssel auch Baumstämme heben kann. Respekt ist angesagt!

Es ist später Nachmittag, ich lege mich mit einer Flasche Singha -Bier auf meine Terrasse, Daggi lässt sich eine Fußmassage geben. Leben wie Gott in Frankreich Thailand. Ich schaue auf meine ,Sonderangebots - Uhr', aber was da draufsteht kann ich nicht glauben. Ich nehme sie ab und werfe sie, so weit ich kann, in den Fluss. Ich wollte den Thai nur ihr Eigentum zurückgeben. Ich glaube nicht, dass das Umweltverschmutzung ist, ich denke, sie wird da verfaulen!

Abends gehen wir noch zu einer Tanzveranstaltung der Mon und danach sind wir gespannt auf die Nacht im Dschungel. Die Tanzveranstaltung war allerdings (für uns) ziemlich gruselig. Atonale aber dafür sehr laute Musik (Krach) und dazu Tanz in historischen, sehr bunten Kostümen. Natürlich bin ich ein Kulturbanause, aber insgesamt war die Veranstaltung eher langweilig. Dafür war die Nacht schön. Der Fluss rauscht, Vögel im Wald, hier und da ein knacken ..... Wir legen sehr sorgsam die Moskitonetze aus und sind mal gespannt. Nachts so gegen 3h wache ich auf, weil mir zu kalt ist und nehme mir die Decke. Seltsam! Der nächste Tag beginnt.

Wir frühstücken in der ,Kneipe' und besuchen dann einen der kritischen Teile dieser höllischen Bahnstrecke den hellfire - pass. Hier haben die Japaner damals die Trasse der Eisenbahn durch einen Berg getrieben; vorbei kam man nicht und wie Tunnel gebaut werden wussten die Leute damals nicht. Also hat man eine riesige Schneise in den Felsen geschlagen.

Da es am Grund immer dunkel war, hat man hier große Feuer entfacht, daher der Name ,hellfire =Höllenfeuer'. Hier sind auch viele Menschen gestorben, angeblich steht jede Eisenbahnschwelle für einen Toten. Das ist wirklich bedrückend hier. Im Museum sind auch viele Details zu sehen. Aber das gehört zur Geschichte des Landes.

Wir essen noch lecker, kaufen noch ein paar T-Shirts (ist billiger, als die alten waschen zu lassen) und machen uns auf den Rückweg. Zurück nach Bangkok, morgen wollen wir weiter in den Süden von Thailand, auf die Insel Pukhet.

Am Abend streifen wir erneut durch Bangkok, wir trauen uns auch in die dunklen Seitenstraßen hinein und auch unter die Trassen von Hochstraßen. Hier ist eine der dunklen Seiten der Stadt. Hier, im Schutz vor dem bald beginnenden Monsun, leben die Ärmsten in furchtbarem Dreck und Lärm. Hier vegetieren auch ein paar abgemagerte Hunde und Katzen, die lethargisch in der hier gestauten Hitze liegen.

Wir sind dann froh, als wir wieder erleuchtetere Straßen finden. Wir entdecken auch ein recht volles Restaurant (mit Klimaanlage) in dem nur Asiaten sitzen. Wir gehen rein und werden auch etwas angestaunt, bekommen dann aber einen Tisch und essen sehr lecker. Zurück im Hotel nehmen wir noch einen Drink (Mekong-Whisky) an der Hotelbar am Fluss und nehmen Abschied von dieser turbulenten Stadt.

Der Flug am kommenden Tag war sehr früh und wir orderten ein Taxi für 6:00 Uhr. Ich habe dann gefragt, ob man uns eventuell ein Frühstückspaket zum Mitnehmen machen könne. Die Rezeptionistin fragte dann, ob 5:15 ok wäre und ich nickte.

Und was geschah am nächsten Morgen um 5:15? Es klopfte und vor der Tür standen 2 Kellner mit 2 Servierwagen. Darauf waren verschiedene warme und kalte Getränke und Speisen. Essen für 6 hungrige Bauarbeiter. Und nun ließen wir es uns schmecken.

Um 6 Uhr werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Der Trip nach Pukhet wird nur eine knappe Stunde dauern, also nichts Aufregendes. Nach der Landung wurden wir auch hier von einer sehr freundlichen Reiseleiterin abgeholt und zum Hotel gebracht.

Wir waren natürlich neugierig, ob man von dem Tsunami noch irgendwas sieht, aber das einzige, was auffiel, waren erst mal nur Schilder mit der Aufschrift: Pukhet is back! Pukhet ist eines der Ferienparadiese in Thailand. Jongkol hatte uns zwar gesagt: das sei nicht Thailand, weil dort eigentlich überwiegend Farang leben (das sind Weiße, Europäer) und irgendwie hat sie auch recht: Pukhet ist anders.

Sehr touristisch erschlossen, viele Europäer hier. Patong Beach, einer der Hauptstrände, ist so, wie ich mir den Ballermann 6 vorstelle. Discos, T-Shirt-Läden Restaurants, Wasserski, Tauchen, McDonald: Hier kann man sich zuhause fühlen.' Auf der anderen Seite grünes, sehr klares Wasser mit einer Temperatur von ca. 30 , Lufttemperatur von 34 - 37 Hat auch was für sich.

Wir kommen in unserem Hotel an in dem wir (das ist ungewohnt) fast eine Woche wohnen werden. Es ist ein sehr schönes, luxuriöses Hotel. In der 'öffentlichen' Anlage hat man auf Klimaanlagen verzichtet, die Zimmer sind wiederum winterlich. Unser Zimmer hat Blick aufs Meer und auf einen der 5 Pools. Dazu eine kleine Terrasse.